Der Fortschritt der Emanzipation der Frankfurter Bürgergemeinde von ihrem Stadtherren anhand von Quellen betreffend die Abschaffung der Zwangsehe.

Ausgewählte Quellen zur mittelalterlichen Stadtverfassungsgeschichte


Trabajo Escrito, 2006

15 Páginas, Calificación: 1,7


Extracto


Inhaltsverzeichnis

I. Einleitung

II. Barths frühe Anschauungen zur Ethik der Geschlechter
II.1. Kontext
II.2. Grundsätzliches Verhältnis der Geschlechter
II.3. Bedeutung der Ehe

III. Anknüpfungspunkte in Karl Barths Biographie
III.1 Seine jungen Jahren
III.2. Sein Verhältnis zu Charlotte von Kirschbaum

IV. Resümee: Vergleich der theologischen Aussagen Barths mit seiner eigenen Biographie

V. Literaturverzeichnis

I. Einleitung

“Die Frau soll schweigen in der Gemeinde.” So heißt es sinngemäß im ersten paulinischen Brief an die Gemeinde in Korinth.[1] Nicht selten hört man von evangelischen Theologen als Reaktion darauf scherzhafte Kommentare, wie z.B.: “Als Paulus das sagte, hatte er wohl einen schlechten Tag.” Denn einerseits legte der hellenistisch geprägte Paulus - gesamtheitlich betrachtet - eine bis dahin ungekannte sprachliche Eloquenz und Durchdachtheit im Umgang mit, sowie in der Auslegung der Verkündigung Christi an den Tag; doch genau so unbestritten ist in Expertenkreisen auch die hohe Anzahl von theologischen Widersprüchen, in die sich der Apostel bisweilen verstrickte. Trotzdem ist die eingangs zitierte Aussage des Paulus bis heute Grund genug für die katholische Kirche, Frauen weiterhin die Priesterweihe und somit das Lehren in der Gemeinde zu untersagen. Manch ein Protestant mag dies als stur, patriarchalisch oder gar pietistisch bezeichnen. Versucht man hingegen, völlig wertfrei, objektiv und auf einer rein deskriptiven Ebene zu bleiben, kommt man jedenfalls nicht umhin festzustellen, dass in dieser Frage eine große Diskrepanz zwischen evangelischer und römisch-katholischer Exegese besteht, die weitreichende Konsequenzen in vielen Bereichen, wie etwa dem Gemeindeleben, nach sich zieht. Denn was für den evangelischen Christen eine Selbstverständlichkeit darstellt, nämlich der Predigt einer weiblichen Pfarrerin beizuwohnen, könnte der katholisch geprägte Christ womöglich als Blasphemie empfinden.

Es ist die Frage nach der Stellung der Frau und dem Verhältnis der Geschlechter. Eine Frage, deren Beantwortung heute von vornherein völlig anders angegangen wird als noch vor 40 bis 50 Jahren. Schließlich ist die Emanzipation der Frau voll im Gange, wenn nicht gar längst abgeschlossen. Gegen Letzteres sprechen immer lauter werdende Stimmen, die ein immer noch ungleiches Einkommensverhältnis und Unterschiede in Sachen Aufstiegsperspektiven (zumindest in bestimmten Berufszweigen) zwischen Frauen und Männern beklagen. Es handelt sich also um eine Frage, die heutzutage in vielen Belangen, sei es in der Politik, der Soziologie und den Sozialwissenschaften, der Philosophie, aber eben auch in der Theologie hinsichtlich verschiedenster Gesichtspunkte kontrovers diskutiert wird. Im Zuge einer allgegenwärtigen, zunehmenden Amerikanisierung und der damit einhergehenden Häufung von Anglizismen im deutschen Sprachgebrauch wird neuerdings der Begriff Geschlechter oft durch das Äquivalent gender ersetzt, welches aus den amerikanischen Kulturwissenschaften stammt. Sinnvoll ist dies insofern, als es eine klarere Möglichkeit zur Unterscheidung zum rein biologischen Geschlecht bietet, die es in der deutschen Sprache so nicht gäbe. Wo es um gender geht, geht es also um die gesellschaftliche und kulturelle Wahrnehmung und Stellung des Geschlechts.

Der jüngsten Entwicklung der Begrifflichkeiten zum Trotz, ist die gender -Frage nicht neu, ebenso stellt die Auseinandersetzung der Theologie mit ihr kein Novum dar. Thematisiert wurde sie unter anderem auch in der Weimarer Zeit, mit der man auch Karl Barth assoziiert. Der 1886 geborene Schweizer gilt bis heute als eine der bedeutendsten Figuren der evangelischen Theologie- und Kirchengeschichte der Neuzeit. Alljährlich treffen sich zu seinem Gedenken in Basel, Barths Geburtsort, von ihm geprägte Theologen, auch Barthianer genannt, um über seine tiefsinnigen Werke, allen voran seine schier unglaublich umfassende Kirchliche Dogmatik, zu diskutieren. So ziemlich jeder evangelische Theologiestudent der heutigen Zeit wird sich zwangsläufig mehrmals in seinem Studium mit Barths Schriftauslegungen auseinandersetzen müssen. Dies nicht ohne Grund, denn Barth hat die moderne evangelische Theologie geprägt wie wohl kein Zweiter.

Diese Arbeit soll also die Auseinandersetzung Karl Barths mit der ethischen Frauen- bzw. gender -Frage insbesondere während der Weimarer Zeit systematisch erschließen. Dabei gilt es selbstredend auch, den biographischen Hintergrund Barths im Auge zu behalten. Diesbezüglich spielt nicht zuletzt der Name Charlotte von Kirschbaum eine Rolle, die ihm während dieser Zeit als Assistentin (und mehr) zur Seite stand.

II. Barths frühe Anschauungen zur Ethik der Geschlechter

II.1. Kontext

Karl Barths Vita und theologische Errungenschaften komplett zu skizzieren wäre müßig und würde hier den Rahmen sprengen. Ebenso sollte die gesellschaftliche und kirchliche Situation im deutschsprachigen Raum während der Weimarer Zeit klar sein. Es handelt sich um eine Zeit, die, wie sich im weiteren Verlauf der Geschichte herausstellen sollte, meist von ihren Folgen her verstanden, interpretiert und historisch eingeordnet wird, dem dunkelsten Kapitel der deutschen oder sogar Menschheitsgeschichte: Nationalsozialismus, Völkermord und Rassenideologie. Damit einher ging auch eine Perversion des christlichen Glaubens in Form der Bewegung der Deutschen Christen, die schon während der Weimarer Zeit um die Vorherrschaft in den deutschen Kirchen rangen. Später sollte sich herausstellen, dass “Barths Haltung von providenzieller Bedeutung [war], denn er rettete den Protestantismus vor dem Ansturm des neokollektivistischen, heidnischen Nationalsozialismus.”[2] Er selbst kritisierte sich im Alter jedoch oft, dass er “die Deutschen ganz anders hätte warnen sollen vor den unheilvollen Wegen, auf die sie sich ja gerade in den Jahren 1920-1930 unaufhaltsam begeben haben.”[3]

Doch auch zuvor wurde Barth lange dafür kritisiert, sich nicht ausreichend und explizit genug mit der Ethik und ethischen Fragen auseinanderzusetzen. Erst im Jahre 1928 beschließt er, sich dem Thema eingehend zu widmen. An der Universität Münster hielt er schließlich eine zweisemestrige Vorlesung zur Ethik und wiederholte diese zwei Jahre später während seiner Lehrtätigkeit in Bonn. Im Briefwechsel mit seinem engen Freund Eduard von Thurneysen bezeichnete er dies als eine “Fahrt durch lauter Klippen”[4]. Man könnte sagen, mit diesem Unterfangen “wagte er sich auf neues theologisches Terrain vor”.[5] Er selbst schrieb dazu: “Die Ethik soll damit aufs Bergli [Anm.: Der Ort, an dem Barth lebt, arbeitet und seine Schriften verfasst] wandern, um abgeschrieben zu werden. Es ist mir nicht ganz wohl bei der Sache.”[6] Dabei besteht er immer wieder darauf, dass die “theologische Ethik […] nicht mit feststehenden Normen im Rücken operieren, sondern nur im Blick auf, d.h. in der Erwartung von Gottes Verheißung konzipiert werden” kann.[7] So heißt es bei ihm etwa:

“Sie [Anm.: Barths theologische Ethik] wird sich aber, indem sie – immer beispielsweise – ihre Kreise zieht, hüten davor, letzte Urteile über Gut und Böse abzugeben. […] Nicht einmal die Frage kann sie ja aufzeigen, wie sie jetzt dir, jetzt mir in concretissimo gestellt ist, geschweige denn die Antwort, die eigentliche und entscheidende Antwort aussprechen, die im Urteil Gottest jetzt dir, jetzt mir auf die Frage gegeben wird. Eben darum kann die theologische Ethik keine Lösungen vortragen, keine Entscheidungen fallen. Sie muss und wird den enttäuschen, der etwa statt Erziehung zum ethischen Denken ethische Gedanken, fertig zum Gebrauch ‘für sein eigenes Leben’ und zur Anwendung in der Predigt, dem Unterricht und in der Seelsorge, von ihr erwartet.”[8]

Dieses lange Zitat zeigt Barths Vorsicht im Bezug auf das Treffen jeglicher ethischer Aussagen. Dabei handelt es sich um etwas, das man im Hinterkopf behalten muss, möchte man über punktuelle Sachverhalte und Argumentationen aus Barths Ethik, wie in diesem Fall der gender -Frage, diskutieren.

II.2. Grundsätzliches Verhältnis der Geschlechter

Barth beginnt seine Ausführungen zum Verhältnis der Geschlechter mit der Feststellung, dass die Menschen in einem “Doppelkreis” leben, nämlich dem der “Geschlechtlichkeit”. “Wir leben nicht nur als Menschen, sondern wir leben als Mann oder als Frau. Aber wir müssen sofort ergänzen: Wir leben als Mann und Frau.”[9] Damit will Barth zum Ausdruck bringen, dass Mann und Frau von Anfang an füreinander bestimmt wurden, d.h. aufeinander bezogen sind.

“Der Mann hat kein Eigenleben als solcher, sondern er ist Mann, indem er der Frau zugewendet ist. Und die Frau hat auch kein Eigenleben, sondern sie ist Frau, indem sie dem Manne zugewendet ist.”[10]

Gewissermaßen ist der Mensch also nur in seiner Polarität als Mann und Frau zu verstehen; erst beide Geschlechter ergeben zusammen den Menschen, der von Anfang an als Mann und Frau geschaffen ist. Barth macht sich lustig über vielfach unternommene Definitionen der Geschlechter, die entweder schwerpunktmäßig und traditionell männliche Tugenden in den Vordergrund stellen oder aber andererseits in der zu der Zeit neuen Frauenbewegung die Vorzüge des weiblichen Geschlechts überbetonen. Fast spöttisch fragt er:

“Was wissen wir denn vom Manne und von der Frau, als dass der Mann nicht Mensch wäre ohne die Frau, die Frau nicht ohne den Mann, dass beide nicht sich selbst gehören können, ohne eben damit einander zu gehören?”[11]

Aus Gen 2,18 leitet er sich im weiteren Verlauf dann doch eine genauere Bestimmung der Frau ab, indem er sie nämlich als “Gehilfin” versteht, getreu der Schrift, in der es heißt, “dass ihm [Anm.: dem Mann] nicht gut ist, allein zu sein, dass ihm kraft dieses Schöpferwortes eine Gehilfin geworden ist.”[12]

[...]


[1] Vgl. 1.Kor 14, 31ff.

[2] Tillich 1967: 200

[3] Busch 1978: 203

[4] Karl Barth, Brief an Eduard Thurneysen v. 9.9.1928, in: ders./E. Thurneysen, Briefwechsel, Bd. 2: 1921-1930, bearb. U. hg. V. E. Thurneysen, Zürich 1974, 615, zitiert nach Basse 2005: 211

[5] Basse 2005: 211

[6] Barth 1928/29, Ethik II: VII

[7] Basse 2005: 216

[8] Barth 1928/29, Ethik II: 7

[9] Barth 1928/29, Ethik I: 306

[10] Barth 1928/29, Ethik I: 306

[11] Barth 1928/29, Ethik I: 306

[12] Barth 1928/29, Ethik I: 308

Final del extracto de 15 páginas

Detalles

Título
Der Fortschritt der Emanzipation der Frankfurter Bürgergemeinde von ihrem Stadtherren anhand von Quellen betreffend die Abschaffung der Zwangsehe.
Subtítulo
Ausgewählte Quellen zur mittelalterlichen Stadtverfassungsgeschichte
Universidad
University of Potsdam  (Historisches Institut)
Calificación
1,7
Autor
Año
2006
Páginas
15
No. de catálogo
V160986
ISBN (Ebook)
9783640750962
Tamaño de fichero
542 KB
Idioma
Alemán
Palabras clave
Fortschritt, Emanzipation, Frankfurter, Bürgergemeinde, Stadtherren, Quellen, Abschaffung, Zwangsehe, Ausgewählte, Quellen, Stadtverfassungsgeschichte
Citar trabajo
Daniel Sosna (Autor), 2006, Der Fortschritt der Emanzipation der Frankfurter Bürgergemeinde von ihrem Stadtherren anhand von Quellen betreffend die Abschaffung der Zwangsehe., Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/160986

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