Hitlerjugend und Freie Deutsche Jugend

Vergleich zweier Jugendorganisationen in Deutschland


Hausarbeit (Hauptseminar), 2010

43 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung und Vorgehensweise

2. Geschichte der Jugendorganisationen: Von der HJ zur FDJ
2.1 Jugend im Dritten Reich - Zur Entstehung der Hitlerjugend
2.2 Jugend nach dem Zweiten Weltkrieg - Zur Entstehung der FDJ

3. Hitlerjugend und Freie Deutsche Jugend - Ein Vergleich
3.1 Organisation und struktureller Aufbau
3.2 Abhangigkeit von und Nutzen fur die Partei
3.3 Mitgliedschaft
3.4 Gleichschaltung der Jugend
3.5 Aufgaben, Ziele, Inhalte und Weltanschauung
3.6 Jugendorganisation und Schule
3.7 Aktivitaten in der Organisation
3.8 Militarisierung

4. Fazit und Schlussbemerkungen

I Abkürzungsverzeichnis

II Quellenverzeichnis

III Anhang

1. Einleitung und Vorgehensweise

„Und komischerweise bei uns in Zschieren ist aus dem HJ-Heim gleich ein FDJ-Heim geworden. Die haben blob die Fahne gewechselt.“ 1

Ob und inwieweit dieses Zitat von dem ehemaligen Hitlerjungen Werner Plath auch auf andere Bereiche der Jugendorganisationen Hitlerjugend und Freie Deutsche Jugend zutrifft, soll mit der vorliegenden Hausarbeit geklart werden.

Da das Thema sehr umfangreich ist und die zahlreich vorhandene Literatur nicht leicht zu bewaltigen ist, werde ich mich auf die wesentlichsten Punkte konzentrieren und beispielsweise Aspekte wie Symbole, Gelobnisse oder Lieder auben vor lassen. Weiterhin ist es klar, dass jede Organisation in gewisser Weise auch Gegner hatte, aber auch auf diese mochte ich, aufgrund der begrenzten Seitenanzahl nicht genauer eingehen. Schlieblich soll das Hauptziel der Arbeit sein, zu untersuchen und herauszufinden inwieweit sich die Geschichte der Jugend im Nationalsozialismus spater in der DDR in ihren wichtigsten Aspekten wiederholte. Zum Thema liegen schon mehrere Arbeiten vor, die ich als Stutze zur Findung von Ideen und Anregungen verwendete.

Zum besseren Verstandnis werde ich zunachst auf die Entwicklung der beiden Organisationen eingehen, um mich dann den wichtigsten Bereichen im Vergleich zu widmen. Dabei mochte ich vor allem mit Zitaten von Zeitzeugen belegen, wie sich Hitlerjugend und Freie Deutsche Jugend unterschieden haben und in welchen Punkten sie Gemeinsamkeiten aufwiesen.

Die Gliederung der Hausarbeit erfolgt nach folgendem Schema: Zu den einzelnen Punkten werde ich zunachst die wichtigsten Aspekte von Hitlerjugend und Freier Deutscher Jugend erlautern. Ein zusammenfassender Vergleich im Anschluss an den jeweiligen Gliederungspunkt verschafft dazu jeweils einen guten Uberblick. Ich mochte hiermit schon einmal auf die im Schlussteil aufgezeigte Tabelle verweisen, welche die wichtigsten Gemeinsamkeiten und Unterschiede nochmals zusammenfassend darstellt.

Die Arbeit enthalt viele Abkurzungen, welche sich im Anhang in einem Abkurzungsverzeichnis wiederfinden.

Zu meiner personlichen Rechtfertigung mochte ich hiermit klar stellen, dass ich die Ideologie der Nationalsozialisten keinesfalls vertrete. Ich habe versucht, die Arbeit dennoch so neutral wie moglich zu gestalten. Wenn allerdings Missverstandlichkeiten auftreten sollten, so bitte ich, dies zu entschuldigen.

2. Geschichte der Jugendorganisationen: Von der HJ zur FDJ

2.1 Jugend im Dritten Reich - Zur Entstehung der Hitlerjugend

Der Erste Weltkrieg brachte vor allem der Jugend bzw. der jungen Generation in Deutschland nachhaltige Folgen. Viele Teile der Bevolkerung fuhlten sich betrogen und wollten sich der politischen Situation nicht anpassen. Durch die materiellen Belastungen, die der Versailler Vertrag mit sich brachte, verarmten grobe Teile der Bevolkerung. Vor allem die deutsche Jugend war von diesen Folgen betroffen. Es herrschte eine hohe Arbeitslosigkeit und schlechte Arbeitsbedingungen. Kaum ein Jugendlicher dieser Zeit glaubte daher noch an eine politische, gesellschaftliche und okonomische Ordnung. 2

Die stark an Mitgliedern wachsende NSDAP nutzte diese politische Lage Deutschlands, indem sie gezielt ihre propagandistischen Mittel zur Manipulation der Jugendlichen einsetzte.

Vor allem im Jahre 1932 stieg die Mitgliederzahl der NSDAP erheblich an, es folgte ein ebenso starker Zuwachs der Mitglieder der Hitlerjugend von Ende 1932 bis 1934, welche im Punkt 3.3 noch einmal genauer dargestellt wird.

Vorlaufer der am 26. Juli 1926 gegrundeten Hitlerjugend war der 1922 in Munchen von Adolf Lenk gegrundete „Jugendbund der NSDAP“. Allerdings fand dieser in der Zeit noch keinen wirklichen Zulauf. Ebenso war Adolf Lenk eher unqualifiziert und besab „als Jugendfuhrer keine besonderen Gaben.3 “Trotzdem bildeten sich weitere Ortsgruppen u.a. in Nurnberg, Zeitz, Dresden, Hanau und Plauen im Vogtland. Genau diese (gegrundet von Kurt Gruber) in Plauen sollte spater zum Kern der Hitlerjugend werden. Wahrend dem Verbot der NSDAP 1923 bis 1925 grundeten u.a. Adolf Lenk weitere Gruppen und Bunde, die allerdings eher unbedeutend blieben. Im Mai 1924 grundeten Drexler, Rosenberg, Amann, Dinter, Streicher und Esser die „Grobdeutsche Volksgemeinschaft“, der in etwa zur gleichen Zeit eine „Grobdeutsche Jugendbewegung“ anhing. Mit der Neugrundung der NSDAP wurde Adolf Lenk aufgrund von Unfahigkeit und Verhandlungen mit der Frontjugend entlassen. Die Fahigkeiten zu Fuhrung einer Jugendorganisation, die Adolf Lenk fehlten, besab allerdings der schon oben angesprochene Kurt Gruber. Er setzte sich voll und ganz fur seine Gruppe in Plauen ein und wurde schon im Fruhjahr 1924 zum Fuhrer des Landesverbandes Sachsen der Grobdeutschen Jugendbewegung ernannt. Kurt Gruber war damit einer der wohl einflussreichsten Fuhrer der Jugendorganisation. Nach seiner Haftentlassung (und somit nach der Neugrundung der NSDAP) erschienen Adolf Hitler einige Gruppierungen allerdings nicht als vertrauenswurdig, denn er „lehnte alle Gruppierungen ab, die sich ihm nicht bedingungslos unterwarfen“4 Hitler befurwortete in diesem Zusammenhang die „Schilljugend“, welche ihn allerdings enttauschte. Kurt Gruber engagierte sich in der Zeit weiter fur die GroBdeutsche Jugendbewegung, sodass Adolf Hitler davon ausgehen konnte, dass dieser der nationalsozialistischen Bewegung treu bleiben wurde. So kam es, dass die „ GroBdeutsche Jugendbewegung“ am 3./4. Juli 1926 (auf Vorschlag Julius Streichers) in „Hitlerjugend, Bund Deutscher Arbeiterjugend“ umbenannt wurde und bis 1945 als die „einzige offizielle Jugendorganisation der NSDAP“ bestand.5

Neben und unabhangig von der Hitlerjugend entstanden seit Mitte der 20er Jahre weitere nationalsozialistische Jugendorganisationen. Dazu zahlte u.a. der NS-Schulerbund (wurde am 01. Marz 1933 vollstandig in die HJ eingegliedert), dessen Fuhrer Adrian Theodor von Renteln 1931 den bisherigen Reichsfuhrer der Hitlerjugend, Kurt Gruber, abloste. Ebenso existierte ein NS-Studentenbund, geleitet von Baldur von Schirach, welcher am 30. Oktober 1931 zum „Reichsjugendfuhrer der NSDAP“, spater, am 17. Juni 1933 zum „Reichsjugendfuhrer des Deutschen Reiches“ ernannt wurde. Artur Axmann (der Leiter der Nationalsozialistischen Berufsschulorganisation, die sich allerdings nicht durchsetzen konnte6 ) ubernahm dieses Amt ab 1940. An der Spitze der gesamten Hitlerjugend stand die Reichsjugendfuhrung in Berlin.7

Die Hitlerjugend bestand bis zum Kriegsende 1945 und wurde schlieBlich mit dem Verbot der NSDAP und all ihrer Organisationen durch die Alliierten verboten.

2.2 Jugend nach dem Zweit en Weltkrieg - Zur Entstehung der FDJ

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges im Mai 1945 wurde Deutschland in vier Besatzungszonen auf geteilt, von denen eine die Sowjetische Besatzungszone (SBZ) darstellte.

Alle vier Besatzungszonen begannen schon anfangs ihr eigenes System zu entwickeln. In der SBZ ubernahm dies die Sowjetische Militaradministration in Deutschland (SMAD). Oberstes Ziel war zunachst die restlose Entnazifizierung der deutschen Burger, inbegriffen der deutschen Jugend. Schon funf Wochen nach der Kapitulation befurwortete die SMAD die Grundung neuer Parteien; es entstanden die Kommunistische Partei Deutschlands (KPD), Die Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD), die Christlich Demokratische Union Deutschlands (CDUD) und die Liberal-Demokratische Partei Deutschlands (LDPD).8 Die deutsche Jugend war von den Folgen des Zweiten Weltkrieges schwer getroffen, vor allem durch den Verlust mannlicher Jugendlicher, die den Kriegsdienst leisten mussten und im Krieg fielen. Ziel der Parteien war es nun, die „verbliebenen“ Jugendlichen im Sinne der Demokratie zu erziehen und fur den Wiederaufbau zu gewinnen. Es bildeten sich zahlreiche antifaschistische Jugendausschusse.9 Allerdings blieb die Haltung der Parteien gegenuber den Jugendlichen vorerst eher skeptisch, da nahezu alle Jugendlichen in der Hitlerjugend und ihren Teilorganisationen vertreten waren. Bis 1947 wurden daher noch zahlreiche Verhaftungen deutscher Jugendlicher vorgenommen.10

Nur wenige Heranwachsende fanden sich schon kurz nach dem Kriegsende in, vor allem mit Hilfe junger Erwachsener, die vor 1933 schon Jugendorganisationen betrieben haben, neugegrundeten Jugendverbanden wieder. Die KPD allerdings, die sich zunachst wohl als einzige Partei fur die Jugend einzusetzen vermochte, strebte eine „einheitliche, freie Jugendbewegung“11 an. Um allerdings die Jugend bzw. die politische Haltung der Jugendlichen zu entdecken und jugendliche Funktionare fur die kunftige einzige Jugendbewegung zu finden, belief es die KPD zunachst bei der Grundung von diversen Jugendausschussen. Somit hatten sie genugend Zeit, um die Durchsetzung einer groben Bewegung zu planen und strukturieren. Die rechtliche Grundlage fur die Grundung dieser Einheitsjugendorganisation sicherte der Befehl der SMAD vom 31. Juli 1945, der besagte, dass alle anderen selbststandigen Zusammenschlusse, gewerkschaftliche und politische Jugendorganisationen verboten werden sollen. Dies beinhaltete zudem Spotvereine.12

Schon im September kam es demzufolge zu einem Vorschlag der KPD uber einen einheitlichen Jugendausschuss in der SBZ. Es konstituierte sich der Zentrale Antifaschistische Jugendausschuss unter dem Schein der Uberparteilichkeit. Ab Dezember 1945 begannen dann die ersten Arbeiten zur Grundung der FDJ begleitend von einer konkreten Forderung zur Grundung der Organisation „Freie Deutsche Jugend“, die zunachst allerdings abgelehnt wurde. Es folgte eine Aufforderung der KPD an die deutsche Jugend, sich an die SMAD mit dem Verlangen nach einer einheitlichen Organisation zu wenden. Die KPD und die SPD arbeiteten daraufhin im Januar schon einmal eine Struktur- und Organisationsplanung der neuen Organisation aus. Den Bedenken der Kirchenvertreter, dass sich durch die FDJ eine neue Zwangsjugend entwickeln wurde, stand die KPD mit dem Argument, dass die kirchliche Jugendarbeit nicht unter Leitung der FDJ stattfinden musste, gegenuber. So kam es, dass am 26. Februar 1946 „14 Mitglieder des Ausschusses einen an die SMAD gerichteten Antrag zur Lizensierung der FDJ [unterzeichneten]13." Die SMAD willigte, trotz anfanglicher Zweifel bzgl. der Fuhrungszuverlassigkeit von KPD und SPD, ein. Somit gilt der 07. Marz 1946 als Grundungstag der FDJ.14

Die FDJ in diesem beschriebenen Sinne existierte seither bis 1990. Nach der Wende existierte die FDJ weiter bis heute. Allerdings ist die Mitgliederzahl sehr gering und die Organisation verlor immer mehr an Bedeutung.15

3. FDJ und HJ: ein Vergleich

3.1 Organisation und struktureller Aufbau

Die HJ

Die Hitlerjugend bestand aus einer klaren Struktur, die in der „Zweiten Durchfuhrungsverordnung zum Gesetz uber die Hitlerjugend (Jugenddienstverordnung)“ vom 25. Marz 1939 im §1 festgemacht wurde. Somit bestand die Hitlerjugend aus dem „Deutschen Jungvolk“ (DJ) fur Jungen zwischen 10 und 14 Jahren, dem „Jungmadelbund“ (JM) fur Madchen zwischen 10 und 14 Jahren, dem „Bund Deutscher Madel“ (BDM), gegrundet 1930, fur Madchen zwischen 14 und 18 Jahren sowie der (eigentlichen) „Hitler -Jugend“ (HJ) fur Jungen zwischen 14 und 18 Jahr16 &Mit 18 Jahren erfolgte dann die Ubernahme in die NSDAP.

Fur die Hitlerjugend bestanden diverse Sonderheiten wie Flieger-HJ, Motor-HJ, Reiter-HJ etc., zum Bund Deutscher Madel kam 1938 noch das Werk „Glaube und Schonheit“ hinzu, zur Erfassung von Frauen im Alter von 17 bis 21.

Die Hitlerjugend (mit dem Jungvolk) sowie der Bund Deutscher Madel (mit dem Jungmadelbund) besafien innerlich eine hierarchische Struktur. Dabei unterschied man im JV Jungenschaft, Jungzug, Fahnlein, Stamm und Jungbann; im JM in Jungmadelschaft, Jungmadelschar, Jungmadelgruppe, Jungmadelring und Jungmadeluntergau; im BDM in Madelschaft, Madelschar, Madelgruppe, Madelring und Untergau und in der HJ in Kameradschaft, Schar, Gefolgschaft, Unterbann und Bann.17 Durch eine territoriale Gruppenbildung entstanden dann beispielsweise aus drei Jungenschaften ein Jungzug, aus drei Jungzugen ein Fahnlein etc.18

Die fur Mitglieder erreichbaren Dienstrange warden nach den jeweiligen Gruppen benannt.

So konnte man beispielsweise im BDM Madelschaftsfuhrerin, Untergauf uhrerin o.a. werden, im JV z.B. Jungenschaftsfuhrer19. Der Zeitzeuge Dr. Wolfgang Renner berichtet im Buch „Kinder in Uniform“ auberdem, dass sich bestimmte Dienstrange im JV, denen er angehorte, ganz einfach ergaben, „weil die Alteren in die Hitlerjugend kamen, und da mussten dann wieder neue junge Fuhrer ernannt werden20 Man kann demnach in der Hitlerjugend von „Jugend fuhrt Jugend“ sprechen, wie auch Adolf Hitler schon proklamierte.

Die FDJ

Die FDJ galt, ahnlich wie die HJ als eine Massenorganisation, d.h. sie erfasste nahezu alle Jugendlichen im Staat.

Die FDJ gliederte sich in die Pionierorganisation Ernst-Thalmann, der Kinder mit der Einschulung vom 6. bis zum 10. Lebensjahr als Jungpionier beitreten konnten. Es folgte eine Aufstufung zu den Thalmann-Pionieren fur Kinder vom 10. bis 13. Lebensjahr (Schuler ab der 7. Klasse). Ab einem Alter von 13/14 Jahren (dem Beitritt der 8. Klasse) konnten Jugendliche dann der FDJ beitreten. Die hochste Altersgrenze lag bei 25 Jahren; diese wurde jedoch 1981 aufgehoben.21

Auch bei der FDJ gab es eine innere hierarchische Str uktur. Demnach bildete jeweils eine Schulklasse bei der Pionieror ganisation Ernst-Thalmann eine Pioniergruppe, alle Pioniere einer Schule die sogenannte Pionierfreundschaft.

Geleitet wurde diese Pionierfreundschaft vom Freundschaftsleiter, der zumeist hauptamtlicher Funktionar oder Padagoge war. Ahnlich war diese Struktur innerhalb der Thalmann-Pioniere und der FDJ, wobei eine Klasse wiederrum eine FDJ-Gruppe bildete. Innerhalb einer Klasse gab es dann jeweils Wahlen fur einen Funktionar, der, in Zusammenarbeit mit dem Klassenleiter, die jeweilige Gruppe leitete und die Arbeit innerhalb der Klasse plante und organisierte.22

Diese gewahlten Gruppenleiter wahlten somit wiederrum den Freundschaftsleiter der Schule sowie einen Stellvertreter dessen. Ebenso bekam jede Schule einen hauptamtlichen Pionierleiter von der FDJ gestellt, der die Gruppenleiter in ihrer Arbeit unterstutzte.23

Zusammenfassender Vergleich

Ahnlich wie bei der HJ erkennt man klar eine altersabhangige innere Struktur der Or ganisation. Unterschiede bringt allerdings das Mitgliedsalter. So konnte man der HJ ab 10 Jahren, der FDJ (genauer gesagt, den Jungpionieren) schon mit sechs Jahren beitreten. Allerdings gab es in der HJ wiederrum sogenannte Kinderscharen, die ebenso schon Kinder unter 10 Jahren erfassten.

Ein wesentlicher Unterschied ist der nun doch demokratische Ansatz in der FDJ bei der Ermittlung der hoheren Amter innerhalb der FDJ. So wurde in der FDJ zumeist gewahlt (gelegentlich bestimmt), in der HJ zum groten Teil bestimmt, bzw. ausgesucht.

Es lasst sich festhalten, dass das Prinzip „Jugend fuhrt Jugend“ wohl fur beide Organisationen gilt. Zwar wurden in der FDJ den einzelnen Gruppen auch „altere“ Mitglieder uberstellt, trotzdem waren allein in den Klassenverbanden die Gruppenleiter zumeist Jugendliche desselben Alters. Dies liefi sich bei der hohen Anzahl der Mitglieder wohl auch nicht vermeiden. Denn wer sollte denn die Vielzahl an Kindern und Jugendlichen fuhren, wenn nicht sie selbst? Aufierdem lassen sich hier ebenso schon klare Tendenzen zukunftiger Parteifuhrer o.a. erkennen, auf die spater zuruckgegriffen werden konnte.

Beide Organisationen galten demnach als Massenorganisation, wobei der Hitlerjugend noch der Titel Staatsjugendorganisation angehaftet werden kann, welcher der FDJ nicht vorauseilt.

3.2 Abhangigkeit von der Partei, Nutzen fur die Partei

NSDAP und HJ

Die NSDAP wurde am 20. Februar 1920 gegrundet und kam aus der am 05. Januar 1919 gegrundeten Deutschen Arbeiterpartei (DAP) hervor. Adolf Hitler, welcher am 21. Juli 1921 den Parteivorsitz ubernahm, trat dieser schon 1919 bei und verlieh ihr eine zunehmende Popularitat mit seinen rednerischen Fahigkeiten. Die wichtigsten ideologischen Grundsatze der Partei waren Antisemitismus und die Idee der Volksgemeinschaft. Sie kampften gegen die weitreichenden Folgen des Versailler Vertrages und gegen das international Judentum.

Die Partei wurde 1923, aufgrund des gescheiterten Putschversuches Hitlers, verboten und 1925 neu gegrundet. Seit diesem Ereignis stieg die Mitgliederzahl erheblich an, die NSDAP erzielte sehr gute Wahlergebnisse (was naturlich ebenso auf die erfolgreich betriebene Propaganda zuruckzufuhren ist) und wurde schlieblich am 30.01.1933 mit der Bestimmung Adolf Hitlers zum Reichskanzler zum Instrument der wohl groten politischen Katastrophe Deutschlands. Mit der unterzeichneten Kapitulation am 08. Mai 1945 wurde die NSDAP fur immer verboten und aufgelost.24

Schon vor der Machtergreifung 1933 stieg die Mitgliederzahl auch in der Hitlerjugend an (siehe dazu auch Punkt 3.3). Die Hitlerjugend wurde zwar nicht unmittelbar von der Partei gegrundet, dennoch ist eine politische Abhangigkeit dieser von der NSDAP nicht zu leugnen.

Somit zog die NSDAP die Mitglieder der HJ fur ihre Zwecke heran; die Erziehung war unmittelbar auf die Ziele der Partei ausgerichtet. Die HJ galt als die „Nachwuchsorganisation der Partei"25. Vor allem wahrend des Krieges wurden zunehmend HJ-Mitglieder fur den Einsatz im Krieg gebraucht, sie galten als eine Art „Reserve der26 Parteiwurden die Jugendlichen schon in der HJ fur den Krieg ausgebildet (mehr dazu im PunBt8) und im Ernstfall im Krieg eingesetzt. Zudem sollten in der HJ naturlich auch zukunftige Mitglieder der NSDAP ausgebildet werden. Die Hoffnung der Nationalsozialisten war weiterhin, dass die Jugend, im Falle einer Niederlage Deutschlands, das nationalsozialistische Gedankengut weiter verbreiten werde, sodass die nationalsozialistische Ideologie weiter leben bzw. uberleben wurde. Dies konnte im Nachhinein glucklicherweise aber nicht realisiert werden.27

Trotz alledem: innerhalb der Zeit des Nationalsozialismus hatte vor allem die Jugend die Auf gabe, nationalsozialistisches Gedankengut weiterzugeben, zu befurworten und zu verbreiten.

SED und FDJ

Die Sozialistische Einheitspartei Deutschlands (SED) kam aus dem Zusammenschluss von KPD und SPD am 21./22. April 1946 in der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ) zustande und hatte somit schon von Anfang an einen stark kommunistischen Charakter. Schon zu Grundungszeiten der DDR hatte die SED die Vor machtstellung und ubte wahrend der DDR- Zeit informell eine politische Diktatur aus. Schon hier lassen sich Parallelen zur Zeit des Nationalsozialismus aufstellen. Beide Systeme unterlagen einer Diktatur, auch wenn diese in der Zeit der DDR nicht offiziell anerkannt wurde, sondern „nur“ von den Menschen empfunden wurde und auch heute noch als eine Art der Diktatur angesehen wird. Die SED war hierarchisch aufgebaut und folgte dem Prinzip des „demokratischen Zentralismus“. Das wohl bekannteste Mitglied der Partei war der Generalsekretar des Zentralkomitees (ZK - die „politische Elite der DDR“) Erich Honecker, der Walter Ulbricht 1971 abloste und im Oktober 1975 ebenso den Vorsitz im Staatsrat aufnahm.28

Schon am Grundungstag wird die SED als eine Partei der Jugend proklamiert. Es wird verdeutlicht, dass die SED „die Interessen der Jugend in Schule, Beruf und im offentlichen Leben vertritt.‘29 In den 80er Jahren kamen neue Reformen der UdSSR auf, die die SED allerdings verweigerte. Erst zur Wende 1989 nannte sich die SED schlieblich in PDS um und heibt seit 2005 „Die Linkspartei“ bzw. „Die Linke“. 30

Ahnlich wie bei der HJ wurden die Jugendlichen in der FDJ dafur gebraucht, neue junge Menschen heranzubilden, die spater zur „Schaffung der Grundlagen des Sozialismus und zur Verteidigung des Friedens [...]“ 31 dienen sollten. Dazu wurde ein 3-monatiger Kurs fur 18-25 Jahrige Mitglieder der FDJ eingefuhrt, die sie in korperlicher Ertuchtigung ausbilden sollte.

Im Jahre 1962 wurde die Wehrpflicht eingefuhrt (mehr dazu im Punkt 3.8) „Die Freie Deutsche Jugend ist der sozialistische Jugendverband der Deutschen Demokratischen Republik. Die Sozialistische Einheitspartei Deutschlands unterstutzt die Freie Deutsche Jugend als aktiven Helfer und Kampfreserve der Partei.“32 Die Jugendlichen dienten demnach vor allem als eine Art Kader.

[...]


1 Plath, Werner in: Kinder in Uniform, S. 57

2 Von Hellfeld, M.: Bundische Jugend und Hitlerjugend - Zur Geschichte von Anpassung und Widerstand 1930 - 1939, Verlag Wissenschaft und Politik, Koln, 1987, S. 27f.

3 Brandenburg, H.C.: Die Geschichte der HJ - Wege und Irrwege einer Generatio n, Verlag Wissen schaft u nd Politik, Koln, 1968, S. 23

4 Brandenburg, S. 27

5 Ebd. S. 22ff.

6 5 Ebd. S. 50f.

7 Sauerwein, Teresa: Hitlerjugend (HJ), 1926-1945, in: Historisches Lexikon Bayerns, [URL: http://www.historisches -lexikon-bayerns.de/artikel/artikel_44892], 30.11.2009

8 Mahlert, U. & Stephan, G.R.: Blaue Hemden - Rote Fahnen: Die Geschichte der Freien Deutschen

Jugend, Leske + Budrich, Opladen, 1996, S. 13

9 Ebd. S. 16ff

10 Skyba, P.: Vom Hoffnungstrager zum Sicherheitsrisiko - Jugend in der DDR und Jugendpolitik der SED 1949 - 1961, Bohlau Verlag, Koln/Weimar/Wien/Bohlau, 2000, S. 26

11 Zit. nach Ulbricht, Walter: Rede vor KPD-Funktionaren im Juni 1945, in: Skyba, S. 28)

12 Skyba, S. 29

13 Skyba, S. 33

14 Ebd. S. 30ff.

15 Geschichte der FDJ [URL: http://www.fdj.de/FDJ_Homepage_08/Seiten/Geschichte.html],
Stand: 25. Februar 2010

16 Jahnke, K.H. & Buddrus, M.: Deutsche Jugend 1933 - 19 45 - Eine Do kumentation, VSA-Verlag, Hamburg, 1989, S. 160

17 Vgl. Anhang S. 34 aus Koch, S. 400

18 Renner, Bersch, Pretzsch et al.: Kinder in Uniform - Generationen im Gesprach uber Kindheit und Jugend in zwei deutschen Diktaturen, Schulmuseum - Werkstatt fur Schulgeschichte Leipzig, Leipzig 2008, S. 85

19 Vgl. Anhang S. 35, aus Koch, S. 399

20 Dr. Wolfgang Renner in: Kind er in Uniform, S. 17

21 Walter, Michael: Die Freie Deutsche Jugend. Ihre Funktionen im politischen System der DDR, Arnold Bergstraesser Institut, Freiburg 1997, S. 24

22 Niederdalhoff F.: „Im Sinne des Systems einsetzbereit...“ - Madchenabreit im „Bund Deutscher Madel“ (BDM) und in der „Freien Deutschen Jugend “ (FDJ) - Ein Vergleich, LIT Verlag, Munster 1997, S. 68f.

23 Pionierorganisation Ernst Thalmann [URL: http://www.uniprotokolle.de/Lexikon/ Pionierorganisation_Ernst_Th%E4lmann.html], Stand: 2 4. Februar 2010

24 Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP) 1933-1945
[URL: http://www.dhm.de/lemo/html/nazi/innenpolitik/nsdap/index.html], Stand: 24. Februar 2010

25 Peter, C.: Die Hitlerjugend und die Freie Deutsche Jugend - zwei deutsche Staatsjugend organisa tionen im Vergleich, Grin - Verlag fur Akademische Texte, Luzern, 2008, S. 8

26 vgl. Ebd.

27 Peter, S. 8f.

28 Walter, S. 24

29 Krajewski, Andre: Hitlerjugend - HJ [URL: http://www.shoa.de/drittes-reich/herrschaftsmstrument- staat/151.html], Stand: 25. Februar 2010

30 Jahnke, Bud drus, S. 162

31 Zit. nach Honecker, Erich in: Skyba, S. 196 1

32 Walter, S. 24

Ende der Leseprobe aus 43 Seiten

Details

Titel
Hitlerjugend und Freie Deutsche Jugend
Untertitel
Vergleich zweier Jugendorganisationen in Deutschland
Hochschule
Universität Erfurt  (Erziehungswissenschaftliche Fakultät)
Veranstaltung
40 Jahre Schulentwicklung in Ost- und Westdeutschland
Note
1,0
Autor
Jahr
2010
Seiten
43
Katalognummer
V149496
ISBN (eBook)
9783640600496
ISBN (Buch)
9783640600311
Dateigröße
1817 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Hitlerjugend, Freie Deutsche Jugend, FDJ, HJ, Vergleich, Organisation, Jugend, Deutschland, Jugendorganisation
Arbeit zitieren
Monique Wicklein (Autor:in), 2010, Hitlerjugend und Freie Deutsche Jugend, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/149496

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