Jüdische Erwachsenenbildung in der Nachkriegszeit und im heutigen Deutschland


Hausarbeit, 2009

13 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Definitionen - Was ist jüdische Erwachsenenbildung

3. Jüdische Erwachsenenbildung in der Nachkriegszeit

4. Jüdische Erwachsenenbildung heute

5. Resümee

Anhang

Literaturverzeichnis

1. Einleitung

In dieser Hausarbeit versuche ich im Rahmen des gegebenen Umfanges die jüdische Erwachsenenbildung nach der Kriegszeit und im heutigen Deutschland darzustellen, wobei mein Akzent auf „heute“ gerichtet ist. Es ist möglich, dass nicht auf alle Einzelheiten eingegangen wird, dies war aber auch nicht Ziel dieser Arbeit. Ziel war es nämlich einen Überblick über die jüdische Erwachsenenbildung zu den genannten Zeitpunkten zu verschaffen und zu verstehen, was sie so besonders macht.

Viele Kenntnisse zum Thema ergeben sich bei mir durch persönliches Wissen und Erfahrung mit dem Judentum, da ich selbst Jüdin bin. Dieses Wissen habe ich mir seit meiner Kindheit angeeignet und ist dementsprechend nicht irgendwelchen Quellen zuzuordnen. Beschreibungen der jüdischen Gemeinde in Wiesbaden erfolgen ebenfalls durch jahrelange Erfahrung mit und in dieser. Ich hoffe, dass diese Tatsache, und auch, dass dies innerhalb der gesamten Arbeit vorkommt und nicht nur im Resümee, den wissenschaftlichen Anteil dieser Hausarbeit nicht verringert.

Ich gehe von allgemeinen Kenntnissen meines Lesers aus, so dass möglicherweise nicht alle Ereignisse oder Worte erläutert werden. Ich hoffe, dass es mir einigermaßen gelungen ist, den Sachverhalt adäquat darzustellen, ohne bei so wichtigen Themen wie Jüdische Identität und die Entwicklung der jüdischen Erwachsenenbildung im Kaiserreich tiefer einzuleuchten, denn dies würde den Rahmen dieser Arbeit sprengen.

2. Definition - Was ist jüdische Erwachsenenbildung

Jüdische Erwachsenenbildung meint „organisiertes Lehren und Lernen von jüdischen Erwachsenen zu jüdischen Themen für jüdische und nichtjüdische Erwachsene“. Unter jüdischen Themen sind die jüdische Kultur, jüdische Religion oder auch jüdische Geschichte zu verstehen. (W. Müller-Commichau, 2009, S. 3)

Das Lernen begleitet einen Juden lebenslang und zwar in allmöglichen Lebenssituationen und –positionen, weswegen ich eher von „andauernden Lernen“ sprechen würde, als von jüdischer Erwachsenenbildung. Das Leben der Juden war schon immer mit dem Lernen sehr eng verbunden, da ein Jude von Anbeginn seiner Kindheit gemäß seiner Religion und Tradition mit dem Thorastudium beschäftigt ist. Zugegebenermaßen waren und sind es meistens noch die Männer, die im klassischen Judentum systemisch lernen. Dies hat sich jedoch im laufe der Geschichte und der allgemeinen Schulpflichteinführung insofern geändert, dass viele Frauen sich ebenso dem Lernen im Judentum gewidmet haben. (ebd. S. 4)

Dadurch, dass das Lernen einen so großen Platz im Leben jüdischer Menschen einnimmt, kann man es auch als Teil der jüdischen Kultur bezeichnen. Kultur an sich ist meiner Meinung nach mit einer bestimmten Volkgruppe zu verbinden, aber auch genau so mit einem bestimmten Land. Jüdische Kultur dagegen, passt in dieses Bild insoweit nicht rein, weil Juden auch heutzutage noch in der ganzen Welt verteilt leben, obwohl es den Staat Israel gibt.

Dadurch, dass bis in das zwanzigste Jahrhundert hinein den Juden der Zugang in die Kultur des Landes, in dem sie lebten, oft verweigert wurde, erschufen sie für sich eine „eigene Welt“, in der die für sie wichtige Lebensbestandteile zum Ausdruck kamen. Unter diesen Bestandteilen waren mitsamt der Religion auch Musik, Dichtung sowie Bildung von sehr großer Bedeutung. Durch den dauerhaften Umgang mit diesen Segmenten, entwickelte sich eine Art Kultur, die jüdische Kultur eben, die auch zum „sozialen Überleben“ diente. (ebd.)

3. Jüdische Erwachsenenbildung in der Nachkriegszeit

Ab 1945 lebten die meisten Shoa( hebr. für „Vernichtung“)-Überlebenden in den so genannten Displaced Persons- Lagern (DP). Trotz der schrecklichen Erfahrung der letzten Jahre ihres Lebens, ging das Leben in diesen Camps weiter. Die Geburtenrate 1946 war die höchste der jüdischen Gemeinden auf der Ganzen Welt. (ebd. S.87) 1947 wurden in Belsen 1070 Paare miteinander verheiratet. (ebd., S. 91 zit. nach Königseder/Wetzel 2004, S. 203)

In den DP-Lagern, die oft ausgerechnet in ehemaligen Konzentrationslagern stationiert waren, trat in den ersten Jahren nach der Shoa das jüdische Kultur- und Bildungsleben zum Vorschein. Es fanden Kurse und Seminare zu verschiedensten Themen statt. Theater- und Gesangsgruppen richteten sich ein. (ebd., S. 87)

In Zentrum der Erwachsenenbildung standen allerding Berufsvorbereitungskurse, die die Menschen auf das zukünftige Leben in einem fremden Land, vor allem in Palästina, vorbereiten sollte, denn das Leben in den DP-Lagern war nur auf eine bestimmte Dauer festgesetzt.

Die oben genannten Vorbereitungskurse sind auch wirklich als Kurse, und nicht als eine Berufsausbildung zu verstehen, denn die Dauer dieser Kurse war im Durchschnitt zwei bis sechs Monate lang. Erlernt wurden die unterschiedlichsten Berufe, unter anderem auch Schneider, Elektriker, Bautechniker, Automechaniker, Schlosser, Fotografen und Kosmetiker. (ebd)

Auch Sprachkurse waren von großer Bedeutung. Die gemeinsame Sprache war zu dieser zeit Jiddisch, denn die meisten Juden stammten ursprünglich aus dem Osten Europas. In den Camps wurden Hebräisch und Englisch gelehrt. Unterrichtet haben diejenigen, die das gewisse Wissen beherrscht haben, aber auch Lehrkräfte aus Palästina. Über die pädagogische Kompetenz der Lehrenden lässt es sich streiten, aus diesem Grund wurden in der Amerikanischen Zone Schulungen für die Lehrenden durchgeführt um ihnen die Grundlagen des Referierens anzueignen. (ebd., S. 88)

Das Ziel der meisten Referate, die in den Camps gehalten wurden, war den Menschen nahezubringen, dass sie ihr weiteres Leben und ihre Jüdischkeit in Palästina leben sollten. Diese Tatsache kam nicht nur positiv bei den Zuhörern an. Trotzdem war die Teilnahme an den Vorlesungen überragend groß. In den ersten Monaten traten die Referenten vor insgesamt 25.000 Menschen vor. (ebd., S. 89)

Zwei Jahre nach der Shoa entstanden in den DP-Lagern auch Büchersammlungen. Die Bibliothek in Belsen z.B. verfügte 1947 über eine Sammlung von 3000 Büchern in verschiedenen Sprachen. Nur deutsch war nicht zu finden, denn diese galt als die „Sprache der Mörder.“ (ebd.)

Theater spielte in den Camps auch eine sehr große Rolle. Die Menschen waren durch die lange „Abstinenz“ sehr „kulturgierig“ geworden. Theater gab ihnen wieder die Möglichkeit Gefühle zu zeigen und das Erlebte zu verarbeiten. Für viele war der Theater ein Einstieg in die Welt der Alltagsnormalität, nach den vielen Jahren voller Angst, Hunger und Leid. (ebd., S. 90)

Die Erwachsenenbildung spielte zu diesem Zeitpunkt im Zusammenhang mit den emotionalen Folgen der Shoa keine große Rolle, da ihr Blick den beruflichen Qualifikationen und dem Wiedereinstieg in die jüdische Religion galt. Erst Ende der Sechziger Jahre, als Folge der studentischen Bewegung, fokussierte man dieses Thema in der Erwachsenenbildung. (ebd. S. 91)

1949 kehrten diejenigen, die während der nationalsozialistischen Zeit in die Sowjetunion geflüchtet sind, zurück in die bereits gegründete DDR, wo sie auf der sozialistisch-politischen Ebene tätig wurden und zum Teil höhere Ämter einnahmen. Jedoch wurde zu dieser Zeit eine ziemlich feindliche, anti-jüdische Kampagne geführt sodass sich die anzahl der Juden in der DDR sich extrem verringert hat. Am Ende der DDR waren nur noch 350 Juden in den Gemeinden verteilt. Dazu beigetragen haben mit Sicherheit auch Tatsachen, dass DDR sich nicht als „Nachfolgestaat des Nationalsozialismus“(ebd., S. 92) sah und somit nicht den rechtsmäßigen Besitzern zurückgab, sowie die antizionistische Politik der DDR-Regierung.

[...]

Ende der Leseprobe aus 13 Seiten

Details

Titel
Jüdische Erwachsenenbildung in der Nachkriegszeit und im heutigen Deutschland
Hochschule
Hochschule RheinMain - Wiesbaden Rüsselsheim Geisenheim
Veranstaltung
Erwachsenenbildung
Note
1,7
Autor
Jahr
2009
Seiten
13
Katalognummer
V156298
ISBN (eBook)
9783640685363
Dateigröße
394 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
erwachsenenbildung juden jüdische deutschland
Arbeit zitieren
Filina Valevici (Autor:in), 2009, Jüdische Erwachsenenbildung in der Nachkriegszeit und im heutigen Deutschland, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/156298

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