Karriereende und was kommt danach?

Wissenschaft und Empirie zum Karrierenende von Leistungssportler


Facharbeit (Schule), 2010

23 Seiten, Note: 2


Leseprobe


Gliederung

1 Einführung

2. Die sechs Karrierephasen

3. Darstellung der (finanziellen) Lebenssituation von Leistungssportler
3.1. TV-Sportarten (insbesondere Fußball)
3.2. Olympische Sportarten.

4. Vorbereitung auf das Karriereende
4.1. Vorbereitung in TV-Sportarten
4.2. Vorbereitung in olympischen Sportarten

5. Arten der Karrierebeendigung
5.1. Retirement
5.2. Drop-out
5.2.1. Untersuchung verschiedener Ursachen des Drop-out
5.2.2. Burn-Out

6. Bewältigung des Karriereendes
6.1. Hilfe von sportlichen bzw. gesellschaftlichen Institutionen.
6.2. Sport treu bleiben
6.3. Eintritt ins Berufsleben jenseits des Sports.

7. Studie über den Umstieg von der Sport in die Berufskarriere
7.1 Erfolgreicher Umstieg
7.2 Teilweise erfolgreicher Umstieg
7.3 Nicht erfolgreicher Umstieg
7.4. Fazit der Studie

8. Gegenüberstellung geglückter - missglückter Umstieg
8.1. Beispiel eines geglückten Karriereübergangs
8.2. Beispiel eines missglückten Karriereumstiegs.

9. Schlussfolgerung und Ausblick

10. Literaturverzeichnis

11. Anhang

1. Einführung

Hört man das Wort Spitzensport, verbindet man damit meist auch einen Spitzenverdienst. Diese Annahme mag in der Sportart Fußball auf höchster Ebene zutreffen. Doch bei fast allen anderen - auch den olympischen - Sportarten gilt diese Hypothese nicht. Die meisten Leistungs- und Hochleistungssportler verdienen schon während des Aktivendaseins nicht genug Geld, um „sorgenfrei“ leben, geschweige denn für das Karriereende finanziell vorsorgen zu können.

Lange Zeit war dieses letzte „Sportlerkapitel“ eine Art Black box. Man wusste nicht, wie man auf das „Nachsportler-Dasein“ reagieren sollte. Wissenschaftliche Untersuchungen sind Mangelware und auch die Institutionen der Sportförderung haben die Wichtigkeit des Themas erst spät entdeckt. Dabei hat das Karriereende viele Dimensionen, eine finanzielle und eine psychologische. Beide sollen in der folgenden Facharbeit anhand des derzeitigen wissenschaftlichen Forschungsstands beleuchtet werden, indem Antwort auf folgende Fragen gesucht wird:

- Wie sind Spitzensportler finanziell auf das Karriereende vorbereitet?
- Welche Rolle spielt das Karriereende in der Phase des Leistungssports beim Athleten?
- Wie und in welcher Form befasst er sich damit?
- Welche Gründe gibt es für eine Karrierebeendigung?
- Wie gestaltet ein Leistungssportler den Übergang vom Leistungssport ins „normale Leben“?
- Welche Hilfestellungen stellen staatliche, sportliche und gesellschaftliche Institutionen bereit?
- Am Ende der Facharbeit wird an konkreten Beispielen ehemaliger Spitzensportler exemplarisch dargestellt, wie ein Karriereende erfolgreich bewältigt wurde und wo der Karriereübergang missglückt ist.

2. Die sechs Karrierephasen

Eine Sportkarriere lässt sich nach dem Phasenmodell von Delow[1] in sechs verschiedene Stadien einteilen:

1. „Davor“: Außer dem Sport bestimmen andere Teile des Lebenslaufes, wie El­ternhaus, Kindheit oder Freizeitinteressen, die Eigenschaften für kommende Lebensphasen, egal ob sportlicher oder außersportlicher Art.
2. „Erster Kontakt mit dem Sport“: Durch erste sportliche Aktivitäten wird die Basis festgelegt, wie der Athlet am Sport teilnimmt.
3. „Übergang zum leistungsorientierten Sport als Hauptlebensinhalt“: Die ge­samte Lebensplanung schließt nun den Sport mit ein, beispielsweise durch einen Übertritt an eine Sportschule.
4. „sportliche Aufwärtsentwicklung“: Bis zum Karrierehöhepunkt mit dem maxi­malen Erfolg erfolgt eine Leistungssteigerung.
5. „sportliche Abwärtsentwicklung“: Bis zu dem Punkt des endgültigen Aus­scheidens aus dem Leistungssport verringert sich die Leistung. In dieser Phase werden erste Schritte der Umorientierung unternommen.
6. „Danach“: Der Sportler tritt aus dem leistungssportlichen System aus und ver­sucht in neue gesellschaftliche Umgebungen einzutreten.

Wie bereits vorausgehend erläutert, liegt der Fokus dieser Arbeit auf dem Übergang der aktiven Karriere zur Nachkarriere und dem „Danach“.

3. Darstellung der (finanziellen) Lebenssituation der Sportler

Obwohl der Leistungssport auf allen Ebenen immer professioneller geworden ist, wird es den wenigsten Sportlern gelingen, während ihrer Aktivenzeit ein solches finanzielles Polster zu schaffen, um für das Nach-Aktiven-Dasein gerüstet zu sein bzw. dem zumindest aus ökonomischer Sicht gelassen entgegensehen zu können. Dabei muss man zwischen den „TV-Sportarten“ wie insbesondere Fußball und mit Abstrichen Handball, Basketball und Eishockey sowie den „klassischen“ - olympischen - Sportarten (Leichtathletik, Schwimmen, Rudern, Turnen, Fechten, etc.) noch einmal unterscheiden.

3.1. TV-Sportarten (insbesondere Fußball)

Gerade in den TV-Sportarten (vor allem im Fußball) wird heute zumindest in der 1. Bundesliga so viel Geld verdient, dass bei einer fünf bis acht Jahre dauernden Karriere eine solide Basis für das Karriereende erreichbar sein sollte. Da Fußball aber bis in die vierte Liga zum Teil auf Voll-Profi-Niveau betrieben wird, spricht einiges dafür, dass folgende Aussagen einer auf die Beratung von Leistungssportlern spezialisierten Agentur mehr als nur „Angst-Mach-Szenarien“ zum Anpreisen der eigenen Dienstleistung sind:

„... 10 Prozent der Spieler sind nach ihrem Karriereende finanziell unabhängig und können von den Erträgen ihres Vermögens leben. 20 Prozent sind zwar auf den ersten Blick vermögend, können aber von den Erträgen ihres Kapitals nicht leben, weil sie das Geld benötigen, um aufgenommene Kredite (zum Beispiel für den Erwerb von Immobilien) zu bezahlen, die noch sehr lange laufen. 45 Prozent haben ein kleines finanzielles Polster, um eine Übergangszeit ins normale Berufsleben überbrücken zu können. 25 Prozent haben nach dem Karriereende mehr Verbindlichkeiten als Vermögenswerte.“ [2]

Dafür, dass die oben genannten Zahlen nicht gänzlich realitätsfremd sind, spricht auch eine Erhebung der Vereinigung der Vertragsfußballspieler (VDV).[3] Nicht zuletzt deswegen hat die VDV ihre Dienstleistung im Bereich Nach-Karriere-Beratung wesentlich ausgeweitet.

3.2. Klassische olympische Sportarten

Noch viel schlechter als in den TV-Sportarten sind die Verdienstmöglichkeiten (und realen Verdienste) derjenigen Leistungssportler, die die klassischen olympischen Sportarten ausüben. Das hat eine Umfrage des Instituts für Sportökonomie und Sportmanagement der Deutschen Sporthochschule Köln in Kooperation mit der Deutschen Sporthilfe bei den 3.139 geförderten Kaderathleten im Jahr 2009 zu Tage gefördert.[4]

An der Befragung haben 1.133 Sportler teilgenommen. Die Ergebnisse, die nachfolgend stichwortartig zusammengefasst sind, sind alarmierend:

- Das durchschnittliche monatliche Bruttoeinkommen beläuft sich auf 1.919 Euro. Darin sind Einkünfte aus dem Sport (Prämien), aus unselbstständiger bzw. selbstständiger Arbeit, aus Unterstützungen der Deutschen Sporthilfe und Zahlungen von Sponsoren inbegriffen.
- Selbst absolute Top-Stars ihrer Sportart (Olympiasieger) kommen nur auf ein vergleichsweise bescheidenes Bruttoeinkommen von 6.130 Euro im Monat.
- Die Sportler haben im Schnitt beinahe eine „60-Stunden-Woche“ (58,8 Stunden). Davon entfallen 31,8 Stunden auf den Leistungssport (Training, Wettkämpfe, Fahrten, etc.) und 27 Stunden auf Arbeit bzw. Ausbildung.
- 35 Prozent der Athleten arbeiten neben dem Spitzensport, 32,3 % studieren und 29,4% gehen zur Schule.
- 35,4 % sehen ihre finanzielle Zukunft als nicht abgesichert an.
- Nahezu alle Sportler wünschen sich höhere finanzielle Zuwendungen sowie eine bessere Vereinbarkeit von Spitzensport und Ausbildung bzw. nachsportlicher Karriere.

Angesichts dieses Befundes verwundert es nicht, dass über 50 Prozent der Kaderathleten angeben, über ein vorzeitiges Karriereende nachgedacht zu haben.

4. Vorbereitung auf das Karriereende

Die Vorbereitung auf das Karriereende ist von Sportler zu Sportler sehr unterschiedlich. So haben es Athleten, die sich schon früh auf das Leben nach dem Sport vorbereiten, oft einfacher den Karriereübergang erfolgreich zu bewältigen. Es hängt allerdings auch davon ab, wie ihr Leben während dem Sport ausgesehen hat bzw. welche Sportart sie betrieben haben. Deshalb soll nun der Vergleich der Vorbereitung auf das Karriereende zwischen TV-Sportarten und olympischen Sportarten hergestellt werden.

4.1. Vorbereitung in TV-Sportarten

Eine Maßnahme, die Folgen eines plötzlichen - krankheits - oder verletzungsbedingten - Karriereendes (Drop-out) abzumildern, ist der Abschluss einer Sportinvaliditätsversiche­rung. Er wird sowohl von „unabhängigen“ (VDV[4]) als auch Gewinn orientierten Bera­tungsinstitutionen (Podding Consulting[5]) empfohlen. Außerdem besteht ein breiter Kon­sens, dass die Rücklagenbildung eine wichtige Maßnahme für diese Berufsgruppe ist, um für die Übergangszeit ein finanzielles Polster zu schaffen.

Dritter Baustein ist die konkrete „Umstiegsplanung“. Dafür stellt die VDV beispielsweise einen Laufbahnberater für die Sportler bereit[6], um bisherige Ausbildungsprozesse zu analysieren und berufliche Neigungen zu identifizieren. Ziel ist es, konkrete Berufsziele zu entwickeln und den Sportlern Wege aufzuzeigen, wie sie diese nachsportlerischen Berufsziele erreichen können.

4.2. Vorbereitung in olympischen Sportarten

Da die meisten Sportler, die olympische Sportarten betreiben, schon während ihrer Karriere einen Nebenjob ausüben bzw. studieren, ist das Karriereende irgendwie immer im Blick der Athleten. Sie wissen - im Gegensatz zu den meisten Spitzensportlern der TV- Sportarten, dass es ein Berufsleben nach dem Sport gibt. Nichtsdestotrotz haben die meisten Sportler (zu) wenig Zeit, sich konkret damit zu befassen, weil sie zeitlich mit der Planung und (finanziellen) Bewältigung des Aktivendaseins ausgelastet sind. Nur 11,3 Pro­zent aller Kaderathleten geben an, parallel zum Leistungssport die berufliche Karriere zu planen.8

Ein weiteres Problem besteht für diese Athleten darin, dass sie im Gegensatz zu den Kollegen aus den TV-Sportarten kaum in der Lage sind, im Aktivendasein finanzielle Rücklagen zu schaffen, von denen man eine Zeit lang zehren kann. Die Untersuchung von Breuer/Wicker spricht hier Bände.

Sportler aus den olympischen Sportarten sind also darauf angewiesen, dass der Übergang relativ reibungslos klappt - und benötigen dabei Unterstützung. Das haben auch die institutionellen Organisationen erkannt. Es gibt vielfältigste Ansätze von Bundeswehr, Nationalem Olympischen Komitee (NOK), Deutschem Olympischen Sportbund (DOSB) oder großer Konzerne wie zum Beispiel dem Bayer Konzern. Mehr dazu unter 6.1.

[...]


[1]Delow, A. (2000). Leistungssport und Biographie. Münster: Lit Verlag.

[2]http://www.poddig-consulting.com/15.html, aufgerufen am 17.12.2010

[3]http://www.spielergewerkschaft.de/index.php?id=22, aufgerufen am 17.12.2010

[4]http://www.spielergewerkschaft.de/index.php?id=23, aufgerufen am 17.12.2010

[5]http://www.poddig-consulting.com/15.html, aufgerufen am 17.12.2010

[6]http://www.spielergewerkschaft.de/index.php?id=23, aufgerufen am 17.12.2010

Ende der Leseprobe aus 23 Seiten

Details

Titel
Karriereende und was kommt danach?
Untertitel
Wissenschaft und Empirie zum Karrierenende von Leistungssportler
Hochschule
Friedrich-Koenig-Gymnasium, Würzburg
Veranstaltung
Leistungskurs Sport
Note
2
Autor
Jahr
2010
Seiten
23
Katalognummer
V165665
ISBN (eBook)
9783640819492
Dateigröße
553 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
karriereende, wissenschaft, empirie, karrierenende, leistungssportler
Arbeit zitieren
Günter Göbel (Autor:in), 2010, Karriereende und was kommt danach?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/165665

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