Intrakulturelle Lösungen im Licht des transkulturellen Bewusstseins


Wissenschaftlicher Aufsatz, 2011

23 Seiten


Leseprobe


INTRAKULTURELLE LÖSUNGEN

IM LICHT

DES TRANSKULTURELLEN

BEWUSSTSEINS

„ES STOLPERN MEHR MENSCHEN ÜBER IHRE ZUNGE ALS ÜBER IHRE FÜSSE“

(Jakobus 3.2)

Obigen Spruch des Jakobus findet man auch im Schatzhaus islamischer Weisheiten. Jakobus sagt ebenso: „Wer seine Zunge beherrscht, der kann seinen ganzen Körper beherrschen“. Ebenso sagte der Prophet Mohammed sinngemäß, dass jemand, der das Organ zwischen seinen Lippen (Zunge) und das zwischen seinen Beinen (Geschlecht) beherrscht, ins Paradies eingehen wird.

Doch kulturelle Fragen sind stark emotionalisiert, da Kultur im sozialanthro-pologischen Sinn in der frühen Jugend erworben wird, weshalb man bisweilen dazu tendiert, aus der Hüfte zu schießen, bevor man sich der erforderlichen Selbstreflektion unterzieht, um die eigen- und fremdkulturelle Dynamik kontextuell angemessen zu verstehen und zu würdigen und sich dann eventuell in kulturell angemessener Form zu äußern. Eine universelle kulturangemessene Kommuni-kationsformel besteht vom Standpunkt des interkulturellen Management und der interkulturellen Kommunikation in einer Synergie und Integration des Wertekontinuums Sachorientierung-Beziehungsorientierung oder Transparenz und Rapport. Dominiert ein Pol auf Kosten des anderen – in kontextarmen Kulturen wie der Deutschen beispielweise wird häufig die Beziehungsebene der Sachebene geopfert – so kann das als einseitiger Einprinzip-Imperialismus betrachtet werden, der Beziehungen zerstören kann. Dies ist keine ausgewogene Best Practice Kommunikation, die vor allem im heutigen globalen Kontext erforderlich ist, weil sie besonders von kontextreicheren Kulturen als höchst unangemessen empfunden wird. In der globalen Medienlandschaft sollte insbesondere in kritischen Bereichen die kulturelle Diversität berücksichtigt werden.

Sowohl die ursächlichen Aussagen, als auch die polarisierten lautstarken Reaktionen auf vermeintliche Ursachen deutscher gegenwartsgeschichtlicher Herausforde-rungen scheinen die zu Beginn zitierte Spruchweisheit zu bestätigen. Doch erfordern sie nicht alle eine umfassendere Abwägung, eine Erörterung im Lichte des Wohls der Menschen und zwar aller Menschen, unabhängig von Nation, Rasse, Kultur, Geschlecht, Sprache und Stand? Auch christliche Standards fordern von allen drei eine höhere Ethik, die sich nicht in weiteren Fauxpas ergeht und erschöpft, die humane Sensibilität missen lassen, sondern nach bestem Wissen und Gewissen den rechten Weg aus einer scheinbar etwas verfahrenen soziokulturellen Situation sucht, die in vieler Hinsicht ein kultureller und menschlicher Lernprozess in Bezug auf interkulturelles Diversitätsmanagement ist. Auch der Spruch des Talmud, demzufolge wir die Welt nicht so sehen, wie sie ist, sondern so, wie wir sind, scheint alle Akteure dieses Schauspiels zu charakterisieren, das heißt, dass jeder die Welt kulturabhängig durch seine kulturellen Filter wahrnimmt, ohne fremdkulturelle Perspektiven würdigen zu können und sich daher bisweilen jenen gegenüber kolonisierend verhält und seine eigenen kulturellen Annahmen fremdkulturellen Individuen und Gruppen aufoktroyieren möchte. Haben wir den materiellen und geistigen Kolonialismus mit der Jahrtausendwende etwa noch nicht endgültig überwunden?

Nun hat jemand das praktiziert, was die Umerziehungspolitik der Alliierten den Deutschen als Vermeidungsstrategie zukünftiger kollektiver Fehlleistungen verordnet hat und schon wird er gegeißelt, wenn nicht sogar gesellschaftlich hingerichtet. Sobald jemand den Mut hat, Demokratie zu praktizieren, versucht man, ihm das Wort zu verbieten, statt die Steilvorlage geschickt anzunehmen und sie in einen Treffer im gesellschaftlichen „Spiel“ zu verwandeln und zwar dergestalt, dass ihn alle Bürger dieses Landes, unabhängig von ihrem Stand und ihrer Herkunft, für sich als emergente, kulturell komplexere Gemeinschaft, verbuchen können. Das hat gewiss auch mit der leichten Verunsicherbarkeit einer stark sicherheitsbedürftigen Kultur zu tun, die lieber Dinge bis in Unerträgliche über sich ergehen lässt, als Aufruhr und Verärgerung zu verursachen, die ein Sprung vom Regen in die Traufe wären. Dass der Überinger als Aufrührer gegeißelt oder als Heroe und Führer betrachtet wird, weil er den kulturellen Bann gebrochen hat und dass Probleme nicht organisch und natürlich, sondern explosionsartig gelöst werden entstammt demselben Motiv. Aus wiederum demselben Grund lässt sich ein weiteres Segment der Bevölkerung teilnahmslos mittragen, da es ja nur seine persönliche Kontinuität und rein ich-bezogenen Interessen stören könnte. Bemerkenswert ist, dass keine dieser Optiken wirklich am umfassenden Wohl aller Beteiligten ausnahmslos interessiert ist und dass dieses neue soziale Bewusstsein eines allumfassenden Gemeinwohls jene Ebene der Solidarisierung ist, die die diagnostizierten soziokulturellen Probleme beheben kann: ein intrakulturelles transkulturelles Bewusstsein gewissermaßen, das alle Akteure der Nationalkultur umfasst.

Gestern mahnte ein süddeutscher Bischof, wie ich spät abends noch in einem ausländischen Radiosender im Bett hören konnte, dass die Immigrationspolitik das Land zerreißen könnte. Deutschland hat eine lange Geschichte von materieller und immaterieller Zerrissenheit hinter sich und sollte sich, entgegen Hegels Ansicht, dass man aus der Geschichte lernt, dass man nichts aus ihr lernt, im Lichte der Summe der nationalkulturellen Erfahrung geschlossen und solidarisch verweigern, sich zerreißen zu lassen. Nichts kann das Land zerreißen, wenn wir es nicht gestatten, wenn wir der Integrität unseres singulären in das Universalbewusstsein eingebetteten kulturellen Bewusstseins trotz aller Subversionstendenzen treu bleiben. Wer würde von einer kulturellen Unterminierung geistig und wirtschaftlich profitieren? Warten nicht viele auf das Abdanken der westlichen Kulturen, ja selbst der ganzen westlichen Zivilisation, gleich einer reifen Frucht, die früher oder später vom Baum fallen muss, um sodann ohne Mühe deren Platz einzunehmen?

Im Lichte des neuen globalen Kontextes und globaler Verflechtung ist ein umfassendes transkulturelles intrakulturelles Bewusstsein jene geistige Plattform und Hort, der den lokal-global interdependenten planetaren Bedingungen gerecht wird und gewachsen ist. Das intrakulturelle transkulturelle Bewusstsein ist der allumfassende nationale Schmelztiegel, der alle intrakulturellen Diversitäten geistig integriert, ohne sich zersplittern zu lassen. Diese Einheit - die stark macht - ist unüberwindbar für jene Kräfte, die sich selbst zur schicksalhaften höheren Gewalt ermächtigen möchten. Es erfordert einige institutionelle Leader, die sich zu unserer Kultur auf gesunde Weise bekennen und realpolitischen Sachverstand, der unbeirrbar über dem Getöse herrscht; eigentlich nur das Natürliche und Selbstverständliche, das das Unnatürliche abweist und nicht in sich hinein lässt. Wenn das deutsche Haus somit geistig und materiell gefeit ist, kann nichts Korrumpierendes und Zersetzendes eindringen. Dieses im Lichte der Geschichte geordnete deutsche Haus ist die deutsche Bringschuld der Welt gegenüber.

Das transkulturelle intrakulturelle Bewusstsein unterscheidet sich nur geringfügig vom interkulturellen transkulturellen Bewusstsein, denn das gesamte kulturelle Mosaik der Welt ist auch intrakulturell in reduziertem Maßstab zugegen. Das Management dieser nationalen wie internationalen Diversität habe ich im folgenden 12 mal 12 dimensionalen transkulturellen Managementmodell oder Profiler modelliert. Es veranschaulicht die kulturelle Diversität und wie sie integriert werden kann. In Analogie zu neurophysiologischen hierarchischen Integrationsprinzipien sind die oberen Bewusstseinsebenen, die über die Ebenen Ethik und Evolution erreichbar sind, die höchsten Integrationsstufen des psychologischen Architektur eines jeden kulturellen Akteurs, da dieses Bewusstsein eine kulturunabhängige potentielle Ausstattung aller Menschen ist. Die transkulturelle oder noetische Ebene stellt national wie international die Diversitätsintegrationsebene par excellence dar. Ist sie erreicht, so werden konkomitant alle Diversitäten, seien sie nationaler oder globaler Art, integriert. Somit ist dieses 12 Oktaven Modell eine psychologische Modellierung der kulturellen Herausforderung unserer Tage, sowie auch ihr wissenschaftlich fundierter Lösungsweg. Nachfolgend ein Prototyp und eine kurze Erläuterung dieses Modells in englischer Sprache, wenn der verehrte Leser gestattet:

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DER TRANSKULTURELLE PROFILER

ODER

DAS DOM 12 D TRANSKULTURELLE MANAGEMENT MODELL

einschließlich Legende auf Englisch

(folgende Seiten)

[...]

Ende der Leseprobe aus 23 Seiten

Details

Titel
Intrakulturelle Lösungen im Licht des transkulturellen Bewusstseins
Veranstaltung
Interkulturelles Management
Autor
Jahr
2011
Seiten
23
Katalognummer
V165131
ISBN (eBook)
9783640811410
ISBN (Buch)
9783640811755
Dateigröße
1205 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
interkulturelles Management, Diversitätsmanagement, Sarrazin, Innenpolitik, Immigration, Integration, interkulturelle Strategie
Arbeit zitieren
D.E.A./UNIV. PARIS I Gebhard Deissler (Autor:in), 2011, Intrakulturelle Lösungen im Licht des transkulturellen Bewusstseins, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/165131

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