Der Einfluss von Medizin auf Literatur anhand von Foucaults Theorie in „Die Geburt der Klinik“ und Büchners „Woyzeck“


Hausarbeit (Hauptseminar), 2003

26 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhalt

Vorwort

Erkenne dich selbst - Experimente am Körper

Bannung der Kinesis - Fixierung und Flucht

Organe und Diskurse - Tod und Individualität

Bibliographie

Vorwort

Foucaults Nachwort zur „Geburt der Klinik" präsentiert sich dem linearen Leser als eine Art Belohnung. Foucaults Technik einer „Archäologie des Wissens“ besteht praktisch aus einer Aneinanderreihung historischer Zitate eines zeitlich und thematisch schmal begrenzten Fachgebietes, hier: der Medizin am Ausgang des 18. Jahrhunderts. Kurze Einschübe verweisen auf weiter reichende Dimensionen. Das Nachwort erscheint daraufhin als eine „Explosion“ der Bezüge und der Relevanz des Dargestellten.

Die Entstehung der pathologischen Anatomie wird präsentiert als entscheidend prägender Faktor für die Entstehung der Humanwissenschaften und hiermit der Diskurse über das Individuum und der philosophischen Selbstverortung des Menschen, die Entstehung der modernen Identitätsvorstellungen und hiermit der Festlegung von individuellen wie gesamtkulturellen Grenzen,1 die Vorstellungen und Manifestationen von Wahrheit und Objektivität, die Organisation von Wahrnehmung und Sprache sowie letztendlich auch für die moderne Literatur, explizit des 19. Jahrhunderts. Während die „Geburt der Klinik“ eine sehr genaue, explizite und strukturelle Beschreibung der klinischen Diskurse vornimmt, ist das (fünfseitige) Nachwort eine esoterische Verdichtung, weniger ein abschließendes Resümee, mehr ein Feld, das Spuren des Vorherigen aufnimmt und gleichzeitig Verweise andeutet. Es stellt die Behauptung auf, daß aus dem Vorhergesagten diese gesamtkulturelle Dimension ersichtbar ist, ohne die Wege explizit zu erläutern. Es handelt sich um eine provokative Technik, welche den Leser herausfordert, die Bezüge selbst herzustellen. Dieser Provokation möchte ich mich mit dieser Arbeit stellen! Ich möchte versuchen einen der Wege nachzuvollziehen, den Foucault andeutet, aber nicht mehr explizit verfolgt. Wie wird eine sich zum Ende des 18. Jahrhunderts rapide verändernde medizinische Praxis zum (geheimen) Paradigma moderner Literatur? Wie läßt sich der Transformationsweg vom einen zum anderen genauer beschreiben? Auf welche verschiedene Weise kann sich Medizin in der Literatur widerspiegeln, kann Medizin Literatur beeinflussen?

Um hier nicht selbst im Allgemeinen zu verbleiben, möchte ich als explizites Beispiel und Gegenstück Georg Büchners „Woyzeck“ setzen. Ich denke, daß sich zu den Ansätzen in der „Geburt der Klinik“Abs ä tze im „Woyzeck" befinden, welche verschiedene Weisen und Formen der Beeinflussung von Literatur durch den medizinischen Diskurs verdeutlichen. Absatz verstehe ich hier in einem doppelten Sinn. Zum einem als die Beeinflussung und Interdependenz, als etwas, das sich von einem vermeintlich anderen Ort, hier, in einem literarischen Text, absetzt, seine Spuren läßt. Zum anderen verweist es auf die nur punktuelle und fragmentarische Lektüre, die ich am Woyzeck vornehmen kann. Es kann sich um keine irgendwie abgeschlossene Interpretation handeln, sondern ich will Punkte und Strukturen aufsuchen, an denen Beeinflussungen durch den anderen Diskurs deutlich wird; es geht um Absätze, welche die Wege von einer wissenschaftlichen Praxis und einem wissenschaftlichen Diskurs zu einem literarischen Text verdeutlichen. Mir wurde bei meiner umfangreichen Vorlektüre deutlich, daß dies kein einseitiger Weg ist und sich die Interdependenzen plastischer durch einen größeren historischen Focus darstellen lassen. Deswegen möchte ich Exkurse über Umfeld und Vorgeschichte der Sujets nicht auspaaren, geschichtliche Linien aufzeigen und damit die historische Dimension der Problematik verdeutlichen.

Erkenne dich selbst - Experimente am Körper

Ich möchte zunächst ins Gedächtnis rufen, daß es sich keinesfalls um eine einseitige Prägung, eine kurzzeitige Wechselwirkung und/ oder eine nur bedingte Beeinflussung handelt. Man muß die Diskurse von Philosophie, Sprache, Literatur und (Natur-) Wissenschaft (die Reihe ließe sich für andere Betrachtungen erweitern) als einen Bereich verstehen, in dem Grenzen stets neu gezogen werden, und die sich bei genauer Betrachtung von ihren verborgenen Dispositiven gegenseitig durchwoben darstellen. Die Utopie einer „sauberen“ Trennung der Disziplinen wurde von den postmodernen Intertextualitätstheorien, mit Foucault als einer ihrer Wortführer, kritisiert und dekonstruiert. Foucault fordert in der „Archäologie des Wissens“: Man muß beschreiben wie sich schließlich die Beziehungen zwischen verschiedenen Positivitäten transformieren (wie die Beziehungen zwischen Philologie, Biologie und Ökonomie die Beziehungen zwischen Grammatik, Naturgeschichte und Analyse der Reichtümer transformieren; wie sich die interdiskursive Konfiguration auflöst, die die privilegierten Beziehungen dieser drei Disziplinen umrissen; wie sich ihre die Mathematik und die Philosophie betreffenden Beziehungen verändert haben; wie sich ein Platz für andere diskursive Formationen und insbesondere für jene Interpositivität abzeichnet, die den Namen Humanwissenschaft tragen wird.)2

Anhand unseres Beispiels, der Anatomie, wird eine gegenseitige Transformation deutlich. Hartmut Böhme beschreibt in „Der Körper als Bühne“ anhand historischer Gemälde und Plastiken, wie Kunst der Anatomie zur Legitimität verhalf, sich sozusagen langsam an den Körper, bis an die sich an der Hautoberfläche abzeichnenden Organe, herantastete.

So geht die Körper-Ästhetik eine enge Fusion mit der Wissenschaft der Anatomie ein. Die Unheimlichkeit und Hybridität, den menschlichen Körper zu öffnen, um an ihm das Geheimnis der Schöpfung zu studieren und in Wissen zu überführen, verbindet sich schon bei Leonardo mit Fragen der Ästhetik, besonders der Skulptur, deren Oberflächengestaltung der Widerschein der daruntergelagerten physiologischen Verhältnisse zu sein hatte - das reicht bis zu Goethes Idee einer „plastischen Anatomie“.3

Paradigmatisch an Holbein Gemälde „der Leichnam Christis im Grabe“ (1521) erkennt er in dieser Fokussierung des Körpers nicht nur eine ästhetische, sondern weiterhin eine religiös- rituelle Komponente. Am szenischen Arrangement des ausgezehrten Jesuskörpers wird das Wissen über die inneren Organe präsentiert und gleichzeitig, durch die religiöse Konnotation des Sujets, geheiligt. Das Opfer wiederholt sich als Opfer für eine kollektive Erkenntnis

Diese Komponente wird deutlich bei den ersten (zunächst halb-legalen) Leichensektionen, die gleichfalls im rituell behafteten Kunstraum vollzogen wurden: Im Theater. Das „Theatrum Anatomicum“ (es kommt im 16. Jahrhundert in Padua auf) ist ein öffentliches Spektakel: im Aufbau eines Amphitheaters kommt es bei Alkoholausschank und Musik zur theatralen Leichenöffnung. Die Toten sind Schwerverbrecher, Hingerichtete (deren Körperteilen der magische Volksglauben heilige und heilende Kräfte zuspricht)4. Sie dienen dazu, eine kollektive Neugier zu befriedigen, die Neugierde über das Innere des Leibes, des Menschen; sie dienen einer empirischen Wissenschaft wie einer Faszination für das Unheimliche/ den Schauder. Sie sind somit Opfer für bestimmte Zwecke. Die jahrtausend alte Frage über das Wesen des Menschen wird im „Theatrum Anatomicum" schockhaft entschleiert. Die Präsentation des amputierten Organs, als Reliquie des Opfers in religiöser Tradition stehend, wird zur heilig legitimierten Antwort. Es wird mit Hilfe wirkungsstrategischer Theatralität als Wahrheit gesetzt. Böhme spricht von einer anatomischen Katharsis. An diesem Beispiel wird deutlich, wie Kunstinszenierungen als Paradigma der anatomischen Wissenschaft fungierten.

Böhme macht deutlich, wie die Experimente und die Praxis der Anatomie und der Medizin im Verlauf der Geschichte unbewußt als ein Opfer für die analytisch-empirische Erkenntnis der Gemeinschaft fungierten und sich hiermit legitimierten.5 Im 18. Jahrhundert besitzt der Anatom keine gesellschaftliche Randstellung mehr, sondern wird zum Repräsentanten öffentlichen Wissens. Bei Foucault erscheint die Opferthematik als Gesellschaftsvertrag, welcher die auf den Grundpfeilern der Anatomie errichtete klinische Praxis prägt:

Darf denn der Schmerz zum Schauspiel gemacht werden? Er darf es und er muß es sogar kraft eines subtiles Rechtes, das darauf beruht, daß niemand allein existiert und am wenigsten der Arme, der nur durch Vermittlung des Reichen Beistand erhalten kann. Da die Krankheit nur Heilung finden kann, wenn die anderen mit ihrem Wissen, ihren materiellen Mitteln und ihrem Mitleid dazukommen, da die Krankheit also nur in der Gesellschaft geheilt werden kann, ist es recht, daß das Leiden der einen zu einer Erfahrung für die anderen wird, daß dem Schmerz die Kraft des Offenbarens verliehen wird. [...Die Klinik] ist sowohl Zins wie Interesse und letzteres in zweierlei Bedeutung, da es bei dieser Entschädigung sowohl um das objektive Interesse der Wissenschaft als auch um das vitale Interesse der Reichen geht.6

Die Präsentation des Leidens bekommt eine soziale Dimension - im gesellschaftlich fixierten Vertrag fungiert der Arme als Tableau des Wissens. Und die Ärzte dieser Zeit gehen weiter. Es geht nicht mehr nur um Beobachtung, sondern um Experimente am lebenden Körper. Das Zeichen wird von der „Untersuchung erst hervorgerufen und beinahe erzeugt“7.

Die Klinik war in ihrer Diagnose ebenso abwartend wie in ihrer Therapie. Sobald jedoch die pathologische Anatomie der Klinik vorschreibt, den Körper in den Massen seines Organismus zu befragen und seine Tiefenschichten an die Oberfläche zu bringen, wird die Idee eines technischen Instruments zur Aufbringung einer Läsion wissenschaftlich fundiert.8

In der Berühmten Doktorszene im „Woyzeck“ (eine der zuerst geschriebenen Szenen der Fragmente, die somit als eine Kernszene betrachtet werden muß) taucht diese Konstellation als direktes Zitat auf. Büchner stellt Woyzecks soziale Armut als Zwang dar, beim Doktor für medizinische Experimente sich einen Zulohn zu verdienen. Albert Meier bezeichnet dies als ein „Vertragsverhältnis der Ausbeutung“9. Der Doktor führt Ernährungsexperimente, die historisch gebräuchliche Forschungspraxis waren,10 an Woyzeck durch. Für ein viertel Jahr ernährt er Woyzeck ausschließlich von Erbsen. Woyzeck dient als Opfer für ein medizinischanthropologisches Wissen, indem zum einen seine „Aberratio“ vorgeführt wird (in Szene 18, „Der Hof des Doktors" dient Woyzeck als Schauobjekt für die Studenten), zum anderen Dispositionen durch die Experimente erst evoziert werden.

Der Doktor ist Repräsentant des analytisch-empirischen Wissens, indem Büchner seinen Charakter karikaturhaft ausschließlich auf das Ziel des Forschungsfortschritts gerichtet zeichnet.

DOKTOR. Hat er schon seine Erbsen gegessen, Woyzeck? - es gibt eine Revolution in der Wissenschaft, ich sprenge sie in die Luft. Harnstoff 0,10, salzsaures Ammonium, Hyperoxydul. Woyzeck muß Er nicht wieder pissen? Geh Er einmal hinein und probier Er`s.11

Er ist im ganzen Verhalten und allen Äußerungen Gläubiger der positivistischen Wissenschaft:

Nein Woyzeck, ich ärgre mich nicht, Ärger ist ungesund, ist unwissenschaftlich. Ich bin ruhig ganz ruhig, mein Puls hat seine gewöhnliche 60.12

Woyzeck ist somit nicht nur (passives) „Opfer einer entfremdeten Sozialstruktur“13 (Gerhard Knapp) sondern auch Opfer (im Sinne des Wortes) für einen gesellschaftlichen Drang auf (anatomische) Selbsterkenntnis. Die Figur des Doktors sowie das Verhältnis Woyzeck-Doktor ist somit als direktes Zitat medizinischer Praxis zu verstehen. Die „Dispositive des Wissens“ (Foucault), die sich im ärztlichen nicht mehr vorrangig helfenden, sondern forschenden Blick verbergen,14 werden in der Person des Doktors als direktes und zugespitztes Zitat offengelegt. Die Thematik des Opfers des Subjekts für kollektive Interessen und Zwänge taucht als Meta- Zitat der anatomisch-pathologischen Analyse- und Experimentierpraxis immer wieder in den Beziehungsstrukturen des Dramas auf. Sie spiegelt sich in der Determination der Figuren voneinander wider. So wird Marie Opfer des Tambourmajors, der sie als „Weibsbild“ und „Wild Thier“ bezeichnet.15 Dem feudalistischen Hauptmann sagt der Doktor den nahen Tod oder eine ihm dienende vollkommende Abhängigkeit voraus:

Sie können im besten Fall geistig gelähmt werden und nur fort vegetieren, das sind so ohngefähr ihre Aussichten auf die nächsten vier Wochen. Übrigens kann ich Sie versichern, daß sie einen von den interessanten Fällen abgeben und wenn Gott will, daß ihre Zunge zum Teil gelähmt wird, so machen wir die unsterblichsten Experimente.16

An dem Hinauswerfen einer Katze aus dem Fenster soll den Studenten das „Verhältnis des Subjekts zum Objekt“17 demonstriert werden.

Es handelt sich um scheinbar säkularisierte Opfer, die aber, wie erläutert, ihrerseits ihre Legitimation einem ästhetischen wie religiös-rituellen Paradigma verdanken, und durch die anatomische Praxis erprobt, legalisiert und strukturiert wurden.

Bannung der Kinesis - Fixierung und Flucht Das Theater war der ideale Ort, um den Tabubruch der Leichenöffnungen zu vollziehen. Es bot nämlich neben der beschriebenen rituellen Legitimationsmöglichkeit die entscheidende Organisation für eine konstante Beobachtung wie Präsentation. Im „Theatrum Anatomicum" von Padua waren die Zuschauer in der Weise eines Amphitheaters um die Bühne plaziert. Auf dieser befand sich der Anatom und seine Gehilfen und in der Mitte der Seziertisch mit dem Leichnam. Somit steht der Mensch, der Mensch als totes Objekt, im Mittelpunkt. Seine Veränderungen, seine Unberechenbarkeiten, seine äußeren wie körperlich-inneren Bewegungen sind ausgeschaltet, subtrahiert. Gleichzeitig ist die Perspektive des Wahrnehmenden fixiert und die Position des Präsentanten definiert. Die Tragweite dieser Fixierung möchte ich anhand eines Hauptgedankens des Buches „Karneval des Denkens" von Helmar Schramm verdeutlichen. Dieser untersucht philosophische Texte des 16. und 17. Jahrhunderts (Paracelsus18, Descartes, Hobbes u.a.) nach ihrem Umgang mit Bewegung und ihrer Metaphern. Er beschreibt eine permanente Auseinandersetzung mit der Bewegungsproblematik und beobachtet hier Versuche, durch das Theaterdispositiv die Wechselwirkungen von Sprache, Wahrnehmung und Bewegung zu ordnen.

Philosophie und Geometrie gingen im 16. und 17. Jahrhundert eine Ehe ein, aus der ein Methodenbewußtsein hervorwuchs, das nicht zuletzt darauf hinauslief, Kinesis als unberechenbare Ambivalenz, als verändernde Gewalt schlechthin, mit der Konstruktion gesicherter Standpunkte (Beobachterpositionen) zusammenzudenken. Daraus entsprang eine weitverbreitete Tendenz, die wahrnehmbaren und beschreibbaren Phänomene in einer komplexen Ordnung der Dinge zu verankern, indem man die materiale Unberechenbarkeit ihres Charakters durch eine heimliche Analogie zum physikalisch- mathematisch gedachten Punkt provisorisch tilgte, um dann wiederum, aus dieser Fiktion heraus, kinetische Momente in ihrer sinnlichen Komplexität zu rekonstruieren.19

Das „Theatrum Anatomicum" institutionalisiert die philosophischen Bemühungen im physischen Raum, erscheint als ihre plastische Umsetzung. Die von Schramm beschriebene Problematik eines Dreiecks Aisthesis - Kinesis - Semiosis wird durch die Bannung der Kinesis aufgelöst. Wahrnehmung und Sprache treten in Korrelation. Die Rekonstruktion der Kinesis durch die Sprache beschreibt Foucault im medizinischen Diskurs des 18. Jahrhunderts in verschiedenen Entwicklungsstufen. Sie spiegelt sich zunächst in der Kultivierung eines konstanten ärztlichen Blicks auf den Kranken wieder. Dies ist zunächst „eine unbedingte Treue gegenüber den Nuancierungen der Erfahrung“20, welche die Basis wird für Beschreibung und Bezeichnung der Krankheitssymptome wird. Gleichzeitig versucht der ärztliche Blick anhand der „manifesten Wahrheit der Krankheit“ „eine Geschichte zu rekonstruieren, die das ganze Sein der Krankheit abdeckt"21. Der homogene Raum der Klinik bietet für diese Beobachtung die ideale Konstellation. Die Utopie einer „natürlichen“ Zeichendeutung unterliegt aber nominalistischen Reduktionen und fragwürdigen Analogieanpassungen, welche Foucault analysiert.22

Mit der Etablierung der im „Theatrum Anatomicum“ experimentell konstituierten pathologischen Anatomie in der Medizin übernimmt Ausschaltung und Rekonstruktion der Kinesis eine viel radikalere Tragweite. Der Blick richtet sich nicht mehr auf die sichtbaren Symptome, sondern dringt in den Körper ein. Der lebendige Einzelne wird im Spiegel der am toten, beweglosen Körpern beobachteten Serien von pathologischen Abweichungen beurteilt. „Die Semantik der Lebenden wird durch die Geometrie der Massen abgelöst.“23. Tod wird als objektive und fixierte Wahrheit verstanden, und die Unterschiede der Leichen werden durch

[...]


1 Der Begriff der Grenze und der Schwelle ist für Foucault entscheidend für sein gesamtes philosophisches Denken, und kann hier nicht in dem Maß erläutert werden. Ich will es hier grob als das, was eine Kultur ausgrenzt, wovon sie sich abgrenzt und womit sie sich damit gleichfalls definiert bezeichnen. Zum Begriff der Grenze vgl. Michel Foucault: Arch ä ologie des Wissens. Frankfurt a.M.: 1973. S. 33ff.

2 Ebd. S. 245.

3 Hartmut Böhme: Der K ö rper als B ü hne. Zur Protogeschichte der Anatomie. In Helmar Schramm (Hg.): B ü hnen des Wissens. Interferenzen zwischen Wissenschaft und Kunst. Berlin: 2003. S.124f.

4 Vgl. hierzu James George Frazer: Der Goldene Zweig. Das Geheimnis von Glauben und Sitten der V ö lker. Hamburg: 1989. S.357.

5 Vgl. hierzu Hartmut Böhme: Der K ö rper als B ü hne. Zur Protogeschichte der Anatomie. In Helmar Schramm (Hg.): B ü hnen des Wissens. Interferenzen zwischen Wissenschaft und Kunst. Berlin: 2003. S.118.

6 Michel Foucault: Die Geburt der Klinik. Eine Arch ä ologie des ä rztlichen Blicks. Frankfurt a.M.: 1988. S.99f.

7 Ebd. S. 175.

8 Ebd. S. 176.

9 Albert Meyer: Georg B ü chner: „ Woyzeck “. München: 1980. S.47.

10 Vgl. ebd. S.48.

11 Georg Büchner: Woyzeck. Lese- und Bühnenfassung . In Georg Büchner: Werke und Briefe. Nach der historisch-kritischen Ausgabe von Werner R. Lehmann. München (Hanser): 1980. Szene8, S.167.

12 Ebd.

13 Gerhard P. Knapp: Georg B ü chner. Stuttgard: 1984. S.137.

14 Vgl. Michel Foucault: Die Geburt der Klinik. Eine Arch ä ologie des ä rztlichen Blicks. Frankfurt a.M.: 1988. S. 151.

15 Georg Büchner: Woyzeck. Lese- und Bühnenfassung . In Georg Büchner: Werke und Briefe. Nach der historisch-kritischen Ausgabe von Werner R. Lehmann. München (Hanser): 1980. Szene6, S.166.

16 Ebd. Szene9, S.169.

17 Ebd. Szene18, S. 175.

18 Dem letzten Großen Denker eines medizinischen Gegenmodells zum Modell des Anatoms Vesalius.

19 Helmar Schramm: Karneval des Denkens. Theatralit ä t im Spiegel philosophischer Texte des 16. und 17. Jahrhunderts. Berlin: 1996. S.257.

20 Michel Foucault: Die Geburt der Klinik. Eine Arch ä ologie des ä rztlichen Blicks. Frankfurt a.M.: 1988. S. 207.

21 Ebd. S. 109.

22 Vgl. ebd. S.132ff.

23 Ebd. S. 173.

Ende der Leseprobe aus 26 Seiten

Details

Titel
Der Einfluss von Medizin auf Literatur anhand von Foucaults Theorie in „Die Geburt der Klinik“ und Büchners „Woyzeck“
Hochschule
Freie Universität Berlin  (NDL)
Veranstaltung
Leitmetaphern moderner Literatur: Das Beispiel Krankheit
Note
1,0
Autor
Jahr
2003
Seiten
26
Katalognummer
V17342
ISBN (eBook)
9783638219341
ISBN (Buch)
9783638691505
Dateigröße
619 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Untersuchung über die Prägung von Literatur durch de Medizin anhand von Büchners Woyzeck
Schlagworte
Wege, Anatomie, Einflüsse, Medizin, Literatur, Foucaults, Theorie, Geburt, Klinik“, Beispiel, Georg, Büchners, Leitmetaphern, Literatur, Beispiel, Krankheit
Arbeit zitieren
Magister Heiko Michels (Autor:in), 2003, Der Einfluss von Medizin auf Literatur anhand von Foucaults Theorie in „Die Geburt der Klinik“ und Büchners „Woyzeck“, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/17342

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