Identität durch Konsum? - Die symbolische Bedeutung von Konsumgütern für die Identitätsbildung


Hausarbeit, 2011

8 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Symbole, Identität und der verallgemeinerte Andere

3. Die Bedeutung der jugendlichen Entwicklungsphase

4. Die symbolische Bedeutung von Konsumgütern

5. Schlusswort

Literarturverzeichnis

1. Einleitung

Handy und Geldbörse immer griffbereit - Jugendliche konsumieren jährlich für mehrere Mil­liarden Euros, vor allem Handys und modische Bekleidung. Pro Kopf steigen dabei die Aus­gaben in Deutschland stetig (Handelsblatt 2005: 1). Dass die Entwicklung der heutigen Kon­sumkarrieren 15 bis 24jähriger im letzten Jahrzehnt zunehmend öffentliches Interesse erregt, wird vor allem deutlich, wenn Medien weiterhin von der prekären Verschuldung vieler Ju­gendlicher einerseits und steigender konsumfördernder Investitionen der Handelsunterneh­men im Wettbewerb um das vielversprechende Profitpotenzial „Jugendmarkt“ andererseits berichten. So gibt es aber nicht erst seitdem wissenschaftliche Bemühungen, Ursachen und Muster für derartige empirische Beobachtungen mit Hilfe der unterschiedlichsten Theorien, die jugendliche Identität und Konsumverhalten in einem Zusammenhang zeigen, zu erklären, die mit unter die Relevanz komplexer biologischer und psychologischer Zusammenhänge, sowie die Einflüsse des sozialen Umfelds berücksichtigen können.

Um dafür einen wissenschaftlichen Einstieg zu finden, möchte ich mich mit meiner Hausar­beit entfernt von den genannten Probleme und den möglichen Gründen von Konsument­scheidungen, deren Untersuchung den Rahmen dieser Hausarbeit überschreiten würde, zunächst einmal grundlegend aus einer möglichen Perspektive annähern, indem ich die Bil­dung von Identität aus einem möglichen soziologischen Blickwinkel betrachte. Dazu benutze ich dass in vielen Studien rezipierte Konzept des symbolischen Interaktionismus von George Herbert Mead, mit dem ich einen Zusammenhang aufzeige, der belegt, dass ein Konsumgut in einer bestimmten Betrachtung für die Identitätsbildung sinnstiftend ist. Somit möchte ich eine Grundlage schaffen, indem ich einen wichtigen Ansatzpunkt beleuchte, der weiterfüh­rende Gedanken zu diesem Thema ermöglicht. Die jugendliche Lebensphase möchte ich hierbei hervorheben, da diese für die persönliche Identitätsentwicklung besonders bedeut­sam ist. Ein Blick auf Meads Konzept scheint mir weiterhin lohnenswert, wenn in Studien öffentlich behauptet wird, dass „(,..)Konsum als Ersatz für fehlende Identität fungieren kann(...)“ oder dass es im Jugendalter darum geht „(,..)eine eigene Identität zu finden“ (Ver­braucherzentrale Bundesverband 2005: 1).

2. Symbole, Identität und der verallgemeinerte Andere

Die Art und Weise wie Menschen in unserer modernen Industriegesellschaft ihr kollektives Leben und Arbeiten organisieren, hat überhaupt erst diese besondere Form der Bedürfnisbe­friedung, die wir hier alltäglich praktizieren und als Konsum bezeichnen, ermöglicht. Neben Konsum als bloßen sozialen Akt des Verbrauches von Teilen des Sozialprodukts zur pri­vaten Bedürfnisbefriedigung hat er bzw. haben die Konsumgüter für den Konsumenten zu­sätzlich eine besondere symbolische Bedeutung. Diese Erkenntnis ermöglicht auch einen zusammenhängenden Blick auf die Identitätsbildung von Personen (Brockhaus Enzyklopädie 1974: 208).

Nach Mead ist auch die Entwicklung der Identität eines Menschen durch die soziale Organi­sation maßgeblich bestimmt. Dafür die Kommunikation, die zwischen ego und alter im Inter­aktionsgeschehen stattfindet und die auf Grundlage unserer geistigen und schöpferischen Fähigkeiten uns vom Tier unterscheidend, eine besondere symbolische Kommunikation darstellt (Mead 1934: 299). Über Kommunikation verständigen wir uns mit anderen darüber wer wir sind und welchen Sinn wir mit unseren Handlungen teilen. Dazu nutzen wir Symbole, so zum Beispiel die Sprache, die uns bestimmte Bedeutungen vermitteln und als Träger geteilter, gemeinsam verstandener Erfahrung in sozialen Interaktionen entstehen. Uns ist es damit möglich, Situationen, die wir erleben, Handlungen dir wir ausüben und die Umwelt die uns umgibt, mit eben dieser symbolischen Bedeutung zu versehen, um sie dann in Interakti­on mit anderen und im Dialog mit uns selbst wieder zu interpretieren. Wir reagieren damit nicht bloß auf ein Symbol, sondern wir denken in einem inneren Gespräch über die besonde­re Bedeutung des wahrgenommen Symbols nach. Wenn wir uns dabei fragen, was ein an­derer in einer bestimmten sozialen Situation von uns möchte, setzen wir uns in die von uns gedeutete Rolle des anderen hinein. Weiter stellen wir uns dabei auch vor, wie der andere dann auf unsere Reaktion reagieren könnte. In diesem Prozess werden wir auch auf uns aufmerksam und reagieren auf uns, in dem wir uns durch den anderen sehen, oder zumin­dest uns vorstellen wie wir gesehen werden können und werden uns schließlich unserer selbst bewusst (Abels 2010: 259 - 263).

„Identität entwickelt sich; sie ist bei der Geburt anfänglich nicht vorhanden, entsteht aber innerhalb des gesellschaftlichen Erfahrungs- und Tätigkeitsprozesses, das heißt im jeweili­gen Individuum als Ergebnis seiner Beziehungen zu diesem Prozess als Ganzem und zu anderen Individuen innerhalb dieses Prozesses" (Mead 1934: 177). Die dafür benötigte Fä­higkeit der Rollenübernahme erlernen wir in zwei Phasen des Erwachsenwerdens durch den eigenen Erfahrungsbereich mit anderen. Zunächst erlernt ein Kind besondere Haltungen eines bestimmten anderen, sich selbst gegenüber und zu einander durch bestimmte Hand­lungen in Relation zu setzen, an denen es direkt selber Teil hat. So schlüpft es beispielswei- se im Rollenspiel in die Rolle seiner Mutter in dem es Mutter - Kind spielt. In der zweiten Phase organisiert es nicht nur die besonderen individuellen Haltungen, sondern auch die gesellschaftlichen Haltungen des verallgemeinerten Anderen, also die Summe aller erfahrenen Perspektiven in bestimmten Situationen, die es zugleich einnimmt und von denen es Konsequenzen erwarten kann (Mead 1934: 200 f.).

Obwohl wir die gleichen Symbole teilen, ist der Mensch aufgrund seiner individuellen Erfah­rung und Interpretationsweise doch einzigartig. So ist nach Mead das persönliche Selbst, durch einen ständigen inneren Dialog eines „impulsiven Ichs" und eines „reflektierten Ichs" bestimmt, letzteres dafür, dass sich das Individuum wie gesehen, ja bloß durch Auseinan­dersetzung mit anderen entdeckt, die Aktivität dafür aber aus eigenem inneren Antrieb resul­tiert. Das „reflektierte Ich", frei übersetzt nach seiner Bedeutung aus dem amerikanischen Original, drückt dabei die unterschiedlichen Perspektiven des verallgemeinerten Anderen aus. Im Verhältnis dazu, reagiert das „impulsive Ich", ebenfalls nach seiner Bedeutung frei übersetzt, auf die vielen „reflektierten Ichs", da ja prinzipiell viele Erfahrungen über Perspek­tiven mit anderen gemacht werden, widerständig aber flexibel, indem das „reflektierte Ich" durch soziale Kontrolle aufgrund der Selbsteinschätzung aus der Perspektive des verallge­meinerten Anderen einen permanenten Druck ausübt. Da der Mensch immer wieder neue Erfahrungen im Laufe seiner Sozialisation macht, verändert sich das reflektierte Ich, indem es zahlreicher und ausdifferenzierter, aber auch widersprüchlicher werden kann, es sich also keineswegs starr und homogen entwickelt (Abels 2010: 268 - 272). So wird Identität, vage formuliert, als flexible Synthese in einem ständigen inneren reflexiven Dialog zwischen dem impulsiven und dem reflektierten Ich stetig neu verhandelt. Dies soweit aber am Rande.

3. Die Bedeutung der jugendlichen Entwicklungsphase

Das Potenzial der Reflexion ist gerade in der Jugendphase für die persönliche Entwicklung der Identität besonders entscheidend, da trotz dem Verständnis einer Identität als ständiger lebenslanger Prozess, der Jugendliche bedeutsame Erfahrungen und Veränderungen durchlebt, die seinen weiteren Verlauf maßgeblich beeinflussen. In dieser Zeit werden Ju­gendliche besonders stark von gleichaltrigen Anderen beeinflusst, was auch die Bedeutung des Besitzes von Konsumgütern in der eigenen Gruppe hervorhebt. So sind nun bereits un­terschiedliche Erfahrungen aus sozialen Interaktionen gemacht, das Wissen um die symbo­lische Bedeutung von sozialen Rahmenbedingungen und Objekten vorhanden.

Ende der Leseprobe aus 8 Seiten

Details

Titel
Identität durch Konsum? - Die symbolische Bedeutung von Konsumgütern für die Identitätsbildung
Hochschule
Universität Kassel
Veranstaltung
Seminar: Soziologie der Identität
Note
1,7
Autor
Jahr
2011
Seiten
8
Katalognummer
V174342
ISBN (eBook)
9783640948475
Dateigröße
398 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Nach George H. Meads Überlegungen zum Symbolischen Interaktionismus
Schlagworte
Symbolischer Interaktionismus, Konsum, Identität, Konsum Identität, Mead
Arbeit zitieren
Christian Kohl (Autor:in), 2011, Identität durch Konsum? - Die symbolische Bedeutung von Konsumgütern für die Identitätsbildung , München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/174342

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