Dinosaurier in Deutschland

Von Compsognathus bis zu Stenopelix


Fachbuch, 2010

112 Seiten


Leseprobe


Inhalt

Vorwort

Compsognathus

Efraasia

Elephantopoides

Emausaurus

Europasaurus

Gresslyosaurus

Halticosaurus

Hypsilophodon

Iguanodon

Juravenator

Lexovisaurus

Liliensternus

Megalosaurus

Ohmdenosaurus

Plateosaurus

Procompsognathus

Rotundichnus

Sciurumimus

Sellosaurus

Stenopelix

Was ist ein Dinosaurier?

Wie die Dinosaurier zu

ihrem Namen kamen

Der Autor

Literatur 105Bildquellen

Bücher von Ernst Probst

Dinosaurier in Deutschland

Vorwort

Dinosaurier in Deutschland werden in dem gleich- namigen Taschenbuch des Wiesbadener Wissen- schaftsautors Ernst Probst vorgestellt. Bei jeder Dino- saurier-Gattung erfährt man, worauf deren wissen- schaftlicher Name beruht. Es folgen Angaben über die Größe, das zeitliche und geographische Vorkommen, die systematische Stellung und über die wissenschaftliche Erstbeschreibung. „Dinosaurier in Deutschland“ be- schreibt die wichtigsten Gattungen der „schrecklichen Echsen“ aus Deutschland: Compsognathus, Efraasia,Elephantopoides, Emausaurus, Europasaurus, Gresslyosaurus,Halticosaurus, Hypsilophodon, Iguanodon, Juravenator,Liliensternus, Megalosaurus, Ohmdenosaurus, Plateosaurus, Procompsognathus, Rotundichnus, Sellosaurus, Stenopelix.

Ernst Probst hat sich durch zahlreiche populärwissen- schaftliche Bücher einen Namen gemacht. Bekannte Werke aus seiner Feder sind: „Deutschland in der Urzeit“, „Rekorde der Urzeit“, „Dinosaurier in Deutsch- land“ (letzterer Titel zusammen mit Raymund Windolf), „Der Ur-Rhein“, „Der Rhein-Elefant“, „Deutschland im Eiszeitalter“, „Der Mosbacher Löwe“ „Höhlen- löwen“, „Säbelzahnkatzen“, „Der Höhlenbär“, „Mon- stern auf der Spur“, „Nessie“, „Affenmenschen“ und „Seeungeheuer“.

Compsognathus

Name: Zartkiefer

Größe: etwa 89 Zentimeter lang Vorkommen: Obere Jurazeit

Funde: Deutschland, Frankreich (Europa)

Systematik: Saurischia, Theropoda, Coelurosauria, Compsognathidae

Erstbeschreibung: Wagner 1859

Der kleine Raub-Dinosaurier Compsognathus aus der Oberen Jurazeit vor etwa 151 bis 148 Millionen Jahren wurde 1858 von dem Gerichtsarzt und Sammler Joseph Oberndorfer aus Kelheim vermutlich in einem Stein- bruch bei Jachenhausen nahe Riedenburg entdeckt. Der Münchener Paläontologe Andreas Wagner (1797-1861) beschrieb diesen Fund 1859 kurz und 1861 länger und gab ihm den wissenschaftlichen Namen Compsognathus longipes („Langbeiniger Zartkiefer“). Der Gattungsname Compsognathus besteht aus den griechischen Wörtern kompsos (elegant) und gnathos (Kiefer). Wagner hielt dieses Fossil aus Bayern für eine Art Eidechse. 1868 vermutete der englische Wissenschaftler Thomas Henry Huxley (1825-1895), dass dieses Tier eng mit Dino- sauriern verwandt war. 1896 identifizierte der amerika- nische Paläontologe Othniel Charles Marsh (1831-1899) den Fund aus Bayern als Dinosaurier. Compsognathus hatte etwa die Größe eines Truthuhns, war 89 Zentimeter lang und wog schätzungsweise drei Kilogramm. Er trug einen etwa 7,5 Zentimeter langen Schädel, besaß die für Hohlknochen-Dinosaurier (Coelurosaurier) typischen hohlen Knochen und einen langen Schwanz zum Balancieren. An den Hinterbeinen waren drei Zehen nach vorne und eine kleine nach hinten ausgerichtet. Mit seinen dreifingrigen Händen konnte er flink Beutetiere ergreifen. Zu seinen Opfern gehörten kleinere Reptilien und vielleicht auch Insekten. 1881 entdeckte Marsh in der Bauchregion des Compsognathus aus Bayern ein kleines Skelett, das er für Reste eines Embryos hielt. 1903 stellte der österreichisch-ungarische Paläontologe Franz Baron Nopsca (1877-1933) fest, dass es sich hierbei um das Skelett einer kleinen Echse handelte, die von Compsognathus gefressen worden war. Der amerikanische Paläontologe John H. Ostrom identifizierte das Beutetier 1994 als Eidechse der Gattung Bavarisaurus. Weil das Bavarisaurus -Skelett komplett erhalten ist, muss Compsognathus dieses Beutetier ganz verschluckt haben. Da der langbeinige Bavarisaurus als schneller Läufer gilt, muss Compsognathus als Jäger dieses Tieres die Fähigkeit zur raschen Beschleunigung und ein gutes Sehvermögen besessen haben. Wegen seiner geringen Gesamtlänge galt der Compsognathus -Fund aus Bayern lange Zeit als der kleinste Dinosaurier der Erde. Später entdeckte man noch kleinere Dinosaurier wie Caenagnathasia (1993 beschrieben), Parvicursor (1996) oder Microraptor (2000). Merklich größer als das Exemplar aus Bayern ist der zweite Fund eines Compsognathus, der bei Canjuers nahe Nizza (Frankreich) glückte und 1972 Compsognathus corallestris genannt wurde. Dieser Fund, der 1983 vom „Musée national d’histoire naturelle“ in Paris erworben wurde, besteht aus zwei Gesteinsblöcken. Auf einem der Blöcke befinden sich der Schädel und das Restskelett bis zum siebten Schwanzwirbel, auf dem anderen die Schwanzwirbel 9 bis 31. Das hintere Schwanzende und einige Handknochen fehlen. Man konnte aber erkennen, dass der Compsognathus aus Frankreich an jeder Hand drei Finger hatte. Bei dem Exemplar aus Bayern waren nur jeweils zwei Finger erhalten geblieben. Die Gesamtlänge des Compsognathus aus der Gegend von Canjuers wird auf etwa 1,25 Meter geschätzt. Auch in seinem Bauch hat man Reste von verzehrten Echsen gefunden. Seit 1991 rechnet man den Fund aus Frankreich ebenfalls zur Art Compsognathus longipes. Das kleinere Fossil aus Bayern gilt heute als Jungtier. Der Skelettbau von Compsognathus ähnelt in Form, Größe und Proportionen verblüffend demjenigen des gleichzeitig existierenden Urvogels Archaeopteryx aus Bayern. Aus diesem Grund hat man einen Fund des Urvogels lange Zeit irrtümlich für einen Raub- Dinosaurier der Gattung Compsognathus gehalten. Doch an keinem der Compsognathus- Fossilien sind Abdrücke von Federn zu erkennen. So manches, was früher über Compsognathus publiziert wurde, gilt heute nicht mehr. 1901 beschrieb der deutsche Paläontologe Friedrich von Huene (1875-1969) am Compsognathus aus Bayern Hautabdrücke in der Bauchregion und einen Hautpanzer aus sechseckigen Hornplatten, der zumindest den Schwanz und den Nacken des Tieres bedeckt haben soll. Später wurden auch Strukturen an den Armen des Compsognathus aus Frankreich als Reste von Schwimmhäuten gedeutet. Doch John H. Ostrom widerlegte 1978 diese Ansichten. 1922 vermutete der österreichische Paläontologe Othenio Abel (1875-1946) nach der Untersuchung einer als Kouphichnium lithographicum bezeichneten Fährtenfolge, einige kleine Dinosaurier wie Compsognathus hätten sich hüpfend fortbewegt. 1937 glaubte der Paläontologe Martin Wilfarth, der Erzeuger dieser Fährte sei ein kleiner Dinosaurier, der zur Fortbewegung die Arme gespreizt nach vorne gesetzt habe, um die Hinterbeine nach vorne hindurch zu schwingen. Doch 1940 wies Kenneth Caster nach, dass es sich bei der Kouphichnium -Fährte um die Spuren eines Pfeilschwanzkrebses der Gattung Limulus handelte. Nach neueren Studien mit Muskulatur- modellen erreichte Compsognathus eine Höchstge- schwindigkeit bis zu 64 Stundenkilometern. 1983 deutete der deutsche Paläontologe Matthias Mäuser zehn Halb- kugeln mit einem Durchmesser von jeweils einem Zentimeter unterhalb des Brustkorbs des Compsognathus aus Bayern als ungelegte Eier dieses Dinosauriers. Andere Experten bezweifelten dies, weil die vermeint- lichen Eier außerhalb des Körpers liegen. Weitere

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Zeitgenosse von Compsognathus: Urvogel Archaeopteryxaus Bayern im„Museum für Naturkunde“, Berlin Zweifel entstanden nach der Entdeckung eines Skelettes des eng mit Compsognathus verwandten Dinosauriers Sinosauropteryx aus China mit zwei fossilen Eiern in der Bauchregion. Denn diese Eier sind proportional größer und weniger zahlreich als die vermeintlichen Compsognathus -Eier. Manche Experten meinen, dass Compsognathus an der Meeresküste gelebt hat. Die Compsognathus -Fundorte Jachenhausen in Bayern und Canjuers in Frankreich waren nämlich zu Lebzeiten dieses Raub-Dinosauriers Lagunen zwischen den Stränden und Korallenriffen von Inseln im Tethys-Meer. Nach den Funden zu schließen, lebten damals auch der Urvogel Archaeopteryx sowie die Flugsaurier Rhamphor- hynchus und Pterodactylus sowie Meerestiere wie Fische, Stachelhäuter, Krebse und Mollusken.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abguss des Fundes von Compsognathus aus Bayernim„Oxford University Museum of Natural History“

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Historische Rekonstruktvion von Compsognathus longipesaus Bayern. Zeichnung von Othniel Charles Marsh(1831-1899)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Mageninhalt von Compsognathus aus Bayern.

Zeichnung von Franz Baron Nopsca (1877-1933) von 1903

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Lebensbild des Raub-Dinosauriers Compsognathus (unten links)aus Bayern. Gemälde von Fritz Wendler (1941-1995)für das Buch„Deutschland in der Urzeit“von Ernst Probst

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Fund von Compsognathus aus Canjuers in Frankreich

Efraasia

Name: benannt nach dem

Paläontologen Eberhard Fraas Größe: etwa 6 Meter lang Vorkommen: Obere Triaszeit Funde: Deutschland

Systematik: Saurischia, Sauropodomorpha Erstbeschreibung: Huene 1908

Der Vor-Echsenfüßer Efraasia ist ein früher Dinosaurier aus der Oberen Triaszeit vor etwa 210 Millionen Jahren. Die erste wissenschaftliche Erstbeschreibung erfolgte 1908 durch den Tübinger Paläontologen Friedrich von Huene (1875-1969). Mit dem Gattungsnamen Efraasia ehrte er den Stuttgarter Paläontologen Eberhard Fraas (1862-1915, Foto). Erwachsene Tiere von Efraasia erreichten eine Länge bis zu sechs Metern. Geringere Längenmaße in der Literatur beruhen auf Funden von Jungtieren. Efraasia ähnelte seinem Zeitgenossen Thecodontosaurus (Wurzelzahn-Echse), war aber größer als dieser rund 2,50 Meter lange Dinosaurier. Wie andere frühe Vor-Echsenfüßer (Prosauropoda) ging er - je nach Bedarf - auf zwei oder vier Beinen. Fossile Funde von Efraasia wurden seit ihrer ersten Entdeckung oft falsch interpretiert. Zuerst brachte man Teile des Körper- skeletts mit Kieferknochen einer anderen Art in Verbindung. Jene fälschlicherweise zusammengestü- ckelte Gattung nannte man Teratosaurus und betrachtete sie als frühen Theropoden. Später erkannte man diesen Fehler und ordnete die Teile des Körperskeletts den Prosauropoden zu und die Kieferknochen der Gattung Teratosaurus. Letzteren rechnet man heute zu den Raui- suchia, einer Gruppe der Archosaurier aus der Triaszeit. Als man erkannte, dass Efraasia ein Vor-Echsenfüßer ist, betrachtete Eberhard Fraas diese Gattung als Synonym von Thecodontosaurus. Später hielt man die Funde für Jungtiere von Sellosaurus. Erst seit wenigen Jahren ist klar, dass es sich bei Efraasia um eine eigene frühe Gattung der Prosauropoden handelt.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Friedrich von Huene Eberhard Fraas (1862-1915) (1862-1915)

Elephantopoides

Name: Elefantenähnliche Spur

Größe: etwa 13 Meter lang

Vorkommen: Obere Jurazeit

Funde: Niedersachsen (Deutschland) Erstbeschreibung: Kaever

und de Lapparent 1974

Von Elephantopoides barkhausensis entdeckte man 1921 in einem Steinbruch von Barkhausen an der Hunte, einem Ortsteil der Gemeinde Bad Essen im Landkreis Osnabrück (Niedersachsen), Spuren runder Trittsiegel. Sie stammten von einem etwa 10 bis 13 Meter langen Elefantenfuß-Dinosaurier aus der Oberen Jurazeit vor rund 150 Millionen Jahren. Auf diese Fußspuren war der Geologe Walter Klüpfel aufmerksam geworden, als er die Eisenerz-Lagerstätten dieser Region erforschte. Als Erster untersuchte der am „Gymnasium Adolfinum Bückeburg“ unterrichtende Oberlehrer und Fossilien- sammler Max Ballerstedt (1887-1945) diese Fußspuren. Damals waren aber nur einige Fährten von Elefanten- fuß-Dinosauriern freigelegt worden. Erst später hat man weitere Fußspuren, darunter solche von Raub-Dino- sauriern, entdeckt. 1972 wurde der Steinbruch unter Naturschutz gestellt. Weitere Trittsiegel legte man 1983 frei. Man vermutet, dass noch nicht alle Trittsiegel ans Tageslicht kamen. 2000 wurde das bis dahin öffentlich zugängliche Naturdenkmal durch ein Glasdach vor Witterungseinflüssen geschützt. Außerdem hat man zwei lebensgroße Nachbildungen jener Dinosaurier aufgestellt, welche die Fußspuren hinterließen. Den Artnamen Elephantopoides barkhausensis prägten 1974 der deutsche Paläontologe Matthias Kaever in Münster sowie der französische Jesuit und Paläontologe Albert S. de Lapparent (1905-1975) aus Paris für die von einem Elefantenfuß-Dinosaurier erzeugten Trittsiegel. Das Naturdenkmal ist eine etwa zehn Meter lange und rund sechs Meter hohe Felswand aus Sandstein. Deren heute fast senkrechte Lage entstand bei der Auffaltung des Wiehengebirges gegen Ende der Kreidezeit vor etwa 65 Millionen Jahren. Auf der Felswand sind Fährten von neun kleineren Elefantenfuß-Dinosauriern und von zwei großen Raub-Dinosauriern zu erkennen, die alle ungefähr in die selbe Richtung verlaufen. Die rundlichen Eindrücke der Hinterfüße der Elefantenfuß-Dinosaurier haben einen Durchmesser von 32 bis 38 Zentimetern. Dagegen sind die meistens direkt vor den Hinter- fußabdrücken befindlichen halbmondförmigen Vorder- fußabdrücke recht klein. Die Schrittlänge betrug etwa 1,50 Meter. Die beiden Fährten der großen Raub- Dinosaurier laufen in unterschiedliche Richtungen. Eine richtet sich auf der Felswand nach oben, die andere nach rechts. Ihre dreizehigen Trittsiegel sind mit etwa 63 Zentimeter Durchmesser etwa doppelt so groß wie diejenigen der Elefantenfuß-Dinosaurier. Die Raub- Dinosaurier-Spuren erhielten den wissenschaftlichen Namen Megalosauripus barkhausensis und werden der Art Megalosaurus teutonicus zugeordnet.

Foto auf Seite 27:

Rundliche Fußspuren des Elefantenfuß-Dinosauriers Elephantopoides barkhausensis und dreizehige Fußspuren des RaubDinosauriers Megalosauripus barkhausensis im Naturdenkmal von Barkhausen an der Hunte, einem Ortsteil der Stadt Bad Essen im Landkreis Osnabrück (Niedersachsen).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Emausaurus

Name: nach den Anfangsbuchstaben

der Ernst-Moritz-Arndt-Universität („EMAU“) Größe: etwa 1 bis 2 Meter lang

Vorkommen: Untere Jurazeit

Funde: Mecklenburg-Vorpommern (Deutschland) Systematik: Saurischia, Thyreophora

Erstbeschreibung: Haubold 1990

Emausaurus gilt als eine urtümliche Gattung der Vogelbecken-Dinosaurier aus der Unteren Jurazeit vor etwa 180 Millionen Jahren. 1963 entdeckte der Geologie- Diplomand Werner Ernst in einer Tongrube bei Grimmen in Mecklenburg-Vorpommern fossile Reste. Diese wurden 1990 durch den Paläontologen Hartmut Haubold aus Halle/Saale erstmals wissenschaftlich beschrieben. Der Gattungsname Emausaurus besteht aus den Anfangsbuchstaben der Ernst-Moritz-Arndt- Universität („EMAU“) und dem griechischen Wort sauros (Echse). Als einzige Art dieser Gattung ist bisher Emausaurus ernsti bekannt, womit der Entdecker geehrt wird. Bei dem Fund aus Grimmen handelt es sich um ein noch nicht ausgewachsenes Tier. Dieses wurde im Meer abgelagert, worin der Kadaver vermutlich über eine größere Distanz von Strömungen transportiert wurde. Weil in Grimmen nur der Schädel und vereinzelte Knochen gefunden wurden, lässt sich die Größe von Emausaurus schwer ermitteln. Seine Länge wird auf etwa ein bis zwei Meter geschätzt. Im Schädel befinden sich kleine, blattförmige Zähne, wie sie für einen Pflan- zenfresser typisch sind. Der Körper wurde von kleinen kegelförmigen und größeren stachelförmigen Schuppen bedeckt, deren Anordnung unbekannt ist. Emausaurus dürfte wie der mit ihm verwandte Scelidosaurus auf vier Beinen gegangen sein. Ein Teil der Experten betrachtet Emausaurus als urtümlichen Vogelbeckensaurier aus der Gruppe der Thyreophora, zu denen unter anderem die Stegosaurier und Ankylosaurier gehören. Phyloge- netische Untersuchungen stellen ihn an die Basis der Thyreophora und somit außerhalb der Stegosaurier und Ankylosaurier. Andere Fachleute meinen, es handle sich bereits um einen frühen Stegosaurier.

Europasaurus

Name: Echse aus Europa

Größe: bis zu 6,20 Meter lang Vorkommen: Obere Jurazeit Funde: Deutschland (Europa)

Systematik: Saurischia, Sauropodomorpha, Sauropoda, Macroniaria

Erstbeschreibung: Sander, Mateus, Laven und Knötschke 2006

Der kleine Elefantenfuß-Dinosaurier Europasaurus lebte in der Oberen Jurazeit vor mehr als 150 Millionen Jahren in Norddeutschland. 1998 entdeckte der Fossilien- sammler Holger Lütke im Steinbruch Langenberg bei Oker, einem Stadtteil von Goslar (Niedersachsen), am nördlichen Harzrand, erste Zähne und Knochen. Der Entdecker informierte Wissenschaftler über seinen spektakulären Fund. Zusammen mit Zähnen und Knochen von Elefantenfuß-Dinosauriern barg man auch Reste von fleischfressenden Dinosauriern, Flugsauriern, Krokodilen und Schildkröten. Anfangs betrachteten Paläontologen die Fossilien von Europasaurus als Reste jugendlicher großer Elefantenfuß- Dinosaurier. Die Funde wurden im „Dinosaurierpark Münchehagen“ präpariert. Die wissenschaftliche Erstbeschreibung erfolgte 2006 in „Nature“ durch die Paläontologen P. Martin Sander, Octávio Mateus, Thomas Laven und Nils Knötschke. Einzige Art ist Europasaurus holgeri, mit deren Namen der Entdecker Holger Lütke geehrt wird. Die bisher vorliegenden Fossilien von Europasaurus stammen von mehr als elf Tieren verschiedener Entwicklungsstadien (jugendlich, halberwachsen, erwachsen) mit einer Länge von etwa 1,70 bis 6,20 Metern. Diese Tiere lebten einst auf einer der Inseln am südlichen Rand des Niedersächsischen Beckens. Schädelfunde von Sauropoden (Elefantenfuß- Dinosauriern) sind selten. Die gut erhaltenen Schädel- knochen von Europasaurus gelten als die ersten derartigen Funde in Europa. Laut Online-Lexikon „Wikipedia“ zeigt Europasaurus gegenüber dem für Sauropoden typischen Gigantismus eine gegenteilige Entwicklung, die als Inselverzwergung gedeutet wird. Darunter versteht man eine bei Besiedlung von Inseln durch große Tiere heute noch zu beobachtende merkliche Ver- ringerung der Körpergröße als evolutionäre Anpassung an einen isolierten Lebensraum mit begrenztem Nahrungsangebot. Experten gehen davon aus, dass der unbekannte Vorfahre von Europasaurus wegen des enormen Selektionsdrucks innerhalb von wenigen Generationen auf eine Länge von etwa 6,20 Metern und ein Lebendgewicht von rund einer Tonne ver- zwergte. Der nächste bekannte Verwandte Camarasaurus war drei Mal so lang und wog ungefähr 30 Tonnen. Man weiß noch nicht, ob der Vorfahre von Europasaurus auf der durch den steigenden Meeresspiegel schrump- fenden Insel isoliert wurde oder erst erst später ein- wanderte und anschließend seine Körpergröße reduzierte. An der Universität Bonn konnte mit Hilfe der Histologie der Langknochen das Individualalter der Europasaurus -Funde ermittelt werden. An der Knochen- mikrostruktur ließ sich ablesen, dass Europasaurus anders als große Sauropoden nur sehr langsam wuchs. Bei Untersuchungen an Dünnschliffpräparaten des Knochenquerschnitts erkannte man Stillstandsmarken im Knochen. In der Knochenrinde der größten Lang- knochen befinden sich eng zusammenstehende Stillstandsmarken, die belegen, dass ihr Wachstum zum Zeitpunkt des Todes bereits beendet war. Demzufolge handelte es sich bei den größten gefundenen Tieren um erwachsene Exemplare, die ihre endgültige Größe bereits erreicht hatten.

[...]

Ende der Leseprobe aus 112 Seiten

Details

Titel
Dinosaurier in Deutschland
Untertitel
Von Compsognathus bis zu Stenopelix
Veranstaltung
-
Autor
Jahr
2010
Seiten
112
Katalognummer
V159564
ISBN (eBook)
9783640731558
ISBN (Buch)
9783640732029
Dateigröße
8285 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Schlagworte
Ohdenosaurus, Plateosaurus, Stenopelix, Rotundichnus, Propcompsognathus, Sellosaurus, Hypsilophodon, Lexovisaurus
Arbeit zitieren
Ernst Probst (Autor:in), 2010, Dinosaurier in Deutschland, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/159564

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