Lebensbalance als Grundlage für neue Perspektiven

Quantitative Befragung von Menschen in schwierigen Lebensphasen


Forschungsarbeit, 2010

289 Seiten, Note: 1,0

Anonym


Leseprobe


INHALTSVERZEICHNIS

DANKSAGUNG

VORWORT

TEIL A

1. PROJEKTVORSTELLUNG

2. THEORETISCHE GRUNDLAGEN
2.1 Das Modell der Lebensbalance nach Peseschkian
2.1.1 Beruf und Leistung
2.1.2 Soziale Kontakte
2.1.3 Körper und Gesundheit
2.1.4 Sinn und Kultur
2.2 Salutogenese nach Antonovsky
2.2.1 Kohärenz
2.2.2 Generalisierte Widerstandsressourcen (GRR)
2.2.3 Stressoren
2.2.4 Gesundheits-Krankheits-Kontinuum
2.3 Zusammenhang Lebensbalance und Salutogenese

3. FORSCHUNGSSTAND

TEIL B

4. PLANUNG
4.1 Ablauf und Methode
4.2 Begründung der Methode

5. DURCHFÜHRUNG DER STUDIE
5.1 Rahmenbedingungen
5.1.1 Grundüberlegung
5.1.2 Die Einrichtung
5.2 Postskript
5.2.1 Vorgespräch
5.2.2 Fragebogen
5.2.3 Durchführung der Befragung

TEIL C

6. AUSWERTUNG
6.1 Definition der Lebensbalance
6.2 Allgemeine Daten
6.3 Die Lebensbalance der Zielgruppe
6.3.1 Beruf und Leistung
6.3.2 Soziale Kontakte
6.3.3 Körper und Gesundheit
6.3.4 Sinn und Kultur
6.4 Vergleich mit der Stichprobe der ALLBUS-Studie 2004
6.5 Salutogenese
6.6 Zusammenfassung der Auswertung

7. ABSCHLIESSENDE EINSCHÄTZUNG UND AUSBLICK ..

ABBILDUNGSVERZEICHNIS

TABELLENVERZEICHNIS

LITERATURVERZEICHNIS

EHRENWÖRTLICHE ERKLÄRUNG

ANHANG
Fragebogen
Grundzählung
Zufriedenheit (Bereich 1)
Gewichtung (Bereich 2)
Verhalten (Bereich 3)
Weiterführende Auszählung
Auszählung der Lebensbereiche
Beruf und Leistung
Soziale Kontakte
Körper und Gesundheit
Sinn und Kultur
Vergleich mit der ALLBUS-Studie
Auswertung Lebensbalance
Beruf und Leistung
Soziale Kontakte
Körper und Gesundheit
Sinn und Kultur

DANKSAGUNG

An dieser Stelle möchte ich mich bei all denjenigen bedanken, die mich während der Entstehung dieser Arbeit begleitet und unterstützt haben.

Mein Dank gilt für ihre Freundschaft, durch die sie maßgeblich dazu beigetragen hat, dass ich mich den letzten Aufgaben und Prüfungen bis zum Master stelle und das Studium nicht aufgegeben habe.

Danken möchte ich für die langjährige Freund schaft und Begleitung. Er hat mich immer wieder darin bestärkt meinen Weg zu gehen und weitere Ziele anzustreben. Dabei hat er mir immer sehr viel mehr zugetraut, als ich mir selbst je zugetraut hätte.

Bei meiner Familie, meinen Eltern und meinen Schwestern , deren Lebensgefährten und und meiner Nichte möchte ich mich ebenfalls bedanken. Sie haben mit sehr viel Geduld und Umsicht dafür gesorgt, dass ich mich meiner Arbeit widmen konnte, mir dem Rücken frei gehalten und in mancher Feierstunde auf mich verzichtet.

Ebenfalls danken möchte ich (Vorstand der Erlacher Höhe), (Abteilungsleiter der Erlacher Höhe Freudenstadt) und (Abteilungsleiterin der Erlacher Arbeitshilfen) für die Möglichkeit, die Befragung innerhalb der Erlacher Höhe durchzuführen.

Bei bedanke ich mich für das Korrekturlesen dieser Arbeit und die langjährige kollegiale und freundschaftliche Zusammenarbeit, die auch über verschiedene Arbeitgeber hinweg sehr gut funktioniert und weiterbesteht.

Nicht zuletzt gilt mein Dank ganz besonders Herrn Prof. Dr. für die Begleitung und Beratung bei der Erstellung dieser Arbeit. Als ich in eine kritische Phase mit inhaltlichen Fehlern, Schwächen und persönlichen Hürden geriet, half er mir zurück auf den Weg zum Ziel - dem fristgerechten Abschluss des Handlungsforschungsprojekts und sprach mir Mut zu.

VORWORT

Seit vielen Jahren arbeite ich mit Jugendlichen und Erwachsenen im Bereich der Berufsvorbereitung und der beruflichen Bildung und bin seit langem davon über- zeugt, dass reine Bewerbungstrainings und Computerkurse die Marktfähigkeit der Klientinnen und Klienten nicht wesentlich erhöhen. In meiner Arbeit legte ich stets großen Wert darauf, dass der ganze Mensch angesprochen wird. Wissensvermitt- lung, Sinngebung, Werteerziehung, Persönlichkeitstraining, Gesundheitsthemen und der Bereich der Arbeitsvermittlung fanden gleichermaßen in den Seminaren Berücksichtigung, die Pädagogik Don Boscos und das Modell der Lebensbalance von Nossrat Peseschkian bilden hier den Rahmen. Anfangs wurde dieses Vorgehen häufig belacht. Der Erfolg trug jedoch dazu bei, dass das Vorgehen bei Kolleginnen und Kollegen mehr Akzeptanz erfuhr. Immer schon wollte ich mich näher mit dem tatsächlichen Bedarf der Klientinnen und Klienten beschäftigen und daraus wirksa- me Programme entwickeln. In der Praxis war dies jedoch aus Zeitgründen nie mög- lich. Inzwischen hat sich die Ansicht, dass Bewerbungstrainings zu kurz greifen im- mer mehr durchgesetzt. Neue Konzepte und Methoden sollen entwickelt werden. Dieser Meinung ist auch die Leitung der Agentur für Arbeit in Nagold und Freudens- tadt. In mehreren Arbeitstreffen haben Mitarbeitende der Agenturen für Arbeit und der Erlacher Höhe zusammen über dieses Thema diskutiert. Aus diesen Diskussio- nen entstand die Idee dieser Forschungsarbeit. Diese möchte ich Ihnen nun vorstel- len.

TEIL A

1. PROJEKTVORSTELLUNG

Das Forschungsprojekt „Lebensbalance als Grundlage für neue Perspektiven. Quantitative Befragung von Menschen in schwierigen Lebensphasen“ wird im Rah- men einer Lehrveranstaltung im berufsbegleitenden Fernstudiengang „Master of Arts: Advanced Professional Studies“ mit dem Schwerpunkt „Kinder und Jugendhil- fe im europäischen Kontext“ durchgeführt. Zusätzlich dient die Studie als Grundlage zur Erstellung einer Konzeption für ein Projekt mit Förderung aus dem Europäi- schen Sozialfonds (ESF), das bei der Erlacher Höhe in Freudenstadt durchgeführt werden soll. Ziel der Studie ist es, Erkenntnisse über die Lebensbalance von Men schen in schwierigen Lebenssituationen zu erhalten. Das Forschungsprojekt inten diert eine Reflexion der bisherigen Hilfeangebote bei der Erlacher Höhe und die Erstellung einer neuen Konzeption zur Bewerbung für Fördergelder im Zeitraum 2011 bis 2013 des Europäischen Sozialfonds. Die Erlacher Höhe ist eine diakoni- sche Einrichtung, die an mehreren Standorten in Baden-Württemberg tätig ist. Sie hat ihren Ursprung in der Wohnungslosenhilfe. Die Abteilung in Freudenstadt führt Maßnahmen zur Wiedereingliederung in den Arbeitsmarkt nach § 16 SGB II durch. Dies erfolgt durch Beschäftigung in verschiedenen Arbeitsprojekten. Zusätzlich be- treibt die Erlacher Höhe in Freudenstadt ein Wohnheim für wohnungslose Frauen und Männer und führt Betreutes Wohnen nach § 67 SGB XII durch. Mitarbeiterin- nen, Mitarbeiter und die Leitung der Erlacher Höhe in Freudenstadt stehen in en- gem Austausch mit der Agentur für Arbeit vor Ort. Es finden regelmäßige Arbeits- treffen statt. Im Rahmen dieser Treffen wurde die bedarfsgerechte Hilfe für Men- schen im Rechtskreis von SGB II oft zum Thema. Der Wunsch der Verantwortlichen bei der Agentur für Arbeit nach Maßnahmen, die individuell auf die Bedürfnisse der einzelnen Teilnehmenden abgestimmt sind, wurde mehrfach deutlich. Eine Rich- tungsänderung von einer Vielzahl an Kursen und Maßnahmen hin zu passgenauen Lösungen wird angestrebt. Aufgrund dieser Diskussion und Überlegungen zur Le- bensbalance entstand diese Projektidee.

Das Forschungsprojekt „Lebensbalance als Grundlage für neue Perspektiven“ sieht folgendes Arbeitsprogramm vor:

A) Vorphase: Literaturrecherche - Entwicklung des Forschungskonzepts

B) Hauptphase:

Analytische Phase: Erforschung der Lebenssituation und Lebensbalance mittels des quantitativen Forschungsinstruments, Fragebogen. Schriftliche Ausarbeitung der Ergebnisse.
Konzeptionsphase: Grundlagenarbeit und Formulierung einer Handlungstheorie im Zusammenhang mit der Lebensbalance von Menschen in prekären Lebenssituationen.
Experimentelle Phase: Entwicklung, Erprobung und Evaluation konkreter Praxisbausteine.

C) Transferphase: Formulierung des Aus-, Fort-, und Weiterbildungsbedarfs. Erneute schriftliche Ausarbeitung der Ergebnisse.

Diese Arbeit wird die Vorphase und die analytische Phase des Hauptteils umfassen. Die weiteren Schritte werden von einer Arbeitsgruppe der Erlacher Höhe unter der

Leitung von durch- bzw. weitergeführt.

2. THEORETISCHE GRUNDLAGEN

Das Forschungsprojekt „Lebensbalance als Grundlage für neue Perspektiven“ gründet sich auf dem Lebensbalance-Modell nach Peseschkian und dem Modell der Salutogenese nach Aaron Antonovsky. Beide Ansätze greifen ineinander und kön- nen in diesem Zusammenhang nicht getrennt voneinander gesehen werden. Aus diesem Grund wird an dieser Stelle näher auf die beiden Modelle eingegangen. Dies dient zum umfassenden Verständnis der theoretischen Zusammenhänge.

2.1 Das Modell der Lebensbalance nach Peseschkian

Das Modell der Lebensbalance nach Nossrat Peseschkian kennt vier Bereiche. Sie sind die vier Säulen auf denen ein gelingendes Leben aufbaut. Kommt eine dieser Säulen zu kurz bzw. findet zu wenig Beachtung, so gerät das Leben aus der Balan- ce. Mit Balance meint Peseschkian nicht Gleichgewicht, sondern Ausgewogenheit. Das Maß, welches die rechte Ausgewogenheit einzelner Personen festlegt, kann durchaus sehr unterschiedlich sein. Je nach Alter verändert sich ebenfalls die Be- deutung der Lebensbereiche. Junge Menschen betonen meist den Bereich von Be- ruf und Leistung mehr, während in späteren Jahren die Familie und die sozialen Kontakte mehr ins Blickfeld geraten (vgl. Münchhausen: 2009, S. 29f).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1: Modell der Lebensbalance vgl. Peseschkian: 2009, S. 169.

In einer Zeit, in der Hektik, Überforderung und Leistungsdruck das Berufsleben prä- gen und das Burnout-Syndrom und andere Krankheiten bei Berufstätigen immer mehr zunehmen, ist es nicht verwunderlich, dass das Thema Lebensbalance aktuell wird. Aufgrund der hohen Arbeitsbelastung und der hohen Stressbelastung kann davon gesprochen werden, dass das Leben aus der Balance geraten ist. Die Fol gen sind physische und psychische Krankheiten und eine deutlich sinkende Lebensqualität. Zeiten der Ruhe in Klöstern, in der Natur, oder in Wellnesshotels werden gesucht, um Erholung zu finden und Zeit für sich selbst zu haben. Jedoch ist die Erholung meist nicht von langer Dauer. Zurück im Alltag macht sich der Stress schnell wieder breit (Münchhausen: 2009, S. 9ff). Der Stress wirkt sich negativ auf die physische und psychische Gesundheit aus und beeinträchtigt die Lebensbalance dadurch massiv (s. Rensing / Koch / Rippe / Rippe: 2006).

Im Zusammenhang mit dem Burnout-Syndrom und anderen Symptomen die- ser Art wird häufig von gestressten ManagerInnen, UnternehmerInnen und Arbeit- nehmerInnen gesprochen. Jedoch leidet nicht nur diese Personengruppe unter Stress. Schwierige Lebensphasen bringen ebenfalls Stressoren mit sich, welche bestimmte Ressourcen erfordern, um mit ihnen umzugehen, ohne dass eine Schä- digung der Gesundheit die Folge ist. In dieser Arbeit wird die Situation untersucht, in der sich Menschen in schwierigen und prekären Lebenslagen, die keiner geregel- ten Erwerbsarbeit nachgehen und im Bezug von Arbeitslosengeld II sind, befinden. Hier kann nun berechtigterweise die Frage gestellt werden, aus welchem Grund die Lebensbalance für diesen Personenkreis thematisiert werden soll. Bei ManagerIn- nen und stressgeplagten ArbeitnehmerInnen kann die Lebensbalance aus dem Gleichgewicht geraten, weil die Bereiche der sozialen Kontakte, der Sinnstiftung aufgrund der Überbetonung des Bereichs der Arbeit vernachlässigt werden. Es kommt häufig zu gesundheitlichen Problemen. Bei Menschen, die Arbeitslosengeld II beziehen, ist davon auszugehen, dass der Bereich der Arbeit und Finanzen ver- nachlässig ist. Dadurch kann es auch in den anderen Bereichen zu starken Ein- schränkungen kommen, was sich auf den Gesundheitszustand und die subjektiv erlebte Lebensqualität auswirkt. Zum Beispiel im Bereich der kulturellen Teilhabe, die aufgrund der Knappheit der finanziellen Mittel nur eingeschränkt oder gar nicht möglich ist. Auch finanzielle Probleme sind häufig die Folge dieser belastenden Le- benssituationen, wie sie die Zielgruppe zu bewältigen hat (vgl. Büssing: S. 11). In einem Schaubild könnten beide Situationen folgendermaßen aussehen:

Veränderung der Lebensbalance aufgrund von belastenden Situationen

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 2: Veränderung der Lebensbalance. Eigene Darstellung

Die Bilder zeigen, dass sowohl zu viel, als auch zu wenig Arbeit eine enorme Auswirkung auf die Lebensbalance der Betroffenen haben kann und somit deren Lebensqualität beeinflusst. Die Säulen Beruf / Leistung und Körper / Gesundheit werden als besonders wichtig erachtet. Aus diesem Grund bilden sie die tragenden, äußeren Säulen des Schaubildes.

Inzwischen ist weitgehend anerkannt, dass Menschen in solchen Lebenssitua- tionen von einer ganzen Menge an belastenden Faktoren betroffen sind. Hinzu kommen häufig Armut und soziale Ausgrenzung. Das Konzept der Lebenslagendi- mensionen zur Betrachtung der Kinderarmut berücksichtigt zur Bestimmung von Armut mehrere Dimensionen. Genannt sind hier die materielle Grundversorgung im Sinne von Wohnung, Nahrung und Kleidung, die Bildung, die soziale Integration und die Gesundheit (vgl. Holz: 2008, S. 484). Hier ist bereits erkannt, dass Armut mehr bedeutet, als kein oder wenig Geld zu haben. Nach dem Modell der Lebens- balance haben das Fehlen von Arbeit und damit geringe finanzielle Mittel ebenfalls erhebliche Auswirkungen auf das gesamte Leben der Betroffenen. An dieser Stelle werden nun die Lebensbereiche bei Peseschkian näher beschrieben.

2.1.1 Beruf und Leistung

Der Bereich Beruf und Leistung umfasst folgende Teilbereiche: Arbeit und Leistung Effizienz und Regeneration Fachliche Weiterbildung Vermögen und Wohlstand (vgl. Münchhausen: 2009, S. 26).

Diesen Teilbereichen lassen sich zum Beispiel folgende Themen zuordnen: Arbeits losigkeit, Arbeitsplatzwechsel, Stress, finanzielle Verhältnisse, Freizeit und Karriere (vgl. Peseschkian: 2009, S. 169). Bei der Zielgruppe dieser Studie handelt es sich um Menschen in schwierigen Lebenssituationen, welche häufig langzeitarbeitslos sind und im Bezug von ALG II stehen. Aus diesem Grund ist der Bereich Arbeit und Leistung ein Bereich, den es zu beleuchten gilt. In Arbeitsgelegenheiten nach §16 SGBII soll die befragte Personengruppe Unterstützung beim Wiedereinstieg ins Ar- beitsleben erhalten. Aufgrund von gesellschaftlichen, strukturellen, wirtschaftlichen und persönlichen Gründen ist dieses Ziel in vielen Fällen nicht zu erreichen. Den- noch zeigt sich eine Veränderung der Beschäftigten im Laufe der Maßnahme. Nach Ablauf der Förderdauer äußern sie häufig Bedauern darüber, nicht dauerhaft auf diese Weise einer sinnvollen Beschäftigung nachgehen zu können.

Hinzu zur Arbeitslosigkeit kommen vielfach weitere Probleme, welche mit dieser im Zusammenhang stehen. Schulden und finanzielle Probleme sind hier zu nennen und in der Studie genauer zu betrachten.

2.1.2 Soziale Kontakte

Das Zusammenleben von Menschen und die Pflege von sozialen Kontakten sind ebenfalls Thema dieser Studie. Hier werden zum Beispiel folgende Themen be- trachtet: Hochzeit, Kinder, Scheidung, Trennung, Kontakte zu Herkunftsfamilie, Hobbies, Vereinsengagement, Integration im sozialen Umfeld, Freundschaften, etc. (vgl. ebd. S.169).

In den Jahren meiner beruflichen Tätigkeit mit der beschriebenen Personengruppe gewann ich den Eindruck, dass die sozialen Kontakte zu deren Umfeld und Familie häufig von Problemen geprägt sind. Manchmal besteht auch Isolation, welche mit großer Einsamkeit einher geht.

2.1.3 Körper und Gesundheit

Hier geht es um den gesamten Bereich von Gesundheit und Gesundheitsförderung. Unter anderem um ärztliche Vorsorgemaßnahmen, gesunde Ernährung, Bewegung und Sport, Entspannung (vgl. Münchhausen. 2009, S. 26), Krankheitsgeschichten, Sexualität, Wohlergehen und Krankheiten des Umfeldes (vgl. Peseschkian: 2009, 169). Arbeitslosigkeit hat Auswirkungen auf die psychische und körperliche Ge- sundheit der Betroffenen. Der Verlust der Arbeit wirkt sich negativ auf die Gesund heitszufriedenheit und die Gesundheit insgesamt aus (vgl. Romeu Grodo: 2006, S. 65 ff). Dies ist inzwischen ein bewiesener Sachverhalt, der auch in der Förderung der Beschäftigungsfähigkeit immer mehr Berücksichtigung findet. Im Lebensbereich von Köper und Gesundheit besteht in diesem Konzept die Verbindung zur Salutogenese. Gerät die Lebensbalance in Unausgewogenheit, so entsteht in der Regel Stress für die Betroffenen. Dieser hat wiederum Auswirkungen auf das individuelle Gesundheits-Krankheits-Kontinuum (s. S. 17).

2.1.4 Sinn und Kultur

Mit Sinn und Kultur ist in diesem Fall der Lebenssinn bzw. die Vision des eigenen Lebens gemeint. Werte, Kraftquellen, Persönlichkeit, kulturelle und religiöse Verortung, spielen in diesem Zusammenhang eine Rolle (vgl. Münchhausen: 2009, S. 26). Peseschkian nennt in diesem Bereich noch das Nachdenken über das Leben und die Vorstellung vom Leben nach dem Leben und den Tod (vgl. Peseschkian: 2009, S. 169). In meinen Kursen mit langzeitarbeitslosen Menschen verschiedenen Alters stelle ich immer wieder fest, dass Perspektivlosigkeit vorherrscht und die Lebensziele völlig in den Hintergrund gerückt worden sind. Lebens-, Sinn- und Glaubensfragen kommen oft zur Sprache. Aus diesem Grund ist es sehr interessant diesen Bereich im Rahmen dieser Arbeit näher zu beleuchten.

2.2 Salutogenese nach Antonovsky

Nossrat Peseschkian sieht einen sehr engen Zusammenhang zwischen der Lebensbalance und dem Konzept der Salutogenese (s. Jork / Peseschkian: 2006). Das Wort Salutogenese leitet sich vom lateinischen Wort salus (Unverletztheit, Heil, Glück) und vom griechischen Wort génesis (Entstehung) ab. Es „bedeutet Gesundheitsentstehung und wurde von dem israelisch-amerikanischen Medizinsoziologen Aaron Antonovsky (1923-1994) in den 70er Jahren geprägt“ (Zentrum für Salutogenese: Recherche vom 31.03.2010).

Wenn sich ein Mensch verletzt, so ist die Grundvoraussetzung für die Hei- lung, die Fähigkeit des Organismus, sich selbst zu heilen. Nur durch diese Fähigkeit ist es möglich, dass die verletzten Stellen in der Haut wieder zusammenwachsen. Diese Fähigkeit der Selbstheilung des Organismus kann nicht nur als unbewusste Fähigkeit gesehen werden, die den Körper zur Heilung von Wunden, oder Infektio- nen befähigt. Die Selbstheilung kann durch ganz bewusste Handlungsweisen er gänzt werden (vgl. Petzold: 2009, S. 1). Im Bereich der Sozialen Arbeit ist hier be sonders die Selbsthilfe als Stichwort zu nennen. Aaron Antonovsky hat das Modell als Gegensatz bzw. neue Denkrichtung zum bis dahin geltenden Ansatz der Pathogenese aufgestellt (vgl. Grabert: 2009, S. 5ff). Die Salutogenese geht folgenden Fragestellungen nach:

„ Warum bleiben Menschen - trotz vieler potentiell gesundheitsgefährdender Ein flüsse - gesund? Wie schaffen sie es, sich von Erkrankungen wieder zu erholen? Was ist das Besondere an Menschen, die trotz extremster Belastungen nicht krank werden? “ (Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung: 2001, S. 24).

Auf diese Fragestellung stieß Antonovsky während einer Untersuchung in den 70er Jahren des vergangenen Jahrhunderts. Unter den Untersuchten befanden sich auch Frauen, (…) die in nationalsozialistischen Konzentrationslagern überlebt hatten, und die nach allen Kriterien psychischer und physischer Gesundheit recht gesund waren“ (Grabert: 2009, S. 16). Dieser Umstand kam ihm unglaublich vor. Er begann die Faktoren des Gesundbleibens zu erforschen und entwickelte schließlich das Modell der Salutogenese. Eine Metapher von Antonovsky selbst beschreibt im Bezug auf dieses Modell das Leben als Fluss:

„ ( … ) meine fundamentale philosophische Annahme ist, da ß der Fluss der Strom des Lebens ist. Niemand geht sicher am Ufer entlang. Darüber hinaus ist für mich klar, da ß ein Gro ß teil des Flusses sowohl im wörtlichen als auch imübertragenen Sinn verschmutzt ist. Es gibt Gabelungen im Fluss, die zu leichten Strömungen oder in gefährlichen Stromschnellen zu Strudel führen. Meine Arbeit ist der Ausei- nandersetzung mit folgender Frage gewidmet: `Wie wird man, wo immer man sich in dem Fluss befindet, dessen Natur von historischen, soziokulturellen und physi- kalischen Umweltbedingungen bestimmt wird, ein guter Schwimmer? ´ “ (Antonovs- kyübersetzt von Frank: 1997, S. 92).

Während sich die Pathogenese damit befasst, die Ertrinkenden aus dem Fluss zu ziehen, geht es der Salutogenese darum, die Menschen zu guten Schwimmern zu machen. Da es im hier angestrebten neuen Konzept, zur Stabilisierung von Men- schen in schwierigen Lebenslagen, um die Entwicklung von Modulen geht, die den Betroffenen helfen sollen, bessere Schwimmer zu werden bzw. die Selbstheilungs-, Selbsthilfe-, und Stabilisierungskräfte angesprochen werden sollen, darf die Denk- richtung von Antonovsky hier nicht vernachlässigt werden. Um Menschen zu guten Schwimmern zu machen, müssen verschiedene Faktoren berücksichtigt werden. Hier bestehen Handlungsansätze. Hier ein Vergleich zwischen Pathogenese und Salutogenese:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

(Tabelle 1: vgl. Jork: 2006, S. 21)

Die Pathogenese beschäftigt sich mit der Entstehung von Krankheit, während die Salutogenese die Entstehung von Gesundheit in den Blick nimmt. Antonovsky geht der Frage nach, wie Menschen gesund bleiben. Es geht um den Erhalt der Ge- sundheit im Kontext der persönlichen Lebenssituation und Ressourcen eines Men- schen. Nicht jeder Mensch wird unter denselben Umständen krank bzw. bleibt ge- sund (vgl. Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung: 1998, S. 24ff). Seine Fragestellung nach der Entstehung von Gesundheit beantwortet Antonovsky mit dem Gefühl der Kohärenz (Petzold: 2009, S. 1). Das Kohärenzgefühl entspricht ei- ner „Persönlichkeitseigenschaft“. Sie trägt dazu bei, dass Menschen im Fluss des Lebens „schwimmen können“ (Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung: 2001, S. 25).

2.2.1 Kohärenz

Antonovsky spricht in seinem Modell der Salutogenese von „Sence of coherence“ (SOC). Bei diesem Kohärenzgefühl handelt es sich um „eine allgemeine Grundhal- tung eines Individuums gegenüber der Welt und dem eigenen Leben - durch eine Weltanschauung“ (Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung: 1998, S. 28). Einflüsse aus der Umwelt des Individuums bspw. Krieg oder mangelnde Ernährung, können sich negativ auf die Gesundheit auswirken, jedoch ist diese Auswirkung nicht bei allen Menschen in denselben Lebensumständen gleich. Antonovsky ist der Ansicht, dass die Auswirkung von der affektiv-motivationalen Grundeinstellung der einzelnen Individuen abhängig ist. Hier besteht seiner Ansicht nach, eine unter schiedliche Fähigkeit, das eigene Wohlbefinden und die Gesundheit zu erhalten.

Antonovsky definiert das Kohärenzgefühl als:

„ ( … ) a global orientation that expresses the extent to which one has a pervasive enduring though dynamic, feeling of confidence that one ´ s internal and external environments are predictable and that is a high probability that things will work out as well as can reasonably be expected ” (Antonovsky: 1979, S. 10).

Das Kohärenzgefühl, also die Grundhaltung des Individuums, welche es ermöglicht, die Welt als sinnvoll und zusammenhängend zu erleben, besteht nach Antonovsky aus drei Teilbereichen (vgl. Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung: 2001, S. 25):

Sence of comprehensibility (Gefühl der Verstehbarkeit): Hiermit ist ein kognitives Verhaltensmuster gemeint, welches es den Menschen ermöglicht, Stimuli in strukturierter Art und Weise als Informationen zu verarbeiten. Sence of manageability (Gefühl der Handhabbarkeit): Das Gefühl der Handhabbarkeit beschreibt ein kognitiv-emotionales Verhaltensmuster, wel- ches den Menschen dazu befähigt, Probleme als lösbar einzuschätzen. Da- bei spielt auch der „Glaube daran, daß andere Personen oder eine höhere Macht helfen, Schwierigkeiten zu überwinden“ (ebd. 1998, S. 29), eine Rolle. Sence of meaningfulness (Gefühl der Sinnhaftigkeit): Hierbei handelt es sich um eine motivationale Fähigkeit, die das Leben als sinnvoll erscheinen lässt. Diese Fähigkeit besitzt einen besonders hohen Stellenwert, da ohne die Erfahrung eines sinnvollen Lebens das Kohärenzgefühl, trotz einer hohen Ausprägung der beiden anderen Fähigkeiten, nicht sehr hoch ist. Ohne Sinn werden alle Aufgaben und Lasten, die es zu lösen gibt zu einer unheimlich hohen Belastung. Dies steht in Zusammenhang mit dem Bereich von Sinn und Kultur aus Peseschkians Lebensbalance-Modell.

Menschen mit einem stark ausgeprägten Kohärenzgefühl, können flexibel auf ge- stellte Anforderungen reagieren. Sie können die Ressourcen aktivieren, die für die- se Situation richtig und nützlich sind. Wenn Menschen ein gering ausgeprägtes Ko- härenzgefühl besitzen, so können sie nicht so angemessen auf bestimmte Situatio- nen reagieren. Ihnen fehlen entsprechende Ressourcen zu Bewältigung der Situati- on. Die Reaktionsmöglichkeiten sind dann weniger flexibel, sondern starr (vgl. ebd. 1998, S. 30).

Das Kohärenzgefühl entwickelt sich in Laufe von Kindheit und Jugend. Erfah- rungen und Erlebnisse prägen und beeinflussen es. In der Zeit der Pubertät kann sich das Kohärenzgefühl noch deutlich verändern, da Jugendliche in diesem Alter eine Vielzahl an Wahlmöglichkeiten (Beruf, Lebenspartner, Lebensstil) haben und viele neue Erfahrungen machen. Viele Lebensbereiche sind noch offen und gestalt- bar. Nach Ansicht von Antonovsky ist das Kohärenzgefühl im Alter von etwa 30

Jahren ganz ausgebildet und bleibt von da an auch konstant (vgl. ebd. 2001, S. 30ff). Ob sich ein starkes oder schwaches Kohärenzgefühl ausbildet, hängt nach Antonovsky von der Verfügbarkeit generalisierter Widerstandsressourcen ab. Sol- che Ressourcen sind zum Beispiel: körperliche Fähigkeiten, Intelligenz, Bewälti- gungsstrategien, finanzielle Möglichkeiten, kulturelle Stabilität und soziale Unter- stützung. Diese Ressourcen hängen wiederum stark mit den Bereichen aus dem Lebensbalance-Modell zusammen. Sind solche Ressourcen vorhanden und werden weitere Erfahrungen gemacht, so besteht die Möglichkeit der eigenen Einflussnah- me und eine Balance zwischen Überforderung und Unterforderung. Auf diese Wei- se bildet sich im Laufe der Zeit ein starkes Kohärenzgefühl aus. Eine wesentliche Veränderung im Erwachsenenalter hält Antonovsky lediglich durch eine absolute Veränderung der sozialen und kulturellen Einflüsse, oder durch die strukturellen Lebensbedingungen, für möglich. Solche wesentlichen Veränderungen sind zum Beispiel: Umzug an einen neuen Wohnort, Veränderung des Familienstandes, Ver- änderung des Arbeitsbereiches oder Arbeitslosigkeit. Dies sind Ereignisse, welche die bisherigen Lebensumstände, Handlungsmöglichkeiten und Ressourcen enorm beeinflussen. Sie bringen viele neue Erfahrungen mit sich und sind deshalb in der Lage das Kohärenzgefühl zu verändern (vgl. ebd. S. 30f). Auch schwierige Lebens- situationen, wie Arbeitslosigkeit, oder der Verlust der Wohnung, wie es bei der Ziel- gruppe dieser Arbeit der Fall ist, sind nach dieser Auffassung Gründe, die zur Ver- änderung des Kohärenzgefühls führen können. Durch Psychotherapie ist es eben- falls möglich, das Kohärenzgefühl zu beeinflussen. Jedoch nur durch kontinuierliche Begleitung und enormen Aufwand (vgl. Antonovsky, übersetzt von Franke: 1997, S. 118).

Das Kohärenzgefühl steht in Zusammenhang mit der Gesundheit. Langan- haltender Stress, in Verbindung mit körperlichen Schwächen, können die Gesund- heit gefährden. Zu diesem Schluss kommt auch die Stressforschung (s. Rensing / Koch / Rippe / Rippe: 2006) Bei Antonovsky kommt es jedoch vor allem darauf an, dass der Stress für die Betroffenen nicht zu einer Belastung wird. Ein Mensch mit einem starken Kohärenzgefühl kann mit hohen Stressoren besser umgehen und den Stress bewältigen, ohne dass dieser sich negativ auf dessen Gesundheit aus- wirkt (vgl. Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung: 1998, S. 35ff).

Im Bezug auf die vorliegende Studie bedeutet das, dass aus diesem Grund auf die Sichtweise von Antonovsky nicht verzichtet werden kann. Die Auswirkungen dieser belastenden Lebenssituationen sind nach seiner Lehre so enorm, dass sie auch hier Berücksichtigung finden müssen. Bei der Befragung werden deshalb In- halte abgefragt, die in Zusammenhang mit dem Kohärenzgefühl und der Salutoge- nese stehen.

2.2.2 Generalisierte Widerstandsressourcen (GRR)

Ressourcen werden hier definiert als Fähigkeiten und positive Unterstützer, die ei- nem Menschen zur Lösung von Problemen zur Verfügung stehen. Antonovsky nennt diese Fähigkeiten generalisierte Widerstandsressourcen (GRR). Diese Fä- higkeiten helfen Menschen mit Stress umzugehen bzw. ihn zu bewältigen. Es wird zwischen internalen und externalen generalisierten Widerstandsressourcen unter- schieden. Erstere setzten sich aus Faktoren, wie der Ich-Stärke, dem Selbstver- trauen, Optimismus und der persönlichen Einstellung dem Leben und der Welt ge- genüber, zusammen. Die externalen Ressourcen sind zum Beispiel die soziale In- tegration, der soziale Status, Einkommen und Erziehungsmuster (vgl. Lamprecht / Sack: 1997, S. 23). Je nach Ausprägung des Kohärenzgefühls sind die Ressourcen wenig oder stark vorhanden.

Jeder Mensch geht mit belastenden und unvorhergesehenen Situationen auf unterschiedliche Weise um. Um solche Stresssituationen zu bewältigen, greifen Menschen auf bereits vorhandene Erfahrungen und Fähigkeiten zurück. Je nach Art und Ausprägung der generalisierte Widerstandsressourcen eines Menschen, gelingt es ihm gestresst oder stressfrei mit solchen Situationen umzugehen. Aus der ge- meisterten Situation entstehen neue Erfahrungen, die den Umgang mit zukünftigen Herausforderungen wiederum positiv oder negativ beeinflussen (vgl. Schnell: 2003, S. 10).

An dieser Stelle möchte das geplante Projekt, Lebensbalance als Grundlage für neue Perspektiven, ansetzten. Durch neue positive Erfahrungen in alltäglichen Bereichen von Arbeit, Freizeit, Sinn, Kultur, persönlichen Kontakten und Gesundheit sollen die generalisierten Widerstandsressourcen der teilnehmenden Personen po- sitiv beeinflusst werden. Dadurch wird auch das Kohärenzgefühl gestärkt.

2.2.3 Stressoren

Antonovsky geht davon aus, dass es Stressoren mit positiven und negativen Wir- kungen gibt. Ein Mensch, der Stress ausgesetzt ist, muss nicht zwingend krank werden. Diese Stressoren sind „eine von innen und außen kommende Anforderung an den Organismus, die sein Gleichgewicht stört und die zur Wiederherstellung des Gleichgewichts eine nicht-automatische und nicht unmittelbar verfügbare, energie- verbrauchende Handlung erfordert“ (Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung: 1998, S. 32f). Das bedeutet, dass nicht der Stress an sich zu Krankheit führt, son- dern der Umgang mit dem Stress. Stressoren, die sich negativ auf das Wohlbefin- den oder die Gesundheit des Menschen auswirken, bezeichnet Antonovsky als ge- neralisierte Widerstandsdefizite. In diesem Fall stehen für den Umgang mit diesen Stressoren keine oder nicht ausreichende Ressourcen zur Verfügung (vgl. Schnell: 2003, S. 11). Das zur Verfügung haben solcher Ressourcen ist jedoch nicht ausrei- chend, um erfolgreich mit Stressoren umzugehen. Die Fähigkeit zur Auswahl der richtigen Strategien im Umgang mit den Stressoren ist zusätzlich notwendig. „Die Person, mit einem starken SOC1 wählt die bestimmte Coping-Strategie aus, die am geeignetsten scheint, mit dem Stress umzugehen, dem sie sich gegenüber sieht“ (Antonovsky: 1997, S. 130).

2.2.4 Gesundheits-Krankheits-Kontinuum

Das Gesundheits-Krankheits Gesundheits-Krankheits-Kontinuum Kontinuum beschreibt, ob sich ein Mensch im Gleichgewicht seines Kör- pers mehr in Richtung Krankheit oder Gesundheit befindet. Menschen kön- nen weder ganz krank, noch ganz Krankheit Gesundheit gesund sein. Auch bei schwerer

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 3: eigene Darstellung

Krankheit gibt es gesunde Anteile im kranken Organismus. Im Spannungs feld zwischen Krankheit und Gesundheit bewegt sich ein Mensch durch sein Leben. Es gibt ebenso Zeiten in denen sich der menschliche Organismus eher in Richtung Krankheit ausschlägt, wie es Zeiten gibt in denen der Bereich von Gesundheit überwiegt. Krankheit hat ein schwächeres Kohärenzgefühl zur Folge, welches einen positiven Umgang mit Stressoren wiederum erschwert. Werden Spannungen und Stresssituationen jedoch positiv bewältigt, verändert sich die Situation hin zu Gesundheit. Je mehr Gesundheit vorliegt, umso mehr generalisierte Widerstandsressourcen kann ein Mensch aufbauen (vgl. Schnell 2003, S. 12).

2.3 Zusammenhang Lebensbalance und Salutogenese

Um den Zusammenhang zwischen dem Lebensbalance-Modell von Peseschkian und dem Modell der Salutogenese von Antonovsky zu erläutern, zu Beginn eine kurze Geschichte:

Himmel und Hölle

Ein Rechtsgläubiger kam zum Propheten Elias. Ihn bewegte die Frage nach Himmel und Hölle, denn er wollte seinen Lebensweg danach gestalten. „Wo ist die Hölle - wo ist der Himmel?“ Mit diesen Worten nähert er sich dem Propheten, doch Elias antwortete nicht. Er nahm den Fragestel- ler bei der Hand und führte ihn durch dunkle Gassen in einen Palast. Durch ein Eisenportal betra- ten sie einen großen Saal. Dort drängten sich viele Menschen, arme und reiche, in Lumpen gehüll- te und mit Edelsteinen geschmückte. In der Mitte des Saales stand auf offenem Feuer ein großer Topf voll brodelnder Suppe, die im Orient Asch heißt. Der Eintopf verbreitete einen angenehmen Duft im Raum.

Um den Topf herum drängten sich hohlwangige und tiefäugige Menschen, von denen jeder ver- suchte, sich einen Teil der Suppe zu sichern. Der Begleiter des Propheten Elias staunte, denn die Löffel, die diese Menschen in den Händen hielten, waren so groß wie sie selbst. Ganz am Ende hatte der Stiel des Löffels einen hölzernen Griff. Der Übrige Löffel, dessen Inhalt einen Menschen hätte sättigen können, war aus Eisen und durch die Suppe glühend heiß. Gierig stocherten die Hungrigen im Eintopf herum. Jeder wollte seinen Teil, doch keiner bekam ihn. Mit Mühe hoben sie ihren schweren Löffel aus der Suppe. Da dieser aber zu lang war, bekam ihn auch der stärkste nicht in den Mund. Gar zu Vorwitzige verbrannten sich Arme und Gesicht oder schütteten in ihrem gierigen Eifer die Suppe ihren Nachbarn über die Schultern. Schimpfend gingen sie aufeinander los und schlugen sich mit den Löffeln. Der Prophet Elias fasste seinen Begleiter am Arm und sag- te: „Das ist die Hölle!“

Sie verließen den Saal und hörten das höllische Geschrei bald nicht mehr. Nach langer Wande- rung durch finstere Gänge traten sie in einen weiteren Saal ein. Auch hier saßen viele Menschen. In der Mitte des Raumes brodelte ebenfalls ein Kessel mit Suppe. Jeder der Anwesenden hatte einen jener riesigen Löffel in der Hand, die Elias und sein Begleiter schon in der Hölle gesehen hatten. Aber die Menschen waren hier wohlgenährt, und man hörte in dem Saal nur ein leises, zufriedenes Summen und das Geräusch der eintauchenden Löffel. Jeweils zwei Menschen hatten sich zusammengetan. Einer tauchte den Löffel ein und fütterte den anderen. Wurde einem der Löffel zu schwer, halfen zwei andere mit ihrem Esswerkzeug, sodass jeder in Ruhe essen konnte. War der eine gesättigt, kam der nächste an die Reihe. Der Prophet Elias sagte zu seinem Beglei- ter: „Das ist der Himmel!“ (aus Peseschkian: 2006, S.39f).

Die Menschen, die in dieser Geschichte in der Hölle und im Himmel leben, haben die gleichen Probleme. Sie sehen sich vor denselben Herausforderungen. Jedoch gehen sie unterschiedliche mit ihnen um. Die Problemlösung der BewohnerInnen der Hölle, führt zu Streit, körperlichen Verletzungen, Hunger, Neid und Chaos, wäh- rend die Menschen im Himmel die Probleme gemeinsam zu lösen versuchen und dadurch Gesundheit (niemand wird verletzt und niemand muss hungern), Harmo nie, Ruhe und Vertrauen erreichen. Im Himmel und in der Hölle gehen die Menschen so vor, wie sie es erlernt haben, gemäß ihrer Erfahrungen (vgl. Peseschkian: 2006, S 39ff). Im Bezug auf die vorliegende Studie wird der Zusammenhang der beiden Modelle von Peseschkian und Antonovsky wie folgt gefasst:

Menschen machen im Laufe ihrer Entwicklung und ihres Lebens bestimmte Erfahrungen und entwickeln bestimmte Strategien mit Problemstellungen und Stresssituationen umzugehen. Antonovsky nennt das Kohärenzgefühl (vgl. vgl. Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung: 2001, S. 25ff). In bestimmten Le- bensbereichen besitzen Menschen besondere Fähigkeiten oder haben Interessen entwickelt (Sport, Musik, Spiritualität, Bildung, etc.). Hier liegen Ressourcen und positiv besetzte Themen, welche als Stabilisatoren gesehen werden können. Sie geben dem System des Wohlbefindens und der Lebensqualität Stabilität. Übertra- gen auf das statische Bild des Daches, das auf den vier Säulen der Lebensbalance (s. S. 9) ruht, können solche besonderen Begabungen und Fähigkeiten tragende Elemente sein. Sie helfen dabei, mit Stressoren und belastenden Situationen um- zugehen bzw. diese zu bewältigen. Durch ihre Stabilität werden andere, weniger stabile Lebensbereiche mitgetragen und die Lebensbalance bleibt dennoch in einer Ausgewogenheit. Je mehr das ganze System der Lebensbalance ins Wanken gerät, umso wahrscheinlicher sind gesundheitliche Auswirkungen körperlicher oder psy- chischer Natur. Bestehen jedoch solche gesundheitlichen Einschränkungen, schwächen diese wiederum die Lebensbalance. Hier kommt es zu einem Kreislauf, den es zu unterbrechen gilt. Antonovsky nennt hier das Gesundheits-Krankheits- Kontinuum, das angibt, ob ein Mensch sich mehr im Bereich von Gesundheit oder Krankheit befindet (Schnell 2003, S. 12).

Bezogen auf die Zielgruppe dieser Studie und das angestrebte neue Konzept der Erlacher Höhe in Freudenstadt bedeutet dies, die besonderen Fähigkeiten und Interessen der Einzelnen zu stärken und dadurch dem System der Lebensbalance mehr Stabilität zu geben. Um diese Fähigkeiten herausfinden zu können, müssen alle Bereiche der Lebensbalance im den Blick genommen werden. Die dadurch gewonnen Erkenntnisse sind wiederum im Konzept zu berücksichtigen.

3. FORSCHUNGSSTAND

Im Bezug auf die Forschung zum Kohärenzgefühl (SOC) liegen Ergebnisse aus qualitativen und quantitativen Forschungen vor. Antonovsky hat zur Untersuchung des Kohärenzgefühls einen Fragebogen entwickelt, der eine Überprüfung seines Konzepts ermöglicht. Er wird „Orientation to Life Questionnaire“ genannt (S. Anto- novsky: 1983). Antonovsky hat auf der Grundlage von 51 Interviews einen Frage- bogen mit 29 Fragen entwickelt. Sein Fragebogen gliedert sich in drei Teile:

1. Verstehbarkeit (comprehensibility) mit 11 Fragen
2. Handhabbarkeit (manageability) mit 10 Fragen
3. Sinnhaftigkeit (meaningfulness) mit 8 Fragen

Dieser Fragebogen ist in mehreren Sprachen erschienen. Inzwischen liegt auch eine deutsche Version vor. Jedoch ist dieser Fragebogen bislang nicht standardi- siert (Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung: 2001, S. 40f). Seit den 90er Jahren des vergangenen Jahrhunderts liegen ca. 50 Studien vor, welche mit dem „SOC-Fragebogen“ durchgeführt und publiziert wurden. Da die Sa- lutogenese in dieser Arbeit lediglich als zusätzliches Konzept, das im Zusammen- hang mit der Lebensbalance steht, gesehen wird und die deutsche Version des „SOC-Fragebogens“ noch nicht standardisiert ist, wurde auf die Übernahme von Items verzichtet.

Zum Modell der Lebensbalance liegen bislang keine Studien vor, welche sich auf das Konzept von Nossrat Peseschkian stützen. In Büchern zu Burnout und Stressbewältigung (s. Rothlin / Werder: 2007 und Münchhausen: 2009) und im Internet (s. Seiwert Institut GmbH, Recherche vom 15.07.2010) finden sich zahlreiche Fragekataloge zur Selbsteinschätzung der Lebensbalance. Jedoch sind meist nur sehr unzureichende Auswertungskriterien angegeben, welche ein fundiertes wissenschaftliches Arbeiten nicht ermöglichen.

Aufgrund der genannten Gründe wurde für diese Forschungsarbeit ein eige- ner Fragebogen erstellt und der Versuch einer Pionierarbeit unternommen. In einem solchen Vorgehen sind Vor- und Nachteile zu sehen. Die erhobenen Daten sind schwer zu vergleichen und entsprechende Rückschlüsse können nicht gut in einen Gesamtkontext eingeordnet werden. Aus Gründen der Vergleichbarkeit wurden

Fragen aus der ALLBUS-Studie2 2004 übernommen. Der Vorteil dieses Vorgehens ist, dass die Ergebnisse dadurch vergleichbar werden.

TEIL B

4. PLANUNG

4.1 Ablauf und Methode

Fragestellung: Wie ist die Lebensbalance von Menschen in prekären Lebenslagen und welche Anforderungen stellt dies an die Hilfsangebote der Erlacher Höhe in Freudenstadt?

Hypothese: Schwierige Lebenssituationen im Sinne der hier beschrieben Zielgruppe, führen zur Beeinträchtigung der Lebensbalance.

Forschungsgegenstand: Menschen in prekären Lebenslagen, die sich in einem Hilfsangebot der Erlacher Höhe befinden.

Zeitraum: 01. Juli 2010 bis 23. Juli 2010.

Grundgesamtheit: Integrationsbeschäftigte, ehrenamtlich Beschäftigte der Arbeitsprojekte, Bewohnerinnen und Bewohner des Aufnahmewohnheims, Personen die sich im Betreuten Wohnen nach § 67 SGB XII befinden.

Stichprobe: Die Befragung beschränkt sich auf Personen, die sich in Angeboten der Erlacher Höhe Freudenstadt/Horb und der Erlacher Arbeitshilfen befinden. Da die Ergebnisse des Forschungsprojekts in ein neues Konzept der Erlacher Höhe Freudenstadt einfließen soll, wurden die Menschen für die Befragung ausgewählt, die sich aktuell in Hilfsangeboten der Erlacher Höhe Freudenstadt befinden. Um eine größere Grundgesamtheit zu erhalten wurden zusätzlich Personen aus der Abteilung der Erlacher Arbeitshilfen befragt. Bei der Auswahl der Stichprobe wurden Personen, die im Befragungszeitraum greifbar und nicht aufgrund von Krankheit, Therapie und ähnlich Gründen arbeitsunfähig waren.

Untersuchungsmethode: Die Befragung wird mittels eines Fragebogens durchge- führt. Dabei werden die Befragten in Gruppen von 5 bis 15 Personen eingeteilt und befragt. Die Forscherin gibt jeder Gruppe zu Beginn Informationen zum Hintergrund und zu den Zielen der Befragung. Die Untersuchungsmethode bzw. das Instrument wird erklärt. Während der Befragung ist sie im Raum, um mögliche Fragen zu beantworten. Rolle der Forscherin: arbeitet seit 01.07.2009 bei der Erlacher Höhe in der Abteilung Freudenstadt. Zu ihren Aufgaben gehört die sozialdienstliche Beratung und Begleitung der Integrationsbeschäftigten, die Durchführung von Se- minaren zu verschiedenen Themen, die Fachberatung nach § 67 SGB XII in Horb, Gruppengespräche in den verschiedenen Arbeitsprojekten, Betreutes Wohnen nach §67 SGB XII einer jungen Frau und der Betrieb des JobCafés in dem Gäste Unter- stützung bei der Arbeitssuche und Kaffeespezialitäten zu sehr geringen Preisen erhalten. Zusätzlich ist sie in einer Reihe von Projektgruppen zur Erstellung von neuen Konzepten tätig. Vor diesem Hintergrund wird deutlich, dass die Forscherin den Befragten in Freudenstadt und Horb gut bekannt ist, während sie in der Abtei- lung der Erlacher Arbeitshilfen gänzlich unbekannt ist. Viele der Befragten in Freu denstadt erhalten durch Frau Unterstützung bei unterschiedlichen Prob lemstellungen. Aus diesem Grund wird hier besonders darauf geachtet, die Anonymität der Befragten zu wahren.

Ablauf:

1. Vorgespräch mit dem Abteilungsleiter der Erlacher Höhe Freudenstadt
- Projekt, Thema, Absicht vorstellen
- Abstimmung und Anpassung an die Anforderungen des ESF
- Zustimmung erfragen
- Modalitäten klären (Befragungszeitraum, Umfang der Befragung, Ablauf der Befragung, Räumlichkeiten)
- Informationen die an das Gesamtteam weitergegeben werden sollen bespre- chen
- Durchführungstermin abstimmen
- Dank und Verabschiedung

2. Vortreffen zur Besprechung des Prestests mit der Arbeitsanleiterin der Kreativ werkstatt (
- Informationen zum Hintergrund der Befragung geben
- Termin für den Pretest vereinbaren
- Modalitäten klären (Raum, Stifte, etc.)
- Dank und Verabschiedung

3. Durchführung des Pretests
- Den Probanden den Hintergrund der Befragung erläutern, das Thema und die Methode vorstellen
- Informieren darüber, dass sie die Pretestgruppe sind und die Gründe dafür nennen
- Sicherheit geben
- Beantworten von offenen Fragen
- Durchführung
- Dank und Verabschiedung

4. Information des Gesamtteams der Erlacher Höhe in Freudenstadt
- Grund und Ziel der Befragung
- Ablauf
- Bekanntgabe der Reihenfolge und Termine für die Befragungen der einzel- nen Arbeitsprojekte
- Einblick in die Ergebnisse des Pretests
- Beantwortung von offenen Fragen
- Dank für die Unterstützung

5. Telefonisches Vorgespräch mit der Abteilungsleiterin der Erlacher Arbeitshilfen
- Projekt, Thema, Absicht vorstellen
- Zustimmung erfragen
- Modalitäten klären (Befragungszeitraum, Umfang der Befragung, Ablauf der Befragung, Räumlichkeiten)
- Informationen die an das Gesamtteam weitergegeben werden sollen bespre- chen
- Durchführungstermin abstimmen
- Dank und Verabschiedung
- Email zur Bestätigung des Besprochenen senden

6. Feldforschung und Datenerhebung

- Die Probanden werden in Gruppen eingeteilt und an unterschiedlichen Ter minen befragt.
- Information über Grund und Ziele der Befragung
- Klärung von offenen Fragen
- Durchführung
- Dank und Verabschiedung

7. Dateneingabe/Auswertung

8. Weitere Bearbeitung durch die Projektgruppe der Erlacher Höhe

4.2 Begründung der Methode

Das Ziel der Studie zur Lebensbalance von Menschen in schwierigen Lebenslagen ist es, Erkenntnisse über, die Lebensbalance, die sich daraus ergebenden Anforde- rungen, an künftige Hilfsangebote, zu gewinnen. Dies bezieht sich besonders auf Angebote welche die Erlacher Höhe in Freudenstadt bereits anbietet bzw. in Zu- kunft anbieten könnte. Die Ergebnisse sollen Grundlage für ein neues Konzept mit Förderung durch den Europäischen Sozialfonds sein. Um dies zu gewähren, muss die Methode zur Erforschung der Lebensbalance auf die Zielgruppe abgestimmt sein. Da Menschen in schwierigen Lebenslagen häufig Scham empfinden und viel- fach lange Zeit benötigen, um über ihre Probleme zu sprechen, musste bei der Wahl der Methode besonders auf Anonymität geachtet werden. Aus diesem Grund wurde ein Fragebogen entwickelt, der sich auf die vier verschiedenen Bereiche der Lebensbalance nach Peseschkian bezieht. Vor der Befragung werden Hintergrund- informationen zur Befragung an die Gruppen gegeben und offene Fragen beantwor- tet. Belange des Datenschutzes und die Verwendung der Daten werden ebenfalls angesprochen. Dies dient dazu, Sicherheit zu geben und evtl. Ängste abzubauen.

5. DURCHFÜHRUNG DER STUDIE

5.1 Rahmenbedingungen

5.1.1 Grundüberlegung

Das Konzept, welches aus den Ergebnissen der Studie entwickelt werden soll, be- zieht sich auf den Abschnitt C 8.2 der Richtlinien zur Förderung über den ESF. Die- ser Abschnitt strebt die „Stabilisierung von Lebensverhältnissen und Verbesserung der Teilhabe am Arbeitsmarkt von Gruppen mit besonderen Vermittlungshemmnis- sen“ (Land Baden-Württemberg: Recherche vom 12.09.2010, S. 97) an. Nun kann jedoch festgehalten werden, dass der direkte Zugang zu Beschäftigung und Arbeit, bei allen Bestrebungen, keinesfalls der Regelfall ist. Meist stehen im Einzelfall so viele Faktoren einer Beschäftigungsaufnahme entgegen, dass es Sinn macht, sich mit dem ganzen Menschen in seinen verschiedenen Lebensbereichen und mit sei- nen individuellen Bedürfnissen zu befassen. Das bedeutet, es geht um eine ganz- heitliche Sicht und um eine ganzheitliche Vorgehensweise. Greift man auf das Le- bensbalance-Modell nach Peseschkian zurück, so kann man von vier wesentlichen Lebensbereichen ausgehen (vgl. Schmelcher: 2003, S. 52).

1. Beruf und Leistung
2. Soziale Kontakte
3. Körper und Gesundheit
4. Sinn und Kultur

Diese Lebensbereiche müssen in ausgewogenem Verhältnis zueinander stehen, um ein zufriedenes und gelingendes Leben zu führen. Menschen, die sich in Hilfs- angeboten der Erlacher Höhe befinden, sind in der Regel lange Zeit arbeitslos. Das Ungleichgewicht im Bereich Beruf / Leistung über einen langen Zeitraum hat, wenn man Peseschkian zugrunde legt, auch Auswirkungen auf die anderen Lebensberei- che. Aus diesem Grund sollen in einem neuen Konzept Strukturen und Module vor- gehalten bzw. geschaffen werden, die alle vier Lebensbereiche im Blick haben und die Lebensbalance fördern bzw. stabilisieren sollen. Durch die Förderung der Zu friedenheit und des Wohlbefindens in den anderen Lebensbereichen, wird auch das Ziel Arbeit, direkt und indirekt, gefördert. Im Rahmen eines solchen Konzepts könn- ten bestehende Strukturen der Einrichtung und im Gemeinwesen genutzt werden. Gleichzeitig bietet die Konzeptidee Perspektiven für Querschnittsziele, d.h. auch für die Weiterentwicklung von Strukturen und der Neuentwicklung von Modulen.

5.1.2 Die Einrichtung

Die Erlacher Höhe wurde 1891 als „Arbeiterkolonie Erlach“ vom Verein für Arbeiterkolonien in Württemberg e.V.3 gegründet. Heute ist die Erlacher Höhe ein traditionsreiches und innovatives diakonisches Sozialunternehmen, das in sechs Landkreisen mit insgesamt neun Abteilungen tätig ist. Die Abbildung zeigt die Standorte der Einrichtung (vgl. Erlacher Höhe: Recher- che vom 14.04.2010). Das Ziel der Erla- cher Höhe ist es, Menschen in sozialen Notlagen zu helfen. Zu diesem Zweck werden an 15 Orten in ländlichen Gegen- den Baden-Württembergs, Einrichtungen unterhalten, welche Dienste für Menschen in Notlagen anbieten. Darunter sind Wohnheime für wohnungslose Menschen, Fachberatungsstellen, Arbeitsprojekte, Tagesstätten, Therapieeinrichtungen und weitere Dienste (vgl. Erlacher Höhe: Stand 08-2009. S. 1). Im Bereich der Hilfe für wohnungslose Menschen sind die An- gebote vielfältig und reichen von nieder- schwelligen Beratungsangeboten, bis hin zu stationären, spezifisch ausgerichteten Hilfen wie zum Beispiel die sozialtherapeutische Einrichtung „Helle Platte“, oder die „Therapeutischen Wohngemeinschaften“ in Backnang und Murrhardt. In diesen Ein- richtungen werden suchtkranke, wohnungslose Menschen bei der Festigung der begonnen Suchtmittelabstinenz und der Bewältigung der individuellen Problemlagen unterstützt (vgl. Erlacher Höhe: Recherche vom 14.04.2010). Neben den Hilfen für wohnungslose Menschen, werden auch differenzierte Beschäftigungs-, Qualifi- zierungs-, und Integrationsangebote für arbeitslose Menschen angeboten. Diese richten sich an Hilfesuchende nach SGB II und SGB XII. Mit dem Ziel der Beseiti- gung und Milderung vorhandener Behinderungen und deren Folgen, sichert z.B. das „Haus an der Rems“ in Waiblingen-Beinstein chronisch mehrfach beeinträchtig- ten, abhängigkeitserkrankten Menschen, soziale Teilhabe und ein Leben in Würde. Die „Altenhilfe Erlacher Höhe“ bietet Hilfe für Menschen in sozialen Schwierigkeiten mit Pflegebedarf. Ergänzend zu einer vollstationären Tages- und Nachtpflege in allen Pflegestufen werden bedarfsgerechte Leistungen in der psychosozialen Be- treuung angeboten (vgl. Erlacher Arbeitshilfen: Stand 06-2007, S. 2ff). Diese Studie bezieht sich vor allem auf die Abteilung der Erlacher Höhe in Freudenstadt. Die Er- lacher Arbeitshilfen mit Sitz in Oppenweiler und Großerlach wurde hinzugezogen, um eine aussagekräftige Stichprobe ziehen zu können. Aus diesem Grund wird an dieser Stelle näher auf die Abteilung in Freudenstadt mit ihren speziellen Angebo- ten eingegangen. Einige Zahlen im Bezug auf das gesamte Unternehmen sollen zusätzlich Auskunft über die Größe der Geschäftsbereiche der Erlacher Höhe geben.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 4: Standorte der Erlacher Höhe in Baden-Württemberg, vgl. Erlacher Höhe Freudenstadt: 2010, S. 22

Die Erlacher Höhe in Freudenstadt bietet Angebote in zwei Bereichen an. Ei- nerseits Hilfen für Menschen in sozialen Schwierigkeiten nach § 67 SGB XII. Diese Angebote richten sich an wohnungslose Menschen, Menschen die nicht mehr wohnfähig sind, Einrichtungs- und Haftentlassene und Menschen in komplexen Problemlagen. Andererseits werden Hilfen für langzeitarbeitslose Menschen ange- boten. Dabei handelt es sich um Maßnahmen nach § 16 SGB II, zum Teil in Kombi- nation mit § 67 SGB XII. Die Angebote der Erlacher Höhe in Freudenstadt gliedern sich in die Fachberatungsstelle mit der angebundenen Tagesstätte „Windrad“, dem Aufnahmewohnheim für Wohnungslose, dem Betreuten Wohnen und dem sozialen Beschäftigungsunternehmen. Das soziale Beschäftigungsunternehmen gliedert sich wiederum in verschiedene Arbeitsprojekte:

- Die hauswirtschaftlichen Dienste von „Picobello“
- Die „Kommode“ in Freudenstadt
- Die „Kommode“ in Horb Das „StattLädle“
- Die „Werkstatt“
- Die „Kreativwerkstatt“

Die Beschäftigten in den Arbeitsprojekten werden durch einen Sozialdienst in Bezug auf familiäre Probleme, Wohnfragen, Schulden, soziale Notlagen usw. begleitet. Ebenfalls haben die Beschäftigten die Möglichkeit an einem Jobcoaching teilzunehmen und sich dadurch am Arbeitsmarkt zu orientieren bzw. realistische Zukunftsvisionen zu entwickeln und die eigene Situation neu zu betrachten (s. Erlacher Höhe Freudenstadt: 2010).

2009 wurden zu diesem Zweck acht Immobilien in Freudenstadt und Horb bewirtschaftet. Die folgende Tabelle zeigt die Anzahl von Klientinnen und Klienten in den verschiedenen Hilfeformen in den Jahren 2004 bis 2008:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

(Tabelle 2: Anzahl von Hilfesuchenden in verschiedenen Hilfeformen, vgl. Erlacher Höhe Freudenstadt: 2010, S. 36)

Die oben genannten Zahlen beziehen sich jeweils auf das gesamte angegebene Jahr. Die folgenden Zahlen beziehen sich auf die Stichtagserhebung der Liga der Freien Wohnfahrtspflege in Baden-Württemberg e.V. welche jedes Jahr am 31.08. durchgeführt wird. Gezählt wird die Anzahl der Personen, die sich an diesem Tag in der jeweiligen Hilfeform befinden.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

(Tabelle 3: Auszug aus der Stichtagserhebung, LIGA der freien Wohlfahrtspflege zitiert nach Erlacher Höhe Freudenstadt: 2010, S. 24)

Aus der vorangegangen Ausführung wird ersichtlich, dass die Erlacher Höhe in Freudenstadt ein beachtliches Spektrum an Hilfsangeboten für Menschen in schwierigen Lebenslagen anbietet.

Hier nun einige statistische Daten bezogen auf alle Abteilung der Erlacher Höhe. Die Erlacher Höhe hat in den letzten Jahren eine enorme Entwicklung hinter sich gebracht. Dies zeigt sich auch an der Personalentwicklung des Regieperso nals. Im Jahr 2005 hatte die Erlacher Höhe 104 Vollzeitstellen, um den laufenden Betrieb abzuwickeln. 2009 waren es 163 Vollzeitstellen. Betrachtet man die absolu- ten Zahlen, so waren 2009 102 Männer und 138 Frauen, also insgesamt 240 Per sonen beschäftigt. Der enorme Unter schied ist mit der hohen Anzahl von Teilzeitkräften zu erklären (vgl. Messin- ger: 2010, S. 40). Im Zeitraum von 01. Januar bis 31. Dezember 2009 wurden im Dokumentationssystem (EHDS) der Erlacher Höhe insgesamt 764 Frauen

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 5: vgl. Mayer: 2010, S. 37. und 2207 Männer erfasst. Das Durch-

schnittsalter der Frauen lag bei 41,9 Jahren und das der Männer bei 42,3 Jahren. Der Anteil von Personen unter 25 Jahren im Hilfesystem der Erlacher Höhe lag knapp unter 19 Prozent (vgl. Mayer: 2010, S. 36f). Insgesamt befanden sich 784 Personen in den Einrichtungen der Erlacher Höhe. Das Diagramm (links) zeigt die Anzahl von Personen nach Hilfeformen (vgl. ebd. S. 36 f). Das wirtschaftliche Vo- lumen lag im Jahr 2009 bei ca. 15 Millionen Euro. Der Ertrag des Unternehmens setzt sich vor allem aus Leistungsvergütungen (39,6%), Zuschüsse von Kommu- nen, ESF, Arbeitsagentur und ARGE (28%), Arbeitsleistungen (27,6%), kirchlichen Mitteln und Spenden (2,2%), Mieterträgen (1,2%) und sonstigen Erträgen (1,4%) zusammen. Für das Jahr 2010 sind eine Reihe von Bauprojekten geplant. Es ist ein Volumen von ca. 6 Millionen Euro für deren Umsetzung veranschlagt (vgl. Messin- ger: 2010. S. 38 f).

5.2 Postskript

5.2.1 Vorgespräch

Zunächst fand ein Vorgespräch mit dem Abteilungsleiter der Erlacher Höhe in Freu denstadt, , statt. In diesem Gespräch wurden das Modell der Le bensbalance nach Nossrat Peseschkian und die Idee der Studienarbeit erläutert. Möglichkeiten und Chancen wurden abgewogen und eine Verknüpfung mit der Konzeptarbeit für die ESF-Förderperiode 2011 bis 2013 beschlossen. Ebenfalls wurden die Rahmenbedingungen geklärt.

5.2.2 Fragebogen

Da Erfahrungen bei der Erstellung von Fragebogen eine große Rolle spielen (vgl. Kirchhoff / Kuhnt / Lipp / Schlawin: 2003, S. 24), wurde der Fragebogen vor der ei- gentlichen Befragung einem Pretest unterzogen. Insgesamt beantworteten 10 Per- sonen den Fragebogen vorab. Bei ihnen handelte es sich um die Integrationsbe- schäftigten der Kreativwerkstatt, die am 01.04.2010 anwesend waren. Sowohl die Erkenntnisse aus den beantworteten Fragebögen, als auch die Rückmeldungen zur Verständlichkeit bzw. dem Handling flossen in die Weiterentwicklung des Fragebo- gens ein. Insgesamt umfasst der Fragebogen 83 Fragen. Er gliedert sich in vier Be- reiche:

1. Fragen nach der individuellen Zufriedenheit mit den eigenen Lebensumstän- den (Fragen 1-12)
2. Fragen danach, welche Bedeutung den einzelnen Lebensbereichen zuge- messen wird (Fragen 13-38)
3. Fragen nach der tatsächlichen Lebensgestaltung, Verhaltensweisen, nach persönlichen Ansichten und Empfindungen (Fragen 39-70)
4. Allgemeine biographische Fragen zur Person (Fragen 71-76)

Diese Unterteilung wurde vorgenommen, um bei der Befragung evtl. Ungleichgewichtungen zwischen bspw. Zufriedenheit und Bedeutung der Lebensbereiche ausmachen zu können. Im weiteren Verlauf muss diese Einteilung jedoch nicht zwingend weiter forciert werden.

In dieser Studie geht es um die Untersuchung der Lebensbalance von Men- schen in schwierigen Lebenslagen. Das Lebensbalance-Modell von Nossrat Pe- seschkian und das Konzept der Salutogenese von Aaron Antonovsky werden als Grundlage benutzt. Aus Gründen der Vergleichbarkeit wurden zusätzlich Fragen aus der ALLBUS-Studie 2004 in den Fragebogen eingefügt. Diese sind im Frage- bogen jeweils durch das Zeichen (A) gekennzeichnet. Folgende Tabelle zeigt, wel- che Fragen sich auf die unterschiedlichen Konzepte und deren Teilbereiche bezie- hen.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

(Tabelle 4: Aufteilung der Fragen im Fragebogen auf die einzelnen Konzepte und Teilbereiche, eige- ne Tabelle.)

5.2.3 Durchführung der Befragung

Zur Durchführung der Befragung wurde die Stichprobe der Befragten in Gruppen von 5 - 15 Personen eingeteilt. Mit den unterschiedlichen Arbeitsgruppen in Freu- denstadt, Horb, Oppenweiler und Großerlach wurden Termine vereinbart (siehe Zeitplan). Die Befragung in Gruppen, wurde aufgrund eines befürchteten ausblei- benden Rücklaufs an Fragebögen bei einer Ausgabe der Bögen an Einzelne, als notwendig erachtet. Zu Beginn der jeweiligen Befragung, wurden Grund der Befra- gung, Fragebogen, Hinweise zur Anonymität und der Ablauf durch die Forscherin erläutert. Die folgende Terminplanung zeigt die Terminierung der Befragung in den einzelnen Arbeitsgruppen.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

(Tabelle 5: Terminplanung zur Befragung der Arbeitsgruppen, eigene Tabelle.)

TEIL C

6. AUSWERTUNG

Die Ergebnisse basieren auf der Auswertung der ausgefüllten Fragebögen. Diese wurde mittels Datenanalyse per SPSS in der Version 18 durchgeführt. Der Rücklauf betrug 100%, da die Befragung in Gruppen vor Ort durchgeführt wurde. Die Grund- gesamtheit beträgt 97 Fälle. Neben einer Gesamtanalyse wurden die Daten zusätz- lich nach Schwerpunktkategorien ausgewertet, die besonders interessant und aus- sagekräftig erschienen. Diese Kategorien sind vor allem die Lebensbereiche, die Nassrat Peseschkian in einem Lebensbalance-Modell beschreibt. Zusätzlich wur- den die Ergebnisse mit Ergebnissen aus der ALLBUS-Studie von 2004 verglichen, wo dies erforderlich und möglich war. Auf die Auswertung der Ergebnisse in Bezug auf die Salutogenese wurde im Rahmen dieser Arbeit verzichtet, da dies den vor- gegeben Rahmen absolut übersteigen würde.

6.1 Definition der Lebensbalance

Im Bezug auf die Lebensbalance gibt es bisher keine vergleichbaren Studien. Eine Definition der Lebensbalance, die als Grundlage und Vergleich für die Auswertung dienen könnte, ist deshalb nicht vorhanden. Aus diesem Grund wird für die nachfol- gende Auswertung eine eigene Definition von Lebensbalance vorgenommen. Es wird davon ausgegangen, dass die Stichprobe als in Balance betrachtet werden kann, wenn die Ergebnisse in den einzelnen Lebensbereichen (Beruf und Leistung, soziale Kontakte, Körper und Gesundheit, Sinn und Kultur) mindestens einen Mit- telwert von 6,0 oder höher ergeben. Um dies zu ermitteln werden Mittelwerte aus allen skalierten Fragen, die sich auf die einzelnen Lebensbereiche beziehen, gebil- det. Dieses Vorgehen wird für alle Fragen zur Zufriedenheit mit den Lebensberei- chen und zur Bedeutung der Lebensbereiche durchgeführt. In Tabelle 4 sind die Fragen zur Lebensbalance in den Teilbereichen 1-4 aufgelistet. Die Ergebnisse aus der so durchgeführten Auswertung werden wiederum miteinander verglichen. Das Schaubild zur Lebensbalance (Abb. 2 auf S. 10) dient als Vorlage, um die Auswertung der Skalen bildhalft darzustellen.

Definition der Lebensbalance als Grundlage für die Auswertung

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 6: eigene Darstellung

Abbildung 6 zeigt die Definition der Lebensbalance, die der Auswertung dieser Stu- die zugrunde liegt. Auf die Säulen des statischen Modells wurde die Skala aus dem Fragebogen übertragen. Wenn der Vergleichswert 6 auf der Skala bei der Auswer- tung der Mittelwerte der skalierten Variablen erreicht wurde, so wird davon ausge- gangen, dass der Lebensbereich als in Balance betrachtet werden kann. Liegt der Wert unter 6,0 so wird eine Beeinträchtigung der Lebensqualität vermutet. Der For- scherin ist bewusst, dass die Lebensbalance nicht grundsätzlich auf diese statische Weise angesehen werden kann. Die verschiedenen Lebensbereiche stehen mitei- nander in Beziehung und bedingen sich gegenseitig. Dennoch wird dieses Vorge- hen für die Auswertung dieser Arbeit so festgelegt. Der Vorteil dieses Vorgehens liegt in der Möglichkeit, das schwer zu fassende Phänomen der Lebensbalance lo- gisch darzustellen und auf die Lebensbereiche zu übertragen. Der Mittelwert 6,0 als Mindestniveau für den Erhalt der Lebensbalance wurde ausgewählt, da der Wert sechs etwas über der Hälfte der Skalenmitte liegt. Es wird davon ausgegangen, dass die Zufriedenheit mit einem Lebensbereich über dem Mittel liegen muss, um eine positive Auswirkung auf den Lebensbezug zu haben.

Vorab werden einige allgemeine Daten aufgeführt, um eine Übersicht über die Stichprobe zu geben. Anschließend folgt die Auswertung unter Berücksichtigung der Zielstellung dieser Arbeit, Erkenntnisse über die Lebensbalance von Menschen in schwierigen Lebenssituationen zu erhalten. Der Begriff, Menschen in schwierigen persönlichen Lebensumständen bezieht sich im Rahmen dieser Arbeit ausschließ lich auf die Adressaten von Hilfe im Sinne der §§ 67 SGB XII und 16 SGB II sind.

6.2 Allgemeine Daten

Insgesamt wurde eine Grundgesamtheit von 97 Personen, davon sind 62 Männer und 35 Frauen befragt. Der größte Anteil (31%) der Befragten ist über 50 Jahre alt. Die Gruppe der Personen von 40 Jahren und älter liegt bei 59% aller Befragten. Die Gruppe der 18-40jährigen hingegen nur bei 41% (vgl. AT6 240 und 244).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 8: eigene Darstellung, vgl. AT 244 Abbildung 7: eigene Darstellung, vgl. AT 240

Mehr als die Hälfte (52%) der Befragten ist ledig (vgl. AT 250). Auf die Frage, ob sie in einer Partnerschaft leben (Frage 8) antworteten 39 Personen mit Ja und 57 mit Nein (vgl. AT 25). Im Bezug auf die Dauer der Arbeitslosigkeit geben 42% der Per- sonengruppe an, sie seien mehr als 4 Jahre ohne Erwerbsarbeit (vgl. AT 246).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 10: eigene Darstellung, vgl. AT 246 Abbildung 9: eigene Darstellung, vgl. AT 259-264

Die Befragten befinden sich in verschiedenen Hilfeformen der Erlacher Höhe. Das Balkendiagramm zeigt die Anzahl von Frauen und Männern nach Hilfeformen. Die größte Gruppe der Befragten (58) bilden Personen, die sich in Arbeitsgelegenheiten nach § 16 SGB II befinden. Eine weitere Hilfeform ist Betreutes Wohnen nach § 67

[...]


1 SOC ist die Abkürzung für „Sence of Coherence (Kohärenz) (vgl. Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklä- rung. 1998, S. 28).

2 Abkürzung für die Allgemeine Bevölkerungsumfrage der Sozialwissenschaften, durchgeführt durch die GESIS-ZA in Köln und die GESIS-ZUMA in Mannheim.

3 Der Verein heißt heute: Verein für Soziale Heimstätten in Baden-Württemberg e.V.

4 FDS ist die Abkürzung für Freudenstadt

5 Bei dieser Gruppe handelt es sich um Beschäftigte mit Migrationshintergrund, die Probleme mit der deut schen Sprache haben und in der Sprachförderung eine spezielle Förderung erhalten.

6 AT wird in diesem Zusammenhang als Abkürzung für Anhang Tabelle verwendet. Im Anhang befinden sich diese Tabellen fortlaufend nummeriert.

Ende der Leseprobe aus 289 Seiten

Details

Titel
Lebensbalance als Grundlage für neue Perspektiven
Untertitel
Quantitative Befragung von Menschen in schwierigen Lebensphasen
Hochschule
Hochschule Koblenz (ehem. FH Koblenz)
Veranstaltung
Handlungsforschungsprojekt
Note
1,0
Jahr
2010
Seiten
289
Katalognummer
V171086
ISBN (eBook)
9783640903030
ISBN (Buch)
9783640903504
Dateigröße
4984 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Peseschkian, Antonovsky, Salutogenese, Arbeitslose, Gesundheit
Arbeit zitieren
Anonym, 2010, Lebensbalance als Grundlage für neue Perspektiven, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/171086

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