Einführung einer Vollkostenrechnung in einem mittelständischen Industrieunternehmen


Hausarbeit, 2000

41 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

1. Problemstellung und Gang der Arbeit

2. Charakterisierung von Kostenrechnungssystemen
2.1. Theoretische Begriffsabgrenzungen
2.2. Determinanten eines Kostenrechnungssystems
2.3. Wesen der Vollkostenrechnung

3. Vorstellung des Unternehmens

4. Aufbau und Durchführung der Kostenartenrechnung
4.1. Beschreibung des bestehenden Informationssystems
4.2. Übernahme der Daten aus der Finanzbuchhaltung
4.2.1. Die zeitliche Abgrenzung am Beispiel Weihnachtsgeld
4.2.2. Die sachliche Abgrenzung am Beispiel Abschreibungen
4.3. Darstellung der Kostenarten im MIS

5. Aufbau und Durchführung der Kostenstellenrechnung
5.1. Gliederung des Betriebs in Kostenstellen
5.2. Entwicklung des Betriebsabrechnungsbogens
5.3. Durchführung der Sekundärkostenverrechnung
5.3.1. Begründung für die Anwendung des Stufenleiterverfahrens
5.3.2. Be- und Entlastung über Umlagen
5.3.3. Be- und Entlastung durch Leistungen an Kostenstellen
5.4. Auswertung des Betriebsabrechnungsbogens
5.4.1. Ermittlung von Maschinenstundensätzen
5.4.2. Ermittlung von Gemeinkostenzuschlagssätzen
5.4.3. Auswertung eines Cost-Centers

6. Aufbau und Durchführung der Betriebsergebnisrechnung
6.1. Begründung für die Anwendung des Gesamtkostenverfahrens
6.2. Praktische Ausgestaltung der Betriebsergebnisrechnung

7. Schlußbetrachtung und kritische Würdigung

Literaturverzeichnis

Anhang

Abbildungsverzeichnis

Abb. 1: Grundsatzentscheidungen der Kostenrechnung

Abb. 2: Wichtige Grundsätze der Kostenrechnung

Abb. 3: Traditioneller Aufbau der Kostenrechnung

Abb. 4: Umweltbeziehungen der W.H.Küster GmbH&Co.KG

Abb. 5: Vom Controlling benutzte Vorsysteme

Abb. 6: Buchung auf Sach- und Bereichskonten

Abb. 7: Buchung einer Zeitabgrenzung

Abb. 8: Abschreibung vom Wiederbeschaffungswert

Abb. 9: Gliederungsebenen der Kostenarten im MIS

Abb. 10: Arten von Kostenstellen

Abb. 11: Gliederung des Betriebs nach Funktionsbereichen

Abb. 12: Ablauf der Sekundärkostenverrechnung

Abb. 13: Abgabe- und Empfangskonten

Abb. 14: Kostenstellenauswertung in der Praxis

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1. Problemstellung und Gang der Arbeit

„Ein Unternehmen, das aufhört sich zu verbessern, wird unweigerlich von seinen Konkurrenten überholt.“[1] Die letzten Jahre waren durch die Internationalisierung von Wettbewerb und Produktion gekennzeichnet.[2] Die Zunahme der Umweltdynamik und -komplexität und der rasante technische Wandel, besonders im Bereich der Informationstechnologie, haben die Wettbewerbsbedingungen für viele Unternehmen grundlegend verändert. Die Anforderungen an die Steuerung von Unternehmen zur Sicherung der Existenz- und Überlebensfähigkeit sind gewachsen.[3] Das trifft auch auf das betrachtete Unternehmen zu, das sich nach vielen erfolgreichen Jahren nun auf die Verlustzone zusteuert. Zudem müssen erstmals, trotz ausgezeichneter Eigenkapitalstruktur, eingeräumte Kreditlinien nun verstärkt in Anspruch genommen werden.

Das Controlling als Informationslieferant zur Unterstützung der Unternehmensführung bei der Planung, Steuerung und Überwachung des Unternehmensgeschehens[4] ist zum Teil aus ähnlichen Ausgangssituationen in mittelständischen Unternehmen entstanden und zu einer festen Größe geworden.[5] Ein wesentliches Instrument des Controllers[6] ist die Kosten- und Leistungsrechnung (KLR).[7] Im Unternehmen fehlte diese bis zum April 1999 gänzlich. Dem Management standen somit im laufenden Geschäftsjahr keine ausreichend komprimierten Daten aus dem Rechnungswesen zur Verfügung. Die Daten waren meistens zu spät, zu ungenau, zu pauschal oder gar nicht vorhanden. Man hat sich somit meist auf Erfahrung und Intuition verlassen.

Die Erweiterung der Abteilung Finanzen um einen Mitarbeiter für den Bereich Controlling wurde vom Leiter Finanzwesen angeregt, da diesem die Leistungsgrenzen eines rein vergangenheitsorientierten Rechnungswesens als Informationslieferant für die Betriebslenkung bekannt sind.[8]

Diese Semesterarbeit zeigt den eingeschlagenen Weg zur Implementierung einer KLR am Beispiel der W.H. Küster GmbH&Co.KG unter dem Aspekt, schnellstens aktuelle Aussagen zur Ergebnisentwicklung liefern zu können.

Im Gliederungspunkt 2 werden zunächst gängige und häufig benutzte Begriffe definiert, die theoretischen Grundlagen eines Kostenrechnungssystems genannt und die Vollkostenrechnung als gewählte Variante vorgestellt. Danach wird unter Punkt 3 das Unternehmen charakterisiert. Der Gliederungspunkt 4 geht zuerst auf die vorhandene Unterstützung durch die Datenverarbeitung ein und zeigt dann den Weg zur Isolierung der Kosten aus den vorhandenen Daten. Im Anschluß wird unter Punkt 5 der Betrieb in Kostenstellen gegliedert und ausgewertet. Der Gliederungspunkt 6 gibt einen Einblick in die kurzfristige Erfolgsrechnung des eingeführten Systems. Mit Gliederungspunkt 7 endet diese Semesterarbeit. Er enthält eine kritische Beurteilung des eingeführten Systems und zeigt kurz das weitere Vorgehen im neuen Betätigungsfeld auf.

2. Charakterisierung von Kostenrechnungssystemen

2.1. Theoretische Begriffsabgrenzungen

Die hier verwendete Terminologie und Methodik der KLR geht auf Eugen Schmalenbach zurück[9] und wird in der einschlägigen Literatur synonym gebraucht. Kosten sind demnach der durch die Leistungserstellung und -verwertung verursachte und bewertete Güter- und Dienstleistungsverbrauch. Die Grundkosten sind in gleicher Höhe aus den Aufwandskonten der Buchhaltung entnommen, während Anderskosten in abweichender Höhe und Zusatzkosten gar nicht in der Buchhaltung enthalten sind.

Als Leistungen bezeichnet man das Ergebnis des betrieblichen Transformationsprozesses.[10] Sie können für den Absatzmarkt bestimmt sein oder innerbetrieblich genutzt werden. Während die Umsatzleistungen mit Erlösen bewertet werden, sind Lager- und Eigenleistungen mit ihren Kosten bewertet. Eigenleistungen können aktivierbar sein (z.B. selbsterstellte Anlagegüter) oder im Jahr ihres Verbrauchs voll in die Kosten gerechnet werden. Betriebsfremde, außerordentliche oder periodenfremde Vorgänge werden abgegrenzt.[11] „Unter einem Kosten- und Leistungsrechnungssystem versteht man die Kombination verschiedener Kostenrechnungselemente zu einem idealtypischen System“.[12] Dieses muß schnell, flexibel und integrativ sein.[13]

2.2. Determinanten eines Kostenrechnungssystems

Die KLR kann i.d.R. frei gestaltet werden.[14] Sie hat jedoch bestimmte Aufgaben zu erfüllen. Dazu gehört die Ermittlung des Betriebsergebnisses, die Überwachung der Wirtschaftlichkeit, die Unterstützung der Entscheidungsträger und die Mithilfe bei Kalkulation und Bewertung.[15] Kein Kostenrechnungssystem kann allen Aufgaben gleichermaßen gerecht werden.[16] Das Unternehmen muß Prioritäten setzen und vor der Einführung einige Grundsatzentscheidungen treffen:[17]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 1 : Grundsatzentscheidungen der Kostenrechnung

Aus der Kombination „Ausmaß der Kostenverrechnung“ und „Zeitbezug der Kosten“ entstehen sechs idealtypische Kostenrechnungssysteme.[18] Um eine leistungsfähige KLR zu implementieren und zu betreiben sind zudem folgende Grundsätze zu beachten:[19]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb 2. : Wichtige Grundsätze der Kostenrechnung

2.3. Wesen der Vollkostenrechnung

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Die VKR ist ein in mittelständischen Unternehmen immer noch weit verbreitetes Instrument.[20] Sie erfaßt, verarbeitet und verrechnet alle Kosten des Betriebes bis auf die einzelnen Kostenträger (z.B. Produkt, Auftrag u.s.w.), um vollkostendeckende Erlöse zu erwirtschaften. Die „vollen“ Stückkosten sind somit Grundlage der Kalkulation und bestimmen den Preis eines Erzeugnisses.[21] Um das zu erreichen, werden die Kosten typischerweise in Einzel- und Gemeinkosten gegliedert. Die Einzelkosten können dem Rechnungsobjekt direkt, die Gemeinkosten nur indirekt zugerechnet werden.[22] Unechte Gemeinkosten sind Einzelkosten, für die eine direkte Zurechnung auf das Rechnungsobjekt zu aufwendig ist.[23] Die VKR gliedert sich wie folgt:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 3 : Traditioneller Aufbau der Kostenrechnung[24]

Im Gegensatz zur VKR verrechnen die Systeme der Teilkostenrechnung in weiterführenden Rechnungen nur bestimmte Kostenteile (z.B. kurzfristig beeinflußbare und damit entscheidungsrelevante Kosten) auf Kostenträger.[25]

3. Vorstellung des Unternehmens

Die 1926 gegründete W.H. Küster GmbH&Co.KG (W.H.) ist mit derzeit 150 Mitarbeitern und ca. __ Millionen DM Umsatz in 1999 das kleinste produzierende Unternehmen in der Küster-Gruppe. Sie hat ihren Sitz in Ehringshausen/Hessen und ist in der zweiten Generation in Familienbesitz. Das Unternehmen fertigt und vertreibt Drahtseile für verschiedenste industrielle Anwendungen. Mit den heutigen Produkten ist man indirekt vom Automobilbau abhängig, für den man seit 1936 vor allem Bremsseile fertigt. Hauptabnehmer sind die Konzernfirmen der Küster-Gruppe. Der Küster- Konzern ist über Joint-Ventures und Beteiligungsgesellschaften weltweit tätig.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 4 : Umweltbeziehungen der W.H.Küster GmbH&Co.KG

Ein zahlenmäßig hoher Anteil an Kleinkunden ergibt sich aus der für ein mittelständisches Unternehmen typischen Flexibilität[26] und der daraus resultierenden Variantenvielfalt durch die Abwicklung von Sonderwünschen in kleinen Losgrößen. Die Branche des betrachteten Unternehmens ist zur Zeit durch steigende Produktionsmengen bei sinkenden Produktionswerten gekennzeichnet. Sie verhält sich somit konform zur allgemeinen wirtschaftlichen Entwicklung in Deutschland.[27]

[...]


[1] Porter, Michael: Stabilität durch Veränderung, in: Markt und Mittelstand, Heft 10 (1999), S. 76.

[2] Vgl. Homberg, C./Karlshaus J.: Kostenrechnung in mittelständischen und großen Unternehmen, in: krp, 43. Jg. (1999), Sonderheft 2, S. 73.

[3] Vgl. Schröder, E.F.: Einstieg in‘s Operative Controlling, in: Der Controlling Berater, hrsg. Hagen/Weber, Gruppe 4, Freiburg i. Br. (1996), S. 1–6, hier: S. 1.

[4] Vgl. Hahn, Dieter: PuK - Controllingkonzepte, 5. Aufl., Wiesbaden (1996), S. 182.

[5] Vgl. Weber, Jürgen: Kostenrechnung im Mittelstand, in: krp, 43. Jg. (1999), Sonderheft 2, S. 6.

[6] Die Begriffe Controller und Controllerdienst werden in dieser Arbeit synonym verwendet.

[7] Homberg C./Karlshaus J.T.: a.a.O. (1999), S.73.

[8] Diese Aussage ist in der gängigen Literatur unbestritten. Das ergibt sich aus den unterschiedlichen Zielsetzungen der verschiedenen Rechnungssysteme, der hohen Regelungsdichte (besonders durch das Steuerrecht) und den trotzdem noch umfangreichen Gestaltungsmaßnahmen im Rahmen der Jahresabschlußpolitk; vgl. hierzu z.B. Schneeloch, D./Bitz, M./Wittstock, W.: Der Jahresabschluß, 2. Aufl., München (1995), S. 436-440.

[9] Vgl. Mayer, E./Liessmann, K./Mertens, H.W.: Kostenrechnung, 6. Aufl., Stuttgart (1996), S. 183 f..

[10] Aus Inputfaktoren werden unter Beachtung ökonomischer Regeln Outputfaktoren. Damit wird der Begriff „Betrieb“ begründet und vom Begriff „Unternehmen“ abgegrenzt; vgl. Gutenberg, Erich: Grundlagen der Betriebswirtschaftslehre, Die Produktion, 24. Aufl., Berlin u.a. (1983), S. 2-5.

[11] Vgl. zu diesem Abschnitt bspw. Jorasz, William: Kosten- und Leistungsrechnung, Stuttgart (1996), S. 32-39.

[12] Däumler, K.D./Grabe J.: Kostenrechnung 1, Grundlagen, 7. Aufl., Herne/Berlin (1996), S. 111.

[13] Vgl. Weber, Jürgen: 10 Thesen zu Stand und Entwicklungslinien der Kostenrechnung, in: Buchführung, Bilanz, Kostenrechnung, Heft 23 vom 3.12.1986, Fach 21, S.1367, zitiert bei Däumler, K.D./Grabe, J.: a.a.O. (1996), S. 63.

[14] Vgl. Jorasz, William: a.a.O. (1996), S. 13 f..

[15] Vgl. Däumler, K.D./Grabe, J.: a.a.O. (1996), S. 58-62.

[16] Ebenda, S. 112.

[17] Ebenda, S. 98-111.

[18] Vgl. Däumler, K.D./Grabe J.: a.a.O. (1996), S. 111.

[19] Vgl. Mayer, E./Liessmann, K./Mertens, H.W.: a.a.O. (1996), S. 84-94.

[20] Empirische Erhebungen bei mittelständischen Unternehmen ergeben einen Einsatzgrad von mind. 75%; vgl. Homberg C./Karlshaus, J.T.: a.a.O. (1999), S. 75.

[21] Vgl. Männel, Wolfgang: Kostenträger, in: krp, 40. Jg. (1996), Heft 4, S. 240-242, hier: S. 240.

[22] Zu dieser Problematik siehe Gliederungspunkt 7.

[23] Vgl. Coenenberg, Adolf Gerhard: Kostenrechnung und Kostenanalyse, 2. Aufl., Landsberg/Lesch (1993), S. 51 f..

[24] Vgl. Mayer, E./Liessmann, K./Mertens, H.W.: a.a.O. (1996), S. 2.

[25] Vgl. Haberstock, Lothar: Kostenrechnung 1, Einführung, 10. Aufl., Berlin (1998), S 177-180.

[26] Vgl. Weber, Jürgen: a.a.O. (1999), S. 6.

[27] Vgl. Wirtschaftsverband Stahlumformung (WSU) e.V.: Statistische Daten 1999, S. 18.

Ende der Leseprobe aus 41 Seiten

Details

Titel
Einführung einer Vollkostenrechnung in einem mittelständischen Industrieunternehmen
Hochschule
Wissenschaftliche Hochschule Lahr  (Studienfach Betriebswirtschaftslehre)
Note
1,3
Autor
Jahr
2000
Seiten
41
Katalognummer
V15679
ISBN (eBook)
9783638207317
ISBN (Buch)
9783638679626
Dateigröße
672 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Schlagworte
Einführung, Vollkostenrechnung, Industrieunternehmen
Arbeit zitieren
Dipl. Betriebswirt (FH) Carsten Böser (Autor:in), 2000, Einführung einer Vollkostenrechnung in einem mittelständischen Industrieunternehmen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/15679

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