Die Anwendung des niedersächsischen Übersetzungsprogramms für Bodenschätzungsdaten (NIBIS) im Raum Görlitz

Zur Erstellung von Konzeptbodenkarten als Grundlage einer Bodenkartierung im Maßstab 1:10.000


Diplomarbeit, 2009

203 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Inhaltsverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Tabellenverzeichnis

Beispielverzeichnis

Kartenverzeichnis

In eigener Sache

Zielstellung

1 Geographische Einordnung
1.1 Physisch-geographischer Überblick
1.2 Siedlungs- und Wirtschaftsgeographische Entwicklung

2 Erstellung und Auswertung einer Konzeptbodenkarte
2.1 Methodische Herangehensweise
2.1.1 Geomorphographische Karte (GMK 200)
2.1.2 Geologische Karte der eiszeitlich bedeckten Gebiete von Sachsen (GK 50)
2.1.3 Flächennutzungskarte (FNK)
2.2 Auswertung
2.2.1 Schwerpunkt Substratkarte
2.2.2 Schwerpunkt Reliefkarte
2.3 Zusammenfassung
2.4 Kritik an der Konzeptbodenkarte

3 Datengrundlagen und digitale Erfassung der Bodenschätzdaten
3.1 Zweck und Aufbau der Bodenschätzung
3.1.1 Ackerschä tzungsrahmen 35
3.1.2 Grünlandschätzungsrahmen 37
3.2 Bodenschätzung in Sachsen

4 Digitale Erfassung der Bodenschätzdaten
4.1 Kartenmaterial
4.2 Digitalisierung der Feldschätzungskarten und Grablöcher
4.3 FESCH
4.4 Inhaltliche Auswertung der Originaldaten

5 Übersetzung der FESCH-Daten
5.1 Wahl des Übersetzungsschlüssels
5.2 Beschreibung des Übersetzungsprogramms (NIBIS)
5.3 Anpassung der Datenstruktur der FESCH-Daten an die SQL-Datenbank
5.4 Diskussion der Übersetzungsergebnisse
5.4.1 Ableitung der Horizontsymbole und der Bodentypen
5.4.2 Überschreitung der Mächtigkeit des Al-Horizontes (> 55 cm)
5.4.3 fehlerhafte Übersetzung der Cv-Horizonte
5.4.4 vertikale Horizontabfolge einer Parabraunerde
5.4.5 Übersetzung der Bt-Horizonte
5.4.6 Wiederholung von Cv-Horizonten
5.4.7 Lessivierung
5.4.8 Hydromorphierung - Vergleyung
5.4.9 Kolluvisole
5.5 Auswertung der übersetzten Bodenschätzkarte
5.5.1 Bodensch ä tzkarte vs. Konzeptbodenkarte
5.5.2 Vergleich der inhaltlichen Kongruenz der Legendeneinheiten
5.6 Fazit
5.7 Erstellung der Bodenschätz-Konzeptkarte (BSK)
5.8 Fazit

6 Geländearbeit Bodenkartierung im Maßstab 1: 10.000
6.1 Methodische Herangehensweise
6.2 Erstellung der Legendeneinheiten
6.3 Kippenböden
6.4 Auswertung der BK 10
6.4.1 Catena 1 - Geschiebelehm - Lösslehm - Fluviatile Ablagerungen
6.4.2 Catena 2 - Granit - Lösslehm - Fluviatile Ablagerungen

7 Diskussion der BK 10, im Vergleich mit der Bodenschätzung und der BSK
7.1 Diskussion der Catena 1
7.2 Diskussion der Catena 2
7.3 Diskussion am Beispiel 3
7.4 Synthese
7.4.1 Anmerkungen zu den Bodenformen
7.4.2 Anmerkungen zur Ü bersetzung der Feinbodenart und des Grobbodens
7.4.3 Anmerkungen zu den Datenfeldern HUMUS, EISEN, FARBE, SONSTIGES
7.4.4 Anmerkungen zur Ermittlung der Bodentypen
7.5 Fazit

8 Aggregierung der BK 10 in die BK 50 Görlitz

9 Ausblick

Literaturverzeichnis

Anhang A-1

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Einordnung des Untersuchungsgebietes

Abbildung 2: geologische Übersichtskarte

Abbildung 3: Flächenanteil [%] der Reliefeinheiten

Abbildung 4: Verteilung der Ausgangssubstrate im gesamten Kartengebiet

Abbildung 5: Konzeptbodenkarte - Verschneidung von SK und GMK (Teil 1)

Abbildung 6: Konzeptbodenkarte - Verschneidung von SK und GMK (Teil 2)

Abbildung 7: Flächenverbreitung [%] der häufigsten Bodenformen

Abbildung 8: potentielle Erosionsgefährdung im Untersuchungsgebiet

Abbildung 9: Ausschnitt Ackerschätzrahmen

Abbildung 10: Aufbau Ackerschätzungsrahmen

Abbildung 11: Ausschnitt Grünlandschätzungsrahmen

Abbildung 12: Aufbau Grünlandschätzungsrahmen

Abbildung 13: Ausschnitt Schätzungskarte

Abbildung 14: Digitalisierungsfortschritt der Bodenschätzung in Deutschland

Abbildung 15: Untersuchungsgebiet mit Flächennutzungskarte

Abbildung 16: Erfassungsmaske in FESCH32

Abbildung 17: Identifikationsnummer FESCH und ArcGIS

Abbildung 18: Verteilung [%] der Bodenarten

Abbildung 19: Verteilung der Bodenarten

Abbildung 20: Verteilung der Zustandsstufe/Bodenstufe

Abbildung 21: Verteilung der Entstehungsarten

Abbildung 22: Flächenanteil der Klassenzeichen (> 2 %)

Abbildung 23: Erzeugung der FL_PRONUM

Abbildung 24: Flächenanteil (> 1 %) der übersetzten Profile der Bodenschätzung

Abbildung 25: Korrektur der Bachauen

Abbildung 26: Bodenform nach der Korrektur der Bodenschätzdaten

Abbildung 27: fehlerhafte Entstehungsart

Abbildung 28: LL-SS oder SS-LL nach dem Klassenzeichen

Abbildung 29: Konzipierung einer LF-SS

Abbildung 30: Darstellung der BBn aus Festgesteinen in der BSK

Abbildung 31: Flächenanteil der BSK der Bodenformen,

Abbildung 32: Beispiel Vergabe der Legendennummer

Abbildung 33: Beispiel aus der Manuskiptkarte

Abbildung 34: Verbreitung der Kippenböden [%]

Abbildung 35: Flächenanteil [%] der Bodenformen in der BK 10

Abbildung 36: Blick aus der Aue auf die Terrasse, Catena 1

Abbildung 37: Catena 1 - Geschiebelehm Lösslehm - fluviatile Ablagerungen

Abbildung 38: Catena 1, BK 10

Abbildung 39: Blick nach Polen, Catena 2

Abbildung 40: Catena 2: Geschiebelehm - Lösslehm - Fluvatile Ablagerungen

Abbildung 41: Catena 2, BK 10

Abbildung 42: Übersicht zu den Erläuterungen

Abbildung 43: Vergleich der BS, BSK und BK 10 am Beispiel der Catena 1

Abbildung 44: Übersicht zu den Erläuterungen

Abbildung 45: Vergleich der BS, BSK und BK 10 am Beispiel der Catena 2

Abbildung 46: Übersicht zu den Erläuterungen

Abbildung 47: Ausschnitt Bodenschätzkarte (2)

Abbildung 48: Vergleich der BS, BSK und BK 10 am Beispiel 3

Abbildung 49: Aggregierung der BK 10

A-Abbildung 50: Körnungsdreieck, Bodenarten A- Die Fotos in dieser Arbeit stammen von der Autorin

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1: Bildung einer Bodenform nach KA5

Tabelle 2: Legende der Geomorphographischen und Geomorphologischen Karte

Tabelle 3: Legende der Geologischen- bzw. der Substratkarte

Tabelle 4: Aggregierung der Flächennutzungskarte

Tabelle 5: Interpretation, Einheit Kiese, Sande

Tabelle 6: Interpretation, Einheit Granit

Tabelle 7: Interpretation, Reliefeinheit Tal

Tabelle 8: Einteilung der Bodenarten

Tabelle 9: Bodenart - Grünland

Tabelle 10: Wasserstufe - Grünland

Tabelle 11: Klimastufe - Grünland

Tabelle 12: Bodenstufe - Grünland

Tabelle 13: Erfassungsdaten der Gemarkungen im Untersuchungsgebiet

Tabelle 14: Flächenanteil [%] der Bodenarten

Tabelle 15: Verteilung [%] der Zustandsstufe/Bodenstufe

Tabelle 16: Verteilung [%] der Entstehungsarten

Tabelle 17: Ergänzungen zu fehlenden Tiefenangaben

Tabelle 18: Aufspaltung des Datenfeldes SCHICHTBA in Fein- und Grobboden

Tabelle 19 Regelwerksergänzungen zum Grobbodenanteil

Tabelle 20: Erläuterung zu den Tabellen der Korrekturvorschläge

Tabelle 21: Vergleich der originalen mit den korrigierten Daten

Tabelle 22: Zusammenfassung - Vergleich Bodenschätzung (korrigiert) und KBK .

Tabelle 23: Flächenanteil [%] der Bodenformen in der BSK,

Tabelle 24: Beispiel zur Ermittlung der Leitbodenformen

Tabelle 25: Übersicht der SME

Tabelle 26: Kartenlanglegende der Geländekartierung 1:10.000

Tabelle 27: Flächenanteil [%] der Kippenböden

Tabelle 28: Flächenanteil [%] der Bodenformen in der BK 10

Tabelle 29: Maßstabsebenen der einzelnen Karten

Tabelle 30: Varietäten in der Übersetzung der BS, Klassenzeichen L5LöD

Tabelle 31: Ergänzung den Braunerden aus diluvialem Lockermaterial

Tabelle 32: Ergänzungen zu YK-GG mit Klassenzeichen SL4D

Tabelle 33: Langlegende der BK 50 Görlitz

Tabelle 34: Vergleich der BK 10 und der BK 50

A-Tabelle 35: Ergebnisse der Verschneidung von GMK und SK A-

A-Tabelle 36: Ergebnisse der Verschneidung von GMK, SK mit der FNK A-

A-Tabelle 37: Flächenanteil [%] der Klassenzeichen A-

A-Tabelle 38: Aufbau der Profiltabelle A-

A-Tabelle 39: Aufbau der Schichttabelle A-

A-Tabelle 40: Flächenanteil [%] der Bodenformen der Bodenschätzkarte A-

A-Tabelle 41: Stufeneinteilung Klassifikationssystem der Bodenschätzung A-

A-Tabelle 42: Humus-/Eisengehalt/Farbe/Sonstiges/SKEL/Bodenarten A-

A-Tabelle 43: Erläuterung der Horizontsymbole - Hauptsymbole A-

A-Tabelle 44: Zusatzsymbole für geogene und anthropogene Merkmale A-

A-Tabelle 45: Zusatzsymbole für pedogene Merkmale A-

A-Tabelle 46: Erläuterung der Feuchtestufen A-

A-Tabelle 47: Sonstige Erläuterungen zu Kurzsymbolen A-

A-Tabelle 48: Erläuterung des Grobbodens A-

A-Tabelle 49: Erläuterung der Substratabkürzungen A-

A-Tabelle 50: Bodenformen der Bodenschätzkarte mit korrigierter Form A-

A-Tabelle 51: Ergebnis des Sortierungs- und Gruppierungprogramms A-

A-Tabelle 52: Übersicht der Kippenböden aus der Kippkarte 10 A-

BEISPIELVERZEICHNIS

Beispiel 1: Mächtigkeit des Al-Horizontes über 55 cm, KLZ L4Lö

Beispiel 2: Mächtigkeit des Al-Horizontes über 55 cm, KLZ LIILö

Beispiel 3: Ap-Al-Cv-Problematik, KLZ sL4LöV

Beispiel 4: Ap-Al-Cv-Problematik, KLZ sL4V

Beispiel 5: Al-Bt-Problematik, KLZ L4Lö

Beispiel 6: Bt-Übersetzung, KLZ L5Lö

Beispiel 7: Bt-Übersetzung, KLZ sL3D

Beispiel 8: Bt-Übersetzung, KLZ L5LöD

Beispiel 9: Wiederholung der Cv-Horizonte, KLZ lS4Vg

Beispiel 10: Wiederholung der Cv-Horizonte, KLZ sL4D

Beispiel 11: Wiederholung der Cv-Horizonte, KLZ SL5Vg

Beispiel 12: Parabraunerde, KLZ L4Lö

Beispiel 13: Parabraunerde, KLZ L4LöV

Beispiel 14: Parabraunerde, KLZ Sl4D

Beispiel 15: Parabraunerde, KLZ L6Vg

Beispiel 16: Grundwasserböden, KLZ: L5LöV

Beispiel 17: Grundwasserböden, KLZ: L6Lö

Beispiel 18: Grundwasserböden, KLZ: LIIA

Beispiel 19: Kolluvisol, KLZ LIILö

Beispiel 20: Parabraunerde, KLZ L3Lö

A-Beispiel 1: Mächtigkeit des Al-Horizontes über 55 cm, KLZ L4Lö A-

A-Beispiel 2: Mächtigkeit des Al-Horizontes über 55 cm, KLZ LIILö A-

A-Beispiel 3: Ap-Al-Cv-Problematik, KLZ sL4LöV A-

A-Beispiel 4: Ap-Al-Cv-Problematik, KLZ sL4V A-

A-Beispiel 5: Al-Bt-Problematik, KLZ L4Lö A-

A-Beispiel 6: Bt-Übersetzung, KLZ L5Lö A-

A-Beispiel 7: Bt-Übersetzung, KLZ sL3D A-

A-Beispiel 8: Bt-Übersetzung, KLZ L5LöD A-

A-Beispiel 9: Wiederholung der Cv-Horizonte, KLZ lS4Vg A-

A-Beispiel 10: Wiederholung der Cv-Horizonte, KLZ sL4D A-

Beispielverzeichnis

A-Beispiel 11: Wiederholung der Cv-Horizonte, KLZ SL5Vg A-

A-Beispiel 12: Parabraunerde, KLZ L4Lö A-

A-Beispiel 13: Parabraunerde, KLZ L4LöV A-

A-Beispiel 14: Parabraunerde, KLZ Sl4D A-

A-Beispiel 15: Parabraunerde, KLZ L6Vg A-

A-Beispiel 16: Grundwasserböden, KLZ: L5LöV A-

A-Beispiel 17: Grundwasserböden, KLZ: L6Lö A-

A-Beispiel 18: Grundwasserböden, KLZ: LIIAl A-

A-Beispiel 19: Kolluvisol, KLZ LIILö A-

A-Beispiel 20: Parabraunerde, KLZ L3Lö A-

DANKSAGUNG

Diese Arbeit bildet den letzten Schritt meines Studiums. Deshalb möchte ich diesen Platz nutzen um meinem Mann zu danken.

- Viele Tage hast du als alleinerziehender Strohwitwer die Tage, Abende und Nächte allein mit unseren zwei Kindern verbringen müssen. Lieber Marko, hab vielen Dank für deine Geduld.

In allen Phasen meiner Arbeit konnte ich auf die fachliche Beratung sowie die wertvollen Hinweise zur Geländekartierung setzen. Dafür möchte ich meinem Betreuer Holger Joisten ganz herzlich danken.

- Lieber Holger, vielen Dank für deine Mühe und Geduld.

Vielen Dank geht auch an Peter Thiele und Enrico Pickert.

- Im Kampf gegen die Technik, verwirrende Programme und Fehlermeldungen standet ihr mir zur Seite. Habt vielen Dank dafür.

Besonderer Dank geht auch an Christopher Roettig fürs Graben, Fahren, Korrekturlesen...

- Zahlreiche Stunden verbrachtest du neben mir im Schlamm, hast unermüdlich den Bohrstock in die Erde getrieben und auch wenn ich schon seit einer Stunde vom Feierabend gesprochen habe, hast du ohne Murren weitergemacht. Herzlichen Dank dafür.

Vielen Dank geht auch an Prof. Dr. D. Faust. Sie hatten immer ein offenes Ohr für Fragen und Sorgen - auch außerhalb der Sprechzeiten. Dafür danke ich Ihnen. Weiterhin möchte ich diese Stelle nutzen um den Mitarbeitern des NLfB für die zahlreichen Übersetzungsdurchläufe der Bodenschätzdaten zu danken.

Einen Crashkurs in der Nomenklatur der Bodenschätzung mit Geländebegehungen erhielt ich von den Mitarbeitern des Finanzamtes Görlitz, Pirna und Chemnitz. Vielen herzlichen Dank für die Zeit und Mühe.

Zusammenfassung

Aline Kästner

Schlüsselworte

Bodenschätzung, Übersetzung, NIBIS, Anpassung der Regelwerke, Konzeptkarten, Relief, Ausgangssubstrate, Flächennutzung, Konzeptbodenkarte, Geländekartierung, MS 1:10.000, BK 50, Sachsen, Görlitz, Ostritz, Polen Aufbau der Arbeit

Die Bodenkartierung im Maßstab 1:10.000 der Kartenblätter 4955so und 4955no (südlicher Raum von Görlitz, Raum Ostritz) fußt auf einer mehrmonatigen Konzeptionsphase. Ziel der Konzeptbodenkarte (KBK), die im ersten Teil der Arbeit entwickelt wird, ist der Versuch eine allgemeingültige Korrelation zwischen der Geomorphologie und diversen Bodenentwicklungen einer Lösslehm-Landschaft zu entwickeln. Dies kann auf einer kleinen Fläche mit homogener Ausstattung der übrigen Geofaktoren erreicht werden. In der Arbeit soll ein erster Schritt in Richtung einer automatisierten Erzeugung von Polygonen, basierend auf Informationen zu Geomorphologie und Ausgangssubtraten erreicht werden. Die DV-gestützte Aufbereitung von Informationen setzt ein ausreichendes Datenvolumen, welches jedoch nur für die deutsche Seite vorhanden ist, voraus.

Im Vordergrund des zweiten Teils steht die Auswertung und Interpretation der Reichsbodenschätzung. Umfangreiches manuell verfügbares Datenmaterial auf der deutschen Seite liefert eine Fülle an Informationen, u. a. zu Substratgrenzen oder kleinräumigen Bodenbesonderheiten. Die Grablöcher werden mit einem Übersetzungsprogramm des Niedersächsischen Landesamts für Bodenforschung (NLfB) Hannover nach KA4 übersetzt und anschließend in die aktuelle Nomenklatur nach KA5 übertragen. Es handelt sich dabei um ein „selbstlernendes“ Programm, welches durch laufende Fortschreibung der Regelwerke weiterentwickelt wird. Da für den Raum Ostritz bisher keine Untersuchungen existieren, können gebietstypische Eigenheiten erfasst und im Programm ergänzt werden. Die Digitalisierung der Feldschätzungskarten und Grablöcher ermöglicht eine weiterführende DV-technische Auswertung der Daten. Dabei werden jeder Klassenfläche die Attribute des innenliegenden bestimmenden Grabloches zugewiesen. Im Anschluss folgt eine Plausibilitätsprüfung, die sowohl die Horizonte eines jeden Profils, als auch die Bodentypen auf bodensystematische und logische Abfolgen hin überprüft und bei Unstimmigkeiten unter Verwendung weiterer Kartenwerke, wie z. B. der Substrat- und der Topographiekarte, korrigiert bzw. vervollständigt. Die Verifizierung der Änderungen kann mithilfe von stichpunktartigen Bohrungen erreicht werden. Daran schließt sich ein Vergleich der Polygonabgrenzungen zwischen der Konzeptbodenkarte und der Bodenschätzkarte mit den korrigierten Übersetzungsergebnissen (BS) an. Abschließend folgt die Erstellung der Bodenschätz-Konzeptkarte (BSK), die alle bisher behandelten Eingangsparameter zusammenfasst. Die Abgrenzungen der Klassenflächen werden mithilfe der Konzeptbodenkarte verfeinert sowie um Varietäten der Bodensystematischen Einheiten ergänzt.

Diese Karte bildet im dritten Teil die Grundlage für eine Geländekartierung auf deutschem, polnischem und tschechischem Staatsgebiet im Maßstab 1:10.000. Insgesamt werden 175 Bohrungen angelegt, die wiederum die Basis für diese Karte (BK) schaffen. In der abschließenden Diskussion wird überprüft, inwieweit sich die Abgrenzungen der Bodenflächen der Geländekarte inhaltlich sowie flächenmäßig mit denen der BS bzw. der BSK decken. Wie hoch liegt die „Trefferquote“? Bestätigen sich die Änderungsvorschläge für das Regelwerk oder müssen weitere Aspekte bzw. Kartenwerke hinzugezogen werden? Ist die Qualität der BSK ausreichend, um nur an ausgewählten Punkten eine Bohrung zu setzen?

Die Aggregierung der Geländekarte vervollständigt abschließend den polnischen und tschechischen Teil der Bodenkarte 1:50.000 Görlitz. Bioprodukte, artgerechte Haltung und Umweltzerstörung sind nur drei Schlagwörter die tagtäglich durch die Medien spuken. Doch was steckt dahinter? Wie kann man eine gleichbleibende Qualität gewährleisten, die sowohl für Mensch und Tier als auch für die Natur verträglich ist? Grundvoraussetzung ist ein „gesunder“ und lebendiger Boden. Ob als Bauland, landwirtschaftliche Nutzfläche, Biotop oder Erholungsfläche, ohne das nötige Basiswissen über diese Flecken Erde würde jeder Boden früher oder später zerstört sein und somit die Verödung und Homogenisierung der Umwelt vorantreiben. Bodenkarten liefern wertvolle Hinweise um gerade diese Prozesse zu verhindern. Bodentypgerechte Nutzung und Bewirtschaftung sowie nachhaltiger Umgang mit den Böden sind aktuelle Themen mit denen sich jeder beschäftigen sollte, der mit diesen Schlagwörtern arbeitet. Mit dieser Arbeit möchte ich das Interesse wecken sich mit dem Medium Boden zu beschäftigen, denn aktive Bodenkunde ist Fitnessstudio in der Natur, abseits vom Großstadtdschungel und den Menschenmassen. Einfache Zusammenhänge zwischen Boden-Wasser-Luft- Lebewesen-Nutzung sind für jedermann zu erschließen und fördern den bewussten Umgang mit unserer Umwelt. „Bodenkartierung ist wie ein Puzzle. Manchmal dauert es Monate bis man das richtige Teil gefunden hat.“ Die Erstellung einer Bodenkarte lässt sich nicht mit einigen Klicks am Rechner bewerkstelligen. Denn jedes Gebiet ist einzigartig, geprägt durch ein Zusammenspiel zwischen den einzelnen Geofaktoren Boden, Wasser, Klima, Flora und Fauna sowie dem anthropogenen Einfluss. Für eine aussagekräftige großmaßstäbige Bodenkartierung ist deshalb neben ausreichenden Geländekenntnissen im Untersuchungsgebiet eine umfangreiche Konzeption unverzichtbar. Wie bei einem Puzzle fügen sich die Informationen bereits vorhandener Karten, wie beispielsweise Relief- oder Substratkarten, zusammen. Sortiert man sie nach ausgewählten Gesichtspunkten, ergeben sie am Ende das Gesamtbild. Diese Arbeit zeigt eine mögliche Vorgehensweise zur Erstellung einer Bodenkarte im Maßstab 1:10.000 auf, die aus den Unmengen an digitalen und analogen Informationen die wesentlichen herausfiltert, um schließlich eine reale Abbildung der Böden für ein rund 6500 ha großes Untersuchungsgebiet südlich von Görlitz wiederzugeben.

Zielstellung

Ist die Geländekartierung zur Anfertigung von Bodenkarten noch zeitgemäß? Oder kann eine gut konzipierte DV-gestützte Auswertung von Flächendaten diese Arbeit ersetzen? Welche Informationen sind notwendig um die Kartenerstellung zu optimieren? Welche Unterstützung bietet dabei die Übersetzung von Bodenschätzdaten?

Ziel der Untersuchung ist die Feststllung, welche Basisinformationen notwendig sind, um eine sehr genaue Realitätsabbildung der Bodenformen in einem Gebiet bei minimaler Anzahl von Bohrungen zu gewährleisten. Neben Auswertungen der Geomorphologie, der Ausgangssubstrate und der Flächennutzung spielt die Bodenschätzung eine übergeordnete Rolle. Es gilt die Qualität der Grablochbeschriebe sowie die sich anschließende Übersetzung der Grablöcher in ein bodenkundliches Klassifikationssystem (KA4 bzw. KA5) zu bewerten. Eine Verifizierung der Konzeption soll durch eine Geländekartierung im MS 1:10.000 erreicht werden.

1 GEOGRAPHISCHE EINORDNUNG

1.1 Physisch-geographischer Überblick

Wie ein roter Faden schlängelt sich die Lausitzer Neiße durch das im äußersten Osten von Sachsen und im Westen von Polen gelegene Untersuchungsgebiet. Ein kleiner Teil im äußersten SE liegt auf tschechischem Staatsgebiet. Südlich von der Stadt Görlitz bis nach Ostritz im S bietet es auf einer Fläche von rund 6500 ha ein abwechslungsreiches Bild unterschiedlichster Landschaftselemente.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1: Einordnung des Untersuchungsgebietes (www.mygeo.info, 2009, verändert)

Sachsen hat Anteil an drei großen mitteleuropäischen Naturregionen - dem Tiefland, dem Hügelland (Sächsische Lössgefilde) und den Mittelgebirgen. Charakteristisch für die Sächsischen Lössgefilde, in denen sich auch der Untersuchungsraum befindet, sind die Lösse der Weichsel-Kaltzeit, die vor 10.000 bis 15.000 Jahren ausgeweht wurden.

Um die Diversität der Landschaft genauer beschreiben zu können, unterteilen MANNSFELD & RICHTER (1995, S. 32f) Sachsen in 46 Naturräume. Demnach zählt das Arbeitsgebiet zur „Östlichen Oberlausitz“, die durch ein Nebeneinander von Bergkuppen, Einzelbergen, sowie Becken und Platten charakterisiert wird (SCHMIDT, 1995, S. 146). Neben basaltischen bzw. granodioritischen Verwitterungsdecken im Oberhangbereich, dominieren Lösslehme, Grundmoränen- und Schmelzwasserablagerungen die Bodenbildung.

Die klimatische Charakterisierung beruht, soweit nicht anders gekennzeichnet, auf den Angaben des Bodenschutzatlas des Freistaates Sachsen/Teil 4 (BODENATLAS DES FREISTAATES SACHSEN, 2007).

Die Jahresdurchschnittstemperatur liegt zwischen 8 - 8,6 °C (SCHMIDT, 1994, gemessen in Ostritz, S. 6), wobei das Berzdorfer Becken eine Sonderrolle einnimmt. Im Winter neigt es reliefbedingt häufig zu Kaltluftansammlungen, während es sich in den heißen Sommermonaten enorm aufheizt (SCHMIDT, 1994, S. 7).

Die Charakterisierung des Niederschlages erfolgt durch die klimatische Wasserbilanz, die das Verhältnis des Niederschlags im mittleren Jahresgang zur potentiellen Verdunstung wiedergibt (BODENATLAS DES FREISTAATES SACHSEN, 2007, S. 9). Demnach zählt das Untersuchungsgebiet zur Region 2 mit Niederschlags- mengen zwischen 50 -150 l/m². Ein großer Teil der Niederschläge aus nordwestlicher Richtung wird durch das Lausitzer Bergland abgefangen. Den gegenteiligen Effekt erzeugen Schlechtwetterlagen, die nach NW ziehen.

Während die Große und Kleine Gaule in die Pließnitz fließen, mündet sie selber und die Witka in die Neiße.

Die vorherrschenden Untergrundgesteine setzen sich aus Basalten und Graniten bzw. Granodioriten zusammen (Abbildung 2). Letzteres intrudierte vor etwa 590 bis 540 Mio. Jahren in die Lausitzer Grauwacke (FRANKE - ONLINE, 2007). Weitere Intrusionen des Ostlausitzer Granodiorits und des Rumburger Granits fanden im Ordovizium statt, die infolge der variszischen Faltung leicht deformiert wurden (HENNINGSEN & KATZUNG 2002, S. 71).

Geotektonische Veränderungen fanden letztlich im Tertiär im Zusammenhang mit dem Absinken des Eger-Grabens in Böhmen statt (HENNINGSEN & KATZUNG, 2002, S. 156). An zahlreichen Stellen stiegen basaltische Magmen auf, z. B. am Alten Hutberg (275 m), nordwestlich von Ostritz oder am Bohrater Berg (230 m), nördlich von Niedow. Diese wurden Ende des 19. bis Anfang des 20. Jahrhunderts aufgeschlossen und abgebaut. Die Erschließung eines weiteren Basaltbruchs am Hofeberg bei Leuba begann 1933 und endete 1964 (SCHMIDT, 1994, S. 212). An ihn erinnern heute lediglich die Halden des ehemaligen Betriebes.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 2: geologische Übersichtskarte (FRANKE - ONLINE, 2007, verändert)

Ebenfalls im Zusammenhang mit den tektonischen Vorgängen im Eger-Graben steht das Absinken des Berzdorfer Beckens im Untermiozän. In den folgenden Jahrmillionen bildete sich ein bis zu 70 m mächtiger Flözkörper mit insgesamt rund 150 m mächtigen Sedimentschichten aus (HENNINGSEN & KATZUNG, 2002, S. 156). Diese tertiäre Einmuldung trennt das Granitgebiet im Nordwesten von einem zweiten etwas größeren Granitgebiet im Südosten (GRAHMANN & EBERT, 1939, S. 43).

Fast im gesamten Untersuchungsgebiet bedecken quartäre Lockersedimente die Untergrundgesteine. Bereits EISSMANN (1994, S. 98f) beschrieb zwei größere Eisvorstöße in der Elster-Kaltzeit. Er geht davon aus, dass sich der Gletscher zwischen den glaziären Zyklen mehrere 100 km nach Norden zurückzog und es zwischenzeitlich zum Aufleben der fluviatilen Aktivitäten kam. Die Maximalausdehnung des Saale-Kaltzeit-Eises reichte lediglich bis in den Raum Görlitz. Kleinere Eiszungen konnten in den Tälern weiter nach Süden eindringen, wie z. B. im Neißetal bis zum Berzdorfer Becken. Die Weichsel-Eiszeit erreichte Sachsen nicht mehr. Somit stand das Untersuchungsgebiet unter periglazialem Einfluss.

Außerhalb der Talbereiche dominieren einerseits äolische Sedimente und andererseits kryoturbate und solifludiale Umlagerungsbildungen, wie z. B. Schuttdecken oder Gehängelehme (WOLF & ALEXOWSKY, 2008, S. 450).

In Anlehnung an die naturräumliche Gliederung werden die Böden in verschiedene Bodenregionen und Bodenlandschaften untergliedert (BGR - ONLINE 2009). Zur Abgrenzung dienen v. a. geologische, klimatische und morphologische Kriterien. Deutschlandweit werden auf höchster Aggregierungsstufe 12 Bodenregionen ausgegliedert, wobei das Untersuchungsgebiet zur Bodenregion der „Löss- und Sandlösslandschaften“ zählt. In der nächst tieferen Hierarchieebene werden Bodengroßlandschaften (BGL) und anschließend Bodenlandschaften (BL), eine zusammengefasste und inhaltlich aggregierte Form der Leitbodenassoziationen (AG BODEN, 2005, S. 329), differenziert. Das Gebiet wird der BGL der „Lösslandschaften des Berglandes“ und anschließend der BL „Oberlausitzer Lösshügelland“ zugeordnet (BODENATLAS DES FREISTAATES SACHSEN, 2007, Tabelle 2, S. 13). Diese mittelmaßstäbige Darstellungsebene wird vorwiegend für die Abbildung von Bodenformengesellschaften und Leitbodengesellschaften verwendet (HEILMANN & SYMMANK, 2008, S. 463).

1.2 Siedlungs- und Wirtschaftsgeographische Entwicklung

Die historische Entwicklung des Untersuchungsgebietes reicht bis in die Altsteinzeit zurück. Einzelne Säugetierfunde bei Deutsch Ossig, Berzdorf und Ostritz könnten Belege für die Existenz von Jägern und Sammlern in den pleistozänen Perioden sein. Die landwirtschaftliche Nutzung begann bereits in der mittleren Bronzezeit (1400 - 1200 v.Chr.) in den Talweiten der Pließnitz und der Neiße. Vermutlich besiedelte ein Volksstamm namens "Urillyrier" die Auenbereiche. In der Eisenzeit (800 v.Chr.) drangen ostgermanische Burgunden in die Gebiete ein. Etwa 400/300 v.Chr. brach die Besiedlung plötzlich ab. Erst in der spätrömischen Kaiserzeit (etwa 150 - 375 n.Chr.) ließ sich ein odergermanischer Volksstamm im Görlitzer Raum nieder, der jedoch im 4. Jhd. weiterzog. Der bedeutendste Besiedlungsvorgang fand im 6. Jhd. mit dem Einwandern der Slawen aus östlicher und südöstlicher Richtung in das noch waldbedeckte Gebiet der Lössgefilde statt. Die typischen Formen der Waldhufendörfer sind z. B. in Lutogniewice erhalten geblieben. In der spätslawischen Zeit wurden zahlreiche weitere Dörfer, u. a. Recyn gegründet (BÖHMER & BÖHMER, 2006, S. 23). Teilweise lassen bis in die heutige Zeit die Flurgrenzen mit den Dreibis Vierseithöfen die Abgrenzungen der ehemaligen Hufen erkennen. Im Zuge der Ostbesiedlung drangen im 10. bis 12. Jhd. deutsche Stämme in das slawisch geprägte Gebiet vor und vereinnahmten die Ortschaften.1

Die Lösslehm-Bedeckung und das relativ ausgeglichene Relief bieten gute Voraussetzungen für die landwirtschaftliche Bearbeitung, die bereits ab dem Mittelalter eine planmäßige Rodung zur Erschließung des Raumes nach sich zogen. Die vorwiegend landwirtschaftliche Nutzung hat sich bis heute kaum verändert. Rund 36 % der Gesamtfläche dienen der Agrarwirtschaft, 8 % der forstlichen Nutzung, 14 % als Siedlungs- und Verkehrsfläche sowie 38 % als Rekultivierungsgebiet (4 % Sonstiges, vgl. Fl ä chennutzungskarte im Kartenteil).

Einen historischen Tiefpunkt erreichte die Siedlungsgeschichte nach dem II. Weltkrieg. Durch die Beschlüsse der Teheran-Konferenz 1943 war Deutschland gezwungen, die schlesischen Gebiete an Polen abzutreten (FRIEBE, 2004, S. 35).

Ein Braunkohlefund Anfang des 18. Jhd. bei Hagenwerder leitete eine Phase mit enormen landschaftsverändernden Maßnahmen ein (SCHMIDT, 1994, S. 16). In den folgenden 250 Jahren fielen über 1900 ha in den umliegenden Gebieten dem Abbau zum Opfer. Den „wirtschaftlichen Aufschwung“ in der ehemaligen DDR verdankte der Raum der Energiegewinnung durch die Braunkohle. Die Verlegung der Bundesstraße 99 und der Pließnitz, die nach einer siebenjährigen Umverlegungsphase seit 1963 zwei Kilometer südlicher der natürlichen Mündung in Hagenwerder in die Neiße entwässert, sind nur einige Beispiele für die Eingriffe in die Landschaft (SCHMIDT, 1994, S. 16). Seit 1995 wird das Gebiet kostenintensiv rekultiviert. Die Kohleförderung endete 1997, während die Flutung des Tagebaus Berzdorf erst 2002 begann (MENZEL - ONLINE, 2009). Der Wasserstand beträgt im März 2009 61 m von geplanten 72 m Wassertiefe (MENZEL - ONLINE, 2009).

2 ERSTELLUNG UND AUSWERTUNG EINER KONZEPTBODENKARTE

2.1 Methodische Herangehensweise

Im ersten Teil der Arbeit soll in Vorbereitung für die Geländekartierung und als Vergleich für die Ergebnisse der Bodenschätzung eine Konzeptbodenkarte (Maßstab 1:10.000) aufbauend auf den drei ausgewählten Faktoren: Relief, Ausgangssubstrate und Nutzung, entworfen werden. Es wird davon ausgegangen, dass im Untersuchungsgebiet keine Geländeerfahrungen seitens der Autorin vorliegen. Somit wird gewährleistet, dass die Interpretation nur auf den vorhandenen Kartengrundlagen und allgemeingültigen Regeln, betreffend der Bodenentwicklung nach SCHEFFER & SCHACHTSCHABEL (2002, S. 443ff), basiert.

„Böden sind die belebte oberste Erdkruste des Festlandes“ (SCHEFFER & SCHACHTSCHABEL, 2002, S. 1). Sie entstehen durch komplexe Wechselbeziehungen zwischen den Faktoren Ausgangsgestein, Klima, Relief, Flora und Fauna, Zeit sowie anthropogenem Einfluss/Nutzung (SCHEFFER & SCHACHTSCHABEL, 2002, S. 1), die im Zusammenspiel verschiedene pedogenetische Prozesse, wie z. B. Verwitterung, Verbraunung oder Podsolierung beeinflussen und letztendlich zur typischen Bodenhorizontausprägung führen.

Die Ausgangssubstrate bestimmen den Mineralbestand und die physikalische Beschaffenheit eines Bodens. Dabei ist zu beachten, dass die Entwicklung häufig nicht im primär anstehenden Locker- bzw. Festgestein, sondern im umgelagerten Material abläuft (SEMMEL, 1993, S. 19). Das Relief beeinflusst indirekt die Bodenbildung, v. a. durch den jeweiligen Ausprägungsgrad morphometrischer Reliefparameter (z. B. Hangneigung oder Höhe über Tiefenlinie) und morphographischer Reliefeinheiten (z. B. Scheitel-, Senken- oder Hangbereiche) (KÖTHE, BOCK & VOGEL, 2005, S. 16). Die Zunahme der Hangneigung wirkt sich beispielsweise insbesondere auf die Abtragungsraten und somit auf den Entwicklungsgrad des Bodenprofils aus. Unter Berücksichtigung der Exposition können weitere Differenzierungen im unmittelbaren bodennahen Klimabereich festgestellt werden, die sich u. a. auf den Temperatur- und Wasserhaushalt auswirken (SEMMEL, 1993, S. 17). Die Hangwölbung steht im engen Zusammenhang mit dem Wasserhaushalt. Ein konkaver Hang bzw. eine Senke neigen zur Vernässung, während eine konvexe Wölbung das Abfließen des Oberflächenwassers begünstigt. Diese reliefabhängigen Auswirkungen können durch die Vegetation und die anthropogenen Eingriffe verstärkt bzw. abgeschwächt werden. Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass die Veränderung einer einzelnen Einflussgröße immer zu Rückwirkungen bzw. Veränderungen der anderen Faktoren führt. Im Kapitel 2.2, S. 19 zur Ableitung der Bodenformen aus den thematischen Karten werden weitere ausgewählte Zusammenhänge erläutert.

Als Basis für die Konzeptbodenkarte werden regionalspezifische Flächendatensätze verwendet, die für den deutschen Teil des Untersuchungsgebietes zur Verfügung stehen. Es handelt sich dabei um die „Geologische Karte der eiszeitlich bedeckten Gebiete von Sachsen (GK 50)“ (LFULG, 2000), die „Geomorphographische Karte (GMK 20)“ (LFULG, 2005) und eine „Flächennutzungskarte - Gebiet Ostritz (FNK)“ (LFULG, 2005). Das polnische Staatsgebiet wird an dieser Stelle aufgrund mangelnder Flächendaten nicht berücksichtigt.

Als Aggregierungsebene in der Geländekartierung im Maßstab 1:10.000 wird die Stufe 3 - Bildung von Leitbodenformengesellschaften- gewählt (Kapitel 7, S. 120).

In den Konzeptkarten ist die vollständige Ermittlung von Bodenformen als Legendeneinheiten, gemäß KA5 (AG BODEN, 2005, S. 296) nicht möglich, da diese auf bodensystematische und substratsystematische Einheiten basieren (Tabelle 1). Der dafür geforderte Informationsgehalt geht aus den Flächendatensätzen in der Konzeptionsphase nicht hervor. Beispielsweise fehlen die Angaben zum Carbonatgehalt bzw. die Abstufungen des Grobbodens. In diesen Fällen führt das zu einer unvollständigen Form. Dennoch wird diese Bezeichnung verwendet, um die Anzahl unterschiedlicher Ausdrücke für die Legendeneinheiten zu reduzieren.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tabelle 1: Bildung einer Bodenform nach KA5

2.1.1 Geomorphographische Karte (GMK 20)

Die digitale Geomorphographische Karte im Maßstab 1:20.000 wurde mit Unterstützung des LfULG in Freiberg für diese Arbeit zur Verfügung gestellt. Sie basiert auf dem Digitalen Geländemodell von Sachsen (DGM, Rasterweite 20 m) und wurde im Auftrag des LfULGs von der Firma „sciLands GmbH“ im Jahre 2005 erstellt. Sie baut auf der Kombination von morphometrischen Reliefparametern und morphographischen Reliefeinheiten auf. Eine der Zielstellungen dieses Auftrages war die Erzeugung einer „bodenkundlich orientierten Reliefgliederung, die Flächen (Reliefeinheiten) ausweisen, die bodenkundlich relevant und interpretierbar sind“ (KÖTHE ET AL., 2005, S. 29).

Um die bodenkundliche Relevanz zu garantieren, ist es erforderlich, dass die einzelnen Flächen, in Bezug auf die geomorphometrischen Reliefparameter, einen möglichst geringen Wertebereich im näheren räumlichen Kontext aufweisen und somit von einem homogenen Prozessgeschehen hinsichtlich der pedogenetischen Prozesse innerhalb der Abgrenzung ausgegangen werden kann. Des Weiteren sollte es möglich sein, von den Reliefeinheiten auf eine potentielle Bodenbildung schließen zu können. Beispielsweise wäre ein konvexer Oberhangbereich ein möglicher Standort für erodierte Böden. Für die bodenkundliche Interpretation müssen jedoch noch weitere Geofaktoren, besonders die Ausgangssubstrate, Berücksichtigung finden.

Die Voraussetzung für die Vorhersage der potentiellen Bodentypen ist ein mittel- bis großer Maßstab, der die verschiedenen Reliefausprägungen ausreichend abbildet. Es wird angenommen, dass gleiche Kombinationen der verschiedenen Geofaktoren auch zu gleichen Abläufen in der Bodenbildung führen. Bei der Betrachtung der ausgewählten Steuerungsgrößen (Relief, Ausgangsubstrat, Nutzung) wird weiterhin eine räumliche Konstanz der anderen Faktoren vorausgesetzt.

Der erste Baustein für die Konzeptbodenkarte basiert auf der Reliefbeschreibung der GMK 20. Der tiefste Punkt im Untersuchungsgebiet befindet sich gemäß dem DGM im Tagebau Berzdorf (83 m üNN). Da es sich dabei um einen künstlich erzeugten Tiefpunkt handelt, spielt er für die Betrachtung in dieser Arbeit nur eine untergeordnete Rolle. Die für die Lausitzer Neiße zu überwindende Höhendistanz liegt bei 18 m, von 205 m üNN im Süden bis 187 m üNN im Norden des Untersuchungsgebietes. Der zu verzeichnende Höhenanstieg beträgt ausgehend vom Neißetal in westlicher Richtung bis zu 339 m üNN am Kreuzberg nördlich von Jauernick-Buschbach und in östlicher Richtung bis zu 330 m üNN südlich von Lutogniwice. Die Unterschiede in der Ausprägung der Neigung sind dagegen beträchtlicher. Sie reichen von kaum geneigten Auenbereichen mit < 1° bis zu einer sehr starken Hangneigung von > 25° (vgl. Geomorphologische Karte im Kartenteil).

Die „sciLands GmbH“ berechnete insgesamt 19 Legendeneinheiten im Untersuchungsgebiet aus den Kombinationen der unterschiedlichen Reliefparameter und Reliefeinheiten (Tabelle 2). Um bei der späteren Verschneidung der GMK 20 mit der GK 50 die Datenmenge überschaubar zu halten, wird eine Zusammenfassung der Legende zu 9 Einheiten2 vorgenommen. Die Originallegende der GMK 20 unterscheidet drei Hauptkategorien: Senken, Hang- und Scheitelbereiche, die mittels durchschnittlicher Neigungswerte erneut untergliedert werden. Senkenbereiche charakterisieren die Tiefenlinien der Landschaft, wobei die Einheiten 2110, 2120 bis 2150 das Talsystem mit zunehmender absoluter Höhe über Normalnull und steigender Reliefenergie beschreiben. Sie werden zu der Einheit Tal zusammengefasst. Die Einheit 2111 weist ein sehr geringes Neigungsgefälle auf und kann somit als der eigentliche Auenbereich betrachtet werden (KÖTHE ET AL., 2005, S. 35), während die 2112 und die 2113 bereits den Übergang zu den Terrasse abbilden. Die Hänge sind nach der klassischen Einteilung in Unter-, Mittel- und Oberhang gegliedert. Durch eine separate Ausweisung von Scheitelbereichen (Einheiten 3310, 3320) als das Pendant zu den Senkenbereichen, wird die Unterscheidung der Auen von den Plateaus ermöglicht. Dennoch erscheint diese Einteilung zu differenziert. Die Einheit Mittelhang beinhaltet sowohl die Mittelhang- als auch die Scheitelbereiche mit einer Hangneigung von 5,7° bis 12,1°. Der steile Hangbereich (Neigung > 25°, Einheit 3330) wird als eigenständige Einheit - Mittelhang, steil - ausgegliedert. Der Scheitelbereich (Synonym für Kulminationsbereich nach KA5) fasst den Oberhang- und die Scheitelbereiche mit sehr schwacher Hangneigung (2 - 3°) zusammen. Eine Besonderheit der GMK 20 sind die Konvergenz- und Divergenzbereiche. Diese zusätzlichen Differenzierungen des Reliefs ermöglichen selbst kleinere Hangdellen bzw. Hangriedeln abzubilden (KÖTHE ET AL., 2005, S. 27).

Für die Konzeptbodenkarte wird zwischen Auenbereich, Tal, Terrasse, Unter-, Mittelhang-, Mittelhang - steil, Scheitel-, Konvergenz- sowie Divergenzbereich unterschieden (vgl. Geomorphologische Karte im Kartenteil). Die Aufschlüsselung und Erläuterung zu den einzelnen Legendeneinheiten der GMK 20 verdeutlicht Tabelle 2.

Tabelle 2: Legende der Geomorphographischen und Geomorphologischen Karte

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Die Verteilung der Reliefeinheiten im deutschen Untersuchungsgebiet ist sehr ausgewogen. Vorwiegend prägen die Scheitel-, Mittelhang- und Auenbereiche sowie die Terrassen (jeweils ~ 16 %) die Landschaft (Abbildung 3). Rund 14 % der Reliefelemente werden als Divergenz- und ~ 12 % als Konvergenzbereiche ausgegeben. Einen sehr geringen Anteil nehmen die Unterhänge (~ 3 %) ein. Mittelh ä nge mit einer Neigung von > 25 % treten nur bei Tauchritz auf.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 3: Flächenanteil [%] der Reliefeinheiten

Das ehemalige Tagebaugebiet Berzdorf kann aufgrund fehlender Flächendaten nicht berücksichtigt werden.

2.1.2 Geologische Karte der eiszeitlich bedeckten Gebiete von Sachsen (GK 50)

Gestein wird nach SCHEFFER & SCHACHTSCHABEL (2002, S. 31) als „feste oder lockere, natürliche Mineralgemenge der festen Erdkruste“ definiert. Für die Bodenbildung spielt aber weniger das Gestein i.e.S., sondern vielmehr das mineralische Substrat die entscheidende Rolle, dass neben der Streu das Ausgangsmaterial liefert. Die Minerale werden v. a. durch verschiedene physikalische bzw. chemische Verwitterungsvorgänge aufbereitet.

Die Geologische Karte der eiszeitlich bedeckten Gebiete von Sachsen (GK 50) bildet den Ausgangspunkt für die Substratkarte, die im Anschluss nach der Verschneidung mit der Geomorphologischen Karte und der Flächennutzungskarte interpretiert und in der Konzeptbodenkarte dargestellt wird. Die Legendeneinheiten der GK 50 basieren auf den "Lithofazieskarten Quartär" aus den 70er Jahren, die detaillierte Informationen zu Einzelhorizonten mit Mächtigkeitsangaben zu einzelnen Gesteine bereitstellen (HORNA - ONLINE, 2000). Die Darstellung geologischer Schichten erfolgt in der Regel ab einer Mächtigkeit von 2 m, während spezifische Vorkommen, wie z. B. Moore, bereits ab einer Tiefe von 0,5 m bis 1 m abgebildet werden. Die Lagegenauigkeit beträgt +/- 25 m (HORNA - ONLINE, 2000). Die Mächtigkeiten der periglazialen Umlagerungsdecken (Löss, Fließ- bzw.

Gehängelehmdecken) liegen überwiegend zwischen 1 - 5 m. Sie können teilweise an den Verbreitungslinien, deren Ableitung aus Geländebegehungen und Bohrungen erfolgte, abgelesen werden. Mit zusätzlichen geringmächtigen (< 0,5 m), aber nicht dargestellten, periglazialen Verwitterungsschutt- und umgelagerten Lössdecken muss etwas abseits von Felsaufragungen, auch außerhalb der Verbreitungslinien, gerechnet werden (GRAHMANN & EBERT, 1939, S. 57).

Die GK 50 umfasst im gesamten Untersuchungsgebiet 25 Legendeneinheiten, die unter dem Aspekt der bodenkundlich relevanten Ausgangssubstrate zu 16 Einheiten in einer Substratkarte (SK) zusammengefasst werden (Tabelle 3, Substratkarte im Kartenteil). Die Unterteilung in Auen-, Wiesen- und Hochflutlehm dient der Differenzierung von holozäner und pleistozäner Flussdynamik. Anschließend erfolgt die Zuordnung des Substratschlüssels nach KA5.

Die Einheit Wasserfl ä che ist selbstverständlich kein Ausgangssubstrat. Da sie aber in der Originallegende aufgeführt ist, wird sie, um Lücken zu vermeiden, übernommen. Die Flächendaten der Substratkarte decken das gesamte Untersuchungsgebiet ab.

Tabelle 3: Legende der Geologischen- bzw. der Substratkarte3

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Zu den vorherrschenden Ausgangssubstraten gehören die periglazialen Weichsel- Lösse, während in situ entstandene Festgesteinsböden von untergeordneter Bedeutung sind. Vielmehr dominieren Verwitterungs- und Umlagerungsdecken die Oberhangbereiche bzw. stark geneigtes Gelände. Teilweise können aus deren Substrataufbau und Zusammensetzung Parallelen zu den quartären Deckschichten in den Mittelgebirgen gezogen werden (HEILMANN & SYMMANGK, 2008, S. 467).

Die prozentuale Flächenverbreitung der Substrate (Abbildung 4) im gesamten Untersuchungsgebiet spiegelt die deutliche Dominanz des Lösslehms (~ 25 %) wider. Dieser wird häufig, wie aus der Substratkarte ersichtlich (Substratkarte im Kartenteil), von pleistozänen Ablagerungen unterbrochen. Terrassenablagerungen beeinflussen die Bodenentwicklung auf ~ 9 % der Fläche, während der Anteil der glazifluviatilen Schmelzwasserablagerungen unter Hochflutlehm steht auf ~ 6 % an.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 4: Verteilung der Ausgangssubstrate im gesamten Kartengebiet (Anteil > 1 %)

Die Verbreitung des im Schnitt 2 - 3 m mächtigen Auelehm (~ 15 %) beschränkt sich vorrangig auf das Neiße- und Witkatal (GRAHMANN & EBERT, 1939, S. 61). Historische topographische Karten belegen, dass noch 1938 in allen Tälchen der Einheit Wiesenlehm (~ 5 %) ein Bächlein floss. Heute sind diese mit Ausnahme von Pließnitz, Steinbach und Witka trockengelegt (PIETZSCH & GRAHMANN - KARTE- 1938).

In den höheren Lagen stehen Basalt (~ 2 %, z. B. Alter Hutberg bei Ostritz) bzw. Granit (~ 7 %, z. B. Alter Wall bei Ostritz) an. Um die Karte übersichtlicher zu gestalten, wird der Rumburger und der Seidenberger Granit zu der Einheit Granit zusammengefasst. Die Einheit Metamorphit vereint den Quarzitgang im äußersten Süden am „Alten Wall“, westlich von Ostritz und das Quarzporphyrvorkommen, östlich von Reczyn. Die Einheit Schutt lässt im Moment noch keine Identifikation des Ausgangsgesteins zu. Um diesen Aspekt zu klären, könnten die Grobgesteinsangaben der Grablochbeschriebe Aufschluss geben. Für eine eindeutige Klärung müssen höchstwahrscheinlich stichprobenartig Bohrungen an den entsprechenden Stellen durchgeführt werden.

Der Anteil der Einheiten Anthropogene Aufsch ü ttungen sowie der Ton, Schluff, Sand, Braunkohle beträgt ~ 22 %.

2.1.3 Flächennutzungskarte (FNK)

Die Flächennutzungskarte des LfULG zeigt eine sehr detaillierte Aufschlüsselung der Nutzungsarten im Arbeitsgebiet. Die umfangreiche Untergliederung der insgesamt 48 Legendeneinheiten wird zu einer Kurzlegende von 12 Einheiten aggregiert (Tabelle 4). Für die Untersuchung spielt es keine Rolle, welche spezielle Nutzung z. B. ein Gebäude aufweist. So fallen unter die Einheit Siedlungsfl ä che in der aggregierten Form (FNK) 17 Einheiten der Originallegende (vgl. Flächennutzungskarte im Kartenteil).

Tabelle 4: Aggregierung der Flächennutzungskarte

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

2.2 Auswertung

Die Erstellung der Legende der Konzeptbodenkarte erfolgt in drei Schritten:

1. Verschneidung der GMK mit der SK und Interpretation
2. Verschneidung der Karte aus Punkt 1 mit der FNK und Interpretation
3. Übernahme der Polygone ausgewählter Einheiten aus der FNK in die Konzeptbodenkarte zu 1. Verschneidung der GMK mit der SK Im Anschluss an die Aggregierung der SK-Legende erfolgt deren Verschneidung mit der GMK. Das ArcGIS Tool: Analyse Tools > Overlay > Intersect ermöglicht die Ermittlung aller im Untersuchungsgebiet vorkommender Kombinationstypen (insgesamt 134), die anschließend interpretiert und zu einer neuen Legende zusammengefasst werden (Anhang: A-Tabelle 35, S. A-1).

Dadurch kristallisiert sich eine Schwierigkeit in der Substratkarte heraus. Die geringmächtigen, fast überall vorhandenen Lösslehm-Auflagen, die von GRAHMANN & EBERT (1939, S. 59) beschrieben werden, sind in der der Karte nicht flächig dargestellt. Um eine realistische Vorstellung der Bodenformverbreitung zu erhalten, werden diese Auflagen daher bei der Interpretation berücksichtigt. Die Festlegung der Bodentypen verläuft nach keinem festgesetzten Schema. Jede Kombinationsmöglichkeit für eine Reliefeinheit und eine Substrateinheit wird manuell einem möglichen Bodentyp zugeordnet und daraus die Bodenform abgeleitet. Die Erklärungen für die Horizont- bzw. Substratsymbolik befindet sich im Anhang ab A- Tabelle 43, S. A-12).

2.2.1 Schwerpunkt Substratkarte Einheit Auelehm

Die Tieferlegung des Neißeflussbettes ist bis heute nicht abgeschlossen (HIRSCHMANN, WOLF & LORENZ, 1967, S. 167). Eng mit diesem Prozess sind der beständige Wechsel von Akkumulation und Erosion sowie die Bildung von Mäandern und Altwasserläufen verknüpft. Die rezente Aue wird teilweise durch eine 1 - 2 m hohe Erosionskante von der Auenterrasse, die aufgrund der Hochwassergefährdung als Grünland genutzt wird, abgetrennt. Häufiger ist jedoch ein sanfter Übergang. Die jüngst (Holozän) gebildeten Auelehmböden ähneln den Lösslehm-Böden. Sie sind jedoch häufig etwas bindiger, und teilweise sandiger (GRAHMANN & EBERT, 1939, S. 84). Diese ehemaligen mit Laubhölzern bestockten Auewälder fielen, wie fast alle Wälder, der Hauptrodungsphase im Mittelalter zum Opfer.

Die Abgrenzung des Auenbereiches zwischen der Relief- und der Substratkarte kongruiert an einigen Stellen nicht. Daher wird der Substratkarte mit der größeren Ausdehnung der Vorzug gegeben. Alle Polygone mit der Legendeneinheit Auelehm werden dem Bodentyp Vega-Gley aus Auelehm (AB-GG: Lfo, KBK: Nr. 53) zugeordnet. Die Reliefeinheit Auenbereich führt als Ausnahme zu einer Vega aus Auelehm (ABn: Lfo, KBK: Nr. 51).

Einheit Wiesenlehm Wiesenlehm kann als das Pendant zum Auelehm in kleineren Fluss- und Bachtälern angesehen werden (RABAN, MERTMANN & DOBMEIER - ONLINE, 2007). In Kombination mit dem Relief kann für alle Reliefeinheiten ein Kolluvisol-Gley aus Lösslehm (YKGG: Lol, KBK: Nr. 28) festgelegt werden. Die Unterscheidung zwischen Auelehm und Lösslehm lässt sich anhand der Fingerprobe nur schwer einschätzen. Daher wird als Substrat Lösslehm gewählt. Die Ausnahme bildet die Einheit Tal, die zu einem Auengley aus Flusslehm (GGa: Lf, KBK: Nr. 54) führt.

Einheit Hochflutlehm

In den 0,5 bis 1 m mächtigen pleistozänen Hochflutlehmen entwickelten sich Parabraunerden. Aufgrund der günstigen Lage auf den Niederterrassen und der schwachen Hangneigung (< 3°) könnten sie bis heute erhalten geblieben sein.

Einheit Schluff, Sande

Die Polygone dieser Einheit liegen alle unmittelbar an der Pließnitz und laut der topographischen Karte sogar im Bachauenbereich. Daher wird ein Auengley aus Auenschluff (GGa: Ufo, KBK: Nr. 55) zugeordnet.

Einheit Kiese, Sande (fluviatil/glazifluviatil)

Die glazifluviatilen Schmelzwasserablagerungen der Elstereiszeit befinden sich nur sehr inselförmig im Untersuchungsgebiet. Ihr Hauptbestandteil setzt sich aus Milch- und Phyllitquarzen, vermischt mit Graniten, Feldspäten oder Biotitgrus, zusammen (GRAHMANN & EBERT, 1939, S. 49). Die leicht erkennbare Schichtung deutet ebenfalls auf den elsterzeitlichen Sedimentationszeitraum hin (GRAHMANN & EBERT, 1939, S. 49). In den seltensten Fällen stehen sie an der Oberfläche an, sondern werden von einer dünnen Lösslehm-Decke überlagert. Dies wiederum steigert die Ertragsfähigkeit enorm. Die ungünstigen Wasserspeichereigenschaften der Schotter und dadurch das rasche Ausspülen von Nährstoffen und Düngern, können durch die Bindigkeit des Lösslehms kompensiert werden.

Die saaleeiszeitlichen Schotter bilden die Mittelterrassen auf beiden Seiten der Neiße. Sie schließen sich unmittelbar an die weichselzeitlichen Niederterrassen oder direkt an die Auenbereiche der Neiße an und laufen mit zunehmender Flussentfernung in Lösslehm-Gebiete aus. Die ursprünglichere Verbreitung kann man heute nur noch erahnen. Vermutlich reichten sie viel weiter landeinwärts. Die Bodenqualität richtet sich ähnlich wie bei den elsterzeitlichen Schottern nach der Lösslehm-Bedeckung. Liegt nur eine sehr geringmächtige (< 10 cm) Schicht auf, ist die landwirtschaftliche Eignung eher ungünstig. Das hohe Porenvolumen und die dadurch bedingte geringe Wasserspeicherfähigkeit, können in Trockenperioden zur Austrocknung und Verhärtung führen.

Tabelle 5: Interpretation, Einheit Kiese, Sande

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Aus der Überprüfung der Kiese, Sande und den Reliefeinheiten Divergenz-, Scheitelbereich, Mittel- und Unterhang resultiert, dass diese den elster- und saalezeitlichen Flussablagerungen zuzuordnen sind. Daher ist eine Lösslehm- Auflage sehr wahrscheinlich (Tabelle 5). Je nach Mächtigkeit fungieren die Lockersedimente als Staukörper im Untergrund und begünstigen eine Pseudovergleyung der Parabraunerden (LL-SS: f bzw. LL-SS: gf, KBK: Nr. 8 bzw. Nr. 10). Die zusätzliche Differenzierung nach der Genese (fluviatil, glazifluviatil) dient dem Vergleich der Polygonabgrenzungen mit der Geländekarte. Für die Ermittlung der Bodentypen in der Konzeptbodenkarte spielt sie vorerst nur eine untergeordnete Rolle.

Aus der Verschneidung geht hervor, dass die Reliefeinheit Terrasse in Kombination mit den fluviolimnogenen Kiesen und Sanden der weichselzeitlichen Niederterrassen übereinstimmt. Da in diesen Gebieten kein bis wenig Löss aufliegt, es sei denn, er wurde umgelagert, könnte sich eine Braunerde-Parabraunerde (BBLL: f; KBK: Nr. 49) ausgebildet haben.

Einheit Grundmoräne (Geschiebelehm)

Elsterzeitliche Grundmoränen prägen das Landschaftsbild, v. a. westlich von Leuba und östlich von Reczyn. Charakteristisch für das Grundmoränenmaterial ist eine „ungeschichtete, tonig-sandige Masse, die in regelloser Verteilung Geschiebe der verschiedensten Größen führt“ (GRAHMANN & EBERT, 1939, S. 50). Unter periglazialen Bedingungen wurden die ursprünglich kalkhaltigen Grundmoränen bis auf mindestens 3 m Tiefe entkalkt. Die Grundmoränen sind überall von gering mächtigem Lösslehm bedeckt.

In den Frühjahrsmonaten erwärmt sich dieser schwere Boden nur langsam und neigt im Sommer zur Verkrustung. Das Nährstoffangebot ist aber im Vergleich zu den verhärteten Schotterböden positiver einzuschätzen (GRAHMANN & EBERT, 1939, S. 84). Dennoch tendieren v. a. Zweischichtböden auf Geschiebelehm zu Stauwasser- Problemen. Die Infiltration des Niederschlagswassers bei den für den Ackerbau so günstigen Parabraunerden, verändert sich abrupt an den Schichtgrenzen und begünstigt die Entstehung der Parabraunerde-Pseudogleye (LL-SS: Lol/Lg, KBK: Nr. 7).

Einheit Granit, Basalt, Quarzit und Schutt

In den oberen Hanglagen, beispielsweise am Steinberg und Alten Hutberg, beeinflussen die kaltzeitlichen Verwitterungs- und Umlagerungsdecken (Fließerden) der Basalte bzw. Granite die Bodenbildung. In der Regel kann man im Gelände eine deutliche Zweiteilung erkennen, die im unteren skelettreichen Teil stark vom Ausgangsmaterial beeinflusst ist. Im oberen einheitlicheren Teil vermischen sich die grusigen und kiesigen Decken mit Lösslehm (SCHMIDT, 1994, S. 6).

Der anstehende Biotitgranit von Rumburg und der Seidenberger Granodiorit ( Legendeneinheit Granit) beschränken sich laut geologischer Karte ausschließlich auf das südliche Untersuchungsgebiet, speziell in der unmittelbaren Umgebung des "Alten Wall" bei Klosterfreiheit (Ostritz). Das Gestein verwittert sehr grusig und wurde von den ehemaligen Bauern als "schwach lehmiger Kiesboden“ (GRAHMANN & EBERT, 1939, S. 81) bezeichnet. Aufgrund der hohen Wasserdurchlässigkeit und dem damit verbundenen geringen Wasserhaltevermögen neigt der Boden häufig zur Austrocknung und Verhärtung (GRAHMANN & EBERT, 1939, S. 82).

Die Verbreitung der Basalte, bei denen es sich exakterweise um Nephelinbasalte handelt, beschränkt sich auf zahlreiche Einzelvorkommen. Das Periglazialklima der Weichseleiszeit begünstigte die physikalische Aufbereitung der Gesteine, wobei ein lehmiges, sandiges Substrat für die Bodenbildung entstand. Mit zunehmender Tiefe steigt der Grusanteil und damit die Wasserdurchlässigkeit, die durch die senkrechte Klüftung der Basaltsäulen im Untergrund zusätzlich gefördert wird. Diese Voraussetzungen bedingen hauptsächlich eine Verbraunung in den skeletthaltigen lehmigen Fließerden, die im Bereich der Neißeterrassen in Parabraunerden übergehen.

Tabelle 6 veranschaulicht die möglichen Bodentypen entsprechend den Reliefeinheiten. Diese Regeln werden analog auf die Einheiten Basalt, Quarzit sowie Schutt übertragen. Der reliefabhängige Anstieg des Lösslehmgehalts bedingt Parabraunerde-Pseudogleye, wobei die Verwitterungshorizonte als Staukörper fungieren.

Tabelle 6: Interpretation, Einheit Granit

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Einheit Löss, Lösslehm

Der weichselzeitliche Löss wurde von Westwinden ausgeweht und anschließend bevorzugt an Nordost- bis Südosthängen (Leehänge) abgelagert sowie und anschließend durch Verwitterungsprozesse unter humiden Klimabedingungen zu Lösslehm umgewandelt. In der Regel überschreitet er die Mächtigkeit von 1,0 bis 2 m nicht (SCHMIDT, 1994, S. 1). Lediglich im Berzdorfer Becken können noch kalkhaltige Lösse mit bis zu einer positionsbedingten Mächtigkeit von 10 m aufgefunden werden (SCHMIDT, 1994, S. 1).

Das Auftreten von Parabraunerden beschränkt sich auf die Hochflutlehmbereiche, die eine geringe Hangneigung aufweisen. In den Lösslehmgebieten beeinflusst die Unterbodenverdichtung die Bodenentwicklung. Diese führt zu einer Pseudovergleyung, die einerseits durch eine natürliche Einlagerungsverdichtung hervorgerufen und andererseits anthropogen verursacht wird. Dadurch weisen die Bt-Horizonte einen höheren Ton-Anteil als der Al-Horizont auf. Eine sekundäre Pseudovergleyung tritt bei einem Zweischichtprofil, mit einem Staukörper im Untergrund (z. B. Lösslehm über Geschiebelehm) auf. Eine unsachgemäße Bewirtschaftung der Ackerflächen mit schweren Landmaschinen fördert zusätzlich die Verdichtung. Übersteigt die Neigung an den Hängen den kritischen Wert von durchschnittlichen 5° (Reliefeinheit Mittelhang, Mittelhang, steil), sind verkürzte Profile typisch.

2.2.2 Schwerpunkt Reliefkarte Einheit Tal

Das erodierte Material der umliegenden Hänge führt in den Tälern mit einem hohen Grundwasserstand zu einem Kolluvisol-Gley (YK-GG: Lol. KBK: Nr. 28, Tabelle 7). Ausnahmen bilden die unmittelbaren Bachauen (Substrateinheit Wiesenlehm, Reliefeinheit Tal), die als Auengley bezeichnet werden. Aufgrund der Lösslehm- Bedeckung und der jahrhundertlangen landwirtschaftlichen Nutzung der angrenzenden Gebiete kann von einer Solummächtigkeit von über einem Meter ausgegangen werden. Damit spielen die im Untergrund befindlichen Gesteine für diese Bodenbildung nur eine untergeordnete Rolle.

Tabelle 7: Interpretation, Reliefeinheit Tal

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Einheit Mittelhang, Mittelhang, steil

Die Reliefeinheit Mittelhang fasst alle Hang- und Scheitelbereiche mit einer Hangneigung größer 5° bis 12,1° zusammen. Die Lösslehm-Bedeckung ist, wenn auch reliefbedingt eher geringmächtig, überall vorhanden. Verkürzte ParabraunerdePseudogleye sind die Regel. Die Einheit Mittelhang, steil tritt nur an einer Stelle, nördlich von Tauchritz, auf. Nach der FNK handelt es sich bereits um Abbauland und damit um einen künstlichen, anthropogen geschaffenen Hang.

Einheit Konvergenzbereich und Unterhang

Konvergenzbereich charakterisiert die Dellen und Senken mit konzentriertem Oberflächenabfluss. Dadurch neigen sie, zusätzlich verstärkt durch einen verdichteten Unterboden, zur Vernässung. Aus dem Vergleich mit der topographischen Karte lässt sich keine eindeutige Regel zur Bodenbildung formulieren. Trockengelegte Bachauen sowie die angrenzenden Senkenbereiche um noch aktive Bäche/Gräben werden als Kolluvisol-Gley ausgewiesen. Kleinere Dellen im Lösslehm dienen als Auffangbecken der Kolluvien, die von den angrenzenden Hangbereichen abgespült werden. Aufgrund der schwer einschätzbaren Mächtigkeit werden diese Bereiche vorerst als Kolluvisol über Parabraunerde-Pseudogley (YK/LL-SS) eingeschätzt. Unterhangbereich im Lösslehm können als potentielle Kolluvisol-Standorte (YKn: Lol, KBK: Nr. 27) betrachtet werden. Eine

schwemmfächerartige Ausbildung der Kolluvien ist beim Übergang von Hangbereich zur Auenterrasse zu erwarten.

Abbildung 5 zeigt an einem Beispiel die Verschneidung der SK und der GMK mit anschließender Interpretation der Bodenform. Auf der GK sind nur zwei Einheiten, der Hochflutlehm und Kiese, Sande (fluviatil) sowie auf der GMK die Einheiten Unterhang, Konvergenzbereich und Mittelhang zu sehen. ArcGIS berechnete aus den beiden Eingangsgrößen fünf Kombinationen, die gemäß den in diesem Kapitel erläuterten Schwerpunkten interpretiert werden.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 5: Konzeptbodenkarte - Verschneidung von SK und GMK (Teil 1) zu 2. Verschneidung der Karte aus Punkt 1 mit der FNK

Nach diesen Schritten erfolgt ein Vergleich mit der FNK (Fl ä chennutzungskarte im Kartenteil), da beispielsweise unter Forstflächen häufig eine abweichende Bodenbildung als auf Acker- und Grünlandflächen abläuft. Die Wassererosion hat hier weniger Angriffsflächen als auf den vegetationsfreien bis -armen Böden. Gleichzeitig ist anzunehmen, dass eine geringmächtigere Akkumulation von Kolluvien im Vergleich zu den angrenzenden Flächen vorliegt. In diesen Fällen wird auf die Zugabe „erodiert“ bzw. „Kolluvisol über“ in der Bodenformbildung verzichtet. Daher werden die bereits interpretierten Ergebnisse der Karte aus Punkt 1, resultierend aus GMK und SK, mit der FNK verschnitten. zu 3. Übernahme der Polygone ausgewählter Einheiten aus der FNK

Im dritten Schritt folgt die Filterung von ausgewählten Einheiten gemäß der FNK, die als Gesamtpolygone aus dieser Karte in die Konzeptbodenkarte übernommen werden. Es handelt sich dabei um die Einheiten Abbauland, Abbauland (Neuordnung), Garten-, Sumpfland und Siedlungsfl ä chen. Die Ausgangssubstrate werden, mit Ausnahme des Abbaulandes, der Substratkarte (nach KA5) zugeordnet. Das Substrat des Tagebaugebiets wird vorerst mit dem Kürzel „Y“ für Anthropogene Bildungen festgesetzt.

In der Abbildung 6 wird das unter Punkt 1 aufgeführte Beispiel erneut afgegriffen. Karte (D) zeigt den Ausschnitt aus der FNK, der mit der Karte (C) (Verschnitt SK und GMK) erneut verschnitten wird. Für die fortführende Interpretation werden nur die oben genannten Einträge beachtet. Das Gartenland und die Siedlungsfl ächen gehen als vollständige Polygone in die endgültige Konzeptbodenkarte (F), die nun alle drei Datengrundlagen berücksichtigt, ein. Die Legendeneinheit Nr. 8 in der Karte (F) erhält bei der Verschneidung die Attributierung Kiese, Sande (fluviatil) am Mittelhang unter Forst nutzung (Fläche 7 in Karte E). Aufgrund der Bestockung wird von einer potentiellen Erosion abgesehen. Daher ist diese Fläche in der KBK als LL-SS: Lol/f (KBK: Nr. 8) ausgewiesen. Liegt das Substrat und die Reliefform mit Gr ü nland nutzung vor, bleibt der Zusatz „erodiert“ in der Legendenzuweisung erhalten (KBK: Nr. 15, Karte (E) Nr. 9)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 6: Konzeptbodenkarte - Verschneidung von SK und GMK (Teil 2)

2.3 Zusammenfassung

Bei der Auswertung der prozentualen Flächenverteilung zeichnet sich ein erster Trend hinsichtlich der vorherrschenden Bodenformen ab (Abbildung 7). Insgesamt können die Kombinationen zu 56 Einheiten zusammengefasst werden. Der Vergleich basiert allerdings nicht auf der Gesamtfläche, wie in der Konzeptbodenkarte (vgl. Konzeptbodenkarte im Kartenteil) dargestellt, sondern auf der an das Datenvolumen der Bodenschätzung angepassten Fläche. Dieser Schritt ist notwendig, damit im weiteren Verlauf eine Vergleichsbasis auf einer einheitlichen Fläche gewährleistet wird.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 7: Flächenverbreitung [%] der häufigsten Bodenformen (> 1 & Flächenanteil, gerundet, Ziffer entspricht der Legendennummer in der KBK)

Den überwiegenden Anteil nehmen die Parabraunerde-Pseudogleye, unabhängig vom Ausgangssubstrat (~ 44 %) ein, wovon ~ 27 %4 als „erodiert“ bzw. ~ 13 % als Kolluvisol über Parabraunerde-Pseudogley anzusprechen sind (Anhang: A-Tabelle 36, S. A-5). Im Detail treten die Parabraunerde-Pseudogley aus Lösslehm auf ~ 16 %, aus Lösslehm über Geschiebelehm auf ~ 6 % und aus Lösslehm über fluviatilen Ablagerungen auf ~ 1 % des Gebietes auf. Parabraunerden existieren im Hochflutlehm auf ~ 3 % des Gebietes. Die von gekappten Profilen geprägten Mittelhangbereiche gehen im Unterhangbereich in Kolluvisole (~ 1 %) über. Voraussichtlich vergrößert sich der Anteil nach der Geländeuntersuchung. Es ist zu vermuten, dass sich das Kolluvium nicht nur im Unterhangbereich, sondern auch mit einer Mächtigkeit von > 40 cm auf die angrenzenden Mittelhänge erstreckt. Grund zu dieser Annahme gibt die Karte der Potentiellen Erosionsgef ährdung durch Wasser in Sachsen, die für das Untersuchungsgebiet durchschnittlich eine hohe bis sehr hohe

Gefährdung, berechnet aus dem K-Faktor(Erodierbarkeit des Oberbodens) und S- Faktor (Hangneigung), prognostiziert (Abbildung 8, S. 32).

Der Oberflächenabfluss verliert schnell auf den schwach geneigten Plateaus an Kraft. Daher ist es wahrscheinlich, dass der mitgeführte Lösslehm bereits an den unteren Mittelhangbereichen akkumuliert vorliegt. Eine automatisierte Ausweisung dieser Einheit ist mit dieser Methode nur bedingt möglich und muss mit der topographischen Karte sowie durch Geländebohrungen überprüft werden. Kolluvisol-Gleye befinden sich in den Konvergenzbereichen (~ 4 %). Diese zeichnen deutlich die Bachauen in der Karte nach. Die Bereiche einer sehr hohen bis extrem hohen Erosionsgefährdung kongruieren mit den Mittelhangbereichen und den Bachauen. Dies untermauert zusätzlich die Hypothesen der erodierten Profile am Mittelhang und der akkumulierten Profile der Unterhänge im Übergang zur Pließnitz bzw. zur Steinbachs. Die Ortschaft Jauernick-Buschbach im Norden des Gebietes gilt als besonders gefährdet. Die Divergenzbereiche entsprechen Gebieten geringer bis sehr geringer Erosionsanfälligkeit.

Knapp über 1 % der Böden bilden die Braunerde-Parabraunerden aus Schottern der Weichsel-Niederterrasse.

Die Auenbereiche der Neiße schließen sich mit ~ 17 % an. Diese lassen sich auf der Substratkarte sehr gut erkennen. Jedoch ersetzen sie die manuelle Überprüfung zur Kennzeichnung der Vegen (~ 13 %) bzw. Vega-Gleye (~ 4 %) nicht. Nachbohrungen sowie das Hinzuziehen weiterer Kartenwerke sind daher unabdinglich.

Auf ~ 1 % der Flächen entwickeln sich Auengleye. Sehr gering ist die Verbreitung der Pseudogleye mit ~ 1 %, die sich auf die Zweischichtböden Lösslehm über Geschiebelehm beschränkt.

Der Anteil der Braunerden liegt bei nur ~ 4 %, wobei diejenigen aus Granit gegenüber denen aus Basalt überwiegen. Die Klärung des Ausgangssubstrates der Einheit Schutt steht noch aus.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 8: potentielle Erosionsgefährdung im Untersuchungsgebiet

2.4 Kritik an der Konzeptbodenkarte

Die Interpretation der Reliefeinheit Konvergenzbereich erscheint nicht ohne zusätzliche Kartenwerke sinnvoll, da mehrere potentielle Bodentypen in Frage kommen. Beispielsweise könnte es sich im Lösslehm u. a. sowohl um einen Kolluvisol-Gley, einen Kolluvisol als auch um einen Parabraunerde-Pseudogley handeln. Eine nachträgliche Überprüfung ist daher anstrebenswert.

In den bisherigen Betrachtungen wird die Exposition nicht berücksichtigt, was an den fehlenden Flächendaten, die eine automatisierte Einarbeitung ermöglichen würden, liegt. Dieser Aspekt wirkt sich insbesondere auf die Parabraunerde-Pseudogleye aus. Die Böden der Schattenseiten (SW bis NN) neigen u. a. aufgrund langsamerer Erwärmung und dadurch bedingter geringerer Verdunstung eher zur Vernässung als diejenigen auf der Sonnenseite. Wie stark die Verbreitung der Pseudogley- Parabraunerden in der Realität ist, kann durch die Geländebohrungen geklärt werden.

Die Beurteilung der Staunässe der Parabraunerden fußt auf reliefabhängigen Hypothesen, die jedoch mit einer gewissen Skepsis betrachtet werden sollten. Im Lösslehm neigen Konvergenz- und Scheitelbereiche eher zu Staunässe als Mittelhänge und Divergenzflächen. Wie hoch der Ausprägungsgrad ist, kann jedoch nicht eindeutig festgelegt werden.

Klärungsbedarf besteht weiterhin bei den nicht übereinstimmenden Polygon- Abgrenzungen des Auenbereiches, die mithilfe der Bodenschätzung ergänzt werden könnten.

3 DATENGRUNDLAGEN UND DIGITALE ERFASSUNG DER BODENSCHÄTZDATEN

3.1 Zweck und Aufbau der Bodenschätzung

Der erste Weltkrieg führte u. a. zu einer Verknappung öffentlicher Finanzmittel und zu einer Neustrukturierung der Finanzverwaltungen. Daraus resultierte die Notwendigkeit einer einheitlichen steuerlichen Bewertungsgrundlage, insbesondere für das landwirtschaftliche Vermögen (PFEIFFER, 2003, S. 6). Ein bereits bestehendes Bewertungsgesetz von 1925 wurde in den 30er Jahren neu gefasst und am 16. Oktober 1934 durch den Beschluss der Reichsregierung in Berlin um das „Gesetz über die Schätzung des Kulturbodens-Bodenschätzungsgesetz“ ergänzt, dessen Novellierung am 01. Januar 2008 in Kraft trat (BODSCHÄTZG - ONLINE, 1934).

„Zweck der Bodenschätzung ist es, für die Besteuerung der landwirtschaftlich nutzbaren Flächen des Bundesgebiets einheitliche Bewertungsgrundlagen zu schaffen (BODSCHÄTZG - ONLINE, 1934, § 1 Abs. 1).“ Des Weiteren finden die Ergebnisse für nichtsteuerliche Zwecke, wie z. B. im Bodenschutz oder als Grundlage zur Wertermittlung im Rahmen des Flurbereinigungsgesetz (§ 28 FLURBG- ONLINE, 2009) Verwendung.

Im Vordergrund stehen dabei insbesondere

1. „die Untersuchung der Bodenbeschaffenheit (Bestandsaufnahme)
2. die Beschreibung der Böden in den Schätzungsbüchern sowie die räumliche Abgrenzung in den Schätzungskarten
3. und die Feststellung der Ertragsfähigkeit“ (BODSCHÄTZG- ONLINE, 1934, § 1 Abs. 2).

Die Bodenschätzung umfasst alle Acker- und Grünlandböden (ROTHKEGEL & HERZOG, 1935, S. 122)5 gemäß § 2 BodSchätzG (2008), die anhand von Wertzahlspannen, festgeschrieben im Acker- bzw. Grünlandschätzungsrahmen, hinsichtlich der natürlichen Ertragsfähigkeit beurteilt werden. Die Bewertung von Ackerböden umfasst in erster Linie die Bodenart, die Zustandsstufe und die Entstehungsart,

während bei den Grünlandböden neben der Bodenart auch eine Bodenstufe als das Pendant zur Zustandsstufe sowie die Klima- und Wasserverhältnisse bewertet werden (BODSCHÄTZG, 2008, § 4 Abs. 1, S. 3).

3.1.1 Ackerschätzungsrahmen

Die Kombination aus Bodenart, Zustandsstufe und Entstehungsart führt zur Klassenzeichenbildung. Entsprechend des Ackerschätzungsrahmens (Abbildung 9) lassen sich Wertzahlspannen zuordnen (Bodenzahl), die anschließend unter Berücksichtigung von Klima und Relief auf- bzw. abgewertet (Ackerzahl) werden (SCHEFFER & SCHACHTSCHABEL, 2002, S. 550).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 9: Ausschnitt Ackerschätzrahmen (BODSCHÄTZG, 2008, S. 7)

Nach dem BODSCHÄTZG (2008, Anlage 1, S. 8) wird die Bodenart als „Korngrößenzusammensetzung des Profils von der Ackerkrume bis zu einer Tiefe maßgebend, die für das Pflanzenwachstum von Bedeutung ist“, definiert. Bei Bodenartenänderungen oder Mehrschichtprofilen drückt die mittlere Bodenart das Gesamtgepräge aus (SCHEFFER & SCHACHTSCHABEL, 2002, S. 550).

In Anlehnung an Albrecht Thaers wissenschaftliche Unterteilung der Bodenarten nach den Gemengeanteilen (abschlämmbare Teilchen, < 0,01 mm) zu Beginn des 19. Jahrhunderts unterscheidet man acht mineralische und eine organische Bodenart (ROTHKEGEL & HERZOG, 1935, S. 79).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tabelle 8: Einteilung der Bodenarten (SCHEFFER & SCHACHTSCHABEL, 2002, S. 550)

Die Entstehungsart drückt das geologische Alter der Ausgangssubstrate aus. Während Diluvialböden (D) aus tertiärem oder pleistozänem Lockermaterial, wie z. B. glazialen Sanden und Kiesen entstehen, repräsentieren Alluvialböden (Al) holozäne Lockersedimente in Niederungen, Flussauen, Tälern oder Küsten (SCHEFFER & SCHACHTSCHABEL, 2002, S. 551). Aufgrund seiner speziellen Bodeneigenschaften und starker räumlicher Verbreitung wird der Löss (Lö) als eigene Gruppe ausgewiesen. Verwitterungsböden (V) entwickeln sich laut Definition nach BodSchätzG aus dem anstehenden Festgestein ohne Umlagerungsbildungen. In der Realität handelt es sich jedoch meist um die periglaziären Umlagerungsdecken (MÜLLER, 1989, S. 349). Das Präfix „g“ drückt einen besonders hohen Steingehalt in der Krume, der sowohl mit V (Vg), Al (Alg) oder D (Dg) kombiniert werden kann, aus. Vg-Böden zeichnen sich zusätzlich durch eine Flachgründigkeit aus (BENNE, HEINEKE, NETTELMANN, 1990, S. 29). Bei Mehrschichtprofilen mit entsprechend starkem Ausprägungsgrad können zwei Entstehungsarten aufgeführt (z. B. LöD) werden.

Der dritte zu berücksichtigende Faktor für die Bodenzahl ist die Zustandsstufe. Sie spiegelt das Klimaxstadium, vom Rohboden über eine Stufe mit höchster Ertragsfähigkeit bis hin zur Verarmung durch beispielsweise Versauerung oder Bleichung eines Bodens in insgesamt 7 Stufen, wider.

Die Bodenzahlen sind somit Verhältniszahlen, die den Reinertrag bei optimaler Bewirtschaftungsweise und nur von der Bodenbeschaffenheit abhängig, zum Ausdruck bringen sollen (BODSCHÄTZG, 2008, S. 8). Als Bezugsgröße dient eine Löss-Schwarzerde (MÜLLER, 1989, S. 348) in der Magdeburger Börde (Bodenzahl 100, 8°C mittlere Jahrestemperatur, 600 mm Niederschlag, schwache Hangneigung) im Kreis Wanzleben. Die Ackerzahl verdeutlicht zusätzlich günstige/ungünstige auf den Boden einwirkende Klima- bzw. Geländeverhältnisse, die durch Zu- bzw. Abschläge ausgedrückt werden.

[...]


1 Die Erläuterungen zur historischen Entwicklung beziehen sich, wenn nicht anderes vermerkt, auf SCHMIDT (1994), S. 10ff bzw. GRAHMANN & EBERT (1939), S. 98ff

2 „ kursiv “ dargestellt

3 Die Ziffern vor der Legendeneinheit entsprechen den Legendennummern der GK 50 in der Substratkarte im Kartenteil.

4 Angaben beziehen sich auf den Gesamtflächenanteil der LL-SS

5 1934 wurden auch Gartenböden geschätzt.

Ende der Leseprobe aus 203 Seiten

Details

Titel
Die Anwendung des niedersächsischen Übersetzungsprogramms für Bodenschätzungsdaten (NIBIS) im Raum Görlitz
Untertitel
Zur Erstellung von Konzeptbodenkarten als Grundlage einer Bodenkartierung im Maßstab 1:10.000
Hochschule
Technische Universität Dresden
Note
1,0
Autor
Jahr
2009
Seiten
203
Katalognummer
V158137
ISBN (eBook)
9783640709861
ISBN (Buch)
9783640710096
Dateigröße
11378 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Bodenkunde, Kartierung, Bodenschätzung, GIS, Übersetzung
Arbeit zitieren
Aline Kästner (Autor:in), 2009, Die Anwendung des niedersächsischen Übersetzungsprogramms für Bodenschätzungsdaten (NIBIS) im Raum Görlitz, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/158137

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