Ansätze zur Verbesserung der Kommunikation zwischen Nonprofit-Organisationen und Förderstiftungen


Diplomarbeit, 2010

210 Seiten


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

VORWORT

ABBILDUNGSVERZEICHNIS

TABELLENVERZEICHNIS

1 EINLEITUNG

2 EINFÜHRUNG IN DIE THEORETISCHEN GRUNDLAGEN
2.1 Der Dritte Sektor in Deutschland
2.1.1 Überblick
2.1.2 Strukturen
2.1.3 Finanzielle Situation des Dritten Sektor
2.2 Stiftungen – die heimlichen Gestalter des Dritten Sektors
2.2.1 Das Stiftungswesen in Deutschland – Entstehung & Entwicklung.
2.2.2 Stiftungstypologien und ihre Merkmale
2.2.3 Bedeutung von Stiftungen innerhalb des Dritten Sektors
2.3 Kommunikation im Dritten Sektor
2.3.1 Notwendigkeit einer guten Kommunikation zwischen Stiftungen und anderen Nonprofit-Organisationen
2.3.2 Kommunikation aus Sicht der Antragssteller
2.3.3 Kommunikation aus Sicht der Stiftungen
2.4 Vorüberlegungen, Vorannahmen und Fragestellungen
2.4.1 Problemstellung
2.4.2 Abgrenzungen
2.4.3 Fragestellung der Untersuchung und Forschungsansatz

3 EMPIRISCHE UNTERSUCHUNG
3.1 Untersuchungsmethoden und Stichprobe
3.1.1 Erhebungsmethoden
3.1.2 Interview-Studien
3.1.2.1 Vorgehensweise bei der Erhebung der Daten
3.1.2.2 Teilnehmer der Interview-Studie
3.1.2.3 Interview
3.1.2.4 Auswertung der Interviews
3.1.3 Fragebogen-Studie mit Nonprofit-Organisationen
3.1.3.1 Methodische Vorgehensweise
3.1.3.2 Stichprobe
3.1.3.3 Fragebogen
3.1.3.4 Untersuchungsablauf
3.1.4 Fragebogen-Studie mit Förderstiftungen
3.1.4.1 Methodische Vorgehensweise
3.1.4.2 Stichprobe
3.1.4.3 Fragebogen
3.1.4.4 Untersuchungsablauf
3.1.5 Auswertungsstrategien
3.2 Ergebnisse der Fragebogen-Studien
3.2.1 Anmerkung zur Ergebnisdarstellung
3.2.2 Finanzstrukturen und Erwartungen bei Nonprofit-Organisationen.
3.2.3 Die Suche nach der passenden Stiftung
3.2.4 Einen Antrag stellen

4 SCHLUSSBETRACHTUNG
4.1 Zentrale Ergebnisse
4.2 Diskussion und Einordnung
4.3 Kritische Aspekte der Fragebogen-Studie
4.4 Praktische Ansatzpunkte zur Verbesserung der Kommunikation
4.5 Ansatz der vergleichenden Analyse
4.6 Ausblick und Fazit

LITERATURVERZEICHNIS

ANHANGSVERZEICHNIS

Vorwort

Die vorliegende Diplomarbeit entstand zum Ende meines fast fünfeinhalb jähri- gen berufsintegrierten Studiums an der Fachhochschule Ludwigshafen.

Die Motivation dafür, sich dem Thema der Dritter-Sektor-Forschung in dieser Arbeit zuzuwenden, ist durch meinen persönlichen Lebenslauf entstanden. Von Geburt an Mitglied im CVJM Neustadt, wurde ich dort als junger Mensch vom christlichen Glauben geprägt, fand gute Freunde und erkannte das Besondere, das man in der Gemeinschaft erlebt. Heute als Erwachsener engagiere ich mich seit nunmehr zehn Jahren im Vorstand des CVJM, damit unsere Jugend eben- so ihre Wünsche, Träume, Kreativität und ihren Ideenreichtum ausleben kann. Bei dieser Aufgabe stößt der CVJM in den vergangenen Jahren immer stärker an seine Grenzen der finanziellen Umsetzbarkeit von Jugendprojekten.

Mit dieser wissenschaftlichen Arbeit mache ich meinen ersten Schritt, mir mei- nen Wunsch zu erfüllen, in Zukunft nicht nur freiwillig engagiert, sondern auch beruflich auf die wichtige Rolle der Organisationen des Dritten Sektors in unse- rer Zivilgesellschaft aufmerksam zu machen.

In den Jahren meines Studiums und vor allem in den letzten sechs Monaten wurde mir immer deutlicher bewusst, dass ich Vieles ohne die unermüdliche Unterstützung vieler Menschen nicht so geschafft hätte.

Keine Schuld ist dringender, als die, Dank zu sagen.

(Marcus Tullius Cicero)

Meiner Familie und insbesondere meinen Eltern möchte ich für die jahrelange Kraft danken, die sie mir gegeben haben; auch in gesundheitlich schwierigen Zeiten haben sie mich immer darin bestärkt, weiterzumachen. Meine Freundin, Anne, lernte mich in der intensivsten und anstrengendsten Studienphase ken- nen und hielt dennoch zu mir, was nicht selbstverständlich war. Ich danke dir, und ich liebe dich. Ich darf mich sehr glücklich schätzen, solche Freunde zu haben, wie sie mir in meinem Leben beschert wurden. Alice, ich danke dir für deine grenzenlose Unterstützung und deine Geduld. Ein besonderer Dank geht auch an Christoph F. für seine anregenden Gedanken, an Alex für das Lösen von technischen Problemen, an Jörg H. für dessen Einführung in die SPSS- Welt – ich weiß, ich war kein leichter Kandidat –, an Peter für das gesprochene II

Wort und natürlich an Heidi und Daniel, deren Freundschaft ich in dieser Zeit noch mehr schätzen gelernt habe.

Außerdem möchte ich allen Untersuchungsteilnehmern danken, ohne die die Arbeit nie entstanden wäre, und dem CVJM Neustadt, ohne den ich nicht auf die Idee zu dieser Arbeit gekommen wäre.

Mit meinen Kommilitonen Erik, Jens, Nadja und Giovanna hatte ich nicht nur eine schöne gemeinsame Vorlesungszeit, sondern danke ihnen auch für die gegenseitige Unterstützung, die wir uns geben konnten.

Abschließend möchte ich mich ganz besonders bei Dr. Achim Boden bedanken, der mich zu dieser Arbeit ermutigte und durch dessen Betreuung ich wagte, auch andere Perspektiven einzunehmen.

Neustadt, 25.03.2010 Thomas Deutsch

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Übersicht typischer Akteure des Dritten Sektors

Abbildung 2: Konsequenzen gesellschaftsbegründeter Kontexte für die Organisationen des Dritten Sektors

Abbildung 3: Die vier Leistungssysteme der Gesellschaft

Abbildung 4: Freiwilliges Engagement in 14 Bereichen

Abbildung 5: Organisationsformen der freiwilligen Tätigkeiten

Abbildung 6: Vergleich Einnahmequellen: Deutscher Dritter Sektor und 34- Länder-Durchschnitt

Abbildung 7: Beispiele der Finanzierungsstrukturen im Dritten Sektor

Abbildung 8: Stiftungserrichtungen 1960-2009 in Deutschland

Abbildung 9: Stiftungserrichtungen 2000-2009 in Deutschland

Abbildung 10: Stiftungstypologien in Deutschland

Abbildung 11: Verteilung Stiftungszwecke

Abbildung 12: Gliederung einer Anfrage

Abbildung 13: Verwendung einer Stiftungsdatenbank

Abbildung 14: Häufigkeitsverteilung, ob Antrag schon einmal gestellt wurde

Abbildung 15: Auf einen Antrag erhaltene Fördermittel

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1: Verständnis der freiwilligen Tätigkeiten 2004

Tabelle 2: Ausschnitt einzelner Ausgabepositionen des Bundeshaushalts 2009

Tabelle 3: Wichtige Einnahmequellen zur Deckung der laufenden Vereinsausgaben

Tabelle 4: Entwicklung der Einnahmequellen in den letzten 5 Jahren

Tabelle 5: Erwartungen der Einnahmeentwicklungen in den kommenden 5 Jahren

Tabelle 6: Beurteilung von stiftungsunerfahrenen NPOs über die angemessene Dauer für eine Stiftungssuche

Tabelle 7: Einschätzung der Förderstiftungen zur Dauer einer Stiftungssuche

Tabelle 8: Aufgetretene Schwierigkeiten bei der Stiftungssuche

Tabelle 9: Beurteilung über die Leichtigkeit einer Stiftungssuche

Tabelle 10: Gründe dafür, keinen Antrag zu stellen

Tabelle 11: Antrags- und Projektqualität

Tabelle 12: Erwartungshaltung der Antragsteller aus Sicht der Stiftungen

Tabelle 13: Merkmale der Antragssteller und ihrer Förderanträge aus Sicht der Förderstiftungen

Tabelle 14: Beurteilung über die Leichtigkeit einer Antragstellung

Tabelle 15: Geschätzte Anzahl der notwendigen Anträge bis zum Erhalt einer Förderzusage aus Sicht der Förderstiftungen

Tabelle 16: Gründe für eine Antragsablehnung

Tabelle 17: Durchschnittlich ausgezahlte Fördermittel pro Förderprojekt

Tabelle 18: Anzahl der eingereichten Förderanträge pro Förderjahr

1 Einleitung

Gleich ob der Sohn im Fußballverein, die Tochter im Tanzclub oder die Eltern im Förderverein sind, das Leben der meisten Bürger und Bürgerinnen sähe anders aus, gäbe es nicht die gemeinnützigen Organisationen, Initiativen und Zusammenschlüsse, die das Bild unserer modernen Zivilgesellschaft prägen. Die Existenz dieser Einrichtungen wird im Alltag oft als selbstverständlich hin- genommen, doch sollte sich die Gesellschaft darin nicht täuschen. Dieser sog. Dritte Sektor ist zu einer enormen Größe herangewachsen, dessen Finanzie- rung sich die öffentliche Hand nicht mehr leisten kann. War es früher üblich, sich langfristig in einer bestimmten Organisation freiwillig zu engagieren, be- steht heute der Trend zum projektbezogenen Engagement. Im Informations- zeitalter fällt es leichter, sich über Angebote zu informieren und sich nach wechselnden Vorlieben zu engagieren. Diese Entwicklung beinhaltet Gefahren für die agierenden Nonprofit-Organisationen des Sektors, vor allem auf lokaler Ebene, wo Ehrenamt und freiwillige Helfer nach wie vor das Fortbestehen eines Vereins bestimmen. Der Rückgang öffentlicher Zuschüsse, die Gefahr sinken- der Mitgliedszahlen und der immer härtere Kampf um Spenden machen die Suche nach neuen Einnahmequellen dringend erforderlich. Eine solche Chance bietet die Alternative der Stiftungsförderung. Stiftungen gewannen in den ver- gangenen Jahren als Finanzier des Dritten Sektors immer mehr an Bedeutung. Ihre Fördersummen helfen Jahr für Jahr einer steigenden Anzahl von gemein- nützigen Organisationen, ihre Projekte zu realisieren und unsere Zivilgesell- schaft zu gestalten.

Diese Arbeit beschäftigt sich mit dem Kommunikationsverhalten zwischen Nonprofit-Organisationen und den Stiftungen, mit denen sie, mit dem Wunsch auf Förderung ihrer Projekte, Kontakt aufnehmen.

In Kapitel 2 werden zunächst die Grundlagen zum deutschen Dritten Sektor und der Stiftungslandschaft in Deutschland vermittelt. Dabei werden u. a. verschie- dene Ergebnisse des Johns Hopkins Comparative Nonprofit Sector Project vorgestellt, das die Dritte-Sektor-Forschung in Deutschland salonfähig machte und die Bedeutung des Sektors in den Fokus der Öffentlichkeit rückte. Des Weiteren wird das deutsche Stiftungswesen anhand von Daten und Fakten detailliert beschrieben und dessen wichtige Rolle in den Kontext unserer Zivil- gesellschaft eingeordnet. Abschließend behandelt Kapitel 2 kommunikative Verhaltensweisen von Nonprofit-Organisationen und Förderstiftungen, wie sie in der einschlägigen Literatur empfohlen werden. Außerdem werden vorbereitend für Kapitel 3 die Vorüberlegungen, Abgrenzungen und Fragestellungen für die vorgenommene Studie erläutert.

In Kapitel 3 werden die Untersuchungsmethoden für die Interview- und Frage- bogenstudie beschrieben und die Vorgehensweise sowie die Auswahl der Stichprobe erläutert. Schließlich werden die Ergebnisse präsentiert. So konnte festgestellt werden, dass fast 60 % der Nonprofit-Organisationen davon aus- gehen, dass in den kommenden Jahren die öffentlichen Zuschüsse weiter zu- rückgehen, nachdem bereits in den letzten Jahren ein Rückgang von nahezu 40 % zu verzeichnen war. Trotz dieses Warnsignals wählten ca. 60 % der Be- fragten noch nie die Finanzierungsalternative der Stiftungsförderung. Die weite- ren Ergebnisse ließen zu diesem beschriebenen Untersuchungsausschnitt interessante Rückschlüsse zu.

Im abschließenden Kapitel 4 der Arbeit werden die einzelnen Ergebnisse kausal miteinander verknüpft und im Licht der Forschungsergebnisse diskutiert. Au- ßerdem werden Maßnahmen zur Verbesserung der Kommunikation vorge- schlagen. Einen besonderen Ansatz der vergleichenden Analyse bietet das abschließende Interview mit Vertretern aus dem Marktsektor.

2 Einführung in die theoretischen Grundlagen

2.1 Der Dritte Sektor in Deutschland

2.1.1 Überblick

Neben dem nichtöffentlichen Sektor der privaten Haushalte und den beiden öffentlichen Sektoren Staat und Markt existiert noch ein dritter öffentlicher ge- sellschaftlicher Bereich. Dieser trägt viele Namen, so wird er als Nonprofit Sector, Independent Sector, Nongovernmental Sector, Private Voluntary Sector oder auch “Dritter Sektor” bezeichnet.1

Der erste Sektor Staat erhebt z. B. Steuern zur Schaffung, Verbesserung und Aufrechterhaltung der Infrastruktur; dank des zweiten Sektors Markt können wir Nahrung, Kleidung und andere hergestellte Güter gegen Geld erwerben. Mit beiden sind wir täglich in Kontakt. Doch was verbirgt sich hinter dem sog. „Drit- ten Sektor"?

In Deutschland gewann dieser Bereich im Rahmen der sog. “Dritter-Sektor- Forschung“ erst in den vergangenen 25 Jahren immer mehr an Bedeutung, wohingegen das Funktionieren von Staat und Markt schon sehr lange wissen- schaftliche Beachtung genießt. Dabei sind 36 % der Bundesbürger,2 also rund 25,5 Millionen,3 regelmäßig im Dritten Sektor freiwillig tätig, z. B. durch freiwilli- ges Engagement in ihrem Sportverein oder beim Ausführen der Hunde des

Tierheims. Jede freiwillig ausgeführte Tätigkeit, die zum Wohl der Gemeinschaft geschieht, stellt einen Beitrag für den Dritten Sektor dar. Aber nicht nur freiwilli- ges, gemeinwohlorientiertes Engagement zählt dazu, auch der Krankenpfleger im Krankenhaus oder die Beraterin bei der Verbraucherschutzzentrale sind Beispiele von hauptamtlichen Tätigkeiten im Dritten Sektor.

Zimmer und Hallmann beschreiben treffend die Reichweite des Dritten Sektors wie folgt:

„In modernen Gesellschaften deckt der Sektor ein weites Spektrum von ge- meinnützigen oder Nonprofit-Organisationen ab, das von Verbänden und Gewerkschaften über das lokale Vereinswesen, bis hin zu Initiativen und Selbsthil- fegruppen sowie Nachbarschaftsvereinigungen führt.“4

Der Dritte Sektor kann in zwei große Gruppen unterteilt werden: auf der einen Seite „ die großen bundesweit tätigen Nonprofit-Organisationen, die vorrangig im Bereich der sozialen Dienstleistungen tätig sind5 – zu ihnen zählen vor allem die sechs Spitzenverbände der freien Wohlfahrtspflege (Arbeiterwohlfahrt, Deutscher Caritasverband, Diakonisches Werk, Deutscher Paritätischer Wohl- fahrtsverband, DRK und die Zentrale Wohlfahrtsstelle der Juden) – und auf der anderen Seite „ die Vereine von kleiner und mittlerer Größe mit lokalem Ein- zugsbereich und einer großen Breite an Zielsetzungen “.6

Eine Übersicht der typischen Akteure des Dritten Sektors gibt die Abbildung 1.7

Abbildung 1: Übersicht typischer Akteure des Dritten Sektors

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: Eigene Darstellung

Die meisten dieser genannten Einrichtungen spielen im Alltag vieler Menschen eine wichtige Rolle und begegnen bestimmt jedem mindestens einmal in sei- nem Leben auf die eine oder andere Weise. Im Gegensatz zum Hauptziel von Profit-Organisationen in der freien Marktwirtschaft, nämlich den Gewinn mög- lichst zu maximieren, ist den Institutionen des Dritten Sektors ihre Gemeinwohlorientierung gemeinsam. Dennoch stellen sie inzwischen auch einen für die Volkswirtschaft wichtigen Sektor dar. So ist es dem „Johns Hopkins Comparative Nonprofit Sector Project“ (JHP) zu verdanken, dass 1995 erstmals eine Dritte-Sektor-Studie des wiedervereinigten Deutschland auf Bundesebene erfolgte und damit die hohe volkswirtschaftliche Relevanz nachgewiesen wer- den konnte.8 Das JHP fand dabei heraus, dass rund 1,44 Millionen, also 4,9 % der Gesamtbeschäftigung (ohne Landwirtschaft), in Nonprofit-Organisationen beschäftigt sind.9

Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesanstalt für Arbeit (IAB) gab für 2000 an, dass rund 1,9 Millionen Erwerbstätige, also 5,7 % aller Beschäftigten in Deutschland, im Dritten Sektor tätig waren. Damit verzeichnete dieser einen Zuwachs von rund 4 % gegenüber durchschnittlich 1 % in anderen Branchen.10 Dies ist umso beachtlicher, wenn man bedenkt, dass geringfügig Beschäftigte, Praktikanten und Niedriglohnempfänger bei den Ergebnissen kaum berücksichtigt werden. So schätzt das Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung, dass 2008 ca. 2,5 Millionen Menschen bei Nonprofit- Organisationen beschäftigt waren.11

Der Dritte Sektor ist nicht nur in volkswirtschaftlicher Hinsicht von großer Rele- vanz, eine wichtige Bedeutung besitzt er besonders in seiner Sozialisations- funktion. Seine gemeinwohlorientierte Ausrichtung und das damit verbundene Erlernen und Umgehen mit Normen, Werten, Eigeninitiative und Solidarität sind die Basis für die Gestaltung und Modernisierung einer Gesellschaft.12 Dieser gesellschaftlich bedeutsame Bereich zeichnet sich vor allem durch seinen Ge- meinwohlbezug und partizipativen Charakter aus.13

Gemeinnützig orientierte Organisationen sind wahrscheinlich der wichtigste Bestandteil einer Zivilgesellschaft und geben ihr ein individuelles Gesicht. „Die- ser Unterbau ist das Schmiermittel, ohne das das Räderwerk der Zivilgesell- schaft nicht ineinander greifen und laufen kann.“ 14

Der Dritte Sektor ist damit nicht nur ein relevanter Wirtschafts- und Arbeitsbe- reich, sondern verfolgt vor allem gemeinnützige Ziele und stellt notwendige soziale und kulturelle Angebote bereit, wodurch eine Gesellschaft erst funktio- niert.15

Weitere Zusammenhänge zwischen gesellschaftsbegründeten Kontexten und dem Dritten Sektor sind in Abbildung 2 dargestellt.

Abbildung 2: Konsequenzen gesellschaftsbegründeter Kontexte für die Organisationen des Dritten Sektors

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: Eigene, erweiterte Darstellung in Anlehnung an Zimmer/Priller, 2007, S. 23.

Die Organisationen des Dritten Sektors übernehmen, ergänzen und erweitern demnach Aufgaben betreffend der Fürsorge für das Gemeinwohl, die in Deutschland traditionell zu den staatlichen Aufgaben zählen.16

Die bedeutende Rolle der Nonprofit-Organisationen zeigt, dass privates Enga- gement unerlässlich ist, um die weitere gesellschaftliche Entwicklung in Deutschland zu gewährleisten, da der Staat nicht alle gesellschaftlichen Prob- leme lösen kann.17 Aufgrund der hohen finanziellen Belastung der Haushalte ist staatliches Handeln nur noch begrenzt möglich. Seitens des Marktes ist eben- falls nicht mit einer Übernahme der sozialen Dienstleistungen im Sinne einer Daseinsversorgung zu rechnen, da die Wirtschaftsunternehmen gezwungen sind, ihre Investitionen dort zu tätigen, wo Gewinne zu erwarten sind.18

Einen Erklärungsansatz, warum ein Dritter Sektor mit dieser Vielzahl an Orga- nisationen und der Vielfalt an Aufgaben heute besteht, geben die Existenztheo- rien von Toepler und Anheier. Eine dieser Theorien ist die Theorie des Markt- und Staatsversagens, die im Folgenden kurz erläutert wird.

„Die Funktion von Nonprofit-Organisationen liegt also darin, die unbefriedigte Nachfrage nach kollektiven Gütern zu decken, bei deren Bereitstellung sowohl der Markt als auch der Staat ‚versagenǥ.“ 19 Dritte-Sektor-Organisationen sind demzufolge Nischenfüller aufgrund des Scheiterns der anderen beiden Sekto- ren Markt und Staat20 in gesellschaftsrelevanten Bereichen.

Der Dritte Sektor wird wohl mit der Zeit eine immer größer werdende Angebots- lücke schließen müssen, da mit steigendem Grad der Heterogenisierung der Sozialstruktur und der Vielfältigkeit von Lebensstilen die Bedarfe nach unter- schiedlichen Leistungen ansteigen und damit auch die quantitative und qualita- tive Bedeutung des Dritten Sektors größer wird.21

Eine weitere Existenztheorie ist die der Informationsasymmetrie und Konsum- entenkontrolle. Diese unterstellt den Nonprofit-Organisationen, dass sie, im Gegensatz zu kommerziellen Produzenten, aufgrund ihres Gewinnausschüt- tungsverbots an die Eigentümer keinerlei Interesse daran haben, die Leistungsqualität zugunsten einer Gewinnmaximierung zu senken. Dieser Nonprofit- Status signalisiert an potenzielle Nachfrager Vertrauenswürdigkeit.22

Dies führt verständlicherweise zu konkurrenzbedingten Absatzproblemen von gewissen Gütern bei den Marktorganisationen, sodass die Versorgung der Bevölkerung von vornherein den Dritte-Sektor-Organisationen überlassen wird.23

Es zeigt sich also zusammenfassend, dass der sozial- und somit auch system- relevante Dritte Sektor hinsichtlich der Lösung gesellschaftlicher Probleme als Entlastung des Staates betrachtet wird.24 Aufgrund geringer Gewinnerwartun- gen und möglichem Verbrauchermisstrauen ist auch vonseiten des Marktes ein eher geringer Beitrag zu erwarten. Die Nonprofit-Organisationen können jedoch ihrer verantwortungsvollen Aufgabe ohne bürgerschaftliches Engagement, sei es ehrenamtlich oder hauptamtlich, nicht ausreichend gerecht werden. Diese Bindekräfte unserer Gesellschaft erhalten und mehren, was wir heute „soziales Kapital“ nennen.25

Abbildung 3: Die vier Leistungssysteme der Gesellschaft

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: In Anlehnung an Strob, 1999, S. 172.

Die Abbildung 3 verdeutlicht, dass der Dritte Sektor inzwischen ein wichtiges Bindeglied zwischen den Leistungssystemen Staat, Markt und privaten Haus- halten geworden ist.

2.1.2 Strukturen

Vergleicht man die Zahl der im Dritten Sektor beruflich beschäftigen Bundes- bürger (2,5 Millionen) mit der der eher unentgeltlich Tätigen (25,5 Millionen), so wird auf einen Blick deutlich, von wem das Bestehen des Sektors abhängt.

Aus diesem Grund scheint es lohnenswert, die Gruppe der Freiwilligen einmal genauer zu betrachten.26 Einen besonderen Beitrag hierzu leistet der zweite Freiwilligensurvey 2004 27 im Auftrag der Bundesregierung, der aktuell eine der umfassendsten und detailliertesten quantitativen Untersuchung zum bürger- schaftlichen Engagement in Deutschland bietet.

Oft wird der Begriff Ehrenamt oder ehrenamtliche Arbeit synonym verwendet für viele unterschiedliche freiwillige Tätigkeiten, die mit einem unbesoldeten, meist nur gegen Aufwandsentschädigung ausgeübten öffentlichen Amt nichts ge- meinsam haben.28 Dabei gibt es weitergehende Differenzierungen. Freiwilligen- arbeit beschreibt die Tätigkeit freiwilliger Helfer, die sich unentgeltlich und ohne Entscheidungs- und Führungskompetenzen in einer Nonprofit-Organisation einbringen.29 Diese Freiwilligen ohne formelle Ämter leisten Hilfstätigkeiten, die

für das Bestehen der Organisation unverzichtbar sind.30 Manchmal wird dies

auch als Tätigkeit neben dem Beruf angesehen, obwohl es sich nicht um einen bezahlten Nebenberuf handelt.31

Die Untersuchung des Freiwilligensurveys 2004 (Tab. 1) zeigt, dass die Freiwil- ligen ihr Engagement meist in der Freiwilligenarbeit oder im Ehrenamt ansie- deln. Da es noch keine allgemeingültige Bezeichnung gibt, die alle freiwilligen

Tätigkeiten umfasst, entschied man sich für den Oberbegriff „freiwilliges Enga- gement“, der auch in den folgenden Ausführungen weiter verwendet wird.

Tabelle 1: Verständnis der freiwilligen Tätigkeiten 2004

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: In Anlehnung an Gensicke et al., 2006, S. 79.

Wo freiwilliges Engagement am häufigsten vorzufinden ist, zeigt die folgende Abbildung 4.

Abbildung 4: Freiwilliges Engagement in 14 Bereichen 2004

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: In Anlehnung an Gensicke et al., 2006, S. 50.

Gerade in den Bereichen, wo sich vermehrt ein Anteil an Freiwilligen findet, hängen die Existenz und das Angebot der Organisationen stark vom Fortbeste- hen des freiwilligen Engagements ab.

Ein weiterer Blick ist auf die Organisationsformen in Abbildung 5 zu richten, in denen die freiwilligen Tätigkeiten stattfinden.

Abbildung 5: Organisationsformen der freiwilligen Tätigkeiten 2004

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: In Anlehnung an Gensicke et al., 2006, S. 27.

Beachtlich ist, dass immerhin 43 % aller freiwillig Tätigen sich in der Organisati- onsform des Vereins organisieren. Und tatsächlich ist mit 80 % die überwiegen- de Mehrheit der Dritte-Sektor-Organisationen in Deutschland in der Rechtsform des Vereins organisiert.32Damit ist der Verein die zentrale, dominierende Or- ganisationsform der Selbstorganisation des bürgerschaftlichen Engagements,33

und von allen die bekannteste. Zwar gibt es keine allgemein anerkannte Defini- tion des Vereins,34 doch treffen alle klassischen Merkmale, die eine Organisati- on des Dritten Sektors hat, auf ihn zu. Daher können für Nonprofit-Organisation folgende Kriterien gelten:35

- formell strukturiert
- organisatorisch unabhängig vom Staat
- nicht gewinnorientiert
- eigenständig verwaltet
- keine Zwangsverbände

Die Enquete-Kommission gibt in ihrem Bericht von 2002 eine detailliertere Be- schreibung ab: Demnach ist ein Verein eine „auf Dauer angelegte zweckorien- tierte Organisation, in denen sich auf freiwilliger Basis Personen vornehmlich zur Ausübung gemeinsamer Interessen vereinigen.“36

Diese Beschreibung passt weitestgehend zum sog. Idealverein und wird dem Bedeutungsspektrum, das der Begriff Verein inzwischen mit sich bringt, heute bei Weitem nicht mehr gerecht.

2008 gab es in Deutschland 554.401 eingetragene Vereine37 und es ist davon auszugehen, dass es nochmals rund 500.000 nicht eingetragene Vereine gibt. Damit ist die Organisationsform des Vereins in fast allen Bereichen des gesell- schaftlichen Zusammenlebens aktiv38 und die Vereine sind sowohl Ausdruck als auch Ergebnis gesellschaftlicher Differenzierung.39 Unbeachtet bleiben bisher die rund 3.000 bis 11.000 Verbände, die 40.000 bis 70.000 Selbsthilfe- gruppen und die unzähligen Bürgerinitiativen, die aufgrund theoretisch nicht fundierter Kriterien von der Gruppe der Vereine abgegrenzt werden.40

Der Verein ist also eine der charakteristischsten Organisationsformen des Drit- ten Sektors. Er spiegelt aufgrund seiner großen Verbreitung und mannigfaltigen Erscheinungsformen am deutlichsten die sozialen Interessen unserer modernen Gesellschaft. Darüber hinaus ist er ein Beispiel dafür, dass freiwillige bürgerschaftliche Zusammenschlüsse wesentliche, gemeinhin positive Auswirkungen auf das Zusammenleben haben.41

2.1.3 Finanzielle Situation des Dritten Sektor

Betrachtet man die Finanzierungsstruktur des Dritten Sektors auf der Einnah- meseite, so kann man zu dem Schluss kommen, dass dieser sehr staatszen- triert ist und offensichtlich ohne staatliche Zuschüsse, zumindest in gewissen Bereichen, nicht überlebensfähig wäre.42

Diese Vermutung unterstützt auch die deutsche Teilstudie des Johns Hopkins Comparative Nonprofit Sector Projects, die einen eindeutigen Finanzierungs- mix, wie in Abbildung 6 dargestellt, ergab.

Abbildung 6: Vergleich Einnahmequellen: Deutscher Dritter Sektor und 34-Länder- Durchschnitt 43

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: In Anlehnung an The Johns Hopkins Comparative Nonprofit Sector Project, Reference years: 1995-2000.

Vergleicht man die prozentualen Anteile des deutschen Dritten Sektors mit dem 34-Länder-Durchschnitt, so ist eine fast doppelt so hohe Staatsabhängigkeit der Nonprofit-Organisationen zu erkennen. Im Gegensatz dazu weisen die interna- tionalen Durchschnittswerte eine deutlich stärkere Ausprägung in der Finanzie- rung durch selbsterwirtschaftete Mittel und Spenden auf. Der deutsche Dritte

Sektor verlässt sich demnach deutlich auf die öffentlichen Geldgeber. Seine starke Staatsorientierung führte dazu, dass er lange nicht als eigenständige gesellschaftliche Kraft wahrgenommen wurde.44

Eine mögliche Begründung für die überwiegend staatliche Finanzierung des Dritten Sektors in Deutschland ergibt sich, wenn man dessen Entwicklung histo- risch betrachtet und seine heutigen Gegebenheiten beschreibt. Dazu ist ein Blick auf die Gruppe der berufstätig Beschäftigten des Sektors sinnvoll. Die 2,5 Millionen Angestellten des Dritten Sektors sind überwiegend in den rund 94.000 Einrichtungen45 der sechs Spitzenverbände der freien Wohlfahrt beschäftigt.

Sie sind es hauptsächlich auch, die dem deutschen Dritten Sektor seinen Fi- nanzierungsmixcharakter geben.

Die Abgabe des Staates von öffentlichen Aufgaben an den Dritten Sektor und die Bereitschaft der Wohlfahrtsbereiche zur Übernahme der sozialen Dienstleis- tungserstellung führte historisch zu der heute privilegierten Stellung der großen Spitzenverbände der freien Wohlfahrt in Deutschland. Der Staat ist seither zur angemessenen Unterstützung bei der Leistungserbringung der freien Träger verpflichtet, was einer Finanzierung durch die öffentliche Hand gleichkommt. Durch diese Förderverpflichtung entwickelte sich in Deutschland ein Nonprofit Sektor von beachtlicher Größe,46 für den die Dominanz der großen etablierten

Wohlfahrtsverbände charakteristisch ist.47

Damit lässt sich der große Anteil der öffentlichen Zuschüsse bei der Finanzie- rungsstruktur des Dritten Sektors erklären. Doch dies heißt auch, dass die übri- gen Nonprofit-Organisationen nicht in den Genuss staatlicher Privilegierung kommen, da hier für den Staat keine Verpflichtung, sondern lediglich die Option zur Förderung besteht. Durch eine fehlende staatliche Unterstützung hat sich der Sektor in diesen Bereichen nicht entsprechend ausweiten und professiona- lisieren können. Besonders kleinere Dritte-Sektor-Organisationen sind dadurch viel mehr auf Eigenmittel und die Ausrichtung auf den Markt angewiesen.48 Da sie jedoch in der Regel nicht von den Einnahmen für ihre Leistungen leben können, müssen Finanzmittel aus externen Quellen, wie öffentliche Förderung, Spenden, Bußgelder, Stiftungen und Sponsoring, beschafft werden.49

Dieses System führte zu einer Zweiteilung des deutschen Dritten Sektors: auf der einen Seite ein hoch professionalisierter, mit öffentlichen Mitteln geförderter staatsnaher Sektor und auf der anderen Seite ein Sektor mit großer territorialer Reichweite und diversifizierten Tätigkeitsbereichen, aber einem sehr geringen Professionalisierungsgrad.50 Zwar stellte die Enquete-Kommission in ihrem Bericht 2002 fest, dass bei Vereinen ein Trend zur Professionalisierung zu erkennen ist, d. h., dass lokale Vereine verstärkt auch hauptamtliche Mitarbeiter beschäftigen, aber die bürgerschaftlich Engagierten nach wie vor den Löwenan- teil der Vereinsarbeit übernehmen.51

Die Zweiteilung des Dritten Sektors führt dazu, dass besonders diejenigen Dritte-Sektor-,Organisationen, die keine staatsnahe privilegierte Stellung besit- zen, aber dafür in allen Bereichen der Zivilgesellschaft mit freiwillig Engagierten vertreten sind, weitaus heterogenere Finanzierungsstrukturen aufweisen und dazu gezwungen sind, sich intensiver um die Mittelbeschaffung zu bemühen. Dies macht sie für die weitere Betrachtung der finanziellen Situation des Dritten Sektors interessant.

Solche Nonprofit-Organisationen sind vor allem auf der lokalen Ebene zu fin- den, meist in Form eines Vereins, aber auch Bürgerinitiativen oder Selbsthilfe- gruppen, wie die Nachbarschaftshilfe, zählen dazu.

2000 erwirtschaftete der lokale Dritte Sektor Gesamteinnahmen von rund 2,9 Millionen €. Den größten Anteil am Gesamtumsatz hatte dabei das Tätigkeits- feld soziale Dienste mit ca. 1,6 Millionen €.52

In der folgenden Abbildung 7 ist beispielhaft die Finanzierungsstruktur zweier Tätigkeitsfelder gezeigt.

Abbildung 7: Beispiele der Finanzierungsstrukturen im Dritten Sektor 53

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: Eigene Darstellung

Es ist deutlich zu erkennen, dass es große Unterschiede im Finanzierungsmix der beiden gezeigten Tätigkeitsfelder gibt. Das Tätigkeitsfeld „soziale Dienste“ finanziert sich zu 37,6 % mit Hilfe von öffentlichen Zuschüssen, wohingegen das Tätigkeitsfeld „Religion“ aus dieser Quelle nur 5 % von seinen Gesamtein- nahmen bezieht. Nicht nur in der Gewichtung der Einnahmequellen gibt es große Abweichungen zwischen den unterschiedlichen Tätigkeitsfeldern des lokalen Dritten Sektors, sondern auch zwischen den verschiedenen Organisati- onen eines Tätigkeitsfeldes kann es zu deutlichen Unterschieden kommen. Dies hängt vor allem mit den Prioritäten zusammen, die die Verantwortlichen bei der Mittelbeschaffung setzen. Oft spielen hier vor allem Fähigkeiten, Wissen und verfügbare Zeit eine Rolle dabei, welche Finanzierungsmöglichkeiten ge- wählt werden.

Den Einnahmen standen 1999/2000 rund 2,7 Millionen € Ausgaben gegen- über.54 Dabei entsteht der Eindruck, als würden sich Einnahmen und Ausgaben nicht nur decken, sondern als entstünde vor allem ein deutlicher Überschuss.

Beim Freiwilligensurvey 1999-2004 gaben jedoch 63 % der befragten freiwillig Engagierten an, dass sie sich von ihren Organisationen mehr Finanzmittel für bestimmte Projekte wünschen und benannten damit die finanzielle Knappheit

als das Hauptproblem in den Einrichtungen.55 Zu erklären ist diese Situation

u.a. dadurch, dass die Organisationen im Schnitt gerade einmal 54 % ihrer Ausgaben durch Mitgliedsbeiträge decken. Es zeigt sich somit, dass die Nonprofit-Organisationen auf externe finanzielle Ressourcen dringend ange- wiesen sind.56 Dass wiederum die Ausgaben des gesamten lokalen Dritten Sektors anscheinend mit den Einnahmen gedeckt werden, ist mit Sicherheit dadurch zu erklären, dass ausschließlich solche Ausgaben getätigt werden, die auch durch weitere externe Mittel gedeckt werden können. Der Wunsch nach mehr finanziellem Spielraum zeigt jedoch, dass ein weitaus größerer Bedarf an Investitionen besteht, als derzeit durch die bisherigen Einnahmen sichergestellt werden kann. Dies bestätigt auch die Angabe von knapp einem Drittel der be- fragten Organisationen bei der 1998 durchgeführten Studie der WWU Münster, dass sie sich in finanziellen Schwierigkeiten befänden. Die Gründe dafür lagen überwiegend im Abbau der kommunalen Förderung und dem Rückgang der Eigenmittel, aber z. B. auch dem Wettbewerb unter den gemeinnützigen Organisationen um Unterstützer.57 Tatsächlich wird bei den privaten Spenden inzwischen von einem Spendenmarkt gesprochen, auf dem die Dritte-SektorOrganisationen um Spenden konkurrieren.58

Im Medienzeitalter fällt es auch kleineren Nonprofit-Organisationen leichter, sich in der Spenderansprache zu professionalisieren und auf sich aufmerksam zu machen, um vom Spendenku- chen ein Stück abzubekommen. Dies führt zu einem erhöhten Wettbewerb und damit zu einer Aufteilung des Gesamtspendenvolumens in Deutschland auf immer mehr Organisationen, um nur eine Auswirkung des Wettbewerbs unter gemeinnützigen Organisationen zu nennen.

Bürgerschaftliches Engagement bietet heutzutage einen bunten Markt der Mög- lichkeiten. Während sich die Menschen vor noch 10 Jahren typischerweise langfristig einer bestimmten Organisation verpflichteten und sich ein Leben lang verbunden fühlten, engagieren sich heute immer mehr Menschen eher spontan und projektbezogen. Bürgerschaftliches Engagement muss zur jeweiligen Lebenssituation passen. 59 Dies führt unweigerlich zu einem Rückgang der EiAbbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten genmittel, da keine langfristige Mitgliedschaft bei ein und derselben Organisati- on mehr eingegangen wird, sondern je nach eigenem Interesse das freiwillige Engagement für bestimmte Projekte auch in ganz unterschiedlichen Organisati- onen eingebracht wird.

Zudem gingen über 53 % der Organisationen 1998 von weiteren Rückgängen bei den öffentlichen Zuschüssen aus.60 Betrachtet man sich die Entwicklung des öffentlichen Haushalts in den vergangenen 12 Jahren, so war die damalige Befürchtung nicht unbegründet. Denn in Zeiten knapper Kassen gibt es eine Tendenz, die Leistungen der nicht privilegierten Nonprofit-Organisationen zu kürzen. Auf diese Weise kann der Staat zwar nur kleine Summen einsparen, dennoch hinterlassen diese Einsparungen große Lücken bei den Projektträgern. Dieses Verhalten gefährdet nicht nur die Existenz der Organisationen, sondern auch die gesamte soziale und kulturelle Infrastruktur.61

Priller stellt in seinem Aufsatz „Nonprofit-Organisationen als Partner und ‚ver- längerter Armǥ des Staates?“ fest, dass die Nonprofit-Organisationen ein unver- zichtbarer Bestandteil der modernen Gesellschaft sind und mit ihnen der Staat Politik sowohl legitimieren als auch umsetzen kann. Dieser Bereich benötigt entsprechende Handlungsspielräume, zu deren Schaffung es der Unterstützung des Staates bedarf; welcher jedoch die Organisationen des Dritten Sektors aktuell eher als Faktor der Kostenminimierung und als Einsparpotenzial ansieht. Zwar möchte er auch weiterhin mithilfe des Dritten Sektors die Lücken der wohl- fahrtsstaatlichen Leistungserbringung schließen, sieht jedoch unter dem zu- nehmenden Spardruck die vielversprechenden Möglichkeiten, finanzielle Unter- stützungs- und Zuwendungsleistungen beträchtlich zu kürzen. Daher müssen sich die Nonprofit-Organisationen fragen, was sie von einem Kooperationspart- ner haben, der zunehmend unzuverlässiger wird,62 denn das Verhalten des Staates lässt die möglichen Kosten für die Vernachlässigung sozialer Arbeit außer Acht. „ […] social policies are to be seen as a productive factor and not as a hindrance to economic activity.” 63

Aufgrund der Abhängigkeit von der öffentlichen Hand haben die Sparzwänge oft negative Auswirkungen, bedeuten jedoch auch eine große Chance für die Drit- te-Sektor-Organisationen.64

2.2 Stiftungen – die heimlichen Gestalter des Dritten Sektors

2.2.1 Das Stiftungswesen in Deutschland – Entstehung & Entwicklung

Stiftungen sind eine der möglichen Nonprofit-Organisationsformen im Dritten Sektor, dabei existieren sie schon deutlich länger, als es den Begriff Dritter Sektor überhaupt gibt. Die Wurzeln des deutschen Stiftungswesens reichen bis ins Mittelalter zurück. Besonders Kirchen gründeten Stiftungen für soziale bzw. mildtätige und kirchliche Zwecke.65 Eine Vorbildfunktion hat noch bis heute zwar nicht die älteste, aber bestimmt eine der bekanntesten noch bestehenden Sozialstiftungen, die 1521 gegründete „Fuggerei“, benannt nach ihrem Na- mensgeber Jacob Fugger.66 Nach ihrem Vorbild verfolgen auch heute noch 95 % aller Stiftungen in Deutschland einen gemeinnützigen Zweck.67

Für den Begriff „Stiftung“ gibt es keine gesetzliche Definition, er ist vielmehr eine Bezeichnung für eine Mehrzahl von Rechtsformen, auf die später in Kapitel 2.2.2 noch näher eingegangen wird. Vorher lässt sich der Begriff dahingehend eingrenzen, dass es sich bei einer Stiftung um eine auf Dauer angelegte Orga- nisationsform handelt, die ein bestimmtes, ebenso auf Dauer angelegtes Ver- mögen zur Verwirklichung von definierten, meist gemeinnützigen Zielen bereit- stellt.68 Diese Ziele werden auf den Stiftungszweck ausgerichtet, der sich nach dem Willen des Stifters richtet.69 Das dazu benötigte Vermögen muss in seiner Substanz erhalten bleiben.70

Schätzungen nehmen an, dass in Deutschland rund 65.000 Stiftungen existie- ren.71 Ein genauer Überblick über den Gesamtbestand ist auch heute im Zeital- ter der Medien und Informationen nicht zu leisten. Aufgrund der vielfältigen Rechts- und Erscheinungsformen und in Ermangelung einer übergreifenden amtlichen Stiftungsstatistik, anderer flächendeckenden Register und vor allem aufgrund der Freiwilligkeit der Veröffentlichung ist eine verlässliche statistische Aussage nur sehr begrenzt möglich.72

Lediglich für das heutige Leitbild der Stiftungen, die rechtsfähige Stiftung des bürgerlichen Rechts, sind zuverlässige Aussagen möglich. In der aktuellsten Erhebung (2007) des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen wurde ein Erfassungsgrad von 88 %73 aller existierenden Stiftungen bürgerlichen Rechts in Deutschland erreicht. Damit war eine weitere Pionierleistung in der Datenerhebung und dem Versuch der transparenteren Gestaltung des deutschen Stiftungswesens geschafft. Besonders in den 1980er Jahren erlebte der Stiftungsgedanke in der Bundesrepublik seine Renaissance und weist seit- her einen kontinuierlichen Anstieg der Neugründungen von Stiftungen bürgerli- chen Rechts auf (vgl. Abb. 8).

Abbildung 8: Stiftungserrichtungen 1960-2009 in Deutschland 74

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an Bundesverband Deutscher Stiftungen, 2010,

S. 5.

Somit gab es zum Jahresende 2009 insgesamt 17.372 rechtsfähige Stiftungen des bürgerlichen Rechts in Deutschland. Zu dieser Zahl trug vor allem das anhaltend hohe Niveau der Neugründungen in den vergangen neun Jahren bei, das zum Teil auch durch die Reformen im Stiftungssteuerrecht 2000, 2002 und 2007 begründet ist.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 9: Stiftungserrichtungen 2000-2009 in Deutschland 75

Quelle: In Anlehnung an Bundesverband Deutscher Stiftungen, 2010, S. 4

Aus Abbildung 9 geht hervor, dass im vergangenen Jahrzehnt knapp drei Stif- tungen pro Tag gegründet wurden. Sollte sich dieser Trend in den kommenden Jahren so fortsetzen, wird das Stiftungswesen im Dritten Sektor auch weiterhin an Bedeutung gewinnen.

2.2.2 Stiftungstypologien und ihre Merkmale

Wie bereits beschrieben, steht der gesetzlich nicht definierte Oberbegriff „Stif- tung“ für eine komplexe Vielfalt von Körperschaften, die im privaten, öffentlichen und kirchlichen Recht verankert sein können. Bevor nun die Zusammenhänge veranschaulicht und einzelne Stiftungstypen genauer beschrieben werden, werden im Folgenden ein paar generelle Merkmale und Begriffe erläutert, die im Stiftungswesen häufig auftreten.

Gemeinnützige Stiftung

Der Stiftungszweck ist dem Gemeinwohl verpflichtet und verfolgt daher mildtäti- ge, gemeinnützige oder kirchliche Zwecke.76 Den Status der Gemeinnützigkeit besitzen ca. 95 % der deutschen Stiftungen und sind damit steuerbefreit und berechtigt, Spenden entgegenzunehmen.

Gemeinnützige Zwecke liegen vor, wenn die Stiftung die Allgemeinheit auf materiellem, geistigem oder sittlichem Gebiet selbstlos fördert.77 Beispiele hier- für sind die Förderung von Wissenschaft und Forschung, Bildung und Erzie- hung oder Kunst und Kultur.

Mildtätige Zwecke sind solche, die darauf gerichtet sind, Personen selbstlos zu unterstützen, die infolge ihres körperlichen, geistigen oder seelischen Zustan- des auf die Hilfe anderer angewiesen sind bzw. sich wirtschaftlich nicht selbst unterhalten können.78

Kirchliche Zwecke verfolgen Stiftungen, wenn ihre Tätigkeit darauf ausgerichtet ist, eine Religionsgemeinschaft, die Körperschaft des öffentlichen Rechts ist, selbstlos zu fördern.79

Eine der wichtigsten Fragen, die sich bei Stiftungen stellt, ist die Unterschei- dung zwischen einer operativen oder fördernden Tätigkeit. Eine operative Stif- tung plant, organisiert und setzt eigene Projekte um, um den Stiftungszweck zu verwirklichen. Eine Förderstiftung fördert auf Antrag andere gemeinwohlorien- tierte Körperschaften. Sie verfolgen ihren, aus der Satzung vorgegeben, Zweck also nicht selbst, sondern unterstützen mit ihren Erträgen andere Personen oder Organisationen. Diese durch die Stiftung Begünstigten nennt man auch Destinatäre.

Einige Förderstiftungen existieren auch als Mischform, indem sie auf ein An- tragsverfahren verzichten und immer die gleichen Destinatäre fördern oder auch das ein oder andere Projekt selbstständig umsetzen.

In Deutschland sind 21 % der Stiftungen operativ tätig, 17 % stellen Mischfor- men dar und 62 % sind Förderstiftungen. Von den Förderstiftungen fördern 72 % nur regional begrenzt, 12 % bundesweit, 9 % bundesweit und internatio- nal und 7 % ausschließlich im Ausland.80

Diese Begriffe und ihre Bedeutung zu beherrschen, ist eine wichtige Vorausset- zung, um sich in der Stiftungswelt zurechtzufinden.

In der folgenden Abbildung 10 ist eine Gesamtübersicht der existierenden Stif- tungstypologien dargestellt. Besonders der Typus der privatrechtlichen Stiftun- gen spielt derzeit in der Stiftungsforschung eine besondere Rolle, da hier die meisten Stiftungsneugründungen entstehen. Im Anschluss wird auf die wichtigs- ten, meist gemeinnützig orientierten Stiftungstypologien kurz eingegangen.

Abbildung 10: Stiftungstypologien in Deutschland

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: Eigene Darstellung

Zu den öffentlich-rechtlichen Stiftungen gehören z. B. die kommunalen und staatlichen Stiftungen. Sie werden von staatlicher Seite durch Gesetz oder Verwaltungsakt nach eigenen Rechtsvorschriften errichtet und setzen hoheitliches Handeln voraus.81 Der Stiftungszweck ist in aller Regel von einem beson- deren öffentlichen Interesse. 82

Einen öffentlich-rechtlichen Stiftungscharakter hat auch eine kirchliche Stiftung, auch sie wird von der Kirche nach eigenen Rechtsvorschriften errichtet.83 Der Stiftungszweck verfolgt überwiegend kirchliche Aufgaben.

Anstaltsträgerstiftungen verwirklichen ihren Zweck durch von ihnen betriebene Einrichtungen des öffentlichen Lebens (Krankenhäuser, Museen etc.). Sie fi- nanzieren sich aus den Erträgen des Anlagevermögens und öffentlichen Zu- wendungen.84

Die Gruppe der privatrechtlichen Stiftungen bildet den eigentlichen Kern des Stiftungswesens und beinhaltet viele weitere Unterarten, die sowohl gemeinnüt- zige als auch eigennützige Stiftungen hervorbringt, die durch eine Willenserklä- rung von einzelnen Bürgern oder Institutionen errichtet werden. Die Aktivitäten befinden sich im charakteristischen Zwischenbereich von Staat und Privatwirt- schaft.85

Öffentlich-rechtliche und privatrechtliche Stiftungen sind beide selbstständige Stiftungsformen mit einer eigenen Rechtspersönlichkeit. Sie haben keine Eigen- tümer oder Mitglieder und gehören sich quasi selbst und sind somit „Sklaven ihres Zwecks“86.

Privates Stiftungsrecht orientiert sich im Wesentlichen an der rechtsfähigen Stiftung bürgerlichen Rechts, die auch 'selbstständige Stiftung' genannt wird. Sie ist als juristische Person eigenständiger Träger von Rechten und Pflichten

und unterliegt der permanenten Aufsicht durch die Stiftungsbehörde des jewei- ligen Bundeslandes.87 Dient die Stiftung dem Gemeinwohl, so wird sie manch- mal auch öffentliche Stiftung bürgerlichen Rechts genannt.

Eine weitere privatrechtliche Form ist die Treuhandstiftung, die auch als un- selbstständige, nichtrechtsfähige oder fiduziarische Stiftung bezeichnet wird. Sie hat keine eigene Rechtspersönlichkeit und ist somit auch keine juristische

Person. Damit kommt sie, im Gegensatz zur rechtsfähigen Stiftung, ohne eine eigene Organisation aus, denn sie entsteht durch einen Vertrag zwischen Stifter und Treuhänder. Der Stifter überträgt das Stiftungsvermögen an den Treuhän- der, dieser verwaltet es treuhänderisch gemäß den Satzungsbestimmungen getrennt von seinem eigenen Vermögen. Weder staatliche Kontrolle noch die Einflussnahme durch eine Stiftungsbehörde spielen dabei eine Rolle.

In den vergangenen Jahren haben die Bürgerstiftungen an Bedeutung gewon- nen und gehören zu der am schnellsten wachsenden Stiftungsform. Sie sind gemeinnützige Stiftungen „von Bürgern für Bürger“. Ihr Ziel ist der Ausbau und die Stärkung des bürgerschaftlichen Engagements. Bürger, Institutionen und

Unternehmen werden an den lokalen Problemlösungs- und Entscheidungspro- zessen beteiligt, sofern sie sich auch finanziell engagieren.88

All diese Stiftungsformen eint, dass der Wille des Stifters im Rahmen eines Stiftungsgeschäfts erklärt wird, und dass eine bestimmte Vermögensmasse auf Dauer zur langfristigen Umsetzung des Stiftungszwecks existiert und sie mit einer entsprechenden Organisation und Verwaltung ausgestattet ist.89

2.2.3 Bedeutung von Stiftungen innerhalb des Dritten Sektors

Insgesamt stellen deutsche Stiftungen rund 80.000 Voll- und Teilzeitarbeitsplät- ze zur Verfügung, wobei diese auf gerade einmal ca. 15 % der Stiftungen ver- teilt sind.90

Die Aufgaben der Stiftungen liegen beispielsweise in gemeinnützigen Zielen wie die Förderung wohltätiger Zwecke oder in nicht gemeinnützigen Zielen wie die Versorgung einer Familie oder der Führung eines Unternehmens.

Das Gesamtvermögen der Stiftungen wurde für 2008 auf 100 Milliarden € ge- schätzt.91 Der Betrag, der jährlich für gemeinnützige Zwecke ausgegeben wird, beziffert sich auf rund 18 Milliarden €.92

Die folgende Abbildung 11 zeigt die Verteilung der Stiftungszwecke, die geför- dert werden.

Abbildung 11: Verteilung Stiftungszwecke

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: Strachwitz, 2009, S. 23. 93

Vergleicht man diese Ausgaben ansatzweise mit einzelnen Positionen im Bun- deshaushalt 2009, die ebenso im Bereich „Soziales“ ausgegeben wurden, so kommt man auf folgendes Ergebnis in Tabelle 2:

Tabelle 2: Ausschnitt einzelner Ausgabepositionen des Bundeshaushalts 2009

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an Bundesministerium für Finanzen, 2009, Übersichten - Teil II: Funktionenübersicht, Positionen 235, 236, 261, 271 u. 290.

Es lässt sich leicht erkennen, dass die Investitionen der Stiftungen in den Drit- ten Sektor einen großen Beitrag für die Gestaltung der modernen Zivilgesell- schaft leisten.

Stiftungen haben in den vergangenen Jahren einen Imagewandel durchlebt: Einst die Spielwiese der Reichen, die Stiftungen als Steuersparmodelle ver- wendeten, sind sie heute Ausdruck des bürgerschaftlichen Engagements und wichtige Akteure der zivilen Gesellschaft.94

So helfen sie z. B., politische Konflikte zu lösen, indem sie etwa im kommuna- len Bereich der Privatisierung oder Ausgliederung von öffentlichen Aufgaben dienen und insbesondere soziale, karitative, aber auch wirtschaftliche Aufgaben übernehmen. Infolgedessen müssen bestimmte politische Auseinandersetzun- gen nicht mehr geführt werden.95

Aufgrund der hohen Belastung der öffentlichen Hand haben Stiftungen stark an Bedeutung gewonnen.96 So rücken sie als wichtige Elemente der Bürgergesell- schaft immer stärker in den Blickpunkt und stellen für viele Nonprofit- Organisationen eine alternative Finanzierungsquelle zu den immer knapper werdenden oder auch ganz ausbleibenden öffentlichen Mitteln dar97 und wer- den angesichts dessen immer wichtiger bei der Finanzierung gemeinnütziger Aufgaben und Aktivitäten.98

Gerade für die Bewältigung der aktuellen und künftigen Herausforderungen unseres Gemeinwesens ist die Zivilgesellschaft, nicht erst seit den immer stär- ker wachsenden Finanznöten vom Bund, Ländern und Kommunen, unverzicht- bar geworden. So können es sich bereits heute viele Kommunen kaum noch finanziell leisten, die immerhin das Gemeindebild prägenden Nonprofit- Organisationen zu unterstützen. So werden Stiftungen zunehmend zu Impulsgebern, finanziellen Säulen, Projektträgern und Innovationsschmieden.99

Allem Anschein nach ist es zweifellos die Aufgabe moderner Stiftungen, Kapi- talgeber des Dritten Sektors zu sein.100 Obwohl Sie selbst ein Teil des Dritten Sektors sind, können Förderstiftungen mit Venture-Capital-Unternehmen des Marktsektors verglichen werden und sollten daher ihren Partnern längerfristig und umfassend Hilfestellung geben, die weit über eine rein finanzielle Unter- stützung hinausgeht.101

Tatsächlich sind Stiftungen wichtige Geldgeber für viele gemeinnützige Initiati- ven und Projekte, sollten jedoch nicht auf die Funktion bloßer Geldgeber redu- ziert werden, die nur einspringen, wenn staatliche Mittel ausfallen. Diese Hal- tung würde ihrer eigentlichen Idee, ihrer Zielsetzung und tatsächlicher Leis- tungsfähigkeit nicht gerecht werden.102

Es ist zu erwarten, dass in Deutschland die volkswirtschaftliche Bedeutung von Stiftungen in den kommenden Jahren stark zunehmen wird.103 Besonders im Hinblick darauf, dass innerhalb der nächsten Jahre in Deutschland ca. 2,5 Billi- onen € an Vermögenswerten an die nachfolgenden Generationen übertragen wird, was Stiftungen sowohl für die erbende als auch für die vererbende Seite interessanter macht.104

Da die Stiftung als Vermögensmasse gekennzeichnet ist, die einem bestimmten Zweck auf Dauer gewidmet ist, wobei das Grundkapital erhalten bleiben muss, ist von deren Seite ein dauerhafter Beitrag zum Erhalt der sozialen Infrastruktur zu erwarten.

Marc-Christian Ollrog fasst die gesellschaftliche Bedeutung folgendermaßen zusammen.

Wo die Politik durch Wahlrhythmen und Lobbydenken versagt oder nicht handeln kann, springen Stiftungen in die Bresche und federn Versäumtes ab.“ 105

Stiftungen wird innerhalb des Dritten Sektors eine besondere Rolle zuteil. Zum einen sind sie zwar selbst nur eine Nonprofit-Organisationsform unter vielen, zum anderen helfen sie jedoch mit ihrem Vermögen und Know-how, freiwilliges Engagement am Leben zu halten und so dem Dritten Sektor immer wieder Leben einzuhauchen. Diese Situation werden die gemeinnützigen Stiftungen in der Zukunft immer besser meistern müssen, da sich eine Entspannung der öffentlichen Haushalte nicht abzeichnet, die Spenden für Projekte und Organi- sationen rückläufig sind und immer härter umkämpft werden und der Trend weg von langfristigen Mitgliedschaften hin zu spontanem und projektbezogenem Engagement geht.

2.3 Kommunikation im Dritten Sektor

2.3.1 Notwendigkeit einer guten Kommunikation zwischen Stiftungen und anderen Nonprofit-Organisationen

Der Wettbewerb „um die Herzen der Menschen“ im Non-Profit-Bereich hat in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen und ist inzwischen größer und stärker als in vielen Bereichen der Wirtschaft. Etwa 600.000 Vereine sowie etwa 30.000 Stiftungen werben für ihre Ziele um finanzielle Unterstützung.106 In Zeiten leerer Geldbeutel bekommen diesen Wettbewerb vor allem kleinere, weni- ger professionell tätige Organisationen negativ zu spüren. Gerade ihr Stück des Spendenkuchens wird angesichts der professioneller werdenden Spendenak- quisition der großen Dritte-Sektor-Organisationen immer kleiner. Für viele Nonprofit-Organisationen ist das weitere Bestehen schon heute ein täglicher Überlebenskampf. Würde der Geldhahn vonseiten der öffentlichen Hand weiter zugedreht, bliebe vielen nur noch, ihre Türen abzuschließen.

Daher ist es besonders für kleine Vereine und andere Initiativen interessant, sich mit der Alternative der Projektfinanzierung durch Stiftungsförderung ausei- nanderzusetzen und sich von zukünftigen negativen Entwicklungen in den tradi- tionellen Einnahmequellen unabhängig zu machen.

Für solche Nonprofit-Organisationen, die eigene Projekte mithilfe von Stiftungs- geldern finanzieren möchten, kommen nur Förderstiftungen infrage, bei denen auch eine Antragsstellung möglich ist. Allein das Merkmal „fördernd“ bei der Stiftung heißt zunächst nur, dass der Stiftungszweck mithilfe anderer gemein- nütziger Organisationen umgesetzt wird, die aber auch von den Stiftungsver antwortlichen selbst ausgewählt werden können. Der Zusatz „fördernd und antragsfähig“ gibt jedoch den Hinweis, dass zum Stiftungszweck passende Projekte auch auf Antrag eine Chance auf Förderung haben.

So entwickeln sich Partnerschaften zwischen Stiftungen und Antragssteller, eine Antragskultur, die den gemeinsamen Aufgaben und den Bedürfnissen beider Seiten gerecht werden muss. Um diese Partnerschaft mit Leben zu fül- len, ihr eine Chance zur gemeinsamen Lösung gesellschaftlicher Probleme zu geben, bedarf es der beiderseitigen detaillierten Kenntnis der jeweiligen Arbeitsinhalte, Absichten und Möglichkeiten. Daher muss die Kommunikation von Transparenz und Offenheit geprägt sein.107

2.3.2 Kommunikation aus Sicht der Antragssteller

Damit die Möglichkeit einer Stiftungsfinanzierung für eine Nonprofit- Organisation infrage kommt, ist die Existenz eines konkreten Projekts Voraus- setzung, denn Stiftungen fördern fast nie Organisationen im Allgemeinen, son- dern einzelne Projekte für eine begrenzte Zeit.108

Bevor sich jedoch die antragsstellende Organisation über eine Förderung freu- en kann, ist ein systematisches Vorgehen in drei Schritten unerlässlich:

- Konzept
- Suche nach Stiftungspartnern
- Förderantrag109

Die Projektkonzeption umfasst die IST-Analyse, also eine Bestandsaufnahme der eigenen Organisation und eine Bewertung des vorgenommenen Projekts.

Nach einer erfolgreichen Konzeption sollten die zentralen Fragen „Was hat mein Projekt zu bieten?“ und „Wie kann es umgesetzt werden?“ deutlich beant- wortet werden können.

Auf dem Weg zu den Antworten auf diese Fragen stehen viele kleinere im Raum, die sich die Projektverantwortlichen selbst stellen und beantworten soll- ten.110

- Wer sind wir und was hat unsere Organisation im Allgemeinen zu bieten?
- Attraktive Eigenschaften
- Erfolgsgeschichten
- Darauf sind wir stolz etc.

- Welches Ziel soll unser Projekt erreichen?
- Was soll mit der entwickelten Idee erreicht werden?
- Wie soll dieses Ziel erreicht werden?
- Für welche Zielgruppe ist das Projekt gedacht?
- Welchen Nutzen hat diese Zielgruppe durch das Projekt?
- Wie profitiert sie davon?
- Was verändert sich durch das Projekt positiv für die Zielgruppe?
- Warum braucht sie deswegen ein solches Projekt?
- Welchen Nutzen hat das Projekt aber auch für die eigene Organisati- on?

- Warum ist das Projekt wichtig und in welcher Hinsicht ist es wirksam?
- Gründe für ein öffentliches/gesellschaftliches Interesse
- Was wird sich durch das Projekt nachhaltig zum Positiven verändern?
- Wem nutzt es außerdem, auch indirekt?

- Was genau soll im Projekt passieren?
- Örtlichkeiten
- Dauer
- Verantwortliche für die Planung und Umsetzung
- Selbstständige Durchführung oder Umsetzung mit Partnern etc.

- Gab es bereits ähnliche Projekte und wie wurden diese finanziert?
- Bei der eigenen oder bei anderen Organisationen
- Welche Erfolge und Misserfolge gab es in der Vergangenheit?
- Wie wurden Probleme gelöst?
- Damalige (Finanzierungs-)Partner

- Was unterscheidet das Projekt von anderen Projekten?
- Was ist das Besondere?
- Durch was hebt sich das Projekt von anderen ab?
- Warum erfüllt dieses Projekt das Ziel besser als andere?

- Von wem wird das Projekt unterstützt?
- Wichtige lokale Meinungsträger
- Unterstützer etc.

- Wie wird der Erfolg des Projektes definiert und lässt sich dieser nach au- ßen darstellen?

- An welchen Merkmalen wird eine erfolgreiche Umsetzung festge- macht?
- Wie erkennen Dritte, dass das Projekt erfolgreich ist?

- Wie sieht die Finanzplanung für das Projekt aus?

- Wie viel Geld wird wofür benötigt?
- Werden andere Finanzierungsquellen, z. B. öffentliche Mittel und ei- gene Einnahmen, ausgeschöpft?

(Die Angabe von weiteren Drittmitteln ist wichtig, da der überwiegen- de Teil der Förderstiftungen ausschließlich eine Anschubfinanzierung gibt.)

Nachdem diese Fragen beantwortet sind, lässt sich eine passende Projektkon- zeption erstellen, welche einem interessierten Dritten das Vorhaben detailliert vermittelt.

Ein weiterer Vorteil dieser Vorüberlegungen ist die kritische Auseinanderset- zung mit dem geplanten Projekt. Vor allem mögliche Schwachpunkte sollten eine besondere Aufmerksamkeit bekommen und in der Runde genau bespro- chen werden, denn diese könnten auch nachher für die Förderstiftung eine entscheidende Rolle spielen.

Steht das Konzept, beginnt die Suche nach passenden Förderstiftungen. Hier lautet die zentrale Frage, „Für welche Stiftung ist das Projekt attraktiv?“ Zu Beginn der Suche muss zuerst geklärt werden wie und vor allem wo sie begon- nen werden soll. In den meisten Fällen wird bestimmt zuerst mit der Online- Suche begonnen, jedoch reicht eine reine Internetrecherche bei Weitem nicht aus. Für die intensive Recherche nach einer geeigneten Stiftung muss genügend Zeit eingeplant werden, denn die Erschließung weiterer Quellen ist rat- sam.111

Bevor es eine Stiftung als Problemlösungspartner für die eigenen gemeinnützi- gen Ziele zu gewinnen gilt, steht man zunächst einer verwirrenden Vielfalt von Organisationen mit ganz unterschiedlicher Zielsetzung, Logik, Reichweite, Rechtsform und Förderbedingungen gegenüber.112 Um der Lage Herr zu wer- den, helfen die folgenden Schritte dabei, die Förderstiftungen zu finden, deren Stiftungszweck zum Inhalt des Projekts passen.

- Erst persönliche Kontakte aufspüren

- Persönliche Kontakte im privaten Umfeld, die Ansprechpartner bei Förderstiftungen kennen und als Mittelsperson das Projekt empfehlen können

- Persönliche Kontakte, die selbst für eine Förderstiftung tätig sind113

- Datenbanken erschließen114 o Stiftungsverwaltungen o Banken

- Kommune

- Landeskirchen

- Stiftungstreuhänder

- Online geführte Stiftungsverzeichnisse115

- Regionale Suche forcieren, da fast ¾ der Stiftungen regional begrenzt fördern
- Kommune und Landeskirche nach Stiftungsförderung in der Region fragen
- Regionale Tagespresse nach Berichten von Stiftungsaktivitäten durchleuchten
- Ausschreibungen von Preisen und Wettbewerben
- Erfahrungsaustausch mit vergleichbaren Projekten und Organisatio- nen
- Beratung von Wohlfahrtsverbänden oder Fundraising-Agenturen116

Nachdem die ersten Grundinformationen über infrage kommende Stiftungen gesammelt sind, werden diese nun nochmals selektiv angeschaut. Dabei gilt es herauszufinden, ob die grob gefilterten Stiftungen auch wirklich eine Chance auf eine Projektförderung bieten, wozu die jeweils aktuellen Aktivitäten und Tätig- keitsbereiche im Detail in Erfahrung gebracht werden müssen.117 Um dies zu erreichen, ist ein erster Kontakt mit den Stiftungen unumgänglich,118 denn der

veröffentlichte Stiftungszweck sagt oft nur wenig über die aktuellen Förder- schwerpunkte aus.119

Für einen erfolgreichen und informativen Erstkontakt sind einige Dinge zu be- achten.

- Überblick über mögliche Ansprechpartner verschaffen
- Wer ist anzurufen?
- Welche Funktion hat diese Person bei der Stiftung?
- Stehen mehrere Ansprechpartner zur Verfügung?

- Fragen, die nach dem Gespräch geklärt sein sollten
- Warum wurde diese Stiftung ausgesucht?
- Stimmen die Projektziele mit der aktuellen Förderpolitik der Stiftung überein?
- Besitzt die Stiftung die Förderkapazität?
- Wie sehen die Entscheidungsstrukturen der Stiftung aus?
- Wie verläuft eine Antragsstellung?120
- Welche Beispiele von geförderten Projekten der Stiftung gibt es?
- Wie hoch sind die durchschnittlichen und maximalen Fördersummen?
- Existiert eine Antragsfrist und wie lange dauert danach die Bewilli- gung?
- An wen soll der Antrag gerichtet werden? 121
- Welche Kosten werden bis zu welcher Höhe gefördert?
- Stehen auch schriftliche Informationen, z. B. Förderrichtlinien und Tä- tigkeitsberichte, zur Verfügung?

Der Erstkontakt entsteht am besten durch einen Telefonanruf, da auf diese Weise sehr gut auf die Antworten des Gesprächspartners eingegangen und nachgefragt werden kann. Bei einem ersten Kontakt per Brief sollte darauf geachtet werden, dass dieser eine Länge von 1-2 Seiten nicht überschreitet. In der heutigen Zeit ist aber auch der elektronische Weg per E-Mail akzeptiert und bietet eine schnelle und unkomplizierte Kontaktmöglichkeit mit der Stiftung. Jedoch sollte auch hier, wie bei einem Brief, auf die richtige Wortwahl, die Syn- tax und auch das äußere Erscheinungsbild geachtet werden. Es ist nicht rat- sam, die gleiche E-Mail per Verteiler an alle Stiftungen der engeren Wahl zu mailen, denn jede Stiftung sieht sich als Unikat, die ihre spezielle Philosophie zunächst ergründet haben will, bevor sie sich als Partner gewinnen lässt.122

Im Anschluss ist noch zu klären, ob zunächst eine Projektskizze oder bereits ein ausführlicher Förderantrag gewünscht ist. Im Falle der sofortigen Zusen- dung der Projektskizze incl. Anschreiben sollte nach ca. zehn Tagen nochmals telefonisch nachgefragt werden, ob grundsätzlich eine Fördermöglichkeit be- steht. Alle Fragen, die beim ersten Kontakt nicht geklärt werden konnten, sollten spätestens jetzt angesprochen werden.123 Letztendlich verbleiben für eine lohnende Antragsstellung nur noch einige wenige Förderstiftungen.

Der oben beschriebene Ablauf, der Akquise von Stiftungsmitteln, ähnelt der persönlichen Bewerbung bei einem Arbeitgeber, und tatsächlich will auch jede Stiftung erkennen, dass die Anfrage bewusst an sie gerichtet ist.124 Es fehlt also nur noch die Bewerbung bei der Stiftung in Form eines Förderantrags.

Einige Stiftungen stellen inzwischen einen standardisierten und strukturierten Förderantrag zur Verfügung, welcher auf jeden Fall verwendet werden sollte.

Ist diese Möglichkeit nicht gegeben, ist der Förderantrag selbstständig zu ent- werfen. Dieser kann je nach Wunsch der Stiftung von einem freundlichen Brief mit ansprechenden Unterlagen bis hin zu einer ausführlichen, einem Business plan ähnlichen Konzeption mit klaren Anforderungen reichen.125 Bei der Antrag- stellung sollten Offenheit und Transparenz beachtet126 und wie bei den voran- gegangenen Kontakten auf sog. „böse Wörter“, wie Geldgeber, Drittmittel usw. aus Gründen des Respekts verzichtet werden.127

Eine gute Hilfestellung bei der Erstellung eines umfangreichen Förderantrags geben die folgenden Bücher und Internetseiten.

- Stiftungen nutzen – Stiftungen gründen von Peter Lindlacher und Alexan- der Gregory (S. 143-146)
- Fördertöpfe für Vereine, selbstorganisierte Projekte und politische Initiati- ven von Netzwerk Selbsthilfe e. V. (S- 11-12)
- Handbuch Fundraising Spenden, Sponsoring, Stiftungen in der Praxis von
Marita Haibach (S. 375-377)
- Unter www.buergergesellschaft.de → „Eine Stiftung nutzen“ → „Entwick- lung einer Antragskultur“ (S. 3)
- Unter www.socialnet.de → Materialien→ Erscheinungsdatum: 02.07.2001

„Akquisition von Stiftungsmittel“

Der Vollständigkeit halber soll jedoch abschließend noch kurz ein Blick auf die Merkmale eines Förderantrags geworfen werden.

Auch wenn die Details von Antrag zu Antrag variieren, ist davon auszugehen, dass ein gelungener Antrag folgende Anforderungen erfüllt:

- Der Titel ist prägnant, kurz und ansprechend.
- Durch eine detaillierte Projektbeschreibung erschließt sich der Inhalt über einen logischen Aufbau.
- Die Idee wird verständlich erläutert, wodurch der Leser nicht ermüdet.
- Es wird deutlich, welche Ziele mit welcher Vorgehensweise erreicht wer- den und wer genau damit erreicht wird.128

[...]


1 Vgl. van Bentem, 2006, S. 94.

2 Vgl. Gensicke et al., 2006, S. 13.

3 Berechnet nach den Angaben zur „Bevölkerung nach Altersgruppen 2005 – Altersgruppe 15-65“ des Statistischen Bundesamts (www.destatis.de) [05.02.2010]

4 Vgl. Zimmer/Hallmann, 2005, S. 105 f.

5 Vgl. van Bentem, 2006, S. 121.

6 Ebd., S. 121.

7 Vgl. Anheier et al., 1997, S. 15f.

8 Die Studie des JHP untersucht in mehreren Dimensionen die Relevanz des Dritten Sektors, u. a. den Beitrag zum Sozialprodukt und zum Wirtschaftswachstum. Aus Gründen der Veranschaulichung wer- den ausschließlich die Ergebnisse der Beschäftigungswirkung erläutert. Die gesamten Ergebnisse und auch aktuellsten Zahlen sind unter http://www.ccss.jhu.edu/index.php?section=content&view=9&sub=3 [14.03.2010] dargestellt

9 Vgl. Priller et al., 1999, S 100f. oder vgl. http://www.ccss.jhu.edu/pdfs/CNP/CNP_GCS1_Germany.PDF. [19.02.2010]. Zu berücksichtigen ist eine besondere Erhebungsproblematik, da die in der Studie verwendete Kategorie „Organizations without profit motive“ bei den deutschen amtlichen Statistiken meist zusammengefasst unter dem öffentlichen Sektor oder den privaten Haushalten zu finden ist. Die Studie griff daher auf Angaben von Einzelorganisationen und Primärerhebungen zurück.

10 Vgl. Bellmann et al., 2002. Die Studie betrachtete den Zeitraum Juni 1999 bis Juni 2000. Die Stichpro- be umfasste 809 identifizierte Betriebe des Dritten Sektors, welche auf 76.000 Betriebe hochgerechnet wurden. Dabei kamen nur Betriebe in die Betrachtung, die mindestens einen sozialversicherungs- pflichtigen Beschäftigen hatten. Es ist davon auszugehen, dass dadurch besonders kleinere NPOs un- berücksichtigt bleiben.

11 Vgl. http://bibliothek.wzb.eu/wzbrief-arbeit/WZbriefArbeit032009_dathe_hohendanner_priller.pdf [31.01.2010]

12 Vgl. Pagels, 2005, S. 8.

13 Vgl. Enquete-Kommission, 2002, S. 232.

14 Vgl. Strasser/Stricker, 2005, S. 129.

15 Vgl. Pagels, 2005, S. 6.

16 Vgl. Pues, 2007, S. 20.

17 Ebd., S. 10.

18 Vgl. Pues, 2007, S. 13.

19 Vgl. Toepler/Anheier, 2005, S. 49.

20 Vgl. van Bentem, 2006, S. 96.

21 Ebd., S. 98.

22 Vgl. Toepler/Anheier, 2005, S. 49. Eine Kurzübersicht über vorherrschende Dritter-Sektor-Theorien findet sich im gleichen Werk auf den Seiten 62-63.

23 Vgl. van Bentem, 2006, S. 100.

24 Ebd., S. 101.

25 Vgl. Enquete-Kommission, 2002, S. 2.

26 Die Gruppe der Angestellten im Dritten Sektor ist nicht weniger bedeutsam. Auf sie wird im Kapitel 1.3 „Finanzielle Situation des Dritten Sektors“ detaillierter eingegangen. Jedoch spiegeln die freiwillig En- gagierten die Struktur des Dritten Sektors am deutlichsten wieder.

27 Der Freiwilligensurvey wurde erstmals 1999 im Auftrag der Bundesregierung durchgeführt. Die damali- gen Ergebnisse gaben den Anstoß, dass im Rahmen des 2002 veröffentlichten Berichts „Zukunft des Bürgerschaftlichen Engagements“ der Enquete-Kommission erste entsprechende Gesetzesänderun- gen entstanden. Die Ergebnisse des dritten Freiwilligensurveys werden Ende 2010 erwartet. Der ausführliche Bericht wird auf der Website des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Ju- gend www.bmfsfj.de veröffentlicht.

28 Vgl. Alisch, et al., 2004, Band Bf-E, S. 789.

29 Vgl. http://wirtschaftslexikon.gabler.de/Archiv/7045/freiwillige-v6.html [07.02.2010].

30 Vgl. Gensicke et al., 2006, S. 41.

31 Ebd., S. 338.

32 Vgl. Zimmer/Priller, 2007, S. 47.

33 Vgl. Enquete-Kommission, 2002, S. 111.

34 Ebd., S. 111.

35 Ebd., S. 232 und Zimmer/Priller, 2007. S. 32.

36 Vgl. Enquete-Kommission, 2002, S. 111.

37 Vgl, V&M Service GmbH, 2008, S. 2. Das Ergebnis berücksichtigt die Daten örtlicher Vereinsregister, bei denen es sich um sog. reaktive Register handelt, dies führt zu einer Dunkelziffer der nicht mehr existenten Vereinen. Vereinsauflösungen müssen bei den Amtsgerichten nicht gemeldet werden. Im Rahmen der Neuordnung von Registerbezirken wurde die Anzahl von 600 (2001) auf 398 Amtsgericht (2008) reduziert, die Register auf EDV umgestellt und die Karteileichen aus den Vereinsregistern ent- fernt. Die V&M Service GmbH erhebt zurzeit als Einzige Daten über die Vereine in Deutschland. Ihre Ergebnisse können auf www.npo-info.de [28.10.2009] abgerufen werden.

38 Vgl. van Bentem, 2006, S. 7.

39 Vgl. Zimmer/Priller, 2007, S. 46. Es entsteht der Eindruck, als müssten alle Vereine eine Rechtsform haben und den Gemeinnützigkeitsstatus besitzen. Da jedoch die eine Million eingetragenen und nicht eingetragenen Vereine die gesellschaftlichen Interessen widerspiegeln, wäre dies eine eingeschränkte Sicht der Dinge. Aufgrund seiner Größe bleibt das Vereinswesen ein weißer Fleck auf der Landkarte moderner Gesellschaften und eine bekannte unerforschte Größe in der Organisationslandschaft.

40 Vgl. van Bentem, 2006, S. 8.

41 Vgl. Zimmer/Hallmann, 2005, S. 103.

42 Vgl. van Bentem, 2006, S. 120.

43 URL: http://www.ccss.jhu.edu/pdfs/CNP/CNP_table401.pdf [11.02.2010]

44 Vgl. Haibach, 2006, S. 31.

45 Vgl. Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, 2006.

46 Vgl. van Bentem, 2006, S. 111, 113 u. 116.

47 Vgl. Haibach, 2006, S. 29f.

48 Vgl. van Bentem, 2006, S. 116.

49 Vgl. Haibach, 2006, S. 31.

50 Vgl. van Bentem, 2006, S. 116.

51 Vgl. Enquete-Kommission, 2002, S. 113.

52 Vgl. van Bentem, 2006, S. 259f. Der Erhebungszeitraum war 1999-2000, seither gab es keinerlei vergleichbare Studien. Auf den Seiten 152-154 sind Tätigkeitsfelder des lokalen Dritten Sektors abge- bildet, sowie deren Vereinstypen. Weitere Daten und Anmerkungen zur Finanzierungsstruktur im Drit- ten Sektor finden sich bei Strachwitz (1998), Dritter Sektor – Dritte Kraft. Versuch einer Standortbestimmung, Stuttgart, S. 475-492, sowie Zimmer/Priller (2007), Gemeinnützige Organisationen im ge- sellschaftlichen Wandel. Ergebnisse der Dritte-Sektor-Forschung. Wiesbaden, 60ff.

53 Vgl. van Bentem, 2006, S. 261-266

54 Ebd. , S. 269.

55 Vgl. Gensicke et al., 2006, S. 30f.

56 Vgl. van Bentem, 2006, S. 272.

57 Vgl. Zimmer/Priller, 2007, S. 84.

58 Vgl. Schnurbein, 2008, S. 120.

59 Vgl. Enquete-Kommission, 2002, S. 2.

60 Vgl. Zimmer/Priller, 2007, S. 83.

61 Vgl. Pagels, 2005, S. 9.

62 Vgl. Priller, 2005, S. 325-328.

63 Vgl. Fouarge, 2003, S. 3.

64 Vgl. Haibach, 2006, S. 32.

65 Vgl. Bundesverband Deutscher Stiftungen, 2008, S. 13.

66 Vgl. Pues, 2007, S. 19.

67 Ebd., S. 9.

68 Vgl. Bundesverband Deutscher Stiftungen, 2008, S. 10 u. 14.

69 Vgl. Pues, 2007, S. 106.

70 Vgl. Wigand, 2009, S. 32.

71 Vgl. Giersberg, 2008, o. S.

72 Vgl. Bundesverband Deutscher Stiftungen, 2008, S. 10.

73 Ebd., S. 11.

74 URL: http://www.stiftungen.org/files/original/galerie_vom_10.10.2005_12.40.23/Jahresstatistik.pdf [05.03.2010]

75 URL: http://www.stiftungen.org/files/original/galerie_vom_10.10.2005_12.40.23/Jahresstatistik.pdf [05.03.2010]

76 Vgl. Wigand, 2009, S. 36.

77 Vgl. Pues, 2007, S. 85.

78 Ebd., S. 86.

79 Ebd., S. 87.

80 Vgl. Damm, 2008, S. 133.

81 Vgl. Pues, 2007, S. 24.

82 Vgl. Bundesverband Deutscher Stiftungen, 2008, S. 143.

83 Vgl. Wigand, 2009, S. 33.

84 Vgl. Bundesverband Deutscher Stiftungen, 2008, S. 143.

85 Vgl. Pues, 2007, S. 24.

86 Vgl. Wigand, 2009, S. 33.

87 Vgl. Pues, 2007, S. 25.

88 Vgl. Pues, 2007, S. 31.

89 Ebd., 2007, S. 22.

90 Vgl. Enquete-Kommission, 2002, S. 117.

91 Vgl. ami, 2008. Dabei wurde überwiegend das Vermögen der Stiftungen mit der Rechtsform „Stiftun- gen des bürgerlichen Rechts“ berücksichtigt.

92 Vgl. Damm, 2008, S. 134.

93 Die hier gezeigten Daten berufen sich auf die Stiftungsdatenbank des MAECENATA Instituts, die 2006 in Summe 10.917 Stiftungen beinhaltete. Diese wurde als repräsentativ erachtet, da sich auch die En- quete-Kommission in ihrem Bericht von 2002 auf S. 117 der Daten des Instituts bedient. Da jede Stif- tung mehrere unterschiedliche Zwecke verfolgen kann, waren Mehrfachnennungen möglich. Eine al- ternative Datenerhebung stellt auch der Bundesverband Deutscher Stiftungen bereit. Hier werden je- doch nicht alle möglichen Zwecke einer Stiftung berücksichtigt, sondern nur der aktuelle Förder- schwerpunkt, sodass sich bei der Stiftungszweckhauptgruppe „Soziales“ ein Prozentsatz von 32,0 % ergibt.

94 Vgl. Haibach, 2006, S. 178.

95 Vgl. Netzwerk-Selbsthilfe e. V., 2009, S. 9.

96 Vgl. Göring, 2008, o. S.

97 URL: http://www.buergergesellschaft.de/praxishilfen/stiftungen/stiftungswesen-in-deutschland/104228/ [20.02.2010]

98 Vgl. Pagels, 2005, S. 31.

99 Vgl. URL: http://www.stiftungen.org/index.php?strg=82_89_230&baseID=615 [20.02.2010].

100 Vgl. Enquete-Kommission, 2002, S. 116.

101 Ebd., 2002, S. 118f.

102 Vgl. URL: http://www.buergergesellschaft.de/praxishilfen/stiftungen/stiftungswesen-in- deutschland/104228/ [20.02.2010].

103 Vgl. Pues, 2007, S. 21.

104 Vgl. Haase-Theobald, 2009, S. 27.

105 Vgl. Ollrog, 2008, o. S.

106 Vgl. Daubenthaler et al., 2008, S. 11f.

107 Vgl. URL: http://www.buergergesellschaft.de/praxishilfen/stiftungen/eine-stiftung-nutzen/entwicklung- einer-antragskultur/entwicklung-einer-antragskultur/105952/ [20.02.2010].

108 Vgl. Bundesverband Deutscher Stiftungen, 2008, S. 134.

109 Vgl. URL: http://www.buergergesellschaft.de/praxishilfen/stiftungen/eine-stiftung-nutzen/entwicklung- einer-antragskultur/entwicklung-einer-antragskultur/105953/ [24.02.2010].

110 Hilfestellungen für den Weg zur richtigen Konzeption und der Auseinandersetzung mit dem geplanten Projekt geben: Stalfort, 2008, S. 147f.; URL: http://www.socialnet.de/materialien/37.php [25.02.2010]; Netzwerk Selbsthilfe e. V., 2009, S. 10; Bundesverband Deutscher Stiftungen, 2008, S. 135.

111 Vgl. Haibach, 2006, S. 373.

112 Vgl. Damm, 2008, S. 132.

113 Vgl. Stalfort, 2008, S. 149.

114 Vgl. Damm, 2008, S. 139.

115 Eine Auswahl von Stiftungsverzeichnissen findet sich im Anhang B1, Fragebogen Nonprofit- Organisationen unter der Frage 15.

116 Vgl. Lindlacher/Gregory, 2008, S. 141f.

117 Vgl. URL: http://www.buergergesellschaft.de/praxishilfen/stiftungen/eine-stiftung-nutzen/entwicklung- einer-antragskultur/entwicklung-einer-antragskultur/105953/ [27.02.2010].

118 Ein besonderer Vorteil beim Erstkontakt stellen sog. Brückenpersonen dar, die im besten Fall als ehrenamtliche Botschafter des Projekts einen „warmen“ Kontakt mit einem ihr bekannten Ansprech- partner bei der Stiftung herstellen. Kennt man jedoch keine solche Brückenperson, ist es auch hilfreich, sich beim Erstkontakt auf ein Brückenprojekt zu berufen, das die Stiftung vor Kurzem gefördert hat und das man somit gut als Gesprächseinstieg aufgreifen kann. (Vgl. Stalfort, 2008, S. 150f.)

119 Vgl. Bundesverband Deutscher Stiftungen, 2008, S. 135.

120 Vgl. Lindlacher/Gregory, 2008, S. 142f.

121 Vgl. Baier, 2008, S. 15.

122 Vgl. Damm, 2008, S. 132.

123 Vgl. Haibach, 2006, S. 374.

124 Vgl. Bundesverband Deutscher Stiftungen, 2008, S. 135.

125 Vgl. Lindlacher/Gregory, 2008, S. 143.

126 Vgl. Netzwerk Selbsthilfe e. V., 2009, S. 10.

127 Vgl. Stalfort, 2008, S. 150.

128 Vgl. Bundesverband Deutscher Stiftungen, 2008, S. 136.

Ende der Leseprobe aus 210 Seiten

Details

Titel
Ansätze zur Verbesserung der Kommunikation zwischen Nonprofit-Organisationen und Förderstiftungen
Hochschule
Hochschule Ludwigshafen am Rhein
Autor
Jahr
2010
Seiten
210
Katalognummer
V168291
ISBN (eBook)
9783640853700
ISBN (Buch)
9783640853991
Dateigröße
5638 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Stiftung, Förderstiftung;, Dritter Sektor;, Philantropie;, Non-Profit;, Gemeinnützigkeit;, Gemeinnützige Organisationen;, Förderanträge;, Fundraising
Arbeit zitieren
Thomas Deutsch (Autor:in), 2010, Ansätze zur Verbesserung der Kommunikation zwischen Nonprofit-Organisationen und Förderstiftungen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/168291

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