Die Position William Pitts im englisch-amerikanischen Konflikt


Hausarbeit, 2000

18 Seiten, Note: befriedigend


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Einleitung

Unterschiede zwischen den Reden

Pitts Darstellung der Situation

Pitts Prognosen

Pitts Vorschläge

Schlußbetrachtung

Literatur

Mögliche Literatur

Einleitung

Zu Beginn des Jahres 1775 hatten sich die Konflikte zwischen den Amerikanern und den sie vertretenden Assemblies auf der einen sowie dem englischen Parlament auf der anderen Seite dermaßen zugespitzt, daß beide Parteien nicht umhinkonnten, eine Entscheidung darüber anzustreben, wie das Verhältnis zueinander aussehen sollte. Der zentrale Konfliktpunkt war die Frage, wo die Steuerhoheit liegen solle: beim englischen Parlament oder bei den amerikanische Provinzregierungen, die sich auf den Grundsatz beriefen, daß kein englischer Bürger ohne seine Zustimmung besteuert werden dürfe. Die Krise schwelte schon seit zwölf Jahren, mit einigen Koflikthöhepunkten, als die Amerikaner den Handel mit dem Mutterland boykottierten und kleinere Scharmützel anzettelten, nun jedoch hatte die Regierung in England ein ganzes Heer geschickt, das dem Unfuge steuern sollte. Damit hatte die Auseinandersetzung eine neue Qualität erhalten, war aus dem Konflikt eine militärische Konfrontation geworden. In dieser Lage meldete sich William Pitt vom Altenteil zurück, der Grandseigneur der britischen Imperialpolitik und unbestritten ein Fachmann des Außenamtes mit hohen Verdiensten. Die Person Pitts wird in der Historiographie weitgehend übereinstimmend beschrieben. Er war ein auf den König und das Empire verpflichteter Stratege und Pragmatiker, der den nationalen Führer und Volkstribun[1] mit bisweilen theatralischen Posen darzustellen verstand[2], auch war er ein Anwalt des Parlamentes und des Reiches, nicht jedoch ein Parteiführer[3], denn für die in Parteien auftretenden Kungeleien hatte er nur Zorn und Verachtung übrig[4] Er versammelte deshalb auch keine Parteiungen um sich[5], war aber ein Mann, an den jeder sich gern wendete im Falle einer Krise[6]. Die gemeinsame Basis aller Beteiligten bestand wie schon vor zwölf Jahren darin, daß die Zugehörigkeit der amerikanischen Kolonien zum Empire noch von niemandem ernsthaft in Frage gestellt wurde. Wie diese Oberhoheit des Mutterlandes allerdings auszusehen habe, welche Bereiche sie umfassen solle und wer an der mißlichen Lage der englischsprachigen Welt wohl schuld sei, darüber gab es im Parlament einen variantenreichen Dissens, der an zwei Reden Pitts sowie beigefügten Protokollen erläutert werden soll, die die Quellenbasis darstellen.

Da es im englischen Parlament nicht erlaubt war, mitzustenographieren[7], ist man auf Gedächtnisprotokolle oder nachträglich erstellte Aufzeichnungen Beteiligter angewiesen, soweit ein Redemanuskript nicht existiert. Der vorliegende Text wurde zuerst 1779 von Hugh Boyd herausgegeben, einem Juristen und Kolonialbeamten, der nicht durch weitere Aktivitäten, politischer oder anderer Natur, auf sich aufmerksam gemacht hat. Daß das Protokoll teilweise paraphrasiert, teils aber in direkter Rede geschrieben ist, kann darauf hindeuten, daß es aus mehreren Quellen zusammengesetzt ist. Denkbar wäre auch die Erklärung, daß die Form der ersten Person bisweilen gewählt worden ist, um die bekannte Pitt‘sche Rhetorik besser zur Geltung kommen zu lassen. Der erstgenannten Möglichkeit dürfte jedoch der Vorzug zu geben sein, da umgekehrt auch in den Redetext einige Stellen mit indirekter Rede eingeflossen sind. Zuverlässigkeit und Quellenwert der vorliegenden Texte sind also nicht besser, aber auch nicht schlechter als bei anderen Parlamentsreden dieser Zeit.

Die Thematik soll durch die Erörterung von vier Hauptfragen angegangen werden:

1. Wie und warum unterscheiden sich die beiden Reden?
2. Wie beschreibt Pitt die gegenwärtige Lage?
3. Was erwartet er für den Fall, daß das englische Parlament nicht umdenkt?
4. Welche Vorschläge unterbreitet Pitt?

Unterschiede zwischen den Reden:

Die erste Rede ist formlos und fast ohne Höflichkeitsfloskeln gehalten. Pitt geht bei ihr direkt medias in res und trägt seine Erklärungen vor, die denen der zweiten Rede inhaltsgleich sind. Er befleißigt sich dabei eines beinahe umgangssprachlichen Tones und läßt nur zuweilen, wenn er vom König spricht oder zu den anderen Mitgliedern des Hauses, die Ausdrücke „demütig“ und „Lordschaften“[8] zur Anwendung kommen. In starkem Kontrast hierzu steht die zweite Rede. Dort verwendet er eine dezidierte, formalistische, regelrecht juristische Sprache. In dieser Rede kommt es zu mehrzeiligen Höflichkeitsfloskeln an König und Parlament (Pitt 200), längeren Aufzählungen von Aktenzeichen (Pitt 202) und den für juristische Formulierungen üblichen umfangreichen Beschreibungen von Sachverhalten, für die in der Umgangssprache ein einziger Terminus genügt hätte. Dies rührt daher, daß ein Gesetz ein möglichst großes Spektrum von Eventualitäten abzudecken versucht, und eben eine solche lex generalis für die zukünftigen Beziehungen Englands zu den amerikanischen Kolonien will Pitt initiieren. Der Grund für die unterschiedliche Form bei gleichem Inhalt ist in den Aufgaben zu finden, die er den beiden Reden zugedacht hatte. Die erste Rede ist von Emotionen und Alarmstimmung getragen, sie soll aufrütteln und erscheint als Vorbereitung auf die zweite, die einen Gesetzesantrag darstellt, der in juristisch vorformulierter Weise präsentiert wird und es zum Ziel hat, durch Verabschiedung vom Parlament zu einem Gesetz gemacht zu werden. Denkbar ist auch, daß beide Reden als voneinander isolierte Versuche zu sehen sind, das Parlament zu einer Haltungsänderung gegenüber Amerika zu bewegen, und die zweite Rede ihre vollkommen andere Form erhalten hat, nachdem die erste ohne Resonanz geblieben war.

Gemeinsam ist beiden Reden die mehrfache Verwendung lateinischer Zitate, durch die Pitt auf die historische Dimension der anstehenden Entscheidung hinweisen will, da England an einem Scheidewege stehe.

Die Protokollteile, da größtenteils in paraphrasierender Form erstellt, lassen naturgemäß von diesen Unterschieden weniger erkennen.

Pitts Darstellung der Situation

Pitt vermeidet es, den König als Mitschuldigen an der nach Pitts Meinung verfahrenen Lage zu bezeichnen. Er erklärt den König vielmehr zum Opfer falscher Ratgeber in Form seiner Minister (Pitt 149), die allerdings ihrerseits falschen Informationen aufgesessen seien (Für das Fol. vgl. Pitt152). Er erklärt die „Handelsleute“, auf deren Auskünfte über die Amerikaner sich die Regierung berufe, zu bloßen Zuträgern, Packern und Handlangern derselben, die bestellte Nachrichten liefern, von denen sie wissen, daß sie ihren Auftraggebern politisch willkommen sind. Auch seien sie nicht in der Bevölkerung verwurzelt, da sie , anders als die wahrhaft freien Amerikaner, sich nicht als eigenverantwortlich Handelnde betätigten. Von diesen inkompetenten Berichterstattern sei der Eindruck erweckt worden, den Amerikanern mangele es an Einigkeit zum geschlossenen Handeln. Hier sei man in England genauso falsch informiert wie über den General Congress, der an Weisheit jeden Vergleich mit Figuren der klassischen Literatur aushalte (Pitt 155f.). Pitt bezieht sich hier auf die nach wie vor nicht in Zweifel gezogene Zugehörigkeit Amerikas zum Empire, deren Erhaltung das Ziel Pitt’scher Kompromißbereitschaft ist.

[...]


[1] Kluxen, S. 367

[2] Bowl, S. 373

[3] Keller, S. 601

[4] Trevelyan, S.614

[5] Kluxen, S.363f.

[6] Morgan, Birth, S. 29

[7] Anm.: Die Unterredungen im Parlament wurden als Privatgespräche angesehen, deren Veröffentlichung als Indiskretion betrachtet worden wäre, s. Willcox, William B., The Papers of Benjamin Franklin, Vol 21, New Haven und London 1978, S. 478

[8] The Parliamentary History of England, Vol. XVIII London 1813 Spalte 149 , Verweise auf diese Quelle werden im Text in der Folge bezeichnet als (Pitt xxx).

Ende der Leseprobe aus 18 Seiten

Details

Titel
Die Position William Pitts im englisch-amerikanischen Konflikt
Hochschule
Universität Münster  (Philosophische Fakultät)
Note
befriedigend
Autor
Jahr
2000
Seiten
18
Katalognummer
V15417
ISBN (eBook)
9783638205283
ISBN (Buch)
9783638771368
Dateigröße
483 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Position, William, Pitts, Konflikt, William Pitt
Arbeit zitieren
Magister Joachim Pahl (Autor:in), 2000, Die Position William Pitts im englisch-amerikanischen Konflikt, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/15417

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