Reformation und kulturelle Dekonstruktion


Wissenschaftlicher Aufsatz, 2011

15 Seiten


Leseprobe


REFORMATION

UND

KULTURELLE DEKONSTRUKTON

Die vermeintliche Selbstzerstörung Deutschlands grassiert nicht erst seit der massiven, durch die Gier der Wirtschaft bedingten Immigration während der letzten Dekaden des zwanzigsten Jahrhunderts. Der eigentliche Startschuss und Big Bang, der die historische Dekadenz des germanischen Volkes ausgelöst hat, ist einige hundert Jahre weiter zurückzudatieren und er ist, wie alles von übergeordneter historischer Tragweite, geistiger Natur: Die Reformation.

Vom historischen Standpunkt der Entwicklung der menschlichen Gattung wäre es nicht weiter gravierend, wenn ein fauler Apfel vom Baum der Menschheit fällt, im Gegenteil. Doch das Problem besteht darin, dass der Baum mit den schlechten Früchten andere Teile der Menschheit ansteckt und sie korrumpiert. Darin besteht die Tragik und die Erfordernis des Monitoring des kranken Baumes.

Dieser einst mächtige Baum war historisch seit Jahrhunderten dazu berufen, das alles überragende Gewächs in Gottes Garten im europäischen Teil der Schöpfung zu sein. Doch, gleich dem Sündenfall von Adam und Eva, vermittels des Evaschen Apfels der Versuchung, wurde der Mensch insgesamt aus dem Paradies schlechthin vertrieben. Auch Deutschland wurde durch geistige Fehlleistungen aus seiner privilegierten Position verdrängt und laboriert bis heute an dem dadurch entstandenen Identitäts- und Einheitssyndrom.

Der Apfel der Versuch ist eine Metapher für die Versuchung durch die Schlange inmitten paradiesischer und geordneter Zustände, die offenbar den Neid antagonisierender Kräfte auslösen und dessen Brennen sie nur durch die Korrumpierung des Guten und Geordneten löschen können.

Die fundamentalen Archetypen wiederholen sich zyklisch, da auch das Böse, wie das Gute, überzeitlich (über die Zeiten hinweg) zugegen sind und wirken. Und das Böse, das seine Gier nicht stillen kann und angesichts der Erkenntnis, dass es auch nicht den fundamentalen Kampf für sich zu entscheiden vermag, wird keine Gelegenheit auslassen, insbesondere im Bereich des Sakralen, ja selbst dem Paradies oder durch die Reformation, an der Wurzel des Baumes der Erkenntnis und der Einheit anzusetzen, um das Kräftegleichgewicht zu seinen Gunsten zu entscheiden und die Alleinherrschaft zu übernehmen. „Diabolein“ subsumiert die Eigenschaft dieses Bösen, dessen Natur die der Machterreichung durch Zerstörung mittels Trennung und Antagonisierung ist: Der Zerstörung des Bundes der Einheit. Ist sie zerstört, so wird eine Dialektik der Selbstzerstörung in Gang gesetzt, aus der sich der Mensch nicht mehr erlösen kann. Er wird zu einem Spielball seiner eigenen Kräfte, die nicht mehr in die Ordnung der Einheit integriert sind. Die Fragmentierung und Atomisierung die daraus folgt, führen irgendwann zur Auflösung, zum Ende. Wenn das Böse die Herrschaft nicht errungen hat, so hat es nun zumindest die Genugtuung der Zerstörung dessen, worüber es seinen Herrschaftsbereich nicht ausdehnen konnte.

Sind wir nicht in einem fortwährenden, bereits Jahrhunderte andauernden Prozess der Fragmentierung des Bundes der Einheit, sowohl in physischer als auch metaphysicher Hinsicht – wobei die beiden kausal korreliert sind – und der fortschreitenden Atomisierung der Zivilisation, die mit ihrer Auflösung enden wird?

Die Menschheit krankt heute noch an der Zerstörung des Bundes, der im Garten Eden vollzogen wurde. Das ist das, was alle Menschen miteinander als Schicksalsgemeinschaft verbindet: die Erbsünde. Die Zerstörung des Bundes der metaphysisch-physischen Einheit repliziert sich archetypisch als Grundmuster der Strategie des Bösen über die Zeit. Wenn das Gute und das Böse eine Dialektik der Einheit und der sie durch Spaltung auflösenden Atomisierung sind, dann wäre die sich dem Menschen entziehende Kontrolle des Prozesses durch die Wiedererlangung des Bundes der Einheit mit seiner intra-, interindividuellen und intergruppen bezogenen Einheitsstiftung wiedererlangt. Doch selbst die Erinnerung an den Rückweg ist vom Prozess selbst – so ist die Absicht der Strategie des Bösen – ausgelöscht. Die Fähigkeit der essentiellen, auf der Grundlage dieser geistigen Ursprungserinnerung basierenden Erkenntnis und die Wiedererlangung der Kontrolle des Auflösungsprozesses sind somit nicht mehr gegeben.

Wenn das Böse sich nicht ungehemmt durchsetzen kann, so hat es dennoch die Genugtuung, einen für alle schmerzlichen Prozess, für Individuen und Kollektivitäten, in Gang zu setzen, denn Spaltung und Trennung führen zu Streitigkeiten und Zwistigkeiten, die der Mensch auf individueller und kollektiver Ebene als permanente larvierende Belastung erfährt und deren er sich nicht wirksam und nachhaltig entziehen kann. Die daraus entstehenden Fehlerzuweisungen eskalieren den Auflösungsprozess ihrerseits und ziehen den Menschen in immer weiter skalierte und tiefergreifende Konflikte auf individueller und kollektiver Ebene.

Der Mensch ist also in der Tat scheinbar aus der paradiesischen Einheit mit sich selbst und Gott hinausgeworfen und diese Trennung ist nun im Menschen, zwischen den Menschen und zwischen dem Menschen und dem Herrn des Paradieses wirksam. Die Rückkehr zur Einheit der drei „Aspekte“ geht nur über der Herrn des Gartens, doch gerade diese Erkenntnis wird vom diabolischen Antagonisten der Trennung als Ende seines Herrschaftsanspruches befürchtet und zu verhindern versucht. Der Antagonist hat nichts mehr zu verlieren, deshalb scheut er keine Mittel, am Herz und der Substanz der Dinge des menschlichen anzusetzen um den maximal erdenklichen Schaden zu verursachen. Es ist der Akt der Verzweiflung der Irreversibilität des für immer Getrennten – von Gott getrennten.

Was dem dieses erkennenden Menschen bleibt, ist der fortwährende Versuch, sich im Geiste der Einheit zu positionieren. Sie allein ist der Weg der Überwindung der Antagonisierung und Agonisierung des Spaltungsprozesse; den Bund der Einheit immer wieder zu erneuern, trotz und gerade angesichts Zerwürfnis herauf-beschwörender Herausforderungen.

Der Bigbang der alles umfassenden und durchdringenden Zerwürfnisses ist also in der Genese des Menschen selbst. Das Böse wollte sich diese fundamentalste Gelegenheit der Verderbung des Menschlichen an seiner Wurzel nicht entgehen lassen. Und es wird – gleich der sinnbildlichen Schlange – seine Gelegenheit nutzen, an maßgeblichen Meilensteinen der menschlichen Entwicklung, wiederum seine diabolische, d. h. spaltende Kraft, die es selbst ist, einzusetzen.

So ist es in der Reformation geschehen, die als Primärspaltung eine Verkettung von auflösenden Spaltungsprozessen eingeleitet hat, die bis zum heutigen Tag fortdauern und in der gegenwärtigen Zeit einen neuen Höhepunkt mit der Multikulturalität und Multireligiosität erreichen. Diese Atomisierung und Spaltung, die eine Fortschreiten eines sich der Kontrolle entziehenden Auflösungsprozesses sind, fordern geradezu die Besinnung auf die einzige Kraft, die diese beherrschen kann, die des Bundes der Einheit im metaphysischen und somit im physischen Sinn.

Ohne diese Rückbesinnung auf die geistigen Wurzeln – die die Grundlage der kulturellen bilden – wird der Mensch und die Kollektivitäten gleich welchen Maßstabes ein ufer- und ankerloses Treibholz ihn transzendierender Kräfte des Antagonisten par excellence sein. Er wird nur noch sein Ende ohne Fähigkeit der Einflussnahme attestieren können. Warum? Weil er nicht gewusst hat, bzw. nicht wirklich wissen wollte! Der essentielle Funke des Bundes der Einheit ist mit dem Schöpfungsimpuls im Menschen zugegen. Ohne ihn gäbe es kein Leben. Kein Verdunkelungsversuch durch die Kraft der Dunkelheit kann ihm dieses Prärogativ, mit dem ihn der Schöpfer in seiner Ebenbildlichkeit mit dem Schöpfer selbst ausgestattet hat, wegnehmen.

[...]

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Details

Titel
Reformation und kulturelle Dekonstruktion
Autor
Jahr
2011
Seiten
15
Katalognummer
V165379
ISBN (eBook)
9783640815449
ISBN (Buch)
9783640815135
Dateigröße
442 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Deutsche Geschichte, intrakulturell, Zukunftsmanagement, Eschatologie, Neurophysiologie, Psychosomatik, soziokulturell
Arbeit zitieren
D.E.A./UNIV. PARIS I Gebhard Deissler (Autor:in), 2011, Reformation und kulturelle Dekonstruktion, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/165379

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