Thomas von Aquino "Quaestio de opere manuali"

Eine lateinisch – deutsche Übersetzung der 7. Questio, a. 2 [18]


Hausarbeit (Hauptseminar), 2010

19 Seiten


Leseprobe


< Questio 7, a. 2 Ц81 >

Zeile 2 : Circa secundum sic proceditur. Videtur quod illi qui spiritualibus operibus uacant non excusentur a labore manuum.

<1> II Thessalonicensium III, super illud : Si quis non uult operari, non manducet, dicit Glosa Augustini : Dicunt quidam de operibus spiritualibus hoc Apostolum precepisse; et postea subdit : Set superflue conantur et sibi et ceteris caliginem obducere, ut quod utiliter caritas monet, non solum facere nolint, set nec intelligere; et ita uidetur quod per spiritualia opera a labore manuum non excusentur.

Im zweiten geht es so weiter. Es scheint, dass jene, die keine geistlichen Werke verrichten, nicht von der Hände Arbeit entschuldigt seien.

<1> Der 2. Thessalonicher III, über jenes : „ Wenn einer nicht arbeiten will, soll er nicht essen“, sagt die Glosse1 des Augustinus': „Einige sagen, dass der Apostel dies über die geistlichen Werke vorgeschrieben habe“; und später fügt er hinzu: „Aber überflüssig versuchen sie, sowohl sich als auch Andere in Finsternis zu hüllen, damit sie das, wozu die Liebe nützlich ermahnt, nicht nur nicht machen wollen, sondern auch nicht erkennen“; und so scheint es, dass sie durch geistliche Werke nicht von der Arbeit der Hände entschuldigt seien.

<2> Außerdem. Unter allen Werken sind das Gebet, die Lektüre und die Predigt die geistlichsten; aber durch diese Werke entziehen sich Einige nicht der körperlichen Arbeit; folglich etc. Beweis mittelmäßig: Augustinus [schreibt] im Buch „Über die Werke der Mönche“ : „Was die tun sollen, die nicht körperlich arbeiten wollen“, will ich wissen und für welche Sache sie frei sind. „Sie sagen, für Gebete“ und Lektüre „und das Wort Gottes“; weiter fügt er hinzu: „Aber wenn wir davon nicht weggerufen werden müssen, muss weder gegessen werden noch Essen zubereitet werden. Wenn aber dazu frei zu sein die Notwendigkeit der Schwäche die Sklaven Gottes in bestimmten Zeitabständen zwingt, warum weisen wir nicht, um den Vorschriften der Apostel zu gehorchen, einige Zeitabschnitte zu?“ Und wie er zu den Betenden spricht: „Eine Rede des Gehorchenden wird schneller gehört als zehntausend eines Verächters.“ Soweit er wahr zu den Harfenspielern [spricht], fügt er hinzu: „Göttliche Gesänge singen können auch die mit den Händen Arbeitenden leicht tun und die Mühe selbst wie durch einen göttlichen Takt lindern.“ Soweit er wahr zu den Lesenden hinzufügt: „Die aber sagen, frei für die Lektüre zu sein, finden nicht dahin, was der Apostel vorschreibt? Was soll also die Verdrehtheit, der Lektüre nicht gehorchen zu wollen, solange er für sie frei sein will? Wer wüsste nicht, dass jeder umso schneller vorankommt, wenn er Gutes liest, je schneller er tut, was er gelesen hat?“ Wie er wahr zu den Predigenden darunter fügt:

„ Wenn aber irgendeiner eine bezahlte Rede halten muss und sie ihn so beschäftigt, dass er nicht mit den Händen arbeiten kann, können nicht alle im Kloster den zu ihnen Kommenden entweder göttliche Lesungen darbieten oder über andere Fragen heilbringend disputieren? Wenn also nicht alle können, warum wollen unter diesem Vorwand alle dafür frei sein? Obwohl, auch wenn sie alle könnten, müssten sie dies im Wechsel tun, nicht nur, damit die Übrigen mit notwendigen Tätigkeiten beschäftigt sind, sondern weil es reicht, dass Einer zu mehreren Zuhörern spricht <3> Außerdem. Kleriker sind am meisten mit geistlichen Arbeiten beschäftigt; aber sie sind selbst an die Arbeit der Hände gebunden; folglich etc. Beweis mittelmäßig: im Abschnitt LXXXI wird gesagt: „.er Geistliche soll sich Nahrung oder Kleidung durch Handwerk oder Landwirtschaft, ohne selbstverständlich seiner Pflicht zu schaden, bereiten“; ebenso in einem anderen Kapitel:

„Jeder im Wort Gottes unterrichtete Geistliche möge seine Nahrung durch Handwerk erstreben. Ebenso: Alle Geistlichen, die gesund zum Arbeiten sind, sollen sowohl die Handwerkskunst als auch die Wissenschaften kennen lernen. “ <4> Außerdem. Die Religiösen, die Alles verlassen haben, sind am meisten für geistliche Werke frei; aber solche halten sich an die Arbeit der Hände; folglich etc. Beweis mittelmäßig : [Zu] Im Licht XII: “Verkauft, was ihr besitzt‘, [sagt die] Glosse: „Teilt nicht nur euer Brot mit den Armen, sondern verkauft auch eure Besitztümer, damit ihr, sobald ihr alle einmal für den Herrn verachtet wurdet, danach mit Arbeit der Hände beschäftigt seiet, wovon ihr leben und Almosen geben möget.“

<5> Außerdem. Ein Bescheid (Dekret) in Abschnitt XXII sagt, dass jener „ein Häretiker ist“, der gegen ein Statut der Römischen Kirche handelt; aber jene, welche betteln, ohne mit den eigenen Händen zu arbeiten, handeln gegen ein Statut von Papst Calixtus2 XII, q. 1 : „Meistsehende [im Sinne von „vorausschauen“] Priester‘ etc., wo gesagt wird, dass die Kirche festgelegt hat, dass zwischen denjenigen, welche „ein gemeinsames Leben führen“ wollen3, kein „Bedürftiger zu finden sein soll‘; folglich sind die Religiösen, weil sie geistlich arbeiten, nicht von der körperlichen Arbeit entschuldigt, vielmehr sind sie Häretiker, wenn sie betteln.

<6> Außerdem. Jener, der sich der Todesgefahr aussetzt, sündigt gleichsam Gott zu erobern suchend4, so wie irgendeiner Gott zu erobern suchte, wenn er einen in Raserei versetzten Bären kommen sähe und die Waffen, mit denen er sich verteidigen könnte, ablegte; aber jener, welcher Alles zurücklässt und nicht mit den Händen arbeitet, wirft den notwendigen Lebensunterhalt von sich, durch welchen er sich der Aufzehrung widersetzt, welche im Körper durch die natürliche Lebenswärme geschieht; folglich sündigt ein solcher gleichsam Gott zu erobern suchend.

<7> Außerdem. In Philipper III sagt der Apostel: „Seid meine Nachahmer, Brüder‘; aber [er] selbst, obwohl er predigte und frei von geistlichen Werken war, suchte trotzdem Nahrung durch Arbeit der Hände, [siehe] 2. Thessalonicher III : „Ihr wisst selbst, auf welche Weise es angebracht ist, uns nachzuahmen , weil wir bei euch nicht tatenlos [inquieti = unruhig ?] gewesen sind, und wir nicht umsonst von jemandes Brot gegessen haben, sondern unter Arbeit und Ermüdung Nacht und Tag gearbeitet haben, damit wir nicht jemanden von euch belasteten“; folglich etc.

<8> Außerdem. [Zu]Genesis XXIII , über jenes :

„Befestigt ist der Acker‘ etc., sagt die Glosse, dass „der vollendete Prediger seinen Geist unter dem Dach der guten Arbeit und der Kontemplation verbirgt‘; und so müssen diejenigen, die sich durch Kontemplation auf geistliche Werke verlegt haben, sogar der äußeren Werke durch Handeln enthaltsam sein, und so entschuldigen die geistlichen Werke nicht von der Arbeit der Hände.

Aber dagegen: <1> In Im Licht IX, über jenes : „Lasst zu, dass die Toten ihre Toten bestatten“, sagt die Glosse:

„Der Herr lehrt, dass kleinere Güter für Größere aufzugeben sind"; aber geistliche Werke sind größere Güter als manuelle Werke; folglich muss der Mensch diese für jene unterlassen.

[...]


1 Im Apparat Verweis auf die „Glosa ordinaria.“ Wird in dieser Übersetzung immer mit Glosse umschrieben. Die Bedeutung von Glosse ist Kommentar, Erklärung oder Auslegung.

2 Laut Apparat nicht von Calixtus XII sondern von Papst Urban stammend.

3 Laut Apparat muss anstelle des Wortes volverunt das Wort volunt übersetzt werden.

4 Temptans = Partizip der Gleichzeitigkeit, deswegen auch möglich: ...als würde er Gott zu erobern suchen, Ich verstehe die hier zweimal verwendete Wortkombination „temptans Deum“ im Sinne von „Gott herauslocken wollen bzw. Gott ködern wollen.“

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Details

Titel
Thomas von Aquino "Quaestio de opere manuali"
Untertitel
Eine lateinisch – deutsche Übersetzung der 7. Questio, a. 2 [18]
Hochschule
Technische Universität Dresden  (Philosophie)
Autor
Jahr
2010
Seiten
19
Katalognummer
V161386
ISBN (eBook)
9783640767762
ISBN (Buch)
9783640768110
Dateigröße
469 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Thomas, Aquino, Quaestio, Eine, Questio
Arbeit zitieren
Martin Gliemann (Autor:in), 2010, Thomas von Aquino "Quaestio de opere manuali", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/161386

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