Eduardo Quiles "El Frigorífico" y "La Navaja"


Seminararbeit, 2000

20 Seiten, Note: 2,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Einleitung

1. Das Protesttheater

2. Eduardo Quiles und sein Theater

3. El frigorífico
3.1 Inhalt
3.2 Versuch einer Textanalyse

4. La Navaja
4.1 Inhalt
4.2 Kurze Gegenüberstellung von El Frigorífico und La Navaja
4.3 Versuch einer Textanalyse im Vergleich zu El Frigorífico

Schlußwort

Literaturverzeichnis

Einleitung

Diese Arbeit beschäftigt sich hauptsächlich mit den beiden Theaterstücken El Frigorífico (1972) und La Navaja (1972) des spanischen Autors Eduardo Quiles.

Nach einer Erläuterung des Begriffes El Nuevo Teatro Español, dem spanischen Protesttheater, wird das Leben und das Werk des Autors dargestellt.

Der Hauptteil der Arbeit beschäftigt sich dann mit einer kurzen Zusammenfassung, einer ausführlichen Textanalyse und einem Vergleich beider Theaterstücke. Dabei soll die gegebene, politische Situation, die Diktatur Francos, die eine strenge Theaterzensur hatte, Berücksichtigung finden.

Im Schlußwort soll schließlich die Bedeutung beider Stücke in der heutigen Zeit diskutiert werden.

1. Das Protesttheater

Das spanische Protesttheater, El teatro español oder El Nuevo Teatro Español, entstand in der Regierungszeit Francos.

Es setzt sich aus verschiedenen Autorengruppen zusammen, wie z.B. die des Theaters von Vallejo und Sastre Ende der 50`er Jahre und später die generación realista.

Während der Endphase Francos Regierungszeit, Mitte der 60`er Jahre, bildete sich die sogenannte generación no-realista, die aus circa 20 Dramatikern bestand, die sich mit ihrem zeitgenössischen, kritischen Theater gegen die Diktatur richteten. Viele dieser Dramatiker, unter ihnen Martínez Ballesteros, Lopez Mozo und Eduardo Quiles, konnten aufgrund der Strenge der spanischen Zensur ihre Werke nur im Ausland aufführen. Außerdem sahen sich die Autoren gezwungen, ihre Kritik an der Gesellschaft, der staatlichen Ordnung und deren Repräsentanten mit Hilfe von bestimmten Stilmitteln wie Sinnverschiebung, Sinnverdichtung, Symbolik, Satire und Ironie zu verschlüsseln.

2. Eduardo Quiles und sein Theater

Eduardo Quiles wurde 1940 in Valencia geboren und begann ab 1964 für das Nuevo Teatro Español zu schreiben, für welches er bisher mehr als 40 Stücke verfaßte, die er jedoch selbst nach der Diktatur Francos nicht aufführen konnte.

Bevor Quiles nach Mexiko ging, wo er zwischen 1972-75 lebte, arbeitete er als Handlungsreisender für einen amerikanischen Pharmakonzern. Aus Rücksicht auf die Firma schrieb er in dieser Zeit unter dem Pseudonym „Zacarías Virosque“.

Durch das Leben in Mexiko, wo er mit der Misere der Dritten Welt konfrontiert wurde, erfuhr Quiles literarisches Werk einen Richtungswechsel von der Vorliebe für metaphysische Probleme zu einem kritisch sozialen und politischen Theater.

In seinen Kurzstücken, Monologen, Ein- und Zweiakter, die für das Fernsehen und das Boulevardtheater konzipiert sind, behandelt er unterschiedliche Themen, die sich an kein bestimmtes Publikum richten.

Kernpunkt seiner Werke ist fast immer der „Mensch von heute“, der unter dem Druck, der das Leben und die Gesellschaft auf ihn ausübt, leidet.

Im ständigen Scheitern der Menschheit sieht Quiles das Hauptdilemma der Gesellschaft und stellt diesen gescheiterten Menschen dar, z.B. als Schiffbrüchigen. (Pörtl 1995: 41)

In seinem Theater, das er als teatro del personaje, als Personentheater bezeichnet, möchte er den Archetypen des klassischen Theaters mit Eigenheiten und Individualität verbinden.

Dadurch entstehen starke dramatische Charaktere:

Un arquetipo con señas de identidad propias daría como resultado la creación de un poderoso carácter dramático. Arquetipo e individualidad serían el binomio dramatúrgico que tendría la virtud de diseñar un carácter intemporal para la escena. (Quiles 1986: 52)

Außerdem beabsichtigt Quiles, das klassische Theater mit der Avantgarde zu verknüpfen. Er fordert die dramatischen Figuren des klassischen Theaters zurück, da im absurden Theater die Personen nur skizzenhaft dargestellt werden. Ebenso ist es mit der Handlung, die im klassischen Theater reich an verschiedenen Situationen ist, die den Konflikt dramatisieren, wohingegen die Avantgarde, ein Situationstheater, keine Geschichten erzählt. Weiterhin sagt Quiles, daß Zeit, Ort und Raum wichtig für das Heranführen des Zuschauers an das Geschehen sind, was im avantgardistischen Theater, wo Situationen ohne Rahmen dargestellt werden, nicht realisiert wird.

In den folgenden Werken El Frigorífico und La Navaja hat Quiles versucht, die Synthese von klassischem und avantgardistischem Theater zu realisieren.

3. El frigorífico

3.1 Inhalt

In dem Einakter El Frigorífico spielen der Protagonist Zeuxis und fünf Masken, die seinen Psychologen, seine Frau, seinen Bankier, seinen Freund und seinen Anwalt darstellen, mit. Das Theaterstück stellt eine surreale Welt dar, in die Zeuxis, der sich mit der Hoffnung auf Heilung seines Tumors einfrieren ließ, wiedergeboren wird. Die Bewältigung seiner problematischen Vergangenheit, repräsentiert durch die Masken, und die überwältigenden Eindrücke der neuen Welt treiben den Reeder Zeuxis zur Verzweiflung.

3.2 Versuch einer Textanalyse

Das Theaterstück beginnt mit einem Blick auf die Bühne, auf der ein grell beleuchteter Kühlschrank zu erkennen ist. Im Hintergrund ertönt Trauermusik, wodurch der Eindruck verstärkt wird, daß die aufgebauten Möbel einen Friedhof darstellen sollen. Plötzlich bricht die Musik ab, und die Stille wird von dem Knarren einer sich öffnenden Kühlschranktür unterbrochen. Aus ihm taucht der verwirrte und verwildert aussehende Zeuxis auf. Wie ein Tier läuft er erst auf allen Vieren bevor er sich, vollkommen nackt, aufrichtet. Er trägt einen Koffer, als sei er von einer langen Reise endlich an seinem Ziel angekommen. In dem Koffer befinden sich Zeitungen, die eine Verbindung zur Vergangenheit darstellen.

Es folgt ein Monolog von Zeuxis, der seine Gedanken und Eindrücke laut ausspricht, somit dem Publikum Einblick in sein Innerstes ermöglicht. Dadurch erreicht Quiles einerseits, daß sich die Zuschauer mit dem Protagonisten identifizieren und aufmerksam an seinen Gedanken und Gefühlen teilhaben können, andererseits erzeugt er für Zeuxis eine Atmosphäre des Ausgeliefertseins vor dem Publikum, das stellvertretend für die Menschen einer neuen Zeit steht. Denn die Zuschauer, die praktisch Teil der Vorführung sind, hören die Gedanken so, wie sie Zeuxis in den Kopf kommen, ohne daß er sie vorher ordnen oder filtern kann. Dadurch bietet sich Quiles die Chance, Wirkungen der Außenwelt auf seine Protagonisten in aller Intensität zu zeigen.

Die immer wieder benutzten Wörter naviero, nave und naufragio deuten auf Zeuxis Beruf als Reeder hin. Auch jetzt befindet er sich mit seinem Kühlschrank auf einem Schiff, mit dem er nun „Schiffbruch“ erleidet.

Zeuxis.- (...) No tengo alma de liberador, pero también un naviero tiene corazón y... (...)

Zeuxis beginnt, die neue, ihm vollkommen fremde Welt und sich in dieser neuen Welt zu entdecken. Er fragt sich selbst nach seiner eigenen Identität, woher er kommt und wo er nun ist. Das Wort „absurd“, das er benutzt, um seine Situation zu beschreiben, ist auf das gesamte Theaterstück übertragbar und wirkt um so komischer, da wir es aus dem Mund des Protagonisten selbst hören.

Komisch wirkt ebenfalls Zeuxis Bemerkung über die Gedanken der Zuschauer, die sich, wie er sagt, sicherlich fragen werden, wer dieser Nackte mit einem Kühlschrank als Wohnung wohl sei. Durch das direkte Einbeziehen des Publikums mit Fragen, die Zeuxis immer wieder an es richtet, die jedoch wie er selbst sagt, bedauerlicherweise nur mit Schweigen beantwortet werden, werden die Zuschauer zur intensiven Beteiligung und somit zur Auseinandersetzung mit dem Dargebotenen angeregt. Je größer Zeuxis Verzweiflung während des Stückes wird, desto dringlicher wird sein Bitten um Hilfe.

Gerade als er aus seinem Koffer einen Stoß Zeitungen nimmt, ertönt aus den Lautsprechern die Stimme eines Zeitungsverkäufers, der immer wieder die gleiche Nachricht ruft:

Vendedor.- (su voz.) Ultimas noticias. Uno de los amos del mundo deja el mundo. Lean la prensa. Ha fallecido el naviero Zeuxis. (...)

Zeuxis empört sich über die Worte des Zeitungsverkäufers und darüber, was die Zeitungen von ihm schreiben, da sie ihn lediglich als Reeder betiteln und nichts über seine Persönlichkeit sagen. Man könnte dies als eine Kritik Quiles an den Medien oder die Gesellschaft im allgemeinen interpretieren, in der der Mensch mit seinen Gedanken und Gefühlen nicht zählt, sondern lediglich durch seinen Beruf definiert wird. Gleichzeitig wirft es grundlegende Fragen nach der Existenz der Menschheit auf, so z.B. was wir hinterlassen, wenn wir sterben oder weshalb wir leben.

Als Zeuxis sich vor lauter Enttäuschung darüber, wie ihn die Medien darstellen, in seinen Kühlschrank zurückzieht, wo er immer dann einen Zufluchtsort findet, wenn ihm die Realität zu erschütternd oder bedrohlich wird, bricht über die Lautsprecher eine Stimme in kräftiges Lachen aus. Sie bezeichnet Zeuxis als Drückeberger und fordert ihn auf, keine Angst zu haben, sich seine Umgebung anzusehen und sich vielleicht sogar in die Welt der futuristischen Köpfe, das heißt, in die Welt, in die er aus seinem Kühlschrank hinein geboren wurde, zu integrieren. Dieser Vorschlag scheint unpassend, da Zeuxis sich noch nicht einmal über seine eigene Identität und seine neue Umgebung Klarheit verschafft hat. Seine Angst und Verwirrung drücken sich durch unvollendete, unzusammenhängende Gedankengänge aus, durch erschrockene Ausrufe, Fragen und verzweifelndes Seufzen.

[...]

Ende der Leseprobe aus 20 Seiten

Details

Titel
Eduardo Quiles "El Frigorífico" y "La Navaja"
Hochschule
Johannes Gutenberg-Universität Mainz  (Spanisch)
Veranstaltung
Textanalysen an spanischen Autoren der Gegenwart
Note
2,3
Autor
Jahr
2000
Seiten
20
Katalognummer
V16753
ISBN (eBook)
9783638215039
ISBN (Buch)
9783656091394
Dateigröße
544 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Eduardo, Quiles, Frigorífico, Navaja, Textanalysen, Autoren, Gegenwart
Arbeit zitieren
Sina Friedreich (Autor:in), 2000, Eduardo Quiles "El Frigorífico" y "La Navaja", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/16753

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