Die Kontroverse um Hannah Arendts „Bericht über die Banalität des Bösen“


Hausarbeit, 2008

11 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Einleitung

Die folgende Arbeit befasst sich mit Hannah Arendt und die um ihre Berichte des Eichmann Prozesses entstandene Kontroverse.

Der Prozessbericht und die von Arendt gewählten inhaltlichen Aspekte und formalen Redewendungen stehen im anfänglichen Fokus dieser Arbeit.

Es wird im weiteren Verlauf auf einzelne Kritiker Arendts und die Unterschiede in deren Kritik eingegangen. Dieses soll mit einer damit verbundenen Analyse der Kritik den Hauptteil der Arbeit ausmachen.

Am Ende soll noch kurz der Frage nachgegangen werden, in wie weit und ob sich die Kritik an Arendt und ihren Texten im Laufe der Zeit gewandelt hat.

Ziel soll sein festzustellen, was Arendt mit ihrem Bericht erreichen wollte, welche Absichten ihre Kritiker hatten und das Ergebnis dieser Analyse im Fazit zum Ausdruck zu bringen.

1. Der Prozessbericht

1.1. Der Bericht und die Hintergründe

Hannah Arendt sollte im Auftrag der amerikanischen Wochenzeitung „The New Yorker“ nach Jerusalem reisen und über den Eichmann Prozess berichten.1 Sie wollte diesen Auftrag nutzen, um die Motive der NS-Verbrechen zu analysieren. Zunächst erschienen in fünf aufeinanderfolgenden Ausgaben vom 16. Februar 1963 und 16.März 1963 Artikel Arendts über den Eichmann Prozess.2 Schon nach dem Erscheinen der fünfteiligen Serien begann ein öffentlicher Disput unter Intellektuellen und Wissenschaftlern. Dies war die erste Diskussion die öffentlich über den Holocaust geführt wurde und tausende Publikationen hervorbrachte.3

Diese entstandene internationale Kontroverse wurde nochmals entfacht, als die fünf schon veröffentlichten Essays Arendts von ihr zu dem Buch „Eichmann in Jerusalem erweitert wurden.4 Der Disput, um ihre Darstellung des Eichmann Prozesses, der Person Eichmanns und der des Gerichtes wurde somit nicht nur nochmals neu mobilisiert, sondern führte auch zu einer noch größeren Diskussion.5

Das Buch ist ein Bericht, dessen Hauptquelle aus dem Prozessmaterialen besteht, die der damalig anwesenden Presse in Jerusalem ausgehändigt wurde.6

1.2. Der Inhalt des Berichts

Hannah Arendt geht in ihrem Bericht auf drei für sie entscheidende Aspekte ein. Sie nahm eine Charakterisierung Eichmanns vor und beschäftigt sich mit der Frage, in wie weit die Zuständigkeit der israelischen Gerichtsbarkeit zutraf. Sie übte auch Kritik an der Art und Weise der Anklage, der Prozessführung und den Richtern. Als weiteren Punkt diskutierte Arendt die Rolle der Juden selbst, besonders das Verhalten der Judenräte während des Holocaust.7

In ihrer Charakterisierung Eichmanns stellte Arendt heraus, dass er nicht der diabolische Charakter und der ideologische Fanatiker war für den die Anklage ihn hält, sondern eher der Bürokrat, der mit wenigen Ausnahmen keinerlei eigne Initiative zeigte.8

Der Ausdruck „Banalität des Bösen“, der auch zu einem geflügelten Wort wurde, ist eine der meistdiskutierten Wendungen aus ihrem Bericht.9 Auf die Problematik der Redewendung „Banalität des Bösen“ wird im späteren Verlauf dieser Arbeit noch intensiver eingegangen werden.

Hannah Arendt übte auch massive Kritik an der Prozessführung und dem Gericht selbst, da zum Beispiel von Seiten der Richter hingenommen wurde, dass von der Anklage versucht wurde Eichmann für die Deportation der Juden in den besetzten russischen Gebieten verantwortlich zu machen. Aber dieser Bereich fiel überhaupt nicht in Eichmanns Zuständigkeit. Insgesamt hatte die Anklage laut Arendt nicht erkannt, dass Eichmann selbst viele wichtige und angeklagte Vorgänge nur indirekt oder gar nicht kannte. Der Wirkungskreis Eichmanns und seiner Abteilung wurde bei der Anklage überschätzt.10 Für Hannah Arendt war auch die Entführung Eichmanns aus Argentinien ein rechtswidriger Akt und Karl Jaspers war mit ihr auch der Meinung, dass eine Verhandlung vor einem internationalen Gerichtshof hätte stattfinden müssen. Sie sah den Prozess vor einem Gericht in Israel als einen Schauprozess an und äußerte dieses auch. Hierfür wurde sie von ihren Kritikern scharf attackiert.

In ihrem Bericht attackierte Arendt scharf die Judenräten, diese hätten dafür gesorgt, dass die Juden in einem ungeheuren Ausmaße mitgeholfen haben, ihre eigene Vernichtung zu organisieren. Sie vertrat die Meinung, dass wenn das jüdische Volk keine organisierte Führung besessen hätte, die „Endlösung“ zwar Chaos und ungeheures Elend bedeutet hätte, allerdings die Gesamtopferzahl schwerlich viereinhalb bis sechs Millionen Menschen betragen hätte.11

Diese kurz dargestellten Äußerungen Hannah Arendts führten dazu, dass eine internationale Kontorverse, um ihre Arbeit und Person entstand.

[...]


1 Mommsen, Hans: Hannah Arendt und der Prozeß gegen Adolf Eichmann, in: Hannah Arendt, Eichmann in Jerusalem, München, 2003, S.10

2 Rabinbach, Anson G.: Hannah Arendt und die New Yorker Intellektuellen, in: Gary Smith (Hg.), Hannah Arendt Revisited, Frankfurt, 2000, S.33.

3 Rabinbach, Anson G.: Hannah Arendt und die New Yorker Intellektuellen, in: Gary Smith (Hg.), Hannah Arendt Revisited, Frankfurt, 2000, S.33.

4 Elon, Amos: Hannah Arendts Exkommunizierung, in: Gary Smith (Hg.), Hannah

Arendt Revisited, Frankfurt, 2000, S.17.

5 Grafton, Anthony: Arendt und Eichmann am Esstisch, in: Gary Smith (Hg.), Hannah Arendt Revisited, Frankfurt, 2000, S.58.

6 Arendt, Hannah: Eichmamn in Jerusalem. Ein Bericht von der Banalität des Bösen, München, 2003, S.49.

7 Grafton, Anthony: Arendt und Eichmann am Esstisch, in: Gary Smith (Hg.), Hannah Arendt Revisited, Frankfurt, 2000, S.59.

8 Elon, Amos: Hannah Arendts Exkommunizierung, in: Gary Smith (Hg.), Hannah Arendt Revisited, Frankfurt, 2000, S.20 - 21.

9 Arend, Hannaht: Eichmann in Jerusalem. Ein Bericht von der Banalität des Bösen . München 1986, S.371.

10 Hannah Arendt: Eichmann in Jerusalem. Ein Bericht von der Banalität des Bösen. München 1986, S.74 - 79.

11 Ebenda, S.208 – 210.

Ende der Leseprobe aus 11 Seiten

Details

Titel
Die Kontroverse um Hannah Arendts „Bericht über die Banalität des Bösen“
Hochschule
Ruhr-Universität Bochum
Note
1,3
Autor
Jahr
2008
Seiten
11
Katalognummer
V162248
ISBN (eBook)
9783640833498
ISBN (Buch)
9783640834044
Dateigröße
1245 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
kontroverse, hannah, arendts, banalität, bösen“
Arbeit zitieren
Patrick Lethaus (Autor:in), 2008, Die Kontroverse um Hannah Arendts „Bericht über die Banalität des Bösen“, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/162248

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