Die Entwicklung des Euros im Weltwährungssystem


Bachelorarbeit, 2008

59 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Zusammenfassung

2. Einleitung

3. Die allgemeinen und internationalen Geldfunktionen
3.1 Uberblick uber Geld und seine internationalen Funktionen
3.2. Offentliche Funktionen des Geldes
3.3. Private Funktionen des Geldes
3.4. Interdependenzen der einzelnen Wahrungsfunktionen
3.5. Mogliche Vor- und Nachteile einer internationalen Wahrung

4. Das Potential des Euros fur die international tatige Privatwirtschaft
4.1. Der Euro als Recheneinheit und Zahlungsmittel im internationalen Umfeld
4.2. Der Euro in seiner Rolle als Wertaufbewahrungsmittel auf internationalen Finanzmarkten
4.3. Die mogliche Rolle des Euros im Vergleich zum Dollar

5. Die Entwicklung des Euros und seine Auswirkungen als internationale Wahrungseinheit
5.1. Die Entwicklung des Euros in seiner Funktion als Recheneinheit und als Zahlungsmittel im internationalen Umfeld
5.2. Die Entwicklung des Euros in seiner Funktion als Wertaufbewahrungsmittel auf internationalen Finanzmarkten
5.3. Die Entwicklung des Euros im Vergleich zum Dollar

6. Schlussfolgerungen und Zusammenfassung

7. Literaturverzeichnis

Abbildungen und Tabellen

Abb 3.1. Funktionen einer intemationalen Wahrung

Abb. 4.1. Moglichkeit 1 der internationalen Geldbewegung

Abb. 4.2. Moglichkeit 2 der internationalen Geldbewegung

Abb. 4.3. Moglichkeit 3 der internationalen Geldbewegung

Abb. 4.4. Wirtschaftliche Indikatoren fur USA und Europa

Abb. 5.1. Handelsfaktura nach Hartmann und Kamps

Abb. 5.2. Exporte Asien & Pazifikstaaten

Abb. 5.3. Importe Asien & Pazifikstaaten

Abb. 5.4. Exporte Eurozone

Abb. 5.5. Importe Eurozone

Abb. 5.6. Exporte Europaische Union

Abb. 5.7. Importe Europaische Union

Abb. 5.8. Wahrungspaare des internationalen Devisenhandels

Abb. 5.9. Wahrungsanteile an Schuldtiteln

Abb. 5.10 .: Private Herausgeber von Euro Anleihen

Abb. 5.11 .: Anteil des Euros an internationalen Krediten

Abb. 5.12 .: Anteil des Euros an internationalen Einlagen

Abb. 5.13 .: Kursverlauf des USD gegenuber dem Euro

1. Zusammenfassung

Nachstehende Arbeit beabsichtigt Aufschluss daruber zu geben, welche Moglichkeiten der Euro fur die Privatwirtschaft im internationalen Umfeld darstellt. Das mogliche Potential des Euros wirft die weiter zu untersuchende Frage auf, wie seine Entwicklung bislang seinen Moglichkeiten entsprechen konnte. Aktuelle Marktdaten sollen dabei verdeutlichen inwiefern sich der Euro bislang behaupten konnte und welche Nutzen sich fur die privaten Wirtschaftssubjekte ergeben konnen. Das Ergebnis sollte zeigen, dass der Euro seit seiner Einfuhrung im Jahr 1999 im internationalen Wahrungssystem bestarkt und bestatigt hervorgeht und weiterfuhrend die Basis sein wird, die von einer erfolgreichen Privatwirtschaft in ihrem internationalen Handlungsumfeld benotigt wird.

2. Einleitung

Der Euro in einem internationalen Umfeld stellt eine weitere GroBe in die Reihen der international wichtigen Wahrungen, und durfte an Bedeutung nicht unweit des Dollars anzusiedeln sein. Durch die GroBe der teilnehmenden Lander innerhalb der EU (Europaische Union) und die Absichten der Gemeinschaft nicht nur politisch insgesamt sondern vor allem auch wirtschaftlich uber die Grenzen der bisherigen Euro- Mitglieder zu wachsen[1], konnte der Euro dem US- Dollar nicht nur einen Rivalen auf dem Parkett internationaler Finanzmarkte entgegenstellen, sondern diesen auf mittlere bzw.[2] langere Frist als bislang unbestrittene weltweite Leitwahrung abzulosen versuchen. Die Einfuhrung des Euros hat aus finanzieller Betrachtung einen Wahrungs- und Wirtschaftsraum geschaffen, der nahezu so groB ist wie der, der Vereinigten Staaten und somit der Heimat des Dollarraums. Eine historische Parallele eines solchen Ereignisses kann nicht gefunden werden, was vergleichende Aussagen erschwert und insgesamt auch andere Erwartung zulassen durfte, welche von Okonomen weitlaufig angenommen werden. Vor allem auf der anderen Seite des Atlantiks wurde die Einfuhrung der Gemeinschaftswahrung nur von wenigen als einen Schritt in die richtige Richtung betrachtet.[3]

Im Hinblick auf die privaten Wirtschaftssubjekte und somit einem Teil der Akteure im internationalen Kapitalmarktgeschehen, lassen sich zunehmend Veranderungen groBeren Umfangs erkennen. Die Globalisierung der Markte und Unternehmen nimmt Einfluss auf zahlreiche Geschaftsprozesse und ruckt Wahrungsfragen somit weiter in den Mittelpunkt unternehmerischen Handelns.

Die Herangehensweise mit welcher versucht wird, den Euro zu umreiBen, wie er vor allem von privaten Wirtschaftssubjekten genutzt wird, wird durch die Abhandlung an den drei am starksten in den Wirtschaftswissenschaften vertretenen Geldfunktionen vorgenommen. Ein erster Schritt wird sein die Geldfunktionen der offentlichen Institutionen von denen der privat Wirtschaftenden in ihrer Nutzungs- und Erscheinungsweise zu trennen. Das ist deswegen notwendig, da im Fortlauf hauptsachlich private Institutionen auf den Umgang mit dem Euro betrachtet werden sollen, nicht aber immer ganzlich vollziehbar oder auch sinnvoll, da es in vielerlei Hinsicht Wechselwirkungen zwischen den einzelnen Funktionen gibt.

Betrachtet wird demnach, das Potential des Euros anhand der Geldfunktionen, wie es bestehen konnte und welche Folgen sich daraus ergeben konnten, die bisher lediglich die einzelnen Landeswahrungen innehatten. Auf Basis der Moglichkeit, die der Euro stellt, wird schlussfolgernd anhand der tatsachlichen Entwicklung des Euros diskutiert, welchen Weg die neue Wahrung bislang beschritten hat und wie sie in den einzelnen Markten unter Betrachtung der jeweiligen Geldfunktionen welche Position bezogen hat.

AbschlieBend konnen, basierend auf der bisherigen vergangenheitsbezogenen Entwicklung, Aussagen getroffen werden, die den weiteren Verlauf der Einheitswahrung aufzeigen versuchen.

Danken mochte ich Professor Dr. Duijm, der trotz der eher betriebswirtschaftlichen Auspragung des Studienganges AuBenwirtschaft, mein Interesse an der Volkswirtschaftslehre zu schatzen und zu fordern wusste.

Ebenfalls gilt mein Dank Professor Dr. Haberle, welcher mir den einen oder anderen Hinweis auf Literatur und okonomische Zusammenhange gab.

3. Die allgemeinen und internationalen Geldfunktionen

3.1. Uberblick uber Geld und seine internationalen Funktionen

Die Wirtschaftswissenschaft ordnet dem Geld im Allgemeinen drei unterschiedliche Funktionen zu. Geld dient dabei als Recheneinheit, Tausch- und Zahlungsmittel und in seiner Funktion als Wertaufbewahrungsmittel.[4] Wichtig dabei erscheint auch, welchen Nutzen bieten diese Funktionen den handelnden Wirtschaftssubjekten selbst, sei es aus der Betrachtung eines Einzelnen oder des gesamten Gemeinwesens. Bietet sie aus Sicht der Einzelwirtschaft unter anderem bei Haltung von Geld den Nutzen standig und jederzeit liquide zu sein, so ist der Nutzen aller Einzelwirtschaften gemeinschaftlich dieser, dass die Verwendung einer Wahrung erst moglich wird, da alle Mitglieder sie als ein und dasselbe Tausch- und Zahlungsmittel verwenden.

Die Verwendung des Geldes als kollektives akzeptiertes Gut bedingt erst die einzelnen Geldfunktionen und macht diese moglich. Geld als kollektives Gut, stiftet Nutzen fur die einzelnen Individuen aus der allgemeinen Akzeptanz des Geldes innerhalb der Gesellschaft.[5] Die Geldfunktionen lassen sich unabhangig wo Geld nun verwendet wird, sei es in internationalen Wirtschaftsbeziehungen oder auf nationaler Basis betrachten und zeigen damit, dass die Funktionen am Geld selbst festgemacht werden konnen. Grundsatzlich lasst sich feststellen das alles was die Geldfunktion ausubt auch als Geld betrachtet werden kann.

War Geld im Verlaufe seiner Entstehungsgeschichte an wertvolle physische Tauschmittel wie etwa Gold, Edelsteine gebunden, so ist der heutige Trager in der Existenz als Bargeld, abgesehen von einem komplizierten Produktionsprozess, ein relatives wertloses Material.[6] Geld wird demnach nicht durch sein Material wertvoll sondern durch das Vertrauen derjenigen, welches sie in die Geldfunktionen, die sie dem Geld zusprechen und an diesem erfahren, setzen. Das Vertrauen richtet sich dabei auch gegen die Zentralbank, welche fur die

Werthaltigkeit des Geldes steht. Fur Deutschland gesehen legt der Gesetzgeber zudem eine Wahrung fest, die als gesetzliche Zahlungsmittel dient und stutzt so das Vertrauen der Nutzer, dass Geld als Zahlungsmittel auch tatsachlich verwenden zu konnen.

Geld erhalt in einer arbeitsteiligen Wirtschaft auch international eine wichtige Schlusselrolle. So ist der Austausch der einzelnen Arbeitsleistungen, welche oft in unterschiedlichen Wahrungsraumen erzeugt werden, nicht ohne ein funktionales Tauschsystem fur die einzelnen Wahrungen denkbar.

Es gibt jedoch einen deutlichen Unterschied zwischen einer Wahrung die nur national Verwendung findet und einer, welche internationale Bedeutung hat. Wie zuvor angemerkt ist eine Wahrung fur einen nationalen Raum aus politischen und rechtlichen Grunden als Zahlungsmittel festgelegt, die fur alle Mitglieder dieser Gemeinschaft Gultigkeit besitzt. So ist zum Beispiel der danische Fiskus an einer Steuerzahlung in danischer Wahrung interessiert und nicht beispielsweise an chilenischen Pesos. Anders jedoch der Prozess einer internationalen Wahrung. Wird die Verwendung einer Wahrung in nationalen Raumen grundsatzlich staatlich beeinflusst , so werden die Funktionen einer internationalen Wahrung hauptsachlich uber die Funktionen des Marktes und dessen Teilnehmer determiniert.

Betrachten wir die internationale Funktion des Geldes als Recheneinheit so lasst sich Geld als VergleichsmaBstab fur Lohne, Preise, Produkte etc. heranziehen. Somit lassen sich alle Waren und Dienstleistungen beliebig addieren, in Geld ausdrucken und auf einen Nenner bringen, womit Geld einen erheblichen Vorteil im Vergleich zur Tauschwirtschaft darstellt. Die Funktion als Recheneinheit und Wertmassstab erfordert, dass sie Anwendung auf die Anzahl aller vergleichbaren und international tauschbaren Guter findet. Eine internationale verwendete Wahrung schafft einen Informationsvorteil indem sie alle Leistungen mit ein und demselben Wertmesser bewertet. Die relative Menge des Geldes die ein Einzelner besitzt lasst auch umgekehrt den Schluss zu, dass der Wert des von ihm gehaltenen Geldes sein Kaufpotential an der gesamten Wirtschaftsleistung ausdruckt.[7]

Verstehen wir das Geld in seiner intemationalen Funktion als Tausch- & Zahlungsmittel so bedarf das Geld einer allgemeinen Anerkennung als Tauschmittel, Zahlungsmittel und Schuldentilgungsmittel innerhalb seines Verbreitungsraumes. Es muss auBerdem eine beliebige Teilbarkeit erfullen. Geld muss, stellt es einen Vorteil gegenuber einer direkten Tauschfunktion dar, keinerlei Tauschwertverluste verbuchen.

Als Zahlungsmittel verstanden kommt es zum Einsatz fur Konsum und Investitionszwecke sofern es ausgegeben wird. Dabei muss auch im Hinblick auf die dritte Funktion eine Wertstabilitat vorhanden sein.

Die Funktion des Geldes in Form der Wertaufbewahrung. Wir erfahren Geld im realen Leben wie andere Guter auch, als ein knappes Gut. Somit kann Geld bzw. all das was die Geldfunktion der Wertaufbewahrung ausubt auch selbst Gegenstand der Aufbewahrung werden. Es zu horten oder in anderen Formen anzusammeln macht jedoch nur dann Sinn und stiftet gleich bleibenden Nutzen, wenn es die Funktion der Wertaufbewahrung erfullt. Viel wichtiger in seiner originaren Funktion als Zahlungsmittel jedoch entsteht ein Problem durch den indirekten Tausch das durch Ersttausch und Zweittausch eine Zeitspanne wie auch ein moglicher Ortswechsel liegt. Geld muss, wenn es jedoch in seiner Funktion als Wertaufbewahrungsmittel verwendet werden soll, diese zeitliche Spanne seinen Wert aufrechterhalten. Geld speichert das Versprechen mit dem gleichen Wert des Ersttausches zu einem anderen Zeitpunkt an einem anderen Ort in einem zweiten Tausch einzulosen. Gefahr fur diese Funktion liegen in der Deflation bzw. in der Inflation oder in der Ab- bzw. Aufwertung einer Wahrung im internationalen Vergleich.

Eine internationale Wahrung muss nunmehr unterschiedliche Funktionen bedienen um auf dem intemationalen Parkett von Interesse zu sein.

So werden im offentlichen Sektor Wahrungen vor allem als Interventionswahrung, sowie als Wahrungsreserve gehalten. Nicht zuletzt muss eine international Wahrung die Moglichkeit bieten, dass sich nationale Wahrungen an sie in Form einer Leitwahrung koppeln konnen. Eine Wahrung an[8]

eine andere Wahrung jedoch zu koppeln muss jedoch mit einem Nutzen fur die eigene Wahrung verbunden sein, sonst ware eine Koppelung sinnlos.[9] Hierzu wird abgewogen welche der internationalen verfugbaren Wahrungen die Geldfunktionen am besten bedient und ausubt. Fur Wirtschaftssubjekte des privaten Sektors stehen die Funktionen des Geldes als Fakturierungseinheit im internationalen Guterverkehr wie auch als Anlagewahrung oder Vehikelwahrung im Vordergrund.

Des Weiteren mag, vor allem durch private Wirtschaftssubjekte, eine international Wahrung auch als Substitutionswahrung fur eine nationale Wahrung gewahlt werden, ohne dass dies ausdrucklich im Interesse oder durch Anordnung der staatlichen Seite stattfindet. In diesem Fall bedient sie alle drei Funktionen der nationalen Wahrung. Generell lasst sich sagen, dass eine Substitutionswahrung dann gewahlt wird wenn Inflation oder politische Instabilitat die Wertaufbewahrungsfunktion der nationalen Wahrung beeintrachtigen[10].

In diesem Rahmen erscheinen die Entscheidungen der privaten Wirtschaftssubjekte starker einzuwirken als die, der Offentlichen. 1st in jedem Staat die nationale Wahrung durch staatliche Garantien besichert so ist im internationalen Verkehr die Entscheidung fur die Verwendung einer bestimmten Wahrung eher abhangig von Grunden wie wirtschaftlich stark, offen und politisch stabil ist der emittierende Wahrungsraum. Dazu kommt, wie groB und effizient ist das Finanzsystem des Herausgeberlandes oder auch wie entwickelt und reguliert bzw. wie liquide ist dessen Kapitalmarkt.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 3.1.: Funktionen einer internationalen Wahrung

Im weiteren Verlauf werden sowohl die Geldfunktion der Recheneinheit und die Funktion des Geldes als Zahlungs- und Tauschmittel in gemeinsamer Form behandelt. Dies begrundet sich darin, dass die Mehrzahl der in der Privatwirtschaft anfallenden wirtschaftlichen Handlungen beide Funktionen unmittelbar beansprucht. So wird z.B. eine in Euro fakturierte Rechnung (Geld in der Funktion als Recheneinheit) in aller Regel auch in dieser Wahrung bezahlt (Geld in der Funktion als Zahlungsmittel). Da diese Arbeit sich starker darauf konzentriert das Potential und den bisherigen Verlauf des Euros in der internationalen Wirtschaft bezogen auf das Verhalten der privaten Wirtschaftssubjekte darzustellen, wurde eine kunstliche Trennung den Sachverhalt nur ungunstig verkomplizieren.

3.2. Offentliche Funktionen des Geldes

Tendenziell verwenden Staaten eine Wahrung als Koppelwahrung, wenn ihre wirtschaftlichen Handels- und Finanzbeziehungen stark an die Wahrung des Landes geknupft sind, welches als Koppelwahrung gewahlt wird. Lander, welche eine hohe Abhangigkeit am Handel mit Rohstoffen und anderen Primargutern aufweisen, tendierten in der Vergangenheit dazu den US- Dollar als Koppelwahrung zu wahlen, da eine Vielzahl dieser Guter in US- Dollar gehandelt und bewertet werden. Es erscheint daher durchaus plausibel das durch die Einfuhrung des Euros dieses bisherige Verhaltniss dahingehend verschoben wird, das Lander der Europaischen Union, welche noch nicht Mitglieder der Wahrungsunion sind, ihre Wahrungen am Euro ausrichten, da ihre Verknupfung an diesen Wirtschaftraum von Prioritat sein durfte. Dies gilt auch entsprechend fur die Schweiz und Norwegen, Lander welche politisch gesehen nicht Teil der Europaischen Union sind, doch ihre Wirtschafts- und Handelstransaktionen zu drei Viertel mit Landern der EU abwickeln. Auch lasst sich ableiten, dass wenn ein Land seine Wahrung an die Wahrung eines anderen Landes bzw. an eine international Wahrung koppelt, auch seine Wahrungsreserven zum groBten Teil in dergleichen Wahrung vorhalt.

Als Wahrungsreserven bzw. Devisenbestande dienen vor allem Gelder, die durch Wirtschaftsbeziehungen mit anderen Landern erzielt werden. Hier steht vor allem der Export und Import von Waren im Vordergrund. Der Guteraustausch dient zwar in erster Linie zum Erwerb bzw. zum Verkauf der Ware selbst, bedingt aber gleichzeitig den Austausch von Geld, welches wiederum potentiell als Devisenvorrate genutzt werden kann. Hier treten vor allem Entwicklungslander in Erscheinung, welche Devisenbestande zur Finanzierung ihrer Importe benotigen. Die jeweilige Wahrung zu welcher die Importe fakturiert werden, determiniert auch tendenziell die Vorhaltung der Wahrungsreserve. Als aktuelles Beispiel lassen sich diesbezuglich die Wahrungsreserven Chinas in Dollar heranziehen, welche aus dem Exportuberschuss zu den Vereinigten Staaten herruhrt und sich gegenwartig auf 1,4 Billionen Dollar belaufen.

Ein weiterer wichtiger Grund der Wahrungsreserve ist das Finanzieren eines moglichen Leistungsbilanzdefizits. Importiert namlich ein Land uber seine MaBen hinaus, so sind zuvor aufgebaute Wahrungsreserven ein mogliches Finanzierungsmittel. Sollten umgekehrt keine Reserven vorhanden sein, so wurde das bedeuten, dass sich das Land in Hohe seines Defizits gegenuber den exportierenden Landern verschuldet aus welchen es ubermaBig konsumiert.

Fur den Euroraum wird bezuglich der Vorhaltung von Wahrungsreserven insgesamt auf alle Mitglieder bezogen eine Verkleinerung zu erwarten sein. Hielten die einzelnen Staaten bestimmte Summen an Wahrungsreserven auf nationaler Ebene, so wird durch die Zusammenlegung der Anteil der einzelnen Wahrungsreserve tendenziell schrumpfen, denn dann ist der Devisenvorrat nicht mehr national sondern als Vorrat auf die gesamte Wahrungsunion zu beziehen. Addiert man die nationalen Wahrungsreserven der Mitgliedstaaten auf, so werden diese nach der Schaffung des gemeinsamen Wahrungsraumes wiederum addiert kleiner ausfallen, da nunmehr nur noch eine Zentralbank beispielsweise Anpassungen fur nur noch eine Wahrung mithilfe der Wahrungsreserven vornehmen muss und nicht mehr, mehrere nationale Zentralbanken fur mehrere nationale Wahrungen.[11]

Die Wahl einer Wahrung als Interventionswahrung ist stark abhangig von der Verfugbarkeit und der breiten Akzeptanz der Wahrung. In Landern, die ihre Wahrung an eine andere Wahrung gekoppelt haben, determiniert die Leitwahrung weitgehend auch die Interventionswahrung. Da weiterfuhrend Lander ihre Devisenreserven bevorzugt in verzinsten Finanzanlagen halten ist die Liquiditat dieser Finanzanlagen von entscheidender Bedeutung. Aus der Sicht des US- Dollars durfte sich eine Verringerung zugunsten des Euros ergeben, da durch die Zusammenlegung der nationalen Wahrungen ein weitaus groBerer und liquiderer Markt geschaffen wird, als beispielsweise der Markt fur D-Mark oder Yen es war, zu welchen der US- Dollar zuvor einen Liquiditatsvorteil aufweisen konnte.

Die Akzeptanz einer internationalen Wahrung durfte jedoch an ihrer Rolle als Zahlungsmittel im privaten Wirtschaftsbereich liegen. Je ofters eine Wahrung zu privaten Transaktionen herangezogen wird, desto groBer ist der Devisenmarkt dafur und damit die einfachere Verfugbarkeit, diese Wahrung als Interventionswahrung zu nutzen.

3.3. Private Funktionen des Geldes

Wahrungen werden bei internationalen Transaktionen zur Fakturierung herangezogen und zur Bewertung von Finanzaktiva.[12] Dabei werden die Guter bevorzugt in der Wahrung des Exportlandes in Rechnung gestellt.[13] Wird nicht in der Wahrung des Exporteurs fakturiert, so wird die Wahrung des Importlandes bevorzugt vor der Wahrung eines Drittlandes verwendet. In Transaktionen zwischen Industrie- und Entwicklungslandern wird bevorzugt die Wahrung des Industrielandes gewahlt, wogegen beim Handel von Entwicklungslandern untereinander haufig die Wahrung eines Drittstaates verwendet wird.[14] Wichtig erscheint auch die Stabilitat der Wahrung in diesem Zusammenhang. Wahrungen die tendenziell eine hohe Volatilitat aufzeigen bzw. eher inflations- gekennzeichnet sind, werden nur selten zur Fakturierung herangezogen.

Als Transaktionsmittel werden intemationale Wahrungen im direkten Tausch verwendet. Als Zahlungsmittel werden sie dann innerhalb von Transaktionen eingesetzt, die haufig auf dem Austausch von Gutern beruhen. Bei groBen und tiefen Markten besteht der Vorteil, dass die Marktteilnehmer auf gute Informationsstrukturen zuruckgreifen konnen und weit geringere

Transaktionskosten aufwenden mussen, als es bei kleineren Markten der Fall ist. Als Vehikelwahrung ist eine Wahrung immer dann von Bedeutung wenn die direkten Tauschkosten zweier Wahrungen teurer waren als die Verwendung jener Vehikelwahrung. Die Entwicklung des Euromarktes hangt also wesentlich von der Hohe und der Vorteilhaftigkeit der Transaktionskosten ab. Die VergroBerung des gemeinsamen Wahrungsraumes macht dabei nur einen Teil aus, auf was es zusatzlich ankommt ist auch die Tiefe des Marktes, also die Vielschichtigkeit an verfugbaren Finanzprodukten. Transaktionskosten sind auch abhangig davon inwieweit der Euro als Fakturierungswahrung verwendet wird.

Insgesamt lasst sich daraus schlieBen, dass sich tendenziell nur eine dominierende Wahrung fur die Funktionen Recheneinheit und Tauschmittel international herauskristallisieren werden wird, da sich so Skalenertrage am bestmoglichsten nutzen lassen. Es spielen jedoch in der Verwendung einer Wahrung als internationaler Wertmesser und internationales Tauschmittel weitere Determinanten eine Rolle, die eher historischer und geographischer Natur sind. Die privaten Wirtschaftssubjekte von Mexiko werden aufgrund der Nahe zu den USA, auch dann den Dollar zumindest vorlaufig weiter verwenden, wenn aus Kostengrunden der Euro gunstiger ware. Des Weiteren durfte dazu kommen, das Unternehmen, die seit langere Zeit eine bestimmte Wahrung fur ihre Rechnungsstellung verwenden sich schwerer tun werden aus dieser Wahrung dessen Umgang sie gewohnt sind, auf eine andere umzustellen. Dies wurde auch fur den Kreis ihrer Stakeholder zu Veranderungen fuhren, was unweigerlich mit einem zusatzlichen Informationsaufwand und weiteren Kosten fuhren durfte. Beispiele dafur sind Veranderung in der Informationstechnologie wie auch die erneute Wahl von Wechselkursabsicherungsprodukten.[15]

Als Wertaufbewahrungseinheit der intemationalen Kapitalmarkte ist fur die Verwendung einer Wahrung entscheidend, sowohl die GroBe des Kapitalmarktes als auch die Stabilitat der Wahrung selbst. Ein weiterer Faktor ist die Liquiditat des Kapitalmarktes. Die Zusammenlegung der Europaischen Wahrungen fuhrt zu einer VergroBerung des Angebotes an Finanzprodukten einerseits und einer vorher nicht da gewesenen Transparenz durch die Bewertung in nunmehr nur noch einer Wahrung. Als Folge sollte die dadurch erhohte Attraktivitat des Marktes auch eine hohere Nachfrage von Seiten der Kapitalnachfrager und Investoren erhalten. Nationale Hemmnisse internationale Finanzprodukte anbieten zu konnen gehoren somit der Vergangenheit an und lassen einzelne Unternehmen ihre Produkte uber die Grenzen hinweg einer breiteren Masse anbieten. Im Gegensatz zur internationalen Geldfunktion als Recheneinheit und Zahlungsmittel, bei welcher zu erwarten ist, dass aufgrund der Senkung von Transaktionskosten nur eine dominierende Wahrung sich herausbildet, so werden Anleger umgekehrt ihr Geld versuchen in unterschiedlichen Wahrungen anzusiedeln, um ihr Portfolio zu optimieren.

3.4. Interdependenzen der einzelnen Wahrungsfunktionen

Es ist eine Vielzahl von mittelbaren wie auch unmittelbaren Wechselwirkungen der einzelnen Funktionen denkbar und moglich.

Eine wesentliche auch fur das Verstandnis dieser Arbeit ist die Verknupfung der Funktion des Geldes als Recheneinheit und Zahlungsmittel. Wie zuvor bereits angedeutet ist bei einer Rechnungsstellung in einer Wahrung grundsatzlich davon auszugehen, dass auch die Zahlung in genau dieser Wahrung erfolgt. Das hat wohlmoglich nur in zweiter Linie okonomische Grunde in ersterer wohl vielmehr juristische, welche in der Vertragsverbindlichkeit, in welcher die Zahlung sformalitaten vereinbart sind, zu finden sind. In jedem Fall sind beide Funktionen derart miteinander verknupft, dass nur schwerlich zwischen beiden fur die Praxis zu trennen sinnvoll ist.

Eine weitere gegenseitige Wirkung wird, die im offentlichen Bereich anzutreffende Funktion sein, die Geld als Wahrungsreserve verwendet. Die Bestande an Devisen werden zum einen durch die Wirtschaftsbeziehungen bestimmt und durch die Wahrung in welcher fakturiert wird. Werden hohe Exporte in einen bestimmten Wahrungsraum vollzogen,[16] so erwirtschaftet das Exportland, unter der Vorraussetzung das die Wahrung des Importlandes Fakturierungswahrung ist einen Uberschuss an Wahrungsreserven bzw. das Importland ein Defizit oder eine Verschuldung in der Fremdwahrung. Sollte umgekehrt was haufiger der Fall ist, die Wahrung des Exportlandes verwendet werden, so bedeutet das fur das Importland die entsprechende Wahrung zu beschaffen oder vorzuhalten. Hier lieBen sich alle Geldfunktionen als Folge einer Handelsbeziehung an ein und demselben Beispiel auffuhren. Verrechnet ein Exportland seine Waren in seiner Landeswahrung (Geld in seiner Funktion als Recheneinheit) so ist das Importland gezwungen in dieser Wahrung den Exporteur zu bedienen (Geld in seiner Funktion als Zahlungsmittel). Dieser Vorgang ist haufig nur deswegen moglich weil bereits private [17] oder offentliche Institute[18] im Importland diese Wahrung bereits vorhalten (Geld in seiner Funktion als W ertaufbe wahrung smittel).

3.5. Mogliche Vor- und Nachteile einer internationalen Wahrung

Eine internationale Wahrung ist eine Wahrung, die im Gegensatz zu einer nationalen Wahrung auch auBerhalb der Grenzen, in denen sie kraft Gesetz die Geldfunktionen erfullt, benutzt wird. Im Fall des Euros wurde das bedeuten, dass er uber die Grenzen der Wahrungsunion hinweg Verwendung fande.

Die Verwendung einer Wahrung im internationalen Handel wird durch unterschiedliche Bedingungen bestimmt. Man kann sich dabei vier Grunde vor Augen fuhren, welche von Vorteil fur eine Land oder ein Wahrungsunion sein durften, sollte ihre Wahrung eine internationale Rolle spielen.

Erstens. Fur Inlander ist der Umgang der Wahrung bekannt und vertraut, da die gleiche Wahrung auch auf nationaler Ebene alle Geldfunktionen erfullt. Somit ist es fur ein Unternehmen beispielsweise einfacher in seiner eigenen Wahrung zu exportieren oder zu importieren, wie auch in gleicher Wahrung Kredite

aufzunehmen oder Kredite zu gewahren oder sonstige Anlagehandlungen zu vollziehen. Es ist vergleichbar mit der Landessprache eines Landes, die von vielen anderen Landern zur internationalen Kommunikation auch gesprochen wird. Zwar wird nicht jeder behaupten wollen das Englisch die attraktivste Sprache des Globus ist, dennoch hat sie sich als weltweite Geschaftssprache etabliert. Ahnlich verhalt es sich auch mit der Wahrung, die internationale Bedeutung erhalt. Man verwendet eine internationale Wahrung wie man eine gemeinsame Sprache auswahlt unter anderem aus dem Grund, dass es die Wahrung ist, die eine Anzahl vieler anderer gleichermaBen verwendet.

Zweitens. Zwangslaufig wird sich fur den Finanzsektor des Herausgeberlandes ein breiterer und tieferer Markt herausbilden, als wenn die Wahrung nur nationalen Charakter behielte. Grundsatzlich muss keine Verbindung bestehen zwischen der Wahrung in welcher Transaktionen durchgefuhrt werden und der Nationalitat der ausfuhrenden Banken. Nichts desto trotz verbleibt ein relativer Vorteil beispielsweise fur US-Banken mit US- Dollar umzugehen wie es fur britische Banken vergleichsweise einfacher sein wird mit Pfund zu verfahren.

Drittens. Seignorage. Dies ist moglicherweise der groBte Vorteil, sollten andere Lander eine Landeswahrung als internationale Wahrung verwenden. Das schlieBt sich zum einen daraus, dass durch Abfluss von Bargeld einer Landeswahrung, Forderungen der Lander entstehen, die sie gegenuber dem Herausgeberland dieser Wahrung beispielsweise in Form von Warenkaufen einfordern konnten. Dies bedeutet im Umkehrschluss, dass das Herausgeberland in seiner eigenen Wahrung, gehalten im Ausland, eine Form zinslosen Kredit erhalt, den es moglicherweise gar nicht zuruckbezahlen muss, da das einmal abgeflossene Geld im Ausland verbleibt.

Der zweite wichtige Punkt ist der, dass ein Herausgeberland einer internationalen Wahrung aufgrund der Verwendung seiner Wahrung im Ausland selber Kredite in seiner eigenen Wahrung vergeben kann, fur dessen Laufzeit es umgekehrt Zinszahlung erhalt.[19]

[...]


[1] Als letztes Beitrittsland zur EU-Wahrungsunion kam Slowenien im Mai 2006, vgl. EZB Jahresbericht 2006, S. 136 f.

[2] Vgl. Friedmann (1997); Greenspan (2001); Hartmann (1998).

[3] Vgl. Mundell (1969, 1998); Bergsten (2002).

[4] Vgl. Woll (2003), S. 561 f.

[5] Vgl. Gebauer (2004), S. 23 f.

[6] Vgl. Gebauer (2004), S. 26 f.

[7] Die Moglichkeit einer Substitutionswahrung sei an dieser Stelle auBen vor gelassen.

[8] Die Bezeichnung „Zahlungsmittel“ erfasst in ihrem Gebrauch Geld zur Abgeltung aller (rechtlichen) Verbindlichkeiten, wahrend die Formulierung „Tauschmittel“ die Geldfunktion enger fasst und die Vermittlung des Guteraustausches bezeichnet.

[9] Vgl. EZB (2005), S. 52 f.

[10] Vgl. Pollard (1997), S. 5.

[11] Vgl. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 29.09.2007, „China grundet Investitionsfonds

[12] Vgl. Herz, Cieleback (1999), S. 196 f.

[13] Diese Erkenntnis ist in der akademischen Literatur als “Grassman’s Law” bekannt.

[14] Vgl. Pollard (1997), S. 16.

[15] Vgl. Herz, Cieleback (1998), S. 197 f.

[16] Wie dies gegenwartig am Beispiel USA im Verhaltnis zu China der Fall ist. 1,4 Billionen US$ Devisenreserven an Devisenbestand weist China zur Mitte des Jahres 2007 auf.

[17] z.B. Finanzintermediare wie Privatbanken.

[18] In der Regel die Zentralbank des jeweiligen Landes.

[19] Durch Netto Transferzahlungen und EinbuBen seines Wettbewerbsvorsprung auf dem internationalen Geldbasismarkt durfte Deutschland laut Sinn und Feist (1997) Seignorage Verluste erwirtschaften. Vgl. CES, Working Paper No. 134, Mai 1997.

Ende der Leseprobe aus 59 Seiten

Details

Titel
Die Entwicklung des Euros im Weltwährungssystem
Hochschule
European School of Business Reutlingen
Note
1,7
Autor
Jahr
2008
Seiten
59
Katalognummer
V149597
ISBN (eBook)
9783640605439
ISBN (Buch)
9783640605682
Dateigröße
693 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Euro, Dollar, Euroraum, Währungsunion, Exportvorteile
Arbeit zitieren
Markus Löbke (Autor:in), 2008, Die Entwicklung des Euros im Weltwährungssystem, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/149597

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