Kommunikationsstile und Wertequadrate

Kommunikation - Miteinander Reden


Referat (Ausarbeitung), 2000

14 Seiten, Note: "keine"


Leseprobe


Inhalt

I. Einleitung

II. Das Werte- und Entwicklungsquadrat
A.) Die allgemeine Struktur
B.) Vorteile des Wertequadrates
C.) Anwendung des Entwicklungsquadrates

III. Kommunikationsstile
D.) Der selbst-lose Stil
E.) Der aggressiv – entwertende Stil
F.) Der sich distanzierende Stil
G.) Der mitteilungsfreudig – dramatisierende Stil

IV. Ergebnisse der anschliessenden Diskussion

Literatur

I. Einleitung

Während die Fähigkeit zur angemessenen Kommunikation einst als von der Natur gegebenes Talent galt, das entweder vorhanden war oder nicht, wissen wir heute, dass Training kommunikativer Kompetenz nicht nur weitgehend möglich, sondern gerade angesichts der im raschen Wandel begriffenen Rollenbilder sowohl im gesellschaftlichen als auch im privaten Bereich (z.B. Emanzipation) unerlässlich ist. Die Aufgabe der Kommunikationspsychologie wurde über das Erklären, wie es zum Beispiel zu Störungen kommen kann, hinausgehend um einige Komponenten erweitert, wie das Gestalten von Lösungsansätzen, Ich-Botschaften, aktives Zuhören, Trennen von Sach- und Beziehungsebene, Metakommunikation, Feetback, Selbstoffenbarung usw. Dabei lässt sich das ideale Kommunikationsverhalten bzw. eine adäquate Kommunikation erst aus den Besonderheiten oder dem Charakter der gesamten Situation erschließen. Diese ist sowohl von den äusseren Umständen als auch von dem jeweiligen Gesprächspartner individuell und setzt immer wieder eine gewisse Flexibilität und sensibles Einfühlungsvermögen voraus.

In seinem 1989 erschienenen Buch "Miteinander Reden 2" bedient sich Friedmann Schulz von Thun drei gedanklicher Werkzeuge, mit deren Hilfe er acht Kommunikationsstile unterscheidet und sie, von verschiedenen Seiten aus betrachtend, in einer einmaligen Gesamtheit praxisrelevant darstellt. Das erste Werkzeug kommunikationspsychologischen Denkens und Arbeitens ist das Quadrat der Nachricht (Schulz von Thun 1981), welches einer Äusserung des Senders vier Aspekte oder Inhalte entnimmt, den Sachinhalt (Informationen, über mitzuteilende Dinge und Vorgänge in der Welt), die Selbstkundgabe (Sender teilt mehr oder weniger bewusst etwas über sich selbst mit), den Beziehungshinweis (Sender definiert das Verhältnis zwischen ihm und dem Empfänger) und den Appell (Versuch, der Einflussnahme in eine bestimmte Richtung). Der Empfänger der Nachricht wiederum besitzt vier entsprechende "Ohren", mit denen er die verschiedenen Aspekte wahrnimmt, interpretiert, also von der Äusserung auf die nicht sichtbare "Innerung" des Senders schliesst, und gemäss seiner Empfindung reagiert. Mit Hilfe des Teufelskreis - Schemas (Thomann und Schulz von Thun, 1988) lassen sich Kommunikationsschwierigkeiten in der zwischenmenschlichen Interaktion und In Beziehungsdynamik aus dem Blickwinkel der systemischen Psychologie darstellen. Dabei werden offene und verdeckte Kreisläufe unterschieden.

II. Das Werte- und Entwicklungsquadrat

Obwohl das Wertequadrat als solches von Helwig (1967) stammt, geht seine allgemeine Struktur in ähnlicher Form bereits auf Aristoteles zurück. Schulz von Thun versteht es als Entwicklungsquadrat, um es für die Vorgänge der zwischenmenschlichen Kommunikation und Persönlichkeitsbildung zu nutzen. Dieses dritte gedankliche Werkzeug vertritt die Auffassung, "dass Persönlichkeitswerte und kommunikative Tugenden dialektisch strukturiert sind, das heisst in ausgehaltener Spannung zu einem (genau zu bestimmenden) positiven Gegen - Wert sein müssen, ohne den sie zu einem Unwert verkommen würden" (Schulz von Thun, 1989. S. 17). Ebenfalls lässt sich das Wertequadrat zur Vergegenwärtigung von Charakterschwächen anwenden, denn zum Beispiel müssen die Fähigkeiten, seinen Gegenüber sowohl zu akzeptieren als auch ihn bisweilen zu konfrontieren in einer gesunden Balance zueinander ausgeprägt sein. Konfliktscheue Harmonisierung gefährdet eine Beziehung ebenso wie fortwährender Streit.

A.) Die allgemeine Struktur

Jeder Wert also, jede Tugend, jedes Leitprinzip oder Persönlichkeitsmerkmal gelangt dann zu einer konstruktiven Wirkung, wenn sich in ausgehaltener Spannung zu seinem positiven Gegenwert, seiner Schwesterntugend befindend. Ohne eine dynamische Balance verkommt ein Wert zu seiner "Entartungsform" (Helwig; zitiert in Schulz von Thun, S. 38) oder entwertenden Übertreibung. All diese werthaften Begriffe ordnen sich zu einer Vierheit von Werten bzw. Unwerten. Vier Arten von Beziehungen charakterisieren das Verhältnis der Begriffe untereinander.

Die obere Linie zwischen Position 1 und 2 beschreibt das positive Spannungsfeld, einen dialektischen Gegensatz zum Beispiel zwischen Sparsamkeit und Grosszügigkeit. Die Diagonalen stellen den konträren Gegensatz zwischen Wert und Unwert dar, zum Beispiel zwischen Sparsamkeit und Verschwendung sowie Grosszügigkeit und Geiz. Zur entwertenden Übertreibung führen die senkrechten Linien; nämlich Sparsamkeit kann in Geiz und Grosszügigkeit in Verschwendung ausarten. Die untere Verbindung zeigt eine Fehlleistung aufgrund von Überkompensation des zu vermeidenden Unwertes durch den gegenteiligen Unwert, wenn nicht genügend Kraft aufgewendet wird, um sich in die geforderte Spannung der oberen Pluswerte hinaufzuarbeiten. Dann kann Geiz in Verschwendung oder Verschwendung in Geiz "überspringen".

B.) Vorteile des Wertequadrates

Die Konstruktion eines Wertequadrates hilft zu erkennen, dass in einem Fehler nicht etwas Schlechtes oder gar Manifestiertes sein muss. Vielmehr kann ein positiver Kern entdeckt werden, allein dessen Überdosierung als problematisch erscheint. Infolgedessen verläuft die Entwicklungsrichtung von 3 nach 2 unter Beibehaltung von 1. Weiterhin liegt die Überzeugung zugrunde, dass jeder Mensch mit einer erkennbaren Eigenschaft immer auch über einen Gegenpol verfügt, der zu entwickeln ist. Im Idealfall besteht eine dynamische Balance, also die innere Möglichkeit, dass beide Haltungen zur Verfügung stehen. Jedoch ist der Mensch normalerweise einer Möglichkeit mehr zugeneigt als der anderen.

C.) Anwendung des Entwicklungsquadrates

Das Entwicklungsquadrat ermöglicht, die Entwicklungsrichtungen, eines Menschen oder einer Gruppe zu bestimmen. Dabei überkreuzen sich bei verschiedenen Menschen die Entwicklungsrichtungen. Während der eine zu geizig ist, gibt der andere unbedacht zu viel Geld aus.

Das Modell kann auf drei Bereiche seine Anwendung finden. Erstens lässt sich die eigene Entwicklungsrichtung individuell bestimmen. Zweitens können Mängel und Schwächen als des Guten zuviel integriert werden, was deren Erweiterung eben durch eine Konzentration auf den entsprechenden Gegenwert als eine radikale Ausmerzung zur Folge hat. Drittens bietet das Entwicklungsquadrat eine gute Möglichkeit, Polarisierungen in Diskussionen zu durchschauen. Häufig entstehen Debatten, bei welchen sich eine Gruppe einem Wert verpflichtet fühlt, hingegen die positive Schwesterntugend (ungerechtfertigterweise) als Entartung angreift. Dabei neigt sie oftmals dazu, sich selbst als Wertverkörperung zu sehen, während der Konfliktgegner die (vermeintliche) Fehlleistung verkörpert. In einer Konfrontation werden nur allzu schnell Sach- und Beziehungsebenen durcheinandergebracht. Eine umsichtige Intervention rehabilitiert beide Parteien ohne eine zu verurteilen. Schulz von Thun empfiehlt eine derartige Integration, die gerade in der Politik potentiell sehr wertvoll ist, erst nach einer Konfrontation in Form einer intensiven Auseinandersetzung, nicht jedoch zu ihrer Vermeidung.

[...]

Ende der Leseprobe aus 14 Seiten

Details

Titel
Kommunikationsstile und Wertequadrate
Untertitel
Kommunikation - Miteinander Reden
Hochschule
Universität Potsdam  (Psychologie, Sozialpsychologie)
Veranstaltung
Soziale Kommunikation
Note
"keine"
Autor
Jahr
2000
Seiten
14
Katalognummer
V165165
ISBN (eBook)
9783640807758
ISBN (Buch)
9783640807734
Dateigröße
485 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
kommunikationsstile, wertequadrate, kommunikation, miteinander, reden
Arbeit zitieren
Constanze Hahn (Autor:in), 2000, Kommunikationsstile und Wertequadrate, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/165165

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