Möglichkeiten und Grenzen der Unternehmenssteuerung mit Kennzahlen


Seminararbeit, 2002

28 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Ausgangssituation zur Unternehmensteuerung

2 Die Unternehmung als System

3 Die Lenkung des Systems Unternehmung
3.1 Die Steuerung
3.2 Die Regelung

4 Unternehmenssteuerung mit Kennzahlen
4.1 Definition Kennzahlen
4.2 Arten von Kennzahlen
4.3 Kennzahlensysteme
4.3.1 Das Du Pont-Kennzahlensystem
4.3.2 Das ZVEI Kennzahlensystem
4.3.3 Das RL Kennzahlensystem
4.3.3.1 Der Rentabilitätsteil des RL-Systems
4.3.3.2 Der Liquiditätsteil des RL-Systems

5 Grenzen der Unternehmenssteuerung mit Kennzahlen

Literaturverzeichnis

1 Ausgangssituation zur Unternehmenssteuerung

Laut H. H. Hinterhuber leben wir in einer Zeit, die durch die Beschleunigung des Wandels und die zunehmende Komplexität aller menschlichen Einrichtungen ge­kennzeichnet ist.[1] Diese These wird durch das immer häufiger werdende Auftreten sogenannter Diskontinuitäten bestätigt. Eine solche Diskontinuität ist zum Beispiel der Anschlag auf das World Trade Center in New York. Dieses Ereignis war schwer vorhersehbar, hatte jedoch erhebliche Auswirkungen auf die ganze Welt, insbeson­dere auf die Wirtschaft und somit auch auf die einzelnen Unternehmungen. Die Welt ist vor allem durch die zunehmende Vernetzung und Veränderungsdynamik komple­xer geworden. Vor 150 Jahren hätte eine ähnliche Katastrophe wie die in New York wohl kaum so weitreichende Auswirkungen auf die Unternehmungen in Deutschland gehabt.[2] Dies hat zur Folge das unsere Welt ein System von interagierenden Teilsys­temen geworden ist. Heute muss man auch die Entwicklungen in den fernsten Erdre­gionen beachten, da diese mittelbar oder unmittelbar auch uns betreffen.[3] Diese Ver­netztheit hat für die Unternehmungen zur Folge, dass sie die zu lösenden Probleme nicht mehr isoliert betrachten können, sondern im Zusammenhang mit einer größe­ren Umwelt. Durch die steigende Dynamik und Vernetztheit sowie durch die immer häufiger auftretenden Diskontinuitäten in der Umwelt der Unternehmungen steigt folglich auch die Komplexität in den Unternehmungen, da diese Verände­rungen der Umwelt in ihren Entscheidungen berücksichtigen müssen.[4]

2 Die Unternehmung als System

Ausgehend von diesen Fakten stellt sich natürlich die Frage, wie man sich die Unter­nehmung vorstellen kann und wie man sie trotz dieser Entwicklung zielgerichtet in eine bestimmte Richtung lenken kann. Eine Lösung bietet hier der sogenannte „Systemansatz“, der explizit auf die allgemeine Systemtheorie und Kybernetik als Grundlagen aufbaut. Dieser Ansatz versteht die Unternehmungen als komplexe, vieldimensionale, offene und dynamische Systeme. Bei diesem Systemansatz steht die umfassende ganzheitliche Gestaltung und Lenkung der Unternehmung im Mittel­punkt.[5] Man kann sich die Unternehmung also als ein produktives soziales System vor­stellen, welches Teil des Supersystems Gesellschaft ist. Das System Unterneh­mung selbst setzt sich auch wieder aus verschiedenen Subsystemen zusammen, diese Subsysteme wiederum bestehen aus einzelnen Systemelementen welche die kleinsten Teile eines Systems sind, wie in Abbildung 1 dargestellt.[6]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Allgemein kann unter einem System eine geordnete Gesamtheit von Elementen, zwischen denen irgendwelche Beziehungen bestehen oder hergestellt werden kön­nen verstanden werden.[7] Das System Unternehmung kann nun durch bestimmte Systemeigenschaften präzisiert werden. Die Unternehmung ist ein soziotechnisches System dessen Elemente Menschen und Sachmittel sind, die zielgerichtet zusam­menwirken. Zwischen den Elementen der Unternehmung bestehen Beziehungen, sogenannte Kommunikations- und Leitungsstrukturen. Des weiteren ist die Unter­nehmung ein Umwandlungssystem d.h. es wandelt Input aus der Umwelt um und gibt diesen als Output an den Markt weiter. Wie bereits erwähnt, ist die Unterneh­mung auch ein offenes System, d.h. es treten laufend Wechselbeziehungen mit der sich verändernden Umwelt auf, an die sich das Unternehmen anpassen muss. Zu­dem ist sie auch ein dynamisches System, das bedeutet das in der Unternehmung selbst und mit der Umwelt laufend Prozesse ablaufen. In der Unternehmung laufen eine Vielzahl von Teilaktivitäten ab, daher kann man sie als komplexes System be­zeich­nen. Zudem ist es ein lebendiges System (d.h. die Veränderungsprozesse sind auch Lernprozesse), ein multifunktionales System (d.h. es erfüllt Funktionen für ver­schie­dene Anspruchsgruppen), ein selbsttragendes System (d.h. es muss gewinn­bringend bzw. kostendeckend arbeiten) und ein probilistisches System (d.h. über die Beziehungen der Teilelemente lassen sich keine Aussagen treffen).[8]

3 Die Lenkung des Systems Unternehmung

Da es sich wie bereits ausgeführt im Zeitalter der Diskontinuitäten anbietet, die Un­ternehmung als System zu betrachten, stellt sich nun weiter die Frage, wie man die­ses System zielgerichtet in eine bestimmte Richtung lenken kann. Wenn man sich nun mit der Steuerung beziehungsweise Lenkung von Unternehmen befasst, so stößt man zwangsläufig auf das Controlling. Der in der deutschen Sprache verwen­dete Begriff Controlling ist aus dem englischen von „Control“ abgeleitet worden. Aus­ge­hend von den englischen Wurzeln kann Controlling als die Steuerung und Len­kung von Unternehmungen verstanden werden. Diese Definition geht weit über die oft genannte Kontrolle hinaus.[9] Eine geeignete theoretische Basis für das Controlling, um das System Unternehmung zu lenken, bietet die Kybernetik. Das Gesamtsystem Un­ternehmung kann als ein mehrstufiger, vernetzter Regelkreis unterschiedlicher Kom­plexität begriffen werden. Die Kybernetik als interdisziplinäre Wissenschaft be­schäf­tigt sich mit einem überall in der Natur vorkommenden Phänomen, nämlich dem des „Unter-Kontrolle-Halten“.[10] Die Kybernetik beschäftigt sich also mit der Lenkung von Systemen. Die Lenkung von Systemen kann nun in zwei verschiedene Arten unter­schieden werden. Zum einen in die Steuerung und zum anderen in die Rege­lung. Nachfolgend wird auf die Steuerung und Regelung näher eingegangen.[11]

3.1 Die Steuerung

Die Steuerung wird auch als „feed forward control“ bezeichnet, also als Vorwärtskop­pelung. Nach der Deutschen Industrienorm (DIN 19226) wird der Steuerungsvorgang wie folgt beschrieben: „Das Steuern, die Steuerung, ist ein Vorgang in einem Sys­tem, bei dem eine oder mehrere Größen als Eingangsgrößen andere Größen als Ausgangsgrößen aufgrund der dem System eigentümlichen Gesetzmäßigkeiten be­einflussen. Kennzeichen für das Steuern ist der offene Wirkungsablauf über das ein­zelne Übertragungsglied oder die Steuerkette“. Reine Steuerung ist nur unter guter Kenntnis der Steuerstrecke erfolgreich. In Abbildung 2 ist die offene Wirkungskette der Steuerung dargestellt. Diese Abbildung möchte zum besseren Verständnis erst allgemein dann anhand eines Beispiels erklären.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Die Führungsgröße gibt das zu erreichende Ziel also das Soll an, während die Steu­ereinrichtung die Stellgröße unter Berücksichtigung der ermittelten Störgrößen und der Führungsgröße so wählt, das am Ende die Steuergröße der Führungsgröße ent­spricht. Diese Stellgröße gibt die Mittel und Wege zur Zielerreichung an. Der zu steuernde Prozess wird Steuerstrecke genannt. Die Steuergröße wiederum ist das Ergebnis der Steuerung, wenn nun die Störgrößen exakt berücksichtigt wurden, muss die Steuergröße der Führungsgröße entsprechen. Diese allgemeine Beschrei­bung möchte ich nun mit einem Beispiel noch deutlicher machen. Wenn man nun bei­spielsweise auf der Steuerstrecke Baustelle 1 m³ Mauerwerk 4 Maurerstunden erfor­dert, muss die Steuereinrichtung Bauleiter 4 Mauererstunden pro angeforderten m³ Mauerwerk bereitstellen. Das bedeutet bei einem linearen Verhalten eine Bereit­stel­lung von u = 1000 Maurerstunden, wenn w = 250 m³ Mauerwerk gewünscht sind. Soll das Bauwerk an einem bestimmten Tag fertig sein und stehen 10 Maurer mit Achtstundentagen zur Verfügung, muss der Bauleiter diese 12,5 Arbeitstage vor Fer­tigstellungstermin einzusetzen beginnen. In diesem Beispiel werden jedoch die auf die Steuerstrecke einwirkenden Störgrößen vernachlässigt. In der Wirklichkeit könn­ten diese jedoch auftreten. Zum Beispiel durch einen überraschenden Winterein­bruch, welcher dazu führen könnte, dass die Steuergröße nicht mehr der Führungs­größe entspricht.[12] Und genau diese Störgrößen werden bei der Steuerung als be­kannt voraus gesetzt, so dass sie schon im voraus in die Planung mit einbezogen werden können. Durch diese Kenntnis der Störgrößen verlieren sie ihren „Störgrö­ßencharakter“, da sie ja bereits in der Stellgröße berücksichtigt werden.[13] Prinzipiell ist die Steuerung mit ihrer feed-forward-Kontrolle der Regelung mit feed-back-Kon­trolle überlegen, da bei der Steuerung die Störgrößen von vornherein ausgeschlos­sen werden. Somit hinkt die Regelung der Steuerung immer hinterher. Jedoch sind die Voraussetzungen für eine effektive feed-forward-Kontrolle immens und nur teil­weise zu erfüllen. Um nämlich eine effektive Steuerung vorzunehmen, müssen alle eventu­ellen Störungen bekannt sein. Zudem darf die Steuerstrecke keinerlei Unbe­stimmt­heiten beinhalten. Folglich stößt die Steuerung in einer dynamischen und komplexen Unternehmensumwelt schnell an ihre Grenzen. Da in einer solchen Um­welt nur un­vollkommene Informationen vorliegen. In dieser Umwelt können immer wieder neue Probleme auftreten, die vorher nicht eingeplant waren und auch nicht erwartet wur­den. Die Unternehmen befinden sich jedoch, wie bereits ausgeführt, in einer dynami­schen und komplexen Welt.[14] Aus diesem Grund wird zur Lenkung von Unternehmun­gen oftmals auf die sogenannte Regelung zurückgegriffen.

3.2 Die Regelung

Bei der Regelung erfolgt eine Rückkopplung der Lenkungsergebnisse zu der Len­kungseinrichtung. Diese Rückkopplung wird auch als feed-back bezeichnet. Nach der Deutschen Industrienorm (DIN 19226) ist die Regelung wie folgt definiert: „Das Regeln – die Regelung – ist ein Vorgang, bei dem eine zu regelnde Größe (Regel­größe) fortlaufend erfasst, mit einer anderen Größe, der Führungsgröße, verglichen und abhängig vom Ergebnis dieses Vergleichs im Sinne einer Angleichung an die Führungsgröße beeinflusst wird. Der sich dabei ergebende Wirkungsablauf findet in einem geschlossenen Kreis, dem Regelkreis, statt.“[15] In Abbildung 3 ist der geschlos­sene Wirkungsweg eines Regelkreises dargestellt. Diesen Regelkreis werde ich wie bei der Steuerung erst allgemein und dann anhand eines Bei­spiels erklären.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Wie bei der Steuerung gibt auch bei der Regelung die Führungsgröße das zu errei­chende Ziel (Soll) an. Der Regler vergleicht dann die Regelgröße mit der Führungs­größe und gestaltet dementsprechend die Stellgröße. Die Stellgröße gibt ebenfalls wie bei der Steuerung die Mittel und Wege an, die zur Zielerreichung führen. Der zu steuernde Prozess ist die Regelstrecke. Auf diese Regelstrecke wirken Störgrößen, diese Störgrößen sind Einwirkungen die vom Soll wegführen. Die Regelgröße reprä­sentiert den Istzustand, welcher in Form einer Rückkopplung wieder an den Regler gemeldet wird. Weicht der Istzustand nun immer noch von der Führungsgröße ab so wird einfach nachgeregelt, d.h. der ganze Prozess läuft von neuem ab. Dies ge­schieht so lange, bis die Regelgröße der Führungsgröße entspricht.[16] Ein gutes Bei­spiel zur Erklärung des Prinzips der Regelung ist eine mit Hilfe eines Thermostaten gesteuerte Heizung. Als erstes wird als Führungsgröße zum Beispiel eine Zimmer­temperatur von 20° als Sollvorgabe an den Regler gegeben. Der Regler leitet aus dieser Vorgabe ab, dass er die Heizung einschalten muss (Stellgröße). Auf die Regel­strecke, das Zimmer wirken nun allerdings Störgrößen, es kann beispielsweise ein Fenster geöffnet sein. Durch diese Störgröße kommt es nun dazu das die Ist-Tempe­ratur (Regelgröße) nur 18° beträgt. Dem Thermostat (Regler) wird nun die neue Ist-Temperatur von 18° gemeldet, welche er mit der Sollvorgabe vergleicht. Das Ther­mostat kommt nun zu dem Ergebnis das eine Abweichung besteht, aus diesem Grund wird das Thermostat nun zu der Entscheidung gelangen, dass weiter geheizt werden muss. Dieser Kreislauf wird nun so lange wiederholt, bis die gewünschte Temperatur von 20° erreicht ist.[17] Das Prinzip der Regelung hat gegenüber der Steue­rung den Vorteil das bei der Regelung keine vollständige Information über die Umwelt nötig ist. Man kann die Regelung also sehr gut zur Lenkung in einer dynami­schen und komplexen Unternehmensumwelt verwenden. Probleme treten bei der Regelung dahingehend auf, das die im Kontrollprozess gewonnenen Erkenntnisse zwangsläufig immer zu spät kommen. Die Abweichung ist bereits aufgetreten und erst dann wird dagegen gesteuert.[18] Des weiteren sollten bei der Regelung eventu­elle Verzögerungen in der Regelstrecke berücksichtigt werden. Denn anders als bei der Steuerung kann es bei der Regelung sogar zu Instabilitäten kommen, bei der die festgestellte Abweichung immer größer wird.[19]

[...]


[1] Vgl. Hinterhuber, H., Objektivierung der Strategie, 1990, S. 92

[2] Vgl. Müller, A., ganzheitliches Controlling, 1996, S. 1 ff.

[3] Vgl. Dörner, D., Logik Misslingens, 2000, S. 12 ff.

[4] Vgl. Müller, A., ganzheitliches Controlling, 1996, S. 2 ff.

[5] Vgl. Malik, F., Systemisches Management, 1993, S. 49ff.

[6] Vgl. Hopfenbeck, W., Betriebswirtschaftslehre, 1998, S 53

[7] Vgl. Ulrich, H., Die Unternehmung als produktives soziales System, 1971, S. 105

[8] Vgl. Hopfenbeck, W., Betriebswirtschaftslehre, 1998, S. 53 ff.

[9] Vgl. Baum H.-G./Coenenberg A./Günther T., Strategisches Controlling, 1999 S. 3

[10] Vgl. Hopfenbeck, W., Betriebswirtschaftslehre, 1998, S. 57

[11] Vgl. Müller, A., ganzheitliches Controlling, 1996, S. 41

[12] Vgl. Schulte, Ch., Controlling, 1996, S. 708

[13] Vgl. Hopfenbeck, W., Betriebswirtschaftslehre, 1998, S. 59

[14] Vgl. Sjurts, I., Unternehmensführung, 1994, S. 75 ff.

[15] Vgl. Schulte, Ch., Controlling, 1996, S. 709

[16] Vgl. Müller, A., ganzheitliches Controlling, 1996, S. 41

[17] Vgl. Hopfenbeck, W., Betriebswirtschaftslehre, 1998, S. 58

[18] Vgl. Sjurts, I., Unternehmensführung, 1995, S. 77

[19] Vgl. Schulte, Ch., Controlling, 1996, S. 709

Ende der Leseprobe aus 28 Seiten

Details

Titel
Möglichkeiten und Grenzen der Unternehmenssteuerung mit Kennzahlen
Hochschule
Hochschule für angewandte Wissenschaften Ingolstadt
Note
1,3
Autor
Jahr
2002
Seiten
28
Katalognummer
V15200
ISBN (eBook)
9783638203883
Dateigröße
550 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Möglichkeiten, Grenzen, Unternehmenssteuerung, Kennzahlen
Arbeit zitieren
Manfred Rabl (Autor:in), 2002, Möglichkeiten und Grenzen der Unternehmenssteuerung mit Kennzahlen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/15200

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