Innereheliche Alltagsorganisation und eheliche Machtstrukturen


Hausarbeit, 2005

20 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Einleitung

1. Gründe für den Anstieg der Erwerbsquote in Westdeutschland

2. Innerfamiliale Arbeitsteilung
2.1 Konflikte im Rahmen der innerfamilialen Arbeitsteilung
2.2 Die innerfamiliale Arbeitsteilung in Karriereehen
2.3 Ansätze zur Begründung innerfamilialen Arbeitsteilung
2.4 Machtstrukturen innerhalb der Ehe
2.5 Folgen ungleicher familialer Arbeitsteilung
2.6 Rechtliche Regelungen der innerfamilialen Arbeitsteilung

3. Veränderungen im Leitbild junger Männer

4. Probleme erwerbstätiger Mütter

5. Erwerbsmodelle zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie

6. Entwicklung erwerbstätiger Mütter in Ost- und Westdeutschland
6.1 Entwicklung erwerbstätiger Mütter in den alten Bundesländern
6.2 Entwicklung erwerbstätiger Mütter in der ehemaligen DDR
6.3 Vergleich der Müttererwerbstätigkeit zwischen Ost- und Westdeutschland

7. Zusammenfassung / Schlussfolgerungen

Literaturverzeichnis

Einleitung

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

(Statistisches Bundesamt a)

Bei der Betrachtung der oben angeführten Statistik stellt sich die Frage, welche Gründe zu einer Erhöhung der Frauenerwerbsquote auf annähernd 65 % geführt haben. Dabei wäre es in Bezug auf die Erwerbsbeteiligung beider Geschlechter interessant zu erfahren, welche Konflikte innerhalb der Ehe bei der Alltagsorganisation auftreten. Anschließend wird die Frage aufgeworfen, inwiefern sich Ehepaare, bei denen beide Ehepartner einer beruflichen Karriere nachgehen, von anderen Ehen in ihrer innerfamilialen Alltagsorganisation unterscheiden. Nun soll erörtert werden, wie sich die Arbeitsteilung innerhalb der Ehe erklären lässt und welche Bedeutung dem Begriff der Macht innerhalb der Ehe zukommt. Gibt es soziologische Theorien, die ein Ungleichgewicht von Macht zwischen den Ehepartnern erklären? Außerdem sollen Konsequenzen einer ungleichen Verteilung von innerfamiliarer Arbeit aufgezeigt werden. Ein weiterer wichtiger Punkt ist, wie die Zuständigkeit im Haushalt zwischen Mann und Frau rechtlich geregelt ist. Hat sich die Rolle des Mannes in Bezug auf die innerfamiliale Arbeitsteilung gewandelt? Mit welchen Problemen müssen sich die Ehefrauen und Mütter im innerehelichen Alltag auseinandersetzen? Des Weiteren wäre es interessant zu erfahren, wie die junge Frauengeneration in der heutigen Gesellschaft ihr Leben zwischen Mutterrolle und Berufstätigkeit organisiert. Abschließend soll geklärt werden, wie sich die Müttererwerbstätigkeit in Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg entwickelte und ob es Unterschiede zwischen Ost- und Westdeutschland gab bzw. noch immer gibt.

1. Gründe für die höhere Erwerbsquote bei Frauen in Westdeutschland

Seit Anfang der 1970er Jahre hat sich das Bild berufstätiger Frauen verändert (Oechsle/Mechthild, Geissler/Birgit 1998, S. 132). Der Anteil erwerbstätiger Frauen hat sich in dieser Zeit kontinuierlich erhöht. 1970 lag die Erwerbsquote noch bei 46 %, während sie 1998 schon 60 % betrug (Peuckert/Rüdiger 1999, S. 207). Im Jahr 2004 waren sogar 65 % der Frauen erwerbstätig (Statistisches Bundesamt a). Besonders verheiratete Frauen und Mütter haben zu dieser Erhöhung der Frauenerwerbsquote beigetragen (Peuckert/Rüdiger 1999, S. 207). Ein Grund für die Erhöhung der Erwerbsquote bei Frauen liegt in der Angleichung der Bildungschancen an die der Männer (Peuckert/Rüdiger 1999, S. 205). Ein anderer Faktor, der zu diesem Anstieg geführt hat, ist das größer gewordene Angebot an Arbeitsplätzen, vor allem der Teilzeitarbeitsplätze. Viele Berufe, die früher den Frauen verwehrt waren, sind heute sowohl Männern als auch Frauen zugänglich. Aber auch durch die Vergrößerung des „tertiären Sektors“, den Dienstleistungsbereichen, sind viele neue Arbeitsplätze entstanden, die in der Mehrzahl von Frauen besetzt sind (Nave-Herz/Rosemarie 2002, S. 102). Durch die berufliche Arbeit sind Frauen zunehmend „ökonomisch unabhängig“ und selbstständig geworden (Brück/Brigitte 1992, S. 138).

2. Innerfamiliale Arbeitsteilung

2.1 Konflikte im Rahmen der innerfamilialen Arbeitsteilung

Seit Anfang der 1970er Jahre haben auch Ehe und Partnerschaft einen enormen Wandel erfahren (Brück/Brigitte 1992, S. 137). Durch die bereits erwähnte „ökonomische Unabhängigkeit“ der Frauen in der heutigen Zeit hat der Zwang für sie abgenommen eine Ehe eingehen zu müssen, um durch den Ehemann finanziell versorgt zu sein (Brück/Brigitte 1992, S. 138). Auch „nichteheliche Lebensgemeinschaften“ sind in der heutigen Gesellschaft selbstverständlich und stellen für junge Paare eine Art „Probeehe“ dar. Dennoch streben die Mehrzahl der Männer und Frauen weiterhin die Ehe als Ziel an. Die Erwartungen an die Ehe sind dabei enorm gestiegen (Brück/Brigitte 1992, S.138). Zentraler Bestandteil der innerehelichen Alltagsorganisation ist die Hausarbeit (Nave-Herz/Rosemarie 2004, S.153). Frauen gehen mit der Vorstellung in die Ehe, dass sie einen Mann heiraten, der sie versteht und die anfallende Hausarbeit zu gleichen Teilen, wie sie selbst erledigt. Männer gehen hingegen eher mit „traditionellen Erwartungen“ in die Ehe. D.h., dass der Mann seiner Frau zwar Freiräume einräumt, er aber seine Rolle primär in der beruflichen Arbeit sieht und die der Frau in der Erledigung des anfallenden Haushalts, um „versorgt zu sein“ (Brück/Brigitte 1992, S.139). Männer sind generell „traditioneller“ eingestellt als Frauen, d.h. das Bild der Frau, die für Hausarbeit und Kindererziehung zuständig sind, ist bis heute in den meisten Köpfen der Männer noch fest verankert (Gerhardt/Ute und andere 1995, S. 158). Da Männer und Frauen schon mit derart unterschiedlichen Erwartungen in die Ehe gehen „sind Konflikte somit vorprogrammiert“ (Brück/Brigitte 1992, S.139). Die Hausarbeit nimmt jährlich viel mehr Arbeitsstunden in Anspruch als die Berufstätigkeit (Stolz-Willig/Brigitte 1998, S.21). Obwohl die Mehrheit der Männer und Frauen für eine gerechte Aufteilung der Hausarbeit untereinander ist, beteiligen sich die Männer dennoch kaum daran, sodass auch heute noch mehrheitlich die Frau für die Hausarbeit zuständig ist (Peuckert/Rüdiger 1999, S. 220). Dabei spielt es kaum eine Rolle, ob die Frau selbst berufstätig ist oder nicht (Peukert/Rüdiger 1999, S. 214). Die Beteiligung der Männer im Haushalt ist bei einer Berufstätigkeit der Frau nur geringfügig höher. Wenn nur der Ehemann berufstätig ist, ist sie sogar noch geringer. (Oechsle/Mechthild, Geissler/Birgit 1998, S. 242). Die Frauen verrichten fast doppelt soviel Arbeit im Haushalt als die Männer (Peukert/Rüdiger 1999, S.215). Sie sind aber primär für die alltäglichen Hausarbeiten wie Waschen, Putzen oder Kochen zuständig, die Männer hingegen für nicht alltägliche Dinge wie z. B. „Reparaturen oder Behördengänge“ (Peukert/Rüdiger 1999, S.217). Die Ehemänner beteiligen sich oft erst nach Aufforderung der Frau an der Hausarbeit, wobei die Frauen viel zu schnell auch mit kleinen Beteiligungen der Männer zufrieden sind (Oechsle/Mechthild, Geissler/Birgit 1998, S. 216). Männer schätzen ihre Beteiligung an der Hausarbeit allerdings weitaus höher ein, als die Ehefrauen es ihnen zugestehen (Gerhardt/Ute und andere 1995, S. 157). Dabei werden die Hausarbeiten bis zur Geburt des ersten Kindes gemeinschaftlich von den Partnern erledigt. Mit der Geburt des ersten Kindes nimmt das Engagement der Männer im Haushalt allerdings deutlich ab (Peuckert/Rüdiger 1999, S. 217). Die Frau wird somit durch die Geburt des Kindes in die Rolle der Hausfrau gedrängt (Beck-Gernsheim/Elisabeth 1992, S.287). Mit zunehmender Kinderanzahl verstärkt sich dieser Effekt, da das Engagement der Männer weiter nachlässt (Oechsle/Mechthild, Geissler/Birgit 1998, S. 227). Damit ist nicht die Ehe der Auslöser dafür, dass die Frau in die Rolle der Hausfrau gedrängt wird, sondern die Geburt des Kindes (Leisering/Lutz und andere 1993, S. 112). Kinder bedeuten für die Frau somit eine „Umstrukturierung ihres Lebens“ (Brück/Brigitte 1992, S. 141). Das Bild des Mannes als „Ernährer“, der nur durch berufliche Tätigkeit für den Familienunterhalt sorgt, hat sich auch durch den höheren Anteil berufstätiger Frauen nicht verändert (Beck-Gernsheim/Elisabeth 1992, S. 275). Die Organisation des Alltags bleibt also zum Großteil der Frau überlassen. Der Umfang der Hausarbeit richtet sich dabei nach der Größe des Haushalts und ist abhängig von der Anzahl der Kinder, vor allem der kleineren Kinder (Stolz-Willig/Brigitte 1998, S. 21). Die Zahl der Frauen, die nicht länger bereit sind diese „Faulheit“ ihrer Männer im Haushalt hinzunehmen, steigt. Sie sind aufgrund ihrer enttäuschten Erwartungen sehr unzufrieden mit Ehe und Familie. Das Ergebnis dieser Unzufriedenheit sind „Spannungen und Irritationen“ innerhalb der Beziehung, die sich in Konflikten zwischen den Partnern entladen (Beck- Gernsheim/Elisabeth 1992, S.273). Es geht vor allem den Frauen um mehr als nur den Haushalt, sondern um eine generelle „Gleichheit und Gerechtigkeit“ zwischen den Geschlechtern (Peuckert/Rüdiger 1999, S. 221).

2.2 Die „innerfamiliale Arbeitsteilung“ in „Karriereehen“

Neben den Ehen, in denen nur ein Ehepartner einer Berufstätigkeit nachgeht und den Doppelverdienerehen, in denen beide Partner berufstätig sind, gibt es noch die „Karriereehen“. Bei Karriereehen unterscheidet man zwischen „Doppelkarriere“, der „Commuterehe“ und der „Zwei-Personen-Karriere“ (Peuckert/Rüdiger 1999, S. 221).

Die Partner, die sich für eine „Commuter-Ehe“ entscheiden, verfolgen jeweils eine eigene Berufskarriere und gründen deshalb getrennte Haushalte. Diese „räumliche Trennung“ der Ehepartner erfolgt einzig und allein aus Karrieregründen, da sowohl Mann als auch Frau bessere berufliche Chancen durch getrennte Haushalte sehen (Peuckert/Rüdiger 1999, S. 226). Im Gegensatz zur „Commuter-Ehe“ verfolgen die Partner einer „Zwei-Karrieren-Ehe“ von einem gemeinsamen Haushalt aus eine berufliche Karriere. Dabei haben die Männer und Frauen jedoch oft Probleme, eine ihrer Berufsqualifikation entsprechende Tätigkeit in der gleichen Region zu finden (Peuckert/Rüdiger 1999, S.221). Hierin liegt der Vorteil der „Commuter-Ehe“, die durch überregionale Verfügbarkeit auf dem Arbeitsmarkt bessere Karrierechancen für die Eheleute bietet. Beide Partner der „Commuter-Ehe“ als auch der „Zwei-Karrieren-Ehe“ verfügen über überdurchschnittlich hohe Bildungsabschlüsse (Peuckert/Rüdiger 1999, S. 229). Die „familiale Arbeitsteilung“ ist bei „Karrierepaaren“ wesentlich ausgeglichener als in den herkömmlichen Ehen und es kommt zu weniger ausgeprägten Konflikten bezüglich der Hausarbeit (Peuckert/Rüdiger 1999, S. 223). Allerdings bergen „Karriereehen“ auch spezielle Probleme, die in herkömmlichen Ehen nicht entstehen. So nimmt der Beruf beim Mann als auch bei der Frau ein erhebliches Maß an Zeit in Anspruch und erfordert viel berufliches Engagement. Das Resultat ist, dass oft Probleme aus dem Bereich der Arbeit mit in den „familialen Bereich“ getragen werden (Peukert/Rüdiger 1999, S. 223). Die enorme zeitliche Belastung durch den Beruf birgt für die Frau noch zwei weitere Konflikte. Bei „Karriereehepaaren“ mit Kindern plagen die Frauen oft „Schuldgefühle“, da der Beruf viel Zeit in Anspruch nimmt, sodass sie die komplette Freizeit ihren Kindern widmen und das Resultat eine „Überkompensation“ an Fürsorge ist (Peuckert/Rüdiger 1999, S. 223-224). Zum anderen sehen sich Frauen in „Karriereehen“ ohne Kinder aufgrund der knapp bemessenen Freizeit vor die Frage gestellt, ob sie sich für ein Kind oder die berufliche Karriere entscheiden sollen (Peuckert/Rüdiger 1999, S.225). Eine Alternative wäre sich sowohl für ein Kind als auch für die Karriere zu entscheiden, da aufgrund der finanziellen Möglichkeiten eine Haushaltshilfe die Kinderbetreuung und den Haushalt übernehmen kann (Peuckert/Rüdiger 1999, S. 225). Die Scheidungsrate ist bei „Karriereehen“ allerdings deutlich höher als in Ehen, in denen nur ein Partner eine berufliche Karriere verfolgt. Der Grund hierfür liegt auch in der finanziellen Unabhängigkeit der Frau von ihrem Ehemann, die eine Trennung erheblich erleichtert. So hat die Frau durch ihre „finanzielle Unabhängigkeit“ keinerlei Nachteile bei einer eventuellen Scheidung zu befürchten (Peuckert/Rüdiger 1999, S. 224).

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Details

Titel
Innereheliche Alltagsorganisation und eheliche Machtstrukturen
Hochschule
Universität Duisburg-Essen  (Institut für Praxisorientierte Sozialwissenschaften)
Veranstaltung
Familie und sozialer Wandel
Note
1,3
Autor
Jahr
2005
Seiten
20
Katalognummer
V154066
ISBN (eBook)
9783640662937
Dateigröße
475 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Familie, Ehe, Vereinbarkeit von Beruf und Familie, Innerfamiliare Arbeitsteilung, Berufstätige Mütter
Arbeit zitieren
Diplom Sozialwissenschaftler Stefan Langbein (Autor:in), 2005, Innereheliche Alltagsorganisation und eheliche Machtstrukturen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/154066

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