Projektmethode und Leittextmethode in der Erwachsenenbildung


Hausarbeit, 2007

45 Seiten

MA Sebastian Müller (Autor:in)


Leseprobe


Inhalt

Einleitung

1 Die Projektmethode in der Erwachsenenbildung
1.1 Was ist die Projektmethode?- Historische Einordung und Definition
1.2 Theorie für das Lernen- die Erziehung mit der Projektmethode
1.3 Merkmale der Projektmethode
1.3.1 Grundprinzipien
1.3.2 Merkmale
1.3.3 Spezielle Merkmale
1.4 Ablauf von Projekten (in der Erwachsenenbildung)
1.4.1 Vorbetrachtung- ein Versuch der Bestimmung von Erwachsenenbildung
1.4.2 Phase 1 - Vorbereitungsphase
1.4.2.1 Die Projektskizze- Projektplan
1.4.3 Phase 2 - Initiierungsphase
1.4.4 Phase 3 und 4 - Einstiegsphase und Planungsphase
1.4.5 Phase 5 - Durchführungsphase
1.4.6 Phase 6 - Präsentationsphase
1.4.7 Phase 7 und 8 - Auswertungsphase und Weiterführungsphase
1.4.8 Phase 9 - Nachbereitungsphase
1.5 Zusammenfassung: Projektarbeit

2 Die Leittextmethode in der Erwachsenenbildung
2.1 Entstehung, Ziele und Merkmale
2.2 Vorteile
2.3 Unterscheidung zur Projektmethode
2.4 Ablauf
2.5 Aufbau und Erstellung von Leittexten
2.5.1 Erstellen von Leitfragen
2.6 Zusammenfassung: Leittexte

Zusammenfassung/Resümee

Anhang

Bildquellenverzeichnis

Literaturverzeichnis

Einleitung

Projektarbeit ist eine vielseitige und sehr anspruchsvolle Arbeitsmethode die auch als Theorie der Erziehung bezeichnet werden kann (vgl. Herbert Gudjons et al., 1997, S. 19). Sie ist eine besondere Unterrichtsform, neben anderen Formen.

Im Bildungswesen, im Kultursektor, im Unternehmen der freien Wirtschaft und im Bereich der sozialen Arbeit kommen mittlerweile die Methoden, Inhalte und Möglichkeiten moderner Projektarbeit zum Einsatz (vgl. Wolfgang Antes, 1997, S. 8).

Lehr- und Lernmethoden sind zentrale Elemente jeder unterrichtlichen Praxis (vgl. Günter Pätzold, 1993, S. 24). Mangelnde methodische Kompetenzen bei Lehrern und auch Schülern können schnell zu einer Barriere für Innovation im Berufsbildungsbereich führen. Die Wirksamkeit und Attraktivität der beruflichen Bildung ist auch eine methodische Frage. Eine Methode wird nicht nur als Technik des Lehrens, in Form von Vermittlung von Wissen, Fertigkeiten und Inhalten, verstanden, sondern auch als ein pädagogisches Arrangement angesehen. Dieses soll den Lernenden eine selbständige Auseinandersetzung mit den Unterrichtsgegenständen ermöglichen und dabei das Denken, Handeln, Entdecken und Strukturieren ermöglichen und fördern (vgl. Günter Pätzold, 1993, S. 207). Berufsschullehrer, Berufsausbilder und Dozenten in der Weiterbildung sind heute mit den vielfältigen Veränderungen im Berufsalltag konfrontiert. Die Unüberschaubarkeit von Lehr- und Lernsituationen ist groß. Es müssen vor allem Strukturierung der methodischen Praxis sowie eine Sensibilisierung für die pädagogischen Situationen durch die Dozenten und Ausbilder erfolgen (vgl. Günter Pätzold, 1993, S. 208).

Die Arbeit versucht darauf einzugehen, was die Projektmethode und die Leittextmethode in der Erwachsenenbildung leisten kann und auf welche Besonderheiten dabei zu achten ist. Es sollen vor allem Methoden der Projektmethode angesprochen und damit gezeigt werden, wie die Qualitätssteigerung in der Erwachsenenbildung gewährleistet werden kann. Wie können die Ziele moderner beruflicher Bildung (Erwachsenenbildung), mit Hilfe der Projektmethode, verwirklicht werden? Warum ist es so wichtig selbständig tätig zu werden? Wie kann die Methode der Projektarbeit das Lernen, von Erwachsenen, verbessern? Wie gestaltet man einen Leittext? Und an welche Kriterien muss man sich dabei halten?

In Kapitel 1 wird die Projektmethode analysiert und in Kapitel 2 die Leittextmethode. Jedes Kapitel endet mit einer kleinen Zusammenfassung. Die Arbeit schließt dann mit einer allgemeinen Zusammenfassung der beiden Kapitel ab.

1 Die Projektmethode in der Erwachsenenbildung

1.1 Was ist die Projektmethode?- Historische Einordung und Definition

Der Begriff Projekt stammt von dem lateinischen Verb „proicere“ (vorstrecken, vorwärtswerfen) und wurde im Französischen mit „projeter“ übersetzt. Dies bedeutet so viel wie entwerfen. Im 17. Jahrhundert taucht dann der Begriff „Projektum“ (das Vorhaben) als neues lateinisches Wort auf. Projekte hat es schon immer gegeben (vgl. Wolfgang Antes, 2004, S. 8). Jedes Vorhaben auf das hingearbeitet wird, ist eigentlich ein Projekt. In der Geschichte könnte man hier den schiefen Turm von Pisa erwähnen, er war auch ein Projekt. Der Projektansatz umfasst aber weit mehr, als in der vereinfachten Bezeichnung „Projektmethode“ enthalten ist (vgl. Eberhard Jung, 1997, S. 9). Die historischen Wurzeln liegen im Pragmatismus, der aus Amerika stammenden Philosophierichtung. Diese hat menschliches Handeln in den Mittelpunkt gerückt und nach der Bedeutung dieser Handlungsprozesse gefragt. Pragmatismus bedeutet den Wert einer Erkenntnis an dessen Nutzen zu messen und die Bedeutung für die realistische Praxis zu bestimmen. Erkenntnisse sind demnach nur relevant wenn sie auch in der menschlichen Praxis Gebrauch finden können und werden (vgl. Eberhard Jung, 1997, S: 13 - 14).

Die Frage ist ob die Wurzeln wirklich in so früher Geschichte liegen, wohl eher nicht.

Nach neusten Untersuchungen (Herbert Gudjons, 2001, S. 73) kommt zumindest der Begriff nicht aus Amerika. Er kommt aus Italien im 16. Jahrhundert und Frankreich im 18. Jahrhundert. Dort hatten Architektur- Studenten die Aufgabe regelmäßig Projekte durchzuführen, dies war Bestandteil ihrer Ausbildung. Diese Umsetzungsmethode ist jedoch nicht mit dem heutigen Projektgedanken gleichzusetzten. Grundsätzlich kann man in zwei Ansätze differenzieren. Das ist erstens das sozialkonservativ- technologische Verständnis und zweitens das sozialreformisch- politische Verständnis. Im Mittelpunkt der Arbeit steht der zweite Ansatzpunkt. Nach ihm wird Lernen durch Tun und damit durch Handlungen beschrieben.

Dieser Gedanke wurde später nach Amerika gebracht und fand sich darauf auch in den reformpädagogischen Ansätzen wieder. In diesem Kontext verstand sich Projektarbeit nicht mehr bloß als Methode, sondern knüpfte an alle gesellschaftlichen Ebenen an. Ein bekannter Vertreter dieser Theorie ist der Philosoph und Pädagoge John Dewey (1859-1952). Er legte als einer der Ersten den Projektbegriff, unter Hinzuziehung der politischen, philosophischen, lernpsychologischen und pädagogischen Ebene, fest. Dieses Konzept wird auch heute noch als die Projektmethode schlechthin begriffen (vgl. Eberhard Jung, 1997, S. 13 - 17).

John Dewey unterscheidet in zwei Bereiche.

Erstens: Der Projektgedanke ist als Reaktion auf sich rasch wandelnde gesellschaftliche Verhältnisse hervorgegangen (Industriealisierung, Massenproduktion…). Erziehung und Bildung verstehen sich als Prozess von der Praxis und für die Praxis. Damit ist eine ständige Entwicklung des Verständnisses, wie Erziehung ablaufen muss, grundlegend. Erziehung konnte in dieser Zeit nicht mehr auf Grundlage der alten Verhältnisse existieren. Etwas Neues musste her um die jungen Menschen ausreichend auf die spätere, moderne Gesellschaft vorbereiten zu können. Die Projektmethode ist damit zu einem neuen Teil der Erziehung und Bildung für das 19. Jahrhundert geworden. Die junge Generation muss lernen, wie man Probleme aufgreift und löst, wenn sie auftauchen. Traditioneller Fachinhalt ist nicht mehr zeitgemäß, die Gesellschaft kann nur bestehen wenn die gesellschaftliche Praxisrelevanz erkannt und gesichert wird. Dazu kann Projektarbeit beitragen.

Zweitens: Die Projektmethode reflektiert unsere Demokratie (vgl. Eberhard Jung, 1997, 13 - 15). Mensch und Welt wirken daher wechselseitig. Erfahrungen sind damit Grundlage von Erkenntnis und vollziehen eine Höherentwicklung. Diese Freiheit, selbst zu handeln, ist Grundgerüst für moderne Demokratie. Hier kann man auch die Reformpädagogik und ihre Ziele sehr gut erkennen. Der Mensch soll gebildet werden um sich und seine Umwelt zu verändern und sich mit ihr auseinanderzusetzten.

Die Projektmethode ist nach diesen zwei Gesichtspunkten wohl kaum, nur eine Methode des Lernens, sie ist Grundlage für unsere Gesellschaft und Notwendigkeit schlechthin. Wie hat sich die Methode aber weiterentwickelt? Darauf möchte ich jetzt eingehen. Die Projektmethode hat sich mit der Verschulung von beruflichen Prozessen im 19. Jahrhundert verbreitet. Das heißt es wurde der Prozess der beruflichen Ausbildung zu einem Teil wieder in die Schulen verlagert. Dies bezeichnet man auch als duales System. Die berufliche Ausbildung ist somit in zwei Etappen geteilt. In die praktische Ausbildung im Beruf und in die theoretische in der Berufsschule. Das Bildungssystem hat sich also in Richtung einer Dualität zwischen Theorie und Praxis entwickelt. Daraus hat man in umgekehrter Richtung auch die Projektmethode angewendet. Sie ist Teil der Entschulung. Daher dem Prozess, Lernen aus der Schule in den Alltag zu verlagern. Durch die Projektarbeit in Schulen hat man dies erreicht.

Im beruflichen Bereich hat man, Ende der siebziger Jahre des zwanzigsten Jahrhunderts, erste erfolgreiche Versuche unternommen auch hier die Projektmethode zu verwenden. Der Irrgedanke, die Projektmethode ist nur in der schulischen Lernwelt zu verwenden, kann sich deswegen als überholt herausstellen. Ebenso hat sich auch im beruflichen Sektor und in der Erwachsenenbildung die Nutzung dieser Lernmethode erfolgreich durchgesetzt. Aber nicht nur im Ausbildungs- und Fortbildungssektor hat sich das Wort verbreitet. Der Gebrauch findet heute überall im Alltag statt.

Ich habe in diesem Abschnitt versucht zu zeigen, aus welchem Hintergrund die Projektarbeit entstanden ist und wie sie sich entwickelt hat. Die Projektidee ist nicht von Beginn an ein Element des Unterrichtes. Sie war am Anfang eher als ein Konzept zu verstehen, was neue Bildung vollziehen muss. Diese Idee hat man später auf den didaktischen Teil des Unterrichtsprozesses übertragen.

Die Arbeit wird sich im weiteren Verlauf auf diesen Prozess konzentrieren. Ich werde daher im nächsten Abschnitt auf die Bedeutung der Projektmethode, als Lernmethode im Unterricht, eingehen.

1.2 Theorie für das Lernen- die Erziehung mit der Projektmethode

Grundlage der Projektmethode ist der Gewinn von Erfahrungen durch die aktive Auseinandersetzung mit der realen Welt (vgl. Herbert Gudjons et al., 1997, S. 83). Der Mensch passt sich demnach nicht nur seiner Umgebung an, sondern reagiert auf diese und verändert sie ebenso. Daraus resultiert die bewusste und aktive Gestaltung zwischen Menschen und dessen Umwelt. Diese wirkt auf den Menschen zurück, dadurch gewinnt der Mensch Erkenntnis (vgl. Herbert Gudjons et al., 1997, S. 85 - 86). Erkenntnisse bedeuten in diesem Zusammenhang aber nicht das bloße wiedergeben und aufnehmen von Wissen, sondern ein individuelles Handeln. Es werden Realitätserfahrungen angeeignet und verarbeitet. Aus alten Erfahrungen werden dabei wieder neue, indem sie darauf aufbauen. Diese komplexen Erkenntnisprozesse sollen auch im Unterricht stattfinden. Dabei steht die Projektmethode jedoch nicht auf der gleichen Basis wie das einfache „learning by doing“ (vgl. Herbert Gudjons et al., 1997, S. 86 - 87). Lernen soll nicht gedankenloses Handelns sein, sondern ein geistig, kreativer Prozess, ähnlich wie ein Experiment.

Damit versteht sich die Methode des Projektes als erzieherisches Mittel um die Sicherstellung von Erfahrungsprozessen zu gewährleisten. Durch Projekte soll auf eine reale Umwelt eingegangen werden, die künstliche Welt in der gezieltes Lernen stattfindet, wird damit aufgehoben.

Die Schüler haben so die Möglichkeit in der Gruppe selbstgesteuert und verantwortlich zu lernen. Dies erfolgt durch Probieren und Versuchen. Verwandt mit der Projektmethode ist damit das so genannte entdeckende Lernen. Dies zeichnet sich durch eine hohe Aktivität des Lernenden aus. Probleme sollen durch eigene Denkleistungen erkundet und bearbeitet werden

(vgl. Karl Frey, 2005, S. 13).

Die Projektmethode umfasst folgende Ziele: Es sollen nicht einzelne Fertigkeiten erlernt werden. Der Lernende soll durch Selbständigkeit vor allem handlungsfähig werden. Er soll durch sein Handeln eine planende Strategie entwickeln. Er soll auf unvorhersehbare Dinge gekonnt eingehen. Er muss damit ein Problemlösen auf Grundlage von theoretischen- und erfahrungsorientierten Wissen entwickeln. Die Projektmethode ist damit eine Form des ganzheitlichen Lernens (darauf wird noch genauer eingegangen) und versteht sich als Gegenposition zu dem frontalen Unterricht bei dem Lernen durch unreflektierte Wissensaufnahme erfolgt und nur der Lehrer dabei aktiv ist. Projektlernen kann also als eine organisierte Lehr- und Lernform bezeichnet werden (vgl. Michael Knoll, 2001, S. 71).

Ich fasse zusammen: Die Projektmethode soll als methodischer Prozess im Unterricht dazu führen, Erfahrungsprozesse zu schaffen, die die positive Entwicklung des Individuums hervorrufen und gekonnt zwischen Theorie und Praxis vermitteln.

Wodurch unterscheidet sich nun aber die Projektmethode von anderen Lernmethoden? Ich komme jetzt auf die Merkmale der Projektarbeit.

1.3 Merkmale der Projektmethode

1.3.1 Grundprinzipien

Für John Dewey bedeutet ein Projekt die tätige Auseinandersetzung mit einem Gegenstand über einen längeren Zeitraum hinweg. Dieser Gegenstand soll für den Lernenden von bleibendem Interesse sein. Er soll, über sich selbst, weitergehende Probleme aufzeigen und damit einen Erfahrungsprozess bei den Schülern initiieren. Er soll für den Lernenden und aber vor allem für die Gesellschaft von großem Nutzen sein (vgl. Herbert Gudjons et al., 1997, S. 23 - 25).

Die Begriffe Projekt, Projektarbeit, Projektlernen, Projektmethode, projektorientierter Unterricht, projektförmiger Unterricht und Lernen in Projekten bezeichnen alle den gleichen Gegenstand. Sie umfassen, wie das schon John Dewey versucht hat zu erklären, die Aktivität der Lernenden an einer Aufgabe und ihr Ziel eine Lösung für das gestellte Problem zu entwickeln.

Ein Projekt hat damit immer bestimmte Merkmale: Es ist ein komplexes Vorhaben mit relative neuartigem Charakter. Es umfasst demnach neuartige Prozesse die man so noch nicht durchgeführt hat. Die Ziele sind eindeutig bestimmt und der Anfangs- und Endzeitpunkt ist auch festgelegt. Projekte können außerhalb oder innerhalb einer Organisation stattfinden. Es wird dann eine eigene Projektorganisation durchgeführt, in der verschiedene Beteiligte zusammenwirken. Eine Gruppe von Lernenden bearbeitet daher ein bestimmtes Gebiet zusammen. Sie plant das Arbeiten selbst und führt dieses aus. Am Ende dieses Prozesses steht dann das so genannte Endprodukt. Dies muss aber nicht ein Produkt sein, jedes Ziel wird als Produkt bezeichnet.

Im Projektlernen differenziert man in drei Grundprinzipien: Dies ist erstens die Produktorientierung. Dies wurde eben schon kurz erwähnt. Am Ende einer Projektarbeit steht immer ein Endresultat was oftmals als Produkt bezeichnet wird. Dieses ist Lerngegenstand und orientiert sich an den Interessen und Bedürfnissen der Lernenden (wenn dies möglich ist). Zweites Grundprinzip ist das ganzheitliche Lernen. Danach sind praktisches, theoretisches und soziales Lernen unmittelbar miteinander verknüpft. Lernprozesse sind übergreifend auf alle diese drei Ebenen verteilt. Theorie und Praxis sind ein zusammenhängendes Gebilde für den Gewinn von Erfahrungen und für das Problemlösen.

Drittes und auch letztes Grundprinzip von Projektlernen ist die Selbstorganisation. Die Lernenden haben direkten Einfluss auf die Gestaltung ihrer Arbeit. Sie können selbst entscheiden, das Arbeiten und Lernen findet darüber hinaus in einer Gruppe statt. Man arbeitet mit anderen Menschen zusammen, muss daher einen Konsens finden und sich gegenseitig unterstützen.

Das sind die Grundprinzipien, kommen ich nun aber zu den Merkmalen von Projektlernen.

1.3.2 Merkmale

Dabei möchte ich zuerst die allgemeinen Merkmale konkretisieren, um dann auf die speziellen Merkmale zu kommen.

Erstes Merkmal ist der Umweltbezug. Projekte stellen daher immer einen Bezug zu der Umwelt der Lernenden her. Damit ist ein Projekt immer an die Realität angepasst. Weiteres Merkmal ist der Adressatenbezug. Es richtet sich daher an die Lebens- und Berufsinteressen der Schüler und Lernenden. Also an die unmittelbaren Bedürfnisse und Interessen. Auf die Produktorientierung bin ich in den Grundprinzipien schon eingegangen. Ebenso zählt die Überfachlichkeit zu den allgemeinen Merkmalen von Projektunterricht. Dies bedeutet es werden Fertigkeiten und Kenntnisse auf mehreren Wissensgebieten verknüpft. Es folgt der Sozialbezug, die Gruppe bietet Möglichkeiten für soziale Interaktion. Ein sehr wichtiges Merkmal ist der mehrdimensionale Lernbezug. Lernen erfolgt auf unterschiedlichen Ebenen:

affektiv, psychomotorisch und sozial. Außerdem ist das Lernen gekennzeichnet durch die unterschiedlichen Lehr- Lernphasen wie Motivation, Information, Übung und Anwendung. Als letztes allgemeines Merkmal versteht sich die Durchschaubarkeit. Die Schüler bekommen durch Projektarbeit einen Überblick über hoch komplexe Vorgänge, diese werden durchschaut und in Einzelteile zerlegt, um einen Teil der Wirklichkeit zu begreifen (vgl. Eberhard Jung, 1997, S. 10 - 12).

Das sind die allgemeinen Merkmale von Projektarbeit. Nun komme ich zu den Speziellen und Zeitgemäßen.

1.3.3 Spezielle Merkmale

Ich möchte nun 10 Merkmale erläutern die auch als die allgemeinen Merkmale der Projektmethode gesehen werden können. Diese fassen die Grundprinzipien und die allgemeinen Merkmale zusammen. Das sind Situations- und Umweltorientierung, Orientierung an den Interessen der Beteiligten, Selbstorganisation und Selbstverantwortung, Gesellschaftliche Praxisrelevanz, Zielgerichtete Projektplanung, Produktorientierung, Einbeziehung der Sinne, Soziales Lernen, Interdisziplinarität und die Grenzen des Projektunterrichtes.

1. Die Situations- und Umweltorientierung meint die Hinwendung zu realen Lebenssituationen. Es sollen durch Projekte Probleme erfasst und bewältigt werden die auch im Alltag relevant sind.
2. Die Orientierung an den Interessen hatte ich schon erwähnt. Das Projektziel soll sich immer an den Interessen und Bedürfnissen der Lernenden ausrichten, dies ist aber zum Beispiel in der beruflichen Weiterbildung nicht möglich.
3. Selbstorganisation und Selbstverantwortung meint die Abhängigkeit des Projektes von der Aktivität der Lernenden. Das Ziel wird nur durch die Arbeit der Gruppenmitglieder gesteuert und bestimmt. Die Gruppe muss als Team arbeiten um erfolgreich zu sein.
4. Das Merkmal der gesellschaftlichen Praxisrelevanz steht in engem Zusammenhang mit der Situations- und Umweltorientierung. Das Projekt soll für die Praxis nützlich sein. Erfahrungen und gesammeltes Wissen können später auch in der Realität verwendet werden.
5. Zielgerichtete Projektplanung unterstreicht die Relevanz der Projektplanung. Projekte sind ziel- und plangeleitete Lehr- und Lernprozesse die nicht von Zufälligkeiten bestimmt werden (vgl. Eberhard Jung, 1997, S. 19 - 22). Lernziel und Durchführung werden im Vorhinein definiert und dürfen im Prozess selbst nicht abweichen.
6. Produktorientierung wurde nun schon mehrmals angesprochen. Produkt impliziert das Ergebnis jedes Projektes. Dieses muss durch die Gruppe erschaffen werden. Das Ergebnis versteht sich als Produkt da es aus Handeln und Erfahrungen entstanden ist. Es hat einen bestimmten Gebrauchswert und kann als Erfahrungsprozess „verkauft“ werden.
7. Bei Projektarbeit werden immer alle Sinne eingebunden (vgl. Günter Pätzold, 1993, S. 208). Hier kann Pestalozzis Spruch: Lernen mit Kopf, Herz und Hand verwendet werden. Geistige und körperliche Arbeit sollen nicht getrennt werden. Denken und Handeln, sowie Lernen und Arbeiten sind eng miteinander verbunden. Verstand und Sinnlichkeit, Theorie und Praxis liegen ebenfalls zusammen (vgl. Günter Pätzold, 1993, S. 207). Diese Prozesse werden vom Schüler ganzheitlich erlebt (vgl. Eberhard Jung, 1997, S. 10).
8. Wichtiges Merkmal des Projektlernens ist wie oben schon angesprochen das soziale Lernen. Gegenseitige Rücksichtnahme und Kooperation bilden das gemeinsame Handeln aus. Die Interaktion biete eine neue Lernwelt. Ein gutes Ergebnis setzt planungs-, kooperationsund handlungsfähige Lernende voraus (vgl. Eberhard Jung, 1997, S. 10 - 11).
9. Interdisziplinarität erfordert ein Problem im Lebenszusammenhang zu begreifen. Dabei werden unterschiedliche Wissensgebiete angesprochen.
10. Der letzte Punkt der allgemeinen Merkmale von Projektarbeit ist zugleich eines der bedeutendsten. Grenzen bei Projektarbeit ergeben sich automatisch aus den anderen Merkmalen. Projekte müssen immer bestimmtes Vorwissen voraussetzen. Ebenso werden sie an den Lernenden (Teilnehmern) ausgerichtet. Projekte müssen daher sehr gut geplant werden. Es gibt organisatorische und institutionelle Grenzen. Auf diese wird aber noch genauer eingegangen.

Ich versuche jetzt die Merkmale zusammen zu fassen. Projekte sind stets problemorientiert, aufgaben- und erfahrungsbezogen. Die Projektmethode ist sehr stark durch Wirklichkeitsbezug geprägt. Der Lernende wird mit dem Projektlernen direkt mit der Realität konfrontiert. Es steht daher ein Lernen mit der ganzen Person im Vordergrund. Damit ist die Eigenverantwortung verbunden. Das Lernen in Projekten wird zur offenen kooperativen Lernsituation. Damit wird die Mehrdimensionalität unterstrichen. Kognitive, affektive und psychomotorische Lernbereiche werden gleichermaßen angesprochen. Der Lernende plant, führt etwas aus und kommt zu einem verwertbaren Ergebnis (vgl. Günter Pätzold, 1993, S. 208).

Die Projektmethode zielt daher erstens, mit Hilfe konkreter Aufgabenstellungen darauf ab, den Lernenden zum selbständigen Handeln zu befähigen. Lernen erfolgt durch eigene Handlungsorientierung (vgl. Herbert Gudjons et al., 1997, S. 210). Handeln wird demnach selbst gesteuert, ein Problem wird wahrgenommen und durch Selbsttätigkeit im Prozess gelöst. Zweitens sollen sie lernen mit anderen Menschen im Team zu arbeiten, es werden soziale Kompetenzen erlernt und angenommen. Dies ist sehr wichtig, man will eine sehr heterogene Gruppe dazu bringen gemeinsam zu einem produktiven Ergebnis zu gelangen. Die Projektmethode ist damit eine Form des Lernens, die reale Verhältnisse schafft und damit auf unsere moderne und vor allem pluralistische Gesellschaft vorbereitet. Projektarbeit versteht sich damit nicht einzig und allein damit, Theorie und Praxis zu vermitteln. Es sollen Erfahrungen auf allen Ebenen gesammelt werden, Erfahrungen mit anderen Menschen. Dies sind auch Normen, Regeln und Werte die in einer Gemeinschaft bestehen müssen. Damit ist die Projektmethode auch eine Form der Sozialisation. Sie „schafft“ Menschen die fähig sind in der Gesellschaft zu bestehen und sich in diese zu integrieren, diese verbessern. Man kann sagen die Projektmethode ist eine Form, um Bildung von der Praxis für die Praxis zu schaffen. Denn oberstes Ziel der Bildung ist nicht nur Menschen zu „formen“ die in der Gesellschaft leben können und sich integrieren, sondern Menschen die aus gesellschaftlichen Zuständen lernen und diese auch bei Bedarf verbessern, zu erziehen. Projekte können damit Menschen dazu befähigen, die Gesellschaft kritisch zu reflektieren und Mangelzustände durch eigenes Mitwirken zu beheben.

Gleichzeitig bildet sie Handlungskompetenz aus. Diese setzt sich im konkreten Beispiel aus der Methodenkompetenz, der Sozialkompetenz und der Fachkompetenz zusammen. Die Frage ist jetzt wie es überhaupt zu diesen Merkmalen kommt. Wie sieht der Ablauf eines Projektes aus?

1.4 Ablauf von Projekten (in der Erwachsenenbildung)

1.4.1 Vorbetrachtung- ein Versuch der Bestimmung von Erwachsenenbildung

Für die weitere Arbeit ist es wichtig noch zu bestimmen was Erwachsenenbildung ausmacht. Bildung von Erwachsenen bedeutet Menschen zu bilden die laut dem Gesetzt zu Erwachsenen gezählt werden können. Grundlegend sind alle Prozesse die damit verbunden sind, einen erwachsenen Menschen zu bilden, Teil der Erwachsenenbildung. Dies sind: berufliche-, allgemeine- und die politische (Weiter-) Bildung. Das heißt Erwachsenenbildung umfasst alle Ebenen des menschlichen Lebens, lebenslanges Lernen ist daher Synonym für die Erwachsenenbildung.

[...]

Ende der Leseprobe aus 45 Seiten

Details

Titel
Projektmethode und Leittextmethode in der Erwachsenenbildung
Hochschule
Universität Erfurt
Autor
Jahr
2007
Seiten
45
Katalognummer
V158930
ISBN (eBook)
9783640908134
ISBN (Buch)
9783640908400
Dateigröße
3581 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
projektmethode, leittextmethode, erwachsenenbildung
Arbeit zitieren
MA Sebastian Müller (Autor:in), 2007, Projektmethode und Leittextmethode in der Erwachsenenbildung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/158930

Kommentare

  • Noch keine Kommentare.
Blick ins Buch
Titel: Projektmethode und Leittextmethode in der Erwachsenenbildung



Ihre Arbeit hochladen

Ihre Hausarbeit / Abschlussarbeit:

- Publikation als eBook und Buch
- Hohes Honorar auf die Verkäufe
- Für Sie komplett kostenlos – mit ISBN
- Es dauert nur 5 Minuten
- Jede Arbeit findet Leser

Kostenlos Autor werden