G 20 - Chance oder heiße Luft?


Dossier / Travail de Séminaire, 2010

16 Pages, Note: 1,3


Extrait


Einleitende Worte

Der vorliegende Essay trägt den Titel „G20 – Chance oder heiße Luft?“ und beschäftigt sich mit der Frage, ob der G20-Gipfel sinnvoll ist, ob man auf ihn verzichten könnte oder ob er durch andere Institutionen ersetzt werden sollte. Zunächst wird eine Art Bestandsaufnahme über die Beschlüsse und die Resultate der letzten Gipfeltreffen gemacht. Im weiteren Verlauf werden Kritikpunkte von Gipfelgegnern, Bloggern diverser Onlineportale und internationalen Pressestimmen näher beleuchtet, um einen möglichst breitgefächerten Eindruck über die aktuelle Stimmung der Öffentlichkeit zu erhalten.

Im zweiten Teil des Essays beschäftige ich mich mit der Frage, was es für Alternativen zu den vielfältigen Wirtschaftsgipfeln gibt und inwiefern der globale Austausch wichtig für die Weltbevölkerung und ihre weitere Entwicklung ist.

Abschließen möchte ich meine Arbeit mit einer Schlussbetrachtung über meine Erkenntnisse, die ich, unter anderem, anhand von Recherchen internationaler Tageszeitungen, gewonnen habe.

Die Beschlüsse und Resultate der letzten Gipfeltreffen

Schon am Vorabend des Gipfeltreffens im Juni 2010 waren die Gemüter über den Erfolg des G20-Gipfels zweigeteilt. Einerseits bestand Hoffnung auf einen internationalen Austausch über die Finanzkrise und eine Einigung über weitere Schritte zur Problemlösung der Weltwirtschaftskrise, andererseits sahen Kritiker von Anfang an die Reform der Finanzmärkte in Gefahr. Nicht zu Unrecht wurde das Gipfeltreffen als „Gipfel der schwammigen Erklärungen“1 bezeichnet. Eine Doppelkonferenz, die 870 Millionen Euro kostete. Und bei der schon vorher die Frage aufgeworfen wurde, ob sich der finanzielle und organisatorische Aufwand wirklich lohnen wird.

Beim diesjährigen Gipfeltreffen trafen zwei Welten aufeinander, in der sich statt Partner Konkurrenten gegenüberstanden. Während Europa und die USA sich um die Etatpolitik stritten, brachte sich China gleich zu Anfang aus der Schusslinie, indem die Volksrepublik eine Währungsaufwertung ankündigte, was, wie Andrew Small richtig konstatierte, „China nicht gleich zur verantwortungsbewussten Weltmacht macht“2. Denn Peking will immer noch vor allem eins: „Seinen Einfluss nutzen, um ein paar eng definierte eigene Interessen durchzusetzen, die dem Machterhalt dienen."3

Während Europa für die Sanierung der Staatsfinanzen und einen internationalen Schuldenabbau plädierte, setzte sich die Regierung der USA für eine Wachstumsförderung durch weitere Konjunkturpakete ein und betonte, dass jetzt nicht die Zeit zum sparen sei.

„Mittelfristig" habe Barack Obama nichts gegen weniger Schulden, „jetzt aber sei die Zeit, Geld auszugeben.“ Die Haushaltspolitik der Staaten müsse sich an den "Bedürfnissen der Weltwirtschaft" orientieren – sonst drohe eine neue Rezession.

Wie schon beim vorletzten Gipfeltreffen in London gab es kaum gemeinsame Positionen der G20-Staaten. Schon vorher prophezeiten Tageszeitungen, dass die ungleiche Ausgangslage die Gefahr birgt, dass das Hauptthema des G20-Gipfels, die überfällige Koordinierung der Finanzmarktreformen, in den Hintergrund rückt. Die Prophezeiungen haben sich erfüllt: Die Reformen wurden auf den nächsten Gipfel, der im November in Südkorea stattfinden wird, verschoben.

Dennoch war besonders Angela Merkel nach dem Gipfeltreffen euphorisch und lobte die Resultate des Gipfels: Bis 2013 soll das Staatsdefizit der entwickelten Industrienationen halbiert werden und ab 2016 sollen die Schulden abgebaut werden. "Das heißt, dass die Länder dann ausgeglichene Haushalte haben sollen, um den Gesamtschuldenabbau in den Blick nehmen zu können." Und zwar genau den deutschen Zeitplänen für die Haushaltssanierung entsprechend. "Dass dies von den Industrieländern akzeptiert wird, das ist ein Erfolg." Recht hat Merkel mit dieser Aussage, dennoch ist das Abkommen eher schwach, da diese Pläne nicht bindend sind und deshalb in nächster Zeit höchstwahrscheinlich nicht realisiert werden. Da die Maßnahmen nationalen Umständen angepasst werden, wird jede Nation das Sparen selber regeln, manche früher, manche später, heißt es. Wahrscheinlich eher später.

Auch auf eine einheitliche Haltung zu einer Bankenabgabe und einer Finanztransaktionssteuer konnte man nur vergebens hoffen. Während die Vereinigten Staaten, Deutschland und Frankreich diese Maßnahmen international befürworteten, konnten sich Kanada, Brasilien und Australien nicht dafür erwärmen. SPD-Chef Sigmar Gabriel kritisierte, die führenden Industrienationen hätten nichts für die Finanzmarktregulierung getan. Sie hätten "die Märkte unreguliert gelassen, sodass die nächste Krise kommen kann".

Alles in allem kann man also sagen, dass das letzte Gipfeltreffen kein Durchbruch war, die Enttäuschung aber auch nicht allzu groß, da die Erwartungen schon vorher weit heruntergeschraubt wurden.

Beim näheren Betrachten der Beschlüsse und Resultate des vorletzten Gipfeltreffens in London 2009, gibt auch der nächste Gipfel in Südkorea nicht viel Anlass zur Hoffnung. Hauptthema des Gipfeltreffens in London war, die Weltmärkte sicherer zu machen - das ist bis heute nicht gelungen. Dennoch wurde beim G20-Gipfel in London das größte Konjunkturprogramm in der Geschichte verabschiedet, was als ein großer Erfolg verzeichnet werden kann. Auch andere wichtige Beschlüsse wurden durchgesetzt, die jedoch teilweise bis heute nicht realisiert wurden. „Viel Lärm um nichts“ könnte man nun meinen und genau diese Einstellung haben viele Journalisten internationaler Tageszeitungen. Es gibt viel Lärm, ja. Aber um nichts, würde ich nicht sagen. Es ist einfach nicht möglich, nach nur knapp zwei Jahren, bei allen Reformvorschlägen positive Resultate vorweisen zu können. Die Finanzkrise ist ja auch nicht nur innerhalb von zwei Jahren entstanden. Es braucht Jahre, Jahrzehnte bis das Problem eventuell gelöst werden kann und sich die Verantwortlichen mit ihren unterschiedlichen politischen Interessen einer zufriedenstellenden Lösung annähern können. Dennoch sollten sich die Länder des G20-Gipfels wieder auf ihre Gemeinsamkeiten besinnen, als dass jeder seine eigene Position vertritt - sonst sind die Gipfeltreffen wirklich sinnlos.

[...]


1 Vgl.: www.focus.de, Der nächste Versuch zur Rettung der Welt, 24.06.2010

2 Vgl.: www.spiegel.de, Gipfel der halbseidenen Siege, 28.06.2010

3 Vgl.: www.spiegel.de, Gipfel der halbseidenen Siege, 28.06.2010

Fin de l'extrait de 16 pages

Résumé des informations

Titre
G 20 - Chance oder heiße Luft?
Université
Martin Luther University
Note
1,3
Auteur
Année
2010
Pages
16
N° de catalogue
V162651
ISBN (ebook)
9783640775187
ISBN (Livre)
9783640775149
Taille d'un fichier
577 KB
Langue
allemand
Mots clés
Finanzkrise, G20-Gipfel
Citation du texte
Julia Köhler (Auteur), 2010, G 20 - Chance oder heiße Luft? , Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/162651

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