Bestimmung von Länderrisiken mit Hilfe qualitativer und qualitativ-quantitativer Verfahren


Hausarbeit (Hauptseminar), 2003

21 Seiten, Note: 2,7


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Leseprobe


Inhalt

1 Einleitung
1.1 Themenstellung und Zielsetzung dieser Arbeit

2 Theoretische Grundlagen des Landerrisikos
2.1 Definition und Abgrenzung des Landerrisikos
2.2 Komponenten des Landerrisikos
2.2.1 Wirtschaftliches Landerrisiko
2.2.1.1 Binnenwirtschaftliche Indikatoren
2.2.1.2 Aufienwirtschaftliche Indikatoren
2.2.2 Politisches Landerrisiko
2.2.2.1 Innenpolitische Risikoindikatoren
2.2.2.2 Aufienpolitische Risikoindikatoren
2.2.3 Landergruppenrisiko
2.3 Probleme bei der Beurteilung von Landerrisiken
2.3.1 Informationsproblematik
2.3.2 Prognoseproblematik

3 Verfahren zurBeurteilung vonLanderrisiken
3.1 Anforderungenan dieVerfahren
3.2 Qualitative Verfahren
3.2.1 Unstrukturiert qualitative Verfahren
3.2.2 Strukturiert qualitative Verfahren
3.2.3 Checklistenverfahren
3.3 Quantitative Verfahren
3.3.1 Scoring-Verfahren (Ratings)
3.4 Kombiniert qualitativ-quantitative Verfahren
3.4.1 Scoring-Verfahrenalsqualitativ-quantitative Verfahren
3.4.2 Szenario-Analysen
3.4.2.1 Cross-Impact-Analysen
3.4.3 Politische Stabilitatsanalyse von Booz, Allen & Hamilton

4 Ergebnis

Literaturverzeichnis

1 Einleitung

Die Landerrisiko-Analyse untersucht mogliche Zahlungsstorungen eines Landes gegenuber dem Ausland, welche in Form von Zahlungsunfahigkeit und/oder Zahlungsunwilligkeit hervorgerufen werden konnen. Zahlungsunfahigkeit tritt auf, wenn ein Land aus okonomischen Grunden seinen Zahlungsverpflichtungen nicht mehr nachkommen kann. Zahlungsunwilligkeit liegt vor, wenn zwar unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten ein Land seinen Zahlungsverpflichtungen nachkommen kann, aber der politische Wille dazu nicht gegeben ist.1 Die Evaluierung von Landerrisiken erfolgt zum einen mittels direkter Methoden, wobei beobachtbare Risikoursachen untersucht werden, und mittels indirekter Methoden, bei denen am Markt beobachtbare Risikoauswirkungen untersucht werden.2 Ziel der Landerrisikoanalyse ist deshalb die Beurteilung des gegenwartigen Risikopotentials sowie die laufzeitkonforme mittel- bis langerfristige Prognose der Entwicklung der Kreditruckzahlungsfahigkeit und Kreditruckzahlungswilligkeit des Schuldnerlandes. Das Ziel des Einsatzes des Instrumentariums der Landerrisikoanalyse ist die Optimierung der Prognosewahrscheinlichkeit und die Minimierung des Informationsdefizits.3

1.1 Themenstellung und Zielsetzung dieser Arbeit

Mit dieser Arbeit soll ein moglichst umfassender Uberblick uber die qualitativen und qualitativ-quantitativen Verfahren zur Bestimmung von Landerrisiken gegeben werden.

2 Theoretische Grundlagen des Landerrisikos

2.1 Definition und Abgrenzung des Landerrisikos

Unter „Risiko“ versteht man die Moglichkeit, dafi die tatsachliche Realisierung eines Ereignisses von dem erwarteten Ereignis abweicht. Diese Abweichungen konnen positiv und negativ sein, wobei in der Praxis eine einseitige Betrachtung der ungunstigen Abweichungen der Ergebnisse ublich ist. Daruber hinaus wird es auch entscheidungsbezogen als Moglichkeit einer Fehlentscheidung, verlustbezogen als Gefahr des Vermogensverlustes oder zielorientiert als Gefahr derNichterfullung eines angestrebten Zieles interpretiert.4 Allgemein wird unter dem Begriff „Landerrisiko“ ,,die Summe allerjener Risiken verstanden, die aus der Gewahrung grenzuberschreitender Kredite entstehen.5

Unter Landerrisiko wird sowohl das Transferrisiko eines Schuldners als auch das hoheitliche Risiko verstanden. Dabei steht das Transferrisiko fur die Gefahr, dafi eine Zahlung durch einen Schuldner trotz Zahlungswilligkeit und Zahlungsfahigkeit in eigener Wahrung, durch Devisenbewirtschaftungsmafinahmen des Staates, ganz oder teilweise unmoglich werden.6 Damit kann man sagen, dafi dieses Risiko nicht im Verantwortungsbereich eines Privatschuldners liegt. Somit wird das Bonitatsrisiko des Schuldners, welches aus Termin- und Ausfallrisiko besteht, durch das Landerrisiko uberlagert. 1st der Schuldnerjedoch eine staatliche Stelle gehen das Bonitatsrisiko und das Landerrisiko ineinander uber und werden als Hoheitsrisiko (sovereign risk) bezeichnet.7

2.2 Komponenten des Landerrisikos

Heute ist eine Einteilung des Landerrisikos in eine wirtschaftliche und eine politische Komponente allgemein anerkannt.8 Das wirtschaftliche Risiko beschreibt die Gefahr der

Zahlungsunfahigkeit eines Staates und das politische Risiko die Gefahr der Zahlungsunwilligkeit.9

2.2.1 Wirtschaftliches Landerrisiko

Die Gefahr, dafi ein Staat seinen Auslandsverpflichtungen aufgrund fehlenden wirtschaftlichen Potentials, welches sich in der Devisenerwirtschaftungskraft, der Kreditwurdigkeit sowie in der Verwaltung und Verwendung von Devisen des Schuldnerstaates niederschlagt, bezeichnet man als das wirtschaftliche Landerrisiko.10 Somit kann behauptet werden, dafi das wirtschaftliche Risiko aus der unterschiedlichen Entwicklung der Leistungskraft einer Volkswirtschaft und der Entwicklung ihrer Auslandsverschuldung erwachst. Daher wird in der Literatur eine Aufgliederung in binnenwirtschaftliche und aufienwirtschaftliche Indikatoren unternommen.11

2.2.1.1 Binnenwirtschaftliche Indikatoren

Die binnenwirtschaftliche Stabilitat eines Landes wird von Faktoren, wie dem Entwicklungsstand einer Volkswirtschaft, ihrer naturlichen und technischen Ressourcenausstattung, der Effizienz der Wirtschaftspolitik sowie dem Ausmafi ihrer Kapitalbildung bestimmt. Zur Bewertung dieser Risikodeterminanten konnen folgende Indikatoren herangezogen werden:

- Bruttosozialprodukt (BSP bzw. BIP)

Das BSP druckt die wirtschaftliche Leistungskraft einer Volkswirtschaft in einer Periode aus und entspricht aller in einer Periode hergestellten Guter und Dienstleistungen. Daraus lasst sich schlussfolgern, dafi ein hoheres BSP/Kopf der Bevolkerung eine hohere und effizientere Leistungsfahigkeit der Wirtschaft und damit ein geringeres Landerrisiko induziert. Damit kann bei einer steigenden Kennzahl davon ausgegangen werden, daB das Landerrisiko abnimmt, wobei zu hinterfragen ist, ob dieses Wachstum mit einer kurzfristigen, das Landerrisiko erhohenden, Auslandsverschuldung aufgebaut wurde.12

- Vorkommen der explorierbaren und benotigten Rohstoffe

Kenntnisse uber abbaufahige Rohstoffe des Schuldnerlandes haben einen groBen Einfluss auf die Kreditwurdigkeit eines Landes. Dabei ist zu beachten, daB die Lagerstatten unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten abbaufahig sein sollten, wobei dabei die aktuellen Weltmarktpreisveranderungen erheblichen Einfluss auf diese Wirtschaftlichkeitsrechnung und auch auf die Evaluierung der noch nicht geforderten Rohstoffe haben. Damit konnen Preisschwankungen einen groBen Hebeleffekt auf diese Faktoren ausuben und somit groBen Einfluss auf die Kreditwurdigkeit eines Landes nehmen. Weiterhin ist eine ausgebaute Infrastruktur fur die wirtschaftliche Nutzbarmachung dieser Ressourcen notwendig. Auch konnen Schatzungen und Angaben von offentlichen Stellen eines Landes uber Rohstofflagerstatten fehlerbehaftet sein und somit ebenfalls einer Fehlprognose Vorschub leisten und zu kostspieligen Fehlinvestitionen fuhren. Die Abhangigkeit vieler Lander von Energieeinfuhren ist aufgrund von Preisinelastizitat dieser Guter und das damit Preissteigerungen dieser Guter durch Exporte kaum ausgeglichen werden konnen, ein weiteres wichtiges Kriterium.13

- Wirtschaftspolitische Indikatoren

Hierunter werden die Inflationsrate eines Landes, die Arbeitslosenquote, die Wachstumsrate der Geldmenge, das AusmaB der Staatsverschuldung und die Struktur der offentlichen Ausgaben14 subsummiert. Allgemein kann man sagen, daBje hoher diese Indikatoren sind, desto hoher auch das Landerrisiko ist.15

- Ausmafi der Kapitalbildung

Unter der Annahme, dafi Investitionen eine wichtige Voraussetzung fur Wirtschaftswachstum sind, lasst sich ableiten, dafi Lander mit hoher Investitionstatigkeit langfristig auch hohe Wachstumsraten beim Bruttosozialprodukt erzielen konnen. Liegt die Grenzproduktivitat des Kapitals uber den Grenzkosten ist ein Land fahig seinen Kreditverpflichtungen nachzukommen. Das Ausmafi der Kapitalbildung wird durch die Spar- und Investitionsquote verdeutlicht. Die Investitionen eines Landes sollten in etwa seinen Ersparnissen entsprechen. Lander mit hoher Sparquote haben im allgemeinen eine bessere wirtschaftliche Position, da mit einer hoheren Sparquote weniger auslandisches Kapital benotigt wird und mehr Investitionen finanziert bzw. mehr Kredite zuruckgezahlt werden konnen.16

2.2.1.2 Aufienwirtschaftliche Indikatoren

Anhand der aufienwirtschaftlichen Abhangigkeit eines Landes, der Auslandsverschuldung und dem Liquiditatspotential wird die aufienwirtschaftliche Stabilitat eines Landes ermittelt. Folgende Indikatoren kommen hierfur in Betracht:

- Zahlungsbilanzindikatoren

Durch die Analyse der Zahlungsbilanz ist bereits eine grobe Evaluierung des Landerrisikos moglich. Ein Defizit in der Leistungsbilanz zeigt mogliche aufienwirtschaftliche Probleme auf, wobei ein Uberschuss das Landerrisiko verringert. Zur besseren Vergleichbarkeit der Zahlungsbilanzen verschiedener Lander werden Verhaltniszahlen gebildet, wie z.B. Leistungsbilanzsaldo zu BSP, welche aber, ohne einer grundlichen Analyse der Import- und Exportstrukturen, nur eine geringe Vergleichbarkeit gewahrleisten. Exporte sind als Hauptdeviseneinnahmequelle eines Landes von besonderer Bedeutung. Aussagekraftig in

Bezug auf Schuldendienstfahigkeit ist die compressibility ratio“, welche das Verhaltnis von Importausgaben und den unbedingt notwendigen Importausgaben angibt.

- Auslandsverschuldung

Als wesentliches Kriterium zur Beurteilung von Landerrisiken gilt die Auslandsverschuldung eines Landes, wobei ihre absolute Hohe wenig Aussagekraft besitzt sondern ihre Struktur von Bedeutung ist, weshalb in der Praxis spezielle Indikatoren gebildet werden. Hierbei muss auf die unterschiedliche Interpretierbarkeit dieser Indikatoren hingewiesen werden. Es werden somit nur Hinweise uber vergangene und zukunftige Entwicklungen eines Landes gegeben und wie diese Kennzahlen im Vergleich zu vergleichbaren Landern ausfallen.17

- Liquiditatspotential

Das Liquiditatspotential eine Landes, welches sich aus den Wahrungsreserven, den IWF- Reservepositionen und den offenen Kreditlinien bei auslandischen Banken zusammensetzt, kennzeichnet die Fahigkeit eines Landes seinen Zahlungsverpflichtungenjederzeit und fristgerecht nachkommen zu konnen.18 Diese Liquiditatsreserven konnen, bei kurzfristigen intern oder extern bedingten Deviseneinnahmenschwankungen, zur Uberwindung von Liquiditatsengpassen dienen. Dauerhafte Leistungsbilanzdefizite konnen damit aber nicht ausgeglichen werden.19

2.2.2 Politisches Landerrisiko

,,Das politische Landerrisiko beschreibt die Moglichkeit, daB ein Land bzw. seine Regierung aus politisch-ideologischen Uberlegungen - auch trotz gegebener Zahlungsfahigkeit - die Bedienung und Tilgung von Auslandsschulden einstellt.“20

[...]


1 Vgl. Kramer-Eis, Helmut, Modifikation, 1998, S. 28 f.

2 Vgl. ders., S. 138.

3 Vgl. Dworak, Brigitte, Landerrisiko, 1985, S. 51.

4 Vgl. Buschgen, Hans E., Bankbetriebslehre, 1993, S. 735.

5 Vgl. ders., S. 819.

6 Vgl. ders., S. 820 f.

7 Vgl. Cramer, Michael, Kreditgeschaft, 1981, S. 77.

8 Vgl. Buschgen, Hans E., Finanzmanagement, 1993, S. 207.

9 Vgl. Buschgen, Hans E., Bankbetriebslehre, 1993, S. 822.

10 Vgl. Buschgen, Hans E., Bankbetriebslehre, 1993, S. 822.

11 Vgl. Buschgen, Hans E., Finanzmanagement, 1993, S. 208.

12 Vgl. ders., S. 208.

13 Vgl. Buschgen, Hans E., Finanzmanagement, 1993, S. 208 f.

14 Insbesondere investive, konsumtive, soziale und militarische Ausgaben am Staatshaushalt.

15 Vgl. Buschgen, Hans E., Finanzmanagement, 1993, S. 209.

16 Vgl. Buschgen, Hans E., Finanzmanagement, 1993, S. 209.

17 Vgl. Buschgen, Hans E., Finanzmanagement, 1993, S. 210 f.

18 Vgl. ders., S. 211.

19 Vgl. Meyer, Margit, Beurteilung, 1987, S. 36 f.

20 Cramer, Michael, Kreditgeschaft, 1981, S. 77.

Ende der Leseprobe aus 21 Seiten

Details

Titel
Bestimmung von Länderrisiken mit Hilfe qualitativer und qualitativ-quantitativer Verfahren
Hochschule
Technische Universität Dresden  (Lehrstuhl für Geld, Kredit und Währung)
Note
2,7
Autor
Jahr
2003
Seiten
21
Katalognummer
V169220
ISBN (eBook)
9783640874347
ISBN (Buch)
9783640874002
Dateigröße
453 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Länderrisiko, qualitative Verfahren, quantitative Verfahren, Volkswirtschaftslehre
Arbeit zitieren
Alexander Barta (Autor:in), 2003, Bestimmung von Länderrisiken mit Hilfe qualitativer und qualitativ-quantitativer Verfahren, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/169220

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