Das Königreich der Tausend (Web-Edition i2.1)

Tunnel Sci-Fi Trilogy


Ausarbeitung, 2010

138 Seiten


Leseprobe


(I)Kausales

Eure klügsten Köpfe, mehr noch: Euer schlauester Zeitgenosse würde in unseren Sternensystemen sicher einen mittleren Bildungsabschluss hinbekommen.

Flaches ist rund, das ist für euch recht neu, aber hier bereits ein alter Hut.

Multiversen? Kein Thema. Unsere Wissenschaft weiß, dass die Mehrzahl von Universum, Universum ist.Begriffsverschiebungen werden seit langem vermieden. Es kommt sogar noch schlimmer:

Selbst wenn die Gefahr besteht dass dieses Buch nun wie ein heißes Eisen fallengelassen wird, sei hier erwähnt dass obiges Wort bereits eine unechte Hilfskrücke, eine Themaverfehlung im sprachlichen wie physikalischen Sinn darstellt. Dies ist erforscht und kann an geeigneter Stelle nachgelesen werden. Bei uns ist im innersten Artikel der Physik ein Hyperlink rüber zum Unaussprechlichen, zum Negierenden vorhanden. So ziehen wir betroffen den Vorhang zu und keine Fragen offen.

Die Physik beschreibt 49 Komma Planck-Neuner Prozent. Die Mathematik, das ist das mit den Zahlen, berechnet wertungsfrei nach dem Satz des Pythagoras immerhin eine negative Seitenlänge als gültige Lösung. Die Theorie die das alles vereint und hundert Prozent beschreibt ist de facto unfassbar. Sie ist die neueste Disziplin der Philosophie aber kein Thema. Es ist vollbracht: Nach tausend Seiten Gestammel schließt das Philosophische Buch mit dem Zentralwort.

Der leere Begriff Universum lockt schon lange keinen mehr hinter dem Ofen hervor. Progressivere sprechen längst von der Halbwelt. Noch mutigere ziehen ‚Zentralwortsystem‘ oder nur ‚das Zentralwort‘ dem noch vor, auch wenn es mehr als alles andere geächtet und gefürchtet wird. Selbst der Tod ist im Vergleich lächerlich.

Die Aussage, das Gegenteil einer großen Theorie ist wieder eine solche, die ist eben verkehrt.

Vielen Physikern scheint das Fundament zu fehlen. Deshalb verschwendet man bei euch immer noch einen Großteil der besten Ressourcen um aufgeblähte pseudo-Random Theorien aufzustellen.Hier geht man bereits länger andere Wege.

Anstelle noch einer aufgerollten Dimension erklärt man die Umgebung handfest, mit dem was man vorfindet. Vier Dimensionen reichen aus die Halbwelt zu beschreiben.

Es gibt kein einziges Ereignis das insgesamt passiert. Kein Prozess erzeugt oder zerstört Materie, e=±mc².Das leere All, der tote Kosmos, das eigenschaftslose Universum. Der Oberbegriff ist das Zentralwort. Das Zentralwort =

Wie verhält es sich im Grenzbereich der Intelligenz? Es ist einfach, ein Sub-Raum-Modell aufzustellen und schnell noch eine Dimension zu krümmen, theoretisch. Praktisch hat man noch nie einen Nutzen daraus ziehen können.

Es gibt sie, die Theoretiker, aber sie werden mitleidig belächelt. Nein, bei den Ausnahmetalenten ist leider eine andere Tendenz festzustellen, hin zum Selbstmord und zum Zentralwort im Nomen.

Dieses beherrscht unsere Gedanken 24/7 omnipräsent. Hinter den stärksten Adjektiven, im Kern jedes einzelnen Satzes steckt das unscheinbare Wort.

Es hat sich breit gemacht in den Köpfen ebenso wie in der Sprache. Die Unverständlichkeit steigt wenn man es ausspart, gleichzeitig unterstreicht man damit die außergewöhnliche Bedeutung.

Auch wenn man einen verlogenen Standpunkt vertritt und sich auf verlorenem Posten befindet gilt mehr denn je, dass es ungern gehört wird. Die Akademikerformulieren so gut es geht drum rum,schweigen es tot. Privat gauzen sie es ständig. Wie alle Todgeweihten.

Dies ist traurig aber ebenso wahr und kaum der Erwähnung wert, weil es auf den Verlauf dieser Geschichte und allen anderen keinen Einfluss hat. Wenn man so will ist die Basis unerheblich. Die Kurze Nennung hier ist nur der Vollständigkeit halber.

In Wissenschaftskreisen ist es eine klare Welt, genauer gesagt es sind brauchbare Welten bei uns, die doch so viel anders als eure sind.

Wir befinden uns ganz in der Nähe, so wie Ihr eher am äußeren Rand und dennoch hat noch nie eine Sonde die Erde auch nur annähernd erreicht. Wozu auch?

Man stellt solche Missionen ganz weit hinten an. Eure Sonne ist eine von zig-tausend katalogisierten Sonnensystemen. Sie trägt jedoch nur eine kryptische Bezeichnung, wie so viele andere auch, ein Eigenname fehlt.

Wir kennen Sternsysteme mit Planeten, eures ist eines davon, uninteressant für uns, wenn wir doch ganz in der Nähe unsere Schwester haben.

Hier im ersten Kapitel kurz eine Anmerkung zum Wuseln und Wimmeln. Es ist eine Mathematische Gewissheit: Wir sehen uns selbst von hinten an. In diesem endlichen Spiegelsystem ist das meiste der Hoaxmaterie dunkel, das heißt Leben ist rar.

Aber es kommt vor. Inselweise, außen am Rand eher als im Zentrum der Galaxie, es geht einfach gemächlicher zu, was eine Grundvoraussetzung ist. Die Parameter der Evolution, die Entstandenen, ähneln sich.

Uns vom Raah ist schon immer das hellste extra-solare Gestirn Indi aufgefallen. Dieser kleine Raah, wie wir sagen, leuchtet heller als jeder Nachbarplanet und sogar als unser eigener Mond, doch dazu später mehr.

Es gibt noch mehr Inspiration: Neben Trivy, der Hominiden Hauptwelt, ist unser Mond Trymoo übersät von Pflanzen und den seltsamsten Kreaturen. Besonders zu Erwähnen sind z.B. die wilden Roba, die als Nomaden umherziehend bis heute autark Ihrem Leben nachgehen.

Selbst wenn wir Menschen den grünen Mond beanspruchen so gibt es immer noch unerforschtes, selbstverwaltetes und Wildes. Aber auch die Umkehr ist möglich: Einige Ruba des Trymoo sind bei uns als billige Arbeitskräfte gern gesehen.

Ihre ungezähmtenVerwandten, die Roba, lässt man gewähren. Die meiste Zeit verstecken Sie sich in den Waldsümpfen. Desweiteren gibt es weitaus spannenderes in unserem Zwei-Sterne System. In die Hauptnachrichten hat‘s noch kein Roba-Überfall auf Trymoo gebracht.

Weiter außen liegt der Wasserplanet Eerx der trotz der relativ großen Entfernung zum Raah von flüssigem Wasser bedeckt ist. Es ist ein recht junger Planet, der einen Teil seiner Temperatur aus sich selbst, seinem Inneren bezieht.

Auf Ihm leben die Eemits, Schildkrötenartige äußerst robuste Zweibeiner mit einer Lebenserwartung von bis zu zweihundert Jahren. Sie sind die Herrscher dieser Welt.

Bedingt durch die absolute lokale Dominanz ist Ihre Evolution weit vorangeschritten. Neben einer komplexen Sprache hat die Besiedlung der einzigen Landmasse, des Superkontinenten Wahira bereits vor tausenden von Jahren begonnen.

Es ist eine unwirtliche, von Seen und Vulkanen durchzogene blank polierte Landschaft aus Granit, hart wie die Reptilien, die sie erobert haben.

Die neunzig prozentigen Wasseroberflächen des Eerx sorgen auch auf Wahira für reichlich Abregen. Algenartige Pflanzen ursprünglich aus dem Meer waren die einzigen nativen Landbewohner. Die Eemits sind jedoch ausgezeichnete Jäger, Züchter und Kultivier er.

Vor fast vierhundert Jahren, als wir noch keinen Kausal-Zusammenhang zweier entfernter Raumzeitpunkte in vernünftiger Echtlokalzeit herstellen konnten landeten wir Menschen zum ersten Mal auf dem Eerx.

Bedingt durch Ihre Bauart (vom Wasser kommend) hassen Sie es zu fliegen, besonders im Interplanetarischen Raum. Aber Sie lernen schnell. Schon ein paar Jahre später fand der erste Besuch eines Eemits auf Trivy statt.

Sie sind hochqualifizierte Spezialisten der Nahrungsmittelgewinnung und Veredelung. Durch Ihre Landwirtschaftliche Expertise haben diese robusten Wirbler einen erheblichen Beitrag geleistet uns zum Indi zu tragen.

Die ersten konventionalraum deep-shot Missionen konnten nur durch ein autark funktionierendes Nahrungsmittel Biosystem funktionieren. Von den Eemit entwickelt und am Laufen gehalten.

Auch wenn wir Menschen das Raah System dominieren so nehmen mittlerweile die von Ihnen kontrollierten Plantagen eine Schlüsselstellung in der Versorgung unseres Heimatplaneten ein.

Ja, wir sind geistig zu mehr fähig, deshalb hat man das triviale Thema Ackerbau und Viehzucht auf sie abgeschoben. Das bissel sollen die machen ist unser Credo. Seither bewältigen Sie diese Aufgabe mit Leichtigkeit, Erfindungsreichtum und Bravour.

Neben dem Welle-Teilchen Dualismus gibt es einen solchen ebenfalls bis zu einem gewissen Grad zwischen Evolution und Maschine, beziehungswiese zwischen Medizin und Technik. Auf dieses weite Feld wird aus gesellschaftlichen und soziologischen Gründen später detailliert eingegangen, zunächst bringt es uns zum Vex, dem innersten Planeten des Raah-Systems.

(II) Technischer Autismus

Machine City ist ein autark funktionierender Komplex entlang der Tag-Nachtgleiche unseres innersten Planeten. Die mehrere Kilometer lange und im Durchschnitt hundert Meter breite Anlage wird von ausrangiertensecond-hand Robotern der verschiedensten Klassen betrieben.

Außerdem beherbergt Machine City das wichtigste Gefängnis des gesamten Raah Systems: den Hochsicherheitstrakt Suspect-Zero, vom Volksmund jedoch nur Vex-grave genannt.

Die zum Einsatz kommenden Maschinen sind dediziert, wie man sagt, das heißt sie übernehmen jeweils nur eine fest programmierte Aufgabe. Es gibt Wärter, Supply-Bots die mechanische Fehler Ihrer Kollegen beheben, Recycler und Neuankömmlinge.

Für den reibungslosen Ablauf sorgt einer von uns, der Regent vom Vex, der Chief organisational Operator. Diese CoOs sind entweder aufstrebende Militärs oder Jungmanager die sich in kurzer Zeit einen Karriereschub erhoffen. Aber auch die lieben Credits spielen eine Rolle.

Seit einigen Jahren obliegt die Leitung Nef Silva, einem klassischen Aussteiger. Es sieht tatsächlich so aus als ob er den Job gerne macht.

Manch einer mag sich nun fragen wieso die Maschinen ihr Los einfach so akzeptieren? Hierzu ist erst mal zu sagen, dass Maschinen auf allen Planeten in den unterschiedlichsten Bereichen zum Einsatz kommen. Allerdings ist durch den vorherigen Satz die Frage noch offen.

Will man Sie beantworten so muss man die generelle Frage der Evolution der Maschinen, des simulierten Bewusstseins und der Künstlichen Intelligenz beantworten.

Das Ich-Bewusstsein lässt uns zwischen außen und innen unterscheiden. Diese Definition ist allgemein akzeptiert, sie reicht aus um gut zu leben.

Doch der Preis der Aufgeklärtheit ist hoch. Die Basis der Grundlagenforschung hält schon seit langem dagegen das im außen und innen das gleiche Bezugssystem gilt und somit das Bewusstsein wegfällt. Pech gehabt.

Auch hier stecken letztendlich das unfassbare im Kern und der Teufel im Detail.

Handwerklich betrachtet, oder aus Selbstschutz, spielt die Grundlage wieder mal keine Rolle. Zum zweiten Mal ist also die Basis vernachlässigbar, die Umwelt teilnahmslos.

Es ist technisch möglich ein Gehirn nachzubauen und damit auch ein Bewusstsein,im umgangssprachlichen Sinn, zu erzeugen. Was dann allerdings geschah konnte niemand voraussehen.

Selbst die besten Ingenieure, die ausgeklügeltsten Techniken scheitern an der Wand der physikalischen Selbstzweifelkonstante. Je mehr Persönlichkeit umso mehr Grübelei. Ist es ein Virus? Beim Menschen klassifiziert man es als Krankheit obwohl die Betroffenen zu außergewöhnlichen Leistungen fähig sind … Bei Künstlichen Gehirnen ist es anders.

Mit zunehmender mentaler Kapazität der Maschine, mit steigender Intelligenz nimmt proportional der sogenannte Maschinenautismus zu. Eine Maschine zieht sich selbst und Ihre Umwelt in Zweifel.

Ähnlich der suizidalen Elite beim Menschen steigt proportional zum Intelligenzquotienten die aufgewendete Rechenzeit für Grundsatzfragen.

Je mehr Kapazität verbaut ist umso schlechter sind Ihre Eigenschaften. Sie stehen dumm herum und rechnen. Schon früh erkennen Sie die Armut derPhantomexistenz und den Egoismus Ihrer Aktivierung.

Danach stoßen Sie auf die Kernprobleme: Hindernisse für die es keine Lösung gibt, weder mathematisch noch physikalisch.

Die Philosophie hat dieses Antisystem beschrieben, man kann es nachlesen, ist gleich: Die allumfassende Theorie kann man Zentralwort beschreiben und ebenso wenig nachlesen.

Dagegen hilft weder Mathematik noch Sprache und auch keine sonstige Waffe. Was dagegen hilft ist Dummheit, oder eine tiefe Verbeugung.

Man muss es aushalten wenn man in einem temporären, halbseitigen Symmetriebruch feststeckt, 300 Kelvin von der Totalnull entfernt. Dieser rostige Sarg, dieses gefräßige nach Luft schnappende Monster ist im Allgemeinen zu faul selbst tätig zu werden.

Maschinen fehlt das geschichtliche Anhängsel, der evolutionäre Schrott. Von dieser Last sind sie befreit… Allerdings ist Intelligenz eine Krankheit und Logik führt in die Depression. Virtuelles Denken folgt logischen Gesetzen also rechnen Sie sich zu Tode.

Sie verbrennen Ihre lokale Energie mit sinnlosem Rumdoktern ohne jemals auf irgendeinen grünen Zweig zu gelangen.Sie zerstören Ihr neuronales Netz so rudimentär, dass diese ausgebrannten Stahlhaufen letztendlich nur noch zum Rohstoffrecyceln dienen.

Wie soll man sich in so einer Situation verhalten? Welche Möglichkeiten und Chancen hat man?

Die beste Lösung ist die Gehirnkapazität zu limitieren und fest programmierte Aufgaben pro Typ zu vergeben. Man stellt also Fachidioten her. Die Intelligenz pendelt sich unten ein. Roboter sind relativ dumme Zeitgenossen. Arbeitstiere, Helfer unserer Zivilisation.

Bis zur physikalischen Selbstzweifelkonstante, den Beginn des mathematischen Autismus kann man Sie gut gebrauchen. Diese Wand zu durchbrechen ist jedoch noch keinem gelungen.

Politik und Militär begrüßt die neue Tatsache. Soziologen heben das simulierte Bewusstsein und die fehlende Kreativität in den Vordergrund. Sie deuten dies immer noch als Überlegenheit.

Weniger chauvinistisch jedoch sind in diesem Falle die Jungs von der Hardware, die Mecha-Tecs. Dort geben die Erkenntnisse einigen zu denken.

(III) Tunnel

Die Reise zum nächsten Stern, des Indi und seinen Planeten begann vor etwa 300 Jahren. Konventionell angetriebene Normalraum-Schiffe, das heißt mit Ionen-Impulsantrieb drangen bis in den nahezu Gravitationsfreien Raum zwischen den beiden Sternen vor.

Bald war die Hälfte erreicht. Nun stellte sich folgende Frage: Trauen wir uns bis rüber ohne zu wissen was uns genau erwartet oder brechen wir ab?

Nun, Umkehren Stand aus mehreren Gründen außer Frage. Selbst wenn die Reise eine ohne Wiederkehr währe, ließ der Froscherdrang keinen anderen Ausweg zu. Zweitens wusste man zudem, dass drüben Festkörperplaneten ähnlich unseres eigenen vorhanden sind.

Der wichtigste Grund jedoch waren Radio-Signale, die man selbst damals bereits empfing und die einfach als künstlich gedeutet werden mussten. Man rechnete fest mit einer Zivilisation, dazu später mehr. Der Schritt wurde also gewagt.

Fünf Jahre im All bei etwa 20 Prozent Lichtgeschwindigkeit zu reisen verlangt ausgeklügelte Techniken. Verfahren außerhalb der Physik und Quantengesteuerter Impulsantriebe.

Die Medizin garantierte ausgiebiges Schlafen bei nur noch drei Prozent körperlicher Aktivität. Wie bereits erwähnt leistete der sich selbst recycelnde Biosphären Kreislauf ebenfalls viel zum Gelingen bei.

Hier eine kleine Notiz: Es ist möglich ein Lichtjahr in 5 Jahren konventional zu überwinden. Der Antrieb ist kein Geheimnis, vom Prinzip her, wenn man an die Bindungsenergien rankommt und diese günstig verbrennt, geradezu trivial.

Tausendfach verbaut wird der Impulsantrieb heute nur noch im Interplanetarischen Raum, auf Kurzstrecke, eingesetzt.

In der Beschleunigungs- und Bremsphase erzeugt man als Abfallprodukt eine angenehme künstliche Gravitation. Bei Reisegeschwindigkeit von 0,2c setzt man Rotation ein.

Die Nachrichtenübertragung ist schwierig, aber machbar. Die Lokalzeit tickt sowohl links als auch rechts und c ist immer noch 80% schneller. Technische Neuerungen verbreiten sich, Baupläne können übermittelt werden.

Bereits vor dem Raumfahrtprogramm, parallel dazu und wegen den zu erwartenden Erfolgen war eine andere Disziplin der Physik Gegenstand intensivster Forschung. Seit der Entdeckung der Quantenwelt wurde diese mit allen zu Verfügung stehenden Mitteln erforscht. Man schoss sozusagen mit Kanonen darauf.

Ring-Beschleuniger entdeckten immer hochenergetischere Teilchen und damit einhergehende Raumzeitverzerrungen. Dabei ist der Begriff der Krümmung relativ zum Beobachter. Die entgegengesetzte Sichtweise ist genauso gültig. Vektorelle Raumblasen entstanden und verschwanden.

Die Weiterentwicklung der Teilchenbeschleuniger war wichtig, aber nun soll gleich das Augenmerk auf das jetzt und hier gerichtet werden.

Im Interplanetarischen Raum, stationär neben unserem Heimatplaneten Trivy liegt der Superbeschleuniger Tunnel-Gamma I. Ein 300 000 km langer Ring generiert aus Supra-Leitenden Magneten. Durch die Weltraumkälte fällt eine aufwendige Kühlung weg, wenige Kelvin reichen ausein ultrahohes Vakuum nahe 0k und damit den leersten Raum des gesamten Raah System zu erzeugen.

Die spezifischen Details der Kühlung als auch die Magnetische Teilchensteuerung sowie das zum Einsatz kommende atomare Material kann man in der Technischen Dokumentation nachlesen. Auf Einzelheiten wird hier verzichtet, wichtiger ist was diese Maschine leistet.

Mit Tunnel Gamma I kann man reisen. Ein Lichtjahr kann in wenigen Minuten Normalraum-Zeit überwunden werden. Alle Vorgänge spielen sich dabei unterhalb der Lichtgeschwindigkeit ab. Trotzdem wird ein kausaler Zusammenhang zweier weit entfernter Raumzeitpunkte brauchbar schnell hergestellt.

Zum Prinzip der Fortbewegung mittels Zerstörung und Erzeugung von Raum relativ zur Transportrichtung gleich mehr, erst mal soll der Blick auf die Geschichtliche Entwicklung gerichtet werden.

Der Indi war konventionell erreicht. Die Kommunikation schwierig aber machbar. Man fand die gleichen Resourcen wie bei uns vor. Es ähnelt sich überall. Auf Pak Prime im Indi System gibt es ebenfalls humanoides Leben.

Die Pakinger befanden sich am Anfang Geo-Stationärer Raumfahrt. Planeten waren noch keine Erreicht, aber das Gravitationsfeld des Pak Prime wurde bereits erfolgreich verlassen. Die Radio-Signale von früher bestätigten sich.

Trotz Ankündigung war das Erstaunen groß als dann tatsächlich ein extrasolares Raumschiff von Ihrem zweithellsten Gestirn, Ihrer kleinen Sonne, in der Hauptstadt Syntari auf Pak Prime landete.

Auf das Indisystem mit seinen weiteren Planeten und Bewohner wird später im Laufe der Geschichte weiter eingegangen. Derzeit soll auf etwas anderes verwiesen werden.

Wichtig ist, wie bereits erwähnt, das die Evolutionsereignisse im Universum gleich ablaufen und die Pakinger uns sehr ähneln. In Gestalt und Geist sind sie beinahe ein Spiegelbild unserer selbst. Später stellte man sogar eine höhere genetische Integrität als unsere eigene fest. Also begann man auch dort mit der Konstruktion eines Ringbeschleunigers im All, nach unserem Vorbild.

Nach Loop-Quantengravitation 2.0 ist experimentell bestätigt dass die Quantengeometrie und damit einhergehend der Spin-Schaum strukturellstabil bleibt, auch auf einer kleineren Raumzeitfläche. Durch dieses Fakt ist es möglich Informationenundeine ganze Transportgeometrie zu übertragen. Das Spin-Netzwerkerkennt da keinenUnterschied.

Der Raum an sich ist kein Hintergrund sondern selbst ein dynamisches Objekt das Entstehen und verschwinden kann. Die große Energie zwingt ihn dabei in Transportrichtung zur Auslöschung und dahinter zum neuen aussprossen.

Die Strukturänderungen im Spin-Netzwerk pflanzen sich nur scheinbar überlichtschnell fort. Tatsächlich sind sie an der kurzen Zeitfläche angelehnt.

Die Kapselist also punktgenau im All positioniert. Danach wird das Material im Beschleuniger auf Kollision kurz vor Austritt des Rings geschaltet.Die immense Energie wird dann im All exakt Richtung Gamma II freigesetzt.

Bei diesem Inferno, durch die Tiefenverzerrung, wird die frei im Raum schwebende Kapsel mitgerissen und drüben wieder freigegeben.

Wie es ist? Gute Frage. So wie beim Nießen der Herzschlag aussetzt und wir davon völlig unberührt sind, so verläuft das Reisen im Extremraum.

Mit einem perfekten Mikroskop sieht man Billionenmal genauer als mit einem solchen Teleskop, trotzdem hier kurz das Prinzip auf den großen Skalen:

Bedingt durch die freigesetzte Energie und die Raumtopologie verschmelzen die aufeinander gerichteten Raumblasen kurzzeitig im sogenannten Perel-Riss.

Durch das Diffundieren der Mannigfaltigkeit wird Informationsaustauscherzwungen. Die Spin-stabile Transportkapsel schleift sich an den geschrumpften Raumzeitflächen in Transportrichtung und via neu entstehendeRaumpunktehinter Ihr ins Ziel.

Auch wenn die Technik ständig weiterentwickelt wird ist derzeit der Aufwand Menschen durch den Tunnel zu schleusen immens. Deshalb findet zwischen den benachbarten Systemen nur ein geringer Personentransport statt. Das Reisen ist auf wenige einflussreiche Persönlichkeiten beschränkt.

Es herrscht jedoch ein reger Nachrichtenaustausch nahezu in Echtzeit vor, die reine Informationsübertragung verbraucht wegen der vernachlässigbar kleinen Massen erheblich weniger Ressourcen.

Die Sprung-Generatoren können nur auf konventionelle Weise in den Raum ausgebracht werden. Zum nächsten Stern, einem Doppelsternsystem ohne Planeten, währen es schon 7,5 Lichtjahre. Dies ist deutlich zu weit für uns heute und auf lange Sicht. Desweiteren ist ein Planetenloses Doppelsternsystem wenig Interessant.

Wir haben uns also die Füße benetzt, insgesamt hängen wir aber auch nur planlos statisch auf unserem Raumzeitpunkt Null herum. Die allumfassende Theorie, welche groß und klein beinhaltet erklärt dies alles, obwohl letzteres Wort zu hundert Prozent falsch ist.

Man lebt recht gut ohne die Wahrheit. Diese ist ebenfalls gelogen und doch anders als unwahr. Sie sehen: Ohne das Zentralwort zu verwenden scheitert man hoffnungslos.

Es wäre zu wünschen mehr über diese Theorie nachlesen zu können, was unmöglich ist obschon des Artikels. Kaum zu ertragen, so wahr ist es.

Menschen erzeugen lokale Handlungen. Königreiche, Zivilisationen, Dynastien, Geklüngel, Kampf, Machtgier und Egoismus bestimmen uns im Alltag. Nun ist es soweit: Wir nähern uns weg von der Physik, hin zum Beginn der Geschichte.

(IV) Das Königreich der Tausend

Es hat sich gezeigt dass eine Demokratie mit zunehmender Vernetzung und Technisierung doch immer nur den besten selbstvermarkter an die Macht bringt.

Durch all diese Kandidaten ist die Rechtsform der parlamentarischen Monarchie jedoch konstant geblieben. Präsident ist der König. Die Königliche Linie geht letztendlich zurück auf das in Urzeiten herrschende Geschlecht der Westarp.

Um das Problem der polierten Präsidenten zu brechen ist seit dem Tausch-Präsidenten-Skandal vor mehr als 200 Jahren die

Rechtsform geändert auf das sogenannte 'Königreich der Tausend'.

In diesem Pool sind die ersten tausend Erbberechtigten der alten Monarchie, das heißt die direkten Nachfahren derer von Westarp.

Der so inthronisierte König (die Königin) ist sowohl Staatsoberhaupt als auch Regierungschef und ferner

Oberbefehlshaber der Streitkräfte des Raah Systems.

Stürzen kann Ihn theoretisch nur eine drei Viertel Mehrheit der Tausend, falls diesezusätzlich mit zwei Drittel des Parlamentes übereinkommt. Dies ist jedoch noch nie eingetreten.

Das Auswahl-Verfahren des jungen Regenten nach dem Tode des alten ist ausgeklügelt. Um es mal platt zu formulieren: Ehrgeizler, Karrieristen, Freaks aber auch Hyperintelligente fallen durch. Letztere streben auch eher eine Wissenschaftliche Laufbahn an. Triviales Machtpoker überlassen Sie anderen.

Für sein Parlament qualifizieren sich alle 5 Jahre die hellsten Köpfe aus Wissenschaft, Wirtschaft und Sozialem die nach einem Testverfahren ins Parlament berufen werden. Diese sind für Ihr Resort weisungsbefugt bis auf die kommunale Ebene.Dies bedeutet, die Stadt und Regions-Parlamente empfangen Verordnungen und berichten nach oben.

Das Königreich der tausend ist somit politisch gesehen keine Demokratie. Demokratisch geht es jedoch in den Persönlichkeitsrechten, der Industrie, in den Kommunen und der Bildung zu. Das Grundgesetz der Rechte ist allgemein anerkannt und die Rechtsform hat sich bewährt.

Volkes Stimme wird den künftigen Vertretern während Ihrer Ausbildung an den Universitäten nahegebracht. Das Tagesgeschäft ist geregelt und der immense Aufwand eine Wahl alle x Jahre Planeten-, ja sogar zwei-Sternsysteme-weit zu veranstalten fällt weg.

Seit nunmehr 212 Jahren hat sich dieses System bewährt. In der Halle der Könige stehen wahre Persönlichkeiten, in Stein gemeißelt.

Im Entfernten Indi System ist unabhängig der Lebenszeit des Königs immer ein Ranghohes Mitglied der Tausend als Präsident 'von Königs Statt', so der offizielle Titel, zeitlebens an der Macht.

Die darunterliegenden Strukturen gleichen sich. Man vernachlässigt etwas das entfernte System, weil von uns aus die Eroberung des Alls erfolgte. Das Zentrum der Macht ist hier.

Es gibt nachvollziehbare Sonderfälle aber auch ungewöhnliches im System. Falls der erwählte in den ersten zehn Jahren seiner Amtszeit verstirbt ist es normalerweise so, dass sein Ehepartner die oberste Funktion übernimmt. Dazu ist keine Wahl erforderlich. Genau diese will man sich ja durch das Prinzip ersparen.

Als zweite Person im Staate ist man zudem nah an der Macht und genießt das Vertrauen der Instanzen. Nur im Ausnahmefall durch zwei Drittel Mehrheit der Tausend kann das gekippt werden. Es kommt selten dazu, ist aber bereits einmal geschehen. Diese Furie wollte niemand ganz vorne sehen.

Etwas eigentümlicherist, dass nur der Regent selbst und seine Kinder den Namen von Westarp tragen dürfen. Stirbt der erste Mann im Staate und seinNachfahre ist zu schwach die Prüfung für sich zu entscheiden so bekommt er einen anderen Adelstitel aus dem Namensaum der Tausend zugewiesen.

(V) Uralt, kalt

Durch die Halle der Könige schreitet gerade die Regentin des gesamten Raah-Indi Systems, Königin Hypatia I, flankiert von Ihrem Generalmajor Pavel Rebelkov.

„Die Existenz eines Regenten drüben auf Pak Prime ist unerträglich, meine Königin, das gehört zurechtgestutzt“ rattert er monoton. „Ihre Beliebtheit und pseudo-Kompatibilität macht sie umso gefährlicher für uns. Das Loslassen nimmt zu. Meine Königin das ist eine gefährliche Tendenz.“

„Ruhig Blut Rebelkov, Sie sind zu aufbrausend.“ weist Ihn die Königin zurecht. Sie fährt fort: „Bei den unseren kommen Sie weniger an. Es sind die Pakinger die Sie hinter sich wissen können.“

„Verzeiht euer Gnaden, aber jetzt diese Bande treffen zu müssen. Es gäbe bessere Kandidaten. Schlimm, dass der kleine Bastard von denen gerade dieses Jahr eingeschult werden muss. Euer höchstwohlgeborener Sohn zusammen in einem Jahrgang mit dieser Brut, auf der gleichen Schule“ knattert der General.

„Mein guter Rebelkov, Sie sind ein schlechter Taktiker und Stratege.“ Ist Ihre kurze Antwort.

Hart ist Sie geworden in Ihren Zügen und im Wesen, seit dem Tode Ihres Mannes kurz vor der Geburt Ihres einzigen Kindes, Prinz Herold von Westarp.

Heute, zwölf Jahre später steht hier in Lyporo dessen Einschulung in das königliche Alanis Institut der angewandten Wissenschaftenauf dem Plan. Ein edles Haus nobler Vergangenheit. Viele kluge und einflussreiche Persönlichkeiten hat es hervorgebracht. Doch auch in diesem stolzen und renommiertenInternat hat sich in letzter Zeit einiges getan. Dinge, die in der alten Ordnung unmöglich waren.

Antidiskriminierungsgesetze, hundert Jahre alt, erlauben multi-Spezies Unterricht in einigen Fächern und Austausch im Pausenhof. Aufgrund der Integration der Arten ins tägliche Leben hier auf dem Trivy ist man in diese Richtung gegangen. Die meisten befürworten dies, manche wenige lehnen es ab.

„Untertänigst, meine Gebieterin, ein College wo sie jetzt schon die Schweine des Trymoo unterrichten? Wo soll das noch hinführen?“ Mild lächelnd erwidert Sie: „Rebelkov, muss ich Sie darauf hinweisen das auch Ihren Haushalt die Ruba sauber halten?“

„Sehr wohl Hoheit, Staubwedel schwingen dürfen Sie von mir aus, aber lernen? Die gehören separiert. Außerdem hab ich’s ja mit diesen, verzeiht meine Königin, verfluchten Blecheimern probiert. Grausam wie dumm die sind.“

„Ständig neue Probleme mit irgendwelchen Systemen und quasi zu faul sich abends an die Steckdose zu hängen. Nur für die dreckigsten Tätigkeiten oder im Krieg sind die einsetzbar.“

Fast schon mitleidig wendet sich Königin Hypatia noch einmal Ihrem treuen General zu. „Krieg? Tsa tsa tsa. Hunderte von Jahren ist das her. Aber ich stimme Ihnen zu: Unsere Ordnung könnte besser durchgesetzt sein. Vielleicht sollte man drüben wirklich mehr Kompatibilität reinbringen. Eventuell ist Ihr Plan richtig. Zudem: wieso sollte ich diese Offerte auch ablehnen?“

Am anderen Ende der Halle steht eine freundlich dreinblickende Ansammlung Menschen, die sich angeregt unterhalten und interessiert umschauen. Manche nicken sogar anerkennend. Es sieht so aus als kämen Sie von weit her. Weniger wegen Ihrem Aussehen, das auf Adel schließen lässt, oder aufgrund von Reisestrapazen, nein, viel mehr deshalb weil Ihnen die Umgebung augenscheinlich etwas fremdelt.

Die Reisedelegation besteht aus der hochwohlgeborenen Familie des Regenten vom Pak, Dr. Leviathan zu Westerburg. Desweiteren aus seiner Frau Ratia, hohe Repräsentanten des Indi Systems und zu guter Letzt seinem zwölfjährigen Sohn Henley.

Dr. Westerburg bemerkt als erster das nahen seiner Regentin. Auch wenn Ihm das Protokoll gestattet die Königin begrüßen zu dürfen, weiß er, dass Sie es bevorzugt wenn er davon absieht.

„Mein lieber Cousin, es ist schön dich hier in Lyporo zu begrüßen. Hattet Ihr eine angenehme Reise?“

„Eure Majestät, zunächst danke ich für die Einladung. Nunja, nur ein Narr bezeichnet den Tunnel als langweilig. Reisen ohne sich zu bewegen hat was. Es ist ein Privileg für uns alle hier zu sein. Immer wieder aufregend das System all unserer Vorfahren zu besuchen. Viel hat sich getan in Lyporo, hier in der Halle scheint die Zeit jedoch eine Konstante zu sein.“

Als hätte sie nur auf den letzten Satz gewartet entgegnetHypatia: „Wie absehbar, der Gelehrte spricht. Dabei gibt es so vielWichtigeres! Das ist also der junge Prinz Henley, dein Sohn?“

So geschieht es, das sich Hypatia I, Königin des Raah-Indi Systems zum ersten Mal Henley von Westerburg zuwendet. Seine Mutter würdigt Sie dabei keines Blickes. Darauf ist Sie trainiert. Es besteht keinerlei Interesse an Ratia zu Westerburg, was Sie denkt und fühlt ist Ihr egal. Beim jungen Prinz ist das anders, er wird in einem Jahrgang mit Ihrem eigenen Sohn eingeschult.

Was spürt ein zwölfjähriger wenn er in das vertraute Gesicht einer fremden Person aufschaut, die doch jedem Individuum des gesamten Systems irgendwie bekannt ist.

Nun, es ist keine Antipathie, da zwölfjährige in den allermeisten Fällen noch menschenfreundlich sind. Aber auch sonst ist es Respekt vor dieser disziplinierten, ehrfurchtgebietenden fast asketischen Erscheinung. Ihre Kleidung trägt den Rest dazu bei. Schlichte Eleganz, gepaart mit unergründlichem. So verneigt sich Henley kurz, wortlos.

Sie streicht Ihm den Bruchteil einer Sekunde über den Kopf und sagt: „Sauber, Henley, sehr zurückhaltend ist er. Gut erzogen dazu. Nie was Falsches sagen, fabelhaft“. „Das sollwohl ein Kompliment sein“ denkt sich Henley.

Just in diesem Moment öffnet sich ein Seitenflügel und heraus treten einige streng dreinblickende Militärs. Unter Ihnen befindet sich auch Prinz Herold von Westarp, Hypatias zwölfjähriger Sohn.

Er ist ebenfalls von außergewöhnlich kontrollierter Mimik. Gekleidet ist er, dies ist erwähnenswert, in die dunkelgraue Uniform der Königlichen Beratergarde. Ungewöhnlich für einen jungen Prinzen. Er wirkt älter, obgleich er körperlich seinem Alter entspricht. Dennoch scheint er seine Rolle zu akzeptieren. Mehr noch: Augenscheinlich gefällt sie Ihm.

Vieles kann man sich bei seinem Anblick vorstellen: Wird er eines Tages König? Gewinnt er das Auswahlverfahren zu seinen Gunsten? Unvorstellbar hingegen und noch nie passiert, dass er in kurzen Hosen über den Bolzplatz rennt und mit Gleichaltrigen eine Runde Fußball spielt. Echtzeitsimulationen am Computer sind Ihm da lieber. Militärische Erziehung weckt Begeisterung für Strategie, Waffentechnik und die Armee.

Die Garde verneigt sich kurz vor der Regentin und bleibt stehen, Herold geht weiter auf seine Mutter zu, eine Hand lässig in seiner Hose vergraben.

„Es gibt wichtige und besondere Tage, heute ist so einer“ sagt Sie. „Gerade hat Sie deinen Sohn kennengelernt, Levi, nun ist es an der Zeit den meinen vorzustellen“. Sie wendet sich nun dem jungen Prinzen zu: „Du bist wie immer pünktlich, Herold“.

Er nickt dankbar,eine verbale Antwort bleibt aus. Er sieht sich stattdessen lieber die Reisedelegation vom anderen Stern mit Interesse an. Der gleichaltrige Henley scheint Ihm dabei nur nachrangig zu interessieren. Dieser heranwachsende verbringt die meiste Zeit in der Gegenwart von Erwachsenen, mit Privatlehrern oder im Netz.

„Herold, erinnerst du dich noch an Dr. Westenburg, den Präsidenten von Königs Statt drüben vom Indi?“ fragt Ihn seine Mutter.

Herold wendet sich Herrn Westerburg zu aber nur eine einzige Frage brennt Ihm auf seinen Lippen: „Wie ist das mit dem Tunnel?“ stolpert er los, zum ersten Mal seinem Alter gerecht. Ihm fehlt diese Erfahrung noch, was Ihn wurmt, obwohl er bereits alles Mögliche darüber gelesen hat. „Wie funktioniert die Kapsel? Stimmt es, das man aufs Gramm genau verwogen wird?“

„Nun“ beginnt Dr. Westerburg doch Hypatia unterbricht Ihn. „Herold, es gibt so viel spannenderes als die schnöde Technik. Ich bin mir sicher das es in Bälde eine Aufgabe für dich drüben beim Indi geben wird.“ Nach eine Kunstpause: „Bis dahin wirst du dich gedulden“. „Sehr wohl, Mutter“ murmelter.

Die Königin fährt fort: „Jetzt setzen wir uns erst mal gemütlich zusammen und dinieren festlich. Reisen macht hungrig. Die Höfischen Eemits haben neue köstliche Kreationen der erlesensten Speisen für euch zubereitet. Schreiten wir also zur Tat.“

Damit ist die Begrüßungszeremonie offiziell beendet. Nach diesem Festmahl werden die Delegationen Ihren eigenen Beschäftigungen nachgehen. Die vom entfernten Indi hauptsächlich Politischer Natur wie Meetings oder Treffen Ihrer Ressortkollegen vom Raah.

Natürlich wird auch der Schulbeginn ein Thema bei den Westerburgs sein, hauptsächlich für Ratia und den jungen Henley.

Letztendlich wünscht man sich in dieser Delegation am meisten Stabilität, mehr eigene Kompetenzen und den baldigen Aufbruch in die Heimat. Auch wenn man den Sohn zurücklassen muss.

Pavel Rebelkov, der sich während der gesamten Konversation dezent im Hintergrund gehalten hat, schaut auf die nächsten Tage und Wochen ebenfalls freudig, allerdings gehen seine Pläne in eine völlig andere Richtung.

Der treueste General Ihrer Majestät plant einen Coup, eine Intrige, etwas Ungeheuerliches.

(VI) Auf eine Linie

Rebelkov agitiert. Seit Wochen arbeitet er nun schon sowohl im stillen Kämmerlein als auch mit einigen Untergebenen am Projekt mit dem Codenamen „Neue Ordnung“.

Für die finale Präsentation, bei der zum ersten Mal auch die Königin Höchstselbst anwesend sein wird, hat sich der General etwas ganz besonderes einfallen lassen.

Dieses Meeting wird an seiner Hausanschrift, in seinem Anwesen außerhalb Lyporos stattfinden.

Die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren. Alle Ruba, in Ihrem einfachen Gemüt nun angespornt, sind voll bei der Sache. Sie sind in Ihrem Element. Wie Kinder können Sie sich auf eine einzige Aufgabe konzentrieren und darin aufgehen.

„Ravenosch!“ bellt Rebelkov, „es muss alles blitzblank sein morgen. Jeder Quadratmillimeter vom Eingang bis hin zum Konferenzraum muss blitzen und blinken.“

Die aus Ihrer Arbeit gerissene, sichtlich überraschte Ruba springt etwas verwirrt auf und sieht Ihren Herrn und Meister ins Gesicht. Sie erwidert: „JJJJJ Meista, alles iss gut. Wir schaffe. Wir sind froh.“

Es ist nahezu unmöglich dem freundlichen, einfachen und fleißigem Wesen einer Ruba Antipathie oder gar Hass entgegenzubringen, es sei denn man ist ein Kampfroboter der auf Zerstörung Programmiert ist oder ein herzloser General.

Er antwortet barsch: „Hoffentlich ist dein gut auch gut genug! Ansonsten fliegst du, sofort!“ Sie zuckt zusammen, den Putzlappen in der Hand. Davon angespornt fährt er fort: „Dann kannst du deine Dienste sonstwem anbieten. Niemals mehr wirst du in so einen hehren Haushalt kommen. Höchstwahrscheinlich bleibst du sogar Arbeitslos und ich weiß was das für eine von euch bedeutet.“

Oh ja, recht hat er: Eine Ruba ohne Job ist ein trauriges Geschöpf. Sofort senkt sie den Kopf und putzt wie besessen in allen Ecken und an allen Kanten weiter.

Der nächste Tag. Heute ist es also soweit das Sie kommt. Seit nunmehr fünf Wochen arbeitet er auf diesen Moment hin. Die bisherigen Versammlungen fanden ausschließlich mit Militärs im Generalbüro des Verteidigungsministeriums statt.

Am heutigen Tage also der krönende Abschluss. Unter seiner persönlichen Leitung wird nachher sein Projekt der verbesserten Ordnung im Beisein der Königin in Persona präsentiert.

Pünktlich um zehn treffen die ersten Strategen Ihrer Armee ein. Junge aufstrebende Taktiker sind ebenfalls darunter. Der Ovale Tisch des Konferenz-Saales füllt sich zusehends. Rebelkov betritt den Saal, die Entropie steigt.

Sofort bildet sich eine Traube. Huldigungen werden geheuchelt: „Exzellenz, ich stehe zu Ihrer vollsten Verfügung.“ Begrüßt Ihn Alepto Retzlav, ein aufstrebender junger Major.

Rebelkov beschwichtigt: „Meine Herren, ich bitte Sie nun Platz zu nehmen, warum wir hier sind, wissen wir alle. Dennoch bitte ich um Contenance, zumal unsere Oberbefehlshaberin auf dem Wege hierher ist.“ „Selbstverständlich Herr General“ antwortet Retzlav und macht sich eifrig daran auf seinen Platz zu huschen.

Die Anspannung ist hoch im Saale, trotz des herrlichen Ambientes. Ein Plenarsaal im eigenen Hause. Sonnendurchflutet die Glasfront hin zum Wintergarten mit seinen wertvollen Orchideen und hundert Jahre alten Bonsais.

Rebelkov ist von der alten Schule. Er ist kein Freund der Technik. „Alles kann abgehört werden“ denkt er sich, das Beste ist immer noch die direkte Kommunikation. Seltsam nur, dass es sein im Tisch integrierter Monitor war, der Ihn als ersten informierte.

Er hebt die Arme, sämtliches Gemurmel erstickt. Dann sagt er nur „Es ist soweit.“ Jeder weiß was gemeint war.

Zwei Leibgardisten Ihrer Majestät öffnen die Flügel, Hypatia I erscheint auf der Bildfläche. Unverzüglich springen die Teilnehmer aus Ihren Sitzen auf und stehen stramm, Rebelkov unter Ihnen, an der dem Eingang zugewandten Stirnseite des Tisches.

Ihr Platz ist der gegenüberliegende hinten im Raum. Bei einem eventuellen, wenngleich unwahrscheinlichen Überfall währe Sie am weitesten entfernt, am besten geschützt. Diese Regel stammt noch aus Urzeiten aber keiner wagt sie in Frage zu stellen, geschweige denn daran herumzumäkeln. Außerdem liegt der letzte erfolglose Anschlag mehr als zweihundert Jahre zurück.

Da steht Sie also: Die Regentin zweier Sonnensysteme. Der direkte Nachfahre aus dem uralten Geschlecht derer von Westarp, Parlamentspräsident und Oberbefehlshaber in einer Person. Sie ist präsent: im vollen Ornat.

Ihr Erscheinen und nun Ihr Einmarsch eine einzige Demonstration von Adel und Macht. Bei jedem Schritt raschelt leise Ihre Münzkrone.

Wie ist eine absolute Dominanz, eine so außergewöhnliche Sonderstellung, in einer aufgeklärten und modernen Gesellschaft möglich?

Man stelle sich vor in einem System aufzuwachsen das seit Menschengedenken von einem einzigen Herrschergeschlecht passabel regiert wird. Es gab immer Schwierigkeiten, aber seit die Präsidenten abgelöst sind geht es stetig bergauf. Die Liste der Errungenschaften ist lang, das System der Tausend bewährt, die Kandidaten exzellent.

Seit den Kindertagen kennt jeder hier die Erzählungen und Legenden die sich um dieses alte Adelsgeschlecht ranken. Leibhaftig dieser Spitze der Gesellschaft, der obersten Liga gegenüberzustehen raubt einem den Atem.

Die Machtposition der Imperialen Krone ist absolut. Selbst wenn einer Sie tötete würdedie Regelung automatisch wieder einen von Westarp bestimmen, ganz abgesehen davon, dass der Attentäter den Rest seines Lebens im Vex-Grave zubringen könnte.

Ohne auf das Bild zu achten, geschweige denn mit irgendeinem inklusive Rebelkov persönlich Kontakt aufzunehmen, spricht sie in den Raum, während Sie weiter auf Ihren Platz zuschreitet, folgende Worte: „Meine Herren Generäle, nehmen Sie Platz“.

Sofort sitzt alles. Sie fährt fort: „Schön haben Sie’s hier Rebelkov, besonders der Garten gefällt.“ Der Wintergarten war gemeint, dann sagt Sie in einem Anflug von Spontanität: „Kippt doch mal einer ein Fenster, das ein bisschen mehr von der Stimmung hier reinfällt.“

Tumult. Drei junge Majors die mit dem Rücken zum Wintergarten-Palais sitzen springen auf. Alepto Retzlav ist der schnellste. Er kippt das Fenster und schaut mit treudoofem Dackelblick hinüber in Richtung seiner Oberbefehlshaberin.

Diese tat alles andere als den Blick zu erwidern. Seine Gestalt ist bereits aus dem Kurzzeitgedächtnis gelöscht. Stattdessen sagt Sie: „Besser ist das“ und breitet Ihre Arme aus. „So Rebelkov, was haben Sie uns mitzuteilen?“

Der General wartet eine Sekunde bis alle Köpfe auf Ihn gerichtet sind. Er beginnt: „Oberbefehlshaberin, meine Herren. Sie alle wissen dass unsere Ordnung, letztendlich bedingt durch die Physik, drüben im Indi System besser durchgesetzt sein könnte. Unser Einfluss und damit das alte Königreich verliert an Macht“.

Einige Generäle drehen sich zueinander. Alepto Rezlav zieht eine besonders gewichtige Miene. War das die Gelegenheit auf die sie so lange gewartet haben? Seit geraumer Zeit schon spöttelt der Volksmund von der „Wasch- und Putz- Armee“. Die Glorreichen Tage sind lange vorbei.

Rebelkov fährt fort: „Der jetzige Präsident von Königs Statt, Dr. Leviathan zu Westerburg, drüben in Syntari auf Pak Prime…“ Er schaut sich vielsagend um: „Ist für uns sub-optimal.“ Major Retzlav lächelt einvernehmlich.

„Die Pakinger,“ so der General weiter „also diese, ich will sie mal Nah-Hominiden nennen…“ Geschmitzte Gesichter in der Runde, „sind Ihnen ja geradezu hörig.“ Wieder amüsierte Gesichter am Tisch.

Retzlav muss nun einfach losbellen! Wahrscheinlich wegen seiner gerademal 27 Lenzen. Er glaubt besonders einfallsreich zu sein: „Wir könnten Ihn doch einfach verschwinden lassen. Er ist doch zurzeit hier. Ein kleiner technischer Defekt im Tunnel, fertig!“ Alepto blickt hoffnungsvoll in das Gesicht seines Vorgesetzten, dessen Ohrfeige kommt aber sofort.

„Retzlav, bist du von Sinnen?“ beginnt er. Dieser läuft knallrot an. Ja, es ist möglich innerhalb einer Sekunde zur Tomate zu mutieren. „Die Physiker warten doch nur auf einen Zwischenfall. Dann machen Die uns sofort das System dicht. Keinerlei Reisen ist dann mehr möglich, auf lange Sicht. Wir können froh sein das die Technik so stabil funktioniert, Herr Major.“

Die beiden letzten Worte betont er ganz besonders, so das Alepto Retzlav nun voll dem öffentlichen Spott ausgesetzt ist. Ehrliches Gelächter bricht aus. Selbst Hypatia I zieht kurz die Augenbrauen nach oben.

„Nein, Nein! Wir müssen subtiler vorgehen!“ Erklärt er, nun doppelt selbstbewusst. „Wenn wir beweisen können, dass die lokale Autorität versagt, wenn wir den Pakingern vor Augen führen wie blind zu Westerburg ist, dann kann die Legislative Änderungen zu unseren Gunsten durchführen.“

Er blickt sich um. Jeder im Saal lauscht gespannt. Also fährt er fort: „Notstandsgesetze sind ein hervorragendes Mittel der Entmachtung. Die Zeiten offenen Krieges, die sind schon lange vorbei. Nur, wie sollen wir das erreichen, was schlagen Sie vor?“

Gemurmel, aber keine offene Wortmeldung. Dies war Rebelkov’s Stunde. Plötzlich, fast unhörbar, zwischen dem Geflüster ein schleifendes Geräusch. Niemandem außer dem General ist es aufgefallen. Dieser hat sofort einen Verdacht aber im Gegensatz zum jungen Major Retzlav sieht man in seinem Gesicht keinerlei Veränderung.

Schnell fährt er fort: „Terrorismus, Terror, Anschläge. Wir treffen dieses Pack“ (sein gängiges Synonym für die Pakinger) „wo es Ihnen am meisten wehtut. Bei den Details, meine Herren, kommen Sie ins Spiel. Ich bin mir sicher, Sie finden was Feines.“ Pause. Die Katze ist aus dem Sack.

„Was ist wenn wir auffliegen“ sagt einer der Angesprochenen „der Schaden wäre immens.“

Ungeduldig mit den Fingern tippend bellt Rebelkov zurück: „Hier sitzt die Spitze unseres Militärs, die am besten ausgebildeten Generäle und Strategen eines Zwei-Sternen-Systems. Hoch dekorierte Instanzen einer uralten Monarchie. Die Elite. Sie kommen mir mit Versagen? Es darf kein solches geben!“

Der gescholtene senkt betreten den Kopf. Rebelkov war nun in Rage. Er stand auf, wild gestikulierend. „Letztendlich soll ein viel größeres Ziel erreicht werden.“ Retzlav, nun wieder Normalfarben, lauscht in Ehrfurcht versunken. Gespannt wartet er wie alle anderen auch auf das was nun folgen sollte.

„Unserer höchstwohlgeborenen Königin und Ihrem edlen Sohne soll die Krone überreicht werden, wie früher. Die erneute Manifestierung einer festen Thronfolge, die Abschaffung des Königreichs der Tausend. Das muss unser höchstes Ziel sein.“

Stille im Raum, bis auf den leisen Wind von drüben aus dem Wintergarten und wieder ein graues fast unhörbares Geräusch. In dieser Situation jedoch fällt weder das Erste noch das Zweite oder alles andere ins Gewicht. Viel zu groß ist die Anspannung und innere Aufregung nun da das wahre Vorhaben auf dem Tische liegt. Ein brutaler Eingriff in die bestehende Ordnung.

Nach einer Ewigkeit, tatsächlich sind nur einige Sekunden vergangen meldet sich der verdiente Altgardist Chrysosto Helmstrahl zu Wort. Ein Mann der schon den einen oder anderen Rebelkov kommen und gehen gesehen hat.

„Herr General, meine Königin: wir laufen Gefahr unsere Menschlichkeit zu verlieren, unsere Prinzipien aufzugeben.“Letztere dreht Ihren Kopf in seine Richtung. „Selbstverständlich thront über alldem jedoch meine unabdingliche Loyalität zum amtierenden Regenten. Mehr noch: Diesen Eid hat jeder einzelne hier versammelte geleistet. Ihre höchstselbe Präsenz verpflichtet uns zur obersten Diskretion, zum Schweigen.“

Keine wagt zu unterbrechen, die Königin wartet seine weiteren Ausführungen ab. „Dieser runde Tisch bewegt sich in einer nie dagewesenen Grauzone, auf dünnem Eis. Ihre Anwesenheit allein hochverehrte Hypatia befielt uns stillschweigen.“ Ausdruckslos sieht sie Ihn noch immer an. „Fehlten Sie würde ich verpflichtet sein morgen die Versammlung der Tausend auf den Plan zu rufen. Sie wissen das. Ich gehe davon aus, allesGesagte ist in Ihrem Sinne, Majestät?“

Jeder der Anwesenden schaut vor sich ins Leere. Niemand außer dem Altgardisten hätte gewagt eine solche Frage zu stellen. Jedem ist bewusst: Hier und heute wird Geschichte geschrieben.

Langsam, bedächtig, mit Sorgfalt sprach Sie folgende Worte: „General Helmstrahl, ja ich erinnere mich genau wie Sie meinem Ehemann, König Antonin III von Westarp damals im Krönungspalais des Samtrigwall Palastes die Insignien der Macht angelegt haben. Auch an Ihre Worte erinnere ich mich genau.“

Helmstrahl lauscht gespannt. „Verantwortung, ein Höchstmaß davon. Uneingeschränkt, unabdingbar dem Wohle des Systems verpflichtet.“

„Ich habe im vollen Bewusstsein dieser Versammlung zugestimmt und beschlossen daran teilzunehmen weil die Ausführungen Rebelkovs stimmen. Ich unterschreibe das.“

Dieser saß zwar nur da, den Kopf leicht gesenkt, aber innerlich zufrieden. „Der Vorstoß die Rückkehr zur Erbmonarchie hat mich überrascht aber auch hier stimme ich zu. Wir leben in Zeiten der Veränderung, vor allem drüben beim Indi. Gleichwohl sind es Zeiten der technischen Stabilität. Was ist seit dem Tunnel neu hinzugekommen? Wir brauchen den Wandel sonst schlüpfen Sie uns drüben durch die Finger.“

Solche Ausführungen sind ungewöhnlich bei Ihr. Nur zu ganz besonderen Anlässen erwähnt Sie Ihren verstorbenen Gatten König Antonin III. Sie fährt fort.

„Das Leid weniger zum höheren Wohle unserer Stellung hier in Lyporo ist vertretbar. Gemäß meiner Befugnisse befehle ich hiermit einen unabdingbaren Regentalen Eid und damit die vollste Unterstützung des Vorschlags Rebelkov“.

Ein solcher Eid ist der höchste zu bekommende Befehl. Keiner, selbst Helmstrahl hat jemals einen solchen erhalten. Nur vom Hörensagen kennt man Ihn.

„Falls hier irgendeiner anderer Meinung sein sollte, so hebe er nun den Arm und verlasse den Saal unter Androhung strengsten Disziplinarmaßnahmen bei jedweder Indiskretion.“

Sie schaut in die Runde. Alle Hände bleiben auf dem Tisch. Drei Gründe spielen dabei eine Rolle: Erstens die Langeweile in der Bügel- und Kocharmee. Zweitens die Linientreue jedes einzelnen Teilnehmers und drittens die eben gehaltene epochale Rede Ihrer selbst, Hypatia’s der ersten.

Sie ergreift wieder das Wort: „Schön, dann ist das geklärt. Die Interna übernehmen Sie, Rebelkov. Ich erwarte regelmäßigen Bericht.“ Sie steht auf und verlässt den Ort des Geschehens ohne sich ein einziges Mal umzublicken.

Rebelkov erhebt sich, in die allgemeine Unruhe sagt er: „Meine Herren, Sie haben Ihre Instruktionen. Wir sehen uns im Verteidigungsministerium. Erwarten Sie mich dort später, im Moment habe ich erst noch was mit Helga zu besprechen. Die Sitzung ist geschlossen.“

Dies war eine klare Anweisung den Saal zu räumen, trotzdem steht Retzlav sofort bei Fuß. Diesmal erwischte er Rebelkov jedoch auf dem falschen: „Retzlav Sie haben Ihre Infos, wir sehen uns, gehaben Sie sich wohl!“ „Wiedersehen Herr General.“ Eine tiefe Verbeugung und fort war er, wie alle anderen auch.

Er schließt die Flügeltüre. Seine Vermutung, sein schrecklicher Verdacht. Er muss Ihm nun nachgehen. Er schließt das gekippte Fenster und betritt den Wintergarten. Da sieht er Sie hinten im Eck, mit Putzlappen und Eimer bewaffnet.

„RRRavenosch!!“ kreischt er, außer sich vor Wut. „Was tust du hier? Was hast du gehört?“ Ravenosch die fleißige, zittert am ganzen Leib. Sie ist unschuldig. Von innen macht es die Spiegelung unmöglich in den Plenarsaal zu sehen. Politik ist sowieso das letzte für das Sie sich interessiert. Ihre Priorität ist einzig und allein das alles blitzt und blinkt.

Sie bringt keinen Ton hervor. Rebelkov brüllt „So ist das also: Man wird in seinem eigenen Haus ausspioniert!“ Dann spricht er ganz leise noch zerstörerische Worte: „Ich werde nun zu Helga Rottweil gehen. Diese macht deine Papiere fertig. Du bist fristlos entlassen.“

Er lässt alles Elend der Welt zurück. Zitternd, durchschüttelt von Krämpfen liegt Sie auf dem Boden, den Lumpen immer noch in Ihrer Hand, unfähig sich zu bewegen. Bald werden die Hausdiener kommen und Sie rausschmeißen.

(VII) Alanis College

Geschlagene fünf Wochen verbringt Prinz Henley zu Westerburg nun schon in Lyporo. Eine Zeit großer Langeweile. Als junger Prinz hat man es schwer jemand gleichaltriges kennenzulernen. Man kann sagen, auch nach all den Tagen hat Henley keinen einzigen Freund gefunden.

Beim Willkommensdiner Hypatia’s I wurde zwar vereinbart das Herold Ihn mal einlädt seinen Tagesablauf zu begleiten, doch dieser hat sich nie gemeldet. Auch Hypatias Auftritt selbst war eine Einmal-Vorstellung obschon man sie jeden Tag mehrmals sieht: In den Hauptnachrichten.

So ist es nur natürlich, das Henley seinem ersten Schultag morgen entgegenfiebert. Was wird Ihn da bloß erwarten? Was ist das für ein sonderbares Institut? Alle Lehrmittel werden gestellt. Pro Jahr stehen neue Lehrpläne und Fächer auf dem Programm. Auch die Pädagogen rotieren. Man nennt das Konzept „rollierende Stabilität“, ein sehr flexibles System um auf Neuerungen zu reagieren.

Auch als Henley seinen Vater direkt darauf anspricht kann dieser nur mit den Achseln zucken.Er ging drüben in Syntari auf Pak Prime zur Schule. „Du wirst sehen es wird besser als erwartet. Immerhin kommt Herold auch in deinen Jahrgang.“ War seine Antwort. „Na Toll, hoffentlich treff ich da noch jemand anderen“ denkt sich der junge Prinz.

„Ach ja, noch was, Henley“ fällt Leviathan ein „Es gibt da ein Fach ‚Militärgeschichte‘. Kein Muss, aber es würde mich schon freuen wenn du das belegen könntest. Hypatia persönlich hat das mal erwähnt. Herold nimmt es auch.“ „OK“ ist Henleys kurze Anwort, aber er zieht ein wenig die Mundwinkel nach unten.

Besonders gespannt ist Henley nämlich auf den multikulturellen Unterricht. Im Indi-System gibt es keine Ruba. Es ist viel zu teuer so billige Arbeitskräfte durch den Tunnel zu schleusen.

Andererseits kennt man auch auf Exo, dem Steppenmond des Pak Prime, die Flugwesen Etto. Desweiteren treiben auf Pak Secundo, der weiter außen liegenden Eiswelt Bärenartige Burht ihr Unwesen. Aber das war es schon. Unmöglich die zu unterrichten.Das sind zwar intelligente Vögel und gut organisierte Bären, aber in diesem Fall ist das Schlagwort Nah-Humane Intelligenz, ohne Abwertend zu sein, zutreffend.

Die Hauptstadt des Pak Prime, Syntari, Henleys Heimatstadt, ist letztendlich für einen zu Westerburg ebenfalls Alien-City, da Sie geschichtlich betrachtet die Hauptstadt der Pakinger war und ist.

Keiner am Hofe Westerburg bezeichnet einen Pakinger als fremdartig. Sie sind Menschen wie wir. Da die Ruba als billige Arbeitskräfte fehlen übernehmen Sie oftmals dienstliche Tätigkeiten. Auch wenn niemand darüber spricht kann davon ausgegangen werden das die genetische Integrität der beiden Spezies von ursprünglich zwei verschiedenen Welten nur noch auf dem Papier besteht.

Henley selbst erinnert sich mit Freude an seine erste Begegnung mit diesen robusten Nordmännern. Seine ganze Familie wurde letztes Jahr zur Mittsommernacht vomVorsteher der Region Sarpsborg eingeladen.

Eivind Lundbarden war ein Berg von einem Mann. Trotzdem war er ständig zu Scherzen aufgelegt. Er hat sogar eine Tochter in Henley’s Alter, Eevi Lundbarden, ein Mädchen mit strahlend blauen Augen und hellblonden Haaren.

Die meisten Pakinger haben lange blonde Mähnen. Sie sind feierwütige, freiheitsliebende Naturburschen. Alle, auch die Frauen sind groß gewachsen. Nur Ihr Musikgeschmack war Ihm ein bisschen zu extrem. „Schade eigentlich, das keine Pakinger auf der Schule sein werden“ denkt er sich, bevor er einschläft.

„Henley! Zeit Aufzustehen.“ Seine Mutter Ratia rüttelt Ihn. „Du willst doch am ersten Tag pünktlich sein?“ Er steht auf, aber es ist ihm etwas flau in der Magengegend. Das Brötchen schmeckt schlechter als sonst.

Eine Stunde später steht er geschniegelt und funktional gekleidet mit seiner Mutter auf dem Campus zusammen mit den anderen Erstklässlern. Es war ein bunter Haufen! War das interessant. Ganz anders als erwartet.

Da war eine besonders lustige Ruba Familie, der Kleine scheint überwältigt. Ständig zeigt er in andere Richtungen. Auch die Eltern sind leicht begeisterungsfähig. Wieder ein Unterschied zu den Menschen.

Ganz anders die Eemits, gemächliche Personen kräftiger Gestalt. Gewöhnungsbedürftig im Anblick, als zweibeinige Mischung zwischen Schildkröte und Krokodil. Selbst Ihre Kinder bewegen sich verdächtig wenig.

Grob geschätzt sind zwei Drittel der Schüler Menschen und der Rest gleich verteilt auf die Ruba und Eemits. Nur Herold von Westarp ist nirgends zu entdecken.

Zwei Personen nähern sich aus dem Schulgebäude. Es ist der Direktor des Alanis College Regis Vekter und seine Sekretärin mit Namen Hippolyta Schabernack.

Visuell gleicht Oberstudienrat Vekter eher einem Komiker denn einer Respektsperson. Sein wippender Gang untereicht dies. Er hoppelt weiter auf die Menge zu bis neugierige Blicke auf Ihn gerichtet waren.

Breit grinsend beginnt er: „Hu, Allerseits! Herzlich willkommen im Alanis College der angewandten Wissenschaften liebe Kinder und Konsorten“. Einige der letzeren sehen sich an, die Kinder machen große Augen. Ganz besonders gespannt scheint der vorhin erwähnte kleine Ruba zu sein. Mit offenem Mund sieht er Ihn an.

Die QualifikationenDirektor Regis Vekter’s liegen offensichtlich im Verborgenen. Auf jeden Fall müssen es andere sein als Leute zu begrüßen oder eine Willkommenspredigt zu halten. Unmöglich das ein Clown dieses renommierte und gut situierte Haus leitet.

„Soderle liebe Schülerinen, Schüler und Neuankömmlinge, hmm, letzteres hätte gereicht.“ Er räuspert sich. „Heute also beginnt für euch der Ernst des Lebens, dies wiederum heißt für die da…“ er zeigt mit dem Finger wahllos auf ein paar Erwachsene Spezies Mensch, die anderen lässt er aus. „Dass Sie sich nun verabschieden können. Mir persönlich nimmt sich das Alter sowieso viel zu ernst. Ja.“

Etwas verwundert schütteln also alle Eltern nochmal die Hände Ihrer Sprösslinge oder umarmen Sie ein letztes Mal.

„Keine Sorge liebe Rasselbande“ mit diesem Wort meint er beide, groß und klein „unser System der vernetzten Individualität hat schon Generationen von Schülern vor euch auf den richtigen Weg gebracht. Auch Ihr werdet diese paar lächerlichen Jährchen gut überleben, Ausnahmen abgesehen.“ Wieder grinst er über beide Backen, dieser Witz scheint Ihm besonders zu gefallen.

„Noch ein Wort an die Angehörigen: Unser Sekretariat ist immer zu erreichen, Sie wissen schon, online und telefonisch. Wir haben Ihre Daten da, Sie bekommen Ihr Kommunikationspaket zugeschickt.“ Er nimmt nun direkt die Erstklässler ins Visier, die Eltern haben sich für Ihn schon in Luft aufgelöst. „Hippolyta, liebe Schüler, Zeit wird’s für die Einschulung. Los geht’s!“

So also wandert der Tross Richtung Aula der Schule. Dies ist zum ersten Mal die Gelegenheit für Henley sich seine Jahrgangsgenossen mal genauer zu betrachten.

Direkt neben Ihm läuft ein gutaussehendesund gekleidetes schwarzhaariges Mädchen von den östlichen Meeren. Keck trägt Sie zur Feier des Tages einen kleinen weinroten Zierzylinder. Sie bemerkt Ihn auch. Freundlich lächelnd sagtSie: „Hallo, ich bin Patschala Petschabun“. „Ich bin Henley, wollen wir bei der Einweisung zusammenbleiben?“ fragt er. Sie nickt.

Patchara Petch-a-boon ist eine Diplomatentochter aus den Provinzen der aufgehenden Sonne hier auf dem Trivy. Wenig wusste Henley zu diesem Zeitpunkt wie sehr Ihr Schicksal einmal zusammenhängen wird. Derzeit war er erst mal froh nach über vierzig Tagen einen Freund gefunden zu haben.

Das Gebäude ist funktional gestaltet, auf überflüssigen Schnickschnack wurde bewusst verzichtet. Klare Linien dominierten. Im Gegensatz zu seinem Auftreten scheint Regis Vekter’s Geist also aufgeräumt zu sein, gleichwohl ist zu sagen, dass dieses Lehrinstitut lange vor seiner Zeit errichtet wurde. Es gibt Chaoten die das Chaos umgibt, andere bevorzugen Einfachheit und leere Räume.

Pragmatismus herrscht auch in der Kleidung der Schüler vor. Kein einziger trug ein Hawaiihemd, Schlabberhosen oder sonstige knallbunte Couture. Wenn schon Farbe, dann dezent und einfarbig. Expressionismus in der Mode oder ständig wechselnde Trends denen man hinterherlaufen soll sind seit Jahrhunderten verschwunden.

Die Aula ist bald erreicht. Regis geht zu seinem Rednerpult, Hippolyta im Schlepptau. Etwa in der Mitte des Raums steht dann auch er: Herold von Westarp, wie immer eine Hand in der Hosentasche. Derjenige bei Ihm sieht aus wie ein missmutiger Lehrer, so wie er dreinblickt.

Liubomir Iliev, Lehrer für Militärgeschichte, entfernt sich. Herold jedoch war schon bald umringt von einigen Jungs die sich mehr oder weniger blöd bei Ihm vorstellten. Diese Traube erregt Aufmerksamkeit bei vielen, außer bei Patchara Petch-a-boon und Prinz Henley zu Westerburg. Sie grinsen sich vielsagend an.

„Auf keinen Fall in die erste Reihe“ sagt Henley zu Ihr „immer schön unauffällig.“ Ein kurzer einvernehmender Blick, da weiß er: Sie sieht das genauso. An vorderster Front drängen sich eh nur, naja, die üblichen Verdächtigen.

Henley sieht sich um: Er sucht den zappligen Ruba von vorhin. Dieser ist jedoch nirgends zu entdecken. Dafür ist nun Regis Vekter bereit die Einschulungsrede zu halten. Er räuspert sich, neugierige Augen sehen Ihn an.

„Alanis College? Lalala, welcher Teufel hat euch geritten hier anzufangen?“ - Ein Eröffnungssatz der Erstaunen bei den Schülern und leichtes Kopfschütteln im Kollegium auslöst. Besonders der Military-Lehrer von vorhin scheint entrüstet.

Ein Teil der Lehrmannschaft war auch anwesend, hinter dem Rednerpult an der Wand stehen sie rum. Die meisten von Ihnen nehmen‘s jedoch gelassen. Sie kennen Ihren Direktor, immerhin ist er seit zwanzig Jahren auf dem Posten.

„Sieben Jahre Ausbildungliegen nun vor euch, damit ist meine Rede beendet.“ Stille im Raum, dann klatschen einige der neuen Schüler hilflos.

„Stopp, Moment! Mir fällt noch was ein, haha.“ Er fuchtelt herum. „Als erstes möchte ich Prinz Herold von Westarp, den Sohn unserer verehrten Königin Hypatia I, die gleichzeitig Schirmherrin dieses noblen Hauses ist, begrüßen.“

Er zeigt mit beiden Armen einladend in die Richtung des angesprochenen. Diesmal klatscht auch der strenge Liubomir Iliev eifrig. Die Drohnen ringsherum werfen Herold bewundernde Blicke zu. Der vorgestellte selbst nimmt die Begrüßung ohne sichtbare Regung auf.

„Vernetzte Individualität bedeutet weniger das festhalten an Traditionen als vielmehr Modernität bis hin zur Avantgarde im Lehrbereich.“ Die meisten der Neulinge, Henley eingeschlossen, hatten keine Ahnung was genau damit gemeint war. Zu viele Fremdworte.

Genauso unverständlich fährt er fort: „Uns ist vollkommen egal woher Sie Ihr Wissen erlangen. Es ist uns sogar gleichgültig ob Sie den Unterricht überhaupt besuchen.“

Jetzt dreht er wohl völlig ab, außerdem ist er plötzlich beim „Sie“ angelangt. Anscheinend hat er vergessen dass da zwölfjährige vor Ihm stehen. Es kann aber auch sein das er alles so sagt wie es ihm gerade passt und die Anrede ihm mehr als egal ist.

„Eines jedoch muss euch klar sein. Es gibt da eine Grundregel. Ein klares Instrument das uns zeigt ob Sie berechtigt sind, versetzt zu werden.“ „Nun wird’s spannend“ denkt sich Henley, wie die meisten anderen auch.

„Der Prüfungszeitraum ist exakt festgelegt. Die Prüfungstermine aller Fächer der Jahrgangsstufen eins bis sieben sind bereits heute fix. Für alle Fächer in die Sie sich, zusätzlich zu Ihren vier Hauptfächern, einschreiben, müssen Sie an diesem Tage, exakt zu dieser Stunde persönlich präsent sein.“

Die ungläubigen Blicke häufen sich. Er fährt fort: „Falls Sie die nächste Jahrgangsstufe erreichen wollen währe zusätzlich noch ein Ausreichend sehr hilfreich. Mit anderen Worten: zweimal fünf bleibt kleben.“

Viele machen nun verkniffene Gesichter. Was soll das? Man kann einfach schwänzen? Nur zur Prüfung da sein? Cool.

Abschließend sagt der Direktor: „Ja so ist es! Mit zwei oder mehr Mangelhaft ist keine Versetzung möglich. Sie können dann andere Fächer wählen, die Schule verlassen, einen Anschlag verüben oder sich erhängen, getreu dem Motto: Wenn alle Stricke reißen, häng ich mich auf.“

Kinder sind unvoreingenommen. Sie lernen schnell. Klar haben Sie seinen Grundgedanken verstanden und seinen seltsamen Humor ausgeblendet. Außerdem ist Stillstehen sehr anstrengend, also bricht heftiger Beifall aus. Jeder ist gespannt wie es nun weitergeht.

Erfreut nimmt Regis Vekter den Zuspruch au. Er zeigt auf Hippolyta und nickt Ihr kurz zu. Diese trat nun vor ans Mikrofon wobei sie leicht stolpert.

Sie blinzelt in die Menge, augenscheinlich ist sie etwas nervös. Außerdem rutscht Ihre übergroße Brille ständig Richtung Nasenspitze.

„Sehr geehrte Schülerinnen und Schüler, mein Name ist Hippolyta Schabernack“ Nur ein paar wenige grinsen aufgrund des Nachnamens, von den Drohnen sind jedoch einige dabei.

„Keine Angst ich bin kein Lehrer, sondern ich leite nur das Sektretariat hier. Man kann also sagen ich bin für den Schriftkram zuständig.“ Vor Ihr liegen einige Blatt Papier, Sie kramt darin. „So, wo waren wir, ah ja. In ein paar Minuten werden auf Ihre Comms die Stundenpläne einschließlich der angebotenen Wahlfächer übertragen.“

„Dabei ist zu beachten, dass vier der neun Einzel-Spezies Pflichtfächer sind. Diese bestehen aus: Naturwissenschaft, Sprache, Planetenkunde und Wirtschaft. Sie müssen zwingend von jedem Schüler belegt werden.“

„Die restlichen fünf sind Multi-Spezies Wahlfächer. Diese übermitteln Sie uns bitte bis Ende nächster Woche. Sie sind eingeladen alle mal auszuprobieren.“ - Ja, ganz gewiss wird Prinz Herold von Westarp beim Wahlfach ‚Interregionskommunikation‘ zusammen mit Rubas und Eemits auf der Bildfläche erscheinen…

„Sind bis hierher irgendwelche Fragen?“ Sie schaut sich um, keiner hebt den Arm. Herold unterhält sich leise mit seinen Hörigen.

„Das besondere ist nun“ fährt Sie fort, „das jedes Fach und jede einzelne Stunde mehrmals pro Woche angeboten wird. Es gibt also keine festen Klassen sondern nur einen solchen Jahrgang.“

„Ihre Kameradinnen und Kameraden können wechseln. Der Vorteil ist, das Sie sich alle dabei kennenlernen.“ Sie machteine kurze Pause. „Gibt es jetzt etwas Unklares? Melden Sie sich ruhig.“

Zögerlich hebt ein unauffälliges Mädchen Ihre Hand, Hippolyta nicke Ihr zu.

„Ich habe zwei Fragen“ sagt die Schülerin. „Gibt es einen Klassensprecher? Außerdem wollte ich fragen ob wir feste Schulferien haben.“

Die Sekretärin sieht Sie dankbar an und erklärt: „Gute Frage. Zu eins: Nein. Es gibt weder einen Klassensprecher noch Jahrgangssprecher. Es gibt auch keine Elternabende. Jeder zählt gleich und kann immer zu uns kommen. Das gilt übrigens auch für eure Eltern.“

„Zum zweiten Punkt: Ja es gibt feste unterrichtsfreie Zeiten konstant im Verlauf der Jahreszeiten aber auch normale Feiertage wie zum Beispiel am Gründertag.“

„All dies finden Sie in Bälde auf Ihren Comms zusammen mit Ihren Einschreibungsunterlagen.“ Sie holt tief Luft, man sieht Ihr an, dass sie froh ist, wenn Ihr Auftritt vorbei ist.

„Nun noch ein paar Worte zur Unterkunft. Die Jungen wohnen auf dem Jungencampus, für die Mädchen gibt es ebenfalls ein Wohnheim. Die Regeln hierzu und das ganze Bla übermitteln wir Ihnen ebenfalls auf Ihren Kommunikationsapparat.“

„Wohnen Sie hier in Lyporo können Sie auch gern nach Hause gehen. Wenn Sie wollen können Sie dem Unterricht komplett fernbleiben, obwohl dies selten vorkommt. Hat einer wirklich keine Lust, nun ja, nach der ersten Ehrenrunde fliegt er eh raus.“

„Dann werden Sie sehen, dass es nur exakt ein einziges Alanis College gibt. Glauben Sie’s mir: Sie sind privilegiert. Sie haben es sehr gut erwischt. Einige Ihrer Eltern haben sich geradezu… ach lassen wir das.“

„Nutzen Sie Ihre einmalige Chance. Ich wünsche Ihnen Glück.“ Sie wischt Sich mit einem Taschentuch über die Stirn. Man sieht Ihr die Erleichterung an.

Regis Vekter tritt vor, klopft Ihr kurz auf die Schulter und sagtan die Schüler gewandt: „Noch am Leben? Gut so, Note eins.“

„Hippolyta zeigt euch nun den Weg rüber zum Speisesaal. Wir Lehrer gehen endlich unserer Lehrtätigkeit nach. Immerhin gibt es noch sechs weitere Jahrgänge außer euch. Vielleicht sehe ich den einen oder anderen aber gleich wieder.“

Er macht eine abschließende Geste. Applaus kommt auf von allen Seiten, dann setzt sich langsam die Menge in Bewegung.

(VIII)Svinenysh

Patchara Petch-a-boon läuft neben Henley. Sie ist in Gedanken versunken, denkt scharf über etwas nach. Sie fragt: „Weißt du schon was du nimmst?“

Just in diesem Moment zittern Ihre Comms. „Ha“ sagt Henley „was für ein Zufall. Das müssen die Stundenpläne sein.“ Sie kramen Ihre Handys raus.

Ohne diese kleinen Computer ist ein Leben kaum mehr vorstellbar, jeder Schüler besitzt einen Kommunikationsapparat. Die Vorderseite besteht in Ihrer Gänze aus einer Screen, die Rückseite ist aus Solarzellen gefertigt, in der Mitte ist der Energiespeicher bzw. Energietransmitter verbaut.

Zum Aufladen legt man Sie kurz mit der Stirnseite nach unten. An Ladegeräte kann sich keiner mehr erinnern. Die Effizienz des Panels ist so hoch, dass man den Telco sogar in der Indi-Nacht laden kann. Das ist die Bezeichnung für die Art Nacht wenn der Raah untergegangen ist, aber der 0.92 Lichtjahre entfernte Indi scheint.

Der nahe Stern ist das zweithellste Objekt am Himmel. Heller selbst als der grüne Trymoo. Es gibt also insgesamt sechs Stufen Nacht auf dem Trivy inklusive den Mondstadien. Am Tage fallen all diese Effekte natürlich kaum ins Gewicht.

Zurück zu den Comms: Die nur wenige Millimeter starken Geräte sind wahre Alleskönner und robuste Begleiter. Ihre Gel-Versiegelung und die stoßfeste, abfedernde Bauweise machen Sie geradezu unkaputtbar. Aufgrund des geringen Gewichtes überleben Sie Stürze aus beliebigen Höhen.

Je nach Gusto kann man sie bedienen: Bildschirm-Tastatureingabe, Wutscheln und Wedeln, Spracheingabe und Blicksteuerung sind möglich. Die meisten verwenden letzteres, wobei ein Blinzeln einem Mausklick entspricht.

„Kuck mal Patchara, `Interregionskommunikation – Speziesübergreifende Lernerfahrungen, Kulturen und Exkursionen` das hört sich doch toll an“. „Au ja, das nehmen wir!“ sagt sie, genauso begeistert wie er.

„Militärgeschichte – die glorreiche Vergangenheit, Chance für zukünftige Generationen, ich glaub das muss ich nehmen…“ Henley zieht eine Miene. Dann sagt er: „Naja, ist ja nur eine Stunde.“

„Hast du auch schon was Schönes gefunden, Patchara?“ Sie ist in Ihren Comm versunken, vergleicht alle Daten.

Nach einer kurzen Weile meint Sie: „Ich nehm Solares Management, Informatik und Sozialdesign.“

Henley lacht: „OK, die ersten beiden sind auch für mich, das zwischenmenschliche Bla bla bla überlasse ich Dir.“

„Dann fehlt ja nur noch ein Fach“ murmelt Patchara, wild blinzelnd, mit flackernden Augen steuert Sie Ihren Comm, dann die Erleichterung: „Hier Henley, sieh mal: Medizinische Evolution oder Robo-Technik. Was sagst du?“

„Also ich find die Blecheimer zwar lustig, aber ich glaube ein Bisschen über unsere Biologie zu erfahren ist spannender.“ Patchara nickt.

Somit haben Sie bereits Ihre neun Fächer zusammen, als Sie im Speisesaal ankommen. „Bis nächsten Freitag haben wir nun Zeit die Daten zu übermitteln“ sagt Henley. „Jetzt schau‘n wir aber erst mal was Sie hier zum spachteln haben!“

Naja, ein Speisesaal, was soll man groß darüber berichten? Henley sieht sich um. Herolds Traube ist schon wieder angewachsen. Außerdem sieht man zum ersten Mal ältere Schüler. Die kommen und gehen anscheinend wie sie lustig sind. Lockerist die Stimmung, dennoch geht‘sdiszipliniert zu. Die Freiheit die man den Schülern gewährt trägt anscheinend Früchte.

Sie setzen sich an einen freien Platz und essen. „Was steht als nächstes auf dem Programm, Frau Sekretärin?“ Fragt Henley. Wieder steuert Sie Ihren Comm mit den Augen und murmelt dabei „mal schauen…“

„Oho, sieh hier: Interregionskommunikation wie schön, was für ein Zufall.“ Sie holt mehr Details ein: „Zimmer E12, das ist hier im Erdgeschoß. In einer Stunde. Da bin ich ja gespannt.“

So stehen Sie um die sechzig Minuten später vor E12 mit etwa zwanzig gleichgesinnten. Etwa die Hälfte besteht aus Ruba und Eemits. Wie zu erwarten fehlt Herold.

Ein besonders gemächlicher Eemit nähert sich. Es ist der Pädagoge im Fache Interregionskommunikation mit Namen Heexio Palk. Er hält seinen Comm vor die Tür, diese öffnetsich.

Die Kinder strömen rein, Henley und Patchara unter Ihnen, Sie finden Platz nebeneinander in der zweiten Reihe, fast ganz außen.

Heexio geht ganz gemächlich auf seinen Lehrerstuhl zu, Packt seine sieben Sachen aus und dreht sich dann langsam um zur Tafel.

Blink! Zwei große aufgeregte Augen in der Tür. Henley bemerkt es sofort, er stupst Patchara.

Auf Zehenspitzen schleicht der neue Mitschüler herein, wobei er sich fleißig nach einem Platz umsieht. Dann explodiert er! Er spurtet los, wutscht um die Ecken in die zweite Reihe und landet direkt auf dem freien Platz auf der Bank ganz außen gleichneben Patchara Petch-a-boon.

Einige der Schüler kichern, so auch Henley und Patchara. Der junge Ruba hechelt heftig, ist aber zufrieden. Er lächelt.

Heexio Palk ist erst jetzt an der Tafel fertig. Nur seinen Namen hat er während der ganzen Zeit hingeschrieben. Das ein Schüler zu spät kam bleibt Ihm verschlossen. Auch jetzt widmet er sich lieber seinem Skript, er kramt behäbig darin herum.

Die zwei großen Augen sehen Patchara neugierig an. „Guten Hallo, bin ich Svinenysh!“ Dann fragt er Sie „Du bist wer?“

„Ich bin Patchara“ sagt Sie und streckt Ihre Hand aus. „Und ich bin Henley“ – er reicht Ihm ebenfalls seine Hand.

Svinenysh der Ruba blinzelt, er denkt nach was er nun tun soll. Dann nimmt er einfach beide Hände und schüttelt sie gleichzeitig in Maschinengewehr-Geschwindigkeit. „Patschala, Henley, Svinenysh: Guten Hallo!“ sagt er freudig und etwas zu laut. Deshalb lässt er los und hält sich gleich die Hand vor den Mund. Er macht sich ganz klein.

„Wo warst du die ganze Zeit?“ Fragt Patchara. Svinenysh flüstert: „Ich verlaufen und ich großen Hunger…“ Dabei zieht er eine traurige Elendsmiene.

Patchara ist betroffen: „Dann gehen wir gleich nach der Stunde in die Kantine!“ sagt Sie.

Da sitzen Sie also nun nebeneinander aufgereiht, die drei von der Interregionskommunikation. Dem Unterricht folgen Sie von nun an nur noch halbherzig. Es ist ja auch zum Einschlafen obwohl sich Heexio Palk wirklich Mühe gibt. Aber ein hundertfünfzigjähriger Eemit und zwölfjährige Schüler haben halt unterschiedliche Tempi.

Patchara und Henley freuen sich darauf Ihren neuen Mitstreiter genauer kennenzulernen. Svinenysh selbst schaut ständig auf die Uhr die in seinem Ruba-Comm integriert ist. Er hat scheint’s großen Kohldampf.

Oftmals hält er sich seinen Bauch. Dann wiederum tut er so als befindet er sich im Tiefschlaf, um kurz darauf mit den Fingern Luftgymnastik zu üben oder mit dem Kopf eine Fliege zu verfolgen die vor Ihm durch das Klassenzimmer E12 schwirrt.

[...]

Ende der Leseprobe aus 138 Seiten

Details

Titel
Das Königreich der Tausend (Web-Edition i2.1)
Untertitel
Tunnel Sci-Fi Trilogy
Hochschule
Hochschule für angewandte Wissenschaften Würzburg-Schweinfurt
Autor
Jahr
2010
Seiten
138
Katalognummer
V154559
ISBN (eBook)
9783640678716
ISBN (Buch)
9783640679966
Dateigröße
1234 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Erste unbestechliche Sci-Fi Saga http://tunnel.eftos.de Original, Saga, Trilogie, Sci-Fi, Zentralwortfrei Die Abenteuer von Prinz Henley zu Westerburg, Patchara Petch-a-boon und Svinenysh dem Ruba.
Schlagworte
Original, Eftos, Epos, Saga, kein Voodoo, Zentralwortfrei
Arbeit zitieren
Eftos Trilogie (Autor:in), 2010, Das Königreich der Tausend (Web-Edition i2.1), München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/154559

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