Der Carvingturn als "Hohe Schule" des alpinen Snowboardens


Seminararbeit, 2003

15 Seiten, Note: 1,5


Leseprobe


Inhalt

1 Einleitung

2 Fahrspezifische und boardtechnische Grundlagen
2.1 Besonderheiten und Unterschiede im technischen Aufbau eines Snowboards
2.2 Schwungschule als Basis des Carvingturns
2.3 Einfluss und Abhängigkeit von Board- und Fahrtechnik

3 Der geschnittene Schwung als ultimatives Fahrerlebnis
3.1 Vom fortgeschrittenen Schwingen zum Carving
3.2 Carving am Grenzbereich von Mensch, Material und Physik

4 Resümee und Ausblick

Literaturverzeichnis

1 Einleitung

Wer die Geschwindigkeit und das Gleiten mit einem unvergleichlichem Naturerlebnis verbinden möchte kommt am Snowboarden heutzutage wohl zwangsläufig nicht mehr vorbei. In einer harmonischen Mischung aus Eleganz und Kraft zieht der Snowboarder im tiefem Schnee wie auch auf vereisten Pisten in weiten Schwüngen den Hang hinab. Wenn die von Ihm hinterlassene Fahrlinie sich schienenähnlich den Berg hinunterschlängelt und fast einer Schlittschuhspur ähnelt, spricht man vom Carven (engl. = schneiden). Dieses Gleiten auf der Stahlkante des Brettes ohne zu driften, ist jedoch auch erst in jüngerer Zeit möglich, wie zeitgleich auch populär geworden.

Aus dem 16. Jahrhundert stammen erstmals Berichte über Winterfahrgeräte die dem heutigen Snowboard entfernt ähneln. Goldgräber im Rauristal in Österreich benutzten lange Holzbretter, die mit Lenkstangen versehen waren, um von Gebirgsstollen ins Tal zu kommen. Sie gingen als die "Rauriser Knappenrösser" in die Geschichte des Winterfahrsports ein und sind noch heute im Museum in Mürzzuschlag / Österreich zu betrachten.

Die Ursprünge des modernen Snowboards als Spass- und Sportgerät kamen jedoch aus bereits etablierten Sportarten. Das Element des Gleitens wurde vom Inlineskaten, bzw. dem Rollschuhfahren impliziert. Weitere Einflüsse hatten die Skateboarder, wie auch die Wellenreiter und Surfer. Viele Skateboardelemente sind in die Tricks der "Freestyler[1] " beim Snowboarden in der Halfpipe eingegangen.

Es war Shervin Poppen, ein Wellenreiter aus den USA / Michigan, der als erster versuchte die Surfbewegung auf den Schnee zu übertragen. Erst schraubte er ein Paar Ski zusammen, dann versuchte er es mit einem überbreiten Wasserski mit Finnen. Aus diesen anfäglichen Basteleien entstand 1965 der "Snurfer", den Poppen zu Tausenden verkaufte und auch erste Wettkämpfe organisierte.

In den späten sechziger und frühen siebziger Jahren entwickelten Jake Burton Carpenter und Tom Sims aus dem Snurfer die ersten Snowboards. Sie beeinflussen noch bis heute den Snowboardsport und deren Szene, auch wenn sie in den Siebzigern knapp an einer Pleite, aufgrund eines Snowboardverbots, vorbeischrammten.

Durch die immer steigendere Begeisterung für diesen Sport und dem allmählichen Verblassen des einst implizierten anrüchigen Charakters, ist das "Boarden" spätestens mit der olympischen Anerkennung 1998 gesellschaftsfähig geworden, als Wintersportart endgültig etabliert und die zunehmende Zahl von Anhängern von den schneebedeckten Hängen kaum noch wegzudenken.

"Es macht immer noch süchtig, dieses kleine Brett!"[2] (Petra Müssig, dreimalige Weltmeisterin)

2 Fahrspezifische und boardtechnische Grundlagen

2.1 Besonderheiten und Unterschiede im technischen Aufbau eines Snowboards

Bereits in der Einleitung fiel das Wort Freestyler was darauf hindeutet, dass verschiedene Typen von Snowboardern wie auch dazugehörigen Brettern existieren.

Es gibt mittlerweile pro Wintersaison in den Fachgeschäften um die 1500 verschiedene Boards, die sich alle durch spezifische Kenngrößen und Verarbeitungsformen voneinander abheben. Je länger das Board um so schneller und ruhiger sind die Fahreigenschaften, mit jedem Zentimeter weniger wird es instabiler und fängt leichter an zu schwingen (flattern)[3], dafür ist ein kleines Brett drehfreudiger und verlangt dem Faherer nicht so viel Können ab um es auch bei hohen Geschwindigkeiten und Sprüngen zu beherrschen. Demzufolge sind bei höheren Geschwindigkeiten Bretter mit einer langen effektiven Kantenlänge[4] günstig, wiederum auf Kosten des Handlings. Dünne Bretter sind leicht umzukanten[5], allerdings nicht so laufruhig und geeignet bei Powder[6] da das Körpergewicht des Fahrers auf weniger Fläche verteilt wird und so stärker im Schnee einsackt, so wie es auch Tempo und Kontrolle verliert. Die Vorspannung eines Bretts verteilt das Gewicht des Fahrers möglichst optimal auf die effektive Kantenlänge, dementsprechend bräuchten schwerere Boarder mehr dieser Spannung. Allerdings sind harte Bretter auch schwerer zu manövrieren und verzeihen kaum Fahrfehler. Interessant für das Carven wurde es jedoch als man vor ca. Zehn Jahren anfing die Taillierung der alpin[7] ausgerichteten Bretter erheblich zu verstärken. Die Taillierung der Bretter bestimmt den Kurvenradius, und somit beim Carven die Weite der Schwünge. Je stärker die Taillierung wird umso kleiner die Kurvenradien der Fahrer. Dies optimierte besonders den Slalomsektor sehr, da der Kantengriff sich stark verbesserte. Bei der daraus resultierenden höheren Kurvengeschwindigkeit können jedoch nur geübte Fahrer die Kontrolle behalten.

Aufgrund dieser verschiedenen Komponenten wird das Board je nach Art der Beanspruchung und der persönlichen Einsatzvorstellung gewählt. Zwei Arten unterscheiden sich dabei am extremsten. Auf der einen Seite gibt es das kürzere, breite und schwach taillierte Freestyle- oder Powderboard, was durch wenig Vorspannung den freestyle-orientierten Fahrern hohe Fahr- und Landesicherheit bei nicht allzu hohen Geschwindigkeiten gibt.

Das andere Extrem ist ein längeres, schmales und sehr stark tailliertes Raceboard, was durch enorme Steifigkeit und Vorspannung extreme (Kurven)Geschwindigkeiten ermöglicht.

Zum Einstieg eignen sich am besten sogenannte "Freecarve"- oder "Freeridebretter" die eine gesunde Mischung dieser beiden Extrema sind. Diese Allroundboards sind sowohl mit Softschuh und -bindung beziehungsweise mit Hardboot und -bindung angenehm zu fahren und können unter verschiedensten Bedingungen eingesetzt werden.

2.2 Schwungschule als Basis des Carvingturns

Nachdem Schrägfahren und Anhalten bereits auf sehr flachen und wenig befahrenen Hängen geübt wurde ist der Driftschwung die Basis des Kantenwechsels. Dieser Schwung "ist die

erste geziehlte Richtungsänderung beim Snowboarden und das eigentliche Ziel der Snowboardbasisschule."[8]

[...]


[1] Freestyler fahren ein weiches Brett mit geringer Taillierung um bei mittlerem Tempo und Sprüngen maximale Sicherheit zu haben. Oft sehr breit um mehr Landefläche und maximale Verdrängung im tiefen Schnee zu erreichen. Mit Softboot und -Bindung gefahren um Bewegungsfreiheit zu erhöhen

[2] Petra Müssig, Snowboard basics, Stuttgart 1999, S.13

[3] zunehmehndes Aufschwingen des Brettes bei hohem Tempo und Buckeln auf der Piste bis hin zum totalen Verlust des Kantengriffs

[4] Der Teil der Kante der im Schnee tatsächlich greift

[5] Der Wechsel von Front- (Kante zu der die Zehen zeigen) auf Backside (Hackenseite) und umgekehrt

[6] engl. (umgangssprachlich) = Tiefschnee

[7] auf hohes Tempo und enge Kurven ausgelegtes Abfahrtsbrett, wird mit "Hardboots" (eng.=Hartschalenschuh) und meist steil hangabwärts gerichteter Plattenbindung auf relativ harten Grund gefahren um optimal Druck auf die Stahlkante auszuüben

[8] Frank Gilles, Rene Marks, Snowboard Perfect, Aachen 2000, S.60

Ende der Leseprobe aus 15 Seiten

Details

Titel
Der Carvingturn als "Hohe Schule" des alpinen Snowboardens
Hochschule
Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald  (Inst. für Sportwissenschaft)
Veranstaltung
Einführung in die Sportwissenschaft
Note
1,5
Autor
Jahr
2003
Seiten
15
Katalognummer
V17181
ISBN (eBook)
9783638218160
ISBN (Buch)
9783640870080
Dateigröße
474 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Carvingturn, Hohe, Schule, Snowboardens, Einführung, Sportwissenschaft
Arbeit zitieren
Johannes Wiesner (Autor:in), 2003, Der Carvingturn als "Hohe Schule" des alpinen Snowboardens, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/17181

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