Die Einführung standortgerechter Landnutzungssysteme in die kleinbäuerliche Landwirtschaft West-Kenyas - Möglichkeiten und Akzeptanz am Beispiel des bungoma Districts


Diplomarbeit, 1997

166 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

I. Zusammenfassung

II. Abbildungsverzeichnis

III. Tabellenverzeichnis

IV. Fotoverzeichnis

V. Kartenverzeichnis

VI. Abkürzungsverzeichnis

1. Einleitung

2. Der Bungoma District als Beispiel einer landwirtschaftlichen "high potential area"
2.1. Untersuchungsgebiet
2.2. Naturräumliche Voraussetzungen
2.3. Beurteilung des Zustands der Bodenfruchtbarkeit im Untersuchungsgebiet
2.4. Landwirtschaft und agrarökologische Zonierung

3. Methodik der Datenerhebung
3.1. Einsatz partizipativer Erhebungsmethoden
3.2. Durchführung der vorliegenden Untersuchung
3.2.1. Erläuterung des Leitfadens
3.2.2. Kontaktaufnahme zu den Interviewpartnern
3.2.3. Charakteristik der geführten Interviews
3.3. Datenaufbereitung

4. Situation und Rahmenbedingungen der Kleinbauern von Siangwe
4.1. Familienstruktur
4.2. Schulbildung
4.3. Geldvermögen und Cash Flow
4.4. Produktionsgrundlagen der Betriebe
4.4.1. Güter
4.4.1.1. Faktor Boden
4.4.1.2. Landwirtschaftliche Geräte und Transportmittel
4.4.1.3. Nutztiere
4.4.2. Dienstleistungen und Arbeit
4.4.3. Rechte
4.5. Zusammenfassung

5. Problemzusammenhang Landwirtschaft - Bodenerosion - nachlassende Bodenfruchtbarkeit
5.1. Die Bodenerosion als besondere Problematik
5.2. Bodenerosion im Bungoma District
5.3. Die Rolle der Landwirtschaft: derzeit praktizierte Anbaumethoden und deren Konsequenzen
5.4. Problembewußtsein der befragten Bauern

6. Maßnahmen und Konzepte zur nachhaltigen Bodenkonservierung
6.1. Bodenkonservierung im Bungoma District
6.2. Das Konzept des standortgerechten Landbaus
6.2.1. Die Entwicklung standortgerechter Landbaumethoden in Ostafrika
6.2.2. Elemente des standortgerechten Landbaus

7. Externe Möglichkeiten zur Einführung standortgerechter Landbaumethoden im Bungoma District und deren zu erwartende Akzeptanz
7.1. Standortgerechter Landbau in der landwirtschaftlichen Beratung
7.2. Bedeutung der Beratungsdienste im Untersuchungsgebiet
7.3. Akzeptanz standortgerechter Landbaumethoden
7.3.1. Mögliche limitierende Faktoren der Akzeptanz
7.3.2. Zu erwartende Akzeptanz der befragten Bauern

8. Schlußbetrachtung

9. Anhang
9.1. Leitfaden für das semistrukturierte Interview
9.2. Nähere Beschreibung von zwei Fallbeispielen aus dem Untersuchungsgebiet und einem Kontaktbauern aus Kimilili

VII. Literaturverzeichnis

I. Zusammenfassung

Die gegenwärtige Situation vieler Länder des tropischen Afrikas ist durch schwerwiegende Strukturdefizite gekennzeichnet. Große Bedeutung kommt dabei dem Problemkomplex einer unzureichenden Nahrungsmittelproduktion bei gleichzeitig kontinuierlichem Bevölkerungswachstum und zurückgehenden Landreserven zu. Die sich daraus ergebende Notwendigkeit der Erhöhung der Agrarproduktion ist demnach nur über eine Steigerung der Flächenerträge möglich. In Kenya wurde diesem Problem mit dem Import unangepaßter "high-external-input" -Techniken im Rahmen der Grünen Revolution in Verbindung mit aufwendigen baulichen Erosionsschutzmaßnahmen begegnet. Dies führte einerseits, vor allem in Gebieten mit hohem landwirtschaftlichem Potential, zu teilweise enormen Ertragssteigerungen, insbesondere bei Mais, der die Nahrungsgrundlage der Bevölkerung darstellt; andererseits konnte der flächenmäßigen Ausdehnung der Bodenerosion nur teilweise Einhalt geboten werden. Für den Großteil der ressourcenarmen Kleinbauern, die einen essentiellen Beitrag zur Nahrungsmittelproduktion des Landes liefern und sich die teuren externen Inputs nicht mehr leisten konnten, bedeutete dieses Entwicklungskonzept eine Marginalisierung. Der zusätzliche Verlust autochthonen Wissens über nachhaltige Methoden der Landbewirtschaftung infolge der "Modernisierung" der Landwirtschaft führte dazu, daß sich heute viele Kleinbetriebe in einem ökologischen Ungleichgewicht befinden.

Die zunehmende Kritik an diesem Konzept führte zur Entwicklung alternativer Anbaustrategien, die im Rahmen eines "low-external-input" -Ansatzes auf traditionellen Anbausystemen und autochthonem Wissen aufbauen. Dies bedeutet, daß auf der Grundlage möglichst geschlossener Nährstoff-, Energie- und Wasserkreisläufe und erhöhter biologischer Diversität Landbaumethoden praktiziert werden sollen, die sowohl ökologisch als auch sozioökonomisch den jeweiligen Standortbedingungen angepaßt sind und somit als "standortgerechte Landnutzungssysteme" bezeichnet werden können. Diese ermöglichen durch ausschließlich positive externe Effekte auf lokaler Ebene eine nachhaltige Steigerung der landwirtschaftlichen Produktion bei gleichzeitiger Erhaltung der natürlichen Produktionsgrundlagen; auf globaler Ebene werden sie darüber hinaus der Forderung nach der Erhaltung genetischer Ressourcen und der Biodiversität gerecht.

In der vorliegenden Arbeit wird am Beispiel von Kleinbauern im Bungoma District, West Kenya, versucht, einen Beitrag zu der Frage nach der Übertragbarkeit dieses Konzepts auf Standorte mit unterschiedlichen Voraussetzungen zu leisten und spezifische Implementierungshindernisse aufzuzeigen. Zentraler Bestandteil der Arbeit ist die Erfassung betriebsinterner Möglichkeiten und Hindernisse bezüglich einer Einführung stand-ortgerechter Landnutzungssysteme sowie eine Einschätzung in bezug auf die Akzeptanz solcher Maßnahmen durch die betroffenen Bauern.

Die derzeit praktizierte Landbewirtschaftung zeichnet sich durch permanenten Ackerbau mit fehlenden Naturbrachen und Fruchtfolgen sowie die unzureichende Rück- bzw. Zuführung von Nährstoffen auf sich verknappenden Flächen aus und läßt, vor allem im Hinblick auf ökologische Grunderfordernisse für eine Erhaltung der natürlichen Ressourcen, kaum Strukturen einer standortgerechten Wirtschaftsweise erkennen. Unter Einbeziehung der Situation der Kleinbauern und ihrer landwirtschaftlichen Ziele und Probleme kann eine Rückbesinnung auf autochthones Wissen und traditionelle Anbausysteme, die durch neue Erkenntnisse bereichert werden, einen tragfähigen Entwicklungsweg darstellen. In informellen Interviews mit Kleinbauern aus Siangwe, Sang'alo sublocation, wurde deutlich, daß eine Implementierung standortgerechter Landbaumethoden auf Grundlage der in Einklang mit traditionellen Anbaustrukturen und der lokalen Klimaxvegetation stehenden Integration von Bäumen und Hecken in die bestehenden Anbausysteme realisierbar wäre; ein zweites "Standbein" kann die Optimierung der in der Regel bereits praktizierten Mistdüngung darstellen. Implementierungshindernisse können vor allem auf sozialer Ebene auftreten, z.B. bei einer notwendigen Umverteilung von Arbeit auf die einzelnen Familienmitglieder.

Es ist jedoch nicht zu erwarten, daß eine solche Entwicklung ohne externe Einflüsse, d.h. von den Bauern selbst, initiiert wird. Die Umsetzung des Konzepts des standortgerechten Landbaus ist demnach nur möglich, wenn es von der Regierung mitgetragen wird, da für einen gut funktionierenden Beratungsservice, die Verfügbarkeit erschwinglicher Kredite und sektorübergreifende Maßnahmen im Sinne einer integrierten ländlichen Entwicklung erhebliche finanzielle Mittel bereitgestellt werden müßten, die es dem einzelnen landwirtschaftlichen Betrieb ermöglichen, mit einem möglichst geringen Fremdmitteleinsatz zu wirtschaften.

II. Abbildungsverzeichnis

Abb. 1: Schematischer Vergleich quantitativer und qualitativer Sozialforschung

Abb. 2: Klassifikationskriterien zur Abgrenzung von landwirtschaftlichen Betriebssystemen in den Tropen und Subtropen

Abb. 3: Subsistenz- und marktorientierte Betriebssysteme unter besonderer Nutzung von Arbeit und Kapital

Abb. 4: Verteilung finanzieller Mittel der befragten Bauern

Abb. 5: Physische Faktoren, die zu einem Verlust an Bodenfruchtbarkeit führen

Abb. 6: Auswirkungen des hohen Bevölkerungsdrucks auf das Agroökosystem

Abb. 7: Schematische Darstellung der Faktoren, die einen Bodenabtrag durch Wasser bestimmen

Abb. 8: Erforderliche Fließgeschwindigkeiten für Ablösung und Transport von Bodenpartikeln

Abb. 9: Möglichkeiten der Erosionskontrolle

Abb. 10: Entstehung einer Bench Terrasse nach der Fanya-juu-Methode

Abb. 11: Stoffkreislauf im System des standortgerechten Landbaus

Abb. 12: Möglichkeiten zur Steigerung der Bodenfruchtbarkeit

Abb. 13: Prognostizierte Entwicklung von Viehhaltung und Dungbewirtschaftung bei zunehmender Flächenknappheit und Arbeitskräfteausstattung

Abb. 14: Limitierende Faktoren der Akzeptanz

III. Tabellenverzeichnis

Tab. 1: Die monatliche Niederschlagsverteilung [mm] von 1985 bis 1995 (Bungoma Met. Station)

Tab. 2: Lage der Entnahmepunkte und Feldbestimmungen

Tab. 3: Ergebnisse der Laboranalysen

Tab. 4: Einstufung der Böden nach dem pH-Wert

Tab. 5: Anforderungen einiger Kulturpflanzen an den pH-Wert

Tab. 6: Einstufung nach dem Gehalt an organischer Substanz (OC) und Humus (OM)

Tab. 7: Einstufung nach dem Gehalt an pflanzenverfügbarem N

Tab. 8: Einstufung nach dem Gehalt an pflanzenverfügbarem P

Tab. 9: Einstufung nach dem Gehalt an pflanzenverfügbarem K

Tab. 10: Familiengrößen und -zusammensetzung der befragten Bauern

Tab. 11: Betriebsflächen, Anbauflächen und Hauptanbaufrüchte

Tab. 12: Besitzverteilung von Nutztieren der befragten Bauern

Tab. 13: Die jahreszeitliche Verteilung von Arbeit und Niederschlägen

Tab. 14: Im Untersuchungsgebiet verbreitete Unkrautarten

Tab. 15: Durchschnittliche Nährstoffzusammensetzung [%] gebräuchlicher Dünger

Tab. 16: Flächenanteile [%] bestimmter Formen der Düngung bzw. ohne Düngung

Tab. 17: Unterscheidung von Böden anhand der Bodenfarbe

Tab. 18: Unterscheidung von Böden anhand der Textur

Tab. 19: Zusammenfassung der Problem-Rankings der befragten Bauern

Tab. 20: Planung und Durchführung von Bodenschutzmaßnahmen im Bungoma District durch das MALDM bezogen auf das Jahr 1995

Tab. 21: Nährstoffzusammensetzung verschiedener Kompostmaterialien

Tab. 22: Nährstoffzusammensetzung von Frischmist verschiedener Viehsorten

Tab. 23: Durchschnittliche Nährstoffgehalte des Urins verschiedener Viehsorten

Tab. 24: Maiserträge ohne und mit Rotation mit Gründüngungspflanzen

Tab. 25: Maiserträge und Biomasseproduktion verschiedener Gründüngungspflanzen aus Rein- und Mischkulturbeständen

Tab. 26: Einfluß von Hangneigung [%] und der Verwendung von Ernterückständen auf den Bodenabtrag [t/ha], Adiopodoume (Elfenbeinküste)

Tab. 27: Durchschnittlicher Nährstoffgehalt verschiedener Ernterückstände in % des Trockengewichts

Tab. 28: Zusammenfassung der Einzelbewertungen der Bauern bezüglich Effektivität und Bedeutung der von ihnen genannten Methoden

Tab. 29: Präferenz von Methoden des standortgerechten Landbaus

IV. Fotoverzeichnis

Foto 1: Blick auf den Südosthang des Sang'alo Hills

Foto 2: Blick vom Gipfel des Sang'alo Hills auf die vom Zuckerrohranbau geprägte Landwirtschaft (im Vordergrund bis knapp über die Bildmitte ist ein Teil des Untersuchungsgebietes zu sehen)

Foto 3: Bauern am Sang'alo Hill bei Pflugarbeiten

Foto 4. Der durch langfristige flächenhafte Abtragungsprozesse freigelegte Wurzelstock eines Baumes

Foto 5: Im Anfangsstadium befindliche Spülform

Foto 6: Teilweise mechanisch verbauter Gully

Foto 7: Viehtritte auf einem noch unbepflanzten Feld

Foto 8: Kante einer durch Fanya juu entstandenen Terrasse

Foto 9: Trash line im Gipfelbereich des Sang'alo Hills

Foto 10: Entwässerungsgraben im unteren Hangbereich des Sang'alo Hills

Foto 11: Baumreihe entlang der Kontur

Foto 12: Hangparalleler Grasstreifen mit Napier Grass (Pennisetum purpureum)

Foto 13: Unbefestigte Ufersteilkante am Lairi River, South Kanduyi

V. Kartenverzeichnis

Karte 1: Lage des Bungoma Districts

Karte 2: Lage des Untersuchungsgebietes

Karte 3: Luftaufnahme des Untersuchungsgebietes

Karte 4: Einstufung der Böden anhand ihrer Fruchtbarkeit und Limitierungen der Nutzung

Karte 5: Agrarökologische Zonierung des Bungoma Districts (inkl. Mt. Elgon District)

VI. Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1. Einleitung

Die Betriebssysteme der Landwirtschaft sind das Ergebnis zweier gegensätzlich wirkender Kräfte: zum einen der integrierenden Kräfte wie Risiko- und Arbeitsausgleich, Bodenfruchtbarkeit und Selbstversorgung, welche zur Diversifizierung der Produktion zwingen, zum anderen der differenzierenden Kräfte wie Verkehrslage, Preis-Kosten-Verhältnisse, die spezifische Ertragsfähigkeit des Bodens oder die Produktionstechnik, die zur Spezialisierung der Produktion führen. Durch das Vorherrschen der differenzierenden Kräfte in den Industrieländern wurde dieses Konzept auch zum dominierenden Modell für Planer und Entscheidungsträger in Entwicklungsländern (Müller-Sämann u . Kotschi 1994:11f.), so daß im Zuge der Grünen Revolution Hochertragssorten, Mineraldünger, Monokulturanbau, Bewässerungstechniken, chemische Pflanzenschutzmittel und Landmaschinen in die Landwirtschaft der Tropen eingeführt wurden. Aufgrund der dort völlig andersartigen Ausgangssituation mit Problemen wie Hunger, Landverknappung und Bodendegradierung brachte dies zahlreiche Probleme mit sich (Egger 1995:13). Vor allem in weiten Teilen Afrikas erwies sich die neue Technologie als zu wenig an die vielfältigen vorherrschenden natürlichen und sozialen Bedingungen angepaßt und führte zu einer Marginalisierung der breiten Masse ärmerer Kleinbauern, für welche die teuren Inputs nicht mehr bezahlbar wurden. Zwar ermöglichte sie z.T. enorme Ertragssteigerungen, jedoch um den Preis verminderter Eigenregulation und Stabilität des Systems. Folgen waren bzw. sind u.a. eine vermehrte Anfälligkeit der neuen Sorten gegenüber Schädlingen und Krankheitserregern, der Rückgang der Artenvielfalt, die Verunreinigung der Ressourcen Boden und Wasser, die Degradation der einst baumreichen Feuchtsavanne, die Aufgabe traditioneller Pflegemaßnahmen und die daraus resultierende erhöhte Erosionsanfälligkeit der Böden sowie der Verlust von Bodenfruchtbarkeit. Die betriebswirtschaftlichen Konsequenzen dieser ökologischen Veränderungen in Form von steigenden Produktionskosten werden langfristig zu den ökonomischen Grenzen landwirtschaftlicher Produktion führen (DSE 1982:32).

Parallel zu diesem Konzept landwirtschaftlicher Entwicklung wurde nach Alternativen gesucht, die sich bei geringem Fremdmitteleinsatz mehr an den standortspezifischen Voraussetzungen und Bedürfnissen der Kleinbauern orientieren und sich besser an die vorherrschenden natürlichen Bedingungen anpassen sollten. Dabei wurde die Notwendigkeit einer Erhöhung der Produktivität auf dem Agrarsektor anerkannt, jedoch sollte diese zugleich ökologischen Erfordernissen gerecht werden, um ein nachhaltiges und stabiles System zu schaffen. Der von Egger und Glaeser in den 70er Jahren entwickelte übergreifende Begriff des "Ecodevelopments" impliziert die politische Dimension einer solchen Entwicklung, in deren Sinne Ecodevelopment eine alternative Politik der ökonomischen Gesamtentwicklung darstellt, welche die Begrenztheit von Naturpotentialen berücksichtigt und die Befriedigung der Grundbedürfnisse (vor allem ärmerer Bevölkerungsteile), Eigenständigkeit und Umweltverträglichkeit anstrebt (Glaeser 1984:1). Die Umsetzung einer ökologischen ländlichen Entwicklung auf lokaler und betrieblicher Ebene stellt der von Egger 1980 vorgeschlagene "Ecofarming"-Ansatz dar, der folgende Grunderfordernisse beinhaltet (Egger 1995:40):

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Eine nachhaltige Landbewirtschaftung bedeutet nach Reijntjes et al. (1996:2f.) die ständige Lieferung ihrer Produkte unter den Voraussetzungen, daß ihre ökologische Leistungsfähigkeit und Biodiversität erhalten bleiben, eine soziale Akzeptanz vorhanden ist und zumindest kostendeckend gewirtschaftet wird. Die Forderung nach Produktivität bei gleichzeitiger Stabilität wird jedoch oft als unvereinbarer Zielkonflikt zwischen kurz- und langfristiger bzw. betriebs- und volkswirtschaftlicher Sichtweise empfunden und die Entscheidung fällt meist zugunsten der kurzfristig-betriebswirtschaftlichen aus (Müller-Sämann 1986:152). Das von der GTZ entwickelte Konzept des "standortgerechten" Landbaus will beiden Zielen gleichermaßen gerecht werden. Die Bezeichnung "standortgerecht" begründet sich aus dem dritten von Egger formulierten Grundsatz. Dabei beschränkt sich das Standortverständnis nicht allein auf natürliche (Boden, Klima, natürliche Vegetation) und soziokulturelle Bedingungen (Bedürfnisse, Gewohnheiten, Tabus etc.), sondern bezieht sich auch auf die volkswirtschaftliche Entwicklung (Einkommen, Preis-Kosten-Verhältnisse etc.), die spezifischen Betriebsverhältnisse (Ausstattung mit Produktionsfaktoren) sowie die Kräfte des innerbetrieblichen Verbundes (Selbstversorgung, Risikominderung, Erhaltung der Bodenfruchtbarkeit etc.) (Egger 1995:72f.). Ähnliche Ansätze sind Agroforstwirtschaft, ökologischer oder (organisch-) biologischer Landbau, conservation farming, organic farming oder sustainable agriculture, die nur geringfügig voneinander abweichen und im Prinzip unter der letztgenannten Bezeichnung zusammengefaßt werden können. Alle Ansätze sind nach Egger (1995:64) durch folgende Charakteristika gekennzeichnet:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Dabei geht es nicht allein um Ressourcenerhaltung beispielsweise des Produktionsstandortes und seiner Bodenfruchtbarkeit, sondern auch um eine verbesserte Nutzung und somit eine erhöhte Produktivität desselben, die Vorbeugung von Schäden, z.B. durch Bodenerosion, sowie um die verminderte Abhängigkeit der Kleinbauern von externen Inputs durch eine "low-external-input" -Strategie. Jedoch sind Landbaumethoden als integraler Bestandteil einer komplexen Lebensform und -auffassung nicht beliebig disponibel und austauschbar, insbesondere wenn die traditionelle Bindung durch moderne Einflüsse entwurzelt ist, das Streben nach modernen Prestigevorstellungen überwiegt und die eigene Vergangenheit als rückständig empfunden wird (Egger 1995:15ff.). Eine Weiterentwicklung zu den obengenannten Konzepten kann demnach allein aus der lokalen Situation auf Grundlage traditionellen Wissens stattfinden, welches durch "moderne" Techniken bereichert und produktiver gestaltet wird, sowie im Hinblick auf die lokale Klimaxvegetation, welche die Übernahme natürlicher Mechanismen in künstliche Agrarsysteme ermöglicht. Vom ökonomischen Standpunkt aus müssen nach Egger (1982:76) folgende Akzente gesetzt werden:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Problemstellung und Aufbau der Arbeit

Kenya steht bezüglich seiner künftigen Entwicklung vor allem vor dem Problem einer unzureichenden Nahrungsmittelproduktion bei gleichzeitig kontinuierlichem Bevölkerungswachstum und zurückgehenden Landreserven. Mit etwa 3,4% (Statistisches Bundesamt 1994:27) hat das Land eine der höchsten durchschnittlichen jährlichen Bevölkerungszuwachsraten der Welt; demgegenüber ist von der 571.422km² umfassenden Landfläche nur etwa ein Sechstel für herkömmliche, von ausreichenden Niederschlagsmengen abhängige Landwirtschaft geeignet. Um die Ernährung von immer mehr Menschen auch künftig weitestgehend gewährleisten zu können, muß die Agrarwirtschaft des Landes in erster Linie eine Maximierung ihrer Produktion anstreben. Der lange Zeit als Schlüssel zur Lösung dieses Problems angesehene Entwicklungsprozeß des "high-external-input-farming" konnte durch die infolge des Werteverlusts des Kenya Shilling eskalierenden Kosten für Mineraldünger und Pflanzenschutzmittel die Mehrzahl der ärmeren Kleinbauern nicht integrieren. Gleichzeitig waren viele Bauern durch den Bevölkerungsdruck und Markteinflüsse zu Produktionstechniken gezwungen, welche die Bodenfruchtbarkeit beeinträchtigen, das Ökosystem gefährden und eine langfris- tig gesicherte Produktion in Frage stellen. In West Kenya ist der Druck auf das Kulturland besonders hoch, was zu einer weitgehenden Entwaldung von Flächen und der Inkulturnahme einst baumbewachsener Hänge führte. Die dadurch begünstigte Bodenerosion konnte sich infolgedessen flächenmäßig ausdehnen und wurde zu einem generellen Problem der landwirtschaftlichen Produktion. Die zahlreichen Kleinbauern, die einen wichtigen Beitrag zur Ernährungssicherung der Bevölkerung liefern, versuchten, dem Druck einer Produktionssteigerung v.a. mit einem vermehrten Einsatz von Mineraldüngern zu begegnen. Dennoch sind heute Bodenfruchtbarkeit und Flächenerträge im Verhältnis zu den erbrachten Vorleistungen meist niedrig bzw. sogar rückläufig, was eine zunehmende Verarmung von Bauern zur Folge hat.

Ziel dieser Arbeit ist, am Beispiel von Kleinbauern eines Dorfes im Bungoma District, West Kenya, die bestehenden Voraussetzungen für die Einführung von Methoden einer sozial verträglichen und ökologisch nachhaltigen Produktionssteigerung im Rahmen standortgerechter Landnutzungssysteme zu prüfen, mögliche Implementierungshindernisse aufzuzeigen sowie die zu erwartende Akzeptanz bezüglich solcher Methoden einzuschätzen. Dazu werden vorrangig die spezifischen betrieblichen Voraussetzungen sowie in direktem Zusammenhang stehende sozioökonomische Bedingungen untersucht. Um den Rahmen der Arbeit nicht zu sprengen, wird die Analyse der volkswirtschaftlichen Entwicklung, z.B. der Preis-Kosten-Verhältnisse, ausgeklammert. Die Untersuchung wurde während eines dreimonatigen Aufenthalts (Januar bis April 1996) in Bungoma durchgeführt. Im Vordergrund der Feldarbeit standen leitfadenorientierte Tiefeninterviews mit Kleinbauern und die Entnahme von Bodenproben.

Zunächst wird im ersten Arbeitsschritt der Bungoma District bzw. das Untersuchungsgebiet und seine natürlichen und anthropogenen Voraussetzungen kurz vorgestellt. Zentraler Bestandteil dabei ist die Beschreibung des Zustands der Bodenfruchtbarkeit im Untersuchungsgebiet auf Grundlage der Analyse der entnommenen Bodenproben. Der zweite Arbeitsschritt ist die Erfassung der betrieblichen und sozioökonomischen Ausgangslage von Kleinbauern als interne Voraussetzung einer möglichen Einführung standortgerechter Landbaumethoden mittels nicht standardisierter, informeller Interviews unter Zuhilfenahme einiger RRA / PRA-Techniken. Im dritten Arbeitsschritt wird auf die Problematik nachlassender Bodenfruchtbarkeit, insbesondere durch Bodenerosion, eingegangen, wobei das Hauptaugenmerk auf den Einfluß der derzeit praktizierten Anbaumethoden gerichtet ist. Dem wird die Problemidentifizierung durch die Bauern selbst gegenübergestellt. Im Anschluß daran werden die von den Bauern praktizierten Konservierungsmaßnahmen und alternative Methoden im Sinne eines standortgerechten Landbaus sowie deren betriebliche Bedeutung vorgestellt. Schließlich wird nach der Erfassung derzeit vorhandener externer Möglichkeiten für eine mögliche Implementierung solcher Methoden deren zu erwartende Akzeptanz seitens der befragten Bauern beurteilt. In einer Schlußbetrachtung werden die wichtigsten Ergebnisse der Arbeit noch einmal zusammengefaßt und Möglichkeiten einer standortgerechten landwirtschaftlichen Entwicklung im Rahmen einer integrierten ländlichen Entwicklung aufgezeigt.

Karte 1: Lage des Bungoma Districts

(Quelle: Rep. of Kenya 1994:viii)

2. Der Bungoma District als Beispiel einer landwirtschaftlichen

"high potential area"

Der Bungoma District zählt zu den wenigen Gebieten Kenyas mit hohem landwirtschaftlichen Potential, die zusammengenommen rund 9% der Gesamtfläche des Landes einnehmen. Die Einstufung als "high potential area" ist das Ergebnis der agrarökologischen Zonierung, bei der Gebiete hinsichtlich ihrer potentiellen landwirtschaftlichen Nutzung unter der gegebenen Naturraumausstattung beurteilt werden. Ausschlaggebend für diese Klassifikation sind die Temperaturgürtel (Zonengruppen), die Ansprüche der Kulturpflanzen bezüglich Temperatur und Wasserverfügbarkeit (Hauptzonen) und die Länge der Vegetationsperiode(n) (Subzonen) (Jätzold u. Schmidt 1983). Die durchschnittlich zu erwartenden Ernteerträge der jeweiligen Kulturen zeigen demnach lediglich, was aufgrund der klimatischen Voraussetzungen möglich wäre, falls die übrigen Bedingungen optimiert werden. Die Zonen mit hohem landwirtschaftlichen Potential sind durch intensive Landnutzung, eine hohe Bevölkerungsdichte in Verbindung mit einem starken Bevölkerungswachstum und eine zunehmende Verkleinerung der landwirtschaftlichen Betriebsflächen gekennzeichnet.

Der Bungoma District befindet sich zwischen 0°28' und 0°50' nördlicher Breite und 34°20' und 35°15' östlicher Länge. Auf administrativer Ebene gehört er zu den fünf Distrikten der Western Province. Er erstreckt sich von den Ausläufern des 4.322m hohen Mt. Elgon im Norden, wo er an den Trans Nzoia District grenzt, bis zum Nzoia River bzw. dem Kakamega District im Osten und Süden. Im Westen grenzt er an den Busia District, im Nordwesten an die ugandische Grenze. Die Gesamtfläche des Bungoma District beträgt heute 2.104 km². Bis 1993 betrug sie noch 3.074km² und beinhaltete zusätzlich das südliche Gebiet des Mt. Elgon, das infolge ethnischer Unruhen jedoch den Status eines eigenständigen Distrikts erhielt. Allerdings existiert bisher kein neueres Kartenmaterial, in dem diese Grenzziehung berücksichtigt wurde. Verwaltungstechnisch ist der Bungoma District in sieben "divisions", 32 "locations" und 74 "sub-locations" unterteilt. Die Bevölkerungszahl wird für das Jahr 1995 auf etwa 795.000 Personen geschätzt; laut dieser Schätzung waren davon ca. 95.000 Familien mit durchschnittlich acht Familienmitgliedern im Voll-, Neben- oder Zuerwerb von der Landwirtschaft abhängig (Ministry of Agriculture, unveröffentl. Papier). Für das Jahr 1995 ergibt sich eine durchschnittliche Bevölkerungsdichte von 377,85 Einwohnern pro km². Der durchschnittliche jährliche Bevölkerungszuwachs liegt mit 3,62% (Rep. of Kenya 1993:55) über dem Landesschnitt und spiegelt sich in Form des mit rund 64% recht hohen Anteils an Personen unter 20Jahren wider (Onchieku 1995). Unter den Städten besitzt Bungoma Town mit 3,72% pro Jahr den größten Bevölkerungszuwachs (Rep. of Kenya 1993:18); weitere Wachstumszentren sind Webuye, das v.a. durch eine Papier-, eine Zucker- sowie eine Chemiefabrik Arbeitsplätze bietet, Malakisi (Tabak- und Baumwollverarbeitung) und Kimilili. Insgesamt gesehen hat der Bungoma District eine hohe Abwanderung zu verzeichnen (Rep. of Kenya 1993:19f.). Als häufigster Abwanderungsgrund wird die Suche nach Arbeit in Großstädten wie Nairobi oder Mombasa genannt, wobei diese Arbeitsmigration allerdings meist nur temporär ist. Neben den erwähnten Industrien, dem informellen Sektor und der Verwaltung beschäftigt der Agrarsektor mit über 75% den Großteil der Bevölkerung und bildet somit die ökonomische Basis (Rep. of Kenya 1993:41). Ethnisch zählen die Bewohner des Bungoma Districts überwiegend zu den Bukusu, die hinsichtlich ihrer Herkunft dem Bantuvolk der Luhya angehören. Die traditionell übliche Polygamie und das hohe Ansehen von Kinderreichtum begünstigen ein rasches Bevölkerungswachstum. Landeigentum könnnen allein Männer erwerben. Das geltende Erbrecht sieht Realteilung vor und führt bis heute zu einer ständigen Verkleinerung der Betriebsflächen, was in Verbindung mit nicht ausreichenden außerlandwirtschaftlichen Beschäftigungsmöglichkeiten eine starke Belastung der natürlichen Ressourcen zur Folge hat. Familienbetriebe, in denen die Männer außerlandwirtschaftlich tätig sind, werden von deren Frauen bewirtschaftet.

2.1. Untersuchungsgebiet

Als Untersuchungsgebiet wurde das am Südosthang des Sang'alo Hill gelegene Dorf Siangwe in der Kanduyi division, East Bukusu location, Sang'alo sublocation, ausgewählt (s. Karten 2 u. 3), das jenseits der Nebenstraße nach Kakamega und etwa 8km von der nach Süden führenden Hauptstraße liegt. Nächstgelegene Stadt mit wichtigem überregionalem Markt ist das etwa 12km nordwestlich gelegene Bungoma. Kleinere lokale Märkte befinden sich im nahegelegenen Sang'alo sowie in Lwanda und Kitale. In unmittelbarer Nachbarschaft zu Siangwe befindet sich das Sang'alo Institute of Science and Technology (SIST), eine Berufs- ausbildungsstätte und landwirtschaftliche Forschungseinrichtung mit einer Gesamtfläche von etwa 100ha, die u.a. durch Viehzucht (Rinder, Hühner) und Ackerbau (v.a. ZuckerrohrundMais) landwirtschaftlich genutzt wird und auf Karte 2 als "Animal Husbandry Research Station" ausgewiesen ist.

Karte 2: Lage des Untersuchungsgebietes

(Quelle: Survey of Kenya (1970): Topographical Map of East Africa 1:50.000: Kenya, sheet 88/3 - Bungoma. Nairobi)
Forschungsschwerpunkte sind Versuche zur Verbesserung der Tierhaltung (Stallhaltung von Vieh und Geflügel), zur effektiveren Mistgewinnung, der Weiterverarbeitung von Milch (Joghurtproduktion) und die Demonstration einer Biogasanlage. Die Forschungsergebnisse sollen nach Aussage des Farm Managers in Workshops an Studenten und Kleinbauern weitervermittelt werden. Allerdings konnten Letztgenannte nie auf dem Institutsgelände angetroffen werden, so daß Umsetzung und Erfolg dieses Vorhabens fraglich sind. Im Gegensatz zu den umliegenden intensiv bewirtschafteten Feldern der Kleinbauern liegen weite Flächen des Institutsgeländes infolge Mißmanagements brach.

Siangwe selbst verfügt über keinen dörflichen Siedlungskern, sondern besteht aus nebeneinanderliegenden Einzelhöfen und deren Betriebsflächen. An öffentlichen Einrichtungen existieren eine Grundschule sowie kleinere Kirchen verschiedener Glaubensrichtungen. Sowohl einfache Dinge des täglichen Bedarfs als auch selbst erzeugte Agrarprodukte können in kleinen Kiosks erworben werden bzw. werden am Wegrand von Frauen oder Kindern zum Verkauf angeboten. Außerlandwirtschaftliche Beschäftigungsmöglichkeiten beschränken sich auf den informellen Sektor, v.a. auf das sogenannte "jua-kali"-Gewerbe, zu dem neben handwerklichen Tätigkeiten in erster Linie die Reparatur von Fahrrädern sowie der Verkauf von Fahrradersatzteilen am Straßenrand zählt. Ein Wasserleitungssystem oder ein Stromnetz sind nicht vorhanden. Aufgrund der hohen Bevölkerungsdichte ist der Übergang zum nächsten Dorf fließend.
Karte 3: Luftaufnahme des Untersuchungsgebietes

(Quelle: Survey of Kenya, aerial photograph 65/21 (february 1965), film no. 338, 1:11.500, 15 AG 171-152.06 mm, run 11, no. 525. Nairobi)

2.2. Naturräumliche Voraussetzungen

Zentrale Bedeutung in bezug auf landwirtschaftliche Potentiale, Flächennutzungssysteme, Bevölkerungsdichte und -verteilung sowie die Verbreitung von Flora, Fauna und Krankheiten kommt dem Klima zu. Die entscheidenden Elemente der Luftmassenzirkulation sind der NE- und SE-Passat, die ITC, die tropischen Westwinde (Congo Luftstrom) und die Winde vom Lake Victoria. Die Unterscheidung in eine erste (März-Juni / Juli) und eine zweite Regenzeit (August -Oktober) ist durch das Lake Victoria Windsystem weniger stark ausgeprägt als in anderen Teilen des Landes; hinzu kommen die orographisch bedingten Steigungsregen im Gebiet um den Mt. Elgon. Die durchschnittliche jährliche Niederschlagsmenge beträgt 1.000-1.800mm (im Untersuchungsgebiet 1.600-1.800mm). Dabei sind mit 66%iger Wahrscheinlichkeit an 340-350Tagen im Jahr Niederschläge zu erwarten, deren Mengen im Durchschnitt 500-1.000mm (700-800mm im Untersuchungsgebiet) während der ersten und 430-800mm (500-650mm im Untersuchungsgebiet) während der zweiten Regenzeit betragen (Ministry of Agriculture et al. 1987:3ff.).

Tab. 1: Die monatliche Niederschlagsverteilung [mm] von 1985 bis 1995 (Bungoma Met. Station)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

(Quelle: Meteorological Dept. Bungoma 1996)

Tab.1 zeigt die durchschnittlichen monatlichen Niederschlagsmengen der Jahre 1985-1995 der Meßstation in Bungoma Town. Deutlich werden dabei sowohl zeitliche als auch mengenmäßige Unregelmäßigkeiten bezüglich Beginn und Ende bzw. der Intensität der Regenperioden. Niederschlagsdaten von Sang'alo lagen leider nicht vor.

Die durchschnittliche Jahrestemperatur liegt bei 21-22°C (im Untersuchungsgebiet bei 20,6-21,5°C), die Evaporation beträgt in weiten Teilen des Distrikts durchschnittlich etwa 1.800mm im Jahr (Rep. of Kenya 1993:3). Insgesamt ist der Bungoma District durch humide Klimaverhältnisse gekennzeichnet.

Die natürliche Vegetation bildet eine Combretum-Hyparrhenia -Feuchtsavanne, die aus hohen Gräsern (1,5 - 2,4m) mit kleinwüchsigen (3,0 - 4,6m; max. ca. 9m), breitlaubigen, regengrünen Bäumen besteht (Ojany u .Ogendo 1973:81) und von ihrem Aussehen her einer Parklandschaft ähnelt. Nach Ojany u . Ogendo (1973:81) sowie nach Bader (1979:34;127) stellt diese Breitlaubgehölzflur eine Sukzessionsphase dar, die sich ohne Feuereinwirkung zu Dickicht bzw. Wald weiterentwickeln würde. Wichtigste Pflanzen unter den Holzgewächsen sind u.a. Combretum spp., Erythrina spp ., Terminalia spp . und Ficus spp ., unter den Gräsern u.a. Hyparrhenia spp., Cymbopogon spp., Cynodon spp., Setaria spp. und Digitaria spp. (Bader 1979:34). Durch intensive Rodungen und Inkulturnahme von Flächen sind die Bestände an natürlicher Vegetation, insbesondere der Bäume infolge Brennholzmangels, heute weitgehend verschwunden. Im Untersuchungsgebiet dominierende Baumarten sind Obstkulturen (Mango, Papaya, Avocado,..), vereinzelt sind auf den Hofflächen und Feldern sowie an den ungenutzten Hangabschnitten des Sang'alo Hill noch einheimische Arten wie Markhamia lutea, Spathothea nilotica, Combretum molle, Terminalia mollis, T. browni, Erythrina abyssinica, Prunus africana, Ficus natalensis sowie Acacia abyssinica vorzufinden. Selbst jüngere Bauern können sich nach eigenen Aussagen noch daran erinnern, daß während ihrer Kindheit, d.h. vor etwa 20-30Jahren, die Baumbestände noch bedeutend dichter waren. Anhand des Luftbildes (Karte 3) aus dem Jahr 1965 läßt sich dies teilweise bestätigen (Bereich am Südwesthang oder im Bereich des Flußlaufes im Westen). Aufgeforstet wurde im Untersuchungsgebiet lediglich vereinzelt mit Eukalyptusarten. Dominierende Gehölzpflanze, besonders an Wegrändern, ist Lantana camara.

Geologisch gesehen liegt der Bungoma District auf dem vom Zentralafrikanischen und Ostafrikanischen Graben umschlossenen Ostafrikanischen Schild und beinhaltet fünf geologische Formationstypen (Rep. of Kenya 1993:3; s.auch Hecklau 1989:3ff.):

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Dominierender Formenkomplex sind flachwellige Rumpfflächen mit isolierten Aufragungen (Inselbergen), aufgesetzten Hügelketten und nur wenig eingeschnittenen Flußtälern (Spönemann 1984:37). Die durchschnittliche Meereshöhe steigt von 1.200m im Südwesten bis auf 2.100m im Nordosten (Rep. of Kenya 1993:2), die Höhe um den Sang'alo Hill beträgt 1.370-1.560müNN. Der Sang'alo Hill im Untersuchungsgebiet, ein nahezu isolierter Einzelberg, ist granitischen Ursprungs, was anhand der infolge von Wollsackverwitterung entstandenen großen, zerklüfteten Granitblöcke auf seinem Gipfel deutlich zu erkennen ist (Foto1). Granit ist ein saures (SiO2-reiches) Tiefengestein, das in typischer Form ein richtungslos-körniges Gemenge aus Quarz, Alkalifeldspäten und Biotit darstellt. Bei vollständiger Verwitterung zerfällt es in lehmig-sandige bis sandig-lehmige Bodenarten mit hohem Gehalt an Alkalien, besonders Kalium, die aus dem Orthoklas und dem Biotit stammen.

Der Bungoma District verfügt über reichhaltige Wasservorkommen, die neben zahlreichen Quellen und temporären Fließgewässern auch eine Reihe permanenter Flüsse wie den Nzoia, Kibisi, Kuywa, Kimilili oder den Lwakhakha umfassen. Mit Ausnahme des Nzoia entspringen sämtliche permanenten Flüsse am Mt. Elgon und münden alle in den Lake Victoria, der über den Nil ins Mittelmeer entwässert. Der Grundwasserspiegel liegt hoch und begünstigt das Anlegen von Bohrlöchern oder Brunnen (Rep. of Kenya 1993:24). Die Wasserqualität variiert und wird vor allem durch tierische und menschliche Fäkalien, Einträge in Form von Agrochemikalien, unbehandelte Industrieabwässer sowie verschiedene Krankheitserreger wie Typhus- oder Cholerabakterien beeinträchtigt (Rep. of Kenya 1993:24). Im Untersuchungsgebiet ist die Wasserversorgung durch den permanent wasserführenden Chwele gewährleistet.

Foto 1: Blick auf den Südosthang des Sang'alo Hills

Neben dem Klima stellt der Boden bzw. die Bodenfruchtbarkeit den wichtigsten natürlichen Produktionsfaktor der Landwirtschaft dar. Karte4 zeigt eine grobe Einstufung der Böden des Bungoma und Mt. Elgon Districts anhand ihrer Fruchtbarkeit sowie limitierende Faktoren der Bodennutzung.
Karte 4: Einstufung der Böden anhand ihrer Fruchtbarkeit und Limitierungen der Nutzung

(Quelle: Jätzold u. Schmidt 1983:322)

Generell dominieren unter den Hochlandböden des Bungoma Districts nach FAO-Nomenklatur ferralo-orthic Acrisols und orthic bis rhodic Ferralsols, die aufgrund des weitgehenden Fehlens von jüngerem Ausgangsmaterial mit noch verwitterbaren Mineralen nur über sehr geringe Nährstoffreserven verfügen, jedoch im allgemeinen gute physische Eigenschaften besitzen (Jätzold u. Schmidt 1983:323); mit zunehmender Nähe zum Mt. Elgon (heutiger Mt. Elgon District) bzw. zunehmender Höhe werden die Böden zunächst fruchtbarer und reicher an organischer Substanz, im Gipfelbereich oder auf Bergkämmen schließlich flachgründig und steinig (calcic Cambisols - humic Nitosols - humic Andosols - nito-humic Cambisols - dystric Histosols & Lithosols). Um Sang'alo vorherrschende Böden sind auf Granit entstandene, rot- bis gelbbraune orthic Ferralsols und orthic Acrisols. Laut Ab-schlußbericht des Fertilizer Use Recommendation Projects (Ministry of Agriculture et al. 1987:20ff.) befinden sich in den höhergelegenen Bereichen des Untersuchungsgebietes um den Sang'alo Hill flachgründige, z.T. steinige Böden (dystric Regosols und Rankers, ferralic und humic Cambisols, Lithosols), an den Mittelhängen flach- bis mittelgründige ferralic, dystric und humic Cambisols, orthic Acrisols und Lithosols sowie tiefgründige rhodic und orthic Ferralsols in den tieferen Lagen im Bereich des Chwele. Diese Böden sind laut Bericht generell gut entwässert, besitzen eine geringe effektive Kationenaustauschkapaztität, eine niedrige bis mittlere Wasserspeicherkapazität sowie einen humusarmen Oberboden.

2.3. Beurteilung des Zustands der Bodenfruchtbarkeit im Untersuchungsgebiet

Die natürliche Bodenfruchtbarkeit oder Ertragsfähigkeit eines Standortes besteht in der Fähigkeit des Bodens, Kulturpflanzen ein gesundes und ertragreiches Wachstum zu ermöglichen. Sie ist u.a. abhängig von Vorhandensein und Verfügbarkeit von Pflanzennährstoffen, dem Gehalt an organischer Substanz, der Bodenreaktion sowie den physischen Eigenschaften des Bodens (Webster u. Wilson 1980:61). Um den Zustand der Bodenfruchtbarkeit genauer beurteilen zu können, wurden, ausgehend vom Gipfelbereich des Sang'alo Hill bis hinab an die Uferkante des Chwele, gemeinsam mit den betreffenden Bauern insgesamt 20 gestörte Oberbodenproben entnommen und diese später im geomorphologischen Labor der Universität Bonn analysiert. Es handelt sich dabei um Mischproben aus jeweils vier Bo-denentnahmen aus etwa 20-25cm Tiefe von Feldern unterschiedlicher Nutzung entlang des Hangprofils. Als Entnahmepunkte wurden bevorzugt Hangabschnitte gewählt, an denen eine markante Änderung der Hangneigung zu erkennen war. Diese wurde mittels eines Neigungsmessers (Necli) bestimmt und den einzelnen Entnahmestellen zugeordnet.

Der Hang ist insgesamt größtenteils mäßig (nach FAO 1990:5 "sloping": 5-10%) bis stark ("strongly sloping": 10-15%) geneigt. Da die Probennahme in den Zeitraum der Saatbettbereitung fiel, waren viele Felder nahezu vegetationsfrei bzw. standen kurz vor der Aussaat. In der Tabelle sind die von den Bauern zur Aussaat bestimmten Kulturen in Klammern gefaßt und so von bestehenden Beständen unterscheidbar. Eine weitere Feldbestimmung war die Bestimmung der Bodenfarbe im feuchten Zustand nach Munsell. Demnach sind die meisten Böden dunkelbraun oder dunkel gelb-braun.

Tab. 2: Lage der Entnahmepunkte und Feldbestimmungen

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

(Quelle: Eigene Untersuchung)

Der mit 10%-iger Salzsäure durchgeführte CaCO3-Test war stets negativ, was bedeutet, daß CaCO3 als potentielle Kittsubstanz zur Erhöhung der Gefügestabilität nicht in Frage kommt. Um einen groben Eindruck vom Zustand der Böden im Untersuchungsgebiet zu erhalten, wurden die entnommenen Oberbodenproben im Labor auf Textur, organische Substanz, Humusanteil, pH-Wert, Stickstoff (N), Phosphor (P) und Kalium (K) untersucht. Die Ergebnisse sind in Tab.3 zusammengestellt.

Die Textur oder Bodenart gibt den Anteil der Korngrößenfraktionen eines Bodens an. Hauptkorngrößenfraktionen sind der Feinboden mit einem Korndurchmesser von unter 2mm und das Bodenskelett mit über 2mm. Der Feinboden ist weiter unterteilbar in Ton (T: < 0,002mm), Feinschluff (fU: 0,002-0,0063mm), Mittelschluff (mU: 0,0063-0,02mm), Grobschluff (gU: 0,02-0,063mm), Feinsand (fS: 0,063-0,2mm), Mittelsand (mS: 0,2-0,63mm) und Grobsand (gS: 0,63-2,0mm). Die Einteilung der Böden nach ihrer Textur erfolgt aufgrund der unterschiedlichen Eigenschaften, welche die einzelnen Korngrößenfraktionen den Böden verleihen, und dient als Grundlage für die Beurteilung der Ertragsfähigkeit (Scheffer/Schachtschabel 1989:24). So beeinflußt die Körnung maßgeblich das Wasser-, Wärme-, Sauerstoff- und Nährstoffangebot, die Wasserhaltekapazität, Durchwurzelbarkeit, Erosionsanfälligkeit und die Bearbeitbarkeit des Bodens. Im Labor wurde die Textur der Bodenproben mittels des kombinierten Sieb- und Sedimentationsverfahrens nach Köhn ermittelt (Schlichting et al. 1995:114ff.), die Ergebnisse sind in Tab.3 dargestellt. Demnach ist der Skelettanteil des Bodens meist nur gering; sämtliche Proben besitzen einen Sandanteil von mindestens 42,7%, wobei meist der Anteil des Mittelsands überwiegt. Der Anteil an Schluff beträgt im Durchschnitt 20%, wobei der Grobschluffanteil in der Regel dominiert; der Anteil an Ton beträgt durchschnittlich etwa 18%. Somit handelt es sich bei der Mehrzahl der entnommenen Proben um stark sandigen Lehm (Proben 3, 5, 6, 9, 12, 15, 19, 20) und stark lehmigem Sand (Proben 8, 10, 13, 17, 18), daneben konnten sandig-toniger Lehm (Proben 1, 2, 4), mittel toniger Sand (Proben 7, 16) und mittel lehmiger Sand (Probe 11) identifiziert werden (AG Boden 1994:135). Lehmböden verfügen bei mittlerem Tongehalt und nicht zu dichter Lagerung im allgemeinen über eine ausreichende Durchlüftung und ein hohes Speichervermögen für nutzbares Wasser (Scheffer/Schachtschabel 1989:25). Sandböden sind stets leicht bearbeitbar, haben aufgrund ihres hohen Anteils an Grobporen eine gute Durchlüftung, jedoch ein geringes Speichervermögen für nutzbares Wasser und eine hohe Wasserdurchlässigkeit, die einerseits zwar Staunässe verhindert, andererseits jedoch im humiden Klima die Auswaschung der in Sandböden ohnehin geringen Nährstoffreserven fördert; die hohe Nährstoffauswaschung sowie das in der Regel geringe Nährstoffbindungsvermögen sind die wesentliche Ursache für die allgemein geringe Ertragsfähigkeit dieser Böden (Scheffer/Schachtschabel 1989:24f.).

Ein weiterer wichtiger Faktor der Ertragsfähigkeit von Böden ist die Bodenreaktion, die direkten Einfluß auf die chemischen, physikalischen und biologischen Bodeneigenschaften sowie das Pflanzenwachstum ausübt. Sie wirkt sich u.a. auf die Nährstoffverfügbarkeit aus, die Nitrifikation, das Auftreten toxisch wirkender Aluminium (Al-)- und Schwermetallionen, das Bodengefüge, den Luft- und Wasserhaushalt sowie auf die Lebensbedingungen der Bodenorganismen (Scheffer/Schachtschabel 1989:113ff.). Die Bodenacidität beruht auf dem Gehalt an dissoziationsfähigem Wasserstoff (H) und austauschbaren Al-Ionen und wird durch den pH-Wert ausgedrückt. Da in humiden Klimaten die Menge der zugeführten H-Ionen größer ist als die Kapazität des Bodens, sie zu neutralisieren, nimmt der pH-Wert allmählich ab und es kommt zu einer Bodenversauerung. Generell gilt, daß sich bei einem pH-Wert unter 5 die Kationenaustauschkapazität verschlechtert und sowohl Al-Toxizität als auch Phosphatfixierung auftreten können (Müller-Sämann u. Kotschi 1994:92). Viele NH4-Dünger, beispielsweise DAP (Di-Ammonium-Phosphate), wirken bodenversauernd, falls die H-Ionen nicht anderweitig neutralisiert werden können, z.B. durch Kalkung. Kann der pH-Wert saurer Böden nicht ausreichend erhöht werden, um pflanzenverfügbares Al auf ein unschädliches Maß abzusenken, sollten bevorzugt Kulturpflanzen mit einer höheren Al-Toleranz, wie z.B. Cassava, Bananen, Ananas oder Mango, angebaut werden; generell weniger Al-tolerant sind dagegen Mais und Süßkartoffeln (Müller-Sämann u. Kotschi 1994:95).

Tab. 4: Einstufung von Böden nach dem pH-Wert

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

(Quelle: Ministry of Agriculture et al., 1987c)

Die pH-Werte der Bodenproben wurden elektrometrisch in KCl-Suspension gemessen (Schlichting et al. 1995:131f.). Nach der in Tab.4 dargestellten Einstufung anhand des pH-Wertes ist die Mehrheit der untersuchten Proben (6, 8, 10, 11, 13, 15, 16, 17) mäßig sauer, drei Proben (12, 18, 20) sind leicht sauer, drei Proben (7, 14, 19) stark sauer, eine Probe (9) sehr stark sauer und fünf Proben (1, 2, 3, 4, 5) sind neutral. Demnach waren die Ansprüche der angebauten Kulturpflanzen an den pH-Wert zum Zeitpunkt der Probenentnahme bezogen auf den Oberboden nur in drei Fällen (3, 4, 5, 20) im optimalen und in fünf Fällen (10, 11, 12, 16, 18) im tolerierten Bereich; alle übrigen Standorte waren zu sauer. Es kann daher davon ausgegangen werden, daß Mindererträge z.T. auf zu niedrige pH-Werte zurückzuführen sind. Im Hinblick auf die Gefügestabilität lassen die niedrigen pH-Werte vermuten, daß diese aufgrund des Fehlens von CaCO3 in erster Linie durch Al-Oxide gewährleistet wird. Da eine hohe Al-Sättigung für das Pflanzenwachstum jedoch schädlich ist, kann nach Scheffer/Schachtschabel (1989:1159) der stabilisierende Al-Einfluß praktisch nicht ausgenutzt werden.

Tab. 5: Anforderungen einiger Kulturpflanzen an den pH-Wert

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

(Quelle: Sys et al. 1993; * Jätzold u. Schmidt 1983:45)

Die organische Substanz von Böden umfaßt alle in und auf dem Mineralboden befindlichen abgestorbenen pflanzlichen und tierischen Stoffe und deren organische Umwandlungsprodukte; die Gesamtheit der organischen Substanzen des Bodens bildet den Humus (Scheffer/Schachtschabe l 1989:50). Auf tropischen Standorten ist bei der Dominanz von Zweischichttonmineralen die organische Substanz wesentlicher Träger der Bodenfruchtbarkeit, deren Verlust eine rasche Erschöpfung der in der Regel geringen Nährstoffreserven der Böden bedeutet (König 1992:56).

Müller-Sämann u. Kotschi (1994:98ff.) nennen u.a. folgende wesentliche Funktionen der organischen Substanz:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Organische Düngung kann demnach v.a. in Anbausystemen, in denen nur wenig oder gar kein Mineraldünger eingesetzt wird, einen essentiellen Beitrag zu einer nachhaltigen Erhaltung bzw. Steigerung der Bodenfruchtbarkeit leisten.

Tab. 6: Einstufung nach dem Gehalt an organischer Substanz (OC) und Humus (OM)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

(Quelle: Ministry of Agriculture et al., FURP Final Report 1987)

Der Gehalt der Bodenproben an organischer Substanz wurde durch nasse Veraschung, d.h. durch Oxidation mit K2Cr2O7 (Lichterfelder Methode) und der photometrischen Bestimmung der Cr3+-Ionen ermittelt (Schlichting et al. 1995:159f.). Nach der Einstufung laut Tab.6 ist der Gehalt von jeweils neun Proben gering (4, 7, 10, 11, 13, 15, 16, 17, 19) bzw. mäßig (3, 5, 6, 8, 9, 12, 14, 18, 20), der C-Gehalt in Probe 2 ist adäquat, in Probe 1 hoch. Ein entsprechendes Bild ergibt sich für die Humusgehalte. Die Abbaugeschwindigkeit des Humus wird durch hohe Temperaturen, Feuchtigkeit und Durchlüftung erhöht (Webster u. Wilson 1985:67). Dies bedeutet, daß der Humusgehalt in kultivierten Böden in starkem Maße auch von der Intensität der Bodenbearbeitung abhängig ist.

Die Bodenfruchtbarkeit wird auch maßgeblich durch das Vorhandensein der Makronährstoffe Stickstoff, Phosphor und Kalium bestimmt. Bei der Bestimmung der Nährstoffgehalte ist zu berücksichtigen, daß einige Böden zum Zeitpunkt der Probennahme erst kurz zuvor abgeerntet worden waren und entsprechend ausgelaugt gewesen sein dürften. Zudem darf nicht vergessen werden, daß es sich bei dem entnommenen Bodenmaterial lediglich um Material des Oberbodens handelt. Viele Kulturen können sehr tief wurzeln (z.B. Mais bis max. 2m, Zuckerrohr bis max. 3m tief), so daß sich geringe Nährstoffgehalte des Oberbodens in erster Linie auf noch junge Kulturen auswirken.

Limitierender Faktor ist der Gehalt an pflanzenverfügbarem N (Scheffer/Schachtschabel 1989:259). Natürliche N-Quellen sind die organische Substanz, Einträge durch Niederschläge sowie N-Fixierer (z.B. die Symbiose von Leguminosen und Wurzelknöllchenbakterien), jedoch geht den Pflanzen stets ein beträchtlicher N-Anteil durch Auswaschung, Denitrifizierung, Abfuhr der Ernteprodukte, Ammoniakverflüchtigung und Bodenerosion verloren (Scheffer/Schachtschabel 1989:261). Pflanzenverfügbar liegt N hauptsächlich in Form des leicht löslichen und daher auch leicht auswaschbaren Nitrats (NO3), in geringeren Mengen auch als durch die mikrobielle Zersetzung organischer Stoffe entstandenes Ammonium (NH4) vor.

Tab. 7: Einstufung anhand des pflanzenverfügbaren Stickstoffgehaltes

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

(Quelle: Ministry of Agriculture et al., FURP Main Report 1987)

Die Bestimmung des pflanzenverfügbaren N-Gehaltes erfolgte nach der Kjeldahl-Methode durch Aufschluß mit H2SO4, Destillation und anschließender Titration mit Borsäure (Schlichting et al. 1995:165f.). Die Bewertung der Ergebnisse erfolgt auf Grundlage der Einstufung in Tab.7. Somit sind die N-Gehalte der meisten Proben (3, 4, 5, 6, 7, 8, 10, 11, 13, 14, 15, 17, 19, 20) gering, in drei Proben (9, 12, 18) mäßig und in jeweils einer Probe sehr gering (16), hoch (2) bzw. sehr hoch (1). Dies bestätigt die Aussage der Bauern, von deren Feldern die Proben entnommen wurden, daß sie zum Entnahmezeitpunkt noch nicht gedüngt hatten.

Phosphor liegt sowohl in anorganischer Form (in sauren Böden v.a. in stabilen Fe- oder Al-Verbindungen) als auch in organischer Bindung (im Bodenhumus) vor (Webster u. Wilson 1985:72). Da im humiden Klima eine allmähliche Bodenversauerung in Verbindung mit der Freisetzung von Eisenoxiden stattfindet, steigt auch die Fähigkeit der Böden zur Phos-phatadsorption, welche in sauren Böden die wesentlichste Phosphatquelle der Pflanzen bildet (Scheffer/Schachtschabel 1989:247). Eine Erhöhung des pH-Wertes auf 5,5 kann durch die Eliminierung austauschbaren Aluminiums sowie durch den beschleunigten Abbau organischer Substanz und der dadurch rascheren Mineralisierung des organischen Phosphats die Phosphatverfügbarkeit erhöhen (Webster u. Wilson 1985:73).

Tab. 8: Einstufung nach dem Gehalt an pflanzenverfügbarem P

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

(Quelle : Ministry of Agriculture et al., FURP Main Report 1987)

Das pflanzenverfügbare P der Proben wurde durch Bestimmung des lactat-austauschbaren Phosphats mittels Molybdatblaufärbung ermittelt (Schlichting et al. 1995:128f.). Die Werte wurden anschließend in P umgerechnet. Die P-Gehalte sind nach der Einstufung in Tab.8 meist gering (Proben 3, 4, 6, 7, 9, 10, 12, 13, 14, 16, 17, 18, 19, 20), bei jeweils zwei Proben ist der Gehalt an pflanzenverfügbarem P hoch (1, 5), ausreichend (2, 8) bzw. unzureichend (11, 15).

[...]

Ende der Leseprobe aus 166 Seiten

Details

Titel
Die Einführung standortgerechter Landnutzungssysteme in die kleinbäuerliche Landwirtschaft West-Kenyas - Möglichkeiten und Akzeptanz am Beispiel des bungoma Districts
Hochschule
Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn  (Geographische Institute der Universität Bonn)
Note
1,0
Autor
Jahr
1997
Seiten
166
Katalognummer
V162
ISBN (eBook)
9783638101196
Dateigröße
868 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Einführung, Landnutzungssysteme, Landwirtschaft, West-Kenyas, Möglichkeiten, Akzeptanz, Beispiel, Districts
Arbeit zitieren
Silke Bork (Autor:in), 1997, Die Einführung standortgerechter Landnutzungssysteme in die kleinbäuerliche Landwirtschaft West-Kenyas - Möglichkeiten und Akzeptanz am Beispiel des bungoma Districts, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/162

Kommentare

  • Noch keine Kommentare.
Blick ins Buch
Titel: Die Einführung  standortgerechter  Landnutzungssysteme in die kleinbäuerliche Landwirtschaft West-Kenyas - Möglichkeiten und Akzeptanz am Beispiel des bungoma Districts



Ihre Arbeit hochladen

Ihre Hausarbeit / Abschlussarbeit:

- Publikation als eBook und Buch
- Hohes Honorar auf die Verkäufe
- Für Sie komplett kostenlos – mit ISBN
- Es dauert nur 5 Minuten
- Jede Arbeit findet Leser

Kostenlos Autor werden