„Social Communities“ - Formen sozialer Netzwerke im Internet aus Sicht der analytischen Soziologie


Hausarbeit, 2009

17 Seiten, Note: 2,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Einleitung

1. Soziale Netzwerke
1.1 Definition soziale Netzwerke
1.2 Definition virtuelle Netzwerke
1.3 Zusammenfassung

2. Entschlusselung sozialer Phanomen mit Hilfe der mechanismen-basierten Erklarung
2.1 Hedstroms mechanismen-basierte Erklarung
2.2 DBO-Theorie
2.3 Zusammenfassung

3. Erklarung eines konkreten Phanomens anhand der DBO-Theorie
3.1 Der quantitativen Anstieg dervirtuellen Netzwerke
3.2 SozialerWandel durch virtuelle Kommunikation
3.3 Zusammenfassung

Ausblick

Literaturverzeichnis

Einleitung

In unserer heutigen Zeit ist die Kommunikation uber das Internet ein wichtiger Bestandteil des alltaglichen Lebens geworden. E-Mails werden verschickt, Fotos hoch geladen, um sie mit anderen zu teilen, man tauscht sich in Foren uber die verschiedensten Themen aus und tritt sogenannten virtuellen Communities bei. Durch den Gebrauch interaktiver Medien konnen Individuen miteinander kommunizieren, sozial handeln und haben die Moglichkeit sich in eine virtuelle Gesellschaft einzufugen. Doch sind diese vermeintlich oberflachlichen Kontakte im Internet mit den Face-to-face Begegnungen im wirklichen Leben vergleichbar? Konnen die Internetbekanntschaften etwa zum Ersatz fur real eventuell nicht existierende Freundschaften werden? Wodurch kommt es zu dem rasanten Anstieg der ,,social networks" und wie verandert sich die Sozialstruktur unserer Gesellschaft durch den massenhaften Gebrauch der modernen Kommunikationsmedien? Mit diesen Fragen mochten ich mich in meiner Hausarbeit beschaftigen und das zugrunde liegende soziale Phanomen aus Sicht der analytischen Soziologie, entschlusseln.

Im ersten Kapitel werde ich zunachst genauer auf soziale und virtuelle Netzwerke im Allgemeinen eingehen. Es soll dabei vor allem herausgestellt werden, inwiefern sich die Struktur der modernen soziale Netzwerke in den letzten Jahren verandert hat. Das zweite Kapitel stellt eine kurze Rekapitulation des mechanismen-basierten Erklarungsansatzes von Peter Hedstrom dar, um diesen im folgenden praktisch anwenden zu konnen. SchlieRlich werden ich im dritten Kapitel mit Hilfe der DBO- Theorie von Peter Hedstrom das konkrete soziale Phanomen ergrunden. Hier soll primar untersucht werden, warum immer mehr Menschen die virtuellen Kommunikationsplattformen im Internet nutzen, ob dieses Phanomen Auswirkungen auf den sozialen Wandel hat und wie sich dieser Wandel in unserer Gesellschaft bemerkbar macht.

1. Soziale Netzwerke im Internet

1.1 Soziale Netzwerke

Im alltaglichen Sprachgebrauch wird unter einem Netzwerk eine miteinander verknupfte Struktur verstanden. Die Soziologie nutzt dieses Bild um komplexe Beziehungen zwischen verschiedenen Akteuren darzustellen. Manuel Castells, der den Begriff der „Netzwerkgesellschaft“ pragte, skizziert den Netzwerkbegriff etwa als ein Set von Knoten und deren Verbindungen untereinander (vgl. Castells 2003: 528 ff.). Knoten konnen sowohl Individuen als auch Institutionen sein, wahrend ihre Verbindungen untereinander einen unterschiedlichen Starkegrad aufweisen. Die Beziehungen der Mitglieder von Gruppen oder Gemeinschaften untereinander sind zumeist eng und strukturiert, man weiR wer dazugehort und wer nicht. Diese Merkmale der engen Zugehorigkeit weisen jedoch nicht alle modernen Sozialstrukturen auf (vgl. Schelske 2007: 123). Gerade fluchtige Sozialkontakte, wie z.B. durch wechselnde Freizeitaktivitaten oder Internet, lassen sich noch nicht als derart differenzierte Beziehungen, wie die der Gruppen oder Gemeinschaften, charakterisieren. Hier ware der Begriff des sozialen Netzwerks angebrachter, da dieser auch lose, weniger strukturierte Verbindungen umfasst. ,,Charakteristisch fur Netzwerke ist die relative Gleichrangigkeit und Autonomie der Akteure, die untereinander eher nonhierarchische Beziehungen eingehen" (Schelske 2007: 123). Soziale Netzwerke bestehen aus einer Vielzahl von sozialen Beziehungen zwischen den einzelnen Mitgliedern, die mithilfe der Netzwerkanalyse genauer untersucht werden konnen. Wird ein ganzes Geflecht von Beziehungen allgemein betrachtet, spricht man von einem „Gesamtnetzwerk“. Bezieht man sich auf die Personen, mit denen ein bestimmter Akteur direkt oder uber mehrere Stufen verbunden ist, handelt es sich um eine Analyse des ,,personlichen Netzwerks" (vgl. Graf 1997: 102). Diese Netze werden in verschiedene Zonen, von starker bis hin zu schwacher Bindung, eingeteilt. Zur ,,primaren Zone" zahlen alle Personen mit denen der Akteur haufig interagiert und eine enge Bindung hat. Innerhalb dieser Zone wird noch einmal zwischen starken Beziehungen (,,strong ties"), wie Familie, engen Freunden und schwachen Beziehungen (,,weak ties"), z.B. Nachbarn oder Arbeitskollegen, unterschieden (vgl. Granovetter 1973: 1360 ff.).

Weiterhin wurde beobachtet, dass die selbstgewahlten, also freiwilligen Beziehungen zu guten Freunden, an die Stelle der Beziehungen zu der entfernteren Verwandtschaft getreten sind (vgl. Simmel 1908: 456-511). Wechselnde soziale Kreise wie die von Familie, Arbeit, Freizeitaktivitaten etc. lassen das Netzwerk in verschiedene Teilbereiche zerfallen. Bestimmte Aktivitaten werden mit bestimmten Freunden verbracht. Es ist eine Entwicklung von triadischen zu dyadischen Interaktionsstrukturen auszumachen. Die ,,Kreuzung sozialer Kreise", also die soziale Differenzierung, die in der modernen Gesellschaft quantitativ zunimmt, tragt entscheidend zur Individualisierung der Menschen bei (vgl. Simmel 1908: 456-511). Zur Zone der „persbnlichen Offentlichkeit" gehoren alle Personen, die Ego sonst noch bekannt sind, sie erstreckt sich um das „persbnliche Netzwerk" des Akteurs (vgl. Graf 1997: 102 f.). AuRerdem sind fur ihn alle Personen bedeutsam, die ihm „in irgendeiner Weise bei der Erreichung seiner Ziele behilflich sind" (ebd.: 104). Diese Hilfsleistungen werden etwa dann geleistet, wenn eine gute Beziehung zwischen Ego und Alter besteht, oder aber, wenn sich Alter verpflichtet fuhlt eine vorherige Gefalligkeit mit einer Gegenleistung wieder auszugleichen. Kann Alter auf viele solcher Ressourcen in Form von Beziehungen zuruckgreifen, verfugt er uber ein ausgepragtes „soziales Kapital".

1.2 Virtuelle Soziale Netzwerke

Durch die Nutzung des Internets ist es moglich geworden interaktiv, ortsungebunden und anonym mit anderen Menschen zu kommunizieren. Man ist dabei fast immer, ob bewusst oder unbewusst, Teil eines virtuellen Netzwerks (vgl. Fricko 2007: 29). In den letzten Jahren ist die Zahl sogenannter Online-Communitys rasant angestiegen. Sie stellen ein Netzwerk von Individuen mit ahnlichen Interessen oder Zielen dar. Diese Communities konnen ganz unterschiedliche Bereiche umfassen: virtuelle Arbeitsplatze von Universitaten, kommerzielle Gemeinschaften wie eBay oder Amazon, Online-Spiele, z.B. das in den Medien oft kritisierte Second Life, auRerdem soziale Gemeinschaften, etwa Myspace oder Xing. „Um den Kern des Konzepts [...] zu erfassen und einen Ansatz zur Erklarung und Bewertung der sozialen Prozesse zu finden, die innerhalb eines Zusammenschlusses von Menschen stattfinden, bietet sich ein Blick in die Soziologie an." (Ebersbach, Glaser, Heigl 2008: 170).

In einem Experiment hat der Sozialpsychologe Stanley Milgram 1967 die These aufgestellt, dass jeder Mensch mit jedem anderen uber eine Kette von durchschnittlich sechs Bekanntschaften verbunden ist. Er nannte dies das ,,Small World Phenomenon". Damals noch umstritten, ist dieses Phanomen heutzutage sehr anschaulich bei Onlinenetzwerken zu beobachten (Vgl. Ebersbach, Glaser, Heigl 2008: 81-82). Greift man willkurlich eine Person aus dem Netzwerk heraus, kann man meist in weniger als sechs Schritten eine Verbindung zur eigenen Person herstellen. Je mehr Kontakte vorhanden sind, die untereinander nicht verbunden sind, desto hoher ist das soziale Kapital. Naturlich kommt es nicht nur auf die Quantitat, sondern auch auf die Qualitat der Beziehung an, aber gerade zur Bildung karriereorientierter Netzwerke sind viele unterschiedliche schwache Beziehungen nutzlicher als die wenigen starken Bindungen uber die ein Mensch verfugt (vgl. Granovetter 1973: 1373 f.). Sie stellen fur das Individuum eine Verbindung zu verschiedenen Gruppen her. In virtuellen Netzwerken findet man die schwachen Beziehungen uber lose Kontakte zu anderen Personen weitaus haufiger als enge Beziehungen. Ein Grund, warum sich die verschiedene Plattformen im Internet grower Beliebtheit erfreuen, ist die Tatsache, dass es, anders als im Face-to-Face Gesprach, leichter fallt dem Gegenuber die gewunschten Charakterzuge und Fahigkeiten zu vermitteln. Die eigenen Identitat kann beliebig entworfen werden und muss nicht der Realitat entsprechen, was sicher auch den Reiz und die Faszination der Onlinekommunikation ausmacht.

1.3 Zusammenfassung

Im ersten Kapitel habe ich zum Einstieg in das Thema den soziologischen Begriffdes sozialen Netzwerks definiert und bin im danach auf die Sonderform der virtuellen sozialen Netzwerke eingegangen, welche im folgenden, mit Hilfe der analytischen Soziologie, genauer untersucht werden sollen. Wichtig ist es festzuhalten, dass das soziale Kapital mit der Anzahl der Kontakte wachst, auch gerade dann, wenn diese Kontakte fluchtig und nicht so stark ausgepragt sind, wie etwa in familiaren oder freundschaftliche Beziehungen. Diese fluchtigen Kontakte lassen sich heutzutage ohne groRe Anstrengungen durch die Nutzung dervirtuellen Netzwerke herstellen.

[...]

Ende der Leseprobe aus 17 Seiten

Details

Titel
„Social Communities“ - Formen sozialer Netzwerke im Internet aus Sicht der analytischen Soziologie
Hochschule
Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen  (Soziologie)
Note
2,3
Autor
Jahr
2009
Seiten
17
Katalognummer
V167649
ISBN (eBook)
9783640846467
Dateigröße
455 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Social Media, Social Network, Soziale Netzwerke, Facebook, Studivz, analytische Soziologie
Arbeit zitieren
M.A. K. Baer (Autor:in), 2009, „Social Communities“ - Formen sozialer Netzwerke im Internet aus Sicht der analytischen Soziologie, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/167649

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