Die Menschenwürde im Nationalsozialismus

Von Zwangssterilisationen bis hin zur Massenermordung


Seminararbeit, 2010

16 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Die Menschenwürde im Nationalsozialismus. Von Zwangssterilisationen
bis hin zur Massenermordung
2.1 Der Begriff der Menschenwürde im Laufe der Zeit
2.2 Die Menschenwürde im Nationalsozialismus
2.2.1 Die Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933
2.2.2 Die Machtergreifung Hitlers durch das Verdrängen der Weimarer
Reichsverfassung
2.2.3 Die menschenunwürdige Ausgrenzungspolitik...
2.2.3.1 ... gegen behinderte Menschen
2.2.3.2 ... gegen Zigeuner und ,fremdrassige‘ Kinder
2.2.3.3 ... gegen die Juden

3. Schlusswort

4. Literatur- und Quellenverzeichnis

l.Einleitung

„Verfassungen können älter werden als Menschen, sie werden es aber nur in den seltensten Fällen“, sagte Christoph Möllers, Professor und Lehrstuhlinhaber für Öffentliches Recht in einem Essay über das deutsche Grundgesetz.[1] Die Geschichte unseres Landes betrachtend, wird deutlich, dass Möllers These tatsächlich der Wahrheit entspricht, denn kaum eine Verfassung, die vor dem Ersten oder Zweiten Weltkrieg in Deutschland entstand, existiert noch in unserer Gegenwart. Eine jener Verfassungen, die in unserer Gegenwart noch existiert und noch weit in die Zukunft hinein existieren wird, ist das, am 23. Mai 1949 in Kraft getretene Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland[2], in dem es in Artikel 1 Absatz 1 heißt: „Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.“

Aufgrund der menschenunwürdigen Geschehnisse im Nationalsozialismus entstand dieses Grundgesetz und wird auch wegen der Taten jener Zeit lang erhalten bleiben. Dass die Würde der Juden vom nationalsozialistischen Staat vollkommen untergraben wurde, ist allen bekannt und wird auch jungen Menschen bereits frühzeitig in Schulen oder durch Angehörige vermittelt. Wie existent die Würde von anderen Menschen, wie beispielsweise behinderter Menschen oder der Zigeuner, zu jener Zeit war, ist nur selten im Zentrum der Diskussionen und Gespräche von Freunden, Familien oder Mitschülern. Dabei begann das menschenunwürdige Verhalten der Nationalsozialisten eben mit diesen und nicht mit den Juden. Zunächst wird in der Hausarbeit darauf eingegangen, was hinter dem Begriff der Menschenwürde steht und wie sich der Begriff bis zum Nationalsozialismus wandelte. Anschließend wird darauf eingegangen, wodurch die drei ausgewählten Gruppierungen- die Behinderten, Zigeuner und Juden- ihrer Würde beraubt wurden und wodurch es kommen mag, dass der erste Gedanke bei der Frage nach der Menschenwürde im Nationalsozialismus, auf die Taten gegen die Juden und nicht auf die gegen die der Behinderten und Zigeuner fällt. Wodurch und aus welchen ,Gründen‘ wurde schlussendlich die Würde der Menschen im Nationalsozialismus zerschlagen und wie rechtfertigte der Staat seine Handlungen? Wie veränderte sich die Bedeutung der Menschenwürde nach Ende des Zweiten Weltkrieges und welche Gesetze wurden - neben dem der Menschenwürde- aufgrund der Taten im Nationalsozialismus erlassen?

2. Die Menschenwürde im Nationalsozialismus

2.1 Der Begriff der Menschenwürde im Laufe der Zeit

Bereits in der antiken Philosophie spielte die Menschenwürde eine Rolle. Zu dieser Zeit besaß der Begriff der Würde, den Aufzeichnungen Marcus Tullius Ciceros (106 v. Chr.- 43 v. Chr.)[3] beispielsweise zufolge, zwei unterschiedliche Bedeutungen. Zum einen kennzeichnete die soziale Stellung innerhalb einer Gesellschaft die Würde. Demzufolge gab es Menschen, denen mehr oder weniger Würde zuteilwurde. Zum anderen ist Würde das, „was jeden Menschen vor der nichtmenschlichen Kreatur auszeichnet. Deshalb kommt allen Menschen dieselbe Würde zu.“[4] Diese zweite Auffassung über die Einheit der Würde unter den Menschen begründet sich zum Einen in der Stoa darin, dass der Mensch teil an der Vernunft hat und zum Anderen im Christen- und Judentum darin, dass alle Menschen das Ebenbild Gottes und demzufolge untereinander gleichwertig sind.[5] In der Renaissance veränderte sich der Begriff der Würde durch den italienischen Humanisten Pico della Mirandola, der die Ansicht vertrat, dass der Mensch ein alles in sich vereinender Mikrokosmos sei, in dem alle Eventualitäten angelegt sind. Zwischen den Möglichkeiten, die dem Menschen zur Wahl stehen, eine Entscheidung zu treffen, ist seiner Meinung nach die von Gott gegebene Bestimmung, ergo ist die Würde des Menschen seine Freiheit.[6]

In seinem Werk ,Grundlegung zur Metaphysik der Sitten‘ aus dem Jahre 1785 nimmt der Moralphilosoph Kant Stellung zur Bedeutung der Menschenwürde. Dieser unterschied zwischen etwas, was Preis hat und etwas, was Würde besitzt. Denn, „was einen Preis hat, an dessen Stelle kann auch etwas anderes, als Äquivalent, gesetzt werden; was dagegen über allen Preis erhaben ist, mithin kein Äquivalent verstattet, das hat eine Würde.“[7] Warum der Mensch in der Natur Würde besitzt, begründet Kant durch die menschliche Autonomie und seiner Zwecksetzung.

In der Mitte des 19. Jahrhunderts übernimmt der Begriff der Menschenwürde eine neue Bedeutung. Zu jener Zeit bekommt die Menschenwürde aufgrund der Arbeiterbewegungen einen politischen Inhalt. Die Arbeiter forderten ein „menschenwürdiges Dasein [...]“ und einen „menschenwürdigen Zustand“[8] Der deutsche sozial-demokratische Politiker und Schriftsteller Ferdinand Lassalle gründete im Jahre 1863 den Allgemeinen Deutschen Arbeiterverein, aus dem 1890 die SPD hervorging.[9] Er verschaffte den Arbeitern ein menschenwürdiges Dasein und verbesserte die materielle Situation der Arbeiterklasse.[10] Der französische Schriftsteller Pierre Proudhon[11] forderte ebenso das Binden der Würde eines Menschen in den Begriff der Gerechtigkeit ein, „indem er für die Verwirklichung der Gerechtigkeit von jedem Menschen fordert, die Würde des anderen ebenso zu respektieren wie die eigene.“[12] Im 20. Jahrhundert veränderte sich die Begrifflichkeit der Menschenwürde ein erneutes Mal. Zusammenfassend bedeutet der Begriff ,Menschenwürde‘ die Unterscheidung zu Tieren, die Gleichwertigkeit aller Menschen, die Freiheit zu entscheiden und ein angemessenes Dasein zu haben.

2.2 Die Menschenwürde im Nationalsozialismus

2.2.1 Die Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933

Adolf Hitler, der ehemalige deutsche Reichskanzler und späterer Führer des Dritten Reichs, lebte vom 20. April 1889 bis zum Tage des 30. Aprils 1945, an dem er sich das Leben nahm. Er wurde im Jahre 1921 Leiter der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP)[13] und schließlich wurde er, der Führer der NSDAP, am 30. Januar 1933 vom Reichspräsidenten Paul von Hindenburg zum Reichskanzler ernannt. Nach Hitlers Ernennung setzte sich dieser zunächst das Ziel, Bevölkerungsgruppen, „bei denen er besondere Vorbehalte vermutete, durch taktisches Entgegenkommen für sich zu gewinnen.“[14] Im Februar des gleichen Jahres wurde der Reichstag durch Brandstiftung zerstört. Die Nationalsozialisten beschuldigten die Kommunisten für diesen Angriff und reagierten darauf, indem der Reichspräsident am 28. Februar die ,Verordnung zum Schutze von Volk und Staat‘ unterzeichnete und ermöglichte damit, dass die Grundrechte der Weimarer Verfassung aufgehoben werden konnten und wurden.

[...]


[1] Vgl. Belwe (2009:5).

[2] Vgl. Belwe (2009:2).

[3] Vgl. http://www.wissen.de/wde/generator/wissen/ressorts/geschichte/index.page=1075972.html (10.05.2010).

[4] Belwe(2004: 6).

[5] Vgl. Belwe (2004: 6).

[6] Vgl. Belwe (2004: 7).

[7] Kant (1956: 600).

[8] Belwe (2004: 7).

[9] Vgl. Bauer- Jonis (1996: 494).

[10] Vgl. Belwe (2004: 7).

[11] Vgl. Bauer-Jonis (1996: 679).

[12] Belwe (2004:7).

[13] Vgl. Bauer-Jonis (1996:369).

[14] Schreeb (1963: 15).

Ende der Leseprobe aus 16 Seiten

Details

Titel
Die Menschenwürde im Nationalsozialismus
Untertitel
Von Zwangssterilisationen bis hin zur Massenermordung
Hochschule
Universität Erfurt
Veranstaltung
Theorien der Menschenwürde und der grundlegenden Rechte
Note
1,3
Autor
Jahr
2010
Seiten
16
Katalognummer
V158608
ISBN (eBook)
9783640713653
Dateigröße
456 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Menschenwürde, Würde, Nationalsozialismus, Hitler, Ausgrenzungspolitik, Zwangssterilisation, Massenermordung, Juden, Zigeuner, Behinderte
Arbeit zitieren
Susanne Hahn (Autor:in), 2010, Die Menschenwürde im Nationalsozialismus, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/158608

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