Eintrittsmotivation und Aktivitäten von Frauen und Männern in rechtsextremen Organisationen in der Bundesrepublik Deutschland


Zwischenprüfungsarbeit, 2002

27 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Gliederung

1. Einleitung

2. Rechtsextremismus / rechtsextreme Organisationen
2.1 Der Begriff ‚Rechtsextremismus‘
2.2 rechtsextreme Organisationen
2.2.1 Die Republikaner („REP’s“)
2.2.2 Nationaldemokratische Partei Deutschlands („NPD“)
2.2.3 Deutsche Volksunion („DVU“)
2.2.4 weitere rechtsextreme Parteien und Organisationen

3. Rechtsextremismus – Frauen und Männer im Vergleich
3.1. Rechtsextremismus – reine Männersache?
3.2. Motive für rechtsextreme Orientierungen und für den Eintritt in rechtsextreme Organisationen
3.2.1 ‚allgemeine‘ Motive für Rechtsextremismus
3.2.1.1 Protestwähler
3.2.1.2 psychologische Erklärungsansätze
3.2.1.3 soziale Erklärungsansätze
3.2.1.4 politische Erklärungsansätze
3.2.1.5 Zusammenfassung der ‚allgemeinen‘ Motive
3.2.2 frauenspezifische Motive
3.2.2.1 positive Bewertung der ‚klassischen‘ Frauenrolle
3.2.2.2 Angst vor sexuellen Übergriffen
3.2.2.3 Frauen als ‚Anhängsel‘ von Männern
3.2.2.4 Dominanzkultur
3.2.2.5 Zusammenfassung der frauenspezifischen Motivationen und eigene Stellungnahme
3.3 Aktivitäten von Frauen und Männern in rechtsextremen Gruppen
3.3.1 Frauen in rechtsextremen Parteien
3.3.2 Frauen in weiteren rechtsextremen Organisationen und Gruppen
3.2.2.1 Skingirl-Freundeskreis Deutschland (SFD)
3.2.2.2 Mädelschar Deutschland
3.3.3 Zusammenfassung der Aktivitäten von Frauen

4. Schlussbetrachtung

1. Einleitung

Die vorliegende Hausarbeit beschäftigt sich mit der Frage, ob es Unter-schiede zwischen Frauen und Männern bezüglich ihrer Eintrittsmotivation und ihren Aktivitäten in rechtsextremen Organisationen gibt.

Dabei soll hier zunächst ein mal untersucht werden, was unter den Begriff ‚rechtsextrem‘ bzw. ‚Rechtsextremismus‘ zu verstehen ist. Im Anschluss daran soll beispielhaft auf einige Organisationen, die im weiteren Verlauf der Arbeit genannt sind, eingegangen werden. Dabei soll erläutert werden, warum diese Organisationen als rechtsextrem zu betrachten sind.

Anschließend wird zunächst untersucht, ob sich die Motive für den Eintritt in diese Organisationen zwischen Frauen und Männern unterscheiden, um dann zum Abschluss darauf einzugehen, welche Formen der Aktivität(en) es von Frauen in den rechtsextremen Organisationen gibt, und ob sich darin frauenspezifische Beitritts-Motive wiederspiegeln.

2. Rechtsextremismus / rechtsextreme Organisationen

2.1 Der Begriff ‚Rechtsextremismus‘

Der Begriff „Rechtsextremismus“ wird nicht nur umgangssprachlich, sondern auch in der wissenschaftlichen Literatur uneinheitlich verwendet, ein innerwissenschaftliches konsensuales Verständnis der Terminologie existiert nicht[1]. Zum Teil wird versucht, die konkurrierenden Begrifflich-keiten wie „Rechtsradikalismus“ oder „Rechtsextremismus“, „Ausländer-feindlichkeit“ und „Rassismus“ sowie „Neofaschismus“ und „Neo-nazismus“ bestimmten Phänomenen oder Gruppierungen zuzuordnen[2], was aber bislang nicht zu einer einheitlichen Terminologie geführt hat.

Der in dieser Arbeit verwendete Begriff von Rechtsextremismus dient als Sammelbegriff, der verschiedene Ideologien der Ungleichwertigkeit ungleicher Menschen beinhaltet. Kriterien für diese behauptete Ungleich-wertigkeit können zum Beispiel das „Geschlecht“, die „Rasse“, die „Kultur“ oder die „Religion“ sein. Darüber hinaus werden dem Begriff Rechtsextremismus hier auch Ideologien zugeordnet, die von einer nationalen Überhöhung ausgehen, eine homogene Volksgemeinschaft auf Grund vermeintlicher biologischer oder kultureller Merkmale behauptet, oder die als ‚anders‘ Definierten bis hin zur Vernichtungs-bereitschaft ausgrenzt, eine Einteilung in „lebenswert“ und „lebens-unwert“ propagiert[3].

2.2 rechtsextreme Organisationen

Im Folgenden sollen einige Parteien und Gruppierungen jeweils kurz vorgestellt werden. Ebenso soll an einigen Beispielen erläutert werden, warum diese als rechtsextrem anzusehen sind[4].

2.2.1 Die Republikaner („REP’s“)

Die Partei „Republikaner“ wurde 1983 in erster Linie von ehemaligen CSU-Mitgliedern gegründet. Mitte der 1990er Jahre hatte die Partei noch über 15.000 Mitglieder[5]. Die Zahl der Mitglieder hat sich allerdings in den letzten Jahren kontinuierlich auf 11.500 Personen im Jahre 2001 verringert[6].

Zwar ist die Partei bemüht, sich als rechtskonservative Partei innerhalb des demokratischen Parteienspektrums darzustellen, dennoch sind weiterhin tatsächliche Anhaltspunkte für rechtsextremistische Be-strebungen festzustellen[7].

Auch das aktuelle Parteiprogramm der Republikaner zur Bundestags-wahl 2002 offenbart, warum diese Partei als rechtsextrem anzusehen ist. So werden, zwar nicht so offen wie bei anderen Organisationen, aber dennoch deutlich, Ansprüche auf ehemalige deutsche Gebiete gestellt, im Sprachgebrauch wird statt ‚Deutschland‘ teilweise von ‚Mittel-deutschland‘ gesprochen[8]. Des weiteren wird in einer fremdenfeindlichen Weise der drohende Untergang des deutschen Volkes angedeutet, wenn noch mehr Ausländer die ‚deutsche Identität‘ durch ‚kulturelle Über-fremdung‘ gefährden[9].

2.2.2 Nationaldemokratische Partei Deutschlands („NPD“)

Die NPD konnte in den 1990er Jahren einen deutlichen Mitglieder-zuwachs aufweisen, allein zwischen 1997 und 1998 einen Zuwachs von ca. 50 Prozent[10]. Seitdem ist die Mitgliederzahl relativ konstant bei ca. 6.500 geblieben[11].

Selbst nach dem Stellen eines Verbotsantrags durch Bundesregierung, Bundesrat und Bundestag und der Einleitung eines Verbotsverfahrens durch das Bundesverfassungsgericht äußert die NPD offen ihre Feindschaft gegenüber der demokratischen Grundordnung der Bundes-republik Deutschland[12].

So finden sich im aktuellen Parteiprogramm der NPD mehrere eindeutige Stellungnahmen. Bei der NPD wird offener als bei den Republikanern gefordert, dass Deutschland sich wieder in seine „geschichtlich gewachsenen Grenzen“ ausdehnen müsse („Deutschland ist größer als die Bundesrepublik!“)[13]. Daneben finden sich wie bei den Republikanern Aussagen, dass der „Überfremdung“ durch Ausländer entgegenzuwirken sei, damit die „deutsche Volkssubtanz erhalten“ bleibe[14].

2.2.3 Deutsche Volksunion („DVU“)

Die DVU wurde 1987 gegründet. Zwar sind auch bei ihr die Mitgliederzahlen rückläufig, dennoch ist sie mit derzeit ca. 15.000 Mitgliedern die mitgliederstärkste rechtsextreme Partei Deutschlands[15].

Die verfassungsfeindlichen Bestrebungen der DVU lassen sich an übersteigerten nationalistischen, fremdenfeindlichen und re-visionistischen Publikationen erkennen[16]. So finden sich im aktuellen Wahlprogramm der DVU auch die schon bei den anderen Parteien genannten Themenfelder, wie eine „Begrenzung des Ausländeranteils“, und die Forderung nach Wiederherstellung eines Deutschlands mit den Gebieten "östlich von Oder und Neiße"[17].

2.2.4 weitere rechtsextreme Parteien und Organisationen

Neben den drei vorgestellten mitgliederstarken rechtsextremen Parteien gibt es noch ca. 70 weitere rechtsextreme Organisationen[18]. Einige Organisationen wie z.B. die Partei „Vereinigte Rechte“ haben sich auf-gelöst, andere Parteien wie „Ab jetzt...Bündnis für Deutschland“ (BfD) und „Bund für Gesamtdeutschland“ (BGD) waren nahezu inaktiv und beteiligten sich nicht an Wahlen[19]. Da die meisten anderen Organisationen aufgrund von Mitgliederschwund immer unbedeutender geworden sind[20], sollen sie an dieser Stelle nicht weiter vorgestellt werden.

3. Rechtsextremismus – Frauen und Männer im Vergleich

3.1. Rechtsextremismus – reine Männersache?

Wenn von Rechtsextremismus die Rede ist, geht es meist, insbesondere in den nichtwissenschaftlichen Publikationen, um Männer oder männliche Jugendliche. Nur vereinzelt wird auch über Rechtsextremismus bei Frauen und weiblichen Jugendlichen berichtet. Aber auch in wissenschaftlichen Publikationen standen zumindest in der Vergangen-heit oftmals Männer im Mittelpunkt der Untersuchungen. So kam bis 1990 das Thema „Frauen und Rechtsextremismus“ in der Forschung so gut wie nicht vor, und auch in der Folgezeit bezog sich der größere Teil der Untersuchungen und Veröffentlichungen auf männliche Täter bzw. Personen[21], wenn auch die Anzahl der Veröffentlichungen, die sich mit dem Phänomen „Frauen und Rechtsextremismus“ beschäftigen, scheinbar langsam weiter steigt.

Auf den ersten Blick mag dies auch einleuchten, da Männer im Zusammenhang mit rechtsextremen Straftaten wesentlich häufiger aktenkundig werden, als Frauen. So lag z.B. bei der Auswertung von knapp 1400 Ermittlungsakten im Zusammenhang mit rechtsextremen Straftaten der Anteil der männlichen Tatverdächtigen ungefähr bei 96 Prozent[22], andere Quellen schreiben Mädchen und Frauen sogar nur 2 Prozent der rechtsextremen Straftaten zu[23].

Darüber hinaus stellen Frauen nur ca. 3-5 Prozent der aktiven Funktionäre in rechtsextremen Parteien, sowie ca. 33 Prozent der WählerInnen[24].

Aus diesen vergleichsweise geringen Zahlen kann aber dennoch nicht abgelesen werden, dass Frauen ‚weniger rechtsextrem‘ sind, Rechts-extremismus somit also eine Männer-Angelegenheit sei, und Frauen davon meist nur als Opfer betroffen wären[25]. Vielmehr kann man den weiblichen Rechtsextremismus als eine Pyramide begreifen, bei der Frauen zwar nur wenige rechtsextreme Straftaten begehen, weniger stark in rechtsextremen Organisationen vertreten sind und solche Organisationen auch in geringerem Umfang wählen[26]. Auf der Ebene der Einstellungen bzw. Orientierungen kann nach mehreren Untersuchungen jedoch davon ausgegangen werden, dass Frauen und Männer in ungefähr gleichem Umfang fremdenfeindliche und rechtsextreme Ein-stellungen haben[27].

3.2. Motive für rechtsextreme Orientierungen und für den Eintritt in rechtsextreme Organisationen

Aus dem zuvor Beschriebenen kann zunächst festgehalten werden, dass Frauen und Männer gleichermaßen rechtsextrem sind, auch wenn sich dies unterschiedlich äußert, bzw. unterschiedlich stark zutage tritt.

Im Rahmen dieser Arbeit soll das Augenmerk aber viel mehr darauf gelegt werden, ob es Unterschiede in den Motiven für rechtsextreme Orientierungen und den Eintritt in rechtsextreme Organisationen zwischen Männern und Frauen gibt, und weniger, ob es zahlenmäßige Unterschiede gibt.

Um zu untersuchen, ob es frauenspezifische Motive für Rechts-radikalismus und den Eintritt in rechtsextreme Organisationen gibt, muss zuvor untersucht werden, welches die ‚allgemeinen‘ Motive für diese Einstellung, bzw. dieses Verhalten sind.

3.2.1 ‚allgemeine‘ Motive für Rechtsextremismus

3.2.1.1 Protestwähler

Ein weit verbreiteter Erklärungsansatz für rechtsextremistisches Wahlverhalten geht davon aus, dass es sich bei vielen Wählern rechtsextremer Parteien um sogenannte Protestwähler handele, deren Wahlverhalten weniger auf einer ideologischen Überzeugung beruhe, sondern dass sich bei der Wahl diffuser Unmut in ein Votum für derartige Parteien wandele[28]. Weiter lässt sich nach diesem Erklärungsansatz an den Untersuchungen zur Sozialstruktur der Wählerbasis erkennen, dass die Zustimmung für rechtsextreme Parteien besonders in ‚unteren‘ sozialen Schichten erfolgt. In diesem Zusammenhang wird auf die sogenannten ‚Modernisierungsverlierer‘ verwiesen, deren reale soziale Ängste sich, in Verbindung mit einem Unmut über die etablierte Politik, in einem Protestwahlverhalten zugunsten rechter Parteien zeige[29].

[...]


[1] Kowalsky, Wolfgang/Schröder, Wolfgang, 1994, S. 9

[2] so z.B. bei Butterwege, 1996, S. 15

[3] die hier vorgenommene Definition beruht im wesentlichen auf den Ausführungen von Wlecklick, Petra, 1995, S. 9 und Bitzan, Renate, 2000, S. 19f.; vergl. auch Pfahl-Traughber, 1993, S. 18ff

[4] es werden jeweils nur einige Anhaltspunkte dargestellt, eine genauere Betrachtung aller Merkmale erscheint im Rahmen dieser Untersuchung nicht notwendig.

[5] Sturhan, Katrin, 1997, S.118

[6] Bundesministerium des Innern, 2001, S. 102

[7] Bundesministerium des Innern, 2001, S. 106

[8] Republikaner, 2002 – beim Besuch des Internet-Auftritts ertönt auf der Startseite die Melodie des ‚Deutschlandlieds“, dazu ist der komplette Text aller drei Strophen zu lesen.

[9] Republikaner, 2002

[10] Innenministerium des Landes NRW, 1998

[11] Bundesministerium des Innern, 2001, S. 85

[12] Bundesministerium des Innern, 2001, S. 66

[13] NPD, 2002

[14] Ebd.

[15] Bundesministerium des Innern, 2001, S. 95

[16] Ebd.

[17] DVU, 2002

[18] Bundesministerium des Innern, 2001, S. 35

[19] Bundesministerium des Innern, 2001, S. 117

[20] Ebd.

[21] Wohllaib, Nikola, 1996, S. 79

[22] Willems, Helmut/Würtz, Stefanie/Eckert, Roland, 1993

[23] Möller, Kurt, 1991, S. 27

[24] Bitzan, Renate, 2000, S.26; Wohllaib, Nikola, 1996, S. 81

[25] Jaschke, Hans-Gerd, 2001, S. 117

[26] vgl. Wohllaib, Nikola, 1996, S. 81

[27] Jaschke, Hans-Gerd, 2001, S. 117; Wohllaib, Nikola, 1996, S. 81

[28] Pfahl-Traughber, Armin, 1999, S. 93f.

[29] Ebd.

Ende der Leseprobe aus 27 Seiten

Details

Titel
Eintrittsmotivation und Aktivitäten von Frauen und Männern in rechtsextremen Organisationen in der Bundesrepublik Deutschland
Hochschule
Georg-August-Universität Göttingen  (ZENS)
Veranstaltung
Zwischenprüfung
Note
2,0
Autor
Jahr
2002
Seiten
27
Katalognummer
V15471
ISBN (eBook)
9783638205740
ISBN (Buch)
9783638643986
Dateigröße
462 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Eintrittsmotivation, Aktivitäten, Frauen, Männern, Organisationen, Bundesrepublik, Deutschland, Zwischenprüfung
Arbeit zitieren
M.A. Ekkehard Passolt (Autor:in), 2002, Eintrittsmotivation und Aktivitäten von Frauen und Männern in rechtsextremen Organisationen in der Bundesrepublik Deutschland, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/15471

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