Zur Vertiefung, Kontextualizierung und Relevanz des Lehrganges Auslandsgermanistik in Nigeria bzw. in den Entwicklungsländern.


Studienarbeit, 2011

43 Seiten


Leseprobe


(1) Einführung und Fragestellungen.

Im vorliegenden Aufsatz beschäftigt man sich mit der Frage, in wie fern die Vorlesungen sowie die Hauptseminare und Oberseminare beim germanistischen Studium die Absolventen einwandfrei vorbereiten um den modernen und globalisierten Herausföderungen der Berufswelt entgegenkommen zu können. Die Frage, die sich am häufigsten aufdrängt, ist in wie weit die Studiengänge etwa Deutsch als Fremdsprache, Neuere Deutsche Literatur, Germanistische Mediaevistik, Didaktik des Deutschen als Zweitsprache (DDaZ), Didaktik der deutschen Sprache und Literatur und Didaktik der Antikenliteratur noch heute heuristisch, kontextualisiert und relevant sind.

Ferner Komme ich auf die Frage zu sprechen, in wie fern sich die Lehrkörper die verschiedenen Veranstaltungen, Kolloquien und Lernziele vorbereiten um sie mit einer gesellschaftlichen Funktion zu färben. Zwar stimme ich ein, dass die Unversität Bildung zugänglich machen soll. So eine Bildung muss aber heuristisch und gesellschaftlich relevant sein. Zu fragen ist wozu unser Bildungsideal? Streben wir nur die Gelehrten in einem geschlossenen Wissenschaftsbetrieb zu schieben. Oder bemühen wir uns ein weltgewandtes und Berufsbezogenes Bildungsideal zu gewähren. Zugespitzt und pointiert ausgedrückt, möchte ich dabei eine stark gezielte Berufsausbildung beim germanistischen Studium in Nigerià bzw. Afrika plädieren. Also in wie fern ist unsere Version von Germanistik Adressaten spezifisch und afrikanish-orientiert. Hier werde ich meine frühere Vorstellungen wiederholen(Orjinta.(2011:1-5). Für Studierende der Sprach- und Literaturwissenschaft sowie der Germanistik reicht es nicht mehr nur Studium und Prüfung abzulegen. Oberstes Lehr- und Lernziel wird fortan eigen- und fremdkulturelle Kompetenz. Laut Wierlacher(1985:xi), wird die Textphilologie zu einer Philologie der Kulturbegegnung erweitert. So werden das so genannte Transfer Culturel, auch die moderne Technologie und Information-Super-Autobahn Teil des Lehr-und Lehnzieles.Trotz dieser Maßnahmen bleibt die unzufriedene Lage der Auslandsgermanistik wenig verändert. Die vorliegende Arbeit versucht unter Anderem diese Problematik in Afrika zu adressieren. Zu fragen ist, warum das Lagebericht der Auslandsgermanistik in Afrika und besonders in Nigeria kaum positiv geändert hat. In vorliegender Arbeit habe ich versucht zu beweisen, dass zwischen der Theorie und Postulate der Neubestimmung und der Praxis vor Ort, riesige Diskrepanz besteht. Kein Wunder, dass die Kanzlerin selbst am Samstag, den 16.Oktober 2010 beim C.D.U. Jugendtreffen in Potsdam das Faktum äußerte, deutsche Multikulturalität bzw. Multikulturalismus gescheitert sei. Dieses Fehlschlagen betrifft auch Internationale Germanistik. Aus diesem Grund umfasst der Rahmen der vorliegenden Arbeit unter anderem die Problematik der Auslandsgermanistik und besonders in Afrika südlich der Sahara am Beispiel von Nigeria auseinander zu setzen. Zu fragen ist, wie es zu diesem wenig zufriedenstellenden Zustand gekommen ist und welche Lösung man anbieten kann. Als erstes ist festzustellen, dass sowohl Miese-bzw. Fehlinvestition als auch fehlende Alterität bzw. Kultur-Mündigkeit der Makler deutscher Sprache, Literatur und Landeskunde den gesamten Situierungspolitik internationaler Germanistik kennzeichnen. Man geht davon aus, dass im Vergleich mit der Verbreitungspolitik der Französistik, die Germanistik an notorischer Finanzierungsmangel und Fehlinvestition leidet. Infrage steht auch, in wie fern man die Kontakt- und Mittelsmänner bzw. die Vermittler der deutschen Sprache, Literatur und Landeskunde ausgebildet und ausgestattet hat. Zu fragen auch ist, ob man anpassende literarische Methode bei der Literaturdeutung angewandt hat. In der Kolonialzeit versuchte man verschiedene Unterwerfungsmethoden der Akkulturation etwa Assimilation, Diskriminierung und Verachtung anderer Kulturen, deren Zielbestimmungen die Indoktrinierung europäischer Wertmaßstäbe, Denk- und Verhaltensmuster sowie die Auflösung und Zerstörung afrikanischer Ideale. An jenen Epochen stülpten die Kolonialisten den Kolonisierten die sogenannten Transfer Culturels. Heute ist diese Taktik nicht mehr anpassend. So eine Strategie gilt nämlich als störend und hinderlich zum Erlernen und Lehren der fremden Sprache und Literatur und würde nachher von Ethnologen und Menschenrechtsaktivisten heftig angeprangert. Als Folge davon, entwickelt sich die Humanität der Ächtung des Fremden. Angesicht der schärferen Konkurrenz zwischen Kulturen verschiedener Länder und ihrer kulturellen Produkten versuchen die Länder kompetente Personale einzusetzen. Jedes Land hat nämlich Angst vor futuristischem Aussterben seiner Sprache, Literatur und Landeskunde. Der Wettbewerb ist naemlich offen und kein Land soll sich schlechte Note wünschen.

Mein Recherchen ergibt sich die wichtigste Tatsache, dass bisher die Vermittlungsagenten bzw. die Lektoren und Germanisten dem afrikanischen Erwartungs- und Rezeptionshorizont bei der literarischen Ästhetik kaum Aufmerksamkeit geschenkt haben. Kaum beachtet wurde das Faktum, dass die Differenz zwischen den Weißen und den Farbigen über den Hautfarbefaktor hinaus geht; die europäische Weltanschauung ist der afrikanischen Weltanschauung weit entfernt. Bevor der Germanist einem Afrikaner fremde Sprache, Literatur und Landeskunde vermitteln kann, soll er allererst den Kulturschock bzw. die Kulturkonflikt schlichten. Hier kommt die Alterität und Kultur Mündigkeit infrage. Der Autor eines Kunstwerkes beispielweise hat in einem bestimmten Milieu und für ein gegebenes Publikum seine Schöpfung geschafft. Um so ein Kunstwerk im Ausland zu exportieren, soll man einen entsprechenden Schlüssel bzw. eine geeignete Bedienungsanleitung anwenden. Die Literatur ist nicht losgelöst von einem sozialen Milieu vorstellbar, und als gesellschaftliche Institution weist die Literatur eine gewisse ästhetische Milieuzugehörigkeit auf, die unersetzlich ist. Als Teil einer vorgegebenen Kultur bedient sich die Literatur der Schöpfung von Kultur bzw. von Gesellschaft zur Verwirklichung ihrer Ziele. Zeichen, Symbol und Normen sind entsprechende gesellschaftliche Eigenschaften, die sie der Literatur als Medium zur Verfügung gestellt hat. Nach dem die Literatur ihre Kunst geschaffen hat, kann man sie nur im Kontext des Milieus, der Ethnien und der Epoche einer gewissen Gesellschaft interpretieren. Auch die Künstler selbst gehören der Gesellschaft an und tragen durch ihre Arbeit zur ästhetischen Entwicklung dieser Gesellschaft bei. Diese Idee habe ich in: ' Women's Experiences in Selected African Feminist Literary Texts ' (Dissertation, 2006), vgl. Auch Orjinta(Women in World Religions and Literatures (2007: 85) diskutiert:

[…]Literature exists only in a social milieu, as part and parcel of a given culture. One could interpret a literary work within the context of race, milieu and moment. Race refers to the human population involved; milieu applies to the socio-political or cultural setting. In a word literature depends on thes ociety.

Darüber hinaus haben René Wellek und Austin Warren bereits früher die These wesentlich weiterentwickelt, dass die Literatur das Leben imitiert. Anders ausgedrückt kann man auch die Theorie vertreten, dass die Literatur die Gesellschaft widerspiegelt. Die Gesellschaft ist allerdings heute so weit globalisiert, dass der gängige Satz: The world is a global village eine gewisse Berechtigung hat . Daher ist heute zumindest theoretisch mit sofortiger Wirkung die weltweite Resonanz und Einprägung eines lokal determinierten ästhetischen Werks zu bemerken. In diesem Zusammenhang gehe ich davon aus, dass die Kunst nicht nur die einheimische Gesellschaft spiegelt, sondern das globale Dorf ausdrückt. Jeder Künstler verfolgt, je nach Begabung, eine gegebene Richtung in diesem Prozess der Spiegelung seiner aktuellen Gesellschaft. Wellek und Waren (1963:79) haben diese Auffassung wie folgt untermauert:

Bei der Betrachtung der Beziehung zwischen Literatur und Gesellschaft geht man für gewöhnlich von dem von De Bonald übernommenen Satz aus, dass ,,Literatur ein Ausdruck der Gesellschaft'' sei. Aber was bedeutet dieser Satz? Wenn er annimmt, dass Literatur zu irgendeiner gegebenen Zeit die gesellschaftliche Situation 'richtig' widerspiegelt, so ist er falsch. Er wäre bloß ein vager Gemeinplatz, unklar, bedeutete er nur, dass die Literatur das Leben spiegele oder ausdrücke. Ein Dichter drückt unvermeidlich seine gesamte Lebenserfahrung und Lebensanschauung aus. Doch es wäre ganz offensichtlich unwahr, wollte man behaupten, dass er die Ganzheit des Lebens – oder auch nur das ganze Leben einer gegebenen Zeit – vollständig und erschöpfend ausdrücke. Es ist ein bestimmtes Kriterium der Wertung, wenn man sagt , ein Dichter solle das Leben seiner eigenen Zeit vollständig ausdrücken, er solle seine Zeit und seine Gesellschaft 'repräsentieren'[…]. Im größten Teil der soziologischen Literaturkritik scheinen (die Begriffe) zu bedeuten, dass ein Dichter eine bestimmte gesellschaftliche Situation, z.B. den traurigen Zustand des Proletariats, beachten müsse, oder gar, dass er eine bestimmte Haltung und Ideologie des Kritikers teilen solle.

[...]

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Details

Titel
Zur Vertiefung, Kontextualizierung und Relevanz des Lehrganges Auslandsgermanistik in Nigeria bzw. in den Entwicklungsländern.
Autor
Jahr
2011
Seiten
43
Katalognummer
V173038
ISBN (eBook)
9783640970988
ISBN (Buch)
9783640970810
Dateigröße
549 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
vertiefung, kontextualizierung, relevanz, lehrganges, auslandsgermanistik, nigeria, entwicklungsländern
Arbeit zitieren
Dr. Dr. Ikechukwu Aloysius Orjinta (Autor:in), 2011, Zur Vertiefung, Kontextualizierung und Relevanz des Lehrganges Auslandsgermanistik in Nigeria bzw. in den Entwicklungsländern., München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/173038

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