Männerberatung - Gründe für eine männerspezifische Beratung und Konsequenzen für die Beratungspraxis


Seminararbeit, 2002

19 Seiten, Note: 1


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Einleitung

1 Die Notwendigkeit einer männerspezifischen Beratung
1.1 Das Männerbild in der Gesellschaft
1.2 Gesellschaftsstrukturelle Gründe
1.3 Männerfreundschaften und Kommunikationsverhalten
1.4 Erziehung

2 Konsequenzen und Anforderungen an die Beratungspraxis
2.1 Anforderungen an die Beraterkompetenz
2.2 Anforderungen an die Rahmenbedingungen der Beratung
2.2.1 Berücksichtigung von Schwellenangst durch Niedrigschwelligkeit
2.2.2 Aufsuchende und bereitstellende Angebote

3 Stellungnahme und Ausblick

Literatur

Einleitung

In der Beratungslandschaft gibt es sehr viele Hilfeangebote für Frauen. Zwar gibt es auch Beratungseinrichtungen für Männer, die aber zum einen nicht so zahlreich und zum anderen in der Gesellschaft weniger akzeptiert sind. Ich schreibe diese Arbeit deshalb, weil ich der Meinung bin, dass viele Themen der Frauenberatung auch Männer betreffen können, z.B. Kindererziehung oder veränderte Geschlechterrollen. Interessant ist hierbei die Frage, wie wichtig eine geschlechtsspezifische Beratung auch für Männer sein kann und ob sie diese überhaupt benötigen. Wird die Notwendigkeit einer speziellen Männerberatung angenommen, stellt sich die Frage, welche Folgen diese Begründungen für die Beratungspraxis von Männern haben kann. Um das Thema einzugrenzen, beschränke ich mich hauptsächlich auf diesen Aspekt und gehe nicht ausführlicher auf Vergleiche zur Frauenberatung ein.

In dieser Arbeit gehe ich also zunächst der Frage nach, welche Gründe es für eine männerspezifische Beratung gibt bzw. warum Männer einer für sie zugeschnittenen Beratung bedürfen. Diese Gründe werden im ersten Kapitel zusammengetragen. Hierbei wird auch darauf eingegangen, welche Ursachen diese Gründe haben können.

Außerdem beschäftigt sich diese Arbeit mit den daraus folgenden Konsequenzen für die Beratungspraxis und versucht entsprechende Anforderungen zu formulieren. Diese Konsequenzen werden in Kapitel zwei dargestellt.

Das dritte Kapitel beinhaltet eine eigene Stellungnahme, wie plausibel mir diese Beratungsgründe erscheinen und wie ich die Notwendigkeit von Männerberatung im Anschluss bewerte. Außerdem werden das in Kapitel zwei dargestellte Anforderungsprofil und die Konsequenzen für die Beratungspraxis reflektiert. Abschließend wird ein Ausblick auf mögliche weitere Fragestellungen gegeben.

1 Die Notwendigkeit einer männerspezifischen Beratung

In diesem Kapitel geht es um die Frage, welche Gründe es für eine spezielle Männerberatung geben kann. Diese Gründe werden in den nachstehenden Unterkapiteln näher erläutert. Kapitel 1.1 beschäftigt sich mit dem Männerbild in der Gesellschaft und daraus folgenden Gründen für Männerberatung. In Kapitel 1.2 werden Argumente dargestellt, die auf gesellschaftliche Strukturen zurückgehen. In Kapitel 1.3 werden Aspekte aus den Bereichen Kommunikationsverhalten und Männerfreundschaften reflektiert. Im letzten Kapitel geht es um Gründe, die sich auf sozialisationstheoretische Argumente beziehen.

1.1 Das Männerbild in der Gesellschaft

Durch die feministische Forschung wurden viele Erkenntnisse über die Geschlechterdifferenz gewonnen. Dieser Forschungsansatz kritisierte traditionelle Geschlechterkonzepte, da diese nicht ausreichend auf weibliche Problemstellungen eingingen. Hingegen blieben in feministischen Entwürfen die männlichen Interessen ebenso unberücksichtigt wie die weiblichen Problemstellungen in den traditionellen Konzepten. Dieses Defizit an ausreichender Berücksichtigung der männlichen Seite mit ihren Problemen stellen Brandes und Bullinger in ihrem Werk „Handbuch Männerarbeit“ fest . (vgl. Brandes u. Bullinger 1996, S.7). Dementsprechend weniger richtet sich auch die Aufmerksamkeit von Beratungseinrichtungen auf männerspezifische Probleme. Zum einen sind die Angebote mehr frauenspezifisch. Zum anderen gibt es Ausschreibungen, die zwar neutral formuliert sind, aber e­her nur Frauen ansprechen. So bezeichnet sich z.B. „Pro Familia“ als Ansprechpartner für beide Geschlechter, bietet aber nur wenige Themen auch für beide oder explizit nur für Männer an (vgl. Trio Virilent[1] 1996, S.266). Diese „neutralen“ Angebote bergen nach Brandes und Bullinger eine Schwierigkeit in sich: Nach Ansicht der Autoren gibt es keine Geschlechtsneutralität in Beratung. Zudem müssten Stereotype, die sich dahinter verbergen, hinterfragt werden (vgl. Brandes u. Bullinger 1996, S.7).

Brandes und Bullinger stellen in ihrem Werk fest, dass im Feminismus das Männerbild der hegemonialen Männlichkeit vorherrschend ist. Hierbei müsse man aber berücksichtigen, dass es neben dieser Form noch viele Unterformen von Männlichkeit gäbe. Männer seien - wie Frauen auch - einmalige Individuen, die individuellen Beratungsbedarf hätten (vgl. Brandes u. Bullinger 1996, S.8).

Die Autoren weisen auf die Problematik hin, Männlichkeit mit Herrschaft gleichzusetzen, da hier „das Leiden an und in der patriarchal geprägten Gesellschaft unterschlagen wird.“ Männer litten auch an dieser Gesellschaftsform, da ihnen das von Männern definierte System zum Verhängnis werde. Die Trennung von Arbeit und Leben sowie der Leistungs- und Konkurrenzdruck stelle eine große Belastung für den Mann dar (vgl. Brandes u. Bullinger 1996, S.10 ).

All diese Gründe weisen auf Lebenssituationen und Problemstellungen hin, die eine männerspezifische Beratung notwendig machen.

Das seit dem Feminismus sich allmählich veränderte Geschlechterverhältnis betrifft nicht nur die Frauenrolle, sondern ebenso die Männerrolle. Diesem Sachverhalt werde zu wenig Bedeutung beigemessen (vgl. Brandes u. Bullinger 1996, S.3). Männer leiden nicht nur an der männerdominierten Gesellschaft, sie sind auch unzufrieden mit den vorgegebenen Lebenslagen (vgl. Brandes u. Bullinger 1996, S.4). Durch diese Umbruchsituation sind sie durch das Verhalten von Frauen irritiert. Männer sind unsicher in ihrer Rollendefinition und somit auch in ihrem Selbstbild. Zudem sei „das Zusammenleben zwischen traditionell sozialisierten Männern und selbstbewusster gewordenen Frauen“ schwieriger geworden (Doerry 1998, S.123). Hierbei müsse nicht nur die sexuelle Identität neu definiert, sondern auch die Frage nach männlichen Beziehungsqualitäten neu aufgerollt werden (vgl. Brandes u. Bullinger 1996, S.13/14). Eine solche Umbruchsituation stellt nach Doerry eine Lernchance für beide Geschlechter dar. Um diese Chance optimal zu nutzen, bedarf es der Unterstützung (vgl. Doerry 1998, S.124). Somit besteht also auch bei Männern eine Disposition für Beratungsbedarf.

Weitere Gründe für eine spezifische Männerberatung ist das immer noch vorherrschende Männerbild der Gesellschaft: Männer werden als „Macher“ gesehen. Das Bild des „Machers“ impliziert auch, dass Männer keine Probleme haben, sondern sie lösen. Das Eingestehen von Schwierigkeiten – vor allem auf dem Gebiet der Sexualität - wird als Versagen gewertet. Folglich bedeutet schon das Reden über sexuelle Probleme ein „Outing“ als Versager (vgl. Trio Virilent 1996, S.252). Nach Trio Virilent lässt sich hier eine erhöhte Schwellenangst, Hilfe und Beratung aufzusuchen, feststellen. Um angemessen auf diese männerspezifische Problematik einzugehen, bedarf es also auf Männer zugeschnittene Beratungsangebote, die „neutrale“ Angebote nicht erfüllen können. Auch Trio Virilent stellten ein Bedürfnis nach Beratung und Austausch besonders bei heterosexuellen Männern fest. Themen, bei denen Beratungsbedarf besteht, seien Sexualität, Verhütung, Sterilisation, ungewollte Schwangerschaft, Kinder und Probleme vor und nach konkreten Schwangerschaftskonflikten der Partnerin (vgl. Trio Virilent 1996, S. 250).

Die Veränderung des Männerbildes hatte auch Auswirkungen auf das Vaterbild. Väter nehmen heute eine andere Stellung in der Kindererziehung ein als früher. Dadurch sind Männer auch in ihrer Rolle als Erzieher häufig verunsichert (vgl. Brandes u. Bullinger 1996, S.13). Somit sollte es auch für Männer Möglichkeiten geben, eine Erziehungsberatung oder Männerberatung aufzusuchen, um Unterstützung in dieser Rollenunsicherheit zu erhalten.

1.2 Gesellschaftsstrukturelle Gründe

„Männer machen in einer patriarchaler Gesellschaft die Erfahrung, nicht zu wissen, wohin mit ihren Problemen, Ängsten und Unsicherheiten.“ (Trio Virilent 1996, S. 259). Die Ursache hierfür suchen Brandes und Bullinger in den bestehenden Geschlechterarrangements. In diesen Verhältnissen sei es üblich, männliche Bedürfnisse eher zu unterdrücken und zu verdrängen (vgl. Brandes u. Bullinger 1996, S.9). Da besonders Männer es als unmännlich empfinden, Probleme zu haben, werde Männerleiden stark verdrängt (vgl. Brandes u. Bullinger 1996, S.10). Auch gesundheitliche Probleme spielen hier eine tragende Rolle. Männliche Lebensentwürfe stellen häufig eine Beeinträchtigung für die Gesundheit dar, da sie primär auf Leistung und Karriere ausgerichtet sind. Gesundheitliche Probleme werden häufig ignoriert und vernachlässigt, was eine körperliche sowie psychische Schädigung des Mannes zur Folge haben kann. Daher sollten männliche Lebensentwürfe wegen ihrer Bedeutung für die Gesundheit hinterfragt werden (vgl. Brandes u. Bullinger 1996, S.15). Eine männerspezifische Beratung kann speziell auf diese Problematik abgestimmte Hilfestellungen geben, um eine Auseinandersetzung mit dem Zusammenhang zwischen Lebensentwurf und Gesundheit zu fördern und eine Reflexion darüber einzuleiten.

Die Wichtigkeit einer speziellen Beratung für Männer werde auch nicht durch den Sachverhalt geschmälert, dass Beratungseinrichtungen nur wenig von Männern frequentiert werden. Dies wird von Trio Virilent nicht auf fehlende Bedürfnisse, sondern auf ungeeignete Rahmenbedingungen der Beratungsstellen zurückgeführt. Aus diesem Grund plädieren sie für eine auf männliche Bedürfnisse zugeschnittene Beratung (vgl. Trio Virilent 1996, S.251).

Ein weiterer Grund für eine männerspezifische Beratung ist folgende Problematik: Männer sind oft nicht darin geübt, sich über oben genannte Themen auszutauschen. Sie haben das Gefühl, über diese Themen „Bescheid wissen zu müssen, ohne irgendwelche Fragen haben zu dürfen“. Trio Virilent führen dies auf ein „Defizit an offener und ehrlicher Kommunikation“ und teilweise auch Reflexion zurück (Trio Virilent 1996, S.251). Männer wünschen sich zwar Hilfe, aber der Wunsch, dies zu äußern, wurde ihnen schon in der Kindheit abgewöhnt. Mit anderen Worten: Sie können ihren Bedarf also nicht so äußern, wie sie es gerne möchten, da ihnen ihre Umgebung dies schon früh durch negative Sanktionen abgewöhnte (vgl. Trio Virilent 1996, S.251). Dieses Defizit kann in einer auf männliche Problematiken und Bedürfnisse abgestimmten Beratung aufgefangen werden.

1.3 Männerfreundschaften und Kommunikationsverhalten

Das Defizit an offener Kommunikation über problematische Themen kann man auch auf den Charakter von Männerfreundschaften zurückführen. Männer haben tendenziell wenig Übung darin, sich über Probleme auszutauschen. Die Ursache hierfür findet sich in der Art der Beziehungen, die sie zu anderen Menschen eingehen. Krieger drückt dies so aus: „Traditionell streben Frauen nach Sicherheit durch Nähe und Beziehungen zu anderen, während Männer ihr Heil in der Unabhängigkeit von nahen Menschen suchen“ (Krieger 1998, S.130). Gespräche zwischen Männern finden häufiger in öffentlichen oder halböffentlichen Räumen statt, die für vertraute Gespräche eher ungeeignet sind. Ein Austausch findet z.B. in der Stammkneipe, beim Sport, Vereinstreffen oder am Arbeitsplatz statt. Männer verfolgen also mit Gesprächen in der Halböffentlichkeit den Zweck, nicht auf sehr persönliche Themen zu sprechen zu kommen.

Männer reden miteinander wenig und ungern über ihre Gefühle, da ihnen dies eher schwer fällt. Kontakte zwischen Männern sind nach Trio Virilent nicht emotional, sondern oft durch Machtkämpfe und Konkurrenz geprägt. Die Ursache hierfür wird in der Homophobie gesehen. Mit Homophobie ist hier die Definition nach Kimmel gemeint. Dieser versteht darunter die Angst, Schwächen vor anderen Männern zu zeigen und „den Wunsch nach Nähe zu ihnen zuzulassen“ (Trio Virilent 1996, S.255). Daher bevorzugen Männer halböffentliche Räume, in denen keine zu große Intimität entstehen kann. Da Beratungseinrichtungen mehr von Frauen aufgesucht werden, sind diese eher auf die Bedürfnisse dieser Zielgruppe ausgerichtet. Um Männern einen Zugang zu Beratung zu verschaffen, ohne die oben genannten Ängste zu schüren, bedarf es einer männerspezifischen Beratung.

1.4 Erziehung

In Kapitel 1.2 wurde bereits geschildert, dass Männern ihre Hilfsbedürftigkeit schon früh durch ihre Umgebung abgewöhnt wurde. Jungen lernen also im Laufe ihrer Sozialisation, diese Hilfebedürfnisse zu unterdrücken. Sie erfahren, dass sie ihre Probleme für sich behalten und sie allein meistern sollen. Durch negative Sanktionen lernen sie, was ein Junge zu tun hat. Nach Trio Virilent lernen Jungen in der klassischen männlichen Sozialisation nicht, „sich zu spüren, ihre emotionalen Bedürfnisse zu äußern und sich bei persönlichen Problemen gezielt Hilfe zu holen“ (Trio Virilent 1996, S.267). Wer Probleme äußert, wird als Versager gesehen und glaubt dies schließlich auch selbst von sich. Dieses Versager-Prinzip haben viele Jungen durch ihre Erziehung internalisiert. Aus diesem Grund thematisieren Männer die Themen und Probleme, die sie bewegen, sehr ungern. Trio Virilent konstatieren sogar, dass Männer Themen, die sich mit Ängsten, Lust und Unlust oder seelischen Verletzungen beschäftigen, „meiden wie der Teufel das Weihwasser“ (Trio Virilent 1996, S.250). Dennoch stellten die Autoren in ihren Beratungsaktionen fest, dass Männer unter bestimmten Bedingungen großes Interesse an diesen Themen zeigten. Das Bedürfnis nach Hilfe und Beratung ist also vorhanden. Es wird oft durch Erziehung verdrängt, behält aber seine Dynamik und wird dann geäußert, wenn es bestimmte Bedingungen zulassen. Da aber übliche Beratungsstellen wenig von Männern frequentiert werden, lässt dies nur den Schluss zu, dass diese Einrichtungen keine angemessenen Bedingungen bieten, in denen Männer sich öffnen können. Folglich ist eine männerspezifische Beratung notwendig.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Männer aus unterschiedlichen Gründen einen Bedarf an männerspezifischer Beratung haben. Sie wurden unterschiedlich sozialisiert und haben somit eine andere Disposition als Frauen, die ebenso angemessener geschlechtsspezifischer Beratung bedarf. Männliche Bedürfnisse wurden bisher nicht genügend berücksichtigt und in gesellschaftlich geprägten Geschlechterarrangements verdrängt und unterdrückt. Eine Veränderung in den Rollen beider Geschlechter führt zu Unsicherheit auch in verschiedenen männlichen Lebensbereichen, was durch eine spezielle Beratung aufgefangen werden sollte.

Abschließend lassen sich die Gründe für die Notwendigkeit der Männerberatung in der These von Trio Virilent zusammenfassen, die auf einer Analyse einer Beratungsaktion beruht: „Für die Mehrzahl heterosexueller Männer gibt es keine angemessenen Beratungsangebote. Bestehende Einrichtungen bieten nicht die notwendigen männerspezifischen Rahmenbedingungen“ (Trio Virilent 1996, S.264).

2 Konsequenzen und Anforderungen an die Beratungspraxis

Nachdem im ersten Kapitel erörtert wurde, welche Gründe in der Literatur für eine männerspezifische Beratung genannt werden, beschäftigt sich dieses Kapitel nun mit der Frage, wie eine speziell auf männliche Problematiken und Bedürfnisse zugeschnittene Beratung aussehen und welche Anforderungen sie erfüllen sollte. Im folgenden wird ein entsprechendes Anforderungsprofil zusammengestellt.

2.1 Anforderungen an die Beraterkompetenz

Im ersten Kapitel wurde beschrieben, dass Männer nicht geübt darin sind, sich über ihre Gefühle und problembesetzte Themen wie z.B. Sexualität auszutauschen. Hier ist auf Seiten des Beraters eine hohe Kompetenz in der Gesprächsführung notwendig, um sich in den Klienten einfühlen und angemessen auf seine Bedürfnisse und Ängste reagieren zu können. Zudem sollte der Berater verschiedene Identitätsentwürfe von Männern kennen, um besser und verständnisvoller auf seine Klienten eingehen und so den Kontakt überhaupt herstellen zu können. Weiterhin sollte der Berater in der Lage sein, zur Auseinandersetzung mit männerspezifischen Themen anzuregen und Entscheidungsfähigkeit in bestimmten Situationen zu fördern (vgl. Trio Virilent 1996, S.250). Hierbei ist es nach Krieger besonders wichtig, „die Autonomie der Ratsuchenden zu stärken“, um somit Hilfe zur Selbsthilfe anzubieten. Dieses Ziel korrespondiere „mit dem Bedürfnis, Subjekt des eigenen Handelns zu sein“, was bei Männern sehr stark ausgeprägt sei (Krieger 1998, S.142).

Brandes und Bullinger formulieren Anforderungen an die Haltung des Beraters. Seine Haltung sollte nicht parteilich, sondern von „geschlechtsspezifischer Empathie“ geprägt sein (Brandes u. Bullinger 1996, S.9). Das bedeutet, „eine dem Mann als Mann angemessene Perspektive einzunehmen“, die den „Zugang zu den Gefühlen, Haltungen und der Sprache des Klienten“ ermöglicht. Im Beratungsprozess sollten dabei nicht alle Handlungen und Einstellungen des Klienten akzeptiert werden (z.B. Gewalt gegenüber der Partnerin). Der Berater sollte kritisch und reflektiert der „herrschenden Männlichkeit“ und geschlechtsspezifischen Mustern und Stereotypen - üblichen Zuordnungen von typisch männlichen und weiblichen Lebensentwürfen und Werten - gegenüberstehen. Es sollte bewusst versucht werden, das männliche Selbstverständnis in solche Richtungen zu orientieren, die auf „die Akzeptanz und Befreiung von Bedürfnissen“ zielen, die „im Rahmen herkömmlicher Geschlechterarrangements eher verdrängt und unterdrückt werden“ (Brandes u. Bullinger 1996, S.9).

[...]


[1] Diesen Namen gab sich die Autorengruppe von Stefan Beier, Ludger Jungnitz und Willi Walter, im folgenden nur als „Trio Virilent“ bezeichnet.

Ende der Leseprobe aus 19 Seiten

Details

Titel
Männerberatung - Gründe für eine männerspezifische Beratung und Konsequenzen für die Beratungspraxis
Hochschule
Universität Bielefeld  (Erziehungswissenschaft)
Veranstaltung
Seminar: Geschlecht und Beratung
Note
1
Autor
Jahr
2002
Seiten
19
Katalognummer
V15558
ISBN (eBook)
9783638206303
ISBN (Buch)
9783640385232
Dateigröße
543 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Arbeit ist in dem Bereich &quot,Pädagogische Diagnose und Beratung&quot, entstanden.
Schlagworte
Männerberatung, Gründe, Beratung, Konsequenzen, Beratungspraxis, Seminar, Geschlecht, Beratung
Arbeit zitieren
Hella Ludwig (Autor:in), 2002, Männerberatung - Gründe für eine männerspezifische Beratung und Konsequenzen für die Beratungspraxis, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/15558

Kommentare

  • Noch keine Kommentare.
Blick ins Buch
Titel: Männerberatung - Gründe für eine männerspezifische Beratung und Konsequenzen für die Beratungspraxis



Ihre Arbeit hochladen

Ihre Hausarbeit / Abschlussarbeit:

- Publikation als eBook und Buch
- Hohes Honorar auf die Verkäufe
- Für Sie komplett kostenlos – mit ISBN
- Es dauert nur 5 Minuten
- Jede Arbeit findet Leser

Kostenlos Autor werden