Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge, Rainer Maria Rilke - eine Interpretation


Hausarbeit, 2011

14 Seiten, Note: 2


Leseprobe


1. Einleitung

Rainer Maria Rilke brauchte fast sechs Jahre, um seinen ersten und einzigen Roman „Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge“[1] fertigzustellen. Sein erster Aufenthalt in Paris von August bis Juli hat ihn so nachhaltig geprägt, dass er bereits am 8 Februar 1904 in Rom mit seinen Aufzeichnungen begann, die er am 27. Januar 1910 in Leipzig beendet hat. Der Roman beginnt in der Rue der Toullier 11 in einem kleinen Hotel, in dem auch Rilke 1902 nach seiner Ankunft wohnte. Rilke selbst setzte sich während der Arbeit und nach deren Vollendung intensiv in zahlreichen Briefen mit Malte, dem Protagonisten des Romans auseinander. Rilke setzt den Handlungsstrang, der den Seelenzustand des Protagonisten darstellt, nach Paris. Dies tut er, weil er mit der Stadt viele persönliche Erinnerungen verbindet, die sich mit denen von Malte oftmals decken.

Für meine Seminararbeit habe ich mich entschieden, die ersten 20 Seiten der Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge zu interpretieren. Das Ziel meiner Arbeit soll zuerst sein, den Leser mit Rainer Maria Rilkes Leben bekannt zu machen. Demzufolge werde ich ausschließlich die ersten 20 Seiten des Romans zu interpretieren. Zum Schluss werde ich rückblickend reflektieren.

2. Leben von Rainer Maria Rilke

Rainer Maria Rilke wurde als René Karl Wilhelm Johann Josef Maria am 4. Dezember 1875 in Prag geboren. Der Vater, Josef Rilke, war Bahnbeamter nach einer gescheiterten Militärkarriere, seine Mutter Sophia kam aus einer reichen Familie und fühlte sich in der Ehe mit Josef unglücklich. Sie hatte die Vorstellung von einem vornehmen Leben und so brach die Ehe auseinander als René neun Jahre alt war. René wuchs als Einzelkind auf, nachdem schon früh seine Schwester gestorben war. Seine Mutter konnte dieses Leid nicht ertragen und sah in René, französisch der Wiedergeborene, die verlorene Tochter. So wurde er bis zu seinem sechsten Lebensjahr als Mädchen erzogen, er trug lange Haare und Kleidchen. Auf den Druck seines Vaters aber ging er 1885 zu einer militärischen Realschule. Er sollte die Offizierslaufbahn antreten. Doch der militärische Drill und die Erfahrungen sich in einer Männergesellschaft behaupten zu müssen, traumatisierten den gefühlvollen Jungen nachhaltig. Er wurde krank und brach die Ausbildung ab. 1895 bestand er dann das Abitur, nachdem er Privatunterricht genommen hatte und begann 1895/96 ein Studium der Literatur, Kunstgeschichte und Philosophie in Prag und in München. Die wichtige Person in seinem darauffolgendem Leben, welche ihn nachhaltig beeinflusste, war die Literatin Lou Andreas-Salomé. Er verliebte sich in sie und sie waren 1861-1900 ein Paar, obwohl sie verheiratet und älter als er war. Für sie änderte er auch seinen Namen in Rainer-Maria Rilke, weil dies für einen männlichen Schriftsteller angemessener war, wie sie ihm riet. Lou Andreas- Salomé war für Rainer-Maria Rilke die Muse, aber auch ein Ersatz für die Mutter, die er nie wirklich hatte. Sie gab ihm häufig psychologischen Rat und Unterstützung; auch nach der Trennung war sie eine gute Freundin. Von 1897 bis 1900 reiste Rilke Lou Andreas-Salomé hinterher und besuchte so Berlin, Italien und Russland. In Moskau traf er Lew Tolstoi und ließ sich von ihm inspirieren. Nach der Trennung von Lou Andreas-Salomé traf er die Bildhauerin Clara Westhoff und im folgenden Frühjahr heirateten sie. 1901 wurde seine Tochter Ruth geboren. Doch schon 1902 verließ Rilke die eheliche Wohnung und reiste nach Paris, um dort eine Monographie über Auguste Rodin zu verfassen. Die Beziehung blieb trotz örtlicher Trennung bestehen. Doch Rilke konnte sich nie an ein normales bürgerliches und sesshaftes Leben gewöhnen. In Paris traf Rainer-Maria Rilke auf den Künstler Cézanne und somit auf die Moderne, die ihn nachhaltig prägte. Paris wurde für viele Jahre seines Lebens der Hauptwohnsitz des Schriftstellers. Neben vielen Gedichten („neue Gedichte“ 1907, „neue Gedichte anderer Teil“ 1908 und „Requiem Gedichte“ 1909) begann er dort auch seinen ersten Roman „Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge“, den er erst 1910 beendete. Auch arbeitete er bis 1906 für Auguste Rodin, bis in diesem Jahr sein Vater starb. 1912 erschien sein Roman „Die Weise von Liebe und Tod des Cornets Christoph“, zum ersten Mal in Zusammenarbeit mit dem Insel Verlag. Seitdem konnte sich Rainer-Maria Rilke ungewöhnlicher Popularität erfreuen. Doch danach geriet Rilke in eine Schaffenskriese, die bis 1922 anhielt. In diesem Jahr konnte er endlich seine schon 1912 begonnenen „Duineser Elegien“ beenden. Der erste Weltkrieg überraschte Rainer-Maria Rilke in Deutschland. Sein Besitz in Frankreich wurde beschlagnahmt, da er zu allen politischen Lagern Kontakt hatte und so verbrachte er die Kriegszeit in München. Doch Anfang 1916 wurde er eingezogen und musste in Wien eine militärische Grundausbildung über sich ergehen lassen. Er arbeitete zwar nur im Kriegsarchiv und dies nur bis Juni 1916; dennoch erinnerte ihn die Grundausbildung so sehr an seine Jugend, dass er danach keine Gedichte mehr verfassen konnte. Seit 1923 musste Rilke mit gesundheitlichen Beschwerden kämpfen. Diese Krankheit wurde erst spät als Leukämie erkannt, woran der Schriftsteller am 29.12.1926 auch starb.

Zu den frühen Werken Rilkes gehören die Gedichtbände „Wegwarten“, „Traumgekrönt“ und „Advent“. Diese Werke wenden sich nicht an das menschliche Innere; erst mit dem Band „Mir zu Feier“ wendet er sich einer systematischen Betrachtung der menschlichen Seele zu. Der unveröffentlichte Band „Dir zur Feier“ ist eine einzige Liebeserklärung an Lou Andreas-Salomé. Mit seinen kunstvoll verschlungenen Reimbänden gehören seine Werke zu den Hauptwerken des Jugendstils.[2]

3. Interpretation

Im Folgenden werden Textstellen zitiert und versucht die Intention des Autors zu finden. Ein gesammelter Blick auf die ersten Seiten des Werkes wird am Ende gegeben.

„So, also hierher kommen die Leute, um zu leben, ich würde eher meinen, es stürbe sich hier.“[3]

Schon der erste Satz der Aufzeichnungen drückt die negative Grundstimmung aus. Der Ort, an dem der Protagonist angekommen ist, scheint ihm nicht zu gefallen. Es wirkt so, als würden die Leute im Allgemeinen gerne an diesem Ort leben. Malte ist nicht dieser Meinung, da er sogar vom Gegenteil spricht: Er betont mit dem Wort „sterben“ eindeutig, dass die Stadt seinen Erwartungen nicht entspricht. Diese Erwartungshaltung drückt er durch die Worte „um zu“[4] aus – weil viele Leute hingehen, um zu leben, kommt Malte ebenfalls mit dieser Erwartung in diese Stadt. Doch dann erfährt er, dass die Leute das als „leben“ bezeichnen, was für ihn „sterben“ ist.[5] Diese Meinung bildet er sich aufgrund der Beobachtungen, die er in der Stadt gemacht hat.

[...]


[1] Rilke, Rainer Maria: Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge. Kommentierte Ausgabe Philipp Reclam jun. Stuttgart 1926.

[2] Wolfgang Leppmann: Rilke sein Leben, seine Welt. R.Piper, München 1996.

[3] Rilke, Rainer Maria: Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge. Kommentierte Ausgabe Philipp Reclam jun. Stuttgart 1926. S. 7

[4] Giloy, Birgit: Die Aporie des Dichters: Rainer Maria Rilkes „Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge“. Ars una. München 1992. S.16

[5] Ebd. S. 16

Ende der Leseprobe aus 14 Seiten

Details

Titel
Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge, Rainer Maria Rilke - eine Interpretation
Hochschule
Gottfried Wilhelm Leibniz Universität Hannover  (Literaturwissenschaft)
Veranstaltung
Literaturgeschichte
Note
2
Autor
Jahr
2011
Seiten
14
Katalognummer
V173985
ISBN (eBook)
9783640947508
ISBN (Buch)
9783640947744
Dateigröße
489 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
aufzeichnungen, malte, laurids, brigge, rainer, maria, rilke, interpretatoin, interpretation
Arbeit zitieren
Ahmet Örnek (Autor:in), 2011, Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge, Rainer Maria Rilke - eine Interpretation, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/173985

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