Übertraining. Ursachen im Bereich des sportlichen Trainings


Examensarbeit, 2009

98 Seiten, Note: 12 Punkte


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

I Verzeichnis der Abbildungen

II Verzeichnis der Tabellen

1 Einleitung

2 Sportliche Leistung
2.1 Leistungsaufgaben bzw. Anforderungen
2.2 Sportliche Leistung und Wettkampfsport
2.3 Leistungsvoraussetzungen

3 Trainingssystem
3.1 Definition Training
3.2 Steuerung und Regelung des Trainings
3.3 Übergeordnete Trainingsleitziele
3.4 Trainingsbelastung
3.5 Trainingsplanung
3.6 Trainingsprinzipien
3.7 Trainingsziele und Steuerungsinstrumente des Trainings
3.8 Trainingsziele
3.9 Trainingsinhalte
3.10 Trainingsmittel
3.11 Trainingsformen
3.12 Trainingsmethoden
3.13 Kraft
3.14 Schnelligkeit
3.15 Beweglichkeit
3.16 Ausdauer

4 Leistungsdiagnostik & Trainingsplanung
4.1 Gewinnung leistungsdiagnostischer Daten
4.2 Hierarchisierung
4.3 Priorisierung
4.4 Interne Ordnung
4.5 Leistungsdiagnostik in der Trainings- und Wettkampfpraxis
4.6 Langfristige Trainingsplanung
4.7 Mittelfristige Trainingsplanung

5 Training als Adaptionsvorgang
5.1 Adaption des Stoffwechsels an regelmäßig aerobe Belastungen
5.2 Adaption des Stoffwechsels an regelmäßig anaerobe Belastungen

6 Bedeutung der Wiederherstellung nach sportlichen Belastungen
6.1 Allgemeines zur Regeneration und Ermüdung
6.2 Muskuläre Ermüdung
6.3 Zentrale Ermüdung
6.4 Erschöpfung der Energiereserven
6.5 Störung im Wasser- und Elektrolytstoffwechsel
6.6 Physiologische Grundlagen der Wiederherstellungsprozesse
6.7 Einflussfaktoren der Regenerationsfähigkeit
6.8 Maßnahmen zur Wiederherstellung nach sportlichen Belastungen
6.9 Arten der Wiederherstellungsmaßnahmen

7 Übertraining
7.1 Definition Übertraining
7.2 Ursachen
7.3 Symptome des Übertrainings
7.4 Arten des Übertrainings
7.5 Diagnose des Übertrainings
7.6 Behandlung des Übertrainings
7.7 Maßnahmen zur Prävention
7.8 Das Drop-out-Phänomen
7.9 Mikrostudie

8. Fazit

9 Literaturverzeichnis

I Verzeichnis der Abbildungen

Abbildung 1: Situationsbezogene Aufgaben und Fertigkeitstypen nach Roth 1983, S.149

Abbildung 2: Aufgabentypen sportlicher Handlungen nach Mechling 1988 und Neumaier 1997, S.182

Abbildung 3: Leistungsvoraussetzungen auf handlungsbezognener- und Basisebene nach Schabel, Harre, Krug, Borde 2005, S.44

Abbildung 4: Regelkreis des Trainingssystems, nach Carl 1989, S. 219

Abbildung 5: Das Superkompensationsmodell, mod. nach Grosser, Brüggemann & Zintl 1986, S. 20, nach Jakwlew, 1977

Abbildung 6: Stellenwert unterschiedlicher Trainingsübungen zwischen Grundlagentraining und spezifischem Leistungstraining, nach Starischka 1988, S.68

Abbildung 7: Wechselbeziehungen zwischen Trainingszielen, -inhalten, -mitteln, -formen und -methoden am Beispiel Kraft, nach Steinhöfer 2003, S. 55

Abbildung 8: Die Erscheinungsformen der Kraft, mod. nach Boeckh-Behrens 2001, S. 21)

Abbildung 9: Histologischer Aufbau der quergestreiften Muskulatur, mod. nach Ehlenz, Grosser und Zimmermann 1995, S. 16

Abbildung 10: Aufbau der motorischen Einheiten, mod. nach Radlinger u.a. 1998, S.124

Abbildung 11: Unterschiedliche Aktivierung der Motoneurone, nach Steinhöfer 2003, S.72

Abbildung 12: Funktionen der Acetyl-CoA, nach: http://dc2.uni-bielefeld.de/dc2/wsu-bclm/images/hac-17.gif

Abbildung 13: Unterschiedliche Energiebereitstellung in Abhängigkeit von der Belastungsdauer, nach Badtke et al. 1995, S. 59

Abbildung 14: Faktoren der Handlungsschnelligkeit, mod. nach Böttcher 1998, S.41

Abbildung 15: Phasen der Reaktionsschnelligkeit, mod. Nach Zatsiorskij 1997, S.52

Abbildung 16: Reaktionszeiten, nach Steinhöfer 2003, S.172

Abbildung 17: Schnellkraftrainings relevante Kraftbereiche, nach Grosser & Renner 2007, S. 109

Abbildung 18: Beweglichkeit, nach Grosser, Starischka und Zimmermann 2004, S. 154

Abbildung 19: Strukturierung der Beweglichkeit, mod. nach Wydra 1997

Abbildung 20: Einteilung der Ausdauerarten, nach Grosser, Starischka und Zimmermann 2004, S. 113

Abbildung 21: Leistungsdiagnostische Verfahren aus den verschiedenen beteiligten Wissenschaftsdisziplinen nach Schabel, Harre, Krug, Borde 2005, S. 54

Abbildung 22: Pfadanalytische Strukturierung der Sprintleistungen bei Nachwuchsathletinnen nach Hohmann et al. 2001)

Abbildung 23: Planungspistole, nach Gärtner & Zapf 1988

Abbildung 24: Trainingsplantypen, modifiziert nach Starischka 1988, S. 11

Abbildung 25: Prinzip der biologischen Anpassung, nach Geiger 1997, S.14

Abbildung 26: Optimal gesetzte Trainingsreize, nach Geiger 1997, S.15

Abbildung 27: Leistungsstagnation, nach Geiger 1997, S.15

Abbildung 28: Adaption der Kapillarisierung, nach: http://sportunterricht.de/lksport/kapillare9.gif

Abbildung 29: Ermüdungskurve nach staticher und dymnasischer Arbeit, nach Weineck 2007, S. 502

Abbildung 30: Erholungskurve nach statischer und dynamischer Arbeit, nach Weineck 2007, S. 503

Abbildung 31: Reaktion auf eine Trainingsbelastung, nach De Marées 2000, S.314

Abbildung 32: Fehlfunktion der Systeme, nach: Geiger 1997, Seite 24

Abbildung 33: Symptome der beiden Übertrainingsarten im Vergleich, nach: Israel 1976, S.2

Abbildung 34: Profil einer Männer- und Frauenmannschaft über mehrere Erhebungszeiträume, nach Fritzenberg/Kellmann 2001, S.27

Abbildung 35: Wie oft trainieren Sie in der Woche?

Abbildung 36: Kennen Sie das Übertrainingssyndrom bzw. den Begriff Übertraining

Abbildung 37: Hatten Sie schon einmal einen Leistungsabfall, trotzdem Sie die Trainingsintensität erhöht oder beibehalten haben?

Abbildung 38: Nehmen Sie Nahrungsergänzungspräparate zu sich?

Abbildung 39: Auswertung der Kreuztabelle: Wie oft trainieren Sie in der Woche? - Kennen Sie den Begriff Übertraining?

Abbildung 40: Auswertung der Kreuztabelle: Kennen Sie den Begriff Übertraining? - Nehmen Sie Nahrungsergänzungspräparate zu sich?

II Verzeichnis der Tabellen

Tabelle 1: Einteilung der Trainingsprinzipien, nach Grosser 1991, S. 90

Tabelle 2: Trainingsstufen, nach Grosser, Brüggemann & Zintl 1986, S.61

Tabelle 3: Kreuztabelle 1 Trainingshäufigkeit - Begriff Übertraining

Tabelle 4: Kreuztabelle Begriff Übertraining - Nahrungsergänzungsmittel

1 Einleitung

Die nachfolgende Examensarbeit widmet sich dem Thema: Das Übertraining -Ursachen im Bereich des sportlichen Trainings. Der Anspruch der Arbeit liegt darin, einen detaillierten Überblick über das Trainingssystem und speziell dem Übertraining mit all seinen Facetten zu geben. Im ersten Kapitel geht es um die sportliche Leistung. Es wird ein Überblick über die Definition bezüglich der Leistungsaufgaben und Anforderungen gegeben. Der Begriff Trainingssystem steht im Mittelpunkt des zweiten Kapitels. Es erfolgt eine Untergliederung in die Steuerung und Regelung des Trainings, weiterhin werden übergeordnete Trainingsleitziele erläutert und beschrieben. Der dritte Abschnitt befasst sich mit dem Thema Trainingssystem und damit verbunden mit der Definition, was Training überhaupt bedeutet. Weiterhin werden Trainingsleitziele dargestellt und erläutert. Im vierten Kapitel geht es um die Leistungsdiagnostik und die Trainingsplanung, speziell eingegangen wird auf die Gewinnung leistungsdiagnostischer Daten, beispielsweise, wie kommt ein Sportler bzw. Trainer überhaupt zu leistungsdiagnostischen Werten? Weitere Unterpunkte bilden die Hierarchisierung, Priorisierung und die interne Ordnung. Den letzten Unterpunkt bildet die Leistungsdiagnostik in der Trainings- und Wettkampfpraxis. Hier geht es um den tatsächlichen Anwendungsbereich innerhalb derer die Leistungsdiagnostik in der Praxis zur Geltung kommt.

„Training als Adaptionsvorgang“ so lautet der Titel des fünften Kapitels. Wie der Name es schon verrät, geht es um adaptive Vorgänge nach sportlichen Belastungen. Welche Adaptionsvorgänge gibt es und wie unterscheiden sich diese ja nach Belastungsart? Des weiteren wird in diesem Kapitel der Energiestoffwechsel als Grundlage weiterer Betrachtungen erläutert und ermöglicht es so dem Leser, die verschiedenen Adaptionsmechanismen verstehen zu können. Im sechsten Kapitel geht es um die Bedeutung von Erholung und Wiederherstellung nach sportlichen Belastungen. Dieses Kapitel ist geprägt von den Ermüdungsmechanismen des menschlichen Körpers. Beispiele sind die zentrale bzw. muskuläre Ermüdung des Organismus. Im Verlauf des Kapitels werden die Einflussfaktoren der Regenerationsfähigkeit vorgestellt und erläutert. Zum Schluss werden die Maßnahmen zur Wiederherstellung nach sportlichen Belastungen erwähnt, damit der Leser einen Überblick über die verschiedenen Mechanismen erhält. Das siebte Kapitel: „Übertraining“ beschäftigt sich, wie es der Name schon sagt, mit dem übergeordneten Begriff des Übertrainings. Das Kapitel beginnt mit einer Definition, um dem Leser einen detaillierten Überblick zu verschaffen. Danach folgen die Ursachen, die Symptome und die Arten des Übertrainings. Bei den Symptomen kann man untergliedern in:

- Symptome infolge einer Fehlfunktion des Steuersystems
- Symptome infolge einer Fehlfunktion des Muskel-Energie-Systems
- Symptome infolge einer Fehlfunktion des Herz-Lungen-Systems

Des weiteren werden dem Leser Möglichkeiten erklärt, wie man ein Übertraining mithilfe der Herzfrequenz, des Hormonsystems etc. diagnostizieren kann. Elementar ist auch der Abschnitt: „Behandlung des Übertrainings und Maßnahmen zur Prävention“, um dem Sportler mögliche Präventionsmaßnahmen aufzeigen zu können.

Als Letztes im Kapitel Übertraining wurde eigens für die Examensarbeit eine kleine Studie durchgeführt. In der Studie soll es darum gehen, ob der Begriff des Übertrainings den normalen Sportlern, welche ab und zu ins Fitnessstudio gehen, bekannt ist. Des weiteren soll ein möglicher Zusammenhang zwischen der Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln und der Kenntnis des Begriffs Übertraining aufgedeckt werden.

2 Sportliche Leistung

Der Leistungsbegriff wird in der Trainingswissenschaft als Grad der Zielerreichung bei einer geplanten Handlung verstanden. (Vgl. Adam 1978, S.18) Schabel, Harre, Krug, Borde (2005, S.38) definieren die sportliche Leistung folgendermaßen: „Einheit von Vollzug und Ergebnis einer sportlichen Handlung bzw. einer komplexen Handlungsfolge, gemessen bzw. bewertet an bestimmten sozial determinierten Normen.“ Nitsch (1985) unterscheidet dabei die Leistung anhand einer Innen- und Außenperspektive und einer Leistungsdifferenzierung in Prozess, Produktion und Produkt.

2.1 Leistungsaufgaben bzw. Anforderungen

Die Leistungsaufgaben dienen zur Lösung spezifischer Probleme des Sportlers. Sie können selbstständig gestellt, oder von außen an den Sportler herangetragen werden. Wichtig dabei ist, dass auch extern gestellte Aufgaben von dem Athleten verinnerlicht werden müssen, da sonst die Gefahr einer nicht Ernstnahme erfolgen kann. Poulton (1957) hat eine Unterscheidung von geschlossenen und offenen Aufgabentypen vorgenommen. Roth hat dieses Modell aufgegriffen und erweitert. (siehe Abbildung 1) Er unterteilt Problemstellungen und Fertigkeitstypen. Die Problemstellungen werden weiterhin aufgegliedert in ein Aufgabenkontinium und in verschiedene Aufgabentypen. Die Fertigkeitstypen werden ihrerseits in Beziehungen und Beispiele unterteilt. Dieses Modell greifen Mechling und Neumaier (1988, 1997, S.182) als Basis auf und entwickelten daraufhin einen ähnlichen Ansatz (siehe Abbildung 2) mit vier Aufgabentypen.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1: Situationsbezogene Aufgaben und Fertigkeitstypen nach Roth 1983, S.149

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 2: Aufgabentypen sportlicher Handlungen nach Mechling 1988 und Neumaier 1997, S.182

Die Schwächen beider Modelle liegen in der ungenügenden Erfassung komplexer Aufgabenstrukturen. Matheius versucht dies zu kompensieren, in dem sie vier Kriterien der objektiven Anforderungsstruktur, welche die sportlichen Wettkampfstrukturen enthalten, bestimmt. (Vgl. Schnabel, Harre, Krug, Borde 2005, S.40) Diese vier Kriterien benutzt sie um eine psychologische Aufgabentaxonomie sportlicher Handlungen erstellen zu können:

1. Anforderungen aus dem Verhältnis von Belastungsdauer und Bewegungsintensität
2. Komplexität und Variabilität der Anforderungen
3. Bewegungsstrukturbedingte Anforderungen
4. Soziale Kooperationsanforderungen

Eine weitere Differenzierung erfolgt durch die Unterteilung in individuelle und kooperative Leistungen. Individuelle Leistungen sind Einzelleitungen des Athleten und kooperative Leistungen entsprechen Mannschaftsleistungen, wie sie in den Sportspielen allgemein üblich sind.

2.2 Sportliche Leistung und Wettkampfsport

„Sportliche Leistungen und ihre Entwicklung waren und sind wesentlich durch den Leistungsvergleich im sportlichen Wettkampf bestimmt.“ (Zitat nach Schnabel, Harre, Krug, Borde 2005, S.41) Ungeachtet dessen werden auch Handlungen außerhalb des Wettkampfes als sportliche Leistungen erfasst. Dazu zählen:

- Leistungen im Trainingsprozess
- Leistungen im Sportunterricht
- Leistungen im Freizeit- und Gesundheitssport
- Leistungen im Therapie-, Rehabilitations- und Behindertensport

2.3 Leistungsvoraussetzungen

Allgemein unterteilt man die Leistungsvoraussetzungen in innere (personale) und äußere Leistungsvoraussetzungen. Zu den äußeren Leistungsvoraussetzungen gehören die Sportstätten und ihre Beschaffenheit, Sportgeräte und die notwendige Ausrüstung des Athleten. Auch zählen meteologische und klimatische Bedingungen, wie Wind, Regen und Schnee dazu. Das eigentliche Training an sich ist auf die Entwicklung der inneren (personalen) Leistungsvoraussetzungen ausgerichtet. Aufgrund der Wechselwirkung von äußeren und inneren Voraussetzungen muss ein gut strukturiertes Training auch auf die äußeren Voraussetzungen Rücksicht nehmen.

Nach Schnabel, Harre, Krug, Borde (2005, S.44) kommt es zu einer weiteren Unterteilung der inneren Leistungsvoraussetzungen, welche wie folgt aussieht:

- Eine unmittelbare handlungsbezogene Ebene

Dazu gehören Fähigkeiten, Fertigkeiten, Gewohnheiten, Kenntnisse und das Niveau der Antriebsregulation.

- Eine Basisebene der physischen und psychischen Grundvoraussetzungen und –Prozesse

Diese Basisebene beinhaltet alle elementaren morphologischen Eigenschaften wie Knochenbau, Muskelfaserstruktur, biologische und physiologische Prozessqualitäten. Des weiteren betrifft diese Ebene die elementaren Funktionen der einzelnen Organsysteme und die psychischen Grundfunktionen und –Prozesse. (Vgl. Schnabel, Harre, Krug, Borde (2005, S.45)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 3: Leistungsvoraussetzungen auf handlungsbezognener- und Basisebene nach Schabel, Harre, Krug, Borde 2005, S.44

3 Trainingssystem

3.1 Definition Training

Hehlmann (1964, S.510) definiert im Wörterbuch der Pädagogik Training folgendermaßen:

„Training als planmäßige Funktionsübung auf körperlichem oder auf geistigem Gebiet mit dem Ziel der individuellen Bestleistung, besonders im Sport. Zweckmäßiges Training und harmonische Gesamterziehung können sich ergänzen.“ Aus leistungsphysiologischer Sicht interpretiert Stegemann (1971, S.227) das Training folgendermaßen: „Als Training bezeichnet man einen Einfluss, der die Leistungsfähigkeit durch messbare Änderung der Organstruktur verbessert:“ Carl & Kayser (1976, S.219) definieren den Trainingsbegriff aus dem Blickpunkt einer handlungsorientierten Trainingslehre als einen komplexen Handlungsprozess mit dem Ziel der planmäßigen und sachorientierten Einwirkung auf die sportliche Leistungsfähigkeit. (vgl. Martin, Carl, Lehnertz 1991, S. 16) Bei Martin (1977, S.21) heißt es: „Sportliches Training ist ein planmäßig gesteuerter Prozess, bei dem mit Trainingsmaßnahmen, entsprechend bestimmter Zielvorstellungen, Zustandsänderungen der komplexen sportmotorischen Leistung bzw. Handlungsfähigkeit entwickelt werden sollten.“ Im Vergleich zu anderen sportlichen Erscheinungsformen scheint der Hauptakzent auf einer effektiven Verbesserung der sportlichen Leistungsfähigkeit zu liegen, darüber hinaus darf der Trainer bzw. der Athlet selbst nicht übersehen, dass das Training als Ganzes sich darüber hinaus auch auf die Gesamtpersönlichkeit des Athleten auswirkt.

3.2 Steuerung und Regelung des Trainings

Eine ständige Steuerung des Trainings erfolgt durch eine gezielte Abstimmung aller Maßnahmen innerhalb einer Trainingseinheit, mit dem Ziel den angestrebten sportlichen Leistungszustand zu erreichen. (Vgl. Thiess/Schnabel 1987) Das bedeutet, dass das Training entsprechend der Trainingsleitziele geplant und durchgeführt wird.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 4: Regelkreis des Trainingssystems, nach Carl 1989, S. 219

3.3 Übergeordnete Trainingsleitziele

Als langfristige Grundentscheidungen sportlichen Handelns bilden die übergeordneten Trainingsleitziele die Rahmenvorgaben für alle daraus ableitbaren trainingstechnisch-inhaltlichen Sachentscheidungen. (Vgl. Martin, Carl, Lehnertz 1991, S. 29) Die Höhe des angestrebten Leistungsniveaus ist eine wichtige Grundentscheidung und beeinflusst die weitere Trainingsplanung.

3.4 Trainingsbelastung

Unter Trainingsbelastung versteht man die Gesamtheit der von einem Sportler realisierten Trainingsformen. Zur Kennzeichnung dieses Prozesses dienen quantitative und qualitative Beschreibungsgrößen. Zu den quantitativen Beschreibungsgrößen der Trainingsbelastung gehören die unterschiedlichen Trainingsinhalte, die Durchführung und der Schwierigkeitsgrad sportmotorischer Fertigkeiten. Auf der anderen Seite zählen zu den qualitativen Beschreibungsgrößen die Belastungskomponenten Trainingshäufigkeit, die Trainingsdauer und die Dosierung der Belastungsanforderung in der Trainingseinheit, die durch Umfang, Intensität, Dauer und Belastungsdichte beschrieben wird. (Vgl. Martin, Carl, Lehnertz 1991, S. 30)

3.5 Trainingsplanung

Trainingsplanung bedeutet ganz allgemein die gedankliche Vorwegnahme des Trainingsprogramms. Die Entscheidungen, welche ein Trainer treffen muss, belaufen sich vor allem auf die inhaltlich-methodische Gestaltung unter Berücksichtigung allgemeiner Erkenntnisse und Erfahrungen der Trainingslehre. Weiterhin spielen soziale, materielle und außersportliche Bedingungen eine große Rolle. In der Praxis hat es sich bewährt, drei Arten von Trainingsplänen zu erstellen. Einen langfristigen, mittelfristigen und kurzfristigen Trainingsplan. Der langfristige Trainingsplan bezieht sich auf eine Dauer von mehreren Jahren, dabei soll die Gesamtstrategie des Trainings festgehalten werden. Ein mittelfristiger Trainingsplan soll die langzeitige Trainingsanpassung sichern mit einer Dauer von mehrmonatigen Trainingszyklen. Der kurzfristige Trainingsplan bezieht sich zumeist auf eine einzelne Woche und soll den optimalen organisatorischen Ablauf des täglichen Trainings sicherstellen. (Vgl. Martin, Carl, Lehnertz 1991, S. 30)

3.6 Trainingsprinzipien

„Trainingsprinzipien sind elementare Grundsätze und Regeln zur Planung und Durchführung des Trainings.“ (Steinhöfer 2003, S. 38) Die Art und Anzahl der in der Literatur erwähnten Trainingsprinzipien ist sehr unterschiedlich. (vgl. Friedrich & Möller 1999, S.53) Eine Einteilung der verschiedenen Trainingsprinzipien kann nicht so leicht getroffen werden, da sich die unterschiedlichen Prinzipien teilweise stark voneinander abgrenzen. Bewährt hat sich die Einteilung nach Grosser (1991, S.90) in die Kategorien: Auslösung, Sicherung und die spezifische Steuerung der Anpassung. (Vgl. Steinhöfer 2003, S.38)

Tabelle 1: Einteilung der Trainingsprinzipien, nach Grosser 1991, S. 90

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Im Nachfolgenden werden die einzelnen Prinzipien erläutert.

Prinzip des wirksamen Belastungsreizes

Spezifische Belastungen führen zu entsprechenden Adaptionen des Organismus. Die jeweilig spezifischen Adaptionsmechanismen erfolgen nach der SAID-Regel. (Specific Adaptation to Imposed Demands) Der Schwellenwert des wirksamen Belastungsreizes hängt nicht nur von der Stärke des Reizes ab, sondern auch von der Leistungsfähigkeit der jeweiligen Person. (Steinhöfer 2003, S.40) Demnach benötigen hoch trainierte Personen einen wesentlich höheren Reizwert als Personen mit einem niedrigeren Trainingszustand.

Prinzip der progressiven Belastungssteigerung

Gleiche äußere Belastungen verlieren mit zunehmendem Trainingszustand an Wirksamkeit. Dies liegt daran, dass der Trainingsreiz nicht mehr an den aktuellen Funktionszustand des Sportlers angepasst ist. Als logische Konsequenz daraus muss der Athlet die Belastung progressiv, das heißt stufenweise fortschreitend, erhöhen. Wichtig ist, dass der Sportler nicht nur eine Belastungskomponente (Intensität, Dauer, Dichte, Umfang, Häufigkeit) steigert, sondern möglichst alle gleichartig. (Steinhöfer 2003, S.40)

Die progressive Belastungssteigerung kann sowohl allmählich als auch sprunghaft erfolgen. Für gewöhnlich wählt man die allmähliche Belastungssteigerung. „Bei ungenügender Leistungsentwicklung oder gar Stagnation […] ist die sprunghafte Belastungssteigerung anzuwenden.“ (Zitat nach Steinhöfer 2003, S.41) Der Trainer sollte dabei den Trainingsprozess immer im Auge haben, da sonst die Gefahr einer Verletzung bzw. Leistungsinstabilität droht.

Prinzip der Variation der Trainingsbelastung

Eine Variation sorgt für Abwechslung und vielfältige Reizsetzung, des weiteren verringert sie die Gefahr einer Barrierebildung (vgl. Steinhöfer 2003, S. 42) Dieses Prinzip wird meist, durch mangelnde Beachtung des Sportlers bzw. des Trainers missachtet. Hier sollte auf eine breite Auswahl der Variationsmöglichkeiten der Trainingsinhalte geachtet werden.

Prinzip der optimalen Gestaltung von Belastung und Erholung

Dieses Prinzip beruht auf dem des wirksamen Belastungsreizes. Das heißt, es beinhaltet ein Wiederkehren von Anpassungsprozessen auf der Grundlage immer wiederkehrender Homöostasestörungen. Jakowlew entwickelte diesbezüglich ein Theoriemodell der Superkompensation.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 5: Das Superkompensationsmodell, mod. nach Grosser, Brüggemann & Zintl 1986, S. 20, nach Jakwlew, 1977

Erklärung des Modells:

Zu einem bestimmten Zeitpunkt erfolgt ein spezifischer Belastungsreiz. Dieser ruft eine Heterostase, das heißt eine Störung der Homöostase, hervor. Als Folge dessen sinkt die sportliche Leistungsfähigkeit und es tritt eine Ermüdung ein.

Durch anabole Prozessstrukturen kommt es zu einer Regeneration. „Um den Organismus vor der erneuten Ausschöpfung seiner Leistungsreserven zu schützen, erfolgt die Wiederauffüllung über das Ausgangsmaß hinaus.“ (Zitat nach Steinhöfer 2003, S.43) Diesen Prozess bezeichnet man auch als Superkompensation. Die beabsichtigte Reaktion ist eine Leistungsverbesserung, welche sich an die Regenerationsphase anschließt. Das Modell ist jedoch nur eingeschränkt verwendbar. Viele Adaptionsprozesse unterliegen morphologischen, metabolischen, neuronalen und endokrinen Prozessen, welche für sich einen stark differenten Wiederherstellungszeitraum benötigen und sich nicht nach dem Superkompensationsmodell richten. Für diese Prozesse gelten andere Gesetzmäßigkeiten.

Wichtige Kritikpunkte bezüglich des Superkompensationsmodells sind: (nach Steinhöfer 2003, S.46)

- Interdependenzen der Anpassungsvorgänge können nicht erklärt werden, ebenso nicht die gleichzeitige Ausbildung unterschiedlicher Leistungsfaktoren
- Das Modell ignoriert Mengen- und Zeitgrenzen der komplexen Trainingsbelastungen
- Widersprüche zur gegenwärtigen Trainingspraxis vor allem im Spitzensport sind eklatant. Zudem fehlen Angaben zu messbaren Parametern
- Das Modell ignoriert die Endlichkeit der Anpassungsvorgänge, eine lineare Hochrechnung der Superkompensationseffekte ist unzulässig
- Es erfolgt keine Berücksichtigung genetischer Anlagen, keine Alters- und Geschlechtsdifferenz sowie keine Berücksichtigung des Trainingszustandes
- Weitere kognitive, morphologische, metabolische, funktionale und neuronale Anpassungen werden nicht berücksichtigt

Durch diese Mängel ergeben sich auf das heutige Training bezogene Verständisprobleme. Für praktische Empfehlungen, wie zum Beispiel Regenerationszeiten, ist das Modell nicht geeignet.

Ob das Prinzip der optimalen Belastung erfolgreich umgesetzt werden kann, ist nur durch ständige Leistungsdiagnosen kontrollierbar. (Steinhöfer 2003, S.48) Wichtig sind wissenschaftliche Diagnoseverfahren, wie beispielsweise Bewegungsanalysen, Spielanalysen. Der Athlet sollte jederzeit seine aktuelle physische Konstitution im Überblick haben.

Prinzip der Wiederholung und Kontinuität

Um eine Leistungserhöhung zu erzielen, bedarf es einer Folge von Reizen über einen längeren Zeitraum hinweg. (Steinhöfer 2003, S.48) Bleibt diese Folge aus, kommt es zu Deadaptionsmechanismen. Gemäß dem Modell der Superkompensation müssen die Reize in den richtigen Abständen erfolgen.

Prinzip der Periodisierung und Zyklisierung

Unter Periodisierung versteht man die zyklische Gestaltung eines Trainingsjahres basierend auf der Ursache, dass der menschliche Organismus seine Leistungsentwicklung nicht linear, sondern in Wellenform herbeiführt. Nehmen wir die einfachste Wellenform, so kann man diesbezüglich drei Perioden unterscheiden: (nach Steinhöfer 2003, S.48)

1. Vorbereitungsperiode
2. Wettkampfperiode
3. Übungsperiode

In der Vorbereitungsperiode soll eine Verbesserung der Voraussetzung und Herausbildung der sportlichen Form erfolgen. In der Wettkampfperiode soll eine relative Stabilisierung der sportlichen Form erfolgen und in der Übungsperiode soll eine Wiederherstellung der adaptiven Voraussetzungen erfolgen. (Vgl. Schnabel, Harre, Borde 1981, S.427)

Prinzip der Individualität und Altersgemäßheit

Die Zielsetzungen und Inhalte des Trainings müssen sich den alters- und geschlechtsspezifischen Besonderheiten anpassen und die unterschiedliche Adaptionsfähigkeit berücksichtigen. (Vgl. Steinhöfer 2003, S.50) Wichtig ist auch, dass der Trainer die individuellen Fähigkeiten bzw. Neigungen seines Athleten berücksichtigt, um eine positive Motivationslage des Athleten herbei zu führen bzw. aufrecht zu erhalten.

Prinzip der zunehmenden Spezialisierung

„In Abhängigkeit vom sich entwickelnden Leistungszustand […] ändern sich Anteile und Gewichtung allgemeiner und spezieller Ausbildung.“ (Zitat nach Steinhöfer 2003, S.50) Im Kinder- und Jugendalter erfolgt eine breite Grundausbildung, welche mit zunehmender Spezialisierung im Hochleistungssport verfeinert wird. Folgende Aspekte werden im Sportspiel bezüglich der Spezialisierung berücksichtigt: (nach Steinhöfer 2003, S.50)

- Eine breite Spielausbildung wird mehr und mehr eingeschränkt zugunsten einer Schwerpunktsetzung in wenigen Spielen bis hin zu einer Spezialisierung in einem Spiel.
- Innerhalb eines Spiels kommt es allmählich zu einer rollenspezifischen Spezialisierung. Diesbezüglich muss vorher eine universelle Grundausbildung erfolgen.
- Auf dem Höhepunkt der Spezialisierung dürfen nicht ausschließlich spezifische Trainingsreize gesetzt werden, da es sonst zu Überlastungsschäden und gleichzeitig zu Funktionsverlusten der nicht beanspruchten Strukturen kommen kann.

Daher die Regel, dass Trainingsbelastungen ausgewogen sein müssen. Bei der Auswahl von Trainingsübungen müssen die Belastungsstrukturen des Zielspiels berücksichtigt werden, und außerdem dürfen grundlegende Konditions- und Koordinationsübungen nicht fehlen, oder gar weggelassen werden.

Prinzip der regulierenden Wechselwirkung

Dieses Prinzip geht von der Annahme aus, dass sich alle leistungsbestimmenden Faktoren gegenseitig unterstützend oder störend beeinflussen. Je komplexer das Anforderungsprofil, desto vielfältiger sind die gegenseitigen Beeinflussungen. (Vgl. Steinhöfer 2003, S.51f) Der Trainer kann durch eine sinnvolle Kombination verschiedener trainingswirksamer Methoden eine optimale Wechselwirkung erzielen.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 6: Stellenwert unterschiedlicher Trainingsübungen zwischen Grundlagentraining und spezifischem Leistungstraining, nach Starischka 1988, S.68

3.7 Trainingsziele und Steuerungsinstrumente des Trainings

Alle Trainingsbelastungen orientieren sich an einer übergeordneten Zielsetzung sowie den Teilzielen des Trainings. Die konkreten Trainingsmaßnahmen ergeben sich aus den Trainingsinhalten in Verbindung mit den zur Verfügung stehenden Trainingsmitteln, -formen und -methoden.

3.8 Trainingsziele

Trainingsziele kann man unterteilen in übergeordnete Ziele, Teilziele und Zielkomponenten. Übergeordnete Ziele können Werteorientierungen, Absichten oder die Sinngebung des Trainings sein. Zu den Teilzielen zählen Sollzustände der konditionellen Fähigkeiten, der Technik, der Taktik, der Einstellung und die daraus resultierende Wettkampfleistung. Die Zielkomponenten bestehen aus den zu erreichenden Einzelergebnissen innerhalb der direkten Einflussgrößen Kondition, Koordination, Technik und Taktik. (vgl. Steinhöfer 2003, Abbildung 2.30, S.54)

3.9 Trainingsinhalte

Als Trainingsinhalte bezeichnet man die im Training konkret ausgeübten Übungen. Steinhöfer (2003, S.54) unterteilt die einzelnen Übungsformen folgendermaßen:

1. Allgemeine Übungsformen
2. Spezielle Übungsformen
3. Wettkampfübungsformen

Zu den allgemeinen Übungsformen zählen basisbildende Übungen, welche vornehmlich die allgemeine Kondition und Koordination betreffen. Die speziellen Übungsformen beinhalten verstärkt sportartspezifische konditionelle Fähigkeiten, des weiteren zählen dazu technische und taktische Bewegungsabläufe bzw. Verhaltensweisen zu den speziellen Übungsformen.

3.10 Trainingsmittel

Trainingsmittel sind alle Objekte bzw. Medien, die den Trainingsablauf unterstützen. Steinhöfer (2003, S.55) unterteilt die Trainingsmittel in zwei differente Gruppen:

1. gerätemäßiger Art (Medizinbälle, Gewichtswesten, Kraftgeräte)
2. informativer Art (Bildreihen, Videos, Taktikszenen)

3.11 Trainingsformen

„Sind die konkreten Module, aus denen sich Trainingseinheiten zusammensetzen.“ (Zitat Steinhöfer 2003, S. 55) Sie bilden eine Verknüpfung von Trainingsinhalten und bestimmten Methoden.

3.12 Trainingsmethoden

Trainingsmethoden stellen planmäßige Verfahren unter Einbeziehung der Trainingsinhalte, Trainingsmittel und Trainingsformen dar. Die bisher aktuelle Untergliederung in Dauer-, Intervall-, Wiederholungs-, Wettkampf- und Kontrollmethode wird der enormen Vielzahl der in der Praxis anzutreffenden Methoden nicht mehr ganz gerecht. „Charakteristisch für die Sportspiele ist der Einsatz vieler unterschiedlicher Methoden sowie Mischmethoden, die nicht eindeutig einem trainingswissenschaftlichen Prinzip zugeordnet werden können.“ (Zitat Steinhöfer 2003, S.56)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 7: Wechselbeziehungen zwischen Trainingszielen, -inhalten, -mitteln, -formen und -methoden am Beispiel Kraft, nach Steinhöfer 2003, S. 55

3.13 Kraft

Definition und Arbeitsweisen

Die Grundlage jeder Bewegung ist eine muskuläre Leistung. „Alle sportlichen Leistungen beruhen auf motorischer Kraft“ (Zitat Steinhöfer 2003, S. 64) Im Sport findert man nicht die Kraft an sich, sondern viele verschiedene Erscheinungsweisen. Grosser und Zintl (1994, S. 33) definieren die Kraft folgendermaßen:

Kraft ist die Fähigkeit des Nerv-Muskelsystems, durch Innervations- und Stoffwechselprozesse Muskelkontraktionen mit mehr als 30 Prozent des spezifischen Kraftmaximums durch zu führen und dabei Widerstände zu überwinden, ihnen nachzugeben oder sie zu halten. Diese Definition beinhaltet drei grundsätzliche Arbeitsweisen: (nach Steinhöfer 2003, S. 64)

- Überwindend

Die Arbeitsweise ist dynamisch positiv oder auch konzentrisch. Es erfolgt eine Muskelverkürzung.

- Nachgebend

Bei dieser Arbeitsweise erfolgt eine dynamisch negative (exzentrische) Muskelverlängerung.

- Haltend

Diese Variante bezeichnet man allgemein als statisch oder auch isometrisch. Es erfolgt trotz einer Kontraktion keine Längenänderung

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 8: Die Erscheinungsformen der Kraft, mod. nach Boeckh-Behrens 2001, S. 21)

Die Erscheinungsform der Kraft in den Sportspielen ist von folgenden Faktoren abhängig: (nach Steinhöfer 2003, S. 65)

- Muskelfaserquerschnitt
- Muskelfaserspektrum
- Der Aktivierung und Koordinierung
- Der Stiftness, das heißt der Härte des Muskel-Sehnen-Gewebes, des tendomuskulären Systems
- Der Energiebereitstellung

Darüberhinaus gibt es noch eine Reihe weiterer Einflussfaktoren, wie zum Beispiel die emotionale Stimmung des Athleten, welche an dieser Stelle aber nicht weiter ausgeführt werden sollen. Im Nachfolgenden werden die einzelnen Faktoren detailliert erläutert.

Muskelfaserquerschnitt

Die Skelettmuskulatur besteht aus gebündelten Muskelfasern. Diese wiederum bestehen aus Faserzellen. Das Sarkomer bildet die kleinste Organisations-einheit. Dieses ist für die Kontraktion der Aktin- und Myosinfilamente, welche sich je nach Innerveration ineinander schieben, verantwortlich. Die Kraft ist nur durch eine Kontraktion der Muskulatur entwickelbar. (vgl. De Marées 1979, S. 62f) Der Muskelfaserquerschnitt wird, je nach Literatur, von 4 bis 10 kg/cm² als Sollwert angegeben. Er ist entscheidend für die Größe der Kraftleistung und wird durch die Anzahl und Dicke der einzelnen Muskel-fasern bestimmt. Ein optimal gesetztes Training führt zu einer trainingsinduzierten Verdickung der einzelnen Fasern, und nicht zu einer Faserneubildung (Hyperplasie). (vgl. Steinhöfer 2003, S. 66)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 9: Histologischer Aufbau der quergestreiften Muskulatur, mod. nach Ehlenz, Grosser und Zimmermann 1995, S. 16

Das Muskelaufbautraining erhält, durch die Beanspruchung verschiedener sportspielspezifischer Kraftfähigkeiten, eine zentrale Funktion im Training. „Spieler benötigen je nach ihrer Spielsportart und Spielposition ein optimales Verhältnis von Muskelmasse und Körpergewicht […].“ (Zitat nach Steinhöfer 2003, S.67)

Muskelfaserspektrum

Entscheidend für das Verständnis von Trainingsmaßnahmen und ihren Wirkungen auf den Organismus bildet die Kenntniss der Faserstruktur und ihrer morphologischen und funktionellen Parameter. (vgl. Steinhöfer 2003, S.68) Man unterscheidet zwei Haupttypen von Muskelfasern:

1. Dunkle Typ-I (Slow-Twitch) Fasern
2. Helle Typ-II (Fast-Twitch) Fasern

De Marees (2002) differenziert die Muskelfasern in vier Fasertypen. Die Typ-II-Fasern werden nach ihrem Gehalt an leichten und schweren Myosinketten unterschieden. Der Typ-I wird charakterisiert durch dünne Fasern mit überwiegend oxidativen Stoffwechsel, des weiteren kontrahieren Sie langsam und sind ermüdungsresistent. Der Typ-II ist gekennzeichnet durch dickere Fasern mit glykolytischen Stoffwechsel. De Marees (2002) unterteilt den Typ-II folgendermaßen: (nach Steinhöfer 2003, S. 68)

- Typ IIa: schnell, mittelgroß, relativ ermüdungswiderstandsfähig
- Typ IIb: schnell, groß, relativ leicht ermüdbar
- Typ IIc: Transformationstyp, intermediär zu den Typ-I-Fasern, schnell und mit glykolytischer und oxidativer Kapazität

In der Wissenschaft existieren eine Vielzahl unterschiedlicher Unterteilungen. Komi (1994) unterscheidet im Gegensatz zu De Marées nur drei Haupttypen.

1. S (Typ-I) mit oxidativer Energiebereitstellung
2. FR (Typ-IIa/IIc) mit gemischter Energiebereitstellung
3. FF (Typ-IIb) mit glykolytischer Energiebereitstellung

Betrachtet man sich die Verteilung der einzelnen Fasern so fällt auf, dass Normalpersonen ein ausgeglichenes Verteilungsverhältnis zwischen schnellen und langsamen Fasern besitzen. „Bei Sportlern in schnelligkeits- und schnellkraftgeprägten Disziplinen überwiegen die Typ-II-Fasern.“ (Zitat nach Steinhöfer 2003, S.68) Im Gegensatz dazu überwiegen bei Ausdauersportlern die Typ-I-Fasern. Geprägt werden die einzelnen Muskelfasern durch ein spezifisches Impulsmuster der dazugehörigen Motoneuronen. Durch eine Änderung der Entladungsfrequenz ändert sich auch das Fasertyp. (vgl. Steinhöfer 2003, S. 68) Langsame motorische Einheiten sind auf längere Einsätze spezialisiert. Gekennzeichnet sind diese Einheiten durch eine geringe Ansprechschwelle und Entladungsfrequenz. Die dazugehörigen Axone besitzen eine geringe Übertragungsgeschwindigkeit, welche sich somit an die aeroben Belastungen angepasst haben. Um schnelle Muskeleinheiten, bzw. hohe Geschwindigkeiten erzeugen zu können, bedarf es großer Motorneuronen mit hoher Ansprechschwelle und großer Entladefrequenz. Die dazugehörigen Axone besitzen eine große Übertragungsgeschwindigkeit und motorische Fasern, welche an die explosive, anaerobe Belastung angepasst sind.

[...]

Ende der Leseprobe aus 98 Seiten

Details

Titel
Übertraining. Ursachen im Bereich des sportlichen Trainings
Hochschule
Justus-Liebig-Universität Gießen  (Sportwissenschaft)
Note
12 Punkte
Autor
Jahr
2009
Seiten
98
Katalognummer
V150735
ISBN (eBook)
9783640623433
ISBN (Buch)
9783640623532
Dateigröße
6342 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Übertraining, Training, Ermüdung, Leistungsabfall, Laktat, Das Übertraining
Arbeit zitieren
Philipp Ceolin (Autor:in), 2009, Übertraining. Ursachen im Bereich des sportlichen Trainings, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/150735

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