Application Service Providing


Hausarbeit, 2003

44 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

1 Einleitung

2 Definition und Abgrenzung

3 ASP – Die Technik
3.1 Organisatorische Struktur eines ASP–Dienstleisters
3.2 Technische Komponenten einer ASP Infrastruktur
3.3 Zugriff auf zentral gehostete Anwendungen und Daten

4 Das ASP-Geschäftsmodell
4.1 Die ASP-Wertschöpfungskette
4.2 Aufgaben eines Application Service Providers
4.3 Abrechnung der ASP-Dienstleistung
4.4 Akteure am ASP-Markt

5 ASP-Anwendungsmodelle

6 Vor- und Nachteile
6.1 Vorteile
6.1.1 Vorteile aus der Sicht des ASP-Providers
6.1.2 Vorteile aus der Sicht des Kunden
6.2 Nachteile
6.2.1 Nachteile aus Sicht des ASP-Anbieters
6.2.2 Nachteile aus Sicht des Kunden

7 Ausblick

8 Fazit

Literaturverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Marktpotenzial ASP Westeuropa

Abbildung 2: Funktionskette einer ASP Beziehung

Abbildung 3: Applikationsoutsourcing versus ASP

Abbildung 4: ASP-Modell im Überblick

Abbildung 5: Mögliche technische ASP-Lösung

Abbildung 6: Die technologische ASP-Wertschöpfungskette

Abbildung 7: Kostenkomponenten ASP

Abbildung 8: Einteilung von ASPs

Abbildung 9: ASP Einsatz

Abbildung 10: Einteilung der Anwendungsmodelle nach Integration und Komplexität

Abbildung 11: ASP Nutzung nach Branchen

Abbildung 12: Vorteile von ASP aus Anbieter- und Anwendersicht

Abbildung 13: Nachteile von ASP aus Anwender- und Anbietersicht

Abbildung 14: Zukünftige Positionierung der ASP-Anbieter

1 Einleitung

Der Handlungsdruck auf Unternehmen, die immer komplexer werdenden Aufgaben der Datenverarbeitung effizient zu bewältigen, steigt. Die Globalisierung erfordert mehrsprachige und fremdwährungsspezifische Systemlandschaften, große Konzerne verlangen von ihren Zulieferern die vollständige Integration ihrer Prozesse in übergreifende Marktplatzplattformen – und das bei einer hohen Ressourcenknappheit für IT-Experten und einem immer schnelleren Technologiewechsel in der IT-Industrie. Vor diesem Hintergrund besticht die Idee einer „Software aus der Steckdose“[1].

Application Service Providing (ASP) war Ende der 90er Jahre bis ins Jahr 2000 eines der Schlagwörter in der IT-Branche. Die Gründe für den Boom lagen vor allem in den attraktiven Marktprognosen, die zu einem „Run“ auf das Thema ASP führten. Seit der Idee des ASP wurde diesem Modell durch zahlreiche Technologieabschätzungen und Prognosemodelle ein dynamisches Marktwachstum und eine erfolgreiche Durchdringung des Marktes vorhergesagt. Gerade Europa und insbesondere der deutschsprachige Raum wurden dabei als die Märkte mit dem größten Wachstumspotenzial identifiziert.[2] Grund hierfür ist vor allem die stark mittelständisch geprägte Unternehmenslandschaft in Deutschland, denn besonders kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) sollen von ASP-Lösungen profitieren.[3]

Die Analysen bzgl. des Marktpotenzials von ASP weisen jedoch erhebliche Schwankungsbreiten auf: Die Metagroup ging im Jahr 2000 noch von einem weltweiten Umsatz der ASP-Branche von über USD 21 Mrd. für das Jahr 2004 aus.[4] IDC schätzt das weltweite Marktvolumen mit USD 20 Mrd. in 2006.[5]

Für Europa geht Dataquest von einem europäischen ASP-Marktvolumen von 6 Mrd. USD in 2003 aus, IDC beziffert das europäische Marktvolumen auf 6,5 Mrd. USD in 2006, was einer jährlichen Wachstumsrate von 91 % entspricht (siehe Abbildung 1). Mummert & Partner hingegen prognostizieren einen europäischen Gesamtmarkt von nur 1,5 Mrd. USD in 2004.[6] Ein Grund für diese Differenzen mag wohl neben der offensichtlichen Unsicherheit über die zukünftige Nachfrageentwicklung dieses Geschäftsmodells die unterschiedliche Definition von Application Service Providing bzw. die Abgrenzung vom weiten Feld des IT-Outsourcing sein.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1: Marktpotenzial ASP Westeuropa,

Quelle: IDC, Mai 2002

Mit dem Platzen der Internetblase 2000/2001 wurde es jedoch ebenfalls um das Thema ASP ruhiger. Der dramatische Verfall der Technologiebörsen, das Scheitern angekündigter Finanzierungsrunden sowie der eingebrochene IPO Markt trafen die sogenannten „Startups“ – zu denen auch die Mehrheit der ASP-Dienstleister gehörten – am härtesten.[7] Darüber hinaus drückt die derzeitige trübe Stimmung an den Weltmärkten auf die Stimmung. Aufgrund der aktuellen Marktunsicherheit, verstärkt durch negative Berichterstattung („ASP: Angebot ohne Nachfrage“) in den Medien und stark korrigierte Analystenerwartungen, haben viele Unternehmen ihre konkreten ASP-Planungen weiter in die Zukunft verschoben.[8] Aktuell gibt es kaum verlässliche Markteinschätzungen, was ebenfalls auf eine große Unsicherheit das Thema ASP betreffend schließen lässt.

Die Gründe für die Ernüchterungswelle liegen jedoch neben den genannten externen Faktoren auch darin, dass die sogenannten 1st Generation ASPs derzeit häufig mit ihrem Startup-Image zu kämpfen haben und die Komplexität leistungsfähiger und professioneller ASP-Infrastrukturen sicher unterschätzt wurde. Der Markt war bisher stark angebotsgetrieben und auf die technologische Machbarkeit ausgerichtet. Viele Anbieter erkannten erst später, dass sie die konkreten Bedürfnisse ihrer potenziellen Kunden stärker in den Mittelpunkt rücken müssen.[9] Doch obwohl ASP bisher hinter den Erwartungen zurückgeblieb, ist durch eine Weiterentwicklung des Geschäftsmodells eine bessere Zukunft „im zweiten Anlauf“ zu erwarten.[10]

Die vorliegende Hausarbeit soll eine Einführung in das Thema ASP geben. Dabei soll beleuchtet werden, inwieweit die Technologie wirklich als „Software aus der Steckdose“ bezeichnet werden kann. Die Bearbeitung des Themas beginnt mit einer Begriffsdefinition sowie grundlegenden Informationen zu den technischen Aspekten des ASP-Modells. Im weiteren Verlauf wird auf das Geschäftsmodell sowie mögliche Einsatzgebiete eingegangen. Dabei sollen Vor- und Nachteile erläutert werden. Ziel der Arbeit ist es, einen Ausblick auf die mögliche Entwicklung dieses Geschäftsmodells zu geben und dabei Erfolgsfaktoren und Hemmnisse zu identifizieren.

2 Definition und Abgrenzung

Das Orientierungsproblem der sich entwickelnden ASP-Branche zeigt sich bereits beim Versuch, den Begriff Application Sevice Providing allgemeingültig zu definieren. Insbesondere wenn es um eine Abgrenzung vom weiten Feld des IT-Outsourcing geht, sind sich selbst Branchen-Insider nicht einig. Im folgenden Kapitel sollen zunächst die zentralen Charakteristika von Application Service Providing definiert werden. In diesem sich entwickelnden Markt existieren jedoch noch zahlreiche Übergangs- und Mischformen.[11]

ASP kann als eine Spezialform des Outsourcing angesehen werden. Outsourcing wird definiert als mittel- bis langfristige Auslagerung einzelner oder fast aller bisher innerbetrieblich erfüllter Informationsverarbeitungsaufgaben an rechtlich unabhängige Dienstleistungsunternehmen.[12] Dabei entsteht eine One-to-One-Beziehung zwischen dem Kunden und dem Dienstleister.

Als Vorstufe des Application Service Providing kann das Application Hosting verstanden werden, d.h. es werden nur einzelne Anwendungen outgesourct, die zudem auf den Kunden angepasst werden können (Customizing).[13] Es entsteht ebenfalls eine One-to-One-Beziehung zwischen Dienstleister und Kunde.

Im Gegensatz zu Outsourcing und Application Hosting entsteht durch das Application Service Providing eine One-to-Many-Beziehung: Der Dienstleister stellt seine Software über das Internet oder andere Netze möglichst vielen Kunden zur Verfügung. Dies impliziert, dass die Anwendung im Regelfall kaum oder überhaupt nicht auf den Kunden zugeschnitten werden kann. Andererseits muss der Provider sicherstellen, dass die anfallenden Daten jedem Kunden individuell zugeordnet werden können und dass ein gegenseitiger Zugriff ausgeschlossen ist – die Software muss demnach mandantenfähig sein. Für die Nutzung der Software entrichtet der Anwender eine Leasinggebühr an den Dienstleister.[14]

Die folgende Abbildung stellt eine mögliche Beziehung zwischen dem Kunden, dem AS-Provider und dem Softwarehersteller dar. Es gibt jedoch eine Vielzahl verschiedener Variationen zu dieser vereinfachten Darstellung, z.B. kann der ASP ebenfalls selbst entwickelte Software anbieten.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 2: Funktionskette einer ASP Beziehung

Quelle: Triple Tree, 2000

Aufgrund der kaum möglichen Kundenanpassung richtet der ASP seine Applikationen in aller Regel auf bestimmte Zielgruppen aus, soweit es sich nicht um breit einsetzbare Lösungen wie z.B. MS Office-Produkte handelt. Zuweilen wird eine Branchenlösung ausreichen; stark unterschiedliche Gegebenheiten innerhalb einer Branche (wie z.B. in der Fertigungsindustrie) erfordern jedoch eine tiefreichendere Typisierung und sind somit schwieriger im ASP-Modell umzusetzen. Konventionelles Outsourcing kann mit Einzelfertigung, ASP mit Serienfertigung verglichen werden.[15] Die folgende Abbildung verdeutlicht die Beziehung zwischen Dienstleister und Kunde beim klassischen Outsoucing und im Fall von ASP.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 3: Applikationsoutsourcing versus ASP

Quelle: Compaq Computer, 2001

3 ASP – Die Technik

Dieses Kapitel soll einen Überblick über die grundlegenden technischen Voraussetzungen für Application Service Providing vermitteln. Dazu soll im ersten Schritt auf die organisatorische Struktur eines ASP-Dienstleisters eingegangen werden. Anschließend werden daraus die technischen Komponenten der ASP-Infrastruktur abgeleitet.

3.1 Organisatorische Struktur eines ASP–Dienstleisters

Die ASP-Dienstleister setzen sich zumeist einerseits aus der Gruppe der ASP-Zulieferer und andererseits aus den eigentlichen ASP-Anbietern zusammen. ASP-Zulieferer stellen quasi die Vorprodukte zur Verfügung, die die ASP-Anbieter benötigen, um ihren Kunden ein umfassendes ASP-Dienstleistungspaket aus einer Hand anbieten zu können. Reine „Pure Plays“ – also Unternehmen, die alle für die technische Infrastruktur notwendigen Komponenten über Partnerschaften beschaffen und selbst quasi als virtueller ASP auftreten – sind allerdings eher selten. Die meisten am Markt tätigen ASPs besitzen bereits gewisse Erfahrungen z.B. in den Bereichen der Systemintegration, des Outsourcing oder sind bereits als Betreiber von Rechenzentren am Markt tätig und bieten ASP als Add-On zum bisherigen Geschäft an.[16]

Unabhängig aus welchem Bereich der ASP ursprünglich stammt, benötigt er zum Aufbau einer ASP-Infrastruktur einige Partner und Zulieferer. Zu nennen wären hier vor allem:

- Software-Anbieter
- Hardware-Partner
- Carrier oder Internet Service Provider (ISPs)
- IT-Dienstleister
- Vertriebspartner

Der Softwareanbieter stellt dem ASP Software-Anwendungen zur Verfügung. Diese Software sollte natürlich ASP-fähig sein. Bei webbasierten Anwendungen ist jedoch noch nicht gesagt, dass diese auch im ASP-Umfeld reibungslos funktionieren. Es sei hier zum Beispiel auf die im vorigen Kapitel beschriebene Mandantenfähigkeit einer Software verwiesen, die unbedingte Voraussetzung ist. Des Weiteren konnten in Testläufen in Test- und Evaluierungszentren wie dem ASP Technologie-Forum oder asp4you einigen Anwendungen nachgewiesen werden, dass sie für den Rechenzentrumsbetrieb nicht geeignet waren und die Leistungsvorteile der Hardware nicht ausnutzen konnten.[17]

Darüber hinaus ist für die Bereitstellung von ASP-Dienstleistungen ein leistungsfähiges, skalierbares und hoch verfügbares Rechenzentrum notwendig. Um die Systeme zu verwalten und schnell auf verschiedene Ereignisse, wie eine drohende Überlastung der Systeme, reagieren zu können, werden neben einer leistungsfähigen Hardware Systeme für Überwachung, Monitoring und Reporting benötigt. Da nicht jeder ASP in der Lage ist, sich selbst ein Rechenzentrum aufzubauen, werden häufig die Angebote von Hosting- oder Collocation-Firmen angenommen, um dort die eigenen Server-Systeme unterzustellen oder auch auf die Rechenkapazitäten dieser Unternehmen direkt zuzugreifen.

Um nun die ASP-Leistung auch dem Kunden anbieten zu können, benötigt der ASP einen Partner, der ihm den Zugang zu seinen Server-Systemen verschafft, z.B. einen Carrier oder Internet Service Provider (ISP). Dabei ist technisch sicherzustellen, dass vom Anwender jederzeit auf die von ihm gemietete Anwendung zugegriffen werden kann.

Jedoch muss nicht nur der reine Zugang zur Applikation sichergestellt werden, sondern auch ein umfassendes Portfolio an Dienstleistungen vom IT-Support über Backup bis hin zum Helpdesk. Daher reicht in diesem Bereich die Palette der potentiellen Partner von Systemintegratoren über Call-Center-Betreiber bis hin zu Outsourcing-Unternehmen, die über umfassende Kompetenzen und Erfahrungen beim Betrieb ausgelagerter IT-Infrastrukturen verfügen.[18]

Eine weitere Geschäftsbeziehung könnte der ASP mit einem Vertriebspartner eingehen, der den Kontakt zum Kunden herstellt.

Allein die organisatorische Struktur eines ASP-Modells weist also bereits eine hohe Komplexität auf, wie die folgende Abbildung zeigt. Aus der organisatorischen Struktur ergibt sich im weiteren die technische Infrastruktur bzw. Anforderungen an letztgenannte, die im folgenden Kapital dargestellt werden sollen.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 4: ASP-Modell im Überblick,

Quelle: IDC, 2000

3.2 Technische Komponenten einer ASP Infrastruktur

Die folgende Abbildung soll eine Übersicht über die wichtigsten Bestandteile einer ASP Infrastruktur und deren Zusammenspiel geben.[19]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 5: Mögliche technische ASP-Lösung,

Quelle: Grohmann, 2002

Die obige Grafik stellt im Großen und Ganzen drei Bereiche dar: den Internen Bereich, die „Demilitarized Zone“ (DMZ) und den Externen Bereich. Der Interne Bereich beinhaltet eine Reihe von Servern, die im folgenden kurz vorgestellt werden sollen. Der Anwendungsserver ist das System, auf dem die Anwendungen abgelegt sind, die über das ASP-Modell eingesetzt werden. Bei sehr anspruchsvollen Anwendungen hinsichtlich Leistungsfähigkeit, Verfügbarkeit und Skalierbarkeit, z.B. Datenbankanwendungen, werden häufig mehrere Server zu sogenannten Server-Cluster-Systemen verbunden. Der Applikationsserver ist für den serverbasierten Betrieb der Anwendungen „verantwortlich“. Er muss die Anwendungen, die noch nicht webfähig sind, in ein webfähiges Format konvertieren. Der Portalserver erstellt das Anwendungsportal – also die Benutzeroberfläche - , auf welches der Anwender zugreift und wo der Administrator die Anwendungen einbindet. Dieser Server ist weiterhin für die Personalisierung der zur Verfügung gestellten Anwendungen verantwortlich. Er stellt sicher, dass jeder Anwender die für ihn vorgesehenen Anwendungen und Informationen zur Verfügung gestellt bekommt. Der Kommunikationsserver regelt den gesamten eMail-Verkehr sowie die Termin- und Aufgabenorganisation der angeschlossenen Anwender. Der Viren- und Spam-Schutz sowie die eMail-Verschlüsselung wird vom eSecurity-Server übernommen.

Für die Archivierung der Daten wird ein Archiv- und Dokumentenmanagement-Server eingesetzt, um die Daten revisionssicher zu archivieren und bei Bedarf einen schnellen Zugriff auf bestimmte Datenbestände zu gewährleisten.

Die DMZ stellt die Schnittstelle zwischen internem ASP-System und dem „offenen“ Internet und somit den kritischen Bereich der ASP-Infrastruktur im Bezug auf die Sicherheit dar. In diesem Bereich befinden sich meist Web-Server, Authentisierungsserver, Remote-Access-Server und ein oder mehrere Firewalls.

Während auf dem Web-Server die Webseiten, der Webshop oder das eCommerce-System eines Unternehmens liegen, sind auf dem Authentisierungsserver alle Zugangsberechtigungen der Anwender für die internen Server-Systeme hinterlegt. Diese werden bei jedem Zugangsversuch mit den vom Anwender eingegebenen Informationen abgeglichen, um daraufhin entsprechende Zugangsberechtigungen zu vergeben. Der Remote-Access-Server ermöglicht den direkten und dedizierten Zugang zum internen IT-Bereich über einen durch eine Firewall abgesicherten Zugang.

Der Externe Bereich beinhaltet die Komponenten, über die der Anwender auf die ASP-Infrastruktur zugreifen kann. Die Zugriffe erfolgen über eine verschlüsselte Internetverbindung, ein privates Netz, Virtual Private Network (VPN), eine Satellitenverbindung oder auch über Wireless ASP (WASP). Router stellen die Verbindung zwischen den einzelnen Bereichen her und verfügen meist über bestimmte Zusatzfunktionen wie Datenkompression oder Kanalbündelung, die sicherstellen sollen, dass die Daten schnell und sicher von einer Stelle zur anderen gelangen, ohne dass es zu einem Datenstau kommt.

Bei der Nutzung des Internets als Zugriffsmedium greift der Kunde über einen Browser oder ein internetfähiges Telefon auf die Anwendungen zu und ist daher räumlich und zeitlich flexibel. Wird der Zugriff auf bestimmte Teilnehmer beschränkt (Kunden, Lieferanten, Vertriebspartner), so spricht man von einem Extranet.

Beim Zugriff über VPNs werden die Daten vor der Übertragung verschlüsselt und dann über einen sogenannten VPN-Tunnel über das Internet gesandt. Zur Verschlüsselung bzw. Entschlüsselung der Daten müssen an beiden Enden des VPN-Tunnels VPN-Gateways oder Crypto-Gateways eingerichtet werden.

3.3 Zugriff auf zentral gehostete Anwendungen und Daten

Grundsätzlich gibt es zum heutigen Zeitpunkt zwei vorherrschende Arten von ASP-Technologien, um Anwendungen im ASP-Geschäftsmodell anbieten zu können: Web-Applikationen und Server-basierte Computing-Lösungen. Diese unterscheiden sich durch die Verarbeitung der Anwendungslogik der Applikation.[20]

Bei den Web-Applikationen handelt es sich um Software, die mit Internet-entwicklungstechnologien (z.B. Java, Active-X) für den Einsatz im Internet entwickelt wurde. Suchmaschinen, Online-Shops oder eCommerce-Lösungen gehören beispielsweise zu den Web-Applikationen. Bei dieser Technik wird ein Teil der Anwendungsdaten über das Netz übertragen und dann auf dem lokalen Rechner ausgeführt.

Anwendungen, die ursprünglich für Client-Server-Modelle entwickelt wurden, können ebenfalls ASP-fähig werden, z.B. durch den Einsatz von Windows Terminal Servern oder Citrix-Systems. Hier befindet sich die Applikation vollständig auf dem Applikationsserver des AS-Providers, wo auch die Verarbeitungslogik durchgeführt wird. Bei dieser Technologie werden lediglich Eingabebefehle vom Client zum Server und in umgekehrter Richtung Bildinformationen übertragen. Der Nachteil bei diesen Systemen liegt darin, dass für jeden Anwender auf dem Server eine eigene sogenannte “Session“ gestartet werden muss. Ein simultaner Zugriff auf die Anwendung findet nicht statt. Dies bedeutet, dass immense Anforderungen an die Leistungsfähgkeit und Skalierbarkeit des Server-Systems gestellt werden und abhängig von der Anwendung schnell die Kapazitäten des Systems ausgereizt sein können.

4 Das ASP-Geschäftsmodell

Im letzten Kapitel wurden die technischen Details des Application Service Providing-Modells erörtert. Im Folgenden sollen die betriebswirtschaftlichen Grundlagen aufgezeigt werden: Denn Application Service Providing ist weitaus mehr als eine Technologie, es ist eine neue Art des Software-Vertriebs aus Anbietersicht und eine neue Art des Software-Einsatzes aus Anwendersicht.[21]

4.1 Die ASP-Wertschöpfungskette

Um die Komplexität des ASP-Dienstleistungs-Pakets zu veranschaulichen, soll im Folgenden die ASP-Wertschöpfungskette dargestellt werden. Darauf aufbauend werden die Anforderungen an die einzelnen Aufgaben eines ASPs analysiert. Auf dieser Grundlage soll verdeutlicht werden, welche Grundvoraussetzungen ein ASP-Anbieter erfüllen muss, um erfolgreich am Markt bestehen zu können.

Der Application Service Provider tritt quasi als Generalunternehmer auf, der dem Kunden eine „schlüsselfertige“ Software anbietet. Dies hat zur Folge, dass der Anwender zum einen die Software kaum noch verändern kann und sie so übernehmen muss, wie sie angeboten wurde. Zum anderen gibt er die Verantwortung für den reibungslosen Betrieb der Software und die damit verbundenen Dienstleistungen an den Application Service Provider ab und hat somit mehr Kapazitäten, um sich auf sein Kerngeschäft zu konzentrieren.

Den Wertzuwachs, den der Application Service Provider dem Anwender bietet, lässt sich am einfachsten mit der in Abbildung 6 dargestellten Wertschöpfungskette aufzeigen. Die beiden ersten Glieder der Wertschöpfungskette lassen sich dabei als „Netzwerkdienste“ zusammenfassen. Die beiden folgenden Glieder fallen unter „Rechenzentrumsbetrieb“. Unter „Application Management und Maintenance“ versteht man den so genannten Application Support. System- und Business Integration bilden gemeinsam mit dem Customer Relationship Management das Interface zum ASP-Anwender.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 6: Die technologische ASP-Wertschöpfungskette,

Quelle: Fujitsu Siemens Computers, 2000

Innerhalb der Wertschöpfungskette müssen nicht alle Teilleistungen vom ASP-Anbieter selbst erbracht werden, sondern können durch strategische Partnerschaften mit spezialisierten "Zulieferern" abgedeckt werden. Maßgebend für den Kunden ist jedoch das reibungslose Zusammenspiel aller Kooperationspartner bei gleichzeitigem Service aus einer Hand. Der ASP agiert praktisch als Service-Aggregator und sollte diese Rolle bewusst wahrnehmen und herausstellen. Denn darin liegt der besondere Mehrwert des ASP-Konzeptes für den Kunden.

Technisch und betriebswirtschaftlich bietet ein Application Service Provider prinzipiell das an, was Rechenzentren, Outsourcing-Unternehmen und Systemintegratoren offerieren. Das Unterscheidungsmerkmal zu Letztgenannten besteht darin, dass die Softwarelizenz nicht mehr gekauft, sondern vermietet wird. Damit grenzt sich das ASP-Geschäftsmodell von den vorhin genannten traditionellen Geschäftsmodellen ab.[22]

4.2 Aufgaben eines Application Service Providers

Die Aufgaben eines ASP ergeben sich aufgrund der vorher beschriebenen Wertschöpfungskette. Sie beinhalten:

- ASP-Software-Entwicklung
- Beratung und Vertragsgestaltung
- Hosting
- Datenübertragung
- Anwendungsadministration
- User Support

Im Rahmen seiner Tätigkeit stellt der ASP Software auf Mietbasis zur Verfügung. Bevor er diese Dienstleistung anbieten kann, muss er entweder a) eine Softwarelösung eines Drittanbieters auf „ASP-Readyness“ prüfen oder b) bei einer Eigenentwicklung darauf achten, dass seine Anwendung den Anforderungen beim Einsatz im ASP-Modell entspricht. In jedem Fall sollte dem Einsatz der Software eine genaue Test- und Evaluierungsphase vorausgehen. Dabei sollten die Parameter Anwendungskompatibilität, Server-Performance, Netzwerkperformance und Verhalten des Gesamtsystems eine Rolle spielen.

Die Beratungs- und Implementierungskompetenz eines Application Service Providers stellt laut Grohmann eines der wichtigsten Kriterien für eine erfolgreiche Zusammenarbeit dar.[23] Neben dem Aufbau einer technisch einwandfreien Infrastruktur muss einem möglichen Anwender verdeutlicht werden, wie er mit einer Mietsoftware arbeiten, diese in seine bestehende IT-Infrastruktur integrieren kann und welche Vorteile so für ihn realisierbar sind. Einer Integration muss dabei eine detaillierte Kosten-Nutzen-Analyse vorausgehen.[24] Eine Software-Lösung, die im ASP-Modell eingesetzt wird, soll im Optimalfall genauso leistungsfähig und flexibel sein wie die gleiche Lösung, die über eine Client-Server-Infrastruktur eingesetzt wird. Den Ausschlag für ASP werden vielmehr Faktoren wie Kostentransparenz, Flexibilität, Verfügbarkeit und Effizienz geben, die aber dem Kunden und Anwender anhand von Beispielkalkulationen und Fallstudien transparent gemacht werden müssen.

Des Weiteren müssen mögliche „Fall back“ Lösungen und Service Level Agreements (SLAs) erarbeitet und in den Vertrag eingeschlossen werden. Das SLA regelt die Qualität und Güte, in der der Application Service Provider seine Dienstleistungen anbietet und die Vorgehensweisen, wenn es zu Störungen und Qualitätseinbußen bei den Dienstleistungen kommt. Die Vereinbarung detaillierter SLAs und „Fall back“ Lösungen ist gerade bei komplexen Lösungen sowie hochverfügbaren Anwendungen unabdingbar. Dabei sollte sich der Application Service Provider ggfs. auch gegenüber seinen Zulieferern absichern. Aufgrund der zur Zeit in Deutschland bestehenden umfangreichen Hostingkapazitäten, werden viele ASPs ihre Rechenzentrum- und Datenübertragungskapazitäten über einen Partner beziehen.[25]

[...]


[1] Vgl. Knolmayer: Application Service Providing, 2000, S. 443

[2] Vgl. ASP Konsortium: ASP-Marktbarometer, 2001, S. 4

[3] Vgl. Zöbl: Chance für den Mittelstand, 2000, o.S.

[4] Vgl. Ini-GraphicsNet: Darmstädter ASP-Symposium, Oktober 2001, o.S.

[5] Vgl. IDC: ASP and Application Management Services, März 2002, o.S.

[6] Vgl. ASP Konsortium: Marktstudie Application Service Providing, Dezember 2001, S. 7 / IDC: ASP and Application Management Services, März 2002, o.S.

[7] Vgl. Rubens: ASP Consolidation, Dezember 2002, o.S.

[8] Vgl. Grohmann: Software auf Mietbasis, 2002, S. 35-36

[9] Vgl. Berlecon Research: ASP 2001, 2001, o.S.

[10] Vgl. Festag, Kraus, Lehmann, Matthieu, Sampson: Application Service Provider , o.J., o.S. / Triple Tree: 2nd Generation ASPs, September 2000, S. 6

[11] Vgl. Berlecon Research: ASP: Das IT-Konzept der Zukunft?, 2001, o.S.

[12] Vgl. Knolmayer: Application Service Providing, 2000, S. 443 / Hansen: Wirtschaftsinformatik, 1998, S. 831

[13] Vgl. Dresing: Internet Grundlagen, 2002, S. 24 / Summa: ASP – Neues Dienstleistungsmodell, o.J., o.S.

[14] Vgl. ASP Konsortium: ASP Background Area, o.J., o.S. / Triple Tree: 2nd Generation ASPs, September 2000, S. 2

[15] Vgl. Knolmayer: Application Service Providing, 2000, S. 444

[16] Vgl. Grohmann: Software auf Mietbasis, 2002, S. 46

[17] Vgl. Grohmann: Software auf Mietbasis, 2002, S. 46 – 47

[18] Vgl. Grohmann: Software auf Mietbasis, 2002, S. 46 - 50

[19] Vgl. Grohmann: Software auf Mietbasis, 2002, S. 51 - 54

[20] Vgl. Citrix: Application Serving White Paper, 2000, S. 3 - 4

[21] Vgl. Grohmann: Software auf Mietbasis, 2002, S. 63

[22] Vgl. Grohmann: Software auf Mietbasis, 2002, S. 64 - 65

[23] Vgl. Grohmann: Software auf Mietbasis, 2002, S. 67

[24] Vgl. Dick: Rundum-Sorglos-Paket, o.J., S. 3 - 4

[25] Vgl. ASP-Konsortium: Service Level Agreements, 2001, S. 2 / Grohmann: Software auf Miet- basis, 2002, S. 69

Ende der Leseprobe aus 44 Seiten

Details

Titel
Application Service Providing
Hochschule
FOM Essen, Hochschule für Oekonomie & Management gemeinnützige GmbH, Hochschulleitung Essen früher Fachhochschule  (Informatik)
Note
1,3
Autor
Jahr
2003
Seiten
44
Katalognummer
V17314
ISBN (eBook)
9783638219150
Dateigröße
1399 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Application, Service, Providing
Arbeit zitieren
Katja Helm (Autor:in), 2003, Application Service Providing, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/17314

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