Der Umgang mit Ersatzgefühlen in Beratungssituationen


Hausarbeit, 2000

22 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Definitionen
2.1 Echte Gefühle
2.2 Ersatzgefühle
2.3 Maschengefühle

3. Wie entstehen Ersatzgefühle?

4. Ersatzgefühle in Beratungssituationen
4.1 Wie kann man als Berater Gefühle als Ersatzgefühle identifizieren?
4.2 Welche Qualifikationen sollte ein guter Berater besitzen?
4.3 Wie sollte man mit Ersatzgefühlen in Beratungssituationen umgehen?
4.4 Wie kann man Klienten aus ihrem Maschensystem befreien?
4.5 Wann ist das Ziel einer Beratung erreicht?

5. Fazit

6. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

In diesem Seminar habe ich zum ersten Mal Bekanntschaft mit der Transaktionsanalyse gemacht. Anhand des Buches von Manfred Gührs und Claus Nowak konnte ich parallel zu den Themen des Seminars die dazugehörigen Kapitel lesen.

Als ich nun das Kapitel über die rackets gelesen habe, wurde mein Interesse sofort geweckt. Es stellte sich mir die Frage, ob ich auch Menschen aus meinem näheren Umfeld kenne, die mich aufgrund ihrer Ersatzgefühle in eine ihrer Maschen verwickeln wollen. Komischerweise kam ich erst nach dem zweiten Mal lesen auf den Gedanken, daß ich ja auch selbst Ersatzgefühle in bestimmten Situationen anwenden kann. Wie auch schon in dem Seminar kam ich durch das Lesen zu mir selbst, zu meiner eigenen Persönlichkeit, und versuchte mein eigenes Verhalten zu beobachten und mir bestimmter Dinge bewusst zu werden! Dabei musste ich feststellen, daß ich nicht frei von Ersatzgefühlen bin und auch im alltäglichen Leben Maschengefühle anwende. Nun weiß ich, daß ich ein Maschengefühl besitze und welches es ist. Dieses Gefühl zeige ich besonders gerne meinen Mitmenschen. Doch zeige ich es auch manchmal nur mir selbst, halte mir selbst einen Spiegel vor, um dann eine Rechtfertigung zu haben, so daß ich ohne schlechtes Gewissen in Selbstmitleid dahinschwelgen kann.

Zentrale Fragen, wie „Warum wende ich Ersatzgefühle an?“, „Warum kann ich nicht alle echten Gefühle zeigen?“, „Merken meine Mitmenschen, daß ich von Ersatzgefühlen Gebrauch mache?“ oder „Merke ich selbst die Anwendung von Ersatzgefühlen bei meinen Mitmenschen, z.B. bei meinen Eltern oder bei meinem besten Freund?“ beschäftigen mich seitdem. Daher habe ich mich dazu entschlossen, zu diesem Thema eine Hausarbeit zu schreiben, um dadurch die Möglichkeit zu haben, mich noch weiter in diese Materie hineinzuarbeiten und Antworten auf meine Fragen zu erhalten.

In meiner Hausarbeit befasse ich mich mit dem Umgang von Ersatzgefühlen in Beratungssituationen. Mit dieser Arbeit verfolge ich mehrere Ziele. Zum einen möchte ich deutlich die nötigen Qualifikationen eines Beraters hervorheben, der erfolgreich mit Klienten arbeiten möchte, die Ersatzgefühle anwenden. Zum anderen ist es mir sehr wichtig Hilfestellung zu geben, damit es jemandem, egal ob Berater oder Laie (so wie ich einer bin), nicht mehr so schwer fällt, Ersatzgefühle von realen Gefühlen zu unterscheiden. Und zum Dritten möchte ich anhand der Transaktionsanalyse Wege aufzeigen, wie der Berater seinen Klienten aus seinem Maschensystem befreien kann, damit der Klient fähig ist, seine verbotenen Gefühle aus der Vergangenheit zu erkennen und lernt, seine echten Gefühle seiner Umwelt mitzuteilen.

Zum Aufbau der Arbeit ist soviel zu sagen, daß ich im folgenden zunächst die wichtigsten Begriffe der Transaktionsanalyse, nämlich echte Gefühle, Ersatzgefühle und Maschengefühle definiere und zwar primär anhand der Literatur von Leonard Schlegel und Manfred Gührs und Claus Nowak. Im nächsten Schritt gehe ich dann auf das Thema meiner Hausarbeit ein und zwar mit Hilfe der Literatur von Fanita English und Ian Stewart und Vann Joines.

2. Definitionen

Das Wort racket ist ein volkstümlicher amerikanischer Ausdruck. Im allgemeinen englischen Sprachgebrauch wird unter racket eine Aktivität verstanden, um auf unerlaubte Weise, z.B. durch Erpressung, zu Geld zu kommen.

Nun mag man sich wahrscheinlich die Frage stellen, wo hier ein Zusammenhang zu Gefühlen zu sehen ist? Gerade deshalb entsteht in der Transaktionsanalyse manchmal bei der genaueren Definition sowie bei der Übersetzung eine gewisse Verwirrung. Daher kann man es den Beratern auch nicht verdenken, daß jeder von ihnen eine unterschiedliche Definition des Wortes verwendet. „Die einen verstehen darunter, was ich im folgenden frei nach BERNE als Lieblingsgefühl oder vertraute Stimmung bezeichne (BERNE: `favored` oder `favorite feeling`- 1972, S. 137 f), andere verstehen darunter das manipulative Ausspielen immer wieder desselben Gefühls (genauer: seiner Äußerung)“ (Schlegel, Die transaktionale Analyse 133).

Es gibt demnach also keine einheitliche Definition für diesen Begriff. Von daher erscheint es mir als sinnvoll, die wichtigsten Begriffe, die ich in dieser Hausarbeit verwende, gleich zu Beginn anhand der mir zur Verfügung stehenden Literatur zu definieren. Zugleich verfolge ich damit die Absicht, mögliche aufkommende Missverständnisse von vornherein aus dem Weg zu räumen, da es in letzter Zeit in Mode gekommen ist, daß gerade weniger erfahrene Berater das Wort racket in einer kritischen und missbilligenden Weise verwenden und so ihre Klienten abwerten.

2.1 Echte Gefühle

In der Transaktionsanalyse geht man davon aus, daß es vier Grundgefühle gibt, nämlich Angst, Ärger, Trauer und Freude. Von diesen vier Gefühlen lassen sich zahlreiche andere Gefühle ableiten.

Angst, Ärger und Trauer sind funktionale Gefühle, da sie einen Problemlösungsprozeß begleiten. Wenn sie jedoch ihren Zweck erfüllt haben, dann lösen sie sich wieder auf. „BERNE hebt hervor, daß echte Gefühle, d.h. situationsbezogene Gefühle, immer einen Impuls zu einer konstruktiven Handlung mit sich bringen würden, ...“ (Schlegel, Die transaktionale Analyse 142).

Wenn man Angst empfindet und sich in irgendeiner Weise so verhält, daß man diese Empfindung ausdrückt, stellt das einen Beitrag zur Lösung eines Problems dar, das man in der Zukunft auf einen zukommen sieht.

Echte Wut dagegen dient dazu, ein Problem in der Gegenwart zu lösen.

Wenn man traurig ist, dann hilft man sich selbst, ein schmerzliches Ereignis zu überwinden, das in der Vergangenheit geschehen ist. Erlaubt man sich, offen traurig zu sein, eine Zeitlang zu weinen, dann befreit man sich selbst von den vergangenen Schmerzen. So geht man mit der Situation sinnvoll um und nimmt Abschied.

Freude kann nur entstehen, wenn keine Probleme vorhanden sind. Freude hat keine Funktion. Sie mag bedeuten, daß keine Veränderung benötigt wird. Sie besagt einfach: „Was in der Vergangenheit geschehen ist, kann gerne auch jetzt passieren und darf sich durchaus auch in der Zukunft ereignen“.

Nach Fanita English sind echte Gefühle und Wahrnehmungen Antworten im Hier und Jetzt auf innere und äußere Stimuli. Eine glaubwürdige Persönlichkeit kann es sich selbst erlauben, wirklich alle Gefühle, die in seinem Kind- Ich entstehen, zu akzeptieren, ob sie seinem Eltern- Ich gefallen oder nicht. Ihr Erwachsenen- Ich kann Gefühle von Handlungen unterscheiden. Sie kann sich auch selbst aussuchen, was und wann sie etwas zeigt oder ausdrückt.

2.2 Ersatzgefühle

Eric Berne übernahm den Begriff racket aus dem amerikanischen Slang, wo es eine Kurzbezeichnung für eine erpresste Beschützung darstellt, mit der die Chicagoer Gangster falsche Versicherungspolicen verkauften.

„Die Definition von Ersatzgefühlen, wie sie in der gegenwärtigen TA-Praxis verwendet wird, gründet sich auf zwei Artikel, die ich 1970 veröffentlicht habe. Dort habe ich ein racket definiert als ein Ersatzgefühl, das ein ursprüngliches Gefühl oder innere Haltung ersetzt. Dieses ursprüngliche Gefühl kann nicht ausgedrückt werden, weil der Betreffende während seiner Kindheit immer dann bestraft oder abgewertet worden ist, wenn er es äußern wollte“ (English, Transaktionsanalyse 97). Der Betroffene ist also in der Wahrnehmung seines Gefühlsspektrums eingeschränkt!

Weiterhin definiert Fanita English Ersatzgefühle als stereotype Wiederholungen erlaubter Gefühle, die in der Vergangenheit durch Streicheleinheiten gefördert wurden. Sie werden immer in kritischen Situationen gezeigt, in denen ein echtes Gefühl einer anderen Kategorie an die Oberfläche kommen will. Derjenige, der die Ersatzfunktion eines Gefühls in Anspruch nimmt, hat sich selbst darauf trainiert, früher verbotene Gefühle oder Wahrnehmungen nicht bewusst wahrzunehmen. Das Ersatzgefühl, das als natürliches Gefühl empfunden wird, wird gewohnheitsmäßig eingeschaltet, obwohl ein anderes Gefühl darunter verborgen ist! Es ist ein künstliches Gefühl, das stellvertretend für ein reales Gefühl erscheint. Deshalb kann man Ersatzgefühle auch als sekundäre und echte Gefühle als primäre Gefühle bezeichnen.

[...]

Ende der Leseprobe aus 22 Seiten

Details

Titel
Der Umgang mit Ersatzgefühlen in Beratungssituationen
Hochschule
Christian-Albrechts-Universität Kiel  (Institut für Pädagogik)
Veranstaltung
Beratungskompetenzen 1
Note
2,0
Autor
Jahr
2000
Seiten
22
Katalognummer
V16835
ISBN (eBook)
9783638215633
Dateigröße
420 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Umgang, Ersatzgefühlen, Beratungssituationen, Beratungskompetenzen
Arbeit zitieren
Simone Smit (Autor:in), 2000, Der Umgang mit Ersatzgefühlen in Beratungssituationen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/16835

Kommentare

  • Noch keine Kommentare.
Blick ins Buch
Titel: Der Umgang mit Ersatzgefühlen in Beratungssituationen



Ihre Arbeit hochladen

Ihre Hausarbeit / Abschlussarbeit:

- Publikation als eBook und Buch
- Hohes Honorar auf die Verkäufe
- Für Sie komplett kostenlos – mit ISBN
- Es dauert nur 5 Minuten
- Jede Arbeit findet Leser

Kostenlos Autor werden