Die KirchGruppe


Hausarbeit (Hauptseminar), 2003

24 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhalt

1. Einleitung

2. Leo Kirch: Sein Leben und Werk
2.1 Der Aufstieg des Kirch-Imperiums
2.2 Der „findige“ Unternehmer Leo Kirch

3. Strukturen und Aufbau der KirchGruppe
3.1 Die KirchHolding
3.2 Die KirchMedia
3.3 Das KirchPayTV
3.4 Die KirchBeteiligung

4. Unternehmensgrundsätze und Visionen
4.1 Eigenständigkeit der Sendermarken
4.2 Mitarbeiterorientierung und Mitarbeiterintegration
4.3 Fokussierung auf Zuschauer, Erfahrungen und Leitmotive
4.4 Visionen

5. Kirchs ökonomische Vision
5.1 Vertikale Integration bei Medienunternehmen
5.2 Die Vorteile vertikaler Integration
5.3 Ergänzung der Vision durch horizontale Integration

6. Der Untergang des Kirch-Imperiums
6.1 Verlauf der Krise
6.2 Ursache des Scheiterns
6.3 Die aktuelle Lage der KirchGruppe heute

7. Fazit

8. Quellenangaben

1. Einleitung

Konvergenz und Entertainment: Das waren die Schlagworte mit denen sich die KirchGruppe in den letzten Jahren in Verbindung brachte. Mit ihrem fast märchenhaften Aufstieg und Etablierung auf dem deutschen sowie auch internationalen Medienmarkt machte sie so manchem Medienunternehmen Konkurrenz. Was war das für eine Vision, die Leo Kirch mit seiner KirchGruppe verfolgte? Konnte er sie auch nach seinen Vorstellungen realisieren und ist diese auch in der Unternehmenskultur wieder zu finden? Gerade durch die Insolvenz des ehemaligen Kirch-Imperiums und des erst kürzlich zustande gekommenen Verkaufs der ProSiebenSat.1 Media AG sind Aufstieg und Fall Kirchs, der die Medienlandschaft stark erschütterte, wieder in die Diskussion geraten.

In dieser Seminararbeit soll der Wirtschaftsstil der KirchGruppe näher betrachtet werden. Dazu wird im Folgenden zunächst auf den Werdegang und die Person eingegangen, die hinter diesem Unternehmen steht: Leo Kirch. Im Anschluss daran wird der Aufbau der KirchGruppe die Unternehmensstrukturen dargestellt, da sie deren wahrnehmbaren Teil der Unternehmenskultur verkörpert, der zum Verständnis wichtig ist. Schließlich soll verstärkt auf die Unternehmensgrundsätze und Visionen der KirchGruppe eingegangen werden, in deren die Unternehmenskultur verankert ist. Gerade aber auch Kirchs Vision eines vertikal integrierten Unternehmens stellte die Basis seines Unternehmens dar und verdient deswegen eine Betrachtung. Um dieses Thema zu ergänzen wird zusätzlich auf den Untergang des Unternehmens eingegangen und versucht die Gründe für das Scheitern zu finden.

2. Leo Kirch: Sein Leben und Werk

Leo Kirch wurde am 21. Oktober 1926 als Sohn eines Winzers in Würzburg geboren.[1] Nach dem Abitur absolvierte er ein Studium der Mathematik und Betriebswirtschaft in Würzburg und München. Im Anschluss an seine Promotion in München widmete er sich als Assistent an der Universität primär den elektronischen Medien.[2] Zusammen mit einem ehemaligen Kommilitonen gründete er 1955 die Firma Sirius Film und Einkauf GmbH.[3] Bereits ein Jahr später begann die rasante Entwicklung des Erfolgsunternehmens Kirchs, indem er die Kinorechte an Fellinis Film „La Strada” für 130.000 DM erwarb.[4] Dieser Film blieb zunächst ein Flop in den Kinosälen, wurde später jedoch als Video zum Kultfilm, wodurch finanzielle Mittel in das Unternehmen Kirchs zurückflossen und der Grundstock mit zusätzlichen Filmrechten erweitert werden konnte. Dieser bildete letztendlich das Fundament seines Werkes.

2.1 Der Aufstieg des Kirch-Imperiums

Mit der Gründung der Tochterfirmen BetaFilm 1959 sowie der TaurusFilm 1963 stieg Kirch nicht nur aktiv in den Filmrechtehandel ein, sondern beteiligte sich ebenso in der Produktion im Fiktionsbereich.[5] Schon im Jahre 1963 konnten mehr als 600 Filme zum Besitz Leo Kirchs gezählt werden. Kurze Zeit später waren es sogar schon über 2000.[6] Zu dieser Zeit stellte das Zweite Deutsche Fernsehen einen auf persönlichen Beziehungen beruhenden Geschäftspartner dar, welcher einen wesentlichen Teil von Kirchs Filmarchiv für die Gestaltung des Programms kaufte.[7]

Mit der Gründung von Unitel stieg Kirch in die Produktion von klassischen Musikprogrammen ein, was einen ersten Schritt in eine vertikale Unternehmensintegration darstellte, da die KirchGruppe, wie sich später zeigen sollte, auf diesem Prinzip aufgebaut wurde. Dieses Ziel verfolgte Kirch auch mit der TaurusMediaTechnik, einem selbständigen Tochterunternehmen, welches 1975 als technisches Servicezentrum etabliert wurde.[8] Das Expansionsvorhaben weitete sich in den 80er Jahren aus, indem Kirch Gesellschafter des Axel Springer Verlages sowie des Schweizer Pay-TV Senders Teleclub wurde. Zum ersten Mal investierte er im Bereich des deutschen Free-TV in den Sender Sat.1.[9] Sein Engagement im Sportrechtehandel seit den frühen 90ern führte dazu, dass die erfolgreichsten Sportrechteagenturen zur KirchGruppe zuzuordnen sind, welche die Rechte an den populärsten und attraktivsten Disziplinen besitzen.[10]

1991 gründete Leo Kirch zusammen mit dem Bertelsmannkonzern und Canal Plus die Pay-TV Plattform Premiere.[11] Fünf Jahre später im Juli 1996 entstand durch Kirch das erste digitale Pay-TV DF1.[12] Da der erwartete Erfolg der beiden Sender ausblieb, versuchten Bertelsmann und Kirch DF1, Premiere und das Deutsche Sportfernsehen zusammenzufassen. Sie wurden jedoch vom Bundeskartellamt daran gehindert, woraufhin Bertelsmann seine Anteile bei Premiere an Kirch verkaufte.[13] Schließlich gelang es Kirch Premiere und DF1 1999 schließlich zu PPREMIERE WORLD zu fusionieren.[14] Dieses ist seither digital und analog zu empfangen.[15] Die ProSieben Media AG, welche im Mehrheitsbesitz seines Sohnes Thomas Kirch stand, wurde noch im gleichen Jahr in die KirchGruppe eingegliedert.[16] Diese Integration der neu entstandenen ProSiebenSat.1 Media AG bereitete ihren Börsengang im Oktober 2000. Es zeigte sich nun ein ganz anderes Bild des Kirch Konzerns: Kirch wollte bei der Produktion und Verwertung audiovisueller Güter entstehenden Synergiepotentiale nutzen, die sich nur durch vertikale Integration des Unternehmens erschaffen ließen.[17] Schon bald zeigte sich, dass Kirch sich nicht nur auf den Filmrechtehandel beschränken ließ und „eine lückenlose Kette, die vom Handel mit Filmrechten über die Bearbeitung und Synchronisation über das Merchandising bis hin zu eigenen Fernsehsendern reicht”[18] entstehen ließ. Seine Vision von einem vollintegrierten Medienunternehmen, das alle Ebenen der Wertschöpfungskette, d. h. von der Produktion, Programm, Vervielfältigung bis hin zum Vertrieb miteinander vereint, wollte er mit der KirchGruppe zur Wirklichkeit werden lassen.

Des Weiteren wurden die internationalen Beziehungen zu anderen Produktions- und Medienunternehmen ausgebaut. So profitierte die KirchGruppe lange Zeit durch ihre Verträge zu berühmten Hollywoodstudios.[19] Ebenso war sie auch über die Epsilon MediaGroup als Produzent und Koproduzent erfolgreicher Kinofilme, TV-Movies und Serien international tätig.[20] Zusammen mit der KirchMediaEntertainment verstärkte sie ihre Bemühungen seit Anfang 2001 im Bereich der Entwicklung, Produktion und Vertrieb von innovativen Unterhaltungsformaten.[21]

2.2 Der „findige“ Unternehmer Leo Kirch

Des Weiteren ist über Kirchs Privatleben aufgrund seiner Medien- und Publikumsscheue wenig bekannt.[22] Erst 1997 gab er sein erstes Interview sorgfältig ausgewählten Journalisten. Ihm unangenehm erscheinende Journalisten erhielten fortwährend keine Einladungen oder Presseinformationen.[23] Dementsprechend wirkte er wegen seiner Unerreichbarkeit durch die Medien in der Öffentlichkeit eher suspekt und undurchsichtig.[24]

Leo Kirch ist ein Musterbeispiel für einen Aufsteiger im Mediengeschäft. Der „Risikofreudige“[25] wollte ganz nach oben. Er wird dabei häufig auch als der findige und dynamische Unternehmer beschrieben, die gleichzeitig auch seine Entwicklungswege charakterisieren. Der findige Unternehmer ist jemand, der von den Wissensunterschieden in der Gesellschaft profitiert, der Gewinnpotentiale nicht nur zu erkennen, sondern auch zu realisieren vermag. Während dies auf den ersten Teil seiner Kariere, vom Kauf von Fellinis „La Strada” bis hin zum Aufbau seines Konzerns, zutrifft, ist der dynamische Unternehmer kennzeichnend für den Ausbau seines Unternehmens: Die Fähigkeit, die Marktposition der Konkurrenz durch Entwicklung neuer Produkte, neuer Technologien und neuer Organisationsstrukturen zu halten oder gar zurück zu weisen.[26]

Er wird mit Eigenschaften wie Dreistigkeit, Verschlagenheit und Cleverness beschrieben, die in der harten Medienbranche von Nöten sind, um zu überleben.[27] Geld „interessiert[e] ihn lediglich als Mittel zum Zweck, die Firma auszubauen und sie zum Teil einer europäischen Medienmacht zu machen, die gegen die USA standhält.”[28] Stattdessen schätzt er die persönlichen Kontakte zu einflussreichen Personen, Politikern, wie Helmut Kohl und anderen Funktionären sehr.[29] Der als leicht machthungrig und als „amüsanter Plauderer”[30] geltende Unternehmer, der mit dem richtigen Know-how jede Taktik von grober Einschüchterung bis charmanten Umgarnen anwendet, um Vorteile für sein Unternehmen zu erzielen. In den Medien wurde er häufig als charismatisch beschrieben und durch sein starkes Sendungsbewusstsein gleichgesetzt mit Persönlichkeiten wie Axel Springer und Reinhard Mohn, welche die Medienlandschaft bedeutend geprägt haben.[31] Von seinen Mitarbeitern fordert er alles. Sein patriarchischer Stil greift bei Versagen bis auf die unterste Ebene knallhart durch. Durch seine Strategie der „Paketlösungen“[32], in denen er Premium-Filme mit Massenware koppelte, machte er die öffentlich-rechtlichen Gebührenverteiler immer abhängiger von seinen Lieferungen.

3. Strukturen und Aufbau der KirchGruppe

Die Geschichte des Konzern ist von drei Phasen von Konzernaktivitäten gekennzeichnet: Diese sind für den Aufbau der ehemaligen KirchGruppe bzw. der viel wichtigeren KirchMedia verantwortlich und lassen sich auch heute noch in deren Aufbau erkennen. Zum einen gehörte dazu die Etablierung des Filmrechtehandels unter der Ausnutzung der Arbitragefunktion, wobei darunter die durch Ein- und Verkauf entstehende Gewinnspanne verstanden wird. Zum zweiten war die KirchGruppe durch aktive und erfolgreiche Durchsetzung des privaten Rundfunks beteiligt. In den letzten Jahren verstärkte sie ihr Engagement hinsichtlich der Etablierung und der Durchsetzung des digitalen Pay-TV als Innovation auf dem Rundfunkmarkt.[33]

3.1 Die KirchHolding

Nach dem Wechsel des Alleineigentümers Kirch zu einer Eigentümergruppe Anfang 1999 wurden die Unternehmen und Beteiligungen der KirchGruppe in drei Teilbereiche strukturiert: KirchMedia GmbH & Co. KGaA, KirchPayTV GmbH & Co. KGaA und KirchBeteiligungs GmbH & Co. KG. Ab April 2000 wurden sie in einer Holdinggesellschaft zusammengefasst, welche von der Kirch-Unternehmensstiftung, der Konzernzentrale, zu 100 Prozent gehalten wurde.[34]

[...]


[1] Profil: Leo Kirch, >>http:// www.ftd.de/db/mu/2705246.html<< Stand: 21.11.2001.

[2] Vgl. ebd.

[3] Vgl. ebd.

[4] Bleyer, Heinz: Medienmogul Leo Kirch!, >>http://www.positivenews.de/kirch.htm<< Stand 23.06.2003.

[5] Vgl. ebd.

[6] Vgl. ebd.

[7] Vgl. ebd.

[8] KirchGruppe: Pressemappe, S. 6.

[9] Vgl. ebd., S. 6.

[10] Vgl. ebd., S. 6.

[11] Woldt, Runar: Pay-TV: Marktbereinigung auf breiter Front, S. 539.

[12] KirchGruppe: Pressemappe, S. 6.

[13] Woldt, S. 540.

[14] Dreier, Hardy: Das Mediensystem in der Bundesrepublik Deutschland, S. 265.

[15] Vgl. ebd., S. 265.

[16] KirchGruppe: Pressemappe, S. 6.

[17] Kiefer, Marie-Luise: Kirch-Insolvenz: Ende einer ökonomischen Vision, S. 492.

[18] Bleyer, >>http://www.positivenews.de/kirch.htm<< Stand 23.06.2003.

[19] Vgl. ebd.

[20] KirchGruppe: Pressemappe, S. 7.

[21] Vgl. ebd., S. 7.

[22] Bleyer, >>http: //www.positivenews.de/kirch.htm<< Stand 23.06.2003.

[23] Vgl. ebd.

[24] Jakobs, Hans-Jürgen/Müller, Uwe: Leo Kirch - Kunstfreund und Hasardeur, S. 255 f.

[25] Kiefer, S. 491.

[26] Vgl. ebd., S. 491.

[27] Jakobs/Müller, S. 256.

[28] Kiefer, S. 493.

[29] KirchMedia Geschäftsbericht, S. 11.

[30] Jakobs/Müller, S. 258.

[31] Kiefer, S. 493.

[32] Vgl. ebd., S. 493.

[33] Vgl. ebd., S.493.

[34] KirchGruppe Pressemappe, S.5.

Ende der Leseprobe aus 24 Seiten

Details

Titel
Die KirchGruppe
Hochschule
Friedrich-Schiller-Universität Jena  (Philosophische Fakultät)
Veranstaltung
Interkulturelle Wirtschaftsstile
Note
1,7
Autor
Jahr
2003
Seiten
24
Katalognummer
V16800
ISBN (eBook)
9783638215329
Dateigröße
517 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
KirchGruppe, Interkulturelle, Wirtschaftsstile
Arbeit zitieren
Sandra Urban (Autor:in), 2003, Die KirchGruppe, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/16800

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