Politische Erziehung in der DDR

Die Jugendweihe in der DDR


Referat (Ausarbeitung), 2009

21 Seiten, Note: 2,3


Leseprobe


Inhalt

1. Einleitung

2. Zur Entstehung der Jugendweihe

3. Die Jugendweihe in der DDR
3.1 Die Jugendstunden
3.2 Inhalt und Ablauf der Jugendweihefeier
3.3 Das Gelöbnis

4. Fazit

6. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Im Rahmen des Seminars „Die Bildung des Bürgers. Politische Bildung im 20. Jahrhundert“ wurde in einer Sitzung die politische Erziehung in der DDR behandelt. Die Jugendweihe in der DDR stellte eines von drei Referatsthemen dar. Möchte man sich mit diesem Thema auseinandersetzen, so erfordert es zuerst einer Klärung des Begriffs der „Politischen Bildung“. Laut der Bundeszentrale für Politische Bildung, definiert sich Polittische Bildung (P.B.) wie folgt:

P.B. bezeichnet die vielfältigen, meist staatlich finanzierten Bemühungen, die Interessen und Fähigkeiten der Bürger und Bürgerinnen auf politische Zusammenhänge zu lenken, ihre politischen Kenntnisse und Einsichten zu erweitern, ihre Urteilskraft zu stärken und ggf. ihr politisches Engagement zu fördern. Das Interesse des Staates ist es insbesondere, die komplizierten Zusammenhänge zwischen Freiheit und Verantwortung, demokratischer Teilhabe und Herrschaft sowie die Normen und Prozesse moderner politischer Systeme zu vermitteln und damit (immer wieder neue) Legitimität zu schaffen. Das Interesse des Individuums ist es insbesondere, Teilhabemöglichkeiten zu erkennen, sich ggf. zu engagieren und politische Verantwortung zu übernehmen.“[1]

Ziel der vorliegenden Arbeit soll es sein, das Thema „Jugendweihe in der DDR“ vorzustellen und zu analysieren. Dazu ist die Arbeit wie folgt gegliedert. Nach der Einleitung befasst sich die Arbeit mit der Entstehung der Jugendweihe. Dabei wird auf die Ursprünge bis in die Zeit der Aufklärung zurückgegangen und die Entstehung der Jugendweihe bis zur Zeit der Teilung Deutschlands erläutert. Die Betrachtung der Entwicklung der Jugendweihe in der BRD soll nur in Ansätzen erfolgen.

Kapitel drei befasst sich explizit mit der Jugendweihe in der ehemaligen DDR und ist zur besseren Übersicht in drei Unterkapitel gegliedert. Während zunächst das Wiederaufleben der Jugendweihe in der DDR beschrieben wird, befasst sich das erste Unterkapitel mit den Jugendstunden als zentraler Bestandteil der Jugendweihearbeit. Das anknüpfende Unterkapitel beschreibt den Inhalt und die Abläufe der Jugendweihefeier. Abschließend wird im dritten Kapitel unter Punkt drei das Gelöbnis als zentrales Moment der Jugendweihefeier betrachtet.

Während des gesamten Verlaufs der Arbeit soll verdeutlicht werden, welche Bedeutung die Jugendweihe für die politische Bildungsarbeit der SED hatte und wie man versuchte die Jugendlichen auf die bestehende Gesellschaft einzuschwören.

Kapitel vier soll zusammenfassend darstellen, inwiefern die Jugendweihe ideologisiert wurde und welchen Schwerpunkt die Bildungsarbeit hatte. Eine persönliche Einschätzung der Übertragbarkeit der in der Einleitung gegebenen Begriffsdefinition der politischen Bildung, soll diese Arbeit abschließen.

2. Zur Entstehung der Jugendweihe

Der Begriff der Jugendweihe weckt größtenteils Assoziationen mit der DDR, dies ist nicht unbegründet, jedoch ist dieser Brauch weitaus älter und schlägt zur Zeit der Aufklärung erste Wurzeln.[2] Kant beschreibt die Aufklärung als das Zeitalter der Vernunft. Der Mensch soll aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit heraustreten und den Mut haben sich seines eigenen Verstandes zu bedienen.[3] Die Säkularisierung sowie die Abkehr von einer absolutistischen, hin zu einer demokratischen Staatsauffassung waren ausschlaggebende Veränderungen dieser Epoche. Das rationale Denken hielt Einzug in die Köpfe der Menschen, was folglich auch Auswirkungen auf die Kirche hatte. Das März-Edikt von 1847 ermöglichte es aus der Kirche auszutreten, woraufhin eine große Kirchenaustrittswelle aufkam. Daraus resultierten frei-religiöse Bewegungen, die nicht länger dem Zwang der Kirche Unterlagen und die dann auch ihre eigenen Feste feierten. Eines dieser Feste ging auf Eduard Baltzer zurück, welcher als Demokrat, Pfarrer und Abgeordneter tätig war. Dieser kehrte der Amtskirche den Rücken und führte 1852 in seiner Gemeinde die Jugendweihe anstelle der Konfirmation ein.[4] Anfangs wurde der Begriff der Jugendweihe weniger benutzt und etablierte sich so erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts. Anstelle der kirchlichen Konfirmation stand nun in zahlreichen, von der Amtskirche unabhängigen Gemeinden, die Jugendweihe als Feier für konfessionsfreie Jugendliche, die die Schulentlassung und den Übergang in die Erwachsenenwelt symbolisieren sollte. Der Fakt, dass der Kirchenaustritt sehr teuer und mit einem Rufverlust innerhalb des sozialen Gefüges verbunden war, konnte es nicht verhindern, dass die Teilnahmerzahlen an Jugendweihen stiegen. Zunehmende Bedeutung erlangte die Jugendweihe durch die Ausbildung der Freidenkerorganisationen, welche sich durch ihre humanistische und wissenschaftliche Denkweise auszeichneten und sich dabei bewusst von der Religion distanzierten. Als Feier, die überwiegend von Jugendlichen aus der Arbeiterschaft in Anspruch genommen wurde, nahm sie nun einen festen Platz in der Gesellschaft ein.[5] Im Zeitraum 1878 bis 1890 kam es dazu, dass sich viele Sozialdemokraten mit den Freireligiösen verbanden. Dieser Umstand war den repressiven Sozialistengesetzen geschuldet und führte dazu, dass die Jugendweihe zunehmend politisiert wurde und die Eingliederung der Jugendlichen in die Proletariergemeinschaft als weiteren Zweck umfasste.[6]

Das Ende des ersten Weltkrieges bescherte den Freidenkern große Zuläufe an Mitgliedern was wiederum Auswirkungen auf die Teilnehmerzahlen der Jugendweihe hatte. Weitere Auswirkungen hatten die Bestrebungen des sozialistischen Politikers und USPD Vertreters Adolph Hoffman. Dieser setzte unter anderem die Befreiung vom Religionsunterricht für Kinder, den gebührenfreien Kirchenaustritt und die Abschaffung der geistlichen Schulaufsicht durch.[7] Immer mehr Eltern und Verbände verlangten nach der Errichtung weltlicher und konfessionsloser Schulen, was wiederum durch die Kirchen und einige Parteien verhindert wurde. Jedoch war es möglich Sammelklassen zu etablieren, die diesen Forderungen nachkamen. Diese Sammelklassen und deren starke Schülerzahlen führten Factum dazu, dass sich freie Schulen bildeten. Die Teilnahme ganzer Schulklassen führte dann dazu, dass die Teilnehmerzahlen der Jugendweihe in die Höhe schnellten. All diese Umstände sorgten schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts dafür, dass die Weimarer Republik das Zeitalter der Jugendweihe wurde.[8] Diese schnelle Etablierung der Jugendweihe und die steigenden Mitgliederzahlen fanden ihr jähes Ende mit der Machtübernahme Adolf Hitlers. Obwohl die Jugendweihe mit ihrer völkisch-nationalen Ausrichtung der NSDAP dienlich hätte sein können, wurde sie ebenso wie die freireligiösen Organisationen 1934 verboten. Als ausschlaggebend wurde die Dominanz der politischen Gegner (KPD und SPD), welche wie schon erwähnt zahlreich in freigeistigen Organisationen vertreten waren, betrachtet. Des Weiteren kommt hinzu, dass es nicht geduldet wurde einer eigenen Ideologie oder Staatsidee nachzueifern.[9] Während der Zeit des Nationalsozialismus entstand jedoch eine ähnliche Form der Jugendweihe, welche als NS-Jugendweihe beziehungsweise „Verpflichtung der Jugend“ bekannt wurde. Dieses Ritual verband die Aufnahme in die Hitlerjugend respektive den Bund deutscher Mädel sowie die Schulentlassungsfeier. Parallel dazu existierte die Firmung oder Konfirmation. Während der gesamten Zeit versucht das NS-Regime die Jugendweihe oder andere sinnverwandte Feiern zu politische Zwecken zu nutzen.[10]

[...]


[1] http://www.bpb.de/popup/popup_lemmata.html?guid=I4WKEQ Stand: 01.04.2009

[2] Vgl. Hallberg 1979, S. 5

[3] Vgl. http://www.uni-potsdam.de/u/philosophie/texte/kant/aufklaer.htm; Stand: 22.04.2009

[4] Vgl. Fischer 1998, S.24

[5] Vgl. Fischer 1998, S.24f

[6] Vgl. Kauke-Keçeci 2002, S.74f

[7] Vgl. http://jestrabek.homepage.t-online.de/hoffmann.htm ; Stand:22.04.2009

[8] Vgl. Meier 1998, S.144

[9] Vgl. Kauke-Keçeci 2002, S.76

[10] Vgl. Kauke-Keçeci 2002, S.77

Ende der Leseprobe aus 21 Seiten

Details

Titel
Politische Erziehung in der DDR
Untertitel
Die Jugendweihe in der DDR
Hochschule
Helmut-Schmidt-Universität - Universität der Bundeswehr Hamburg  (Professur für Erziehungswissenschaft, insbesondere Historische Bildungsforschung)
Veranstaltung
Probleme und Epochen der Bildungsgeschichte: Die Bildung des Bürgers. Politische Bildung und Erziehung im 20. Jahrhundert
Note
2,3
Autor
Jahr
2009
Seiten
21
Katalognummer
V159720
ISBN (eBook)
9783640761425
ISBN (Buch)
9783640761487
Dateigröße
486 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Politische, Erziehung, Jugendweihe
Arbeit zitieren
Jens Göritz (Autor:in), 2009, Politische Erziehung in der DDR, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/159720

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