Der Meister des Friedrichs-Altares

Die Anbetung der Heiligen Drei Könige


Seminararbeit, 2008

13 Seiten, Note: 3,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Technische Daten derTafel
Zustand derTafel

Provenienz:

Bildbeschreibung:

Stilbeschreibung
Die Werkstatt
Herkunft des Stils
Standort der Werkstatt

Vergleiche:
St. Jakobsaltar
Anbetung Troppau

Ikonographie:

Schlusswort

Technische Daten derTafel

Es handelt sich hier um eine Tafel, die etwa um 1440 in der Wiener Neustadt durch den Friedrichsmeister entstanden ist. Gemalt wurde auf Fichtenholz, die MaRe der Tafel betra- gen 114,5 cm und 73 cm. Oben ist ein 5 cm breiter Streifen angestuckt worden. Laut dem Katalog des Museums mittelalterlicher osterreichischer Kunst ist die Tafel die Sonntagsseite eines Altarflugels, da der Hintergrund vergoldet ist. Sie ist die einzige erhaltene Tafel der Sonntagsseite eines verlorenen Altares.[1] Auch zur Ruckseite, also der Werktagsseite der Ta­fel ist nichts bekannt. Wenn sie eine Altartafel war, dann mussten an einer Seite Scharniere zu erkennen sein, oder zumindest eine Spur von Scharnieren, die einmal weggenommen worden sind. Heute wird das Werk allerdings in einen Rahmen prasentiert, der nicht originar ist.

Zustand derTafel

Der Zustand der Tafel ist relativ gut, aber hier ware eine erneute Restauration nicht von Schaden, um die, durch Ablagerungen wie Firnis oder Harzen, verdunkelte und verfalschte Farbe wieder in ihrem Ursprung zu sehen.

Seit der Obergabe durch das Kunsthistorische Museum Wien an die Osterreichische Galerie wurden keine groReren Restaurierarbeiten an der Bildtragersubstanz durchgefuhrt.[2] Die Ta­fel wurde das letzte Mal 1975 restauriert, es wurden Blasen niedergelegt, die Oberflache wurde regeneriert und es wurden kleine Retuschen gemacht.[3] Nach Mag. Erhard Stobe, (fru- herer Leiter der Restaurierwerkstatte, als solcher tatig von 1988 bis 2003), wurde die Tafel auch schon einmal davor restauriert. Leider wissen wir hier aber weder wann sie, noch, von wem sie damals restauriert wurde.[4] Jedenfalls wurde die Tafel auf eine exzeptionelle Weise Restauriert. Im Normalfall wurde eine solche Tafel durch eine Rostung resistenter gemacht. Diese Tafel erhielt auch eine Stutzkonstruktion, jedoch nicht in Form einer Rostung. Stobe vermutet in dieser Restauration ein Zeugnis fruherer restauratorischer Tatigkeit, die nicht in der Wiener Tradition liegt. Sie wurde hochstwahrscheinlich schon vor der Rostungs-Aktion von Joseph Rebell 1825-28 restauriert.[5] Stutzkonstruktionen konnen auf verschiedenste Weise erfolgen.[6]

Auf der Tafel des Friedrichsmeisters wurden auf der Ruckseite zwei starke Querleisten an- gebracht, die von versetzt befestigten Klotzchen gehalten werden. Diese Spangen umfassen nicht die gesamte Tafelhohe. Oberdies ist die Tafel mit einem Ruckseitenanstrich versehen.[7] (Abb. 2)

Provenienz:

Zur Herkunft ist nur so viel zu sagen, dass die Tafel 1934 aus einem steirischen Privatbesitz angekauft wurde. Bis 1953 war das Kunsthistorische Museum Inhaber dieser Tafel, dann wurde sie der Osterreichischen Galerie ubergeben. Heute ist sie im Oberen Belvedere ausge- stellt.

Die Tafel stammt aus einer umfangreichen Werkstatt, die hauptsachlich zwischen 1420 und 1450 tatig war[8] und deren Hauptmeister der so genannte Meister des Friedrichsaltares[9] war. Der Notname gibt einen Hinweis darauf, dass dieser Friedrichsmeister mehrere Auftrage fur Kaiser Friedrich III ausgefuhrt hat. Sein offensichtlich groRtes Werk ist der Wiener Neustad- ter Altar, auch Friedrichsaltar genannt, der 1447 von ebendiesem Kaiser fur das Zisterzien- serkloster in Wiener Neustadt gestiftet worden war.[10] Die einzelnen Quellen gehen davon aus, dass die Tafeln dieses Altares allesamt von der Werkstatt des Meisters stammen.[11]

Bildbeschreibung:

Es ist eine Epiphanie dargestellt, also eine Anbetung des Jesusknabens durch die Heiligen Drei Konige. Das Bild ist von der Komposition eher typisch aufgebaut, in der vorderen Bild- ebene befindet sich die sitzende Maria, die dem knienden Konig den Knaben prasentierend entgegenhalt. Der kniende Konig wird augenscheinlich gesegnet und halt seine Gabe dem Kind entgegen. Ferner befinden sich im Vordergrund die Stalltiere, ein Ochs und ein Esel, sie
nehmen nurwenig Bildflache ein. Im Mittelgrund befinden sich die weiteren zwei Konige, die ihre zwei weiteren Gaben in den Handen halten. Beide sind auch gerade dabei, ihre Krone abzunehmen. Einer der beiden halt sie in seinen Handen wahrend der andere sie sich gerade abnehmen will. Auf circa derselben Bildebene ist die Buste vom Hl. Joseph gegeben, der hin- ter einer niederen Mauer des Stalles herausschaut. Der Stall scheint, als sollte er sich hinter der Figurengruppe befinden. Tatsachlich aber erscheint die Komposition gestapelt. Dazu werde ich spater noch genauer kommen. Michael und Thomas Rainer zufolge ist die maleri- sche Ausfuhrung der Tafel von hohem Niveau.[12] Mehrere Details geben guten Grund zu die- ser Annahme, denn wenn man zum Beispiel die Halme der Strohbundel des Daches, die Ges- taltung der Haartracht oder die hervor lugenden Zahne des alten Konigs betrachtet, so wird einem die sorgfaltige, bisweilen detailverliebte Prazision der Pinselfuhrung klar.[13] Dieselbe Prazision zeichnet auch die meisten anderen Darstellungen des Friedrichsmeisters aus, wie zum Beispiel die der Heiligen am Wiener Neustadter Altar. Am oberen Rand sowie auch am oberen Teil der rechten Seite ist eine Dreipunkt-Punzierung auf dem Goldgrund zu erkennen.

Stilbeschreibung

Die Tafel ist nur 50 Jahre nach der Hochblute der Internationalen Gotik entstanden. Diese Stilform wird auch als der weiche oder der schone Stil beschrieben. Charakteristisch fur die­se Epoche ist, dass die Darstellung einem rein dekorativen Denken unterworfen ist, ebenso wird Buntfarbigkeit, Schonlinigkeit, Flachenbezogenheit und langgezogene Figuren als wich- tig empfunden. Diese spatgotische Malerei war hofisch, idealisierend, detailfreudig und ze- remoniell. Die Figuren sind oft ohne jegliche Beachtung der Perspektive rein dekorativ zu- sammengestellt. Die Ausarbeitung orientiert sich an Modellen der Internationalen Gotik. Die Kostume, Gesten und Haltungen Mariens und der Konige wiederholen einen uber ganz Eu- ropa verbreiteten Motivvorrat, der in verschiedenen Varianten immer wieder neu zusam- mengestellt wird.[14]

Die Charakteristika des weichen Stils sind in dieser Tafel deutlich zu erkennen. Perspektive und Raumtiefe werden hier nur durch den Stall erzwungen und sind somit kaum vorhanden. Der untere Teil des Werkes ist vollkommen plan gemalt. Man kann sehen, dass die beiden
stehenden Konige eigentlich nicht stehen, sondern schweben. Ihre FuRe beruhren nicht einmal wirklich den Boden. Hier kommt das „Primat der Flachenordnung" von Otto Pacht gut zum Ausdruck, nachdem die Flache vor dem Raum steht.[15]

Die Stalltiere sind auch ein gutes Beispiel fur die dekorative Einfugung. Der schone Stil zeigt sich auch in der Kleidung des jungsten der drei Konige. Insgesamt kann man sagen, dass sich das Interesse des Friedrichsmeisters sehr der Stofflichkeit zugewandt hat. Das belegt der akribisch ausgefuhrte Pelzbesatz dieses stehenden Konigs. Wenn man die fruheren Werke des Friedrichsmeisters betrachtet, so wird klar, wie hoch die Anstrengung gewesen sein muss, um die Charakteristika des weichen Stils in den dargestellten Figuren weiter zu stei- gern. So meidet er eckige und kantige Falten. Das wird besonders im Tuch des Turbans des jungsten Konig deutlich. Es bildet zwei Schleifen, die im Wind wehen.[16]

Auf dem Bild herrscht kein Gedrange, aber von Platzmangel kann meiner Meinung nach zweifelsohne die Rede sein, die verbildlichten Charaktere scheinen das Bildfeld zu sprengen, obwohl nur sechs Personen dargestellt sind. Das wird dadurch erzielt, dass die Gewander der Figuren unnaturlich viel Platz einnehmen. Jeder Freiraum wird ausgenutzt. Das wird beson­ders in der Darstellung von Ochs und Esel deutlich. Dagegen nimmt die abgelegte Krone des knienden Konigs viel Platz ein. Genau diese Umstande sind charakteristisch fur die Internati­onale Gotik.

Auch der Hintergrund ist typisch fur den Stil der Internationalen Gotik. In diesem Werk kann man eigentlich nicht von einem Hintergrund reden, da man nicht erkennen kann, in welcher Landschaft die Szene spielt. Dergoldene Hintergrund, der ja eigentlich die Sonntags- seite ausdruckt, wird fast negiert, prozentuell gesehen nimmt er nur einen sehr kleinen Teil der Bildflache ein.

Nachdem das Geschehen sehr statisch ist, kann man in dem Fall nicht von einer Leserich- tung sprechen. Die Darstellung ist sehr auf den formalen Schwerpunkt, den Jesusknaben und auf den Konig im Vordergrund zentriert. Trotzdem ist eine gewisse Bewegung in der Kompo- sition zu erkennen, sie verlauft vom Kopf Josefs uber den Mariens, den des Knabens, bis hin zu dem des knienden Konigs. Neben dieser Szene stehen die anderen beiden Konige etwas abseits.

[...]


1 RAINER Michael und Thomas, Meister des Friedrichsaltares, in: Geschichte der bildenden Kunst in Osterreich; Herausg. Von Hermann Fillitz im Auftrag der Osterr. Akad. D. Wiss. Wien. - Munchen: Prestel 3 Spatmittel- alter und Renaissance/hrsg. Von Artur Rosenauer. Seite 418

2 STOBE, Erhard, Tafelbilder in der Sammlung Mittelalterlicher Kunst der Osterreichischen Galerie Wien, in:

Restauratorenblatter, Band XIX zum Thema Gemalde auf Holz und Metall, Seite 55-57, hier Seite 55.

3 LautderzeitigerChefrestauratorin Mag. Bettina Urban.

4 STOBE, Erhard, Tafelbilder... (Siehe Anm. 2). Seite 55.

5 STOBE, Erhard, Tafelbilder ...(Siehe Anm. 2).

6 Ein Blindrahmen kann aufgeleimt werden, es wurden aber auch Querleisten oder Einschubleisten zur Siche- rung der Stabilitat angebracht.

[7] STOBE, Erhard, Tafelbilder .(Siehe Anm. 2), Seite 56.

[8] ASCHERL, Brigitte, Der Meister des Friedrich-Altares, 1967, Seite 140

[9] Folgend werde ich den Meister des Friedrichsaltares „Friedrichsmeister" nennen.

[10] FLOR, Ingrid, Das Friedrich-Retabel in St. Stephan zu Wien in: Glaube und Macht. Die mittelalterliche Bild-

symbolik der trinitarischen Marienkronung, Schriftenreihe des Instituts fur Kunstgeschichte, Band XVI, 2007, Seite 283-351, hier Seite 283.

[11] http://de.wikipedia.ore/wiki/Friedrich III. (HRR zuletztbesuchtam 2.Juni2008.

RAINER Michael und Thomas, Meister des Friedrichsaltares ... (Siehe Anm. 1), Seite 418.

ASCHERL, Brigitte, Der Meister... (Siehe Anm. 8), Seite 78.

RAINER Michael und Thomas, Meister des Friedrichsaltares. (Siehe Anm. 1). Seite 419.

[15] PACHT, Otto, Gestaltungsprinzipien der westlichen Malerei des 15. Jahrhunderts, in: Kunstwissenschaftliche

Forschungen Band II, 1933, Seite 21.

[16] ASCHERL, Brigitte, der Meister... (Siehe Anm. 8), Seite 80.

Ende der Leseprobe aus 13 Seiten

Details

Titel
Der Meister des Friedrichs-Altares
Untertitel
Die Anbetung der Heiligen Drei Könige
Hochschule
Universität Wien  (Kunstgeschichte)
Veranstaltung
Seminar zu Werken des Belvedere Wien
Note
3,0
Autor
Jahr
2008
Seiten
13
Katalognummer
V149580
ISBN (eBook)
9783640601790
ISBN (Buch)
9783640601806
Dateigröße
432 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Meister, Friedrichs-Altares, Anbetung, Heiligen, Drei, Könige
Arbeit zitieren
Gioia Coreth (Autor:in), 2008, Der Meister des Friedrichs-Altares, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/149580

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