„Wir erzählen Geschichten.“ Die Erzählmethoden 'Roter Faden' und 'Erzählbühne'

Eine handlungs- und produktionsorientierte Auseinandersetzung


Unterrichtsentwurf, 2009

13 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


1 Thema der Reihe

„Wir erzählen Geschichten.“- Eine handlungs- und produktionsorientierte Auseinandersetzung mit den Erzählmethoden `Roter Faden´ und `Erzählbühne´, mit abschließender Präsentation der Erzählungen in der Parallelklasse zur Förderung des mündlichen Sprachgebrauchs, dem kreativen Umgang mit Sprache sowie der Sprechmotivation.

2 Thema der Einheit

„Wir üben das Erzählen mit der Erzählbühne.“ – Üben und Reflektieren des Erzählens mit der Erzählbühne, indem die Schülerinnen und Schüler, unter Beachtung der Erzähltipps, über das Erzählen sprechen um die Kinder zu einer Verbesserung ihrer Erzählung anzuregen und um den mündlichen Sprachgebrauch zu erweitern.

3 Aufbau der Reihe

1. Einheit (45 min): „Wir erzählen eine Reihum- Geschichte.“ –

Sammeln erster bewusster Erfahrungen mit dem gemeinsamen Entwickeln und Erzählen von Geschichten, indem die Schülerinnen und Schüler in kleinen Gruppen Reihum- Geschichten erzählen, um das inhaltsbezogene Erzählen zu üben sowie die Fähigkeit des aktiven Zuhörens zu verbessern.

2. Einheit: (45 min): „Wir erarbeiten Erzähltipps.“ –

Erarbeitung wichtiger Kriterien für das Erzählen, indem die Schülerinnen und Schüler, anhand eines negativen Erzählbeispiels, Erzähltipps in Kleingruppen finden mit dem Ziel die Kinder für den Umgang mit mündlicher Sprache zu sensibilisieren und eine Metakommunikation anzuregen.

3. Einheit: (90 min): „Wir lernen den Erzähltrick `Roter Faden´ kennen.“ –

Kennen lernen der Funktion des `Roten Fadens´ als Hilfsmittel zum Erzählen von Geschichten, indem die Schülerinnen und Schüler in Gruppenarbeit den Schluss einer Geschichte erfinden und das Erzählen mit dieser Methode umsetzen, damit die Kinder strukturiertes Erzählen erlernen.

4. Einheit: (45 min??): „Wir lernen die Erzählbühne kennen.“ –

Kennen lernen der Erzählmethode der Erzählbühne durch die Präsentation der Geschichte „Der Tigerprinz“, um den Schülerinnen und Schülern eine weitere Möglichkeit des strukturierten Erzählens nahe zu bringen´.

5. Einheit: (45 min): „Wir erfinden eine eigene Geschichte für die Erzählbühne.“ –

Erfinden einer Abenteuergeschichte, indem die Schülerinnen und Schüler in kleinen Gruppen den bekannten Erzähltrick `Der rote Faden´ sowie die bekannte Erzählhilfe `Reizbild´ nutzen, damit der kreative Umgang mit Sprache erweitert wird und ein gemeinsames Planen und Entwickeln der Geschichte zur Schulung der Kooperationsfähigkeit führt.

6. Einheit: (90 min): „Wir malen Bilder zu unserer Geschichte.“ –

Gestalten eigener Bilder, als Vorbereitung der Erzählbühnen- Präsentation, damit die Sprechmotivation der Schülerinnen und Schüler sowie der kreative Umgang mit Sprache gefördert wird.

7. Einheit: (45 min): „Wir üben das Erzählen mit der Erzählbühne.“ –

Üben und Reflektieren des Erzählens mit der Erzählbühne, indem die Schülerinnen und Schüler, unter Beachtung der Erzähltipps, über das Erzählen sprechen um die Kinder zu einer Verbesserung ihrer Erzählung anzuregen und um den mündlichen Sprachgebrauch zu erweitern.

8. Einheit: „Wir erzählen unsere Geschichten der Klasse 3b.“ –

Zur Würdigung der `Erzähl-Arbeit´ der Kinder erfolgt die Präsentation der Geschichten in der Parallelklasse, damit die Motivation Geschichten zu erzählen aufrecht erhalten wird.

4 Kernanliegen der Einheit

Erweiterung der Erzählkompetenz bezüglich des kriteriengeleiteten Erzählens, indem die Kinder in Kleingruppen eigene Geschichten üben und reflektieren und dabei auf die Erzähltipps achten.

4.1 Zentraler Arbeitsauftrag

Übt das Erzählen eurer Geschichten und achtet dabei auf unsere Erzähltipps.

4.2 Reflexionsauftrag bzw. Leitimpuls für die Reflexionsphase

Wurden die Erzähltipps eingehalten?

5 Begründung des Kernanliegens aus didaktischer und methodischer Sicht

5.1 Sachanalyse

Gegenstand dieser Stunde sind die erfundenen Geschichten der Kinder sowie die selbst gemalten Bilder. Die Geschichten der Schülerinnen und Schüler beziehen sich alle auf Reizbilder, die den Kindern in den vorangegangenen Einheiten zur Auswahl zur Verfügung standen. Die Schülerinnen und Schüler kennen diese Methode bereits vom Freien Schreiben.

Da alle Geschichten abgeschlossen sein sollten, hat jede Gruppe ihrer Geschichte eine Überschrift gegeben.

Um sich an die erfundene Geschichte erinnern zu können, kann man sich verschiedener Erzählhilfen bedienen, die häufig wichtige Eckpunkte der Geschichte aufzeigen. Darüber hinaus unterstützen diese Hilfen den Aufbau einer Struktur in der Geschichte, da sie nicht wahllos und undurchdacht eingesetzt werden können. In diesem Fall dient der `Rote Faden´ als Erzählhilfe zum Üben und zum Gestalten der Bilder für die Erzählbühne. Die Schülerinnen und Schüler haben in den zwei vorangegangenen Einheiten diesen Erzähltrick benutzt, um eine Struktur ihrer Geschichte herzustellen. In dieser Einheit nutzen die Schülerinnen und Schüler ihre fertigen Bilder als Trick, was ein wichtiger Teil der Erzählbühnen- Erzählung ist. Mit den Kindern wurde besprochen, dass die Bilder im DINA4 Format mit kräftigen Farben (Wachsmaler) gestaltet werden sollen, damit die Zuschauer das Erzählen gut verfolgen können.

Mündliches Erzählen bedeutet nicht, etwas auswendig Gelerntes vorzutragen. Denn Geschichten entwickeln sich während des Erzählens und werden durch die Reaktionen der Zuhörerinnen und Zuhörer beeinflusst. Es setzt Zuhörer voraus, „Erzählen und Zuhören bedingen einander“[1]. Damit die Schülerinnen und Schüler ihre Geschichten nicht auswendig gelernt vortragen habe ich bewusst darauf geachtet, dass die Kinder keine ganzen Sätze auf die Wortkarten für den `Roten Faden´ schreiben.

Das mündliche Erzählen nutzt verschiedene Gestaltungsmittel. So spielen Körpergestik und Stimmgestaltung, Lautmalerei, verkürzte Sprache und vieles mehr eine wesentliche Rolle[2] in dieser Einheit. Je nach Erzähl- Erfahrung kann man seine Geschichte durch Ausschmücken von Passagen, Veränderung von Figuren, Ort und Zeit, aber auch durch Variieren von Stimmführung, Mimik und Gestik seinem Publikum anpassen[3]. Dies steht im Gegensatz zur schriftlichen Erzählung, wo diese Aspekte außer Acht gelassen werden und stattdessen Wortwahl und Satzbau eine zentrale Rolle spielen[4].

Das Erzählen setzt eine Atmosphäre der gegenseitigen Achtung und Anerkennung voraus. Dies wiederum erfordert einige Selbstsicherheit, „um die Angst vor Kritik oder Bloßstellung zu überwinden“[5]. Um dies zu gewährleisten, wird in dieser Stunde sowohl das mündliche Erzählen als auch das soziale Verhalten innerhalb der Lerngruppe durch das Einhalten von den Erzählregeln und das gemeinsame Arbeiten in Gruppen geschult und beobachtet. Das mündliche Erzählen in der Grundschule unterscheidet sich vom monologischen und dialogischen Erzählen. Es bedeutet, sich eine Geschichte auszudenken, sie neu zu erfinden und zu erzählen[6]. Dabei müssen die verschiedenen Erzählformen, das spontane, das bewusst gestaltete und das vorbereitende Erzählen im Unterricht thematisiert werden. In den verschiedenen Unterrichtsphasen der heutigen Stunde kommen alle drei Erzählformen, je nach individuellem Leistungsstand stark vertreten, vor.

Die Intention des mündlichen Erzählens in der Grundschule ist die Schulung des bewusst gestalteten Sprechens. Diese Gestaltungsabsichten erfordern die Kenntnis verschiedener Erzählkriterien. Diese Kriterien müssen auch den Zuhörern bekannt sein. Daher sollte das mündliche Erzählen in der Grundschule als Schulung von Erzählen und Zuhören gleichermaßen sein. Dies wird durch die zuvor erarbeiteten Erzähltipps (siehe Anlage) gewährleistet.

5.2 Didaktische Analyse

Das Erzählen ist für die Kinder eine natürliche Form sich mitzuteilen. Sie erzählen von eigenen Erfahrungen, Vorstellungen und Gedanken. In der Schule wird jedoch das mündliche Erzählen oft vernachlässigt und dient häufig nur dem Vorbereiten des Schriftlichen. Bartnitzky[7] fordert deshalb, dem Mündlichen mehr Raum zu geben, da die Kinder vor allem in diesem Bereich Sprachfähigkeit mit in die Schule bringen und das Mündliche gegenüber dem Schriftlichen auch weiterhin hauptsächlich zur Kommunikation nutzen werden.

Es wird immer wieder im Unterricht deutlich, dass es Kindern schwer fällt, strukturiert zu erzählen, was unter anderem auf mangelnde Übungsmöglichkeiten zurück zu führen ist. Vielfach fehlen aber auch Vorbilder zum Erzählen, da in Familien, aber auch im schulischen Alltag dieser Bereich häufig nicht zum Tragen kommt (Traditionsabriss)[8]. Dennoch stellt auch das mündliche Sprachhandeln einen wichtigen Bereich im Deutschunterricht dar und im Rahmen der Entwicklung einer Gesprächskultur sollen die Kinder unter anderem das erzählende Sprechen lernen. Das mündliche Erzählen ist folglich keine ganz leichte Aufgabe, sondern erweist sich „als eine ziemlich komplexe kommunikative Aufgabe, die nur kooperativ zu erledigen ist und [die] als Fähigkeit ein wichtiger Bestandteil unserer sozial-interaktiven Kompetenzen darstellt“[9]. Claussen folgert daraus, dass ein Kind „Erzählen im Vollsinn seiner kommunikativen Möglichkeiten [...] nicht nebenbei oder gar zwangsläufig [lernt], sondern nur unter günstigen Bedingungen“[10].

Nach Mechthild Dehn orientieren sich diese günstigen Bedingungen vor allem an der Funktion des Erzählens im Alltag und dem Vermögen der Kinder[11]. Das Schaffen einer entspannten Erzählsituation und das Akzeptieren von Vorstufen des Erzählens gehören genauso dazu wie sinnvolle Aufgabenstellungen, die es den Kindern ermöglichen sie auf ein für sie bedeutsames Thema hin zu zentrieren. Die Reihenfolge einer Geschichte sollte möglichst behutsam angeregt werden, sodass der Ausdruck subjektiver Erfahrung bei den Kindern erhalten bleibt.[12]

In der gesamten Reihe sollen die Kinder Methoden erlernen, die es ihnen ermöglicht, fremde Geschichten zu verstehen und eigene Erzählungen zu planen. Die besondere Aufgabe in den vorangegangenen Einheiten lag darin, wichtige Punkte aus dem Geschichtenzusammenhang zu isolieren. Den Erzählverlauf galt es für die Kinder zu planen und mithilfe des `Roten Fadens´ und der Bilder darzustellen. Das von ihnen dargestellte Erzählen gilt es schließlich in dieser Einheit in der Reflexion und anhand der Erzähltipps bewusst zu besprechen, um der didaktischen Leitidee „entwickeln einer Erzähl- und Gesprächskultur“ gerecht zu werden.

5.3 Lehrplan

Die vorliegende Unterrichtsstunde ist dem Lernbereich „Sprechen und Zuhören“ zuzuordnen. Innerhalb dieses Lernbereichs bildet der Schwerpunkt „Zu anderen sprechen“ einen eigenen Teilbereich. Eine wichtige Fähigkeit ist es funktionsangemessenes Sprechen zu üben und dabei sprachliche Mittel, wie z.B. die Anpassung der Stimme an die Erzählung, zu verwenden.[13]

Zusätzlich liegt ein weiterer Schwerpunkt der Stunde darin „Gespräche zu führen“, da die Kinder eigene Ideen und Meinungen zur Gestaltung der Geschichte in die Gruppenarbeit mit einbringen und Beiträge anderer beachten und aufgreifen.[14] Zudem beachten die Schülerinnen und Schüler gemeinsam entwickelte Gesprächsregeln und begründen als Zuhörer eigene Meinungen der vorgetragenen Geschichten mit Hilfe der erarbeiteten Erzähltipps.[15] Laut Lehrplan NRW nimmt der Lernbereich „Sprechen und Zuhören“ bei der Entwicklung einer Gesprächskultur eine wichtige Rolle ein. Dazu gehört auch, dass man Meinungsunterschiede und Konflikte konstruktiv lösen kann. Beim Erzählen und Reflektieren der Geschichten in dieser Einheit erwerben die Kinder wirksame Ausdrucksmittel, lernen sie kreativ umzusetzen und erweitern dabei ihre Erzählkompetenz hinsichtlich eines bewussten Erzählens.[16]

[...]


[1] Vgl.: Claussen 2001, S. 7.

[2] Vgl.: Ebd., S. 7.

[3] Vgl.: Brinkmann, S. 4.

[4] Vgl.: Ebd., S. 5.

[5] Vgl.: Ebd., S. 4.

[6] Vgl.: Claussen 2001, S.7.

[7] Vgl.: Bartnitzky 2007, S. 24.

[8] Vgl.: Claussen 2006, S. 8 und S. 24.

[9] Vgl.: Claussen 2001, S. 33.

[10] Vgl.: Ebd., S. 33.

[11] Vgl.: Dehn 1986, S. 19.

[12] Vgl.: Ebd., S. 19.

[13] Vgl.: Lehrplan Deutsch Grundschule: 2008, S. 28.

[14] Vgl.: Ebd., S. 28.

[15] Vgl.: Ebd., S. 28.

[16] Vgl.: Lehrplan Deutsch Grundschule: 2008, S. 27.

Ende der Leseprobe aus 13 Seiten

Details

Titel
„Wir erzählen Geschichten.“ Die Erzählmethoden 'Roter Faden' und 'Erzählbühne'
Untertitel
Eine handlungs- und produktionsorientierte Auseinandersetzung
Hochschule
Studienseminar für Lehrämter an Schulen Hamm
Veranstaltung
5. Unterrichtsbesuch
Note
2,0
Autor
Jahr
2009
Seiten
13
Katalognummer
V161654
ISBN (eBook)
9783640804993
ISBN (Buch)
9783640804931
Dateigröße
489 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Üben und Reflektieren des Erzählens mit der Erzählbühne, indem die Schülerinnen und Schüler, unter Beachtung der Erzähltipps, über das Erzählen sprechen um die Kinder zu einer Verbesserung ihrer Erzählung anzuregen und um den mündlichen Sprachgebrauch zu erweitern.
Schlagworte
Kamishibai, Erzählbühne, Erzählmethode, Roter Faden
Arbeit zitieren
Stefanie Hiller (Autor:in), 2009, „Wir erzählen Geschichten.“ Die Erzählmethoden 'Roter Faden' und 'Erzählbühne', München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/161654

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