Katholizismus in Italien: einkurzer Überblick


Referat (Ausarbeitung), 2001

14 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

0. Aufbau

1. Etymologische Erklärung

2. Religion als Sinnsystem im Vergleich

3. Idealtypisierung: Katholizismus- vs. Protestantismustyp

4. Jeff Pratt: Catholic Culture
4.1 Religionsvermittlung: Organisation der katholischen Kirche
4.2 Religiöse Inhalte: Theologie

5. Der Katholizismus und die italienische Politik nach 1945
5.1 Phase I.: Polarisierung
5.2 Phase II.: Universelles Ethos
5.3 Robert N. Putnam: Religion und Zivilgesellschaft

Literatur

0. Aufbau

Die Arbeit befasst sich mit dem Phänomen des Katholizismus im allgemeinen und dem Einfluss der Religion auf die italienische Gesellschaft. Dabei werden zuerst Affinitäten zwischen politischen und religiösen Sinnsystemen und eine organisationale und inhaltliche Bestimmung der katholischen Religion – auch in Abgrenzung zum Protestantismus – vorgenommen. Darauf aufbauend schließt sich an Hand von Jeff Pratt und Robert N. Putnam eine Darstellung des Katholizismus in Italien seit dem Zweiten Weltkrieg bis in die Gegenwart an.

1. Etymologische Erklärung

Das deutsche Adjektiv katholisch stammt aus dem 16.Jh. und leitet sich von kirchenlateinisch „catholicus“ ab. Der lateinische Ausdruck geht auf das griechische Wort „katholicos“ zurück, das „das Ganze, alle betreffend, allgemein“ bedeutet. Die katholische Kirche ist demnach die allgemeine Kirche gegenüber den Sonderkirchen. Es handelt sich um einen Abgrenzungsversuch gegenüber Sekten (Teilkirchen). Demnach ist der Begriff Katholizismus im 15.Jh. im Zusammenhang mit der reformatorischen Kirchenspaltung als Pendant zum Protestantismus entstanden. Der Begriff Protestant, ein Anhänger der lutherisch reformierten Kirche, kommt vom lateinischen Verb protestari, das soviel bedeutet wie „öffentlich bezeugen, eine Gegenerklärung abgeben“. Der Begriff des Katholizismus ist damit die Gegenerklärung der Gegenerklärung. Bis Ende des 19. Jh. war der Katholizismus auch eine Selbstabgrenzung gegenüber der säkularisierten Gesellschaft. Der Katholizismus als Synonym für die katholische Kirche steht für den Geist und die Lehre des katholischen Glaubens.

2. Religion als Sinnsystem im Vergleich

Nach Bernhard Schäfer ist "Religion ist das zentrale Sinnsystem, das einem gesellschaftlichem Zusammenhang kollektive Identität und Bedeutung verleiht" (Schäfer 1992: 248). Als religiös zu qualifizierende Bedürfnisse äußern sich in der Suche nach Lebenssinn, Identität und Mitmenschlichkeit. Religionsmuster können somit als stabilisierte Sinn- und Handlungszusammenhänge beschrieben werden. Jedoch teilen sie Sinn- und Identitätsstiftung mit modernen Wissenschaftsbereichen wie der Philosophie und Soziologie genauso wie mit älteren und jüngeren Ideologien wie bspw. Nationalismus oder Marxismus. Hier erscheint die Frage entscheidend, auf welchen Grunderfahrungen das zentrale Sinnsystem aufbaut, ob nämlich auf Leid und Unrechtserfahrungen (wie im Falle der christlichen Religion), sozialer Ungleichheit (Marxismus) oder wie beim übersteigerten Herderischen Nationenbegriff auf kulturellen Wurzeln.

Ein Zusammenhang zwischen religiösen und politisch-philosophisch sinnstiftenden Konzepten besteht im gemeinsamen Verweisungscharakter - nämlich in deren Bezug auf etwas Unverfügbares – sowohl der Religion als auch von Ideologien. Politische Ideologien wie der Marxismus/Leninismus beinhalten Heilsversprechungen, die der durch die Religion vermittelten Möglichkeit einer Rückkehr in den sorgenfreien Zustand des Paradieses entsprechen. So versucht eine Ideologie („das Sein Sollen“) die Kluft zwischen dem „so sein“ (Realität) und dem „sein sollen“ zu schließen und die Menschen zurück in einen paradiesischen Zustand zu führen. Sie spielt sich in der Zukunft ab, agiert aber im Diesseits.

Analogien bestehen weiterhin zwischen dem politischen Begriff der Macht und dem religiösen Begriff der Transzendenz. Transzendenz kann als die Differenz zwischen Verlustimanigation und Distanzimanigation beschrieben werden. Sie besitzt, analog zur Macht, einen Verweisungscharakter, der jedoch im Gegensatz zu dieser im Außerweltlichen liegt. Macht dagegen verweist auf unsichtbare innerweltliche Ressourcen: Sichtbare Machtmittel sind auf unsichtbares angewiesen, da im Falle einer absoluten Transparenz der Machtmittel Macht kalkulierbar und damit geschmälert wäre. Die Wirkungskraft der Transzendenz liegt ebenfalls im Verweis auf einen paradiesischen Zustand, dessen Verlust nur im Glauben überbrückt werden kann.

3. Katholizismus- vs. Protestantismustyp

Ernest Gellner stellt idealtypisch dem Katholizismustyp einen Protestantismustyp gegenüber. Im Protestantismustyp ist die Vermittlungsinstanz zwischen den Gläubigen und ihrem Gott aufgehoben oder radikal abgeschwächt. Es handelt sich um eine Abflachung der kirchlichen Hierarchie. Das Priestertum wird universalisiert: Jeder Mensch wird zu seinem eigenen Priester. In diesem Typ findet eine Konzentration aller Gläubigen auf Glaube, Lehre und Schrift statt. Sie sollen wissen, was der Glaube ist und ihn durch die alphanumerische und rationale Beschäftigung des Lesens praktizieren. Luther minimierte mit seiner Bibelübersetzung den Abstand zwischen den Laien und der Priesterschaft und schuf den ersten Bestseller.

Im Katholizismustyp dagegen findet die Vermittlung des Glaubens durch die Priester als Agenten des Göttlichen innerhalb einer starken Hierarchie statt. Rituale und spirituelle Handlungen wie die Absolution, die Sakramente und die Beichte sind von großer Bedeutung. Über Jahrhunderte bis noch zur Mitte des 20.Jahrhunderts war das Lesen und Schreiben der Gläubigen nicht erwünscht, die Messen wurden in lateinisch gehalten. Die starke Bedeutung des Symbols in der Glaubensvermittlung führte zu einer stark emotionalen Verbreitung des Glaubens. Durch die Trennung von Klerus und Laien und die emotionale Vermittlung des katholischen Glaubens wirkte der Katholizismus auf der Ebene breiter Bevölkerungsschichten als Rationalisierungsbremse, wohingegen die Protestantismusthese Webers die evangelische Religion als indirekten Rationalisierungsbeschleuniger entpuppte.

4. Jeff Pratt: „Catholic Culture“

Der Aufsatz von Jeff Pratt "Catholic Culture" ist zweigeteilt. Im ersten Teil beschreibt er die Interaktion zwischen der katholischen Kirche und der Gesellschaft, also inwieweit der Katholizismus die italienische Gesellschaft prägt und umgekehrt. Im zweiten Teil zeigt er die Verbindung zwischen Katholizismus und der italienischen Politik nach dem Zweiten Weltkrieg und beschreibt die zwei unterschiedlichen Versuche der katholischen Kirche in dieser Zeit, ihre Vormachtstellung innerhalb der italienischen Gesellschaft zu bewahren. Hauptthese Jeff Pratts ist, dass die katholische Kirche in der Nachkriegszeit vorwiegend damit beschäftigt war, ihr Hegemonialstellung in der Gesellschaft zu verteidigen, dabei jedoch einige Abstriche machen musste. Inwieweit der Katholizismus das Leben seiner Anhänger in Italien beeinflusst hat und damit auch die gesamte italienische Gesellschaft, soll hier ersteinmal durch die Offenlegung seiner formalen Organisation und der vermittelten Inhalte untersucht werden.

[...]

Ende der Leseprobe aus 14 Seiten

Details

Titel
Katholizismus in Italien: einkurzer Überblick
Hochschule
Humboldt-Universität zu Berlin  (Institut für Sozialwissenschaften)
Veranstaltung
Seminar: Italien in den Sozialwissenschaften
Note
1,7
Autor
Jahr
2001
Seiten
14
Katalognummer
V15763
ISBN (eBook)
9783638207843
Dateigröße
465 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Katholizismus, Italien, Seminar, Italien, Sozialwissenschaften
Arbeit zitieren
Dominik Sommer (Autor:in), 2001, Katholizismus in Italien: einkurzer Überblick, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/15763

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