Die Konvergenz von E-Mail, Web und Sozialen Netzwerken am Beispiel von Google Wave


Bachelorarbeit, 2010

134 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Vorwort

1 Einleitung

2 Zielsetzung der Arbeit

3 Aktueller Stand von Kommunikationstechnologien
3.1 Web 2.0 - Herleitung und Definition
3.2 Social Software Anwendungen
3.3 Microblogging-Dienste

4 Google Wave
4.1 Die Entstehung von Google Wave
4.2 Was ist Google Wave? - Die Konvergenz verschiedener Technologien
4.3 Nutzungsanforderungen und Aufbau
4.4 Google Wave Technologie, API & Protokoll
4.5 Google Wave Client Interface
4.6 Umgang mit dem Google Wave Client
4.7 Account Management und Suchfunktionen
4.8 Einsatzmoglichkeiten von Google Wave
4.9 Die Ziele, Okonomie und Konkurrenz von Google Wave

5 Fazit & Ausblick

Literaturverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Tabellenverzeichnis

Vorwort

Bevor Sie in die Thematik der vorliegenden Arbeit einsteigen, mochte ich Ihnen zunachst einige Hinweise mit auf den Weg geben. Abhangig von dem Vorwissen und dem personlichen Interessensschwerpunkt kann diese Arbeit entweder durchgehend, vom Anfang bis zum Ende, oder abschnittsweise gelesen werden. Aus Grunden der leichteren Lesbarkeit wurde zudem auf eine geschlechtsspezifische Differenzierung, wie z. B. Teilnehmer/Innen, verzichtet, so dass entsprechende Begriffe im Sinne der Gleichbehandlung fur beide Geschlechter gelten. Des Weiteren wurden Begriffe, welche eventuell als unverstandlich erscheinen konnten, in den FuRnoten erklart.

Da es sich bei Google Wave um eine komplett neue Art der Webtechnologie handelt, existieren bisher kaum Literaturquellen, die sich mit dieser Thematik beschaftigen. Somit bezieht sich diese Arbeit uberwiegend auf online verfugbare Publikationen, Webseiten und eigene herausgearbeitete Ergebnisse. Bei der Auswahl der Online-Quellen wurde auf moglichst unabhangige und renommierte Webseiten geachtet. Weiterhin muss beachtet werden, dass, aufgrund der Schnelllebigkeit des Internets, die vorkommenden Fakten, Daten und Zahlen bereits kurz nach Erstellung der Bachelorarbeit ungultig sein konnen.

1 Einleitung

Am 28. Mai 2009 hat die Google Inc. auf ihrer alljahrlichen Entwicklerkonferenz in San Francisco ein Echtzeit-Kommunikationssystem, welches die Kommunikation und Kollaboration im Web revolutionieren soll, vorgestellt. Das Ziel dieses System ist, der immer grower werdenden Problematik, die durch die Vielzahl der Kommunikationsformen, -dienste und -awendungen im Web entsteht, entgegen zu wirken. Erreicht werden soll dies, in dem die wichtigsten aktuellen und alten Kommunikationstechnologien und Ideen des Webs in einer Plattform mit der Bezeichnung »Google Wave« kombiniert werden.

Diese Arbeit befasst sich mit genau dieser Plattform und bietet einen detaillierten Einblick in den Aufbau, die Funktionsweise und die Verwendung von Google Wave.

2 Zielsetzung der Arbeit

In der vorliegenden Arbeit wird der aktuelle Stand der Kommunikationsentwicklung im Web aufgegriffen und dadurch Wissen uber verschiedene Webtechnologien vermittelt. Dabei wird in erster Linie aufgezeigt welche Technologien und Ideen in Google Wave kombiniert werden. Des Weiteren wird das wesentliche Konzept der Plattform anschaulich erlautert, so dass der Aufbau und die Funktionsweise von Google Wave verstandlich werden. Zugleich wird auch anschaulich der Umgang mit dem Client Interfaces dieser Plattform erortert. Anhand praxisbezogener Beispiele wird auf den konkreten Nutzen und die vielseitigen Einsatzmoglichkeiten dieses Produktes im Unternehmensumfeld, aber auch im Privatgebrauch, eingegangen. Weiterhin werden die Ziele, die Google mit dieser neuen Technologie verfolgt, herausgearbeitet und zusammengefasst. AbschlieRend folgt ein Ausblick sowie eine realistische Prognose fur die zukunftige Weiterentwicklung dieser neuen Technologie.

3 Aktueller Stand von Kommunikationstechnologien

Dieses Kapitel beschaftigt sich mit dem aktuellen Stand der Web-Technologien und den damit verbundenen Kommunikationsanwendungen und -diensten. Dabei wird sowohl der Begriff Web 2.0 als auch Web-Technologien, wie soziale Netzwerke, Blogging-Dienste und Wikis, die unter diesem Begriff zusammegefasst werden, detailliert erlautert und definiert. Des Weiteren wird am Ende dieses Kapitels naher auf Microblogging-Dienste und den Grund ihres enormen Erfolges eingegangen.

3.1 Web 2.0 - Herleitung und Definition

Um auf den aktuellen Stand der Technik naher eingehen zu konnen, muss zuerst der Begriff Web 2.0, der im Grunde alle neuen Webentwicklungen umfasst hinreichend verstandlich erklart und definiert werden. Im Grunde gibt es keine einheitliche Definition fur das Web 2.0, sogar der Namensgeber selbst, Tim O'Reilly hat die Definition mehrmals uberarbeitet. Die aktuelle von Tim O'Reilly stammende Kurzdefinition ist ohne ein gewisses Vorwissen nicht vollstandig verstandlich. Deshalb bedarf es zunachst einiger Erklarungen, um die nachkommende Definition komplett verstehen zu konnen.

Die erste Frage, die fur ein besseres Verstandnis gestellt werden muss, ist nicht »Was ist das Web 2.0 und wie ist es definiert?«, sondern viel mehr »Was ist mit dem Web 1.0 passiert, dass eine neue Version entstanden ist. Zunachst muss festgestellt werden, dass es keine 2.0 Version des Webs gibt. Das World Wide Web existiert nach wie vor in seiner ursprunglichen von Berners-Lee entwickelten Form. Es hatte von Anfang an weder eine Release- noch eine Levelnummer1 und somit ist die Versions 2.0 nicht vollkommen zutreffend. Jedoch ist ersichtlich, dass sich das Web, seine Nutzer und das gesamte Umfeld seit der New Economy2 stark verandert haben. [Alby 2007]

Von dieser Oberlegung ausgehend kann das Web in Generationen, bei denen entscheidende Veranderungen beim Obergang von der ersten zur zweiten Generation stattgefunden haben, klassifiziert werden. Anhand dieser Veranderungen konnen die Anwendungen und Dienste der ersten und zweiten Generation durch ihre verschiedenen inhaltlichen und technischen Eigenschaften unterschieden werden und sich so einer Definition des Begriffs Web 2.0 annahern. Einer der groRten Unterschiede von Web 2.0-Anwendungen zu denen der ersten Generation ist, dass die Inhalte im Internet uberwiegend von den Nutzern selbst bereitgestellt werden (User Generated Content). Ein Beispiel fur diese neue Generation der Kommunikation stellen Weblogs dar. Sie werden von Webnutzern zur Erstellung von personlichen Tagebuchern und Journalen verwendet, oder um fremde Blogeintrage zu bewerten und zu kommentieren. Ebenso gehoren zur Web 2.0-Generation Dienste, wie z. B. Twitter und Facebook, mit denen sich Meinungen und Gedanken in Form von kurzen Texten in Echtzeit in das Internet ubertragen lassen. Es konnen mit diesen Anwendungen aber auch Fotos (Flickr), Lieder (last.fm) und Lesezeichen (Del.icio.us) katalogisiert, kategorisiert und mit anderen Nutzern geteilt werden. Durch diese neue Art der direkten beziehungsweise indirekten Kommunikation und Interaktion werden soziale Netzwerke aufgebaut. Zu beachten ist jedoch, dass das Ziehen einer klaren Grenze zwischen den aktuellen und den alteren Anwendungen schwierig ist, da einige Webseiten wie z. B. Amazon seit langer Zeit ihren Nutzern erlauben Beitrage zu publizieren und zu kommentieren. Dies ist einer der Hauptgrunde, wieso Webseiten dieser Art den New Economy Crash uberstanden haben.

Aus der technischen Sicht ist die wichtigste Eigenschaft von Web 2.0-Anwendungen, dass diese im Internet eine Nutzungsmoglichkeit, ohne vorherige Softwareinstallation uber einen Webbrowser bieten. Dieses Prinzip funktioniert, da die Web 2.0-Anwendungen auf einer Web-Plattform eines Dienstbetreibers angeboten werden. Ein weiterer grofter Vorteil dieses Systems ist, dass den Nutzern immer die aktuellsten Versionen der Software zu Verfugung stehen. [Blaschke et al. 2008] Auch das Verwenden und Bereitstellen von APIs3 gehort zu den entscheidenden Neuerungen der Web 2.0-Generation. APIs ermoglichen nicht nur Dritten neue Funktionen fur ihre Dienste zu entwickeln, sondern erlauben anderen Diensten Daten abzurufen und diese weiter zu verwenden. [Blaschke et al. 2008, Alby 2007]

Ausgehend von diesen Erkenntnissen wird die von Tim O’Reilly in einem Interview veroffentlichte Definition nun vollkommen verstandlich:

Beim Web 2.0 geht es darum, Anwendungen zu bauen, die das Netz als Plattform nutzen. Und die erste Regel dabei ist, dass die Anwendungen von ihren Nutzern lernen, also besser werden, je mehr Menschen sie benutzen. Beim Web 2.0 geht es um die Nutzung kollektiver Intelligenz. [Deutsche Welle 2010]

3.2 Social Software Anwendungen

Ebenso wie fur den Begriff Web 2.0 gib es auch fur Social Software keine genaue Definition. Im Grunde umfasst der Begriff alle internetbasierten Anwendungen, die der Kommunikation, Interaktion und Zusammenarbeit] dienen und somit soziale Netzwerke unterstutzen. Dabei basieren diese Anwendungen und Dienste zum grofcten Teil auf den oben genannten Technologies

Eine passende Methode um das breite Spektrum von Social Software Anwendungen zu strukturieren, liefert die Einteilung der Anwendungen in die drei Basis-Funktionen ihres Einsatzes (Abbildung 1). [Koch 2008]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1: Social Software Dreieck nach [Koch 2008]

- Informationsmanagement: Ermoglicht das Finden, Bewerten und Verwalten von (online verfugbaren) Informationen.
- Identitats- undNetzwerkmanagement: Ermoglicht die Darstellung von Aspekten seiner selbst im Internet, sowie die Verwaltung von sozialen Netzwerken.
- Kommunikation: Direkte und indirekte Kommunikation mit Partnern im Netzwerk.

Bei dem Social Software Dreieck handelt es sich nur um eine momentane Darstellung, bei der durch die kontinuierliche Weiterentwicklung der Anwendungen stets eine Verschiebung in Richtung der Dreiecksmitte stattfinden kann.

Im Nachfolgenden werden bekannte und haufig benutzte Social Software Anwendungen aufgezahlt und kurz beschrieben, dabei wird auch auf ihre Funktionsweise eingegangen.

Blog

Der Begriff Blog wird aus den Worten Web und Log gebildet und beschreibt ein online gefuhrtes Tagebuch auf einer Webseite. Die Reihenfolge der Blogeintrage ist umgekehrt chronologisch aufgebaut, so dass neueste Eintrage immer oben stehen. AuRerdem bieten die meisten Blogs eine Bewertungssystem, mit dem Kommentare durch die Leser zu den Eintrage verfasst werden konnen.

Podcast

Ein Podcast/Video-Podcast (abgekurzt Vodcast oder Vidcast) ist eine Art Radio- /Fernsehsendung im Internet, welche unabhangig von der Sendezeit uber einen Feed publiziert und heruntergeladen werden kann. Podcasts/Vidcasts sind in der Regel kostenlos und werden wie Blogeintrage nach und nach veroffentlicht und sind somit auch eine Form von Blogs. Das Beziehen von Podcasts erfolgt meistens (automatisch) uber RSS Feeds. [Wikipedia Podcats 2010]

Feed (RSS 2.0)

RSS4 ist ein XML-Format5, welches dazu verwendet wird Anderungen auf Webseiten, wie zum Beispiel Blogs oder News-Seiten, einfach und strukturiert zu veroffentlichen. Dabei werden die RSS- Dienste in Form von sogenannten RSS-Channels angeboten. Diese RSS-Channels versorgen die Abonnenten mit Informationsblocken, die aus einer Schlagzeile mit einem kurzen Textanriss, dem Publikationsdatum und einem Permalink6 zur Originalseite bestehen. Eine solche Bereitstellung von Daten im RSS-Format wird als RSS-Feed bezeichnet.

Somit bieten RSS-Feeds den Webnutzern die Moglichkeit sich uber aktuelle Webseiteninhalte zu informieren, ohne diese besuchen zu mussen. Außcerdem wird durch RSS-Feeds vor allem das Verfolgen mehrerer Quellen erheblich vereinfacht. [Wikipedia RSS 2010]

Social Tagging und Folksonomie

Tags sind Schlagworter, die dazu benutzt werden Bookmarks, Fotos, Videos als auch Blogeintrage zu kategorisieren und zu verwalten. Weiterhin dienen Tags auch als Suchbegriffe in soziale Netzwerken, die diese Funktion unterstutzen. Tagging bezeichnet dabei den Vorgang bei dem einem Objekt ein Tag zugewiesen wird. Zudem ist ein Tag nicht auf die Anzahl seiner Worter begrenzt, sondern kann auch aus mehreren Wortern bestehen.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 2: Tag Cloud des Google Wave Blogs

Die Visualisierung mehrerer verwendeter Tags wird als Tag Cloud bezeichnet (Abbildung 2). Bei einer Tag Cloud ist die GroRe der einzelnen Tags von der Haufigkeit ihrer Verwendung abhangig. Haufig benutze Tags werden groRer dargestellt, als Tags die von Benutzern selten verwendet werden.

Eine auf diese Art und Weise, von mehreren Benutzern erstellte Sammlung von Tags wird als Folksonomie bezeichnet.

Social Bookmarking

Unter Social Bookmarking sind Dienste zu verstehen, bei denen die Benutzer die Moglichkeit besitzen gemeinsam Lesezeichen von Webseiten zu sammeln und zu verwalten. Dabei geschieht die Kategorisierung der Webseiten durch das Hinzufugen von individuellen Tags. Jeder Benutzer besitzt eine eigene Linkliste, die er mit anderen Nutzern teilen und gemeinsam erweitern kann. So konnen z. B. Aktualisierungen von Linklisten anderer Benutzer als RSS-Feeds abonniert werden.

Durch dieses gemeinsame Sammeln, Taggen und Bewerten von Lesenzeichen entsteht eine qualitativ hochwertige Sammlung, die vor allem als eine Art Suchmaschine genutzt werden kann.

Soziale Netzwerke

Soziale Netzwerke sind Webdienste, die auf der Web 2.0-Technologie basieren und Menschen mit gemeinsamen Interessen, Vorlieben und Tatigkeiten verbinden. Der groRte Anteil des Inhaltes dieser Netzgemeinschaften wird hauptsachlich von den Benutzern selbst erzeugt (User Generated Content). Deswegen bieten Webportale dieser Art ihren Nutzern ein breites Spektrum an direkten und indirekten Kommunikationsmoglichkeiten. Bei sozialen Netzwerken kommt eine Vielzahl der bereits beschriebenen Social Software-Technologien, wie z. B. Microblogs und Blogs, Podcasts, E-Mail, Fotos, Profilseiten und zahlreiche weitere Kommunikationswerkzeuge zum Einsatz.

Bekannte Beispiele fur soziale Netzwerke im international Raum sind Facebook, Twitter, MySpace und LinkedIn. Im deutschsprachigen Raum sind StudiVZ, XING, Wer-kennt-wen und Stayfriends sehr beliebte soziale Netzwerke.

Wikis

Wikis sind offene, dynamische Webseiten, deren Inhalte von Nutzern frei erstellt, geloscht und verandert werden konnen. Die Wiki-Software, die es den Webnutzern ermoglicht bereits vorhandene Inhalte zu editieren oder neue zu erstellen, funktioniert wie ein Content-Management-System und erlaubt den Nutzern ein direktes Bearbeiten der Inhalte uber ihren Browser.

Das bekannteste Beispeil fur ein Wiki ist die freie Enzyklopadie Wikipedia.

Online-Dokumente

Online-Dokument-Dienste sind gunstige oder kostenlose Alternativen zu den oftmals sehr teuren Desktop-Anwendungen. Sie bieten die Moglichkeit Dokumente direkt im Webbrowser zu erstellen, zu bearbeiten oder mit anderen zu teilen. Bekannte Dienste dieser Art sind z. B. Google Docs und Zoho.com.

E-Mail

Die E-Mail ist nicht nur einer der altesten Dienste im Web, sondern zugleich auch die bekannteste und wichtigste Methode um elektronische Nachrichten auszutauschen. Viele hunderte Millionen Benutzer verwenden verschiedene webbasierte E-Mail Dienste, wie GMail, Hotmail oder Web.de, um taglich ihre elektronische Post zu versenden und zu verwalten.

Online Communities

Online Communities sind Internet-Gemeinschaften in denen Menschen mit gleichen Interessen und Absichten, ihre Meinungen, Erfahrungen und Eindrucke austauschen und sich gegenseitig unterstutzen.

Die klassische Form einer Online Community bildet das Forum. Hingegen sind soziale Netzwerke eine moderne Variante von Internet-Gemeinschaften, die aus mehreren verschiedenen Online Communities bestehen konnen.

Instant Messaging und Voice over IP

Instant Messaging (IM) ist eine der altersten Kommunikationsformen im Web, die sowohl von Geschaftsleuten als auch von privaten Nutzern verwendet wird. Das erste Chatsystem, der Internet Relay Chat, wurde bereits 1988 entwickelt und ist somit sogar alter als das World Wide Web. Trotzdem ist Instant Messaging immer noch einer der am haufigsten benutze Dienst des Internets, was sich auch dadurch auBert, dass groBe Soziale Netzwerke wie Facebook und StudiVZ ahnliche Chatfunktionen in ihre Systeme integriert haben. Beim Chatten konnen sich zwei oder mehrere Teilnehmer in Echtzeit unterhalten. Dazu mussen sie, sofern sie nicht online chatten zunachst ein Chatprogramm, einen sogenannten Client auf ihren Computern installieren. Viele dieser Clients unterstutzen zusatzlich die Obertragung von Dateien, Audio- und Video-Streams und ermoglichen somit auch das Voice over IP (kurz VoIP) Telefonieren im Internet.

Einer der bekanntesten Clients fur das Voice over IP Telefonieren ist Skype, welcher auch bei internen Konferenzen von namhaften Unternehmen eingesetz wird.

Mashups

Mashups kombinieren alle bisher vorgestellten Web 2.0-Anwendungen und Technologien und erstellen dadurch neue Medieninhalte. Dabei verwenden sie APIs um bereits vorhandene Webinhalte, wie z. B. Fotos, Videos, Texte und Tone zu kombinieren. Der Begriff selbst stammt aus dem Bereich der Musik und bedeutet dort soviel wie Remix.

Ein Mashup ist sozusagen ein »Remix« von Funktionen anderer Webseiten, um etwas Neues zu erstellen[...]. [Alby 2007]

Ein gutes Beispiel fur ein Mashup ist die netvibes.com Webseite, die ihren Benutzern ermoglicht eine personalisierte Webseite zu gestalten.

3.3 Microblogging-Dienste

Wie aus dem Begriff bereits ersichtlich wird, handelt es sich bei Microblogging um eine kurze Variante des Bloggens. Wie das Bloggen selbst gehort auch das Microbblogging zu den Social Software Anwendungen der Web 2.0-Generation. Jedoch bedarf es, wegen seiner Aktualitat und des enorm schnellen Wachstums seiner Communities einer gesonderten Erklarung.

Die Funktionsweise beim Microbloggen ist ahnlich wie bei dem SMS Schreiben. Es werden kurze, meist nur 140 Zeichen lange, Textnachrichten im Internet veroffentlicht. Die Textnachrichten konnen zusatzlich mit anderen Medieninhalten wie Fotos, Videos oder Sprachnachrichten, meist durch Verlinkung, kombiniert werden. Hinzu kommt das Microblogging plattformubergreifend funktioniert. Die Nachrichten konnen dadurch nicht nur uber die Webanwendungen der Dienstbetreiber, sondern auch uber SMS, E-Mail und Instant Messaging veroffentlicht und abonniert werden. Aus dieser Mobilitat ergibt sich auch die Begrenzung der Nachrichten. Zugleich ist diese Mobilitat, die auch eine neue Form der Echtzeit-Kommunikation und -suche darstellt, der Hauptgrund fur den enormen Erfolg der Microblogging-Dienste.

Der weltweit bekannteste Microblogging-Dienst ist Twitter.

Bei Twitter handelt es sich um einen MicroBlogging-Dienst, und gleichzeitig um eins der am schnellsten wachsenden Social Networks uberhaupt. [Berns et al. 2009]

Das enorme Potential dieser neuen Echtzeit-Internetdienste haben auch die Anbieter anderer Social Software Anwendungen erkannt und versuchen dieses fur sich zu nutzen. Deshalb bieten soziale Netzwerke wie Facebook, StudiVZ und XING ihren Nutzern ahnliche Funktionen, um Microblogs, die meist Statusmeldungen genannt werden, zu erstellen. Des Weiteren geben diese Plattformen ihren Benutzern die Moglichkeit bereits vorhandene Microblogging Accounts mit ihren sozialen Netzwerken zu verbinden. Diese Verknupfung verschiedener Technologien funktioniert durch die Freigabe der Twitter API, die fur jeden frei zuganglich ist. Aufgrund dieser Tatsache und der enormen Popularitat von Twitter, sind bereits fast alle groRen sozialen Netzwerke mit Twitter vernetzt.

Aber auch an Google ist diese neue Technologie nicht spurlos vorbeigezogen. Deswegen hat der Konzern ein direktes Konkurrenzprodukt zu Twitter, mit dem Namen »Google buzz«, entwickelt.

Dieser Erfolg und das enorme Potential von Microblogging-Diensten spiegelt sich vor allem im stetigen Wachstum der Besucher- und Mitgliederzahlen dieser Plattformen wieder. Dies lasst sich am besten am Beispiel von Twitter veranschaulichen.

Im April 2009 wurde durch das amerikanischen Marktforschungsunternehmens »comScore.« bekannt gegeben, dass Twitter in dem zuruckliegenden Jahr ein Wachstum von 700 Prozent verzeichnen konnte. Wie in Abbildung 3 erkenntlich ist, naherten sich die weltweiten Besucherzahlen im Februar 2009 bis auf 10 Millionen einzelne Besucher an. [comScore 2010]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 3: Wachstum der Twitter Besucherzahlen im Zeitraum 2008 bis 2009 [comScore 2010]

Auch im nachfolgenden Jahr konnte Twitter diese enorme Besucherwachstumsrate halten und damit erneut beweisen, dass es zu einem der am schnellsten wachsenden sozialen Netzwerke gehort.

In diesem Zusammenhang hat »comScore.« ermittelt, dass im Januar 2010 die Twitter Webseite von 73,5 Millionen einzelnen Besuchern aufgesucht wurde. Das entspricht einem Besucherwachstum von 1.105 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, als Twitter nur 6 Millionen einzelne Besucher verzeichnen konnte (Abbildung 4). [TechCrunch Twitter 2010]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 4: Wachstum der weltweiten Twitter Besucherzahlen im Zeitraum 2009 bis 2010 [TechCrunch 2010]

Laut dem globalen Marktforschungsunternehmen »nielsen« konnte Twitter in Deutschland ebenfalls einen enormen Nutzerzahlenanstieg verzeichnen. Dabei wurde ermittelt, dass die Besucherzahlen von Twitter im Februar 2010 einen Anstieg von 1.014 Prozent, auf 1,5 Millionen einzelne Besucher, zum Vorjahr verzeichnen konnte. Damit hat dieses Ergebnis sogar die meisten Vorhersagen von Social Media Experten ubertroffen. [nielsen 2010]

Des Weiteren hat eine Studie von »comScore.« im Marz 2010 ergeben, dass sich auch die mobilen Twitter Nutzerzahlen in dem vergangen Jahr mehr als vervierfacht haben. Somit greifen 4.7 Millionen Benutzer uber ihr Mobiltelefon auf den Twitter-Dienst zu. [Times 2010]

4 Google Wave

In diesem Kapitel wird die neue Plattform von Google Inc., Namens Google Wave, eingehend behandelt und analysiert. Nach einem kurzen Einblick in die Entstehung von Google Wave beschaftigt sich dieses Kapitel umfassend mit der Plattform selbst. Dabei wird auch geklart, welche Technologien, die bereits im zweiten Kapitel vorgestellt worden sind, in diesem System kombiniert werden. Auch das Interface des Google Wave Clients, das eine komplett neue Sorte von Webanwendungen darstellt, wird in diesem Kapitel anschaulich beschrieben. Des Weiteren wird der Aufbau von Google Wave aufgezeigt und erlautert, wie die Schlusselkonzepte dieser Plattform ein komplett neues Kommunikations- und Kollaborationsmodell darstellen. Auf Basis dieser Informationen werden die Funktionen ausfuhrlich dargelegt und an konkreten Beispielen veranschaulicht. Dabei wird nicht nur das Wissen uber das verschachtelte Kommunikationsmodell vermittelt, sondern auch verdeutlicht, dass durch eine Unterhaltung zugleich eine neue Art von Online-Dokumenten entsteht. Zusatzlich wird naher darauf eingegangen was Extensions, wie Gadgets und Robots sind und wie diese zur Verbesserung der Kommunikation und Kollaboration eingesetzt werden konnen. Ein weiterer Aspekt dieses Kapitels ist das bestmogliche Management des Google Wave Accounts, die Optimierung der Suchfunktionen sowie die Nutzung dieser neuen Plattform. AbschlieRend werden die Ziele und Chancen, die Google mit dieser neuen Technologie verfolgt, erortert.

4.1 Die Entstehung von Google Wave

Am 28. Mai 2009 wurde Google Wave zum ersten mal auf der Google-I/O-Konferenz7 der Offentlichkeit vorgestellt. Prasentiert wurde diese neue Web-Plattform von den Brudern Rasmussen, die zugleich auch die Erfinden dieser Technologie sowie auch von Google Maps sind, zusammen mit Stephanie Hannon, der Produktmanagering von Google Wave. Dabei wurde Google Wave als eine innovative auf dem HTML58 Standard basierende Webanwendung, die das Ziel verfolgt die Kommunikation und Koliaboration im Internet zu revolutionieren und zu verbessern, vorgestellt. [YouTube I/O 2010, TechChrunch I/O 2010]

Die Idee hinter Google Wave

Die Idee fur Google Wave hatten die beiden Bruder bereits 2002, wahrend sie an Google Maps arbeiteten. Dabei haben sie sich die Frage gestellt, wie die E-Mail aussehen konnten, wenn sie heute neu erfunden werden wurde. [YouTube I/O 2010, TechChrunch I/O 2010]

Der grundlegende Gedanke hinter dieser Frage war, ob es moglich ist ein einheitliches Kommunikations- und Kollaborationssystem zu schaffen, welches die Benutzung mehrerer verschiedener Kommunikationsarten und -anwendungen unnotig machen wurde. Durch dieses System wurden Fragen nach der Wahl der richtigen Anwendung, wie »Chat oder E-Mail?« uberflussig werden konnen. Um eine derartige neue Form der Kommunikation und Kollaboration zu entwickeln, mussten die wichtigsten bekannten Technologien und Ideen aus diesen Kategorien in einer einzelnen Anwendung kombiniert werden. [Google Blog 2010]

Seit der Veroffentlichung von Google Wave wird viel daruber spekuliert was Google Wave ist bzw. was es nicht ist und ob diese Technologie E-Mail und Instant Messaging ersetzen wird. Dabei sind die Meinungen zwiespaltig. Einerseits wird Google Wave als das nachste grolie soziale Netzwerk bezeichnet, andererseits vertreten viele die Meinung, dass diese Innovation keine Chancen im Wettbewerb mit anderen sozialen Netzwerken hat. Aktuell hat Google Inc. jedoch nicht explizit bekannt gegeben, ob Google Wave in irgendeiner Form mit anderen sozialen Netzwerken konkurrieren wird.

Bei einer so jungen Plattform, die sich noch in der Entwicklungsphase befindet ist es schwer eine Vorhersage zu treffen, wie sich diese in Zukunft weiter verandern wird und ob sich diese am Ende im Internet durchsetzen kann. Laut Googles eigenen Prognosen wird sich ihre Plattform mit zunehmenden Benutzerzahlen sehr schnell weiterentwickeln. [Ferrate 2010]

4.2 Was ist Google Wave? - Die Konvergenz verschiedener Technologien

Google Wave ist eine neuartige webbasierte Online-Anwendung, die es ihren Benutzern ermoglicht in Echtzeit miteinander zu kommunizieren und zusammenzuarbeiten.

Eine Wave stellt dabei sowohl eine Unterhaltung als auch eine neue Art von Online-Dokumenten dar. Dadurch bietet die Plattform seinen Benutzern nicht nur eine Instant Messaging ahnliche Form der Online-Unterhaltung, sondern vereinfacht auch die Zusammenarbeit mehrerer Personen an einem gemeinsamen Dokument. Des Weiteren kombiniert das System einige der besten Funktionen bekannter und neuer Technologien im Web mit dem Ziel die Kommunikation und Kollaboration zu verbessern.

In Google Wave kombinierte Technologien

E-Mail

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 5: E-Mails breiten sich durch mehrfaches Kopieren und Weiterleiten aus. [YouTube Overview 2010]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 6: Waves breiten sich durch gemeinsames Arbeiten an Waves aus. [YouTube Overview 2010]

Die nutzlichsten Funktionen und Eigenschaften der E-Mail, wie das Archivieren, das Versenden von Nachrichten an beliebig viele Empfanger und die Verwendung von Anhangen, wurden in Google Wave ebenfalls integriert. Jedoch wurden die Schwachen der E-Mail in Google Wave ausgebessert. So gibt es beispielsweise keine einfache Methode um anspruchsvolle Inhalte, wie Landkarten, Videos oder Foto Slideshows bei einer E-Mail einzubinden. Hinzu kommt, dass die HTML Formatierung von E-Mails in jedem E-Mail Client unterschiedlich dargestellt werden und deshalb beschrankt mit Formatierungen umgegangen werden muss.

Bei Google Wave stellen Anhange jeglicher Art und konsistente Formatierungen von Nachrichten keine Probleme dar. Ein weiterer Nachteil der E-Mail ist ihre Verbreitungsart. Da sich eine E-Mail durch mehrfaches Kopieren, Bearbeiten und Weiterleiten verbreitet, entstehen vor allem bei vielen Empfangern schnell verschiedene Versionen einer Nachricht. Hierbei ist es schwierig einen Uberblick zu behalten (Abbildung 5). Zudem konnen, durch einen fehlenden Bezug zu einem bestimmten Abschnitt in einer E-Mail, Missverstandnisse entstehen. Bei Google Wave hingegen arbeiten alle

Beteiligten an einer gemeinsamen »E-Mail«, die nicht nur ubersichtlicher, sondern auch flexibler ist (Abbildung 6).

Instant Messaging

Auch die Kommunikation wie bei einem Chatsystem ist in Google Wave moglich. Die Benutzer von Google Wave konnen sich in Echtzeit miteinander unterhalten und sich kurze Instant Messaging ahnliche Nachrichten hinterlassen. Dabei mussen, im Gegensatz zum Instant Messaging, nicht alle Teilnehmer einer Unterhaltung gleichzeitig online sein, da die Nachricht wie eine E-Mail behandelt wird. [Ferrate 2010]

Online Communities

Die Unterhaltungen in Google Wave sind in Form von »threaded conversations«, ahnlich wie bei Online-Foren, aufgebaut (Abbildung 7).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 7: Beispiel fur eine »threaded conversation* durch Kommentare zu einem Artikel [Mashable Thread 2010]

Soziale Netzwerke

Sowohl soziale Netzwerke als auch Google Wave vereinen viele der bereits beschriebenen Social Software-TechnologienundbietenihrenNutzereinbreitesSpektruman Kommunikationsmoglichkeiten. Auch die Inhalte werden bei Google Wave, ahnlich wie bei sozialen Netzwerken zum grolSten Teil von den Benutzern selbst erzeugt. Des Weiteren verhalt sich Plattform nicht nur wie ein soziales Netzwerk, es bietet seinen Nutzer auch die Moglichkeit durch Erweiterungen direkt an anderen sozialen Netzwerken, wie Facebook oder Twitter teilzunehmen.

Wikis

Ebenso wie bei Wikis kann auch bei Google Wave der Inhalt von Nachrichten, unabhangig von wem der Inhalt erstellt worden ist, beliebig verandert oder geloscht werden. Auch das Verlinken von Waves in andere Unterhaltungen funktioniert nach dem selben Prinzip wie das von Wiki-Systemen. [Ferrate 2010]

Online-Dokument

In Google Wave stellt jede Unterhaltung zu gleich auch ein Online-Dokument dar. Die Technologie und Funktionsweise ahnelt dabei der Google Docs Anwendung. Jedoch fehlen zur Zeit noch einige, fur eine Online-Dokument-Anwendung typische Funktionen, wie zum Beispiel das Exportieren der Dokumente im PDF-Format. Es ist aber nur eine Frage der Zeit bis diese fehlenden Funktionen ebenfalls in Google Wave implementiert werden.

Social Tagging

Ebenso wie bei Social Bookmarking- oder Photo Sharing-Seiten werden auch in Google Wave Tags dazu verwendet, um Waves zu kategorisieren und zu verwalten. Das Taggen dient zudem der Suchoptimierung, so dass sich einzelne Waves einfacher wiederfinden lassen.

Photo Sharing

Mit Google Wave lassen sich ahnlich wie auf Photo Sharing-Seiten wie flickr.com, Fotoalben erstellen und mit anderen Benutzern teilen. Zudem generiert Google Wave beim Hinzufugen von mehreren Fotos automatisch eine Foto Slideshow, die sich mit wenigen Klicks abspielen lasst. Auch Inhalte, wie Videos oder Dateien lassen sich in die Plattform einbinden. Jedoch ist hierbei die Funktionalitat noch nicht so weit ausgereift.

Mashups

Mashups entstehen in Google Wave vor allem bei dem Erstellen von Erweiterungen, wie Robots oder Gadgets. Dabei bedienen sich die Erweiterungen der APIs anderer Anwendungen und erstellen durch die Kombination dieser, neue Funktionen und Anwendungen.

Es werden jedoch nicht nur die bis jetzt genannten Technologien und Ideen in Google Wave kombiniert, sondern auch zahlreiche Weitere, wie das Blogging oder das Microblogging. Diese lassen sich durch das Einbinden von Erweiterungen in Google Wave realisieren.

4.3 Nutzungsanforderungen und Aufbau

Wie bereits zu Anfang dieses Kapitels erwahnt wurde, handelt es sich bei Google Wave um eine revolutionare, auf dem HTML5 Standard basierende Webanwendung. Das heiftt, dass fur die Benutzung von Google Wave nur ein geeigneter Webbrowser9 und Internetzugang benotigt wird. Dabei folgt Google dem aktuellen Trend, bei dem neue Anwendungen komplett im Webbrowser ausgefuhrt werden (Abbildung 8). Durch die Einflusse des HTML5 Standards und der AJAX10 Technologie auf das Google Wave Client Interface, wird einem das Gefuhl vermittelt, dass es sich um eine Desktop- und keine Webanwendung handelt. Dateien vom Desktop lassen sich beispielsweise per Drag and Drop direkt in den Browser ziehen.11 [Ferrate 2010]

Neben dieser Webbrowser Variante lasst sich Google Wave auch uber Desktop Clients ausfuhren. Auf diese Weise kann die Plattform zum Beispiel in den Desktop E-Mail Client »Mozilla Thunderbird« integriert oder uber den Desktop und Mobile Client »Waveboard« genutzt werden. Des Weiteren lasst sich Google Wave bereits auf den meisten Smartphones12, die einen kompatiblen Browser besitzen, verwenden.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 8: Anzeige des Google Wave Client Interfaces uber einen Webbrowser

Aufbau von Google Wave

Google Wave besteht aus drei unterschiedlichen Ebenen (Abbildung 9). Die Kombination dieser stellt das gesamte und umfassende Angebot von Google Wave dar. Die Ebenen bestehen unabhangig von einander, sie besitzen verschiedene Zielgruppen und bieten den Nutzern unterschiedliche Funktionen. [Google Blog 2010, YouTube I/O 2010]

1. Produktebene

Zunachst stellt Google Wave ein Produkt dar, das seinen Benutzern die Kommunikation und Zusammenarbeit in Echtzeit ermoglicht. Aus dieser Sicht betrachtet, stellt Google Wave eine Webanwendung dar, die den Nutzern erlaubt auf Waves zuzugreifen und diese zu bearbeiten. Dabei handelt es sich um eine HTML5 Anwendung, die mit dem Google Web Toolkit erstellt wurde und seinen Benutzern, neben einem vielseitigen Texteditor weitere Funktionen, wie das Drag and Drop vom Desktop, bietet. Mit dieser Funktion lassen sich beispielsweise Fotos direkt in die Wave einfugen. Aus der Produktebene betrachtet stellt Google Wave einen Client dar.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 9: Die drei Ebenen des Google Wave Systems [Ferrate 2010]

2. Plattformebene

Zugleich ist Google Wave auch eine Plattform, die viele offene Programmierschnittstellen (APIs) besitzt. Ober die APIs haben dritte Entwickler die Moglichkeit Waves in andere Internetdienste einzubinden und Erweiterungen, die innerhalb der Waves funktionieren, zu entwickeln.

3. Protokollebene

Google Wave ist auch ein offenes Protokoll, das die Basis fur die Speicherung und das Mittel fur die gemeinsame Nutzung von Waves darstellt. Es beinhaltet auch die Echtzeit-Steuerung, mit der den Nutzern Anderungen in allen genutzten Diensten sofort angezeigt werden. Das Protokoll wurde fur eine offene Zusammenarbeit entworfen, so dass fremde Wave Dienste miteinander und mit dem Google Wave Dienst kooperieren konnen. Um die Obernahme des Protokolls zu fordern bietet Google das Protokoll als offenen Standard an.

Bestandteile von Waves

Eine Wave besteht im Wesentlichen aus den drei Hauptbestandteilen. Der Wave selbst, einer oder mehrere Wavelets und Blips, in die Inhalte eingefugt werden konnen (Abbildung 10).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 10: Die wesentlichen Bestandteile einer Wave [Ferrate 2010]

Waves

Eine Wave beschreibt im Grunde genommen eine komplette Unterhaltung mit allen Antworten, Kommentaren und Anhangen. Genauer betrachtet ist eine Wave ein Container fur Wavelets, die strukturierte Informationen und Unterhaltungen enthalten. Dabei kann eine Unterhaltung entweder fur eine Person oder fur mehreren Teilnehmer, die sowohl Benutzer als auch Robots sein konnen, erstellt werden. AuRerdem ist eine Wave eine dynamische Instanz, die den Verlauf einer Unterhaltung speichert und die sich in Echtzeit durch Aktionen von Teilnehmern verandert. In ihrer Gesamtheit stellt eine Wave eine neue Art von gehosteten XML Dokumenten dar. [Wave Code API 2010]

Wavelets

Teile einer kompletten Unterhaltung (einer Wave) werden Wavelets genannt. Wavelets bestehen wiederum aus einer Teilnehmerliste und einzelnen Nachrichten bzw. Dokumenten (Blips). Wavelets dienen somit als Container fur einzelne oder mehrere Blips. Zugleich handelt es sich bei Wavelets um die Grundeinheit in der die Vergabe der Nutzungsrechte stattfindet. Hier wird durch das Bearbeiten der Teilnehmerliste festgelegt, wer auf Inhalte eines Wavelets zugreifen kann. Das heiRt, dass nicht jeder Teilnehmer einer Wave auch gleichzeitig Zugriff auf alle Wavelets besitzt. Jedoch besitzen alle Teilnehmer, die zu einer Wavelet gehoren sowohl Lese- und Schreibrechte fur diese Wavelet. Durch diese Technik lassen sich innerhalb einer Wave private Beitrage verfassen, die nur fur ausgewahlte Teilnehmer sichtbar sind (siehe Private Reply). [Wave Code API 2010]

Blips

Blips sind die kleinsten Elemente einer Wave. Damit bilden sie die Basiseinheit von Unterhaltungen. Blips bestehen aus einzelnen Nachrichten die in Wavelets erscheinen, dabei besteht jedes Wavelet immer aus mindestens einer Ursprungs-Blip. Der Inhalt einer Blip wird als Dokument bezeichnet. Blips konnen auRerdem weitere Blips als Kinder enthalten und dadurch eine Blip-Hierarchie bilden. [Wave Code API 2010]

Dokumente

Ein Dokument ist ein Inhaltselement, das einer Wavelet hinzugefugt wird. In der Wave API gibt es zwei grundlegende Typen von Dokumenten. Einerseits stellt der Inhalt einer Blip ein Dokument dar. Dabei handelt es sich um ein XML Dokument, durch welches es moglich wird sowohl normale Text als auch andere Anhange, wie zum Beispiel Fotos, Videos oder PDF Dokumente in einer Nachricht einzufugen. Des Weiteren kann die XML uber die API frei abgerufen, bearbeitet oder hinzufugt werden.

Andererseits gibt es Dokumente, die ebenfalls direkt auf Wavelets wirken, jedoch nicht fur Benutzer sichtbar sind. Diese Art der Dokumente wird in Google Wave als Datendokument bezeichnet. Hierzu zahlen zum Beispiel Tags und der in Google Wave bereits integrierte Rechtschreib Robot Spelly. Spelly besitzt Rechtschreibvorschlage fur falsch geschriebene Worter innerhalb einer Blip [Wave Code API 2010]

Participants

Als Participants werden Teilnehmer einer Unterhaltung (Wave) bezeichnet. Die Teilnehmer konne entweder normale Benutzer oder Robots sein. [Wave Code API 2010]

Robots

Robots sind Zusatzanwendungen, die ahnlich wie reale Teilnehmer an Waves teilnehmen konnen. Sie reagieren automatisch auf eingehende Informationen und beteiligen sich an Unterhaltungen oder beeinflussen diese. [Wave Code Ext 2010]

Gadgets

Gadgets sind kleine Anwendungen die in Waves ausgefuhrt werden. Alle Teilnehmer einer Wave konnen diese Anwendungen nutzen beziehungsweise sich an ihnen teilnehmen. Dazu zahlen zum Beispiel Anwendungen wie Google Maps oder Echtzeit-Spiele wie Sudoku. [Wave Help Ext 2010]

4.4 Google Wave Technologie, API & Protokoll

In dieser Bachelorarbeit wird Google Wave hauptsachlich aus der Sicht der Produktebenen betrachtet. Um jedoch das gesamte Potential von Google Wave zu erkennen, ist es wichtig etwas uber die beiden anderen Ebenen zu erfahren. Dieses Kapitel beschaftigt sich deswegen eingehend mit »Google Wave die Plattform« und »Google Wave das Protokoll«. Es wird erklart was die Google Wave API ist und welche Moglichkeiten sie Entwicklern bietet. Auch wird erlautert, was das Federation Protokoll ist und wie es eingesetzt werden kann, um eigene Wave-Server zu erstellen. Des Weiteren werden die wesentlichen technischen Aspekte von Google Wave naher betrachtet.

Zu beachten ist, dass dieses Kapitel nicht fur die Arbeit mit Google Wave entscheidend ist, sondern Zusatz- und Hintergrundinformationen, die hauptsachlich fur Entwickler und Programmierer von Interesse sind, liefert.

Wie auf der I/O-Konferenz angekundigt veroffentlicht Google immer grolRere Teile des Google Wave Quellcodes, um Google Wave moglichst transparent zu gestalten. Das bedeutet jedoch auch, dass bereits fur die Erklarung einzelner Funktionen und Technologien von Google Wave, mehrere Bucher benotigt werden. Deswegen gibt dieses Kapitel nur einen groben Uberblick uber die Funktionsweise von Google Wave.

Die Funktionsweise von Google Wave

Wie bereits im Laufe dieses Kapitels erwahnt wurde, ist eine Wave sowohl eine Unterhaltung als auch ein Dokument. Im Wesentlichen trifft diese Aussage jedoch nicht vollkommen zu. Denn technisch gesehen, handelt es sich bei einer Wave um ein XML Dokument, das sich auf einem Wave Server befindet. Das bedeutet, dass beim Erstellen einer Wave eigentlich ein Dokument erstellt wird. Wahrend der Kommunikation oder Kollaboration ist diese Tatsache nicht immer erkennbar, jedoch ist dieser Aspekt entscheidend fur die Funktionsweise von Google Wave. So wird z. B. beim Hinzufugen einer Blip zu einer Wave, diese Blip zu einem Teil eines dynamischen Dokuments. Dieses Dokument wiederum, kann anschlieRend dazu verwendet werden um eine gesamte oder nur einen Teile einer Unterhaltung anzuzeigen. Zusammenfassend bedeutet das, dass bei einer Unterhaltung in Google Wave die Aktionen der Teilnehmer als eine Dokumentenstruktur im Back-End gespeichert und als eine zusammenhangende Unterhaltung im Frontend angezeigt werden. [Ferrate 2010] Dabei wird das gleichzeitige Arbeiten mehrerer Benutzer an einem gemeinsamen Dokument sowie die Kommunikation und Kollaboration in Echtzeit durch die Verwendung des Concurrency Control System, das auf Operational Transformation13 (OT) basiert, erreicht.

Da die Operational Transformation sehr komplex und umfangreich ist, wird hier nicht detailliert darauf eingegangen. Jedoch wird nachfolgend kurz ihre Funktionsweise in Google Wave erortert.

Die OT repliziert das Dokument an allen Standorten und ermoglicht allen Benutzer jeden Teil des Dokumentes jederzeit zu bearbeiten. Lokale Bearbeitungsvorgange werden dabei ohne Verzogerung durchgefuhrt. Entfernte Vorgange werden hingegen vor der Ausfuhrung zunachst transformiert. Die Verzogerungs- und Blockadenfreiheit der OT machen lokale Reaktionszeiten unabhangig von Netzwerkwartezeiten. Dadurch werden Benutzeraktionen sofort, ohne auf eine Antwort des Servers zu warten, lokal ausgefuhrt und dem Benutzer ohne Zeitverzogerung dargestellt. [Wave Protokoll OT 2010]

Aus einem nicht technischen Blickwinkel betrachtet, handelt es sich bei der visuellen Darstellung einer Wave im Google Wave Client um eine neue Art von Online-Dokumenten. Diese Dokumente vereinen nicht nur zahlreiche Kommunikationsformen und -technologien, sondern auch verschiedene Eigenschaften und Elemente bereits bekannter Dokumente (Abbildung 11). [Ferrate 2010]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 11: Bei Waves handelt es sich um eine neue Sorte von multimedialen Online-Dokumenten. [Ferrate 2010]

Google Wave API

Bei APIs (Application Programming Interfaces) handelt es sich um Programmierschnittstellen, die zur Verbindung verschiedener Systeme verwendet werden und somit einen Datenaustausch ermoglichen. Die sehr offenen und gut dokumentierten Google Wave APIs ermoglichen es Entwicklern relativ einfach neue Funktionen und Erweiterungen fur Google Wave zu erstellen. Des Weiteren lasst sich Google Wave in Dienste dritter Anbieter, wie zum Beispiel in die von sozialen Netzwerken oder in andere Webseiten einbinden.

Die Google Wave API besteht derzeit aus drei einzelnen APIs, die Entwicklern verschiedene Funktionen und Moglichkeiten bieten: [Wave Code API 2010, Ferrate 2010]

[...]


1 Release- und Levelnummer sind Bestandteile einer Versionsnummer eines Software-Elements, wobei die Releasenummer durch einen nachstehenden Punkt von der Levelnummer getrennt wird.

2 New Economy bezeichnet eine neue, durch die Globalisierung gepragte und durch das Aufkommen von Computern und neuen Kommunikationsmedien in den spaten 1990er Jahren entstandene Wirtschaftsform, die kurze Zeit spater scheiterte.

3 APIs Abkurzung fur »Application Programming Interfaces« sind Programmierschnittstellen, die dazu verwendet werden verschiedene Systeme zu verbinden um so einen Datenaustausch zu ermoglichen.

4 RSS-Feed (Englisch: to feed - im Sinne von futtern, einspeisen, zufuhren). RSS steht fur:

RSS 0.9x - Rich Site Summary (1999); RSS 1.0 - RDF Site Summary (2000); rSs 2.0 - Really Simple Syndication (2002)

5 XML (Extensible Markup Language) ist eine erweiterbare Auszeichnungssprache, die im Grunde keine eigentliche Programmiersprache, sondern eine Sprache, um anwendungsspezifische Datenstrukturen betriebssystem- und- medienubergreifend abzuspeichern, zu bearbeiten und auszugeben.

6 Permalink (von permanent und Hyperlink) ist eine dauerhafte URL mit der eine Webseite, auch bei Anderung ihrer Adressen, aufgerufen werden kann.

7 Googles alljahrlichen Entwicklerkonferenz in San Francisco.

8 HTML5 ist die nachste Revision von HTML (Hypertext Markup Language). Das primare Ziel von HTML5 ist die Kompatibilitat zwischen Browsern zu gewahrleisten.

9 Geeignete Webbrowser sind Browser die HTML5 unterstutzen. Dazu gehoren aktuell Google Chrome, Firefox 3,5+ und Safari 4. Beim Internet Explorer lasst sich die HTML5 Unterstutzung nachtraglich durch ein Google Chrome Frame hinzufugen.

10 Ajax (Asynchronous JavaScript and XML) ist ein Sammelbegriff fur mehrere miteinander verknupfte Web-Technologien, die dazu verwendet werden um interaktive Webanwendungen zu erstellen.

11 Diese Funktion wird aktuell nur von dem Google Chrome Browser unterstutzt, da bei diesem die Software Google Gears bereits vorinstalliert sind. Diese konnen aber auch jederzeit fur alle anderen Browser wie Firefox oder Safari installieren werden.

12 Aktuell kompatible Smratphones sind iPhones und Mobiltelefone mit Android Betriebssystem.

13 Die gesamte Erklarung zur Funktionsweise der Operational Transformation befindet sich auf http://www.waveprotocol.org/ whitepapers/operational-transform. Eine gut verstandliche Alternative befindet sich auf http://www.golem.de/0912/71996-5.html.

Ende der Leseprobe aus 134 Seiten

Details

Titel
Die Konvergenz von E-Mail, Web und Sozialen Netzwerken am Beispiel von Google Wave
Hochschule
Fachhochschule Amberg-Weiden
Note
1,3
Autor
Jahr
2010
Seiten
134
Katalognummer
V155522
ISBN (eBook)
9783640701148
ISBN (Buch)
9783640700981
Dateigröße
8203 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Kommunikation, Web, Wave, Google, Kollaboration, Social Software, soziale Netzwerke, Microblogging, Konvergenz, E-Mail, Raindrop, social networks
Arbeit zitieren
B. Eng. Waldemar Gilich (Autor:in), 2010, Die Konvergenz von E-Mail, Web und Sozialen Netzwerken am Beispiel von Google Wave, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/155522

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