Die Ständegeschichte im Kursachsen der frühen Neuzeit

Die soziale Entwicklung der sächsischen Bevölkerung


Hausarbeit (Hauptseminar), 2009

28 Seiten, Note: 2


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Das Zeitalter des Absolutismus
2.1 Der Absolutismus – eine Definition
2.1.1 Die Entstehung des Absolutismus
2.1.2 Die Legitimation der Alleinherrschaft des absoluten Herrschers
2.1.3 Die Herrschaftsauffassung
2.2 Der Staat des Absolutismus
2.2.1 Die höfische Herrschaft
2.2.2 Die vordringlichste Aufgabe des Souverän
2.2.3 Die Finanzierung des neuen Staatswesens

3. Der Absolutismus in Kursachsen und sein Einfluss auf die soziale Entwicklung der Bevölkerung
3.1 Die Landbevölkerung
3.1.1 Aus der Krise des Mittelalters
3.1.2 Der Differenzierungsprozess
3.1.3 Das Verhältnis zwischen Gutsdherr und Gemeinde
3.1.4 Der 30jährige Krieg als Entwicklungseinschnitt
3.1.5 Der Werdegang bis ins 19. Jahrhundert
3.2 Die Stadtbevölkerung
3.2.1 Der Differenzierungsprozess
3.2.2 Die Situation in den Städten
3.2.3 Die städtische Selbstverwaltung und die Einbindung
in das Kurfürstentum
3.3 Der Adel
3.3.1 Der „neue“ Adlige
3.3.2 Der Differenzierungsprozess
3.3.3 Die wirtschaftliche Situation
3.3.4 Die Adelsgesellschaft des 17. und 18. Jahrhunderts
3.3.5 Die Konsequenzen der sozialen Differenzierung
3.3.6 Der höfische Adel
3.3.7 Zwischenbilanz

4. Zusammenfassung

1. Einleitung

Die folgende Arbeit thematisiert die gesellschaftliche Entwicklung der sächsischen Bevölkerung in der Neuzeit.

Nach einigen notwendigen Vorbetrachtrungen widmet sich der Hauptteil der Arbeit der sozialen Differenzierung der Bevölkerungsschichten. Es soll die Antwort auf die Frage gegeben werden, inwieweit der neuzeitliche Absolutismus auf den sozialen Werdegang aller Bevölkerungsschichten wirkte. Um sich dieser Thematik so gut wie möglich nähern zu können, ist es wichtig, die drei großen Bevölkerungsgruppen einzeln zu betrachten, dabei wird aufgrund der sozial-historischen Themenstellung von dem standardisierten Drei-Stände-Modell abgesehen. Im Vordergrund steht die Einteilung der Bevölkerung Sachsens in Landbevölkerung, Stadtbevölkerung und Adel. Die zunehmende soziale Ausdifferenzierung jener Zeit macht es notwendig, sich auf diesem Weg dem Phänomen zu nähern.

Das folgende Kapitel gibt einführend einen Überblick über den Zeitkontext. Primär soll hier der Absolutismus behandelt werden. Wie war ein neuzeitlicher Staat absolutistischer Prägung aufgebaut? Wie ist er entstanden? Welche Konfliktherde brachte diese Staatsform mit sich?

Das dritte Kapitel geht dann konkret auf das Land Kursachsen ein. Wie war es strukturiert? Welche Rolle spielte der Kurfürst? Dieser Teil widmet sich den drei großen Bevölkerungsschichten und soll einen Überblick über die soziale Ausdifferenzierung geben. Wie entwickelte sich die Ständegesellschaft Sachsens unter dem Absolutismus?

Am Schluss der Arbeit findet der Leser die Zusammenfassung der gewonnenen Ergebnisse.

2. Das Zeitalter des Absolutismus

Dieses Kapitel der Arbeit beschäftigt sich mit dem Absolutismus der Neuzeit.

Zunächst wird geklärt, was eigentlich unter dem Begriff „Absolutismus“ zu subsumieren ist, im Folgenden soll dann das Modell dieser Staatsform erklärt werden. Ein weiterer wichtiger Punkt dieses Kapitels ist die Fragestellung, welche Probleme und Konflikte der Absolutismus mit sich brachte.

2.1 Der Absolutismus – eine Definition

Zu Beginn ist festzustellen, dass der Absolutismus ein vielseitiges Phänomen ist, welches in den verschiedensten Formen aufgetreten ist. Diese Staatsform war in den vom Absolutismus geprägten Ländern nicht immer identisch. Im Gegenteil, es können sogar große Unterschiede festgestellt werden, so zum Beispiel, wenn man den französischen Absolutismus mit dem sächsischen vergleicht.

Dies macht es schwierig, den Begriff eindeutig zu definieren. Es müssen also für eine allgemein gültige Definition des Begriffes hinreichende Faktoren gefunden werden, die es ermöglichen, „Absolutismus“ einen kleinsten gemeinsamen Nenner zu geben.

Daher habe ich mich für die Definition von Heinz Duchhardt entschieden. Sein Absolutismusverständnis ermöglicht es, sich diesem Phänomen von sämtlichen Seiten zu nähern.

2.1.1 Die Entstehung des Absolutismus

Auch wenn über den Begriff des Absolutismus in der Forschung diskutiert wird, sind sich die Forscher weitestgehend einig darüber, wie es zu dieser Erscheinung gekommen ist.

Der Absolutismus ist als eine Reaktion der Herrschenden zu verstehen, mit der man zunehmende innere und äußere Spannungen abwenden wollte. Die Herrscher, hier vor allem die Fürsten, wollten durch eine Erweiterung ihres Einflusses und ihrer Macht die Situation unter Kontrolle bringen.

Das 16. und 17. Jahrhundert war in Europa dadurch gekennzeichnet, dass in den Ländern zwei Konfessionen um die Macht gerungen haben, diese Spannung zwischen zwei verschiedenen Religionsansichten sorgte für kontinuierliche Bürgerkriege, was natürlich den Staat und die Regierung ungemein belastet hat. Die alten Ordnungen schafften es nicht mehr, eine dauerhafte Ruhe innerlich wie äußerlich herbeizuführen.[1]

Auch die einzelnen Stände waren innerlich zerstritten, was ebenfalls auf die Konfessionsunterschiede zurückzuführen ist. Durch diese scheinbar ausweglose Situation wurde der Weg für einen Alleinherrschaftsanspruch geebnet. Um es in einer Metapher auszudrücken: die kopflose Schlange benötigte dringend einen Kopf, der es verstand, die Schlange zu führen. Dieser Kopf, also der alleinige Herrscher, löste sich aus den Fesseln seiner Eingeschränktheit, indem er es verstand, die Bedeutung der Stände geschickt zu verringern, so dass diese kaum noch einen Einfluss auf die Regierung hatten. Durch die Herauslösung aus dem alten System der Ständeherrschaft, konnte der Fürst sich auf allen Gebieten durchsetzen.

Die Einführung des Absolutismus ist also, wie bereits erwähnt, als eine Reaktion auf die inneren und äußeren Zerrissenheiten des Konfessionalisierungsprozesses zu verstehen.[2]

2.1.2 Die Legitimation der Alleinherrschaft des absoluten Herrschers

Der Anspruch auf die alleinige Herrschaft über einen gesamten Staat, muss natürlich legitimiert sein, das heißt, sich auf etwas berufen. Duchhardt zeigt, dass der Absolutismus nicht nur das Gottesgnadentum[3] als Grund für eine absolute Herrschaft angibt, sondern auch weitere Rechtfertigungen und Erklärungen bereithält. Um nicht zu weit von der Thematik abzukommen, sei an dieser Stelle nur eine Theorie näher erklärt.

Thomas Hobbes[4] Idee eines funktionierenden Staates wurde im Absolutismus aufgenommen und als Fundierung des absoluten Herrschaftsanspruches genommen. Hobbes traut der menschlichen Natur nicht viel zu. Über diese Infragestellung des menschlichen Tun und Denkens gelangt er zu der Theorie, dass die Menschen gezwungen seien, sich freiwillig auf einer Vertragsbasis einem Herrscher zu unterwerfen. Dieser Herrscher steht in der Verantwortung des Vertrages und hat die Pflicht, für den Frieden und die Sicherheit der Bürger zu sorgen. Die Bürger hingegen sollen auf jedes Recht und jede Freiheit verzichten, wenn dies den inneren Frieden sichern kann. Hobbes geht davon aus, dass der Souverän sich seiner Pflicht und Verantwortung bewusst ist und die unbegrenzte Macht, die ihm gegeben wurde, nicht missbraucht.[5]

2.1.3 Die Herrschaftsauffassung

Unter dem Absolutismus ist im Allgemeinen jene Regierungsform zu verstehen, in der einem Monarchen eine uneingeschränkte Macht in die Hände gegeben wird. Der Souverän verdichtet unter seiner Herrschaft Hof, Verwaltung und Heer zu einem Machtinstrument, welches ihm allein unterstellt ist.[6]

Der absolute Monarch gilt in seinem System als unanfechtbar. Hierbei spielt das Gottesgnadentum eine entscheidende Rolle, denn jemand der auf Geheiß Gottes, regieren darf, ist von Gott auch begünstigt, daher darf kein Mensch Widerspruch zu leisten.[7] Die Herrscher des Absolutismus sind nicht nur durch ihre Macht gekennzeichnet, sondern auch durch einen enormen Zuwachs ihrer repräsentativen Funktion. Mit dem Anstieg von Macht und Ruhm, mussten auch das Ansehen und die Macht des Staates steigen, daher wurde auf die Repräsentation des Staates durch den Souverän besonders viel Wert gelegt.[8]

Durch die Vereinigung sämtlicher Machtbereiche unter der Kontrolle des Staatsoberhauptes wurde der Einfluss der Stände mehr und mehr zurückgedrängt. Damit einher verringerte sich auch die regionale Selbstständigkeit der Adligen. Mit der Zentralisierung der Macht auf eine einzige Person, wurde die Autorität des Adels Stück für Stück neutralisiert, auch wenn diese Erscheinung nicht das oberste Ziel des Monarchen war.[9]

Mit dem Machtverlust des Adels, stieg das Interesse am Bürgertum, welches zunehmend an Bedeutung gewann. Der Herrscher stützte seine Regierung auf dem Bürgertum auf, insbesondere auf dessen Kapital und den personellen Hilfestellungen einzelner Bürger.

2.2 Der Staat des Absolutismus

An der Spitze steht der eben bereits angesprochene Souverän, ausgestattet mit sämtlichen Machtbefugnissen. Eine Folge der absolutistischen Herrschaftsform war die starke Förderung der Hofkultur. Welche Rolle der Hof spielte und welche Beziehung zwischen Volk und Herrscher bestand, soll nun geklärt werden.

2.2.1 Die höfische Herrschaft

Das politische Leben wurde im Absolutismus immer mehr zum höfischen Leben. Die Politik war bald eine rein höfische Angelegenheit. Auf dem Hof spielten sich viele Dinge ab. Neben Empfängen, Festen, Konzerten und Theaterstücken wurde auch das alltägliche Leben am Hof praktiziert. Man kann hier von der Entwicklung einer Hofgesellschaft sprechen. Mit dem Ausbau des höfischen Lebens und der Zunahme an Prunk und Glanz wollte man die Adligen an den Hof locken.[10] Dies war das Mittel, um sich die Adligen willig zu machen, was für die Machtsicherung des Monarchen sehr wichtig war. Es sollte daher nicht unterschätzt werden. Durch die gezielte Beeinflussung der Adligen mithilfe des Hofes, konnte man nach und nach den traditionellen Ständestaat entkräftigen.

2.2.2 Die vordringlichste Aufgabe des Souverän

Das wichtigste, was ein absoluter Herrscher zu tun hatte, war die innere und äußere Sicherheit zu bewahren. Immerhin ist aus inneren und äußeren Krisen der Absolutismus entstanden. Dies wurde bereits in 2.1.1 der Arbeit dargelegt.

Das heißt also, dass das Verhältnis zwischen dem Souverän und den Untertanen vor allem von der Schutzfunktion des Staates geprägt war.

Um den Staat und die Herrschaft sichern zu können, genügte es nicht mehr, auf dem alten Weg eine Armee aufzubauen. Mit der Einführung stehender Heere wurde ein absoluter Herrscher zu einem ständigen Sicherheitsgaranten. Diese Heeresform löste die traditionellen Söldner- oder Ständeheere ab, welche aufgrund von zunehmenden Effizienzproblemen schnell ihre Bedeutung verloren. Durch die stehenden Heere war der Souverän von den Ständen unabhängiger und konnte flexibel und ohne all zu lange Vorbereitung in Krisen einschreiten.[11]

2.2.3 Die Finanzierung des neuen Staatswesens

Wie allgemein bekannt sein dürfte, war die Ursache der großen französischen Revolution von 1789 eine Staatskrise, welche sich aus einer Finanzkrise entwickelt hat. Der französische Absolutismus, welcher das Paradebeispiel jener Regierungsform darstellt, stellt auch am deutlichsten den Schwachpunkt des Systems dar: die Finanzierung.

Die Bezahlung eines aufwendiges Hoflebens, eines großen Beamtenapparates und eines ständig gehaltenen Heeres war auf Dauer unmöglich. Damit der Monarch seinen Status und seinen Stand behalten konnte, musste er die nötigen Mittel zur Finanzierung seines Systems auftreiben. Neben der Konzentration auf eine starke Wirtschaft, bestand die Strategie zur Finanzierung des gewaltigen Regierungskomplexes vor allem darin, die eigenen Bürger mit immer mehr Steuern zu belasten.[12]

Das Engerziehen der Steuerschrauben konnte auf Dauer keine Lösung darstellen, was auch verschiedene Zeitgenossen erkannt haben, von den Regierungen aber zu spät eingesehen wurde. Besonders Frankreich zeigte sich

[...]


[1] Vgl. Duchhardt, Absolutismus 1989, S.36.

[2] Ebd.

[3] Das Gottesgnadentum ist eine Begründung für monarchische Herrschaftsansprüche. Der Begriff entwickelte sich aus dem Titelzusatz „Dei Gratia“, was so viel heißt, wie „von Gottes Gnaden“. Seinen Anfang nahm das Gottesgnadentum bei den Karolingern, speziell bei Karl dem Großen, welcher seine Herrschaft als römischer Kaiser im Mittelalter religiös legitimiert sah. Das Gottesgnadentum beinhaltet also die Rechtfertigung des Herrschers durch den Willen Gottes. Im Absolutismus wird diese Legitimation weitergeführt und zu einer Machtuneingeschränktheit des Herrschers erhoben, denn dieser ist laut absolutistischem Denken weder absetzbar, noch kann man ihn an der Ausübung seiner Regierungsgewalt hindern.

[4] 1588-1679. Thomas Hobbes war ein englischer Mathematiker, Philosoph und Staatstheoretiker. Sein Hauptwerk „Leviathan“ machte ihn bekannt.

[5] Vgl. Duchhardt, Absolutismus 1989, S.38.

[6] Vgl. Völker-Rasor, Frühe Neuzeit 2006, S.39.

[7] Diese Theorie leitete man sich aus einer Bibelstelle ab. Im Römerbrief des Apostels Paulus ist in Kapitel 13 zu lesen: „Jeder leiste den Trägern der staatlichen Gewalt den schuldigen Gehorsam. Denn es gibt keine staatliche Gewalt, die nicht von Gott stammt; jede ist von Gott eingesetzt.“ (Röm13,1).

[8] Vgl. Völker-Rasor, Frühe Neuzeit 2006, S.39.

[9] Vgl. Duchhardt, Absolutismus 1989, S.36.

[10] Vgl. Völker-Rasor, Frühe Neuzeit 2006, S.40.

[11] Vgl. Völker-Rasor, Frühe Neuzeit 2006, S.40.

[12] Ebd.

Ende der Leseprobe aus 28 Seiten

Details

Titel
Die Ständegeschichte im Kursachsen der frühen Neuzeit
Untertitel
Die soziale Entwicklung der sächsischen Bevölkerung
Hochschule
Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg  (Institut für Geschichte)
Veranstaltung
Zeitalter des Absolutismus? Der Fürstenstaat in der Frühen Neuzeit.
Note
2
Autor
Jahr
2009
Seiten
28
Katalognummer
V164325
ISBN (eBook)
9783640791125
Dateigröße
543 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Ständegeschichte, Kursachsen, Neuzeit, Entwicklung, Bevölkerung
Arbeit zitieren
Christoph Eydt (Autor:in), 2009, Die Ständegeschichte im Kursachsen der frühen Neuzeit, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/164325

Kommentare

  • Noch keine Kommentare.
Blick ins Buch
Titel: Die Ständegeschichte im Kursachsen der frühen Neuzeit



Ihre Arbeit hochladen

Ihre Hausarbeit / Abschlussarbeit:

- Publikation als eBook und Buch
- Hohes Honorar auf die Verkäufe
- Für Sie komplett kostenlos – mit ISBN
- Es dauert nur 5 Minuten
- Jede Arbeit findet Leser

Kostenlos Autor werden