Konsumverhalten und dessen Auswirkungen im Spannungsverhältnis von Ökonomie und Ökologie

Analyse des Zusammenhangs von Endverbraucher und Beispiel von Kleidungsherstellung und Baumwollproduktion


Unterrichtsentwurf, 2010

14 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Lerngruppenbeschreibung

Der Kurs 11 PW 7 setzt sich aus 25 Schülerinnen und Schülern[1] zusammen, davon sind 17 weiblich und 8 männlich. Eine Schülerin befindet sich für ein halbes Jahr in einem Schüleraustauschprogramm und nimmt am laufenden Unterricht nicht teil. Ich hospitiere in diesem Kurs seit Beginn des Schuljahres 2010/2011 und habe dort bislang noch keinen eigenen Unterricht im Fach Politik und Wirtschaft gegeben. Meine bisherigen Hospitationen in diesem Kurs erlauben nur eine sich langsam annähernde Differenzierung sowie Diagnostizierung einzelner Schülerleistungen. Es bedarf noch eines längeren Beobachtungszeitraums. Da ich seit Beginn dieses Schuljahres diesen Kurs aber auch im Fach Sport unterrichte, sind mir die Schüler aber bekannt.

Die Schüler kommen von unterschiedlichen Schulen des Umkreises nach der 10. Klasse an das Oberstufengymnasium in Eschwege und bringen dadurch unterschiedliche schulische Erfahrungen und Vorkenntnisse mit, was man teilweise im Bereich von fachlichen Beiträgen und der Mitarbeit deutlich erkennen kann. Manche Schüler sind sehr aktiv und bringen sich gut in den Unterricht ein, während andere sich teilweise stark zurückhalten. Einige Schülerinnen arbeiten regelmäßig mit und bereichern das Unterrichtsgespräch mit guten Impulsen und Beiträgen. Demgegenüber sind die meisten Jungen dieses Kurses auffallend passiv und beteiligen sich sehr selten am Unterrichtsgeschehen. Gleichzeitig neigen gerade diese Jungen dazu, im Unterricht mit ihren Nachbarn zu schwatzen. Eine Erklärung dafür könnte sein, dass sich die Schüler in der Phase der mittleren Adoleszenz befinden und sie mit vielgestaltigen Entwicklungsaufgaben konfrontiert werden.[2] Auch was die Lernhaltung betrifft, kann ein ambivalentes Verhalten beobachtet werden. Einerseits steigert sich die Mitarbeit, sobald das eigene Interesse geweckt wird. Andererseits sinkt das Arbeitsverhalten im Unterricht vor allem dort, wo Schülerinteressen nicht berührt werden oder die eigene Mitarbeit durch den Lehrer kritisch reflektiert oder auch korrigiert wird. Die Schülerinnen diese Kurses scheinen demnach in ihrer Entwicklung den Jungen gegenüber voraus zu sein, wobei es auch hier Ausnahmen gibt.

Aus meinen bisherigen Beobachtungen bezüglich des Arbeitsverhaltens lässt sich sagen, dass die Schüler durchaus in der Lage sind selbstständig und ergebnisorientiert zu arbeiten, wenn auch auf unterschiedlichem Niveau. Diskussionen und Gespräche erfolgen oft sachlich und im sozialen Kontext. Antworten auf Fragen des Lehrers werden von einigen Schülern teilweise überfrachtet oder am Thema vorbei gegeben. Die Schüler sind desweitern in der Lage in Gruppen zusammenzuarbeiten, wobei sich jedoch einzelne Schüler nicht ausreichend genug in die Gruppenarbeit einbringen.

Ferner konnte ich in den bisherigen Hospitationen feststellen, dass das Schüler-Lehrer- Verhältnis respektvoll und aufgeschlossen ist. Auch wenn es für mich die erste Unterrichtsstunde im Fach Politik und Wirtschaft in dieser Klasse ist, so erwarte ich doch aus meinen Erfahrungen aus dem Sportunterricht ein aufgeschlossenes und freundliches Verhalten mir gegenüber. Dies lässt mich zugleich schlussfolgern, dass einer angenehmen Arbeitsatmosphäre nichts im Wege steht.

Der Unterricht findet in einem modernisierten Raum statt, der mit einem Visualizer, Tafel und großen Arbeitswänden ausgestattet ist. In der Klasse 11 wird das Fach Politik und Wirtschaft im wöchentlichen Umfang von drei Stunden unterrichtet, wobei die Einzelstunden 14tägig als Doppelstunden gegeben werden. Der Unterricht findet wöchentlich montags in der 5. und 6. Stunde und in geraden Wochen freitags in der 1. und 2. Stunde statt.

Sachanalyse

Die heutige Generation wächst in einer Umwelt auf, die von Beschleunigung, Massenkonsum und Leistungsdruck geprägt ist. Um mitzuhalten, bedarf es immer wieder neuer Impulse der Wirtschaft, den Konsum der Menschen weltweit zu steigern[3] und gleichzeitig die Kosten so gering wie möglich zu halten. Die Produktion der meisten modernen Konsumgüter ist daher globalisiert. Viele moderne Konsumgüter, wie etwa Mobiltelefone, Schuhe, Kleidung und auch Nahrungsmittel umreisen zur Herstellung oder zur Rohstoffbeschaffung die ganze Welt und hinterlassen dabei Spuren von Umweltzerstörung und Menschenrechtsverletzungen.[4] So wird beispielsweise für die Herstellung von Kleidung Baumwolle benötigt, die hauptsächlich in asiatischen Ländern wie China, Indien und Pakistan angebaut wird. Zur Herstellung von einem Kilogramm Baumwolle werden bis zu 29.000 Liter Wasser eingesetzt und 20 Prozent der weltweit verwendeten Pestizide über Baumwollfelder versprüht, obwohl nur etwa 2,4 Prozent der weltweiten Anbaufläche mit Baumwolle bepflanzt wird. Durch diesen enormen Einsatz von Pestiziden werden zusätzlich weltweit tausende von Menschen gesundheitlich geschädigt. Vor allem sind Kinder in Entwicklungsländern davon betroffen, da sie als günstige Arbeiter in der Herstellung von Baumwoll-Saatgut und in der Arbeit auf dem Feld eingesetzt werden.[5]

In Deutschland werden jährlich etwa 28 Kilogramm Textilien pro Person verbraucht. Jugendliche stehen dabei an der Spitze des Modekonsums[6], da sie sich zum Teil über Kleidung und Mode in Gruppen identifizieren (Szene-Mode) und ihre individuellen Bedürfnisse (Markenartikel, aktuelle Mode) darüber zum Ausdruck bringen. Parallel dazu steigen die durchschnittlichen Kaufkraft und Konsumbereitschaft der Jugendlichen in Industrieländern signifikant.[7] Somit nehmen die Schüler über ihr Konsumverhalten wesentlich Einfluss auf die Produktion und Vermarktung von Kleidung. Gleichzeitig haben sie damit eine Möglichkeit auf die ökologischen Verhältnisse und auf die Arbeitsbedingungen der Menschen in Entwicklungsländern einzuwirken. Die Fähigkeit, Verantwortung für ihr Konsumverhalten zu übernehmen, ist aber nicht bei allen Schülern gleichermaßen ausgeprägt. Diese Verantwortung zu fördern und die Schüler für ihr Konsumsverhalten zu sensibilisieren ist das Kernanliegen dieser Unterrichtsreihe und geht einher mit der Forderung des Hessischen Lehrplans, die Schüler für eine „verantwortliche Mitwirkung in Staat, Gesellschaft und Wirtschaft vorzubereiten.“[8]

Zunächst analysieren die Schüler am Beispiel Kleidung und Baumwolle die Zusammenhänge zwischen ihrem Konsumverhalten und den daraus entstehenden Problemen in den Produktionsstandorten. Hierbei soll für sie auch die Kontroverse zwischen ihrem eigenen Lebensstandard und den daraus resultierenden ökologischen wie sozialen Konsequenzen in anderen Ländern ersichtlich werden. Die Schüler als Konsumenten von Textilien werden so zu Betroffenen, die nach dem Motto "global denken - lokal handeln" ihre Bürgerrolle wahrnehmen, indem sie Konsequenzen aus den neuen Erkenntnissen schöpfen, an ihr Vorwissen anknüpfen und beispielsweise in Zukunft bewusster einkaufen oder mit anderen über ihr Konsumverhalten sprechen.

[...]


[1] Im Folgenden wird der Begriff "Schüler" geschlechtsneutral verwendet, sofern keine Differenzierung erforderlich ist. Der Begriff umfasst sowohl Schülerinnen und Schüler.

[2] Joswig, H.: Phasen und Stufen in der kindlichen Entwicklung. Verfügbar unter: http://www.familienhandbuch.de/cmain/f_aktuelles/a_kindliche_entwicklung/s_910.html, 07.09.2010.

[3] Vgl. Gresh, A. u.a. (Hrsg.): Le Monde diplomatique. Berlin 2009. S. 70 ff.

[4] Brück, A.: Der konsumkritische Stadtrundgang! Globalisierung - life in der Innenstadt. Verbraucherzentrale Bundesverband e.V. 2004. S. 1. Verfügbar unter: http://www.verbraucherbildung.de/projekt01/media/pdf/ UE_Globalisierung_Innenstadt_Brueck_0804.pdf. 12.09.2010.

[5] Vgl. Schmidt, E.: Nachhaltigkeit und Globalisierung am Beispiel Textilien. Verbraucherzentrale Bundesverband e.V. 2003. S. 1 f. Verfügbar unter: http://www.verbraucherbildung.de/projekt01/ media/pdf/FB_Textil_Schmidt _ 1003.pdf. 12.09.2010

[6] Vgl. Ebenda, S. 2.

[7] Vgl. Mohn, C.: Kinder und Jugendliche als Verbraucher. Verbraucherzentrale Bundesverband e.V. 2009. Verfügbar unter: http://www.familienhandbuch.de/ cmain/f_Aktuelles/a_Haushalt/s_1430.html. 12.09.2010

[8] Vgl. Hessische Lehrplan Politik und Wirtschaft. Wiesbaden2010. S. 2 und S. 34.

Ende der Leseprobe aus 14 Seiten

Details

Titel
Konsumverhalten und dessen Auswirkungen im Spannungsverhältnis von Ökonomie und Ökologie
Untertitel
Analyse des Zusammenhangs von Endverbraucher und Beispiel von Kleidungsherstellung und Baumwollproduktion
Hochschule
Studienseminar für Gymnasien in Kassel
Veranstaltung
Referendariat
Note
2,0
Autor
Jahr
2010
Seiten
14
Katalognummer
V160629
ISBN (eBook)
9783640750924
ISBN (Buch)
9783640751532
Dateigröße
671 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Unterrichtsstunde, Unterrichtsentwurf
Arbeit zitieren
Alexander Bösenberg (Autor:in), 2010, Konsumverhalten und dessen Auswirkungen im Spannungsverhältnis von Ökonomie und Ökologie , München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/160629

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