Kindheit und Jugend in der DDR im Spiegel literarischer Neuerscheinungen


Magisterarbeit, 2011

96 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Einleitung

Im Herbst 2009 feierte das deutsche Volk das Jubiläum der Friedlichen Revolution der Deutschen Demokratischen Republik. 1989, genau zwanzig Jahre zuvor, protestierten hunderttausende Menschen gegen das Regime, demonstrierten auf den Straßen mit den Rufen „Wir sind das Volk“ und „Keine Gewalt“ und brachten schließlich die Diktatur der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands zu Fall. Die Friedliche Revolution und die Selbstdemokratisierung der DDR führten zur Wiedervereinigung Deutschlands im Jahre 1990. Die DDR war Geschichte und wurde gleichzeitig zum Objekt wissenschaftlicher Untersuchungen. Auch heute erscheint es als äußerst notwendig, die Geschichte der DDR zu analysieren und sich mit ihr auseinanderzusetzen.1

Egal ob die Wende 1989 positiv oder negativ empfunden wurde, verlangt sie nach einer Auseinandersetzung, einer Verarbeitung, die in großem Maße auf der literarischen oder literaturwissenschaftlichen Ebene geschieht. Die Auseinandersetzung damit erfolgt ebenso in den Medien - in Form von Reportagen, Filmen, Rundfunksendungen. Die Theaterstücke und Ausstellungen machen auch diesen Teil der deutschen Geschichte lebendig. Die politische Wende kann als wichtigstes Ereignis für die deutsche Literatur der letzten zwanzig Jahre angesehen werden. Mit dem Ende der DDR endete auch ihre 40-jährige Literaturgeschichte, die mehrere Autorengenerationen hervorgebracht hat. Zugleich meldeten sich neue Autoren zu Wort. Es konnte ein Anstieg der Anzahl veröffentlichter Romane, Anthologien, Essays, Gedicht- und Dokumentarbände und Erinnerungsbücher beobachtet werden.2

Die Zahl der Bücher zur politischen Wende 1989 in der DDR steigt mit jedem Jahr. Um diese Entwicklung festzuhalten und die verschiedenen Titel sowohl alphabetisch, als auch der Textsorte nach anordnen zu können, besteht die Notwendigkeit, die Bibliographien zu publizieren, deren Gegenstand die Wendethematik ist. In diesem Zusammenhang sind in erster Linie zwei Arbeiten zu erwähnen: das im Jahre 1996 von Jörg Fröhlich, Reinhild Meinel und Karl Riha herausgegebene Werk „Wende-Literatur. Bibliographie und Materialien der deutschen Einheit“3 und die 2003 erschienene umfassende Bibliographie von

Frank Thomas Grub mit dem Titel „‚Wende’ und ‚Einheit’ im Spiegel der deutschsprachigen

Literatur“4

Die Anzahl der Arbeiten zur Wendethematik ist äußerst groß, sodass aus Gründen der Übersichtlichkeit und des Verständnisses lediglich die Hauptwerke Erwähnung finden. Dabei möchte ich mich auf die Bibliographie von Wiebke Helm „‚Wende’ und ‚Deutsche Einheit’ als Thema der deutschsprachigen Kinder- und Jugendliteratur im Zeitraum 1990 bis 2004“5 aus dem Jahre 2004 beziehen, die bis heute eine aktuelle und umfassende bibliographische Schrift zur Wendethematik darstellt. Im Vergleich zu den beiden oben erwähnten Bibliographien, die nur ansatzweise die Veröffentlichungen berücksichtigen, versucht diese Schrift die innerhalb der fünfzehn Jahre nach der Wende erschienenen Werke der Kinder- und Jugendliteratur vollständig zu belegen. Dabei wird von einem erweiterten Kinder- und Jugendliteraturbegriff ausgegangen, denn diese Bibliographie enthält nicht nur die literarischen Produktionen aus den Kinderbuchverlagen, sondern auch epische Werke der großen Verlage.6

Wiebke Helm fasst zum einen die Titel zusammen, deren zentrale Thematik die Revolution 1989 und die deutsche Einheit ist, zum anderen sind es Bücher, in denen die historischen Ereignisse nur peripher thematisiert werden. Die Bücher befassen sich mit den gesellschaftlichen Entwicklungsprozessen vor der Wende, mit der Wende selbst und den Folgeerscheinungen. Hier sind auch die Texte beinhaltet, die rückblickend von der DDR handeln und dadurch die politischen Ereignisse zu verarbeiten versuchen. Die Bibliographie umfasst die Werke der Primär- und der Sekundärliteratur.7

Als eine erste literarische Reaktion auf die Wende ist eine umfassende Anthologie „Wahnsinn. Geschichten vom Umbruch in der DDR“8 zu nennen, an der sich viele DDR- Autoren beteiligten. Der Sammelband ermöglichte einen Blick auf die bedrohte Kindheit der Vorwendezeit, mit dem der Untergang der DDR zu erklären versucht wurde. Aufgrund des Verlusts von Freundschaften infolge des Verlassens der DDR von vielen Familien und der Tatsache, dass die Kinder für ihre Väter, die zu den „Trägern der Macht“ gehörten stellvertretend büßen müssen, erscheint die Kindheit in diesem Band als ein schwieriger Lebensraum.9

Bedrohte Kindheit und Jugend steht oft im Zentrum der kinderliterarischen Texte ostdeutscher Autoren, die die Wende- und Nachwendezeit im Osten Deutschlands in ihren Büchern darstellen. Viele ostdeutsche Kinderbuchautoren zielten mit ihren Texten auf die Veränderung des Gesellschaftssystems, aber nur einige von ihnen versuchten die veränderte Lage einzufangen und die Besonderheiten der Wende- und Nachwendekindheit in ihren Werken zu beschreiben.10

Unter den epischen Texten für Kinder und Jugendliche, die einen größeren Teil der Bibliographie darstellen und in den ersten Jahren nach der Wende erschienen sind, ist die Erzählung „Hauptsache zusammen“11 von Elisabeth Arendt zu nennen, die aus der Außenperspektive die Wende- und Nachwendeereignisse erfasst. Die Autorin, die in den fünfziger Jahren in den Westen gegangen ist, beschreibt in einem, im Vergleich zu anderen ostdeutschen Autoren, weitaus traditionelleren Erzählmuster das Schicksal eines ostdeutschen Jungen und seiner Familie. Mit der Wahl der künstlerischen Mittel und Verfahren geht sie um Jahrzehnte zurück und scheint Anleihen bei Erich Kästner genommen zu haben: der junge Protagonist reist allein, mit dem Ziel, die durch die Wende problematisch gewordenen Familienbeziehungen wieder in Ordnung zu bringen.12

Von Bedeutung sind außerdem die Werke des Ostberliner Autors Thomas Brussig (geboren 1964): „Helden wie wir“13, „Am kürzesten Ende der Sonnenallee“14 und „Wie es leuchtet“15, die einen autobiographischen Charakter haben und die Wendeereignisse auf unterschiedliche Art und Weise satirisch bearbeiten.16

Mit den politischen Ereignissen der Zeit 1989/90 hängt das autobiographisches Erzählen eng zusammen, denn es war von großer Bedeutung für die Zeitzeugen, das Erlebte in Worte zu fassen.17 Hier sind die Romane „Zonenkinder“18 von Jana Hensel und „Neue Leben“19 von Ingo Schulze zu erwähnen. Dass das Buch von Jana Hensel sich zu einem Bestseller entwickelte, liegt möglicherweise an ihrem Jahrgang - die 1976 geborene Autorin war wie ihre Altersgenossen in der DDR geboren, aber im vereinten Deutschland erwachsen geworden. Im Laufe der neunziger Jahre hat sich diese Generation an das West-Niveau angepasst. Mit der Aussage, dass „ihre Vergangenheit nicht nur verblasste, sondern völlig aus dem Blickfeld verschwand“ formuliert Jana Hensel in ihrem Roman eine gemeinsame Generationenerfahrung.20 Der Briefroman von Ingo Schulze handelt vom Abschied staatlich verordneter Lebensentwürfe und vom schwierigen Neubeginn unter fremden Bedingungen. Die Größe dieses Romans liegt auch darin, dass er ohne die kleinsten Nuancen zu vernachlässigen, die Schicksale vieler Menschen einzubinden versteht.21 Ebenfalls autobiographisch ist der Erzählband von Claudia Rusch „Meine freie deutsche Jugend“22. Doch anders als Jana Hensel erzählt die Autorin hier nicht aus der Perspektive eines Zonenkindes vom DDR-Alltag, sondern aus der Perspektive einer Außenseiterin. Der Band beschreibt die DDR nicht als einen romantischen Kindheitsort, sondern als eine „strenge Lebensschule“. Die Autorin wuchs im Umfeld der DDR-Bürgerrechtsbewegung auf und wurde von der Stasi überwacht.23

Susanne Leinemanns Buch „Aufgewacht. Mauer weg“24 handelt von der Liebe zwischen Ost und West. Hier wird die Wiedervereinigung nicht positiv angesehen - die Liebesbeziehung scheitert daran. Im größeren Kontext schildert die Autorin eine Generation, die sich nicht herausgebildet hat. Susanne Leinemann stellt bedauernd fest, dass die jungen Menschen in Ost und West eine Chance verpasst haben.25

Die Wende wird auch in Bilderbüchern thematisiert. Hier möchte ich folgende zwei Quellen erwähnen. Der Sachcomic von Claire Lenkova „Grenzgebiete. Eine Kindheit zwischen Ost und West“26 macht mithilfe der persönlichen Beobachtungen und Erinnerungen der Autorin einen Teil der deutschen Geschichte lebendig. Ein weiteres spannend gestaltetes Bilderbuch zur Wende von Harriet Grundmann u.a. erzählt Geschichten von Janosch in der einen und von Anni in der anderen Hälfte, die im Berlin der Nachkriegszeit aufwuchsen und durch die Errichtung der Mauer getrennt wurden. Beim Mauerfall in der Buchmitte treffen die beiden wieder aufeinander.27

Des Weiteren sind Kinderlieder, Dramen, Sachbücher, insbesondere Aufsätze, Interviews und Protokolle, Hörbücher sowie Hörspiele zur Wendethematik vorhanden. Ebenso gehören die Titel der Sekundärliteratur dazu, darunter Kataloge, Monographien und wissenschaftliche Beiträge.28

Diese Arbeit befasst sich ebenso mit der Wendethematik und stellt eine Fortsetzung der Reihe der Magisterarbeiten dar, die in den letzten Jahren im Schwerpunkt „Kinder- und Jugendbuchforschung“ im Fachbereich „Neuere Philologien“ der Johann Wolfgang Goethe- Universität Frankfurt unter Betreuung von Prof. Dr. Hans-Heino Ewers geschrieben wurden.29 Das Thema dieser Arbeit - „Kindheit und Jugend in der DDR im Spiegel literarischer Neuerscheinungen“ - ist mit der Thematik der in den Literaturverweisen erwähnten, bereits existierenden Magisterarbeiten verwandt, zugleich zeichnet sie sich dadurch aus, dass die Untersuchungen hier anhand der Neuerscheinungen durchgeführt werden.30 Es werden hier sechs Bücher der Kinder- und Jugendliteratur aus dem Jahr 2009 vorgestellt, die von der ehemaligen DDR handeln und deren Protagonisten Kinder und Jugendliche im Alter zwischen zehn und sechzehn Jahren sind. Die Herkunft der Autoren ist unterschiedlich - Nina Petrick und Karsten Stollwerck kommen aus Westberlin. Diese Stadt ist auch die Wahlheimat der Deutsch-Amerikanerin Holly-Jane Rahlens. Die drei anderen Autoren - Ira Wedel, Grit Poppe und Petra Kasch - kommen aus dem östlichen Teil Deutschlands. Die Autoren sind zwischen 1950 und 1974 geboren, vier von ihnen zwischen 1959 und 1965.

Charakteristisch für die Generation der jungen Autoren, die um 1960 geboren wurden, ist ihre Nichtbeteiligung an den Debatten im Kontext der deutschen Vereinigung. Gleichzeitig thematisieren diese Schriftsteller die gesellschaftlichen Ereignisse rund um den Mauerfall und den Vereinigungsprozess in ihrem Schreiben. Ihre poetischen Wege sind ein Resultat eines spezifischen Erfahrungshintergrundes ihrer Generation.31

Die Auswahl dieses Themas wurde von mir sehr bewusst getroffen. Schon immer interessierte ich mich für die deutsche Geschichte, insbesondere für die Wendezeit, die heute zwei Jahrzehnte zurückliegt. Da eines meiner Schwerpunkte im Hauptfach Germanistik die Kinder- und Jugendbuchforschung ist, war es für mich besonders wichtig zu erfahren, wie die Kinder und Jugendlichen in beiden deutschen Staaten gelebt haben und welche Änderungen die Wiedervereinigung Deutschlands in ihr Leben brachte. Diesem Interesse konnte ich in einem im Wintersemester 2007/08 von Prof. Dr. Hans-Heino Ewers geleiteten Seminar „Die Wende 1989/90 in ausgewählten deutschen (Jugend-)Romanen“ nachgehen, in dessen Rahmen ich auch die Hausarbeit zum Thema „Künstlerproblematik im Roman von Thomas Brussig ‚Wie es leuchtet’“ geschrieben habe.

Das Ziel der vorliegenden Arbeit ist in erster Linie, die ostdeutsche Kindheit und Jugend zu untersuchen und die dafür charakteristischen Züge auszumachen. Es wird auch untersucht, was Kinder und Jugendliche in ihrem Leben beschäftigt und auf welche Weise das von den politischen Ereignissen beeinträchtigt wird. Um eine gewisse Gegenseitigkeit herzustellen, wird auch die westdeutsche Kindheit und Jugend vorgestellt. Ein weiteres Ziel ist, nachzuforschen, zu welcher Generation die Autoren gehören und welche Generationen sie in ihren Werken vorstellen. Außerdem wird der Frage nachgegangen, welche Rolle die Wiedervereinigung Deutschlands vor allem für Kinder und Jugendliche spielte und inwieweit sie ihr Leben veränderte. Es wird auch versucht, die Rolle der Wende am Beispiel der anderen Generationen und die Schuldzuweisungen der handelnden Figuren auszumachen. Die Arbeit setzt sich aus sechs Kapiteln zusammen, in jedem davon wird ein Buch vorgestellt. Zu Beginn sind die Kapitel jeweils gleich aufgebaut. Zunächst wird der Autor mit seinen Werken kurz vorgestellt und auf paratextuelle und formale Aspekte eingegangen. Danach erfolgt eine knappe Darstellung des Inhalts, um eine Vorstellung über die Handlung zu vermitteln und eine Beschreibung der Generationen im jeweiligen Werk. Ein wichtiger Punkt jedes Kapitels ist die Rolle der Wiedervereinigung Deutschlands für die Figuren und die Autoren. Je nach thematischem Hintergrund folgt dann eine buchindividuelle Erörterung. Hier wird ebenfalls der Bezug zu den politischen Ereignissen hergestellt. Im Anschluss noch eine allgemeine Bemerkung zu den Literaturangaben. Da die hier behandelten Titel erst vor einem Jahr erschienen sind, existiert grundsätzlich noch keine Sekundärliteratur, die sich mit den Neuerscheinungen befasst, außer dem von Ute Dettmar und Mareile Oetken herausgegebenen Buch „Grenzenlos. Mauerfall und Wende in (Kinder- und Jugend-)Literatur und Medien“32, welches aber nur auf einige Werke eingeht. Dafür gibt es aber genügend Internetquellen, die über Informationen zu den Autoren und ihren Büchern verfügen. Das Existieren mehrerer Internetquellen dazu erklärt sich dadurch, dass die literarischen Erscheinungen aus dem Jahr 2009 stammen und dass es deutlich weniger Zeit in Anspruch nimmt, die Informationen online zur Verfügung zu stellen, als ein Buch darüber zu schreiben.

1. Grit Poppe: „ Weggesperrt “

Die Autorin: Leben und ihre Werke

Grit Poppe wurde 1964 in Boltenhagen an der Ostsee geboren. Aufgewachsen ist sie in Stahnsdorf, wo ihr Vater, Gerd Poppe, als Bürgerrechtler im Halbleiterwerk arbeitete. In den Jahren 1984 bis 1988 studierte sie am Literaturinstitut in Leipzig. Ab 1989 engagierte sie sich in der Bürgerbewegung „Demokratie Jetzt!“ in Brandenburg. Zurzeit wohnt die Autorin in Potsdam und hat zwei Kinder.33

Grit Poppe schreibt sowohl für Erwachsene als auch für Kinder. Ihr erster Roman „Andere Umstände“34, in dem sich bereits einige Details der Friedlichen Revolution wiederfinden,35 erschien im Jahre 1989, 1999 folgte der Kinderroman „Alabusch oder Das Herz des Vulkans“36. In diesem Jahr erhielt sie den Förderpreis für Literatur des Landes Brandenburg und mehrere Stipendien, unter denen das Aufenthaltsstipendium der Stiftung Kulturfonds im Künstlerhaus Schloss Wiepersdorf. Gritt Poppes Arbeit wurde auch in einigen Anthologien veröffentlicht. Im Jahr 2005 erhielt sie den Lotto Brandenburg Kunstpreis Literatur. In den folgenden Jahren wurden andere Werke der Autorin veröffentlicht: 2006 - Jugendbuch „Käpten Magik“37 und Roman „Geteiltes Glück“38 ; 2007 - Kinderbücher „Dragid Feuerherz. Hüter der Drachen“39 und „Dragid Feuerherz. Die Perle des Lichts“40 ; 2008 - „Dragid Feuerherz. Im Bann der Magier“41 ; 2009 - „Anderswelt“42, „Dragid Feuerherz. Die Rache des Dschinn“43 und Roman „Weggesperrt“44.45

Paratextuelle und formale Aspekte des Romans

Der Jugendroman „Weggesperrt“ von Grit Poppe wurde zum ersten Mal im August 2009 vom Cecilie Dressler Verlag in Hamburg in Form einer Englischen Broschur veröffentlicht.

Das Buch besteht aus 336 Seiten und ist ab 14 Jahren empfohlen.46 Der Roman hat eine Widmung - „Für Stefan Lauter und für Kerstin Kuzia“. Am Ende des Buches ist ein kleines DDR-Glossar zu finden, das solche Begriffe wie Bambina, Wanzen, D-Heim und andere erklärt.47 Außerdem ist der Roman am Ende mit der kurzen Chronik der Friedlichen Revolution in der DDR 1989/90 versehen, die die wichtigsten politischen Ereignisse wiedergibt.48

Der Roman ist in drei umfangreiche Teile - „Sonst wohin“, „Dort“ und „Draußen“ gegliedert. Die Teile setzen sich jeweils aus 29, 16 und 8 Kapiteln zusammen. Dem Roman ist die Nachbemerkung der Autorin hinzugefügt. In der Nachbemerkung betont Grit Poppe, dass die Geschichte der Protagonistin und die im Roman vorkommenden Figuren frei erfunden sind. Das Wahre an der Geschichte sind die Einrichtungen der Jugendhilfe:

Durchgangsheime, Jugendwerkhöfe und der Geschlossene Jugendwerkhof in Torgau existierten allerdings tatsächlich in der DDR. Sie waren Einrichtungen der Jugendhilfe und dienten besonders dazu [sic] unangepasste Kinder und Jugendliche auf Biegen und Brechen umzuerziehen.49

„Weggesperrt“ thematisiert das düstere und immer noch tabuisierte Kapitel der DDRGeschichte50, was man bereits am in dunklen Farben ausgeführten Einband des Buches deutlich erkennen kann - abgebildet ist eine Zellentür mit einer massiven Verriegelung und einer kleinen Öffnung, durch welche ein Paar blaue Kinderaugen zu sehen sind. Es ist die Perspektive von außen. Das Buch wird dabei der Zelle, und der Einband der Zellentür gleichgesetzt. Indem man das Buch öffnet, erfährt man die Wahrheit über die Kinder- und Jugendschicksale, die sich dahinter verbergen.

In der Danksagung erwähnt Grit Poppe zwei Zeitzeugen, Stefan Lauter und Kerstin Kuzia, die sie beim Schreiben unterstützt haben und bereits in der Widmung erwähnt worden sind.51 Die beiden haben den Geschlossenen Jugendwerkhof in Torgau, die sogenannte Endstation unter allen Jugendwerkhöfen, hautnah erlebt. Stefan Lauter war einer der 4000 Jugendlichen, die zwischen 1965 und 1989 in Torgau gedemütigt und gequält wurden. Er kam als 16- Jähriger dorthin und blieb dort dreieinhalb Monate. Der Aufenthalt in Torgau war für ihn schlimmer als eine Gefängnisstrafe. Kerstin Kuzia verbrachte im genannten Ort viereinhalb Monate. Während dieser Zeit glaubte sie sich verloren und dachte oft an Selbstmord. Noch heute leidet sie an den traumatischen Erinnerungen.52

Kurze Darstellung des Inhalts

Weil die Mutter der vierzehnjährigen Anja Sander einen Ausreiseantrag in den Westen gestellt hat, werden die beiden von Stasi-Männern verfolgt und eines Morgens aus der eigenen Wohnung abgeholt. Anja wird in ein Durchgangsheim gebracht, wo sich auch jüngere Kinder aufhalten. Im Heim lernt sie andere Jugendliche, das willkürliche Benehmen der Erzieher und die dort herrschenden strengen Regeln kennen. Frühsport, Putzen der Räume des Heims und Arbeit stehen ausnahmslos auf der Tagesordnung. Bereits in der ersten Nacht prügelt sie sich mit Daniela, einer Jugendlichen vom Dienst, weil letztere sie verpetzt und einen Eimer mit Urin auf sie gekippt hat. Für das Gespräch mit einem Jungen wird Anja in eine Arrestzelle im Keller eingesperrt.

Des Weiteren wird Anja in einen Jugendwerkhof gebracht, in dem auch harte Regeln gelten. Außerdem soll sie dort eine Ausbildung anfangen. Weil Anja es nicht mehr aushält, ergreift sie die Flucht und erlebt einige Strapazen unterwegs, bis sie bei ihrem Onkel ankommt. Dort feiert sie mit seiner Familie Weihnachten. Durch einen unglücklichen Zufall wird Anja entdeckt und von der Polizei wieder zum Jugendwerkhof gebracht, wo zunächst wieder alles beim Alten ist. Eines Tages verteilt die Erzieherin Post, doch Anja bekommt den Brief von ihrer Mutter nicht ausgehändigt. Daraufhin wird sie wütend, wirft mit einem Stuhl um sich und wird nach Torgau geschickt.

Dort muss Anja noch schlimmere Dinge über sich ergehen lassen: die Hausordnung auswendig lernen, vor den Erziehern nackt ausziehen und in einer kleinen Zelle mit kaum Tageslicht eingesperrt sein. Sie wird desinfiziert und ihre Haare werden abgeschnitten. In Torgau begegnet sie wieder dem Jungen, Tom, den sie aus dem Durchgangsheim kennt. Bei einer Unterhaltung mit ihm rutscht sie aus und verletzt sich am Kopf. Daraufhin wird Anja ins Krankenhaus gebracht und ergreift in einem günstigen Moment erneut die Flucht. In Leipzig kommt sie bei einer älteren Frau unter, findet Freunde von Tom und begegnet schließlich ihm selbst. Zur dieser Zeit finden in Leipzig Demonstrationen statt, an denen viele Tausende Menschen teilnehmen. Und plötzlich begegnet Anja ihrer Mutter in einem von der Menschenansammlung blockierten Zug.53

Generationen im Roman

Im Roman sind alle Generationen vertreten, überwiegend aber die junge und die mittlere Generation. Zu der älteren Generation gehören Anjas Großeltern, die in Hamburg leben und in die Handlung des Romans nicht eingebunden sind, ein älterer Mann, der Anja während ihrer Flucht mit dem Auto mitnimmt und Frau Raabe, eine ältere Frau aus Leipzig, bei der Anja vorläufig wohnt. Die junge Generation ist durch Anja und ihre Schulklasse, Kinder und Jugendliche aus dem Durchgangsheim, dem Jugendwerkhof und dem Geschlossenen Jugendwerkhof Torgau vertreten. Ebenfalls kann man dazu Anjas im Westen lebende Cousine, ihren Cousin und Freunde von Tom, dem Jungen aus dem Durchgangsheim, zuordnen. Die mittlere Generation im Roman stellen hauptsächlich Mitarbeiter der Jugendhilfeeinrichtungen dar. Außerdem gehören Anjas Mutter Karin, ihre Freundin, Karins Bruder mit seiner Frau, die Stasi-Männer und Lehrer aus der Schule dazu.54 Im nächsten Punkt wird untersucht, welche Rolle Grit Poppe der Wiedervereinigung in ihrem Roman zuschreibt. Bei der Untersuchung werden drei Figuren erwähnt: die Protagonistin Anja, ihre Mutter und Frau Raabe. Obwohl die Wendeereignisse nur teilweise dargestellt werden und der Roman kurz vor dem Mauerfall endet, ist es trotzdem möglich, die Bedeutung zu analysieren. Die Analyse wird durch persönliche Erlebnisse und Erinnerungen der Autorin unterstützt.

Bedeutung der Wiedervereinigung Deutschlands im Roman und f ü r die Autorin selbst Die Wende trägt bei Grit Poppe einen positiven Charakter, in erster Linie in Bezug auf seine zentrale Thematik - Einrichtungen der Jugendhilfe in der DDR. Nach dem Rücktritt von Margot Honecker und der DDR-Regierung am 7. November 1989 begann die Auflösung des Geschlossenen Jugendwerkhofes, der schlimmsten Jugendhilfeeinrichtung von allen. Die letzte Entlassung wurde am 17. November vollzogen.55 Somit war Anja, die Protagonistin des Romans, genau wie viele andere Jugendliche, die vor dem Mauerfall ausgebrochen und auf der Flucht waren, nicht mehr der Gefahr ausgesetzt, noch einmal in Torgau eingesperrt zu werden.

Die Jugendlichen wurden in ihre Stammjugendwerkhöfe zurückgeführt, doch die Mitarbeiter von Torgau wurden noch weit über den Auflösungstermin beschäftigt - zum einen fanden Baumaßnahmen, mit dem Ziel den ursprünglichen Charakter der Einrichtung zu verändern, statt. Zum anderen wurde in diesem Gebäude zeitweise ein Internat der Hilfsschule Torgau untergebracht und die ehemaligen Erzieher kümmerten sich um die außerschulische Betreuung der Hilfsschüler. Auf die menschenverachtenden Vorgänge wurden die örtlichen Repräsentanten der Bürgerbewegungen erst im Sommer 1990 aufmerksam, die Staatsanwaltschaft in Leipzig sowie Medien wurden in der Folge informiert. Doch das Echo auf die Aufklärungsversuche außerhalb Torgaus blieb gering und die Verwirrungs- und Verschleierungsversuche dauern bis heute an.56 Das weitere bedeutende Thema, das Grit Poppe in ihrem Roman aufgreift, ist die Stasi. Das Ministerium für Staatssicherheit (MfS) wurde am 8. Februar 1950 gegründet und von Wilhelm Zaisser geleitet. Es war der Geheimdienst der DDR, der als „Schutz und Schwert“ der Regierungspartei diente. Anders als bei üblichen Geheimdiensten, die nur als solche funktionierten, konnte das MfS auch Polizeiaufgaben übernehmen und die Festgenommenen wie eine Staatsanwaltschaft anklagen. Sowohl Erwachsene als auch Jugendliche wurden dabei bespitzelt, überwacht und eingesperrt.57

In keinem anderen in dieser Arbeit analysierten Buch wird dieses Thema so ernsthaft und umfangreich behandelt wie in „Weggesperrt“. Bereits in den ersten Zeilen des Romans handelt es von der Thematik - Anja und ihre Mutter werden von zwei Stasimännern verfolgt:

Anja wandte den Kopf ganz leicht nach hinten und erhaschte aus den Augenwinkeln einen Blick auf einen ihrer Verfolger. Es war der kleine Dicke mit der karierten Jacke und dem merkwürdigen Täschchen, das an seinem Handgelenk hin und her baumelte. Sein Gesicht war rot angelaufen und schweißnass, das konnte sie noch erkennen.58

Der braune Wartburg parkte am Straßenrand. Anja tat so, als würde sie die Blicke aus dem Wagen nicht bemerken. Ihre Mutter wurde also beschattet. Wieder einmal. Hoffentlich bemerkte niemand aus ihrer Klasse das seltsame Geschehen.59

Dabei versteht Anja erst nicht, warum sie beschattet werden: „Warum rannten die Männer hinter ihnen her? Sie hatten doch nichts verbrochen!“60 Es stellt sich heraus, dass ihre Mutter daran nicht so ganz unbeteiligt ist - sie hatte ein Zeichen des Protests gegen die Verhaftung einer Freundin setzen wollen und einen Ausreiseantrag gestellt: „‚Ich will hier nur noch weg’, flüsterte sie. ‚Weg aus diesem Land.’“61 Daraufhin werden die beiden „zur Klärung eines Sachverhalts“62 abgeholt. Anjas Mutter landet in Untersuchungshaft und Anja im Durchgangsheim.

In Bezug auf diese Tatsachen hat die Wende ebenfalls positive Änderungen mit sich gebracht, denn nach dem Zusammenbruch der DDR wurde das MfS abgeschafft. Die Auflösung des Stasi-Kontrollapparates begann nach dem Mauerfall unter dem Druck von Bürgerkomitees. Die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes, die vor Vernichtung gerettet wurden, übergab man nach der Wiedervereinigung Deutschlands an den „Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR“.63 Durch das Aufgreifen des Themas „Staatssicherheit“ fließt das Autobiographische in die Handlung ein. Das Elternhaus von Grit Poppe wurde überwacht, es war ein „Alptraum, der erst mit der Wende aufgehört hat“64. So stand zum Beispiel die Stasi vor der Tür, wenn es in der Wohnung ihres Vaters Zusammenkünfte literarischen oder politischen Charakters gab und seine zweite Frau war wochenlang im Untersuchungsgefängnis wegen der „Übermittlung von nicht geheimen Nachrichten“. Obwohl sie freigelassen wurde, war es Grit Poppe beklommen zu Mute, denn erst dann begriff sie, wie gefährlich das System war.65

Außer dass die Wende dem düsteren Kapitel der DDR-Geschichte ein Ende bereitet hat, hat sie ebenso familiäre Verhältnisse beeinflusst. Die Wiedervereinigung Deutschlands brachte die Wiedervereinigung in deutschen Familien mit sich, was in erster Linie am Beispiel der Protagonistin zu erkennen ist. Kurz vor dem Mauerfall begegnet Anja ihrer Mutter. Von nun an sind Mutter und Tochter wieder vereint:

Anja weinte nicht. Sie fühlte sich plötzlich erschöpft und müde und ihr Kopf war so heiß, als hätte sie mit einem Schlag Fieber bekommen, aber sie weinte nicht. Sie spürte die Arme, die sie fest umschlangen, vernahm die Stimme ihrer Mutter, ihr verzweifeltes, beglücktes Gestammel, und hörte sich selbst etwas Wirres sagen: „Wo warst du denn nur so lange?“ Was fragte sie da bloß für einen Unsinn? Aber ihre Mutter schien ihre Worte ohnehin nicht wahrzunehmen. Sie schluchzte jetzt, zitterte und heulte. Sie konnte gar nicht damit aufhören.66

Die familiäre Situation von Frau Raabe, bei der sich Anja in Leipzig aufhält, ändert sich ebenfalls. Nach der Öffnung der ungarischen Grenze schafft ihre Tochter es, durch Österreich nach Bayern zu kommen. Frau Raabe soll ihr nachfolgen, um sich um die Enkel zu kümmern. Obwohl die ältere Frau mit den neuen Umständen nicht ganz zufrieden ist („‚[e]inen alten Baum verpflanzt man doch nicht’“67 ), bringt die Wende die Wiedervereinigung ihrer Familie. Der Roman endet mit den Geschehnissen kurz vor dem Fall der Berliner Mauer. Der Mauerfall als ein erzählbarer Moment ist im Buch nicht festgehalten, was aber nicht heißt, dass er für die Autorin selbst deswegen weniger bedeutend war. Im Gegenteil, denn im Jahre 1989 begann auch für Grit Poppe ein neues Zeitalter. Die Friedliche Revolution in der DDR war für die Autorin mit vielen Eindrücken verbunden. Die Herbstdemonstrationen empfand sie als Wunder und Befreiung zugleich, denn endlich konnten die Menschen ihre lang geheim gehaltene Wut gegen die Staatssicherheit und das sozialistische System öffentlich machen. Grit Poppe engagierte sich politisch, bis sie aus privaten Gründen ausstieg.68

Erziehung als Angelegenheit des Staates in der DDR

Jugendliche wurden in der DDR als Garant der Zukunft angesehen. Sie genossen daher eine besondere Aufmerksamkeit und Fürsorge der Partei, denn es sollten die „Hausherren von morgen“69 erzogen werden und die „Entbürgerlichung der Gesellschaft“70 sollte vorangetrieben werden.71 Dabei sollten die Voraussetzungen für das reibungslose Einfügen der nachwachsenden Generationen in das System geschaffen werden; es galt folgendes: „Freiräume wurden frühzeitig eingegrenzt, Widerstände marginalisiert“72. Die Methoden und Mittel, mit welchen der SED-Staat die Jugendpolitik durchsetzte, werden hier am Beispiel des Romans „Weggesperrt“ näher diskutiert.

In der DDR funktionierte „ein straff zentralisiertes und machtpolitisch stetig perfektioniertes System staatlicher Eingriffsverwaltung“, welches an der Umsetzung der von der SED vorgegebenen politisch-ideologischen Erziehungsziele arbeitete. Elemente erzieherischer Wirkung waren überall präsent: im Kindergarten, in den allgemein- und berufsbildenden Schulen, im Hoch- und Fachschulwesen und schließlich in der Erwachsenenbildung. Doch besonders die allgemeinen Pflichtschulen waren davon betroffen.73

Bereits von der Geburt an bestimmte der Staat das Leben der Kinder. Zunächst wurden die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen für Gesundheit, Entwicklung und Erziehung der Klein- und Vorschulkinder geschaffen. Man baute Kindereinrichtungen auf und aus, insbesondere kommunale Einrichtungen der Kinderbetreuung, Krippen, Kindergärten, Heime und Horte, in denen Kinder kontinuierlich präventiv-gesundheitlich und zahnmedizinisch betreut wurden.74

Das gut durchdachte System funktionierte auf seiner nächsten Etappe im Schulwesen, indem es vor allem in Form der staatlichen Massenorganisation Freie Deutsche Jugend (FDJ) und der von ihr betreuten Kinderorganisation Junge Pioniere „Ernst Thälmann“ in Erscheinung trat. Beide Organisationen erfassten bis zu 75 Prozent der ostdeutschen Jugend im Alter zwischen 6 und 25 Jahren und galten als hauptsächliche Träger der staatlichen Jugendpolitik.75 Der Wechsel zur FDJ erfolgte zu Beginn des achten Schuljahres. In der FDJ blieben die Jugendlichen auch nach dem Schulabschluss, auch wenn sie verschiedene Tätigkeiten ausgeübt hatten - ein Studium oder den Wehrdienst bei der Nationalen Volksarmee. Mit dem Erreichen des 26. Lebensjahres erlosch die Mitgliedschaft in der FDJ. Statistisch gesehen waren die Schüler der Klassen 8 bis 10 bzw. 12 zu etwa 90 Prozent Mitglieder der Organisation.76 Die Protagonistin von „Weggesperrt“ gehörte zu den restlichen 10 Prozent der Jugendlichen. Obwohl die Mitgliedschaft in der FDJ als eine ungeschriebene Pflicht galt und sich zudem als sehr vorteilhaft erwies, weigerte sich Anja als einzige ihrer Schulklasse, einzutreten: „‚Ich möchte einfach nicht’“77. Dabei unterstützt ihre Mutter sie: „‚Es ist deine Entscheidung […] du kannst mit dem Strom schwimmen oder auch dagegen, dich anpassen oder deinen eigenen Weg suchen. Du musst tun, was du für richtig hältst.’“78 Durch diese Entscheidung entscheidet sich Anja für ihren eigenen Weg. Zum wichtigen Instrument der politischen Erziehung in der DDR wurde die Staatsbürgerkunde. Sie ging aus dem Fach Gegenwartskunde hervor, das 1964 eingeführt worden war. Dieses Unterrichtsfach wurde in der DDR in den Klassen 7 bis 10 der Oberschule, in der erweiterten Oberschule und in den Berufsschulen unterrichtet. Der Staatsbürgerkundeunterricht hatte zum Ziel, die Schüler zum klassenmäßigen und materialistischen Herangehen, zum dialektischen Denken und parteilichen Werten von den Positionen der Arbeiterklasse zu befähigen. Er entwickelt das offensive und überzeugende Argumentieren mit feindlichen und falschen Auffassungen. Die methodische Konzeption des S.s ist am revolutionären Wesen des Marxismus-Leninismus orientiert.79

So sprach man in diesem Fach zum Beispiel über die Ausreiseanträge oder vermittelte die Vorteile des Sozialismus: „ keine Arbeitslosigkeit, geringe Mieten, keine Obdachlosen, keine Rauschgifttoten80. Dabei kennt Anja auch die Nachteile dieses Systems, die sie nicht aussprechen darf: „‚Keine Meinungsfreiheit, keine Sarotti-Schokolade, keine Reisen nach Paris, London oder San Francisco …’“81

Als ein weiteres wichtiges Erziehungsinstrument in der DDR galt Sport. Er sollte eine erstrangige Rolle im Leben der Kinder und Jugendlichen spielen. Das gesellschaftlich- politische Ziel des Sports war, die „sozialistische Persönlichkeit“ zu vervollkommnen. In diesem Zusammenhang wurde er als ein wichtiger Bestandteil des „sozialistischen Lebens“ eingestuft und massiv gefördert. Von klein auf wurde man angeregt, Sport zu treiben. Dafür gab es vielfältige Angebote für Kinder und Jugendliche. Möglichkeiten zur sportlichen Betätigung gab es bis ins hohe Alter.82 Grit Poppe stellt diese Beschäftigung in ihrer äußersten Form im Roman dar - beim Sport im Torgau werden die Jugendlichen an ihre Grenzen getrieben. Das Sportprogramm besteht aus unzähligen Runden im Hof, Liegestützen, Kniebeugen, Hockstrecksprüngen in die Höhe und sollte im schnellen Tempo ausgeführt werden. Wenn jemand die geforderten Leistungen nicht schafft, wird die ganze Gruppe mit Extraaufgaben bestraft. Ab einem gewissen Punkt gerät Anja beim Sport in einen Trancezustand, in dem sie weiter wie ein Automat funktioniert:

Immer weiter laufen. Erst schmerzten ihre Arme, dann ihre Waden. Aber irgendwann fühlte sie ihren Körper nicht mehr. Sie fühlte sich selbst nicht mehr. Sie bestand nur noch aus Bewegung und keuchendem Atem. Schritt für Schritt, Meter für Meter. Einfach immer weiter. Nach einer Weile erwachte sie aus ihrer Trance und stellte fest, dass sie immer noch lief.83

Das zentrale Erziehungsziel in der DDR lautete: „sozialistische Persönlichkeit“ und wurde im Jugendgesetz der DDR vom 28. Januar 1974 im Paragraph 2 eindeutig definiert:

Die Entwicklung der jungen Menschen zu sozialistischen Persönlichkeiten ist Bestandteil der Staatspolitik der Deutschen Demokratischen Republik und der gesamten Tätigkeit der sozialistischen Staatsmacht. Sie wird gewährleistet durch die Abgeordneten, die Leiter und Mitarbeiter der zentralen und örtlichen staatlichen Organe, der wirtschaftsleitenden Organe, die Leiter der Betriebe, Kombinate, Einrichtungen, die Vorstände der Genossenschaften, die ihnen unterstehenden Leiter und Mitarbeiter […] sowie durch die Lehrer und Erzieher. Sie wirken dabei mit allen Bürgern und allen in der Nationalen Front der Deutschen Demokratischen Republik vereinten Parteien und Massenorganisationen […] zusammen.84

Für die Durchsetzung des Ziels „allseitig entwickelte sozialistische Persönlichkeit“ hat die SED ein komplettes System von Gesetzen, Bestimmungen und Verordnungen geschaffen. Diejenigen, die sich diesem System nicht anpassen wollten oder konnten, wurden in die Spezialheime der Jugendhilfe eingewiesen.85 Das waren Einrichtungen der Jugendhilfe, darunter so genannte Durchgangsheime (D-Heime) und Jugendwerkhöfe. In den Durchgangsheimen hielten sich Jugendliche vorübergehend auf. Diese Einrichtungen dienten der Unterbringung der von der Volkspolizei aufgegriffenen Minderjährigen, die aus dem Elternhaus oder dem Heim ausgerissen waren oder beim Versuch der „Republikflucht“ gefasst worden waren. Außerdem hielten sich dort die vom Jugendgericht zu Heimerziehung verurteilten Jugendliche oder auch die Untersuchungshäftlinge.86

Die Jugendwerkhöfe in der DDR waren offene Einrichtungen der Jugendhilfe zur Erziehung beziehungsweise Umerziehung und beruflicher Ausbildung von Jugendlichen. Der Aufenthalt betrug dort eineinhalb Jahre und wurde insbesondere durch politisch-ideologische Erziehung und Kollektiverziehung gekennzeichnet.87 Die Endstation im Erziehungssystem der DDR stellte der Geschlossene Jugendwerkhof Torgau dar. Es war eine in der DDR einmalige Sonderform eines Jugendwerkhofes. Dort sollten Jugendliche zwischen 14 und 18 Jahren, die als „schwererziehbar“ eingestuft wurden, innerhalb einiger Monate zu „sozialistischen Persönlichkeiten“ umerzogen werden. Dieser Prozess verlief dabei unter haftähnlichen Bedingungen. Zur Einweisung führten keine politischen Gründe, sondern die wiederholten Verstöße von Jugendlichen gegen die Heimordnung, die sich bereits in Kinderheimen, Jugendheimen oder Jugendwerkhöfen aufhielten.88 Diese Erziehungsanstalt war zu DDR-Zeiten ein Tabuthema. Die daraus entlassenen Jugendlichen mussten unterschreiben, dass sie nichts von den Vorgängen dort erzählen. Außerdem sollten sie auch nach der Entlassung aus Torgau Briefe über ihre weitere Entwicklung an den Direktor schreiben. Andernfalls konnten sie erneut eingewiesen werden.89

Grit Poppe schickt ihre Hauptfigur durch alle Einrichtungen der Jugendhilfe. Anjas Odyssee beginnt in einem Durchgangsheim, einem rostrotem Backsteinbau mit Gitter an jedem Fenster, danach wird sie in einen Jugendwerkhof mit nackten Wänden und düsterem Korridor verwiesen. Schließlich landet sie wegen „‚[…] tätlichen Angriffs und […] terroristischer Handlung […]’“90 in Torgau. Unter den Beschreibungen dieser drei Einrichtungen ist die von Torgau die schlimmste: „Anja sah eine hohe Mauer auf der rechten Seite, links das Gebäude mit den vergitterten Fenstern. Vor ihr ein zweites Tor. Wie in Zeitlupe schob sich die graue Metallwand hinter ihr zu.“91 Auch die Beschreibung der inneren Einrichtung des Gebäudes wirkt bedrohlich:

Helles Neonlicht durchflutete den Korridor, die Wände sahen nackt, gelb und kalt aus. Sie [Anja] sah vier wuchtige Türen. Was verbarg sich hinter ihnen? Sie wandte den Blick schnell wieder ab. Aber es war zu spät. Die Angst kroch aus dem Gelb der Wand auf sie zu, kroch in sie hinein und füllte sie aus. […] Wenn es wenigstens ein Fenster geben würde … Dann könnte sie den Himmel sehen und die Vögel beobachten. Aber es gab kein Fenster. Es kam ihr vor, als würde der Raum immer enger und die Luft immer dünner werden. Als würden die Mauern dieses Hauses ganz allmählich auf sie zurücken.92

Von allen drei Einrichtungen herrschten in Torgau die härtesten Regeln. Die Jugendlichen wurden von den Erziehern mit Zwangssport bis zur Erschöpfung, stundenlangen Reinigungsarbeiten und Arrest bestraft. Öfters erstreckten sich Strafen auf die ganze Gruppe, zum Beispiel beim Verletzen der Hausordnung, was zur Selbsterziehung der Jugendlichen untereinander führte. So wurden Einzelne vorwiegend nachts verprügelt und gequält. Dabei schritten die Erzieher, die für die Aufsicht verantwortlich waren, nicht ein. Die gewalttätigen Übergriffe seitens der Erzieher waren auch keine Seltenheit. Noch bis Herbst 1989 wurden Jugendliche mit der Faust, dem Schlüsselbund oder dem Gummiknüppel geschlagen. Weil viele diesen ausgeübten Druck nicht aushielten, versuchten sie sich umzubringen oder verletzten sich, indem sie Nägel und Schrauben schluckten.93

Der Versuch, junge Menschen zu einem sozialistischen Persönlichkeitsideal zu erziehen, scheiterte. Die an die Jugend gestellten Ansprüche waren unerreichbar hoch und nicht einmal von den Mitgliedern der Partei erfüllbar. „Die allseitig und harmonisch entwickelten sozialistischen Persönlichkeiten, die bewusst das gesellschaftliche Leben gestalten, die Natur verändern und ein erfülltes, glückliches und menschenwürdiges Leben führen“94 existierten nur in den Vorstellungen der Funktionäre. Aus diesem Grund verweigerten sich viele Jugendliche in der DDR den Erziehungsversuchen und wandten sich mehr und mehr dem Westen zu.95 Das Scheitern verursachte Folgendes: die „pädagogischen Prinzipien“ für die politisch-ideologische Erziehung der Jugend, die von der SED und der DDR-Regierung eingefordert worden waren, wurden von der praktischen Politik ständig durchkreuzt. Zudem ist die sozialistische Erziehung „an ihrem mechanistischen, im linear-kausalen Denken verhafteten Erziehungsverständnis gescheitert“, wobei sie Selbstbestimmung und Subjektivität junger Menschen ignorierte. Außerdem war eine Gleichschaltung aller Sozialisationsinstanzen praktisch unmöglich.96

Schrei nach Freiheit

Während des vierzigjährigen Bestehens der DDR haben die Menschen kontinuierlich Zeichen ihrer Proteste gegen das totalitäre System des Staates gesetzt. Im Herbst 1989, vor dem Mauerfall, ist die Situation im Land eskaliert:

[…] der staatliche Organismus der DDR kollabierte. Der Staat war finanziell und ökonomisch bankrott. Die öffentlichen und industriellen Infrastrukturen waren materiell zerschlissen oder zerrüttet, die ökologische Bestandsaufnahme für die industriellen Zentren fiel katastrophal aus.97

Zum ersten Mal seit 1953 gingen hunderttausende Menschen wieder auf die Straßen und demonstrierten gegen die Misswirtschaft und das Machtmonopol der SED. Außer den Reformen verlangten die Menschen freie Wahlen, offene Grenzen und nationale Einheit, also ein Ende der Diktatur.98

Grit Poppe berichtet in ihrem Roman von den Montagsdemonstrationen in Leipzig. Die erste fand am 4. September 1989 vor der Leipziger Nikolaikirche statt, die zum zentralen Ausgangspunkt der Friedlichen Revolution wurde. Zweihundert bis dreihundert Menschen demonstrierten insgesamt an diesem Tag nach dem Montagsgebet auf dem Nikolaikirchhof. Mit jeder Demonstration stieg die Zahl der Demonstranten und der Protest erreichte seinen Höhepunkt am 23. Oktober. An diesem Tag demonstrierten 320.000 Menschen.99 „‚Zum ersten Mal schwimmen wir mit dem Strom und nicht gegen ihn’“,100 - Anja und Tom, der Junge aus dem Durchgangsheim, können kaum fassen, dass so viele Jugendliche und Erwachsene an der Demonstration teilnehmen, obwohl sie vom Staat durch Einrichtungen der Jugendhilfe, die Volkspolizei, Schießbefehle und verschiedene andere Maßnahmen massiv eingeschüchtert wurden. Zuvor wurden Anja und Tom für ihre einsamen Proteste bestraft und jetzt schwimmen plötzlich Hunderttausende gegen den Strom.101

[...]


1 Vgl. Heidi Behrens u.a. [Hrsg.]: Lernfeld DDR-Geschichte. Ein Handbuch für die politische Jugend- und Erwachsenenbildung. Schwalbach/Ts. 2009, S. 11.

2 Vgl. Fabian Thomas: Neue Leben, neues Schreiben? Die „Wende“ 1989/90 bei Jana Hensel, Ingo Schulze und Christoph Hein. München 2009, S. 3, 8.

3 Vgl. Jörg Fröhlich u.a. [Hrsg.]: Wende-Literatur. Bibliographie und Materialien der deutschen Einheit. Frankfurt am Main 1996.

4 Vgl. Frank Thomas Grub: „Wende“ und „Einheit“ im Spiegel der deutschsprachigen Literatur. Ein Handbuch. Bd. 2. Bibliographie. Berlin 2003.

5 Vgl. Wiebke Helm: „Wende“ und „Deutsche Einheit“ als Thema der deutschsprachigen Kinder- und

Jugendliteratur im Zeitraum 1990 bis 2004. Eine Bibliographie. In: Institut für Jugendbuchforschung der Johann Wolfgang Goethe-Universität (Frankfurt am Main) u.a. [Hrsg.]: Kinder- und Jugendliteraturforschung 2003/2004. Frankfurt am Main u.a. 2004, S. 79-99.

6 Vgl. Helm: „Wende“ und „Deutsche Einheit“ als Thema der deutschsprachigen Kinder- und Jugendliteratur im Zeitraum 1990 bis 2004, S. 79.

7 Ebd., S. 79.

8 Vgl. Peter Abraham u.a. [Hrsg.]: Wahnsinn. Geschichten vom Umbruch in der DDR. Ravensburg 1990.

9 Vgl. Karin Richter: DDR-Kindheit - Wendekindheit. Der neue Alltag in ostdeutschen Kinder- und Jugendromanen. In: Hannelore Daubert u.a. [Hrsg.]: Veränderte Kindheit in der aktuellen Kinderliteratur. Braunschweig 1995, S. 137.

10 Vgl. Richter: DDR-Kindheit - Wendekindheit, S. 136.

11 Vgl. Elisabeth Arendt: Hauptsache zusammen. München 1994.

12 Vgl. Richter: DDR-Kindheit - Wendekindheit, S. 136.

13 Vgl. Thomas Brussig: Helden wie wir. Berlin 1995.

14 Vgl. Thomas Brussig Am kürzesten Ende der Sonnenallee. Berlin 1999.

15 Vgl. Thomas Brussig: Wie es leuchtet. Frankfurt am Main 2004.

16 Vgl. Bücher. In: Homepage von Thomas Brussig. URL: http://www.thomasbrussig.de/buch2.html <10.12.2010>.

17 Vgl. Thomas: Neue Leben, neues Schreiben?, S. 3.

18 Vgl. Jana Hensel: Zonenkinder. Reinbek bei Hamburg 2002.

19 Vgl. Ingo Schulze: Neue Leben. Berlin 2005.

20 Vgl. Thomas: Neue Leben, neues Schreiben?, S.38.

21 Vgl. Susanna Gilbert-Sättele: Neue Leben. Ingo Schulzes großer Wende-Roman. In: Stuttgarter Zeitung. Stand: 24.10.2005. URL: http://www.stuttgarter-zeitung.de/stz/page/1017748_0_9223_-ingo-schulze-neue- leben.html <10.12.2010>.

22 Vgl. Claudia Rusch: Meine freie deutsche Jugend. Frankfurt am Main 2003.

23 Vgl. Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 29. 07.2003 In: perlentaucher.de. Das Kulturmagazin. URL: http://www.perlentaucher.de/buch/14687.html <10.12.2010>.

24 Vgl. Susanne Leinemann: Aufgewacht. Mauer weg. München 2002.

25 Vgl. Ute Dettmar u.a. [Hrsg.]: Grenzenlos. Mauerfall und Wende in (Kinder- und Jugend-)Literatur und Medien. Heidelberg 2010, S. 67, 149.

26 Vgl. Claire Lenkova: Grenzgebiete. Eine Kindheit zwischen Ost und West. Hildesheim 2009.

27 Vgl. Harriet Grundmann u.a.: Das Wendebilderbuch. Die Geschichte von Janosch aus West-Berlin/Die Geschichte von Anni aus Ost-Berlin. Münster 2009.

28 Vgl. Helm: „Wende“ und „Deutsche Einheit“ als Thema der deutschsprachigen Kinder- und Jugendliteratur im Zeitraum 1990 bis 2004, S. 93-99.

29 Vgl. Hannah Siebert: Ostdeutsche Jugendliche in der Nachwendezeit im Spiegel der Gegenwartsliteratur. Magisterarbeit. Frankfurt am Main 2009; Anja Dorn: DDR-Kindheit im Spiegel ausgewählter Nachwenderomane / -bücher. Magisterarbeit. Wiesbaden 2008; Daniela Michaela Bussa: Wende- und Nachwendejugend im Spiegel der Gegenwartsliteratur - Literatur als Medium der Generationenbildung. Magisterarbeit. Frankfurt am Main 2009; Caroline Uhl: Die DDR und die Teilung Deutschlands in Romanen für junge Leser seit den 1990er Jahren. Magisterarbeit. Zwickau 2007.

30 Ausnahme stellt ein Buch aus dem Jahr 1995 dar, das 2009 unter einem anderen Titel erschien und schon mal behandelt wurde. Vgl. Kornatowska, Beata: Äußere und innere Grenzen der Liebe. Deutsch-deutsche Begegnungen in der deutschen Kinder- und Jugendliteratur der 90er Jahre. In: Olshevska, Anna [Hrsg.]: Realitäten. Bochum: Institut für Deutschlandforschung, 2004, S. 95-107. (=Ost-West Perspektiven, Bd. 4).

31 Vgl. Ulrike Bremer: Versionen der Wende. Eine textanalytische Untersuchung erzählerischer Prosa junger deutscher Autoren zur Wiedervereinigung. Osnabrück 2002, S. 19, 20.

32 Vgl. Dettmar u.a. [Hrsg.]: Grenzenlos.

33 Vgl. Karim Saab: Alcatraz heißt hier Torgau. Gritt Poppe führt in dem Roman „Weggesperrt“ die Schrecken der DDR-Jugendwerkhöfe vor Augen. In: Märkische Allgemeine. Stand: 2.09.2009. URL: http://www.maerkischeallgemeine.de/cms/beitrag/11596657/63369/Grit-Poppe-fuehrt-in-dem-Roman- Weggesperrt-die.html <8.05.2010>.

34 Vgl. Grit Poppe: Andere Umstände. Berlin 2006.

35 Vgl. Über mich. Biographie. In: Homepage von Grit Poppe. URL: http://www.grit-poppe.de/biografie.html <28.11.2010>.

36 Vgl. Grit Poppe: Alabusch oder Das Herz des Vulkans. Berlin u.a. 1999.

37 Vgl. Grit Poppe: Käpten Magik. Hamburg 2006.

38 Vgl. Grit Poppe: Geteiltes Glück. Berlin 2006.

39 Vgl. Grit Poppe: Dragid Feuerherz. Hüter der Drachen. Würzburg 2007.

40 Vgl. Grit Poppe: Dragid Feuerherz. Die Perle des Lichts. Würzburg 2007.

41 Vgl. Grit Poppe: Dragid Feuerherz. Im Bann der Magier. Würzburg 2008.

42 Vgl. Grit Poppe: Anderswelt. Hamburg 2009.

43 Vgl. Grit Poppe: Dragid Feuerherz. Die Rache des Dschinn. Würzburg 2009.

44 Vgl. Grit Poppe: Weggesperrt. Hamburg 2009.

45 Vgl. Poppe, Grit. In: Kulturportal Brandenburg. Stand: 28.08.2009. URL: http://kulturportal.maerkischeallgemeine.de/cms/beitrag/10298624/72279/ <8.05.2010>.

46 Vgl. Weggesperrt. In: Cecilie Dressler Verlag. Jugendbücher. URL: http://www.cecilie- dressler.de/buecher/jugendbuecher/details/titel/3-7915-1632-9/12793/14323/Autor/Grit/Poppe/Weggesperrt.html <12.05.2010>.

47 Vgl. Poppe: Weggesperrt, S. 5, 327-331.

48 Ebd., S. 324-326.

49 Ebd., S. 321.

50 Vgl. Marion Klötzer: Bücher für Jugendliche zum Mauerfall. In: Südkurier. Stand: 21.11.2009. URL: http://www.suedkurier.de/news/kultur/kultur/art410935,4035467 <16.05.2010>.

51 Vgl. Poppe: Weggesperrt, S. 5.

52 Vgl. Tobias Render: Stefan Lauter (40) erinnert sich an seine Zeit im Jugendwerkhof Torgau. Ich war in einem DDR-Erziehungslager … und es war schlimmer als im Knast! In: Berliner Kurier. Textarchiv. Stand: 20.01.2008. URL: http://www.berlinonline.de/berliner- kurier/archiv/.bin/dump.fcgi/2008/0120/lifestyle/0001/index.html <16.05.2010>.

53 Vgl. Poppe: Weggesperrt.

54 Ebd.

55 Ebd., S. 323.

56 Vgl. Falk Blask u.a. [Hrsg.]: Einweisung nach Torgau. Texte und Dokumente zur autoritären Jugendfürsorge in der DDR. Eine Publikation des Ministeriums für Bildung, Jugend und Sport des Landes Brandenburg. Berlin 1997, S. 126.

57 Vgl. Jan Wrede: Das Ministerium für Staatssicherheit. In: Was ist was. Stand: 16.04.2009. URL: http://www.wasistwas.de/aktuelles/artikel/link//c30835fbec/article/das-ministerium-fuer-staatssicherheit-der- ddr/-7c05c71e06.html <20.07.2010>.

58 Vgl. Poppe: Weggesperrt, S. 9.

59 Ebd., S. 10.

60 Ebd., S. 10.

61 Ebd., S. 20.

62 Ebd., S. 22.

63 Vgl. Die Auflösung des Ministeriums für Staatssicherheit. In: DRA. Deutsches Rundfunkarchiv. 1989 - 1990 Wende-Zeiten. URL: http://1989.dra.de/themendossiers/politik/aufloesung-des-mfs.html <29.11.2010>.

64 Vgl. Susanne Dehmel: Geteiltes Berlin - gemeinsame Geschichte. In: Deutschland Archiv. Zeitschrift für das vereinigte Deutschland 33 (2000), S. 102.

65 Vgl. Wiebke Eden: „Keine Angst vor großen Gefühlen“. Schriftstellerinnen - ein Beruf. Elf Portraits. Frankfurt am Main 2003, S. 144, 145.

66 Vgl. Poppe: Weggesperrt, S. 318, 319.

67 Ebd., S. 298.

68 Vgl. Über mich. Biographie. In: Homepage von Grit Poppe. URL: http://www.grit-poppe.de/biografie.html <28.11.2010>.

69 Vgl. Erich Honecker: Bericht des Politbüros an die 11. Tagung des Zentralkomitees der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands, Berlin 1966, S. 68.

70 Vgl. Dorothee Wierling: Die Jugend als innerer Feind. Konflikte in der Erziehungsdiktatur der sechziger Jahre. In: Hartmut Kälble u.a. [Hrsg.]: Sozialgeschichte der DDR. Stuttgart 1994, S. 417.

71 Vgl. Verena Zimmermann: Den neuen Menschen schaffen. Die Umerziehung von schwererziehbaren und straffälligen Jugendlichen in der DDR (1945-1990). Köln u. a. 2004, S. 15.

72 Vgl. Winfried Speitkamp: Jugend in der Neuzeit. Deutschland vom 16. bis zum 20. Jahrhundert. Göttingen 1998, S. 271.

73 Vgl. Gert Geißler: Bildung und Erziehung in der DDR. In: Heidi Behrens u.a. [Hrsg.]: Lernfeld DDR-

Geschichte. Ein Handbuch für die politische Jugend- und Erwachsenenbildung. Schwalbach/Ts. 2009, S. 214.

74 Vgl. Gerda Niebsch u.a. [Hrsg.]: Gesundheit, Entwicklung und Erziehung in der frühen Kindheit. Wissenschaft und Praxis der Kinderbetreuung in der DDR. Frankfurt am Main 2007.

75 Vgl. Rolf Heyen: Jugend in der DDR. Auf dem Weg zur sozialistischen Leistungsgesellschaft. Jugend in Familie und Organisation, in Schule, Beruf und Freizeit. Bad Honnef u.a. 1972, S. 35.

76 Vgl. Gerhard Doliesen u. a. [Red.]: Jugend in der DDR. Text und Materialsammlung zu einer Ausstellung der Ost-Akademie Lüneburg. Lüneburg 1987, S. 31.

77 Vgl. Poppe: Weggesperrt, S. 177.

78 Ebd., S. 178.

79 Vgl. Staatsbürgerkunde(unterricht). In: Hans-Joachim Laabs u.a. [Hrsg.]: Pädagogisches Wörterbuch. Berlin 1987, S. 361.

80 Vgl. Poppe: Weggesperrt, S. 13.

81 Ebd., S. 14.

82 Vgl. Ralph Thielbeer: Jedermann an jedem Ort treibe täglich einmal Sport - Kinder- und Jugendsport in der DDR. In: Geiling, Ute u.a.[Hrsg.]: Erinnerungsreise - Kindheit in der DDR. Studierende erforschen ihre DDRKindheiten. Baltmannsweiler 2000, S. 152, 153, 154, 163.

83 Vgl. Poppe: Weggesperrt, S. 221.

84 Vgl. Gesetz über die Teilnahme der Jugend an der Gestaltung der entwickelten sozialistischen Gesellschaft und über ihre allseitige Förderung in der Deutschen Demokratischen Republik - Jugendgesetz der DDR - vom 28. Januar 1974. In: Gesetzblatt der Deutschen Demokratischen Republik Teil I (1974) Nr. 5, S. 45-59.

85 Vgl. Poppe: Weggesperrt, S. 321.

86 Vgl. Zimmermann: Den neuen Menschen schaffen, S. 252.

87 Vgl. Daniel Krausz: Jugendwerkhöfe in der DDR. Ein Geschlossener Jugendwerkhof Torgau. Hamburg 2010, S. 34, 35.

88 Vgl. Claudia Baum: Der Geschlossene Jugendwerkhof Torgau - die andere Seite einer sozialistischen Erziehung. In: Jörn Mothes u.a. [Hrsg.]: Beschädigte Seelen. DDR-Jugend und Staatssicherheit. Rostok 1996, S. 255.

89 Vgl. Poppe: Weggesperrt, S. 322.

90 Ebd., S. 180.

91 Ebd., S. 175, 176.

92 Ebd., S. 178, 179.

93 Ebd., S. 322.

94 Vgl. Gesetz über das einheitliche sozialistische Bildungssystem. Vom 25. Februar 1965. In: Gesetzblatt der Deutschen Demokratischen Republik Teil I (1965) Nr. 6, S. 83-106.

95 Vgl. Zimmermann: Den neuen Menschen schaffen, S. 24, 25.

96 Vgl. Martin Michalzik: „An der Seite der Genossen …“ Offizielles Jugendbild und politische Sozialisation im SED-Staat. Zum Scheitern der sozialistischen Erziehung in der DDR. Melle 1994, S. 265, 266, 267, 268.

97 Vgl. Michalzik: „An der Seite der Genossen …“, S. 8.

98 Ebd., S. 8.

99 Vgl. Christian Bollert: Die Geschichte der Montagsdemonstrationen. In: Detektor.fm. Stand: 24.09.2009. URL: http://detektor.fm/politik/die-geschichte-der-montagsdemonstrationen/ <26.07.2010>.

100 Vgl. Poppe: Weggesperrt, S. 316.

101 Vgl. Karim Saab: Alcatraz heißt hier Torgau. Gritt Poppe führt in dem Roman „Weggesperrt“ die Schrecken der DDR-Jugendwerkhöfe vor Augen. In: Märkische Allgemeine. Stand: 2.09.2009. URL:

Ende der Leseprobe aus 96 Seiten

Details

Titel
Kindheit und Jugend in der DDR im Spiegel literarischer Neuerscheinungen
Hochschule
Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main  (Kinder- und Jugendbuchforschung)
Note
2,0
Autor
Jahr
2011
Seiten
96
Katalognummer
V173814
ISBN (eBook)
9783640941131
ISBN (Buch)
9783640940950
Dateigröße
869 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
DDR, Kindheit;, Jugend;, Ostdeutschland, Geschichte, literarische Neuerscheinungen, Generationskonflikte, Pionierorganisation, FDJ, Mauerfall, Grenze
Arbeit zitieren
Anna Mikhaylova (Autor:in), 2011, Kindheit und Jugend in der DDR im Spiegel literarischer Neuerscheinungen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/173814

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