Die UN-Klimakonferenz auf Bali im Jahr 2007 in der Medienberichterstattung

Eine soziologische Diskursanalyse über die Klimapolitik in der FAZ und in der SZ


Magisterarbeit, 2009

128 Seiten, Note: 2,1


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Der Diskurs über den Klimawandel
2.1. Die Ursachen des Klimawandels
2.2. Die Risiken und die Folgen des Klimawandels
2.3. Die Anpassungsmaßnahmen an die Auswirkungen des Klimawandels
2.4. Die Charakteristika der Klimaproblematik
2.5. Der Klimawandel als ein massenmediales Thema

3. Die internationale Klimapolitik
3.1. Die politische Verantwortung
3.2. Die Entwicklung der internationalen Klimapolitik
3.3. 2007 Bali: Was kommt nach 2012?

4. Die politische Kommunikation in den Massenmedien
4.1. Was bedeutet die politische Kommunikation?
4.2. Das intermediäre System: Medien
4.3. Die Medien als Gatekeeper, Diskurskonstrukteure und Diskursproduzenten

5. Die klimapolitischen Interessen
5.1. Die Diskrepanzen der Klimaproblemlösung
5.2. Das Interessendreieck in der Klimapolitik
5.3. Die strategische Interaktion der Akteure

6. Die methodische Konzeption: das Untersuchungsdesign
6.1. Über die Zeitungen SZ und FAZ
6.2. Die Ereignishaftigkeit der Berichterstattung

7. Die quantitative Inhaltsanalyse der Zeitungsartikel
7.1. Alle Artikel als Codiereinheit
7.2. Ausgewählte Artikel als Codiereinheit
7.3. Zwischenfazit

8. Die qualitative Inhaltsanalyse der Zeitungsartikel – Leitfragenanalyse
8.1. Die Analyse der Akteure im öffentlichen Diskurs
8.2. Das Standing der Akteure: Akteure als Sprecher
8.3. Die empirische Auswertung der Zeitungsartikel in der FAZ und SZ anhand des Interessendreiecks in der Klimapolitik
8.3.1.EU
8.3.2. Deutschland
8.3.3. USA
8.3.4. Andere Industrieländer: Australien und Kanada
8.3.5. Entwicklungsländer
8.3.6. Schwellenländer
8.3.7. UNO
8.3.8. Akteure aus NGOs
8.3.9. Wissenschaftsakteure
8.3.10. Wirtschaftsakteure
8.4. Zwei Hauptkonflikte der klimapolitischen Interessenkonstellation in den Medien
8.4.1. Nord-Nord-Konflikt
8.4.2. Nord-Süd-Konflikt

9. Fazit

10. Literaturverzeichnis

11. Anhang
11.1. Übersichtstabelle der klimapolitischen Interessenprofile aller Akteure
11.2. Abbildungsverzeichnis
11.3. Tabellenverzeichnis
11.4. Abkürzungsverzeichnis
11.5. Materialbasis: Die Zeitungsartikel der FAZ und der SZ

1. Einleitung

„Zum Einbruch des 21. Jahrhunderts sind auch wir mit der gnadenlosen Dringlichkeit einer weltumspannenden Krise konfrontiert, die Gegenwart und Zukunft miteinander verbindet. Diese Krise ist der Klimawandel“ (DGVN 2009).

Der Klimawandel ist ein globales Problem, das von Jahr zu Jahr wächst und allgemein als weltweite Bedrohung wahrgenommen wird. Der wissenschaftliche Konsens über die anthropogenen Einflüsse auf das Klimasystem führt zu weitreichenden gesellschaftlichen Reaktionen auf dieses Problem. Aufgrund der sehr langfristigen Wirkungszusammenhänge und der ungerechten Verteilung seiner Auswirkungen über die Welt ist der Klimawandel eine echte Herausforderung für die gesamte Menschheit. Die klimatischen Veränderungen und ihre Folgen sind nicht mehr zu vermeiden. Derzeit ist es nur wichtig, die klimatischen Entwicklungen auf dem erreichten Standpunkt zu halten, so dass es sich nicht verschlimmert. Die Folgen des Klimawandels lassen sich nur dann in Grenzen halten, wenn die Oberflächentemperatur der Erde im Vergleich zur vorindustriellen Zeit um nicht mehr als 2°C steigt. Hierfür müssten die Treibhausgas-Emissionen bis 2050 im Vergleich zu 1990 weltweit halbiert werden. Dies stellt ein Appell für die Klimapolitik dar. Da das Weltklima ein Gemeinschaftsgut ist, kann eine Klimapolitik auch nur dann funktionieren, wenn sie global umgesetzt wird. Die Staaten müssen sich in einer sehr engen Zusammenarbeit mit der Klimaproblematik auseinandersetzen.

Eine der wichtigsten Stationen auf dem Weg zur erfolgreichen Klimapolitik war die UN-Klimakonferenz auf Bali, die im Dezember 2007 in Nusa Dua stattfand. Sie kann als Höhepunkt des klimapolitisch außerordentlich aktiven Jahres 2007 angesehen werden. Delegierte aus beinahe allen Ländern der Welt - Vertreter aus Politik, Zivilgesellschaft, Verantwortliche aus Wirtschaft und Wissenschaft - berieten über ein neues Nachfolgeklimaabkommen zum 2012 auslaufenden völkerrechtlich verbindlichen Kyoto-Protokolls. Es sollten neue, noch umfassendere politische Maßnahmen im Kampf gegen den Klimawandel ergriffen werden. Der zentrale Bezugspunkt der politischen Diskussion war die Frage, ob man sich auf feste Zielvereinbarungen festlegen sollte. Diese Frage brachte Befürworter und Gegner einer Reformierung der Klimamaßnahmen hervor. Mit unterschiedlichen Argumenten und Strategien versuchten Akteure ihre Interessen zu vertreten und ihre Positionen und Deutungen zur Klimafrage als allgemein verbindlich durchzusetzen und damit Einfluss auf die weltweite Klimaregelung zu nehmen.

Vor allem durch Impulse aus der Wissenschaft und dann auch aus der Politik wurde seit den 80er Jahren die drohende Klimaveränderung zu einem Thema der öffentlichen und politischen Diskussion auf nationaler und internationaler Ebene. Von großer Bedeutung ist die mediale Darstellung dieses klimapolitischen Themas. Die Bürger informieren sich und beobachten das Geschehen in der Gesellschaft in erster Linie über die Medien. Ihr Verständnis von der Welt entwickeln sie vor allem durch die von den Medien angebotenen Deutungen. Die Wirkung der Massenmedien besteht also darin, die Bewertung der Brisanz politischer Themen zu lenken und somit einen direkten Einfluss auf den Meinungsbildungsprozess auszuüben. Insofern ist der Einfluss der Massenmedien auf das politische Verhalten der Bürger und auf die öffentliche Meinung im Staat ein bedeutsames Thema. Es ist entscheidend, auf welche Art und Weise über bestimmte politische Themen berichtet wird (vgl. Schulz 2008: 14ff).

Die Massenmedien beeinflussen nicht nur politische Einstellungen und politisches Verhalten, sondern auch politische Prozesse. Der Verlauf und die Durchsetzung allgemein verbindlicher klimapolitischer Entscheidungen werden durch die öffentliche Debatte entscheidend geprägt.

Die Massenmedien entwickeln eigene Mechanismen und folgen dabei der eigenen Medienlogik[1], um mit dem Thema Klimawandel umzugehen. Nach medienspezifischen Selektionsregeln und Darstellungsformaten präsentieren sie die klimapolitischen Inhalte der Öffentlichkeit. Dies kann tendenzielle Verzerrungen der politischen Realität durch die Massenmedien mit sich bringen. Die politische Kommunikation ist also von großer Bedeutung für die politischen Entscheidungsprozesse (vgl. Schneider & Janning 2006: 21). „Jedenfalls sind Politik und Kommunikation aufs engste miteinander verbunden“ (Schulz 2008: 13). Die Darstellung von Politik durch Kommunikation ist ein integraler Bestandteil jedes politischen Prozesses.

Daher werde ich in meiner Arbeit die politische Diskussion, die auf der UN-Klimakonferenz auf Bali stattfand, durch das massenmediale Forum der deutschen Tageszeitungen FAZ und SZ analysieren. Die leitende Grundregel meiner Untersuchung war diejenige einer vorurteilsfreien Herangehensweise an den Untersuchungsgegenstand. Weder Gemeinsamkeiten noch Unterschiede der Debatten der beiden Zeitungen sollten vorab unterstellt werden. Vielmehr wurde beides auf empirischer Grundlage, also datenbasiert nachgezeichnet und ermittelt. Die FAZ und die SZ konstruieren bei der Beurteilung der UN-Klimakonferenz auf Bali bestimmte Deutungsmuster. Es ging darum, ob und inwieweit sich öffentliche Diskussionen im Hinsicht auf die UN-Klimakonferenz in formaler, struktureller und inhaltlicher Hinsicht voneinander unterscheiden und verschiedene Deutungsmuster präsentieren.

So stellen die Möglichkeiten und Grenzen der internationalen Kooperation im Rahmen der Klimapolitik vor dem Hintergrund unterschiedlicher staatlicher Interessen und Problemwahrnehmungen das Thema dieser Arbeit dar. Der Fokus wird primär auf die klimapolitischen Hauptakteure der medialen Debatte gelegt, wobei diese noch in einer engeren Auswahl selektiert werden sollen und eine Konzentration auf die Standings der Akteure vorgenommen werden soll. Dabei werden die Gesprächsthemen sowie die vertretenen Positionen erkennbar werden. Auch wird sich anhand der Standings ein Bild über die Akteure ergeben, die in den Zeitungen zu Wort kamen. Anhand dieser Statements wird es möglich sein, festzustellen, welche klimapolitischen Interessen der jeweiligen Akteure im Vordergrund stehen. Diese sollen mittels eines theoretischen Ansatzes – des klimapolitischen Interessendreiecks – ermittelt werden.

Im Einzelnen werden folgende Aspekte anhand der folgenden Leitfragen untersucht:

1. Wer sind die Akteure, die in den Zeitungsartikeln zu Wort kommen und das Standing erreichen?
2. Welche Positionen vertreten die einzelnen Sprecher?
3. Welche klimapolitischen Interessenslagen lassen sich bei den Akteuren anhand ihrer Positionen feststellen?
4. Welche Unterschiede liegen im Vergleich der beiden Medien bezüglich der Berichterstattung zu der UN-Klimakonferenz vor?

Je nachdem inwieweit die einzelnen Akteure das Standing erreichen, wird es ihnen möglich sein, sich direkt an ein breites Publikum zu richten, und dies zur Stärkung ihrer eigenen Positionen zu nutzen und dafür Unterstützung zu erlangen. Auch wenn der Wirkungsprozess der Massenmedien und die durch sie vermittelten politischen Inhalte für die Einstellungen der Bevölkerung von großer Bedeutung sind, soll in meiner Untersuchung der Medienwirkung keinen Platz eingeräumt werden. Dies würde den zeitlichen und räumlichen Rahmen dieser Untersuchung überschreiten.

Das Verständnis der Klimaproblematik ist grundlegend für die weiteren Ausführungen. Daher wird im Kapitel 2 zunächst der allgemeine Diskurs zur Klimaproblematik näher erörtert. Es wird sowohl auf die Ursachen und Folgen als auch auf die Anpassungsmaßnahmen auf die Auswirkungen des Klimawandels eingegangen. Zudem werden die charakteristischen Attribute des Phänomens Klimawandel sowie der Klimawandel als massenmediales Thema erläutert.

Bevor ein geschichtlicher Rückblick auf die Entwicklungen in der Klimapolitik von ihren Anfängen bis zur UN-Klimakonferenz auf Bali im Kapitel 3 gegeben wird, wird zunächst die Verantwortung der Politik bezüglich des Klimawandels angesprochen.

Dann werden die relevanten theoretischen Ansätze dargestellt. Im Kapitel 4 wird es um die politische Kommunikation gehen. Im Mittelpunkt dieser Ausführung stehen die Massenmedien, die als eigenständiges Teilsystem der Gesellschaft eigene Wahrnehmungen und Konstruktionen der Realität entwickeln. Sie fungieren als ein intermediäres System, das zwischen den politischen Entscheidungsträgern und den Bürgern vermittelt. Man kann sie als politische Institutionen bezeichnen, die dauerhaften Einfluss auf die politischen Prozesse haben. Sie unterliegen eigenen Strukturen und Selektionskriterien, was Einfluss auf den medialen klimapolitischen Diskurs hat.

Im Mittelpunkt des Kapitels 5 steht das umweltpolitische Interessendreieck von Prittwitz. Aus der klimapolitischen Interessenverteilung der Akteure, die sich aus den Verursacher-, Betroffenen- und Helferinteressen zusammensetzt, ergibt sich deren Interessenslage. Anhand dessen kann eine Abschätzung ihrer Bereitschaft zu den dringenden klimapolitischen Vorkehrungen vorgenommen werden.

Der methodische Teil der Untersuchung beginnt mit dem Kapitel 6. Die empirische Grundlage bildet dabei die Berichterstattung der Zeitungen FAZ und SZ, die sich durch viele Schnittmengen auszeichnen: Beide Medien erscheinen täglich, haben den Anspruch meinungsbildend zu wirken und gelten in der politischen Ausrichtung als gegensätzlich. Im Kapitel 6 des empirischen Teiles wird zunächst das Untersuchungsdesign dargelegt. Im Kapitel 7 werden alle relevanten Artikel durch eine quantitative Inhaltsanalyse auf formale Merkmale ausgewertet. Es wird nach dem Ausmaß, dem Verlauf und der Art der Thematisierung der UN-Klimakonferenz in diesen Medien gefragt.

Die qualitative Inhaltsanalyse der Zeitungsartikel wird im Kapitel 8 durchgeführt, wobei in dieser Auswertung eine Auseinandersetzung mit den Hauptakteuren der öffentlichen Diskussion stattfinden soll. An dieser Stelle werden die Standings der Hauptakteure geschildert und kritisch diskutiert. Es werden die Sprecher und ihre Themen, Positionen und Meinungen sowie die Bezugnahme von Sprechern aufeinander im Kommunikationsraum Zeitungen erörtert. Anhand der Positionen der Akteure werden ihre Interessenslagen herausgefiltert und mittels des klimapolitischen Interessendreiecks bewertet. Die klimapolitische Auseinandersetzung im Kommunikationsraum der Zeitungen wird im letzten Absatz in zwei Hauptkonflikten der Klimapolitik kulminiert: dem Nord-Nord-Konflikt und dem Nord-Süd-Konflikt. Abschließend werden die wichtigsten Erkenntnisse dieser Arbeit nochmals zusammengefasst.

Man muss beachten, dass die Interessenslagen der Akteure in dieser Arbeit nur durch die Medien reflektiert werden, was bedeutet, dass sie von der politischen Wirklichkeit abweichen können. Außerdem erlauben die empirischen Daten allein deskriptive Aussagen. Über die Ursachen der spezifischen Art der Thematisierung in den Zeitungen kann man nur Vermutungen anstellen, empirisch gesicherte Kausalerklärungen erlauben meine Daten nicht.

2. Der Diskurs über den Klimawandel

2.1. Die Ursachen des Klimawandels

Zu einer Besonderheit der Natur gehört die einzigartige Atmosphäre, die die Voraussetzung für das Leben auf unserem Planeten erst überhaupt schafft. Ihre Zusammensetzung ermöglicht eine konstante Temperatur auf der Erdoberfläche, wodurch ein bewohnbares Klima entsteht, in dem sich unsere natürliche Lebenswelt entfalten kann. Dies ist auf den sogenannten natürlichen Treibhauseffekt zurückzuführen. Die Sonnenenergie, die durch Strahlung auf die Erde gelangt, wird vom Erdboden zum Teil absorbiert, zum Teil wieder reflektiert. Die Treibhausgase machen insgesamt nur rund drei Promille der Masse der Atmosphäre aus. Trotz dieses geringen Anteils sind sie in der Lage die Wärmerückstrahlung von der Erdoberfläche in das All so weit zu verhindern, dass auf unserer Erde statt eisiger Weltraumkälte eine durchschnittliche Temperatur von 15°C herrscht. Die Ein- und Abstrahlung muss im Gleichgewicht sein, ansonsten verändert sich die Temperatur der Erde. Eine ausgeglichene Energiebilanz war lange Zeit gegeben (vgl. BMU 2009b).

Heutzutage tritt das Problem auf, dass die Schicht, die das Klima des Planeten reguliert, in nie dagewesener Geschwindigkeit zunimmt. Die Energie-Balance des Klimas wird instabiler, da die von der Erde abgegebene Strahlung nicht den Weg ins All findet, sondern zurückgestrahlt wird. Der Grund dafür ist die rapide Zunahme der THG-Konzentrationen in der Atmosphäre, die den Treibhauseffekt verstärken. Der Anstieg der CO2-Konzentrationen ist größtenteils auf die Verbrennung fossiler Brennstoffe, wie Öl, Kohle und Gas zurückzuführen. Neben der CO2-Konzentration steigt durch menschliche Verursachung vorwiegend Methan und Lachgas in der Atmosphäre, die durch Landnutzungsänderungen, wie Massenviehzucht mit immer größeren Viehherden, Reisfarmen, Müllhalden sowie durch die Rodung von Wäldern produziert werden. Die Treibhauswirkung von Methan ist wesentlich stärker als die des Kohlendioxids, allerdings wird das Methan in der Atmosphäre viel schneller wieder abgebaut. Das besondere Risiko des Kohlendioxids liegt gerade in der langfristigen Anreicherung. Außerdem gelangen industriell hergestellte, langlebige Gase, die in Klimaanlagen und zur Kühlung genutzt werden, in die Atmosphäre. Durch die Erhöhung der Emissionen der Treibhausgase wird die Strahlungsbilanz verändert. Das Klimasystem passt sich an, um das Gleichgewicht zwischen zugeführter und abgegebener Energie wiederherzustellen, was zur Folge hat, dass sich die Durchschnittstemperatur auf der Erdoberfläche erhöht (vgl. Graßl 2007: 10ff). Sowohl die Treibhausgase wie auch der Wasserdampf sind für die Reflexion der Strahlen verantwortlich. Der durch Verdunstung entstandene Wasserdampf ist jedoch der natürlichen Komponente des Treibhausgases zuzurechnen und somit nicht das Problem (vgl. Schötz 2008: 15f). In den vergangenen hundert Jahren wärmte sich die Erde um durchschnittlich 0,74°C. Besonders bedenklich ist der Anstieg der durchschnittlichen Erwärmung in den letzten 50 Jahren, der fast doppelt so hoch ist wie in den gesamten 100 Jahren (vgl. IPCC 2007a: 5f).

Dabei stellt sich die Frage, inwieweit dies natürliche chemikalische und physikalische Prozesse in der Atmosphäre sind und inwieweit sie vom Menschen verursacht werden. Einerseits gehört es zum Standardwissen in der Klimaforschung, dass das dynamische Klimasystem auch ohne menschlichen Einfluss einem ständigen Wandel unterzogen ist. Es ist bewiesen, dass es in der Vergangenheit länger anhaltende Perioden von Warm- und Eiszeiten gegeben hat. Die Klimaveränderungen können sowohl viele tausend Jahre andauern, als auch kurzfristig schwanken. „Der Wandel des Klimas ist also der Normalfall“ (Weingart u.a. 2008: 46), behauptet Weingart.

Nun hat sich in der wissenschaftlichen Auseinandersetzung um den Klimawandel seit Ende der 70er Jahre die Theorie etabliert, dass die durch Industrialisierung veränderten Konzentrationen von Treibhausgasen in der Atmosphäre eine Veränderung der Energiebilanz der Erde und damit einen globalen Temperaturanstieg verursachen (vgl. Pansegrau 2000: 67f). Heutzutage besteht ein wissenschaftlicher, politischer und gesellschaftlicher Konsens, dass die derzeitig zu beobachtende Erderwärmung durch den Menschen und seine Aktivitäten verursacht wird. Dies wird dann als ein anthropogener Klimawandel charakterisiert. Die Hauptschwierigkeit besteht dabei in der Unterscheidung zwischen den natürlichen chemikalischen und physikalischen Prozessen in der Atmosphäre und den vom Menschen verursachten Prozessen (vgl. Weingart u.a. 2008: 46f). Durch die Fokussierung auf die menschlichen Einflüsse treten nämlich die natürlichen Ursachen des Klimawandels in den Hintergrund. „Ehemals natürlicher Wandel wird zum künstlichen

Wandel, dadurch wird Wandel zum Risiko“ (Pansegrau 2000: 68). Das Phänomen des anthropogenen Klimawandels zieht ebenfalls die Tatsache nach sich, dass das Klima als ein System erscheint, welches durch das Abwenden anthropogener Einflüsse in einen kontrollierbaren Ruhezustand gebracht werden könne (vgl. Pansegrau 2000: 67f).

Wahrscheinlich löst alles, was wir produzieren und verbrauchen, einen Ausstoß von Treibhausgasen aus. Viele der Aktivitäten, die Treibhausgase freisetzen, sind jedoch für die Weltwirtschaft unverzichtbar, da sie die Grundlagen für das moderne Leben bilden, wie zum Beispiel der Verkehr oder Gebäude, die sich durch einen hohen Energiebedarf auszeichnen und dadurch für einen großen Anteil der weltweiten Treibhausgasemissionen verantwortlich sind. Diese Entwicklung wirft die moralische Frage auf, in welchem Ausmaß Industrie- und Entwicklungsländer für die zusätzlichen Emissionen verantwortlich sind (vgl. Weingart u.a. 2008: 47). Dies ist ein zentraler Punkt der aktuellen politischen Debatte.

2.2. Die Risiken und die Folgen des Klimawandels

Goldene Strände, blaue Lagunen, üppige Palmen, farbenreiche Fische – das tropische Paradies, so sind einige Eilande und Kleinstaaten im Pazifik und im Indischen Ozean zu bezeichnen. Doch wie lange noch? Nach Standpunkt der Klimawissenschaft würde eine globale Erwärmung gravierende Veränderungen des gesamten Klimasystems und damit katastrophale Auswirkungen auf das menschliche Leben, aber auch auf Fauna und Flora zur Folge haben. Je nach Insel oder Atoll liegen nämlich die meisten der Inseln nur wenige Zentimeter über dem Meeresspiegel, was schon ein Problem an sich darstellt. Die Ernte und die Süßwasservorräte des Landes sind jeder Sturmflut schutzlos ausgeliefert. Die durch den Klimawandel neu geschaffene Bedrohung – der Anstieg des Meeresspiegels – kann sogar das Leben auf den Inseln auslöschen. Je nach Modell, einbezogenen Faktoren und dem angegebenen Zeitraum können es einige Zentimeter bis zu einigen Metern sein. Ein paar Zentimeter klingt nicht nach übermäßig viel. Wenn man sich aber vergegenwärtigt, wie niedrig manche Insel liegen, wie beispielsweise Tuvalu oder Malediven, ist das eine erschreckende Entwicklung. Schon wenige Zentimeter Anstieg können bewirken, dass weite Teile des Inselparadieses untergehen. Bevor es jedoch soweit kommt, wird das Leben auf den Inseln durch die zunehmende Häufigkeit und Heftigkeit von Überschwemmungen, Sturmfluten und Stürmen erheblich beeinträchtigt (vgl. IPCC 2007a: 5ff; vgl. Oberthür & Ott 2000: 29f).

An dieser Stelle muss man die Umweltministerin Lavinia Rounds-Ganilau der Fidschi-Inseln, die sich auf Bali über den Klimawandel äußerte, zum Wort kommen lassen. „Während ich hier spreche, räumen wir die Schäden des Zyklons Daman weg, und unser Wetterdienst warnt uns vor fünf weiteren in den nächsten vier Monaten“ (SZ, Pranger unter Palmen, 14.12.07). Außerdem sprach sie noch sterbende Korallenriffe, Fluten und den zunehmenden Salzgehalt des Grundwassers an. Am Ende drückte sie einen schlichten Wunsch aus: Ihr Volk und sie würden hoffen, dass auf Bali Entscheidungen fallen, „die sicherstellen, dass wir um die Jahrhundertwende noch eine Insel haben, die sich Fidschi nennt“ (SZ, Pranger unter Palmen, 14.12.07).

Der vierte Sachstandsbericht des Weltklimarats (vgl. IPCC 2007b) und der Bericht über die menschliche Entwicklung 2007/2008 des UN-Entwicklungsprogramms (vgl. DGVN 2007) führen als konkrete Auswirkungen der klimatischen Veränderungen auch weitere Anzeichen aus. Die Gefahr droht vielen Küstenlinien und -städten durch das Ansteigen des Meeresspiegels, was durch den Rückzug und das Abschmelzen der Gletscher in Grönland sowie auf der Arktis und Antarktis verursacht wird. Einige Gebirge im Inland, wie Himalaya oder Alpen, sind ebenfalls stark betroffen. Derzeit noch ganzjährig befahrbare Gletscher-Skigebiete könnte es irgendwann nicht mehr geben. Durch das Abschmelzen der Gletscher würde es erstmals zu einer Zunahme und anschließend zu einem Rückgang an den Trinkwasservorräten kommen. Wenn der Meeresspiegel steigt, betrifft das auch die Flüsse. Vor allem Fluss-Deltas, welche oftmals eine einzigartige Tier- und Pflanzenwelt beherbergen, würden dann nachhaltig verändert. Das Vordringen des Salzwassers beeinträchtigt auch die Süßwasservorräte. Der Anstieg von extremen Niederschlagsereignissen mit daraus resultierenden Überschwemmungen ist schon längst angekommen. Nicht zuletzt werden aufgrund der Erwärmung der Meere auch extreme Wetterverhältnisse wie tropische Wirbelstürme in erhöhtem Maße entstehen. Durch die Veränderung der Niederschlags- und Verdunstungsverhältnisse wird es wahrscheinlich zu einer Ausdehnung von Gebieten mit Dürregefahr und zu einer Degradation der Böden kommen. Der Hitze und der Trockenheit folgen Brände. Die Trinkwasserversorgung wie auch die landwirtschaftliche Produktion droht in von Dürren betroffenen Gebieten in Afrika, in Südasien und in Lateinamerika zurückzugehen, was die Nahrungsmittelsicherheit beeinträchtigen könnte. Die Unterernährung könnte dann durch den eingeschränkten Zugang zu Nahrungsmitteln ansteigen. Die veränderten natürlichen Bedingungen wirken sich auf die empfindlichen Ökosysteme wie auch auf Flora und Fauna aus. Ein spürbarer Rückgang der Artenvielfalt wird dann nicht zu verhindern sein, wie es bei den abnehmenden Fischbeständen schon jetzt sichtbar wird. Zudem werden die Entwicklungsländer schwerste gesundheitliche Folgen zu spüren bekommen. Das Ausbreitungsgebiet vieler gefährlicher Krankheiten könnte sich viel weiter ausdehnen und somit der Gesundheitszustand von Millionen von Menschen, vor allem jener mit geringer Anpassungskapazität, in Mitleidenschaft ziehen (vgl. DGVN 2007; vgl. IPCC 2007b). So gilt es nach dem Stand der Klimaforschung als sehr wahrscheinlich, dass die Klimaveränderungen die natürliche und menschliche Lebenswelt ganz erheblich beeinträchtigen werden. Sie wirken jedoch nicht isoliert, sondern haben erst zusammen mit den sozialen, wirtschaftlichen und ökologischen Prozessen einen verstärkten Effekt.

In der Öffentlichkeit der Industrieländer wächst die Besorgnis, extremen Klimarisiken ausgeliefert zu sein. Größtenteils finden die Klimakatastrophen jedoch in den armen Ländern statt. Nach dem Bericht über die menschliche Entwicklung 2007/2008 waren im Zeitraum von 2000 bis 2004 jedes Jahr rund 262 Millionen Menschen von Klimakatastrophen betroffen, wovon 98% in den Entwicklungsländern lebten. Die Bedrohung durch Klimaereignisse ist sehr ungleich verteilt, da die Ärmsten den schwersten Folgen des Klimawandels ausgesetzt sind. Gerade die am meisten betroffenen Regionen können sich am wenigsten vor dem Klimawandel schützen. Sie gelten als besonders verwundbar. Zum einen sind sie von klimatisch sensiblen Ressourcen wie der örtliche Wasser- und Nahrungsmittelversorgung abhängig, zum anderen sind die dortigen gesellschaftlichen Systeme so begrenzt, dass sie kaum in der Lage sind, sich den neuen Risiken anzupassen (vgl. DGVN 2007: 20ff). Kofi Annan äußerte sich zu den Ländern, die in den Fesseln des Klimas stecken geblieben sind, folgendermaßen:

„Die anfälligsten Länder sind am wenigsten in der Lage sich zu schützen. Auch tragen sie weltweit am wenigsten zu den Treibhausgas-Emissionen bei. Wenn nicht gehandelt wird, werden sie für die Handlungen anderer einen hohen Preis zahlen“ (DGVN 2009).

Des Weiteren wird in dem Bericht betont, dass die Klimaschocks zwar nicht allein auf den Klimawandel zurückzuführen sind, aber durch den Klimawandel die Gefährdungen noch größer werden. Zu den überbeanspruchten Bewältigungsmechanismen der Entwicklungsländer belastet der Klimawandel nur zusätzlich und schafft eine größere Verelendung, aus der sich die Menschen nicht befreien können. „So wird der Klimawandel nicht selten der unsichtbare Motor hinter wirtschaftlichem Niedergang, sozialer Erosion und Vertreibung“ (Sachs & Santarius 2007: 12). Aufgrund komplexer Zusammenhänge der Auswirkung des Klimawandels kann es zur Folge haben, dass die unmittelbar betroffenen Gebiete ausgeweitet werden.

Das alles ist tatsächlich dramatisch, wenn man bedenkt, dass viele Menschen ihre Heimat unwiederbringlich verlieren und zu Klimaflüchtlingen[2] werden. Infolge des Klimawandels werden sie langfristig ihre Heimat verlassen müssen und gezwungen sein, sich an anderen Orten anzusiedeln. So wird die Politik vor neuartige Herausforderungen gestellt. Betroffen werden nicht nur die Menschen sein, die weltweit in den Küstengebieten leben, sondern auch diejenigen, auf deren Lebensumfeld die Dürren, schmelzende Gletscher und weitere Phänomenen des Klimawandels Einfluss haben (vgl. Smid 2007: 64ff). Einer Greenpeace-Studie zufolge werden 200 Millionen Menschen in den nächsten 30 Jahren aus ihrer Heimat flüchten müssen, wenn der Klimawandel fortschreitet wie bisher. Die meisten Betroffenen gehören zu den Ärmsten, die an der durch Menschen verursachten Klimaerwärmung so gut wie keinen Anteil haben (vgl. Jakobeit & Methmann 2007: 25ff).

2.3. Die Anpassungsmaßnahmen an die Auswirkungen des Klimawandels

Einmal im Gang gesetzt, sind die Klimaänderungen nicht mehr aufzuhalten und auch selbst durch sofortige Minderungsmaßnahmen sind ihre Auswirkungen nicht völlig zu verhindern. Aufgrund der thermischen Trägheit der Meere reagiert das Klimasystem mit zeitlicher Verzögerung auf die Treibhausgaskonzentrationen und auf Klimaschutzmaßnahmen. Es ist daher unerlässlich, zum einen Schritte zur Reduktion der THG-Emissionen zu ergreifen, da eine ungemilderte Klimaänderung langfristig gesehen über die Anpassungskapazität natürlicher und menschlicher Systeme hinausgehen konnte. Zum anderen müssen auch umfangreiche Anpassungsmaßnahmen unternommen werden, da ein zu spätes Handeln zu irreversiblen Schäden führen könnte. Mit jeder Verzögerung steigen zudem die Kosten. Bei der Anpassung geht es nicht nur darum, Schäden zu reparieren, sondern ihnen vorbeugend auszuweichen, beispielsweise durch eine auf erneuerbare Energien aufbauende Wirtschaftsstruktur. Die Möglichkeiten der Anpassung sind vielfältig und reichen von technologischen Maßnahmen, wie Dammbauten, über politische und ökonomische bis hin zu verhaltensbezogenen Vorgehensweisen, beispielsweise bei der Ernährung. Die Umsetzung von Anpassungsmaßnahmen stößt jedoch oft auf Hindernisse jeglicher Art. Die Entwicklungsländer mit schwächerer wirtschaftlicher und institutioneller Basis sind nur in der Lage, sich sehr unzureichend den Klimaänderungen anzupassen, obwohl sie am empfindlichsten auf Klimaschwankungen reagieren (vgl. IPCC 2007b: 35ff).

„Ein Übeltäter hat erstens aufzuhören, Schaden zu tun und zweitens, den angerichteten Schaden auszugleichen“ (Sachs & Santarius 2007: 12), so äußern sich Sachs und Santarius zu einer Regel, die in der Umweltpolitik als das sogenannte Verursacherprinzip bekannt geworden ist. Nach ihrer Leitlinie sind die Industrieländer dafür verantwortlich, sowohl den Unbeteiligten für die Kosten zur Anpassung an die Klimaänderungen zu entschädigen als auch ihnen bei der Überleitung in eine post-fossile Wirtschaftsweise zur Seite zu stehen. Die Ungleichheiten bei der Fähigkeit zur Anpassung an den Klimawandel werden nämlich laut des Berichts über menschliche Entwicklung immer deutlicher sichtbar.

„Für den einen Teil der Welt – den reicheren – geht es bei Anpassung darum, dass man ausgeklügelte Klimaschutzinfrastrukturen errichtet und Häuser baut, die auf dem Wasser schwimmen. Im anderen Teil der Welt heißt Anpassung, dass die Menschen selber lernen, im Hochwasser zu schwimmen“ (DGVN 2007: 30).

Neue Technologien sind daher ebenso unverzichtbar wie die Bereitstellung finanzieller Mittel. Laut Sachs und Santarius wird es bei einem fairen Schadenausgleich um enorme Summen gehen. Es werden global zwischen 10 und 40 Milliarden US-Dollar jährlich an Anpassungskosten vonnöten sein. Es wurden zwar Fonds errichtet, die der Finanzierung von Anpassungsmaßnahmen im Süden dienen sollen, aber nur der „Adaptation Fund“ kann mit sicheren Einnahmen aus einer Abgabe auf Projekte im Rahmen des Clean Development Mechanism des Kyoto-Protokolls rechnen (vgl. Sachs & Santarius 2007: 13).

Auch der Ökonom Sir Nicholas Stern, ehemaliger Chefökonom der Weltbank, hält umfangreiche Anpassungsmaßnahmen für dringend notwendig. Klimaschutz ist seines Erachtens nicht nur umweltpolitisch, sondern auch wirtschaftlich und sicherheitspolitisch geboten. Er schätzt nämlich die Kosten zur Vermeidung des Klimawandels erheblich geringer ein als die zu erwartenden Schäden. „Die Kosten für die Stabilisierung des Klimas sind erheblich, aber tragbar; Verzögerungen wären gefährlich und viel teurer“ (Stern 2006: 6ff). Der ökonomische Nutzen einer effektiven Klimapolitik, vornehmlich durch die Vermeidung klimabedingter Schäden, wurde noch nicht genügend in Betracht gezogen. Gemäß seinen Berechnungen werden die Kosten bei schnellem Handeln auf etwa ein Prozent des globalen Bruttoinlandsprodukts (BIP) geschätzt, bei dem Nichthandeln hingegen könnten sie bis zu 20% ansteigen (vgl. Stern 2006: 6ff). Dies gleicht ungefähr der Geldsumme, die jedes Jahr weltweit für Werbung ausgegeben wird (vgl. Ott 2007a: 5).

Die politischen Herausforderungen, die sich daraus ergeben, sind gewaltig. Politische Maßnahmen zur Anpassung an die Klimaänderungen, die große Schäden verursachen, würden kurzfristig zur Schadensbegrenzung beitragen, und zwar unabhängig davon, ob es längerfristig zu Klimaänderungen kommt oder nicht. In diesem Sinne sind allgemeine Strategien bei der Anpassung an Klimaänderungen von UNEP zu nennen. Um Verluste zu verhindern werden vorsorgliche Maßnahmen getroffen, wie der Aufbau von Schutzbauten gegen den ansteigenden Meeresspiegel. Als nächstes werden unter ungünstigsten Bedingungen geeignete Mischkulturen ausgewählt, um die Verluste auf ein erträgliches Maß zu reduzieren und ein Minimum an Ertrag sicherzustellen. Falls Verluste eintreten, werden sie etwa durch staatliche Katastrophenhilfe gemeinsam tragen, wodurch den direkt Betroffenen geholfen wird. Gibt es Mangel an Wasser bei einem Wasserkraftwerk, dann wird es an diesem Ort nicht mehr betrieben sondern an einen anderen Ort verlegt. Damit hängt auch die letzte Strategie zusammen, und zwar Standortverlegung. Dies zeigt sich als die beste Lösung zum Beispiel bei drohender Überflutung eines historischen Denkmals (vgl. UNEP 1999: 9f).

Manchmal geht die Anpassung an Klimaänderungen spontan vonstatten, indem sich die Natur oft selbst ohne Hilfe von außen an die geänderten Klimabedingungen anpasst. In vielen Fällen kommt sie jedoch nicht ohne Planung aus, um negative Auswirkungen zu vermindern und positive Auswirkungen bestmöglich zu nutzen. Wobei man auch sagen muss, dass die Ausarbeitung von Anpassungsplänen durch Unsicherheitsfaktoren erschwert wird. Es sind jahrzehntelange Beobachtungen nötig, bevor man einigermaßen sichere Voraussagen über die Klimaschwankungen machen kann. Es ist nur sehr eingeschränkt möglich, die zukünftigen Auswirkungen auf ein bestimmtes System an einem bestimmten Ort zu erkennen. Überdies sind die meisten Systeme vielen, einander beeinflussenden Belastungen ausgesetzt (vgl. UNEP 1999: 9f).

2.4. Die Charakteristika der Klimaproblematik

Die Klimaproblematik weist einige spezifische Charakteristika auf, die bei dem Ergreifen der Klimaschutzmaßnahmen zu berücksichtigen sind. Kopfmüller widmet ein Kapitel diesen neuartigen Herausforderungen der Klimaproblematik, die im Folgenden aufgeführt werden (vgl. Kopfmüller 1997: 263ff).

Ein zentrales Merkmal des globalen Klimawandels besteht darin, dass die unmittelbare Wahrnehmbarkeit oder Erfahrbarkeit des Klimawandels äußerst begrenzt ist, und zwar durch seine Komplexität. Das Klimasystem weist eine nicht-lineare Entwicklung auf, das heißt, kleine Ursachen können große Wirkungen haben und umgekehrt. Infolgedessen sind überraschende und chaotische Entwicklungsmuster sehr wahrscheinlich. Dies führt dazu, dass die Vorhersagbarkeit der Entwicklung solcher Systeme bedeutend beeinträchtigt und nur für kurze Zeiträume möglich ist. Die Eigenschaft Langfristigkeit ist deshalb zu nennen, weil die Zeiträume zwischen Verursachung und Wirkungen aufgrund der komplexen Prozesse weit über menschlichen Erfahrungshorizonten liegen. Im günstigsten Fall sind die heute erkennbaren klimatischen Veränderungen die Folge unseres Handelns in den 1970er Jahren. So werden die Auswirkungen unserer heutigen Aktivitäten erst in der Zukunft evaluierbar. Mit dem weiteren Merkmal Globalität ist gemeint, dass die Verursachungsfaktoren wie auch die Auswirkungen klimatischer Veränderungen zwar global, aber in regional sehr unterschiedlichem Umfang und Intensität auftreten. Diese Globalität führt dazu, dass verschiedene Akteure aus verschiedenen Bereichen und Handlungsebenen in politische Klimaprozesse involviert sind – was politische Einigungsprozesse prinzipiell erschwert. Die Existenzialität drückt sich auf der Wirkungsebene aus. Bei einer Zunahme der Wetterextreme können diese zu solchen Schäden führen, dass die dortigen Bewohner existentiell bedroht werden könnten. Mit der sinnlichen Nicht-Erfahrbarkeit ist gemeint, dass die Klimaprobleme im Unterschied zu anderen umweltschädigenden Faktoren wie Wasser- oder Bodenschädigungen nicht sinnlich erfahrbar sind. Man kann sie weder sehen, noch hören und riechen, sie sind im besten Falle mit technischen Geräten messbar. Eine der zentralen Eigenschaften der Klimaproblematik besteht in einer Vielzahl von Ungewissheiten in der Erforschung des anthropogenen Klimawandels und seiner Folgen in Wissenschaft und Politik. In der Klimaforschung wird zwar ein wissenschaftlicher Konsens formuliert, dass der Mensch an einem globalen Temperaturanstieg ursächlich beteiligt ist, ein anthropogenes Klimaänderungssignal ist aber nicht mit Sicherheit zu identifizieren (vgl. Kopfmüller 1997: 264ff). Laut Bechmann und Beck ist das künftige Klima nur im Modell zu konstruieren, wobei die Ergebnisse dieser Modellrechnungen nicht immer unumstritten sind. Die Unsicherheit ist daher herzuleiten, dass das Phänomen Klimawandel relativ neu und sehr komplex ist und bisher noch wenig verstanden wurde.

„Da weder fundierte Theorien noch empirisch bewährte Erkenntnisse existieren, lassen sich in diesen Bereichen Interdependenzen weder völlig erfassen noch beherrschen. Weder mit Hilfe von Simulationsmodellen noch mit Hilfe von statistischen Verfahren ist Forschung in der Lage, alle möglichen Kausalbeziehungen zu analysieren“ (Bechmann & Beck 2003: 11).

Mit Hilfe von wissenschaftlicher Methodik kann die Beliebigkeit zwar vermindert, aber selten auf sichere Aussagen reduziert werden. Diese vielfältige Ungewissheit lässt sich dann bei der Abschätzung der Folgen des Klimawandels, seiner Eintrittswahrscheinlichkeit, seines Ausmaßes und seiner regionale Verteilung erkennen. Bechmann und Beck zufolge geht es um sogenannte hypothetische Risiken, die möglicherweise bestehen, aber nicht konkret nachzuweisen sind (vgl. Bechmann & Beck 2003: 11f). Nichtsdestotrotz werden durch die wissenschaftlichen Experten Beiträge in fachwissenschaftlichen und populären Medien veröffentlicht, in welchen das übereinstimmende Wissen und die Methodensicherheit in der Klimaforschung hervorgehoben wird (vgl. Pansegrau 2000: 69).

Kopfmüller zufolge haben die genannten Ausprägungen der Klimaproblematik in den letzen Jahren Schwankungen der wissenschaftlichen, politischen und öffentlichen Diskussion zwischen Dramatisierung und Verharmlosung des Problems nach sich gezogen (vgl. Kopfmüller 1997: 270).

2.5. Der Klimawandel als ein massenmediales Thema

Der Klimawandel ist im Grunde genommen ein wissenschaftliches Thema, das sich durch die angesprochenen Eigenschaften auszeichnet. Da diese Wesenszüge nur schwer zu fassen sind, ist die direkte sinnliche Wahrnehmung des Klimawandels beeinträchtigt. Deshalb sind die an Aktualität und individuelle Erfahrungsperspektiven gebundenen Medien davon abhängig, inwieweit es ihnen gelingt, den „Mangel an spürbaren Umweltsignalen“ (Frankenberg 1991: 316 zitiert nach Hornschuh 1999: 19) durch die Verwendung anderer Evidenzquellen auszugleichen. Die Voraussetzung ihrer Arbeit ist zwar die Orientierung an wissenschaftlichen Modellen und Technologien, weil sie erst notwendige Daten über das Klima zur Verfügung stellen. Aber gerade die wissenschaftliche Beurteilung ist mit Komplexität und Unsicherheit verbunden. Die Medien müssen eigene Handlungsweisen aufbauen, um mit dem Thema Klimawandel umzugehen und die Informationen einem breiten Publikum medial zugänglich machen zu können (vgl. Hornschuh 1999: 19).

Neben dem wissenschaftlichen Diskurs ist also die gesellschaftliche Kommunikation und ihr Vermittlungsorgan, die Massenmedien, ein wichtiger Einflussfaktor, der es ermöglicht, den anthropogenen Klimawandel wahrzunehmen und das Thema auf die öffentliche Agenda zu setzen. Nur solange über das Klimaproblem kommuniziert wird, stellt der Klimawandel in der Öffentlichkeit ein relevantes Problem dar. Dazu äußerte sich Luhmann mit seinem bekannten Zitat:

„Es mögen Fische sterben oder Menschen, das Baden in Seen oder Flüssen mag Krankheiten erzeugen, es mag kein Öl mehr aus den Pumpen kommen und die Durchschnittstemperaturen mögen sinken oder steigen: solange darüber nicht kommuniziert wird, hat dies keine gesellschaftliche Auswirkungen“ (Luhmann 1986: 62f).

Dies wird noch mit einem weiteren Zitat, das zu Beginn der „Realität der Massenmedien“ steht, verdeutlicht: "Was wir über unsere Gesellschaft, ja über die Welt, in der wir leben, wissen, wissen wir durch die Massenmedien" (Luhmann 1996: 9). Demgemäß konstruieren die Massenmedien nicht nur ihre eigene Realität, sondern schaffen fast die gesamte gesellschaftliche Realität, welche in Kommunikationen innerhalb anderer Systeme als gegeben angenommen wird (vgl. Luhmann 1996: 9). Der Grad der verzerrten Wiedergabe der Realität ist demzufolge nicht mehr nachprüfbar und die Realität der Massenmedien muss dann als „die“ Realität aufgefasst werden.

„Es hat deshalb wenig Sinn, zu fragen, ob und wie die Massenmedien eine vorhandene Realität verzerrt wiedergeben; sie erzeugen eine Beschreibung der Realität, eine Weltkonstruktion, und das ist die Realität, an der die Gesellschaft sich orientiert“ (Luhmann 1997: 1102).

Obwohl die Massenmedien eine eigene Realität erzeugen, verstehen Wissenschaft und Politik die Medien vor allem als Übersetzer von Kommunikationen. Das bedeutet, dass die wissenschaftlichen Erkenntnisse lediglich durch öffentliche Diskurse Problembewusstsein erzeugen sollen. Nun orientieren sich aber die Medien in hohem Masse an wissenschaftlichen Warnungen, die Gefahren und Risiken vorhersagen und dadurch beängstigend wirken. Die Klimaforschung muss sich dann mit Glaubwürdigkeitsproblemen auseinandersetzen, da sich manche Forscher mit solchen übertriebenen Warnungen an die Medien wenden. Beispielsweise wurde im Jahr 1986 der Katastrophendiskurs mit einer Titelgeschichte im Spiegel eingeleitet. Auf dem Cover ist der versinkende Kölner Dom im Meer zu sehen, mit der darunter stehenden Überschrift „Klimakatastrophe“. Dieser Begriff wurde dann zum Leitbegriff der Debatte, obwohl sich die Warnungen bald als überhöht erwiesen (vgl. Pansegrau 2000: 68ff; vgl. Weingart u.a. 2008: 29ff).

Im Unterschied zu wissenschaftlichen Kommunikationen stellen die Medien einen anderen Kommunikationstypus dar, was von den Wissenschaftlern häufig vernachlässigt wird. Sie unterliegen den eigenen Systembedingungen. Nach Luhmann orientieren sich die Medien als eigenständiges gesellschaftliches Teilsystem an eigenen Codes, die ihre Grenzen und Umweltkontakte regulieren. Der massenmediale Code ist durch Information und Nichtinformation definiert (vgl. Luhmann 1996: 36f). Man könnte der Code Information noch um die Unterkategorie Interesse weckende Information bzw. kein Interesse weckende Information erweitern. Die Medien müssen ihr Publikum nämlich erstmals erreichen und dann versuchen, es zu halten, was nur mit Aufmerksamkeit hervorrufenden Themen und Nachrichten[3] möglich ist. Daher ist es nicht überraschend, wenn Sensationalisierung, Negativität und Personalisierung als typische Mittel der Aufmerksamkeitsbildung den Medien im Falle der drohenden klimatischen Veränderungen zugeschrieben werden (vgl. Pansegrau 2000: 67f; vgl. Weingart u.a. 2008: 29ff).

Die Medienberichterstattung über klimabedingte Katastrophen ist zwar unentbehrlich für die Meinungsbildung, weil es das mit Klimaschocks verbundene menschliche Leiden wahrgenommen wird. Sie bringt jedoch oft nur isolierte Ereignisse mit vorübergehender Wirkung hervor, was dazu führt, dass die Langzeitfolgen gar nicht ins Bewusstsein rücken. „The media are fickle. Unfortunately their attention and concern rise and fall without much relationship to changes in the physical state of the world“ (Mazur 1998: 470 zitiert nach Pansegrau 2000: 69).

Der Bericht über die menschliche Entwicklung 2007/2008 glaubt, dass der Klimawandel sich nicht als apokalyptisches Ereignis im Leben der Armen herausstellen wird. Es wird nämlich auch weiterhin nicht möglich sein, den Klimawandel für konkrete Ereignisse verantwortlich zu machen. Dagegen wird jedoch durch den Klimawandel die Empfänglichkeit der Armen für Klimaschocks aufgrund ihrer langzeitigen Auswirkungen ansteigen (vgl. DGVN 2007: 22).

3. Die internationale Klimapolitik

Die Hinweise der Wissenschaftsexperten auf die ökologischen Risiken bleiben also nicht auf die innerfachliche Konfrontation beschränkt, sondern werden in Veröffentlichungen in fachwissenschaftlichen und populären Medien gezielt als die bevorstehende Klimakatastrophe dargestellt. Warnen die führenden Wissenschaftler vor einer von Menschen verursachten Klimakatastrophe, wird es unumgängliche Pflicht der Politik, diese Warnungen in Betracht zu ziehen und Vorkehrungen zur Abwendung der Katastrophe einzuleiten.

3.1. Die politische Verantwortung

Die seit Jahrzehnten andauernden Warnungen der führenden Klimawissenschaftler vor einer von Menschen verursachten Klimakatastrophe sind also mit Forderungen an die Politik verbunden. Die auffällige Überschrift auf der Seite des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit deutet auf die Wichtigkeit der politischen Handlungen bezüglich der Klimaproblematik hin: „Klimaschutz - Die größte umweltpolitische Herausforderung der Menschheit“ (BMU 2009b). Es ist also eine drängende politische Aufgabe, die Hinweise auf klimatische Gefahr ernst zu nehmen, die Ursachen des Klimawandels unverzüglich zu bekämpfen und Maßnahmen zur Abwendung der Katastrophe zu ergreifen (vgl. Pansegrau 2000: 67f).

Der Kampf gegen den Klimawandel ist also zu einem politischen Ziel geworden, das Handlungsfähigkeit sicherstellt. Es wurde ein genaues Temperaturziel formuliert, dass den Eindruck hervorruft, dass das Klimasystem steuerbar ist. Dies steht jedoch der wissenschaftlichen Sichtweise entgegen. Es geht um ein typisches Muster des Klimadiskurses in der Politik, und zwar um die diskursive „Herstellung von Regulierbarkeit“ (vgl. Weingart u.a. 2008: 13), so Weingart.

Der Klimawandel als politische Angelegenheit wird vor komplizierte Entscheidungsprozesse gestellt. Einerseits ist es notwendig, dass die politischen Institutionen rasch und effektiv handeln. Andererseits sind die wissenschaftlichen Prognosen unzureichend, die die Regierungen weltweit in politische Entscheidungen überführen müssen. Da stellt sich die Frage nach der Dringlichkeit vorsorgender Politik. Die gefällten Entscheidungen tragen die Gefahr, dass sie im Nachhinein entweder als zu weitreichend oder als unzureichend beurteilt werden. Beispielsweise das Warten auf konkrete Klimaänderungsphänomene könnte bedeuten, dass erst dann getroffene Maßnahmen schon zu spät kommen, um noch genügend bewirken zu können. Aus diesem Grund „sieht sich die Politik mit extrem riskanten Entscheidungsstrukturen konfrontiert, da sich sowohl ein frühes Reagieren als auch ein langes Ignorieren als falsch erweisen könnten“ (Pansegrau 2000: 70).

Trotzdem sind politische Handlungen für die Klimaproblematik unerlässlich. Neue wissenschaftliche Erkenntnisse können die Handlungsnotwendigkeit abschwächen oder noch steigern.

Weingart zufolge ist ebenfalls typisch für den Politikdiskurs die Entfaltung einer regen Tätigkeit, wenn sich einmal ein Höhepunkt der Aufmerksamkeit für Klimawandel in den Medien abzeichnen sollte. Dies war in der ersten Hälfte 2007 zu beobachten, als Einschränkung oder Besteuerung von Flugreisen, das Tempolimit und ein allgemeiner Klimacheck für alle Gesetze als sofortiger Beitrag zum Klimaschutz beansprucht wurden (vgl. Weingart u.a. 2008: 13).

Pötter macht in seiner Vortragsskizze „König Kunde ruiniert sein Land“ (Pötter 2008) anschaulich, wie wichtig die Politik für den Klimaschutz ist. Der Verbraucher und der Bürger stehen zwar im Mittelpunkt seiner Ausführungen, aber im Ganzen versucht er nicht nur auf der individuellen, sondern auch auf der gesetzlichen Ebene Lösungen für einen effektiven Klimaschutz zu finden. Im Vergleich zu individuellen Konsumenten kommt er immer wieder auf die Vorteile der Politik zurück, die als ein mächtiger Mechanismus die geeigneten Instrumente besitzt, um in der Klimafrage aktiv zu werden. Als erstes Instrument führt er die Zeit ein. Um den Klimawandel einigermaßen in Grenzen zu halten, muss eine Stabilisierung der Emissionen in den nächsten zehn Jahren stattfinden. Nachdem der Maximalwert der Emissionen erreicht worden ist, müssen die Treibhausgasse massiv abnehmen. Ohne schnelles und geregeltes politisches Handeln ist diese Verfahrensweise nicht durchzusetzen. Das nächste politische Instrument ist die Macht. „Klimapolitik ist kein Öko-Geschmuse, sondern knallharte Machtpolitik“ (Pötter 2008). Die Fragen der Sicherung der Ressourcen, der Besetzung der Spitzenplätze bei neuen Technologien oder der Zahlungen der Kompensationen für Umweltschäden sind nur von Regierungen zu bewältigen. Das Wissen gehört auch zu den Vorteilen der Politik. Die Forschungsinstitute wie auch Unternehmen werden herausgefordert, um das technologische Know-How bezüglich eines besseren Klimaschutzes zu erforschen und anzuwenden. Als weiteres Instrument wurde „Einblick“ erwähnt. Die Verbraucher haben keinen Einblick in die zahllosen Angebote an „klimaneutralen“ Produkten, bei denen mutmaßlich die Umwelt nicht belastet wird. Viele Anbieter nutzen die Ahnungslosigkeit der Verbraucher aus, um ihre Profite zu steigern. Die Politik als mächtiges System hat dagegen die Möglichkeiten, sich den Überblick über die angebotenen Produkte zu verschaffen. Dadurch wird also an die Politik appelliert, ihre Chancen zu nutzen (vgl. Pötter 2008).

Mit folgendem Zitat, mit dem Glaubensleitsatz der Umweltbewegung, zeigt Pötter, wie wichtig einerseits jeder Einzelne für die gesellschaftliche Entwicklung ist, um große Veränderungen herbeizuführen. „Viele kleine Menschen, an vielen kleine Orten, die viele kleine Dinge tun, werden das Gesicht der Erde verändern“ (Pötter 2008). Dies erfährt seines Erachtens Gültigkeit, wenn kulturelle Einflüsse sich über Generationen von den Rändern der Gesellschaft in den Mainstream bewegen. Hinsichtlich der Klimafrage befürwortet er die individuelle Entscheidung, um Ökostrom zu beziehen, wenig Fleisch zu essen oder das Auto mit dem geringsten Verbrauch zu kaufen. Eine Fokussierung auf das persönliche Verhalten kann andererseits gleichzeitig zu wenig und zu viel sein. Zu wenig, weil das Individuum von so einem geringen Ausmaß im Gegensatz zur Politik für den Klimaschutzes bewirken kann; zu viel, weil es möglich ist, einen effektiven Klimaschutz zu betreiben, „ohne aus dem homo sapiens einen homo oecologicus zu machen“ (Pötter 2008). Genau genommen fordert er die Politik auf, sich mit Taten der Klimakrise zu stellen. „Wir haben die Technik, wir haben das Geld, wir haben das Wissen. Was wir brauchen, ist politischer Wille. Und der darf sich nicht in der elektrischen Zahnbürste verheddern“ (Pötter 2008).

Infolge der Prognosen der Klimatologie werden also die Stimmen immer lauter, die den dringlichen Handlungsbedarf fordern. Da es sich beim Klimawandel um ein globales Problem handelt, müssen unverzüglich wirkungsvolle politische Lösungen und effektive Maßnahmen für den Klimaschutz auf globaler und nationaler politischer Ebene ausgehandelt werden. Ein wirksamer Klimaschutz ist allerdings nur realisierbar, wenn alle Akteure zu Zugeständnissen bereit sind. Nach eigenen Möglichkeiten sollten die Staaten ihre nationale Verantwortung übernehmen und ihr Engagement ausschöpfen. Eine langfristige Zusammenarbeit und faire Verteilung der Verantwortung werden dabei als Voraussetzungen angesehen.

3.2. Die Entwicklung der internationalen Klimapolitik

Die Geschichte der internationalen Klimapolitik ist recht überschaubar, denn sie ist nur drei Jahrzehnte alt, wobei manche Autoren erst die letzten 20 Jahren als maßgebend betrachten (vgl. Ott 2007b: 21). Die Klimapolitik nimmt auf der Agenda der Vereinten Nationen und auch der Nationalstaaten einen relativ hohen Stellenwert ein, was jedoch nicht immer so war. Der heutige Stand der Dinge ist das Ergebnis eines langjährigen und langwierigen Prozesses, in dem klimatische Entwicklungen in den Fokus internationaler Aufmerksamkeit gerückt sind.

In zahlreichen Klimakonferenzen wurden der Klimawandel sowie Lösungsmöglichkeiten intensiv diskutiert. Die wichtigsten Etappen im Kampf gegen den Klimawandel habe ich im Folgenden zusammengefasst: von Stockholm 1972 bis Kopenhagen 2009.

1972 Stockholm: 1. Weltumweltkonferenz

Die Vereinten Nationen übernehmen bei dem Kampf gegen den Klimawandel eine wichtige Aufgabe. Sie vereinen viele Unterorganisationen, welche sich mit den komplexen Fragen des Klimawandels beschäftigen, unter einem Dach.

Die Umweltkatastrophen in den 1950/60ern Jahren wie auch der Wertewandel zu ideellen Werten rufen wachsendes Interesse am Thema Umwelt hervor. In den Industrieländern werden Bürgerinitiativen ins Leben gerufen, die ihre Regierungen bedrängen, etwas gegen die drohende industrielle Umweltzerstörung zu tun. So rückte das Thema Umwelt auf der 1. Weltumweltkonferenz im Jahr 1972 in Stockholm, die auf Initiative der USA und Skandinaviens zustande kam, in den Blickpunkt der Weltöffentlichkeit. Es stellte sich heraus, dass die Teilnehmer sehr unterschiedliche Interessen verfolgten. Die Industrieländer wollten die globale Umweltkatastrophe abwenden, indem sie über die Regulierung der Umweltverschmutzung und der Ressourcennutzung diskutierten. Die Entwicklungsländer wollten durch eine rasche und billige Industrialisierung ihre Rückständigkeit überwinden, wobei sie im Umweltschutz die Einschränkung ihrer wirtschaftlichen Entwicklung sahen. Trotz dieses Interessenkonfliktes einigten sich die Staaten und verabschiedeten eine nicht verbindliche Deklaration mit Prinzipien für Umwelt und Entwicklung sowie Handlungsempfehlungen für die Regierungen. Außerdem wurde das UN-Umweltprogramm UNEP ins Leben gerufen, das sich für den schonenden Umgang mit der Umwelt und eine nachhaltige Entwicklung einsetzt. Insgesamt ist dieser Stockholmer Gipfel als erster internationaler umweltpolitischer Erfolg zu bewerten (vgl. Brühl 2004: 653).

1979 Genf: 1. Weltklimakonferenz

Seit diesen ersten umweltpolitischen Maßnahmen wurde auch die Gefahr eines anthropogenen Klimawandels umfangreicher thematisiert. Jedoch erst mit der 1. Weltklimakonferenz im Jahr 1979 in Genf, welche von einer Unterorganisation der UN von der WMO veranstaltet wurde, fand dieses Thema Aufnahme in die internationale umweltpolitische Agenda (vgl. Coenen 1997: 161). In den darauffolgenden Jahren fanden verschiedene internationale Veranstaltungen statt, die in eine Forderung nach einem internationalen Regime zum Schutz des Klimas mündeten.

1987 Montreal: Konferenz zum Schutz der Ozonschicht

So wurde im Jahr 1985 das Wiener Übereinkommen zum Schutz der Ozonschicht verabschiedet. Die Teilnehmerstaaten beschlossen allgemeine Verpflichtungen bezüglich des Schutzes der Ozonschicht. Im Anschluss daran wurde im Jahr 1987 eine internationale Konferenz zum Schutz der Ozonschicht in Montreal ins Leben gerufen. Es wurde das Montreal-Protokoll beschlossen, dass sich um den Erhalt der Ozonschicht bemüht. In dem Protokoll verpflichteten sich die Vertragsstaaten, ihre Produktion von FCKW bis 1999 schrittweise auf 50% zu reduzieren. Bis 1990 wurde das Protokoll durch 56 Staaten ratifiziert (vgl. Bülow 2008).

1988: Gründung von IPCC

Im Jahre 1988 wurde unter der Schirmherrschaft von WMO und UNEP der Zwischenstaatliche Ausschuss für Klimafragen, bekannt als IPCC oder International Panel on Climate Change, oder auch Weltklimarat genannt, gegründet. Seine Aufgaben bestehen darin, den Stand der Klimaforschung, also das aktuelle Wissens zu der Intensität und zu den Folgen des Klimawandels aufzuarbeiten, Vorschläge zur Abschwächung und Anpassung an den Klimawandel zu unterbreiten, wie auch die politischen Handlungsmöglichkeiten aufzuzeigen. Dieses Gremium setzt sich zwar aus Wissenschaftlern zusammen, leistet aber selbst keine wissenschaftliche Forschungsarbeit. Es trägt lediglich das neueste Wissen und die aktuellsten Ergebnisse zum Klimawandel, die in vielen verstreuten Studien und in der Fachliteratur zu finden sind, in Berichten sehr umfangreich zusammen. Außerdem kann jeder Wissenschaftler Studien oder Kommentare einreichen. Anschließend werden die Berichte in einem dreistufigen Verfahren von Hunderten von Wissenschaftlern begutachtet. Dieser Arbeitsgang ist wegen seiner Transparenz und der gewissenhaften Prüfung in der Wissenschaft ohnegleichen. Aus diesem Grunde stehen die IPCC-Berichte für den allgemein anerkannten Stand des Wissens in der Klimaforschung. Jeder Sachstandsbericht (Assessment Report) wird über sechs bis sieben Jahre von einigen hundert Wissenschaftlern erarbeitet und von bis zu 2000 Wissenschaftlern begutachtet. Daneben werden auch Sonderberichte (Special Reports) und Technische Papiere (Technical Papers) veröffentlicht. Außerdem ist der IPCC kein rein wissenschaftlicher Ausschuss, sondern als „Intergovernmental Panel“ zwischen Politik und Wissenschaft etabliert. Die zusammenfassenden Berichte, sogenannte Summaries for Policy Makers, werden von kompetenten Regierungsvertretern international verhandelt, was auch Kritik an der Arbeit des IPCC hervorruft. Im Jahre 1990 veröffentlichte der Weltklimarat seinen ersten Sachstandsbericht (AR 1), und zwar mit ernst zu nehmenden Ergebnissen. Der Treibhauseffekt werde wegen menschlicher Aktivitäten immer gravierender und Erderwärmung sei nur schwer wieder rückgängig zu machen. Zusätzlich wurde eine ganze Palette von Risiken und Gefahren, die der Klimawandel mit sich bringt, eingeführt (vgl. Avram 2008: 15; vgl. Coenen 1997: 163; vgl. IPCC 2009).

Aufgrund dieser tiefgreifenden Resultate wurde der Druck auf die internationale Staatengemeinschaft verstärkt, was internationale Verhandlungsprozesse in Gang setzte.

1992 Rio de Janeiro: 2. Weltklimakonferenz (UNCED)

Um den Empfehlungen des IPCC nachzukommen, wird die Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen (UNFCCC) gegründet. Ein Meilenstein für die Klimapolitik ist die 2. Weltklimakonferenz, auch Weltgipfel genannt, die im Jahr 1992 in Rio de Janeiro stattfand. Dort wurde letztendlich nach einem zweijährigen mühevollen Verhandlungsprozess die UN-Klimarahmenkonvention von 150 Staaten unterzeichnet. Bis jetzt haben fast alle Staaten der Welt diese unterzeichnet, derzeit sind es 192 Staaten. UNFCCC ist ein internationales Umweltschutzabkommen mit dem Ziel eine gefährliche Störung des Klimasystems zu verhindern. Demnach sollte die Konzentration der Treibhausgase auf einem Niveau stabilisiert und dadurch die globale Erwärmung verlangsamt sowie ihre Folgen gemildert werden. Dieses Niveau soll in einer Periode erreicht werden, die sicherstellt, dass die Ökosysteme sich auf natürliche Weise den Klimaänderungen angleichen können, die Nahrungsmittelerzeugung nicht gefährdet wird und eine nachhaltige Entwicklung gewährleistet bleibt. Außerdem wird die nachhaltige Entwicklung in der Konvention zum internationalen Leitbild erklärt. 1994 tritt die Konvention in Kraft (vgl. BMU 2009a; vgl. Coenen 1997: 163ff; vgl. Oberthür & Ott 2000: 63ff; vgl. UNFCCC 2009b).

Die Konferenz in Rio mündete in einer Reihe wichtiger Vereinbarungen und betonte eindringlich, wie wichtig es sei, schnell zu handeln. Laut Ott ist die Konvention kein großer Schritt, da sich die Staaten auf keine konkreten und verbindlichen Maßnahmen zur Abschwächung des Klimawandels geeinigt hatten. Dies begründet er jedoch damit, dass die Umweltprobleme in einem stufenweisen Prozess am besten zu lösen seien, und zwar „von Verabschiedung unverbindlicher Aktionspläne, über den Abschluss eines völkerrechtlichen Rahmenvertrages bis zur Erarbeitung eines Protokolls mit verbindlichen Zielen“ (vgl. Ott 2007b: 21). Daher kann diese Konvention als ein erstes völkerrechtlich verbindliches politisches Regelwerk für die Reduzierung der Treibhausgase angesehen werden.

Das wachsende Umweltbewusstsein der Weltgemeinschaft wird im Hinblick auf die Teilnehmerzahlen deutlich. Im Vergleich zur 1. Weltumweltkonferenz im Jahr 1972, wo 1200 Vertreter aus 112 Staaten teilnahmen, waren es bei dem Erdgipfel 2400 Delegierten aus 172 Staaten und 17000 Menschen besuchten das parallel stattfindende NGO Forum (vgl. UN 1997).
Die beteiligten Staaten verpflichteten sich zudem zu einem jährlichen Treffen im Rahmen einer Konferenz aller Vertragsstaaten (Conference of the Parties), den so genannten Weltklimagipfeln, auf denen über konkrete Maßnahmen zum Klimaschutz diskutiert wird. Damit wurde auf der internationalen Ebene ein kontinuierlicher Verhandlungsprozess zum Klimaschutz geschaffen (vgl. BMU 2009a).

Das IPCC ist als Ausschuss der UN-Klimarahmenkonvention beigeordnet.

„The relationship between the UNFCCC and the IPCC has become a model for interaction between science and decision makers and several attempts have been made to establish a similar assessment process for other environmental issues” (IPCC 2004).

1997 Kyoto: 3. Vertragsstaatenkonferenz (COP 3)

Auf den folgenden COP-Konferenzen wurde erkennbar, dass eine freiwillige Selbstverpflichtung zur Reduzierung der Treibhausgase nicht ausreicht. Auf der 3. Vertragsstaatenkonferenz in Kyoto im Jahr 1997 wurde infolgedessen das Kyoto-Protokoll, das erste völkerrechtlich verbindliche Klimaschutzabkommen, verabschiedet. Es ist ein Zusatzprotokoll zur Ausgestaltung der UN-Klimarahmenkonvention . Das Kyoto-Protokoll legt rechtlich verbindliche Ziele für Emissionshöchstmengen fest, was eindeutig ein größerer Erfolg im Vergleich zu den Vereinbarungen auf dem Weltgipfel in Rio ist. Im Zeitraum von 2008 bis 2012 sollen durch die Industrieländer als die Hauptverantwortlichen für den zusätzlichen Treibhauseffekt die Emissionen der wichtigsten Treibhausgase um mindestens 5% gegenüber 1990 gesenkt werden. Die einzelnen Staaten müssen in unterschiedlichem Maße zur Erfüllung dieses Zieles beitragen, wobei manche Staaten, wie Deutschland, sogar eine Reduzierung um 21% gegenüber dem Stand von 1990 anstreben. Ferner wurde im Protokoll vereinbart, dass die Staaten ihre Reduktionspflichten in begrenztem Maße auch durch Reduktionsmaßnahmen im Ausland erfüllen können. Dazu konnten Projekte im Rahmen von Klimaschutzinstrumenten[4], wie „Mechanismus zur umweltgerechten Entwicklung“ (CDM) und „gemeinsame Umsetzung“ (JI), durchgeführt werden.

Durch das Protokoll wurden die unabdingbaren Kooperationsvoraussetzungen für einen wirksamen internationalen Klimaschutz geschaffen. Die genaueren Konditionen des Protokolls wurden dann in einem zähen Verhandlungsprozess über die nächsten Vertragsstaatenkonferenzen bis zu seiner Ratifizierung im Jahr 2005 ausgearbeitet (vgl. Oberthür & Ott 2000; vgl. Ott 2007b: 21; vgl. Schötz 2008: 20ff)

2000 New York: Millenniumgipfel

Im Jahr 2000 trafen sich Regierungschefs in New York auf der UN-Generalversammlung, dem so genannten Millenniumgipfel, um die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts zu erörtern. Das Ergebnis ihrer Verhandlungen war die Verabschiedung der so genannten acht „Millenniums-Entwicklungsziele“[5]. Darunter findet sich auch die ökologische Nachhaltigkeit. Die Verbesserung des Umweltschutzes ist eines der vier programmatischen Handlungsfelder, die für die globale Zukunftssicherung definiert werden. Alle Mitgliedstaaten der Vereinten Nationen sicherten zu, die Ziele bis zum Jahr 2015 zu erreichen. Zur Umsetzung dieser ehrgeizigen Vorhaben gibt es in Zusammenarbeit mit NGOs in vielen Ländern nationale Kampagnen. Trotzdem ist der Erfolg nicht gesichert (vgl. Tagesschau 2009).

2001: 3. Sachstandsbericht von IPCC

Mit dem dritten Sachstandsbericht (AR 3) im Jahr 2001 erlangte IPCC weltweite Aufmerksamkeit und wurde mit den darin enthaltenen Klimaprognosen zum Medienereignis. Seither ist der Begriff des Klimawandels und der menschlich verursachten globalen Erderwärmung global bekannt geworden. Dieser lässt keinen Zweifel mehr daran aufkommen, dass der Wandel des Klimasystems wirklich stattfindet und zum Großteil durch den Menschen verursacht wird. Dabei spielt der Ausstoß des Treibhausgases Kohlendioxid die zentrale Rolle. Die Hauptverursacher der Emissionen sind vor allem Industrieländer, die Leidtragenden des Klimawandels dagegen größtenteils die Entwicklungsländer (vgl. IPCC 2001).

Direkt nach Erscheinen dieses Berichtes gab die neue US-Bush-Regierung bekannt, das Kyoto-Protokoll nicht ratifizieren zu wollen. Dadurch dass die USA als Verursacher von 25% der globalen Treibhausgassaustöße Ihre Unterstützung kündigten, wurde der ganze Prozess in Zweifel gezogen (vgl. Bülow 2008; vgl. Ott 2007b: 21).

2001 Bonn: 6. Weltklimakonferenz (COP 6)

Auf der Fortsetzung der 6. Weltklimakonferenz (COP 6) in Bonn im Jahr 2001 verständigen sich die Teilnehmerstaaten auch ohne die USA auf eine weitere Ausgestaltung des Kyoto-Protokolls. Die Einzelheiten und Bedingungen des Kyoto-Protokolls werden ausgearbeitet und konkrete Umsetzungsmaßnahmen beschlossen. Der Prozess der Ratifizierung konnte beginnen (vgl. Bülow 2008; vgl. Tagesschau 2009).

2002 Johannesburg: 2. Weltgipfel („Rio + 10 Weltgipfel“)

Zehn Jahre nach dem Weltgipfel in Rio im Jahr 2002 findet eine Nachfolgekonferenz in Johannesburg statt, der sogenannte 2. Weltgipfel, genannt auch „Rio + 10 Weltgipfel“. Im Mittelpunkt der Verhandlungen stand das Thema der nachhaltigen Entwicklung. Es wurde auch über den Ausbau erneuerbarer Energien diskutiert. Ferner wurden die in Rio beschlossenen Ziele beurteilt, inwieweit sie eingehalten wurden und Perspektiven aufgezeichnet, was in Zukunft getan werden muss, um die Umweltzerstörung aufzuhalten. Sie kamen zu den erschreckenden Ergebnissen, dass die vorher definierten Ziele nicht eingehalten worden waren, und dass sich die Probleme in allen Bereichen dramatisch verschärften. Daher wurden die Staaten zu nachhaltiger Entwicklung verpflichtet und gute internationale Zusammenarbeit als einziger möglicher Schritt nach vorne betont.

Die Klimadebatte scheint jedoch auch zerrissen zu sein. Die USA lehnten nicht nur die Ratifizierung des Kyoto-Protokolls ab, sondern sie boykottierten auch die Unterzeichnung verbindlicher Abschlüsse für den Ausbau erneuerbarer Energien. Sie waren jedoch nicht allein, da auch andere Industrieländer wie Japan, Australien und Kanada sowie die OPEC-Staaten sich gegen feste Zeitpläne und Zielvorgaben für den Ausbau erneuerbarer Energien stellten (vgl. Bülow 2008; vgl. Tagesschau 2009)

[...]


[1] Massenmedien sind prinzipiell als Konstrukteure von Wirklichkeit zu verstehen, wobei sie die Wirklichkeit nach ihrer eigenen Logik hervorbringen (vgl. Gerhards & Schäfer 2006: 30).

[2] Bei dem Ausmaß des vierten Assessment Berichtes IPCC kann ich nicht nachvollziehen, dass der Begriff der Umwelt- oder Klimaflüchtlinge oder Migranten gar nicht erwähnt wurde.

[3] Da die Nachrichtenwerttheorie keine entscheidende Rolle für meine Arbeit spielt, wird sie in diesem Zusammenhang nur erwähnt. Ob ein Ereignis oder ein Thema zu einer Nachricht in der Medienberichterstattung wird und das Publikum erreicht, hängt davon ab, ob ein Nachrichtenwert des Themas vorhanden ist. Um dies festzustellen, führte Einar Östgaard vom Friedensforschungsinstitut Oslo, der als Begründer der Nachrichtenwerttheorie in Europa gilt, neben externen Faktoren, wie Einflussnahme durch Regierungen oder Medieneigentümer auch interne Faktoren ein. ,,Die Chancen einer Meldung, von den Massenmedien berichtet zu werden, sei um so größer, je einfacher die Meldung strukturiert sei, je mehr Identifikationsmöglichkeiten sie den Rezipienten biete und je sensationalistischere Momente sie enthalte“ (Staab 1990: 57). Zudem sind noch die Ereignisdauer und die Etablierung des Themas bei der Selektion entscheidend.

[4] Mehr zu CDM und JI: vgl. BMU (2009), Einführung CDM & JI. Online: http://www.jiko-bmu.de/basisinformationen/einfuehrung_cdm_und_ji/aktuell/64.php (05.11.2009); vgl.UNFCCC (2009), CDM. Online: http://cdm.unfccc.int/index.html (05.11.2009); vgl. UNFCCC (2009), JI. Online: http://ji.unfccc.int/index.html (05.11.2009).

[5] Mehr zu den Milleniumszielen: vgl. UN (2009), Online: http://www.un.org/millenniumgoals/index.shtml (05.11.2009); vgl. End Poverty 2015. Millenium Campaign (2009), Online: http://www.endpoverty2015.org/ (05.11.2009).

Ende der Leseprobe aus 128 Seiten

Details

Titel
Die UN-Klimakonferenz auf Bali im Jahr 2007 in der Medienberichterstattung
Untertitel
Eine soziologische Diskursanalyse über die Klimapolitik in der FAZ und in der SZ
Hochschule
Universität Regensburg  (Institut für Soziologie)
Note
2,1
Autor
Jahr
2009
Seiten
128
Katalognummer
V153996
ISBN (eBook)
9783640663767
ISBN (Buch)
9783640664030
Dateigröße
945 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Klimapolitik, Diskurskanalyse, Medienberichterstattung, Massenmedien, Akteure, Inhaltsanalyse, politische Kommunikation
Arbeit zitieren
Katarina Bezakova (Autor:in), 2009, Die UN-Klimakonferenz auf Bali im Jahr 2007 in der Medienberichterstattung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/153996

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Titel: Die UN-Klimakonferenz auf Bali im Jahr 2007 in der Medienberichterstattung



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