Alternative Investments zur Optimierung des traditionellen Portfolios anhand von Hedge Funds


Diplomarbeit, 2003

56 Seiten, Note: 1,8


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Tabellenverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

1 Einleitung
1.1 Problemstellung
1.2 Ziel und Aufbau der Arbeit

2 Portfolio-Selection-Modell von Markowitz
2.1 Entwicklung der Portfoliotheorie
2.2 Diversifikationseffekt und Portfolioeffizienz
2.3 Grenzen des Portfolio-Selection-Modells

3 Abgrenzung „Traditionelle Investments“ – „Alternative Investments“

4 Alternative Investments
4.1 Überblick
4.2 Hauptvertreter der Alternative Investments
4.2.1 Private Equity
4.2.2 Managed Futures
4.2.3 Rohstoffe (Commodities)
4.2.4 Immobilien
4.2.5 Kunstgegenstände

5 Hedge Funds als ideale Komponente für eine verbesserte Portfolioeffizienz
5.1 Grundlagen der Hedge Funds
5.1.1 Definition und Merkmale von Hedge Funds
5.1.2 Geschichte und aktuelle Entwicklungen
5.2 Managementstrategien
5.2.1 Global-Macro-Strategie
5.2.2 Long-Short-Strategie
5.2.3 Marktneutrale Strategien (Relative Value Arbitrage)
5.2.3.1 Anleihen-Arbitrage (Fixed Income Arbitrage)
5.2.3.2 Wandelanleihen-Arbitrage (Convertible Bond Arbitrage)
5.2.4 Event-Driven-Strategien
5.2.4.1 Distressed Securities
5.2.4.2 Merger-Arbitrage
5.3 Auswirkungen auf ein traditionelles Portfolio
5.3.1 Korrelation
5.3.2 Rendite-Risiko-Vergleich
5.3.3 Optimierung des Risikoertragsverhältnisses des Portfolios
5.3.3.1 Theoretische Grundlagen
5.3.3.2 Integration eines fixen Hedge Fund-Anteils
5.3.3.3 Integration eines variablen Hedge Fund-Anteils
5.4 Hedge Fund-Produkte für deutsche Privatanleger

6 Kritische Würdigung und Ausblick

Anhang

Literaturverzeichnis

Versicherung

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Eliminierung des unsystematischen Risikos durch Diversifikation

Abbildung 2: Effizienzkurve

Abbildung 3: Wachstum des Hedge Funds-Volumen von 1990 - 2002

Abbildung 4: Auswirkungen der Korrelation auf zwei Anlagen A und B

Abbildung 5: Grafische Darstellung von Rendite und Risiko

Abbildung 6: Portfolio-Kombinationen DAX/REXP

Abbildung 7: Efficient Frontier eines traditionellen Portfolios

Abbildung 8: Efficient Frontier nach Integration von Hedge Funds

Abbildung 9: Optimierung des Rentenportfolios mit Hedge Funds

Abbildung 10: Optimierung des Aktienportfolios mit Hedge Funds

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1: Korrelationsmatrix, Zeitraum 1996 - 2001

Tabelle 2: Rendite-Vergleich Global Macro vs. DAX/REXP

Tabelle 3: Rendite-Vergleich Long-Short vs. DAX/REXP

Tabelle 4: Rendite-Vergleich Marktneutral vs. DAX/REXP

Tabelle 5: Rendite-Vergleich Event-Driven vs. DAX/REXP

Tabelle 6: Korrelationen der Hedge Fund-Strategien mit diversen Indizes

Tabelle 7: Rendite, Risiko und Sharpe-Ratio für den Untersuchungszeitraum

Tabelle 8: Performance-Vergleich von negativen DAX und MSCI World Quartalen

Tabelle 9: Portfolioanteil der traditionellen Asset-Klasse

Tabelle 10: Portfolioanteil nach Integration von Hedge Funds (10% bzw. 20%)

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1 Einleitung

1.1 Problemstellung

Aktien und Rentenpapiere sind die Standardanlagen eines jeden Anlegers, mit denen er sein Vermögen vermehren will. Für private Anleger ist es aber schwierig, ihr Wertpapierdepot hinsichtlich der Risikodiversifikation[1] optimal zu streuen. Sie haben die Möglichkeit, z.B. in Aktien- bzw. Rentenfonds anzulegen, um auf diese Weise eine gewisse Streuung zu erreichen, sind jedoch weiterhin von den Schwankungen an den Kapitalmärkten abhängig.

Durch die Diversifikation kann der Anleger das Risikoertragsverhältnis seines Portfolios verbessern und sich vor Vermögensverlusten schützen, da er nicht von der Entwicklung einer einzelnen Anlage abhängig ist. Er ist in der Lage das unsystematische[2] Risiko der einzelnen Anlagen zu eliminieren. Allerdings kann durch Diversifikation das systematische[3] Risiko nicht beseitigt werden. In der Boomphase der Neunzigerjahre war die Streuung nach Ländern und Branchen ausreichend und das systematische Risiko nicht von großem Interesse. Die Kursentwicklung der letzten drei Jahre hat gezeigt, dass sich die Diversifikation nach Ländern und Branchen nur bedingt zur Risikovermeidung eignet. Während dieses Zeitraums haben der DAX ca. 60%, der EuroStoxx50 ca. 55% und der S&P500 ca. 34% an Wert verloren.[4] Das systematische Risiko wurde von den meisten Anlegern unterschätzt. Niemand hätte gedacht, dass dieses Risiko Verluste von teilweise 60% bedeuten kann.

Gerade die aktuelle Börsenentwicklung, wie sie oben aufgezeigt wurde, lässt die Portfolios schrumpfen und verunsichert die Anleger. Dies zeigt die deutliche Abhängigkeit der Portfolios von den Kapitalmärkten. Trotz einer breiten Streuung der Aktienanlagen bleibt der Anleger weiterhin dem Marktrisiko ausgesetzt. Dieses Marktrisiko lässt sich durch den Aktienanteil kaum noch weiter modifizieren.

Die Korrelationen zwischen den verschiedenen Kapitalmärkten, z.B. USA und Deutschland, werden immer enger und erschweren es, ein Portofolio allein mit traditionellen Anlagen[5] zu diversifizieren.[6] Die zunehmende Globalisierung, das Aufkommen neuer Technologien und die Einführung des Euros haben einen Wandel an den Finanzmärkten hervorgerufen. Bedingt durch diesen Wandel konnte in den letzten Jahren eine Zunahme der Korrelationen zwischen den Renditen verschiedener traditioneller Anlagen festgestellt werden, die nicht nur auf Länderebene sondern auch auf Branchenebene zu beobachten war.[7]

Ein breit aufgestelltes Portfolio aus Aktien verschiedener Länder und Branchen sowie Rentenpapieren kann heutzutage nicht mehr als ausreichend diversifiziert angesehen werden, da das enthaltene Marktrisiko zu hoch ist. Dies hat dazu geführt, dass die Portfolios der meisten Investoren in den letzten drei Jahren enorm an Wert verloren haben. Anleger, die zusätzlich einen großen Anteil an Renten- oder Geldmarktpapieren in ihrem Portfolio hatten, wurden von der negativen Entwicklung an den Märkten nicht so sehr getroffen. Aber auch die breite Streuung durch verschiedene traditionelle Anlagen hat den Anleger nicht vor Verlusten geschützt.

Eine historische Betrachtung der letzten 30 Jahre in Deutschland zeigt außerdem, dass die durchschnittliche jährliche Rendite von Aktien in diesem Zeitraum geringer ist als die von Renten.[8] Besonders in den letzten Jahren ist dieser Unterschied exorbitant. Der Anleger wurde vom Markt nicht mehr für das zusätzliche Risiko, das er mit Aktien eingegangen ist, entlohnt.

Nicht nur die Aktienmärkte befinden sich derzeit auf Tiefstand, auch die Renditeerwartungen von Renten- und Geldmarktpapieren sowie Immobilien sind aufgrund der derzeitigen wirtschaftlichen Lage und dem historisch niedrigem Zinsniveau nicht sehr vielversprechend. Um ihr Portfolio aus traditionellen Anlagen besser zu diversifizieren und krisenfester zu gestalten suchen die Anleger, hauptsächlich institutionelle oder professionelle Investoren, nach alternativen Anlagen[9], die nicht mit den traditionellen korrelieren.

Diese Suche nach mehr Diversifikation und neuen Ertragsmöglichkeiten lässt Alternative Investments in Deutschland vermehrt ins Interesse der Anleger treten.[10] Dem Privatinvestor blieb der Zugang zu alternativen Märkten aufgrund der hohen Investitionssummen bisher allerdings verwehrt. Besonders Hedge Funds[11] finden in Deutschland immer mehr Beachtung und Anklang bei Anlegern und Banken. Hervorgerufen wurde dies in den letzten Monaten u.a. durch die Pläne von Bundesfinanzminister Hans Eichel den deutschen Markt für Hedge Funds zu öffnen und einen gesetzlichen Rahmen zu schaffen, sowie durch die nunmehr drei Jahre andauernde Baisse an den weltweiten Aktienmärkten. Die Banken haben bereits reagiert und bringen alternative Produkte, wie z.B. Hedge-Fund-Zertifikate oder Private-Equity-Zertifikate, auf den Markt.

Viele Anleger, vor allem auf privater Seite, scheuen sich noch vor einem Engagement in Alternative Investments. Der Grund dafür liegt möglicherweise darin, dass diese Form der Anlage noch viel zu unbekannt ist. In Deutschland sind Alternative Investments erst seit knapp drei Jahren ein Begriff.

1.2 Ziel und Aufbau der Arbeit

Die aktuelle Lage an den Finanzmärkten zeigt, dass der Anleger sein Portfolio allein aus traditionellen Anlagen nicht mehr genügend diversifiziert aufbauen kann. Er benötigt alternative Anlagen. Doch wie wirken sich diese alternativen Anlagen im Portfolio überhaupt aus? Sind sie in der Lage die Rendite des Portfolios zu verbessern bzw. das Risiko zu senken?

Diese Arbeit hat zum Ziel dem Anleger die verschiedenen Alternative Investments kurz vorzustellen und ihm aufzuzeigen, dass es für ihn Sinn macht Teile seines Vermögens in Alternative Investments zu investieren, um sein Portfolio besser zu diversifizieren. Der Anleger soll erkennen, dass er durch die Beimischung von alternativen Anlagen eine von ihm gewünschte Rendite mit deutlich weniger Risiko erreichen, bzw. mit dem gleichen Risiko mehr Rendite erwirtschaften, kann. Dies wird anhand empirischer Untersuchungen bewiesen.

Da der Bereich der Alternative Investments sehr umfangreich ist, wird aus Aktualitäts- und Bekanntheitsgründen nur auf die Gruppe der Hedge Funds näher eingegangen. Sie stellen neben Private Equity[12] die bekanntesten Vertreter dieser Investments dar. Aufgrund der derzeitigen häufigen Erwähnungen in der Presse und der von der Bundesregierung für 2004 geplanten Einführung in Deutschland, ist der Hedge Fund der ideale Vertreter für die späteren Ausführungen.

Das erste Kapitel zeigt mit der Problemstellung die Notwendigkeit sich mit Alternative Investments zu beschäftigen und diese im Rahmen der Portfoliozusammenstellung zu berücksichtigen.

Im zweiten Kapitel wird auf das Portfolio-Selection-Modell von Markowitz eingegangen. Es wird aufgezeigt wie es zu der Entwicklung dieses Modells kam und was es aussagt. Insbesondere wird der im Vorfeld bereits oft genannten Begriff Diversifikation und der damit zusammenhängende Diversifikationseffekt, sowie die Portfolioeffizienz erklärt.

Danach werden im dritten Kapitel die traditionellen Investments zu den Alternative Investments abgegrenzt. Dies ist von elementarer Bedeutung, da hier die grundlegenden Unterschiede von Alternative Investments im Vergleich zu den traditionellen genannt werden, die sie für den Einbezug in das Portfolio interessant machen.

Durch das nun erlangte Wissen über die Charakteristik von Alternative Investments werden im vierten Kapitel die verschiedenen Arten dieser neuen, dritten Asset-Klasse vorgestellt. Dadurch wird ein Überblick über die große Vielfalt an Alternative Investments vermittelt, von denen viele Anleger möglicherweise noch nie oder nur am Rande etwas gehört haben.

Den Hauptteil dieser Arbeit umfasst das fünfte Kapitel. Zunächst wird der herausragende Vertreter der Alternative Investments, der Hedge Funds, ausführlich erklärt und dargestellt. Es werden nicht nur die Grundlagen dieser Anlageform aufgezeigt, sondern auch die verschiedenen Managementstrategien erklärt und untersucht. Schließlich kommt der wichtigste Teil dieser Arbeit: Die Untersuchung der Auswirkungen von Hedge Funds auf ein traditionelles Portfolio. Hier wird aufgezeigt, welche positiven Auswirkungen der Einbezug von Hedge Funds auf ein traditionelles Aktien- und Rentenportfolio hat. Außerdem werden die derzeitigen Möglichkeiten angegeben, wie deutsche Anleger an dieser faszinierenden und wichtigen Anlage teilhaben können.

In der Schlussbetrachtung des sechsten Kapitels werden nochmals die wichtigsten Kernpunkte der Arbeit zusammengefasst und ein Blick auf die zukünftige Entwicklung der Hedge Funds Branche geworfen.

2 Portfolio-Selection-Modell von Markowitz

2.1 Entwicklung der Portfoliotheorie

Einziges Beurteilungskriterium für die Vorteilhaftigkeit einer Anlage war, bis zur Entwicklung des Portfolio-Selection-Modells von Markowitz im Jahre 1952, die Rendite. Würde sich der Anleger daran halten, so müsste er seine gesamten flüssigen Mittel in die Anlage mit der höchsten zu erwartenden Rendite investieren. Bei empirischen Beobachtungen stellte Markowitz allerdings fest, dass die Anleger ihr Vermögen auf mehrere Anlagealternativen verteilen.[13] Aufgrund dieser Beobachtungen verwarf er die Annahme, dass nur die Rendite maßgebliche Komponente für ein Portfolio ist.[14]

Markowitz ging somit weg von der eindimensionalen Auffassung des Anlageproblems, hin zum zweidimensionalen Ertrags-Risiko-Denken, das auch die Komponente Risiko miteinschloss.[15] Für die Optimierung eines Portfolios bedarf es nicht nur der Betrachtung der Rendite einer Anlage, sondern auch des damit verbundenen Risikos. Die zweite Erkenntnis bestand darin, Anlagealternativen nie isoliert, sondern stets im Portfolio-Kontext zu betrachten. Der Grund liegt in der nicht vollständig gleichgerichteten Wertentwicklung der einzelnen Anlagen. Die Einzelrisiken der verschiedenen Anlagen eines Portfolios addieren sich nicht, sondern neutralisieren sich teilweise gegenseitig (Diversifikationseffekt).[16]

Als zentrale Aussagen des Portfolio-Selection-Modells lassen sich festhalten:[17]

- Rendite und Risiko sind die maßgeblichen Größen für die Portfoliobildung
- Durch die Bildung von Portfolios lässt sich das Risiko bis zu einem bestimmten Grad senken, so dass nur noch das systematische Risiko vorhanden ist.
- Es gibt effiziente Portfolios bei denen zu einer bestimmten Rendite kein Portfolio mit geringerem Risiko existiert, bzw. umgekehrt.
- Die Korrelation besitzt eine zentrale Bedeutung für das Portfoliorisiko.

2.2 Diversifikationseffekt und Portfolioeffizienz

Bereits vor Entwicklung der Portfoliotheorie gab es naive Diversifikationsgedanken, wie sie in einem alten Wall-Street-Sprichwort „Don’t put all your eggs in one basket“ zum Ausdruck kommen. Markowitz zeigte, dass Diversifikation nicht, wie allgemein angenommen, mit einem Chancenverzicht einhergeht.[18]

Der Diversifikationseffekt ergibt sich durch den nicht vollständigen Gleichlauf von Wertpapierrenditen. Das Portfoliorisiko sinkt dadurch unter das arithmetische Mittel der Einzelrisiken. Grundsätzlich gibt es immer einen Diversifikationseffekt wenn die Korrelation zwischen zwei Anlagen kleiner als 1 ist. Die Stärke der Diversifikation ist dabei von der Korrelation der einzelnen Anlagen abhängig.[19]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1 : Eliminierung des unsystematischen Risikos durch Diversifikation

Quelle: Eigene Darstellung

An der Grafik lässt sich gut erkennen, dass bereits ab ca. 20 verschiedenen Titeln das unsystematische Risiko nahezu eliminiert worden ist und nur noch das systematische Risiko vorhanden ist.

Hat der Anleger richtig diversifiziert weist sein Portfolio die Effizienzeigenschaft auf. Als effizient gilt ein Portfolio wenn kein anderes Portfolio existiert, das bei gleicher Rendite ein geringeres Risiko bzw. bei gleichem Risiko eine höhere Rendite offeriert.[20]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 2 : Effizienzkurve

Quelle: Eigene Darstellung nach Bruns/Meyer-Bullerdiek (Portfoliomanagement) S. 68

Eine Erhöhung der Rendite effizienter Portfolios ist nur durch das Eingehen eines größeren Risikos möglich. Alle Portfolios, die nicht auf der Effizienzkurve liegen, sind ineffizient, da nicht die optimale Rendite-Risiko-Struktur erzielt wird. So weist z.B. Portfolio R/ineff. die gleiche Rendite wie R/eff. auf, hat aber ein größeres Risiko und ist somit ineffizient.[21]

2.3 Grenzen des Portfolio-Selection-Modells

In den vorhergehenden Ausführungen wurde aufgezeigt, wie mittels Diversifikation das Gesamtrisiko des Portfolio auf die systematische Komponente beschränkt werden kann. In den letzten Jahren hat sich herausgestellt, dass das systematische Risiko gestiegen und viel höher ist als von den meisten Anlegern angenommen. Selbst bei kompletter Eliminierung des unsystematischen Risikos hat die überwiegende Anzahl der Anleger mit ihren Portfolios hohe Verluste erlitten. Das systematische Risiko macht dem Anleger große Probleme, da es allein für die hohen Verluste verantwortlich ist. Er sucht nach Lösungen, um dieses Risiko zu eliminieren oder wenigstens zu senken. Wendet er sich dabei an das Portfolio-Selection-Modell, stellt er schnell fest, dass ihm dieses Modell keine adäquate Lösung für sein Problem bieten kann. Das Modell ist an seine Grenzen gestoßen.

Trotzdem kann der Anleger sein Problem lösen, allerdings nicht mit Hilfe des Modells. Er, oder besser gesagt sein Portfolio, benötigt Alternative Investments.

3 Abgrenzung „Traditionelle Investments“ – „Alternative Investments“

In den vorhergehenden Kapiteln wurden öfters die Ausdrücke „Alternative Investments“ und „alternative Anlagen“ genannt. Unter diesen beiden Begriffen versteht man, ebenso wie unter dem Begriff „nicht-traditionelle Anlagen“, das gleiche. In der Finanzsprache und der Fachpresse hat sich allerdings der englische Begriff „Alternative Investments“ durchgesetzt. Es handelt sich bei diesem Begriff jedoch nur um einen Sammelbegriff, da die einzelnen damit gemeinten Anlagemöglichkeiten nach der Art der verbrieften Rechte, der Abhängigkeit von der allgemeinen Marktentwicklung, der Transparenz und den Risiken sehr individuelle Eigenschaften aufweisen.[22] Eine allgemein akzeptierte und gültige Definition des Begriffs „Alternative Investments“ bzw. der anderen genannten synonymen Begriffe gibt es nicht.[23] Der Begriff „nicht-traditionelle Anlagen“ ist eine eher ungewöhnliche Bezeichnung, da sie nur aussagt, dass sich diese Anlagekategorie von den traditionellen abgrenzt.[24] Um Alternative Investments näher zu definieren muss zuerst geklärt werden was unter dem Begriff „traditionelle Anlagen“ zu verstehen ist.

Zu den traditionellen Anlagen zählen Geldmarktinvestitionen, Aktien und Anleihen, inklusive der daraus gebildeten Investmentfonds. Es handelt sich um Anlagen, die im Rahmen einer üblichen Vermögensanlage oder –verwaltung eingesetzt werden.[25]

Alternative Investments zeichnen sich dadurch aus, dass sie sich nicht an einem Vergleichsindex orientieren (relative Rendite), sondern dass sie in jedem Marktumfeld versuchen eine positive Rendite zu erwirtschaften (absolute Rendite). Sie versuchen in ihrer Entwicklung möglichst unabhängig von den Geschehnissen an den Kapitalmarktsegmenten zu sein, was sich durch eine niedrige Korrelation mit diesen auszeichnet.[26] Die Erzielung einer absoluten Rendite stellt das wichtigste Charakteristikum von Alternative Investments dar.

Alternative Anlagen weisen folgende weiteren Merkmale auf:[27]

- geringere Liquidität als traditionelle Anlagen
- überdurchschnittliche Renditen
- beziehen sich oft auf spezifische Marktsegmente, in denen sie mit allen möglichen Mitteln versuchen positive Renditen zu erwirtschaften

Vielmals wird aber auch als Charakteristikum die Abhängigkeit von den Fähigkeiten eines Portfoliomanagers, der Ineffizienzen auf den jeweiligen Kapitalmärkten auszunützen versucht[28], aufgeführt. Bekannt ist diese Charakteristikum unter dem englischen Fachausdruck „Skill-based Investments Strategies“, was übersetzt soviel heisst wie „Anlagestrategien, die auf besonderen Fähigkeiten oder Talenten aufbauen“.[29] Dieses Merkmal trifft jedoch nicht auf alle alternativen Anlagen zu, hauptsächlich jedoch auf Hedge Funds und Private Equity.[30]

Die beiden wichtigsten Vorteile von Alternative Investments sind die höheren Renditen bei geringerer Volatilität sowie die niedrige Korrelation mit traditionellen Anlagen, was sie zu einem idealen Diversifikationselement für das traditionelle Portfolio macht. Es gibt jedoch auch einige Faktoren, die die Investition in alternative Anlagen, im Gegensatz zu einem Engagement in traditionellen Anlagen, erschweren:[31]

- vielmals geringe Transparenz
- geringe Liquidität
- hohe minimale Anlagebeträge
- oftmals Abhängigkeit von den Fähigkeiten eines Managers
- oftmals lange Anlagedauer

Die Zuordnung einzelner Anlageobjekte zu den Alternative Investments im engeren Sinne gestaltet sich weitaus schwieriger als bei den traditionellen. Da es sich beim Begriff Alternative Investments um einen dehnbaren Begriff handelt, kann jede Strategie, die nicht mit Aktien und Renten korreliert, dazu gezählt werden.

Nachdem die Abgrenzung zu den traditionellen Anlagen erfolgte, wird im nächsten Kapitel ein Überblick über die wichtigsten Vertreter der Alternative Investments gegeben.

4 Alternative Investments

4.1 Überblick

Hervorgerufen durch die schlechte Entwicklung an den Aktienmärkten erlebt die Branche der Alternative Investments eine Boomphase. Ausgangspunkt für diese Art der Investmentsparte war, wie schon sooft, die USA.[32] Allerdings erlangte diese Form der Anlage erst in den letzten drei Jahren in Deutschland einen gewissen Bekanntheitsgrad. Sie findet immer mehr Anklang und Interesse bei Anlegern, da diese erkannt haben, wie wichtig es ist, ihr traditionelles Portfolio gegen Kursverluste abzusichern bzw. es zu optimieren.

Das Volumen, welches in Alternative Investments investiert wird, wächst sehr stark an. In der Literatur finden sich Wachstumsraten von rund 25 % p.a.[33], die sich meist auf das Wachstum der Hedge Funds Industrie beziehen, die jedoch als größte und wichtigste Gruppe stellvertretend herangezogen werden kann. Auch die Gruppe der Investoren im europäischen Raum, die in Alternative Investments investiert, ändert sich. Waren es vor einigen Jahren hauptsächlich Institutionelle und High Net Worth Individuals, so werden heutzutage immer mehr Privatanleger auf diesem Gebiet aktiv. Allerdings herrscht in Europa, und vor allem in Deutschland, noch enormer Nachholbedarf im Vergleich mit den USA.[34]

Die führenden Finanzinstitute in Europa haben das enorme Wachstumspotenzial erkannt und bedienen den Markt mit neuen Produkten, z.B. Hedge Fund-Zertifikaten.[35]

Die Hauptvertreter dieser Anlagekategorie sind:

- Hedge Funds
- Private Equity (inkl. Venture Capital[36] )
- Managed Futures[37]
- Rohstoffe (commodities)
- Immobilien (real estate)
- Kunstgegenstände

Desweiteren subsumiert man u.a. auch noch Wetter- und Kreditderivate, High-Yield und Katastrophen-Bonds, sowie alle Formen von Asset-Backed Securities unter dem Begriff Alternative Investments.[38] Vereinzelt werden in der Literatur auch Investitionen in aufstrebende Märkte („Emerging Markets“) dazugezählt.[39]

4.2 Hauptvertreter der Alternative Investments

4.2.1 Private Equity

Private Equity wird als Oberbegriff für Investitionen bzw. Beteiligungen an nicht börsennotierten Unternehmen verstanden, denen man besonderes Wachstumspotenzial zutraut. Die Dauer einer Private-Equity-Anlage beträgt in der Regel 5 – 10 Jahre.[41] Eine klare Abgrenzung des Begriffs Private Equity, der ursprünglich aus dem angelsächsischen kommt, fällt nicht leicht, da unter diesen Terminus ein großes Spektrum von Investitionen im vor- und außerbörslichen Bereich fällt und die Grenzen oft fließend ineinander über gehen. In Deutschland ist Private Equity vielmehr unter dem Begriff Venture Capital bekannt.[42][40]

Grundidee von Private Equity ist es, dem Unternehmen, welches sich im Wachstum oder einer entscheidenden Entwicklungsphase befindet, Eigenkapital zur Verfügung zu stellen, um dieses Wachstum bzw. die Entwicklungsphase zu finanzieren. Der Private-Equity-Investor hat zum Ziel, seine Beteiligung in einem späteren Zeitpunkt durch die Wertsteigerung des Unternehmens gewinnbringend zu veräußern (z.B. durch einen Börsengang).[43] Vielfach leistet der Investor auch eine Managementunterstützung, die sogar bei einigen Unternehmen im Vordergrund steht, da sie von der Managementerfahrung des Kapitalgebers profitieren wollen.[44]

Gefragt sind Private Equity Investitionen besonders wegen ihres überdurchschnittlichen Potentials an Wertzuwachs und ihrer geringen Korrelation[45] zu traditionellen Anlagen. Der

Private Equity Performance Index (PEPI) des amerikanischen Analyseinstituts „Venture Economics“ weist für den Zeitraum von 1991 bis 2001 eine jährliche Rendite von 18,8% aus.[46] Generell ist die Performancemessung sehr schwierig, weshalb sich in verschiedenen Quellen vielmals auch unterschiedliche Angaben bezüglich Wertentwicklung und Korrelation mit anderen Anlagen finden.

Laut „Venture Economics“ liegt die Korrelation mit Aktien zwischen 0,31 und 0,37 und die Korrelation mit Renten zwischen –0,07 und –0,14.[47] Die Diversifikationswirkung von Private Equity lässt sich jedoch vielmals nicht direkt ermitteln, da häufig keine kontinuierlichen Performancedaten zu erhalten sind.[48]

Der Anleger kann am Private Equity Markt entweder durch die Direktinvestition in das Unternehmen[49], die Investition in Private Equity-Fonds[50] oder den Kauf von Private Equity-Zertifikate[51] teilhaben.

Banken und andere Finanzinstitute haben gerade in den letzten ein bis drei Jahren vermehrt Private-Equity-Fonds und Private-Equity-Zertifkate aufgelegt. Allerdings sind Private Equity Vehikel im Moment out, da sie sich als stärker von den Aktienmärkten abhängig entpuppt haben, als erhofft worden war.[52] In der derzeitigen Börsensituation ist es quasi unmöglich einen Ausstieg über einen Börsengang zu vollziehen, der vielfach für die hohen Renditen verantwortlich ist.

[...]


[1] Erklärung des Begriffs „Diversifikation“ siehe Kapitel 2.2.

[2] unsystematisches Risiko = titelspezifisches Risiko.

[3] systematisches Risiko = Marktrisiko.

[4] Stand per 13.05.2003.

[5] Erklärung des Begriffs „traditionelle Anlagen“ siehe Kapital 3.

[6] Vgl. Benz, A.: Ideale Diversifikationsinstrumente, S. 26.

[7] Vgl. Krebs, A./Skaanes, S./Truong, L.: Alternative Investments, S.1.

[8] Dazu siehe Anhang I: Vergleich von DAX und REXP für Zeitraum 1973 bis 2002.

[9] Erklärung des Begriffs „alternative Anlagen“ siehe Kapitel 3.

[10] Vgl. Busack, M.: Alternative Investments in Deutschland, S. 8.

[11] Erklärung des Begriffs „Hedge Fund“ siehe Kapitel 5.

[12] Erklärung des Begriffs „Private Equity“ siehe Kapitel 4.2.1.

[13] Vgl. Markowitz; H: Portfolio-Selection, S.77.

[14] Vgl. Steiner, M/Bruns, C.: Wertpapiermanagement, S.7.

[15] Vgl. Garz, H./Günther, S./Moriabadi, C.: Portfolio-Management, S.17.

[16] Vgl. Garz, H./Günther, S./Moriabadi, C.: Portfolio-Management, S.17.

[17] Vgl. Steiner, M/Bruns, C.: Wertpapiermanagement, S.6.

[18] Vgl. Garz, H./Günther, S./Moriabadi, C.: Portfolio-Management, S.17.

[19] Vgl. Pichl, A.: Hedge Funds, S. 55.

[20] Vgl. Garz, H./Günther, S./Moriabadi, C.: Portfolio-Management, S.51.

[21] Vgl. Pichl, A.: Hedge Funds, S. 56.

[22] Vgl. Dresdner Bank AG (Hrsg.): Alternative Investments, S. 5.

[23] Vgl. Krebs, A./Skaanes, S./Truong, L.: Alternative Investments, S. 2.

[24] Vgl. Weber, T.: Das Einmaleins der Hedge Funds, S. 17.

[25] Vgl. Dresdner Bank AG (Hrsg.): Alternative Investments, S. 13.

[26] Vgl. Sillem, N.: Alternative Investments, S.2.

[27] Vgl. Weber, T.: Das Einmaleins der Hedge Funds, S. 17.

[28] Vgl. Blum, C.: Integration, S. 7.

[29] Vgl. Weber, T.: Das Einmaleins der Hedge Funds, S. 17.

[30] Vgl. Krebs, A./Skaanes, S./Truong, L.: Alternative Investments, S. 2.

[31] Die Faktoren können durch den Kauf eines von Banken aufgelegten Zertifikats umgangen werden. Eine Beteiligung ist in den meisten Fällen bereits ab 100 EUR möglich.

[32] Vgl. http://www.apano.de/5_0.php, 22.01.2003

[33] Vgl. Sillem, N.: Alternative Investments, S. 12.

[34] Vgl. Sillem, N.: Alternative Investments, S. 16.

[35] Vgl. Möller, C.: Alternative Anlagen, in: NZZ Online 30.01.2001.

[36] Venture Capital wird teilweise synonym zu Private Equity benutzt, ist jedoch eine Unterkategorie des Oberbegriffs Private Equity.

[37] Managed Futures werden häufig in Zusammenhang mit Hedge Funds erwähnt, stellen aber ein eigenes Produktfeld dar.

[38] Vgl. Busack, M.: Alternative Investments, S. 10.

[39] Vgl. Weber, T.: Das Einmaleins der Hedge Funds, S. 18.

[40] Obwohl Hedge Funds die bekanntesten Vertreter dieser Anlagekategorie sind, werden sie nicht im Rahmen dieses Kapitels besprochen. Da sie als zentrales und wichtigstes Alternative Investment angesehen und für die weiteren Untersuchungen herangezogen werden, werden sie in Kapitel 5. ausführlich dargestellt und untersucht.

[41] Vgl. Krebs, A./Skaanes, S./Truong, L.: Alternative Investments, S. 4.

[42] Vgl. Busack, M.: Alternative Investments, S. 10.

[43] Vgl. Cramer, J.E.C.: Venture Capital, S. 163.

[44] Vgl. Dresdner Bank (Hrsg.): Alternative Investments, S. 24.

[45] Die geringe Korrelation zu traditionellen Anlagen wurde erstmals 1995 in einer Studie der amerikanischen Investmentbank Merrill Llynch nachgewiesen.

[46] Vgl. Nordcapital.: Wachstum und Rendite, in: http://www.nordcapital.de/private.htm, 16.05.2003

[47] Vgl. EVCA: Why and How, in: http://www.evca.com/.../.../inv_why_02.asp, 16.05.2003.

[48] Vgl. Busack, M.: Alternative Investments, S. 10.

[49] Lediglich einige Großinvestoren sind dazu in der Lage, da dies nicht nur hohe Mindestbeteiligungssummen, sondern auch ein entsprechendes Know-how voraussetzt.

[50] Auch hier sind große Mindestsummen erforderlich.

[51] Ideale Anlageform für den Privatanleger, nur geringe Mindestsumme erforderlich, breit gestreutes Portfolio an Private Equity-Anlagen.

[52] Vgl. o.V.: Alternative Anlagen, in: http://nzz.ch/.../.../2003/01/28/qh/article8MWGL.nzzoml, 16.05.2003

Ende der Leseprobe aus 56 Seiten

Details

Titel
Alternative Investments zur Optimierung des traditionellen Portfolios anhand von Hedge Funds
Hochschule
Duale Hochschule Baden-Württemberg, Villingen-Schwenningen, früher: Berufsakademie Villingen-Schwenningen  (Fachrichtung Banken und Bausparkassen)
Note
1,8
Autor
Jahr
2003
Seiten
56
Katalognummer
V16596
ISBN (eBook)
9783638213974
ISBN (Buch)
9783640300808
Dateigröße
634 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Alternative, Investments, Optimierung, Portfolios, Hedge, Funds
Arbeit zitieren
Mario Bügler (Autor:in), 2003, Alternative Investments zur Optimierung des traditionellen Portfolios anhand von Hedge Funds, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/16596

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