Soziale Arbeit im Blick auf Schmerz bei Kindern und Jugendlichen


Hausarbeit, 2008

19 Seiten, Note: 2,3


Leseprobe


Gliederung

1. Einleitung

2. Gegenstandsbestimmung Schmerz
2.1. International Association for the Study of Pain
2.2. Biopsychosoziales Schmerzkonzept

3. Klassifikation von Schmerzen
3.1. Kriterien für eine Klassifikation
3.2. Klassifikation der IASP

4. Soziale Aspekte zum Thema Schmerz
4.1. Multiaxiales Schmerzklassifikationsschema
4.2. Mehrebenenmodell der IASP

5. Psychische Ebenen des Schmerzgeschehens bei Kindern und Jugendlichen
5.1. Pränatale Entwicklungsphysiologie Schmerz
5.2. Die kognitiv-evaluative Ebene des Mehrebenenmodells der IASP
5.2.1. Bewertung der Schmerzempfindung
5.2.2. Bewertung der Bewältigungsmöglichkeiten

6. Schlussfolgerung und Zusammenfassung
6.1. Schlussfolgerung
6.2. Zusammenfassung

7. Literatur- und Quellenverzeichnis
7.1. Literaturangaben
7.2. Sonstige Quellen

1. Einleitung

Das Thema Schmerz begleitet die Menschheit seit Beginn ihrer Geschichte und es wurde durch die einzelnen Epochen auch viel darüber geschrieben. Beispielhaft, aber auch sprichwörtlich, ist wohl Hiob, der während seiner schweren Erkrankung nach der Überlieferung folgendes sagte: „Mein Reden lässt die Schmerzen nicht verschwinden; doch schweige ich, so wird mir auch nicht leichter.“ (Gute Nachricht 1992, S. 468).

Sich mit Schmerz zu befassen ist für meine Begriffe von großer Bedeutung, weil dieser für alle Menschen Bestandteil ihres Lebens ist, für viele sogar permanent.

Trotz dieses bekannten Umstandes ist nach Mühlig, Breuker und Petermann „das Phänomen Schmerz in der medizinischen Forschung und Praxis lange Zeit vernachlässigt“ worden und hat sich die Schmerzforschung „erst seit Mitte der 60er Jahre (...) als eigenständiges Fachgebiet etabliert“ (2002, S. 588).

Seither wurde im medizinischen Bereich viel unternommen, um dem Thema auf den Grund zu gehen. Man gewann bis zum heutigen Tag eine ausgesprochen komplexe Sicht, die nicht zuletzt Soziale Arbeit berührt.

In meiner Hausarbeit möchte ich nun untersuchen, ob und wenn ja, in welcher Weise, sich Soziale Arbeit mit dem Thema Schmerz zu befassen hat und welche Schlussfolgerungen daraus zu ziehen sind.

So lautet meine These:

Klienten mit Schmerzen benötigen für ein gelingendes Leben trotz Schmerzen, ergänzend zu den verschiedenen medizinischen Hilfen, professionelle Unterstützung von Sozialarbeitern.

Meine Hausarbeit habe ich wie folgt aufgebaut:

Nach dieser Einleitung will ich mich mit einer Gegenstandsbestimmung von Schmerz (Kapitel 2) und einer Klassifikation von Schmerzen (Kapitel 3) befassen. Im weiteren Verlauf will ich Soziale Aspekte zum Thema Schmerz (Kapitel 4) darstellen. Schließlich will ich einen konkreten Einblick in eines der Arbeitsfelder Sozialer Arbeit unter dem Blickwinkel von Schmerzerfahrungen geben, indem ich psychische Ebenen des Schmerzgeschehens bei Kindern und Jugendlichen betrachte (Kapitel 5).

In der Hauptsache habe ich zur Grundlage für meine Hausarbeit die Ausarbeitung „Schmerz“ von Stefan Mühlig, Dagmar Breuker und Franz Petermann aus dem Lehrbuch der Klinischen Kinderpsychologie und –psychotherapie, verwendet, bietet sie doch einen tiefen Einblick, nicht nur in medizinische Sachverhalte, sondern in die sehr komplexen Zusammenhänge des Schmerzgeschehens aus wissenschaftlicher Sicht. Teils verwendete ich aber auch einen speziellen Abschnitt der Gesundheitsberichterstattung des Bundes zu diesem Thema sowie Quellen aus dem Internet. Natürlich fließen in jedem Fall eigene Kenntnisse und Erfahrungen in meine Ausführungen mit ein.

2. Gegenstandsbestimmung Schmerz

Schmerz zu empfinden, ist eine grundlegende Erfahrung jedes Menschen.

Schmerz als biologische Signal- und Schutzfunktion , soll „vor Gefahren wie schädigenden Außenreizen oder internen Krankheitsprozessen warnen und schützendes, linderndes oder heilendes Verhalten auslösen.“ Schmerz geht an diesem sinnvollen biologischen Zweck vorbei, wenn er über die zu erwartende Heilungszeit andauert.

So kann es sein, dass die Schmerzursache nicht gefunden werden kann oder wenn doch, dass sie nicht zu beseitigen ist. Chronische oder regelmäßig auftretende Schmerzen können schließlich nicht mehr nur Symtome, sondern selber Krankheiten werden. Man spricht von einer „Schmerzerkrankung“ (Mühlig, Breuker, Petermann 2002, S. 588).

2.1. International Association for the Study of Pain

Die International Association for the Study of Pain (IASP), gegründet Anfang der 70er Jahre, entwickelte folgende Definition:

„Schmerz ist ein unangenehmes Sinnes- und Gefühlserlebnis, das mit akuter oder potentieller Gewebsschädigung verbunden ist oder mit Begriffen einer solchen Schädigung beschrieben wird.“ (ebd.). Diese Definition überwindet eine bis dahin gültige ausschließlich somatisch orientierte Sichtweise. Schmerz wird nun „als psychisch vermitteltes Wahrnehmungsphänomen und unangenehmes Gefühlsereignis“ gesehen, wobei die „emotionale Komponente (Angst, Wut, Depressivität) (...) als integraler Bestandteil und nicht nur als Folge des Schmerzerlebens angesehen“ wird. Schmerzen gehen danach „zwar in den meisten Fällen mit einer organischen Gewebsirritation“ einher, eine „feststellbare körperliche Schädigung“ ist jedoch nicht zwingend Vorraussetzung. Folge dieser neuen Sichtweise ist, dass „Patienten mit Schmerzbeschwerden, für die keine organische Ursache nachgewiesen werden kann (...), Patienten mit organischem Befund gleichgestellt“ werden. (ebd.)

Die Sichtweise, die in der Definition der IASP vermittelt wird, wurde mittlerweile wiederum wesentlich erweitert, was ich nachfolgend darstellen möchte.

2.2. Biopsychosoziales Schmerzkonzept

So nimmt man an, dass „chronische Schmerzen (...) die Folge einer Wechselwirkung zwischen Körper, Seele und Umwelt“ sind. (Surfmed o. J.). Diese erweiterte Sichtweise empfinde ich im Blick auf Soziale Arbeit als wesentlich. Man spricht nun von einem biopsychosozialen Schmerzkonzept. Was dieses beinhaltet, will ich an einem Beispiel deutlich machen:

„Überbeanspruchung kann zu starken Schulterschmerzen führen“, der eine Schonhaltung folgt. Führt diese zu keiner Linderung, können „Verspannungen, Schlaflosigkeit, Leistungsabfall“ die Folge sein. Schließlich „tauchen Ängste und Sorgen auf“. Aus Angst vermeidet man Schmerz auslösende Situationen und zieht sich schließlich völlig aus seinem sozialen Umfeld zurück. Aufgrund von „Isolation, aber auch Reaktionen der Umgebung wie Ungeduld oder übertriebene Besorgnis“ werden ggf. die „Verzweiflung und das Selbstmitleid“ verstärkt, was Chronifizierung zur Folge haben kann. Diese Schmerzen sind keinesfalls eingebildet, was vielen auf diese Weise Erkrankten vorgeworfen wird. „Doch ist der Weg heraus schwierig und mit Medikamenten allein kaum zu schaffen.“ (ebd.)

Ich denke, an diesem Beispiel wird die Beziehung von körperlichen, psychischen und sozialen Faktoren im Hinblick auf Schmerzerfahrungen verdeutlicht und schon ein Blick auf die Notwendigkeit von außermedizinischer Hilfe geworfen, was ich später noch vertiefen möchte.

3. Klassifikation von Schmerzen

Um nun Schmerzen besser einordnen und Erkenntnisse im Sinne der Betroffenen anwenden zu können, nahm man deren Klassifikation vor. Insbesondere kleine Kinder können ihre Schmerzerlebnisse nicht verbal artikulieren. Durch ausgereifte Beschreibungssysteme können die Symptome klarer herausgearbeitet werden und eine sinnvolle Therapie zum Einsatz kommen. Eine Klassifikation von Schmerzen soll versuchen „die Gliederung oder Anordnung verschiedener Krankheiten“ zusammenhängend und in ihrem Aufbau logisch darzustellen (Mühlig, Breuker, Petermann 2002, S. 588).

3.1. Kriterien für eine Klassifikation

Kriterien für eine Klassifikation von Schmerzen können unterschiedlich sein. Drei grundlegende Schmerzarten können zunächst unterschieden werden:

- Akutschmerzen sind meist ausgelöst durch eine indentifizierbare Ursache, gut lokalisierbar, von begrenzter Zeitdauer und in der Regel kausal zu heilen (z.B. OP, Unfall). Psychische Konsequenzen sind meist vorübergehende Angst- und Streßerlebnisse. Jedoch auch posttraumatische Belastungsstörungen sind möglich.
- Rezidivierende / rekurrierende Schmerzen sind solche, die regelmäßig wiederkehren (z.B. Migräne, Bauch- und Rückenschmerzen). Sie besitzen eine unklare Herkunft und es gibt keine erkennbare Organschädigung. Sie treten „in Episoden mit unterschiedlicher Frequenz, Dauer und Intensität auf, zwischen denen „die Betroffenen beschwerdefrei und vollständig gesund“ sind. Diese Schmerzen sind in der Regel schwer zu lokalisieren, nicht vorhersehbar und können daher meist nur symptomatisch behandelt werden. Auslöser können sein:
- soziale Faktoren (kritische Lebensereignisse, Belastungssituationen in Familie und Schule,
- externe Faktoren (Wettereinflüsse, Nahrungs- und Genussmittel) und
- personale Faktoren (Emotionen, Stimmungen, Kognitionen).
- Chronische Schmerzen sind meist „Folge von anhaltenden organischen Verletzungen (Unfälle, Verbrennungen) oder Gewebsschädigungen infolge einer chronischen Grunderkrankung (Polyarthritis, Hämophilie, Neuralgien, Krebs)“. Dem Patienten gelingt hierbei eine Lokalisierung und Einschätzung der gegenwärtigen Intensität. (ebd., S. 588f.).

[...]

Ende der Leseprobe aus 19 Seiten

Details

Titel
Soziale Arbeit im Blick auf Schmerz bei Kindern und Jugendlichen
Hochschule
Fachhochschule Erfurt
Note
2,3
Autor
Jahr
2008
Seiten
19
Katalognummer
V149670
ISBN (eBook)
9783640604630
ISBN (Buch)
9783640604944
Dateigröße
450 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Soziale, Arbeit, Blick, Schmerz, Kindern, Jugendlichen
Arbeit zitieren
Friedemann Göppel (Autor:in), 2008, Soziale Arbeit im Blick auf Schmerz bei Kindern und Jugendlichen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/149670

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