Multimedia-Psychologie - E-learning


Seminararbeit, 2003

24 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Abgrenzung des Themas und themenbezogene Definitionen

2. Lernen und Gedächtnis als Themen der Psychologie
2.1 Lernen
2.1.1 Lernprozess
2.1.2 Lerntypen
2.2 Gedächtnis
2.2.1 Kognitionspsychologie des Gedächtnisses
2.2.1.1 Das Mehr-Speicher-Modell
2.2.1.2 Der Mehrebenenansatz
2.2.1.3 Der Stand der Forschung

3. Lernen mit Multimedia
3.1 Multimedia
3.2 Visuelles Lernen
3.2.1 Bildliche Darstellungsformen
3.2.2 Repräsentations- und Nutzungseigenschaften
3.2.3 Mentale Repräsentationen
3.2.4 Anregungen für die Gestaltung visueller Darstellungen

4. Ausblick

5. Anhang

6. Literatur

1. Abgrenzung des Themas und themenbezogene Definitionen

Multimedia-Psychologie beschäftigt sich mit dem Verstehen, Lernen und Wissenserwerb im Bereich der Multimedia. Multimedia ist dabei der vorläufig umfassendste Ansatz, den alten Menschheitstraum zu erfüllen, Informationen möglichst vollständig und unmittelbar anzubieten (vgl. Hasebrook, 1995, S. 1). Informationssysteme haben ein einziges Ziel: die Vermittlung von Information beim menschlichen Benutzer. Also müssen sie ganz auf den Menschen abgestimmt sein, damit er die Information optimal in sich aufnehmen (rezipieren) kann. Hieraus ergeben sich spezifische Anforderungen an die Konzeption und die Rahmenbedingungen von E-Learning, die als notwendige Bedingung für den erfolgreichen Einsatz von Multimedia in Lehr- und Lernsituationen anzusehen sind (vgl. Ciezki & Skalnik, 2002, S. 72). Für das wissenschaftliche Gebiet der Informationsrezeption kommt es also darauf an, Erkenntnisse der Psychologie über die Informationsaufnahme durch den Menschen zu nutzen, um entsprechend Vorschläge für die Gestaltung und Bewertung von Informationssystemen vorlegen zu können (vgl. Luckhardt, 2003). Die Lern- und Gedächtnispsychologie ist in zwei theoretisch divergierende Forschungsrichtungen geteilt – den Behaviorismus und den Kognitivismus. Die Meinungsverschiedenheit fundiert vor allem auf unterschiedlichen methodischen Vorgehensweisen: Lernen und Behalten ist im Tierversuch einfacher mit Konditionierungsprinzipien prognostizierbar. Beim Humanversuch wird der Erwerb, das Behalten und das Wiedergeben von Wissen und Fertigkeiten mit Ansätzen der Informationsverarbeitung begründet. Während die behavioristisch orientierten Konditionierungsforscher auch komplexe Lernprozesse (z.B. Spracherwerb) auf der Grundlage von Konditionierungsregeln beschreiben, meinen kognitive Gedächtnisforscher, dass zusätzliche Prinzipien zum Verständnis von Wissenserwerb notwendig sind (vgl. Birbaumer & Schmidt, 1996, S. 566). Im Vordergrund dieser Seminararbeit steht die Sichtweise des Kognitivismus, der die Interaktionen des Menschen mit seiner Umwelt als Ausdruck und Resultat eines kontinuierlichen Informationsaustauschs betrachtet (vgl. Hoffmann 1988). Kognitive Ansätze lassen sich in zwei Hauptströmungen klassifizieren, zum einen in motivationale Ansätze, zum anderen in Ansätze der Informationsverarbeitung. Im Informationsverarbeitungsansatz haben Kognitionsprozesse die Funktion, die Repräsentation der Wirklichkeit – ausgehend von der Disposition des jeweiligen Individuums – aufzubauen (vgl. Klimsa in Issing & Klimsa, 1997, S. 10). In der vorliegenden Seminararbeit werden die lern- und gedächtnispsychologischen Grundlagen für visuelles Lernen im Multimediabereich thematisiert. Ziel ist es dabei nicht, ein Konzept für einen multimedial gesteuerten Lernprozess zu entwerfen, sondern lediglich die psychologischen Grundlagen aufzuzeigen, die ein web based trainer bei der Entwicklung eines Informationssystems berücksichtigen sollte.

2. Lernen und Gedächtnis als Themen der Psychologie

Die Begriffe „Lernen“ und „Gedächtnis“ gehören unmittelbar zusammen, denn Lernen ist nur insoweit möglich, wie der Organismus die Fähigkeit zum Speichern besitzt. Lernen und Gedächtnis kann als Konditionierung (Verhaltensgedächtnis) oder als kognitiver Prozess (Wissensgedächtnis) aufgefasst werden (Birbaumer & Schmidt, 1996, S. 566). Voraussetzung für die benutzerfreundliche und effektive Gestaltung von Multimedia-Anwendungen ist das Zurückgreifen auf die grundlegenden lernpsychologischen und lernbiologischen Erkenntnisse und Methoden.

2.1 Lernen

Die Lernpsychologie ist im wesentlichen eine empirische Wissenschaft, die u.a. die Bedingungen des Lernens, des Behaltens und des Vergessens untersucht (vgl. Koeder, 1998, S. 39). Das Wort „Lernen“ geht auf die gotische Bezeichnung für „ich weiß“ (lais) und den indogermanischen Begriff für „gehen“ (lis) zurück (vgl. Wasserzieher, 1974). Die Herkunft des Wortes deutet bereits darauf hin, dass Lernen ein Prozess ist, bei dem man einen Weg zurücklegt und dabei zu einem Mehr an Wissen gelangt. Mit der alltagssprachlichen Verwendung des Begriffs „Lernen“ haben wissenschaftliche Definitionsversuche den Aspekt der Veränderung gemeinsam. Ohne Veränderung gibt es somit kein Lernen, aber nicht jede Veränderung stellt schon ein Lernergebnis dar. Damit eine Veränderung als lernbedingt angesehen werden kann, muss sie wenigstens zwei Bedingungen erfüllen: Sie muss

- auf Erfahrung und/oder Übung des Organismus zurückgehen und
- überdauernd, d. h. längere Zeit verfügbar sein.

Zu beachten ist, dass mit dem Lernen nicht zwangsläufig eine Leistungssteigerung einhergehen muss, die Richtung der Veränderung ist im wissenschaftlichen Sinne vielmehr beliebig. Nicht beliebig ist die Zeitperspektive, der Lernvorgang wirkt stets in die Zukunft hinein. Das Lernen führt also dazu, dass bestimmte Prozesse in Zukunft anders ablaufen. Es stellt sich nun die Frage, was beim Lernen einer Veränderung unterliegt. Je nach Sichtweise kann Lernen definiert werden als

- Veränderung von Verhaltensweisen oder als
- Veränderung von kognitiven Strukturen (vgl. Schermer, 1998, S. 10ff).

Bis Mitte der 60er Jahre überwog in der Lern- und Gedächtnispsychologie unter dem Einfluss des Behaviorismus eine verhaltensorientierte Begriffsbestimmung des Lernens. Definiert wurde Lernen als eine beobachtbare Änderung in den Verhaltensweisen eines Organismus. Dieser Behaviorismus wird auch als „deskriptiver Behaviorismus“ charakterisiert: Eine ausführliche Beschreibung des Verhaltens, seiner auslösenden Bedingungen in der Umwelt und der Konsequenzen des Verhaltens genügen, um es erklären zu können. Das Verhalten fasst der Behaviorismus als gelerntes Verhalten auf, welches auf positive oder negative Verstärkung zurückzuführen ist. Der Einfluss von Reifungsprozessen und interindividuellen Unterschieden in den Erbanlagen wird gering eingeschätzt. Der Mensch ist das, was er gelernt hat. Die Individualität des einzelnen Menschen liegt in seiner individuellen Lerngeschichte begründet (vgl. Nolting & Paulus, 1996, S. 154f). Der Organismus stellt im Behaviorismus eine Black-Box dar: Der „Schwarze Kasten“ macht eine äußerliche Beobachtung der innerseelischen Vorgänge unmöglich. Ein Reiz führt in die Black-Box (Input) und eine Reaktion ist das Ergebnis (Output). Die Zwischenschritte (innere Prozesse im menschlichen Gehirn) bleiben jedoch verschlossen.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1 Schema der Reiz-Reaktions-Psychologie

Gegenstand der behavioristischen Forschungen sind demnach die beobachtbaren Zusammenhänge zwischen Reiz (Stimuli) und Reaktion (Response). Auf Grund dessen bezeichnet man diesen Teilbereich der Psychologie auch als Reiz-Reaktions-Psychologie. Die Notwendigkeit der Annahme vermittelnder kognitiver Prozesse und Strukturen in der Person wird erst in den Jahren nach 1960 durch den Ansatz der Kognitionspsychologie sowie durch den Ansatz von Theorien zur menschlichen Informationsverarbeitung aufgegriffen (vgl. Kluwe in Spada, 1998, S. 117). Kognitive Konzeptionen des Lernens beziehen sich auf den Erwerb von Wissen und Wissensstrukturen, anstatt auf das Verhalten an und für sich (vgl. Shuell, 1986, S. 413). Eine Information gelangt in das Gehirn (Input), wird verarbeitet und es erfolgt eine Reaktion (Output).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 2 Schema der Reiz-Reaktions-Psychologie

Der Mensch orientiert sich in der Umwelt nicht anhand der objektiven Wirklichkeit, sondern auf Grund seiner Interpretation dieser Wirklichkeit. Eine Verhaltensänderung wird dabei als Folge des Lernprozesses angesehen und darf nicht mit diesem gleichgesetzt werden. Da der Lernvorgang selbst nicht beobachtet werden kann, ist die Veränderung im Verhalten aber die einzige Möglichkeit des Nachweises (Schermer, 1998, S. 12).

2.1.1 Lernprozess

Indikator für einen erfolgten Lernprozess ist das Zustandekommen einer bestimmten überdauernden Verhaltensänderung. Der zeitliche Ablauf lässt sich laut Weinert (1981, S. 616) in vier Phasen einteilen:

1. die Vorbereitungsphase,
2. die Aneignungsphase,
3. die Speicherungsphase und
4. die Erinnerungsphase.

Die beiden ersten Phasen lassen sich unter dem Begriff „Lernen“ subsumieren, das Behalten und Erinnern unter dem Begriff „Gedächtnis“.

[...]

Ende der Leseprobe aus 24 Seiten

Details

Titel
Multimedia-Psychologie - E-learning
Hochschule
Leuphana Universität Lüneburg  (FB Wirtschaftspsychologie)
Veranstaltung
E-Learning
Note
1,7
Autor
Jahr
2003
Seiten
24
Katalognummer
V16288
ISBN (eBook)
9783638211833
Dateigröße
717 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Multimedia-Psychologie, E-learning, E-Learning
Arbeit zitieren
Heiko Sieben (Autor:in), 2003, Multimedia-Psychologie - E-learning, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/16288

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