Südafrikas Korporatismus im Reformprozeß nach der Apartheid


Hausarbeit, 2000

18 Seiten, Note: 2,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

I. Einleitung

II. Korporatismus
II.1 Begriff
II.2 Charakteristika des Korporatismus
II.3 Akteure im Korporatismus
II.3.1 Staat
II.3.2 Großverbände

III. Südafrikas Korporatismus im Reformprozeß
III.1 die Gewerkschaftsdachverbände COSATU und NACTU
III.2 Südafrika im Ausnahmezustand bis 1989
III.3 Veränderte Aufgaben der Gewerkschaften im Reformprozeß
III.4 Tripartistischer Korporatismus in der Realität
III.4.1Kooperation von ANC und COSATU
III.4.2 Reconstruction and Development Programme [RDP]
III.5 Korporatistische Verhandlungen auf der Makro-Ebene
III.5.1 Nationale Arbeitskräfte Kommission [NMC]
III.5.2 der NEF- das nationale Wirtschaftsforum

IV. Südafrikanische Realität
IV.1 Arbeitsmarkt, Bildung und Zustände
IV.2 Beurteilung von Programmen und Initiativen

V. Fazit

I. Einleitung

Südafrika ist das präsenteste afrikanische Land in den Medien. Reich an Rohstoffen und großen kapitalistischen Konzernen, wird oft über die wirtschaftliche Lage des Landes berichtet (z.B. im Economist). Auch politisch sind die westlichen Länder am Entwicklungsprozess Südafrikas interessiert, der nach der Apartheid, durch den populären Präsidenten Nelson Mandela und den ANC (African National Congress) vorangetrieben wurde.

Nach den Jahrzehnten der Rassentrennung und Unterdrückung der „black and coloured people“ durch die weiße Regierung , versucht sich Südafrika weltoffen und modern zu repräsentieren.

Während früher durch die weiße Regierung gezielt die Ausbildung von Schwarzen niedergehalten, und Ihnen nur unqualifizierte Jobs zugestanden wurden, versuchen heute Regierung, Verbände und Gewerkschaften einen Weg aus dieser Ausbildungsmisere hinsichtlich der schwarzen Menschen zu finden.

In allen Bereichen des gesellschaftlichen und politischen Lebens haben Veränderungen und Reformen eingesetzt.

Doch wie wirkt sich der Reformprozess, nach der Apartheid, auf den südafrikanischen Korporatismus, die Verbände und Gewerkschaften aus, und wie haben sie teil an der Entwicklung? Welche Zielsetzungen und Veränderungen sind bei den Interessensorganisationen festzustellen, welche Projekte werden gemeinsam unternommen?

Diese Fragen versuche ich in meiner Hausarbeit zu beantworten.

II. Korporatismus

II.1 Begriff:

Korporatismus ist Teil der politischen Interessensvermittlung. Der tripartistische Korporatismus umfasst Staat, Gewerkschaften, und Kapital. Verbände haben genauso wie Parteien eine „organisatorische Verfassung“1. Explizite Satzungen zur Regelung der Mitgliedschaft, Finanzierung, Bestellung der Führung, Rechenschaftsauslegung.1

Der Operationsmodus von Verbänden liegt in der „Bündelung von Mitgliederinteressen zur laufenden direkten Einflussnahme auf politische und gesellschaftliche Gestaltungsprozesse (Partizipation, Verhandlungen, Anhörung, Drohung, Verweigerung, Protest, Bestechung usw.).“2

Durch „hohen Konsensbedarf der neuen Wirtschaftspolitik“, und die nicht erfolgte Selbstregulierung des Marktes in der Laissez faire- Politik, erlebte das Konzept des Korporatismus eine Wiederbelebung3

Korporatismus ist als eine „Variante des koordinierten Kapitalismus“4 zu verstehen. Hier spielen Interessensorganisationen eine wichtige Rolle bei der Organisation politischer und wirtschaftlicher Maßnahmen.

Jedoch gibt es verschiedene Verständnisse des Begriffs. So ist nach Lehmbruch Korporatismus ein „pluridimensionales Prinzip“, Maier sieht es als „Klassenoperation“, andere eher als öffentliche Involvierung.4

II.2 Charakteristika des Korporatismus:

Mitglieder schließen sich freiwillig, auf der Basis gemeinsamer Interessen zusammen. Der Begriff „pressure groups“ ist dafür bezeichnend. Ebenso wie ihre Ausrichtung auf „pressure“ und „lobbying“ haben die größeren Verbände starke Beziehungen zur Regierung und anderen staatlichen Organisationen.

Im Zuge ökonomischer und politischer Prozesse erfolgte eine Wandlung hin zu industriellen Beziehungen.5 Gegenüber dem Staat übernehmen die Verbände eine „Puffer“-funktion, durch die direkte Entlastung des Staates, z.B. in der Tarifpolitik). Außerdem übernehmen die Verbände eine Beratungsfunktion gegenüber den staatlichen Organen in bestimmten Gebieten.6

Nach Lehmbruch verfolgt das Modell des Korporatismus, zugunsten einer „Durchsetzung übergreifender Kollektivziele“, eine „Zurückstellung kurzfristiger, begrenzter Sonderinteressen.“7 Also kommt es im Gegensatz zur „pressure politics“ im Korporatismus zur Zusammenarbeit betroffener Interessensverbände mit der staatlichen Politik.

Somit sind sie als Verhandlungspartner unverzichtbar, und mitverantwortlich für die Politikdurchführung. Folglich sind die großen Interessensverbände nicht nur am Willensbildungsprozeß, sondern auch an der Entscheidungsbildung beteiligt.8

Im Korporatismus gehe es, nach Lehmbruch, hauptsächlich um die „Regulierung von Verteilungskonflikten, die für die staatliche Verantwortung für wirtschaftliche und gesellschaftliche Stabitität und wirtschaftliches Wachstum relevant sind.“9

So ist die der Kernbestand der Korporatismustheorie der Verteilungskonflikt zwischen Kapital und Arbeit, also die Einkommenspolitik, genauer die Lohnpolitik.10

Wichtigstes Merkmal des Korporatismus ist nach C. Beck die „...monopolistische Interessensvertretung der beteiligten Organisationen aus Kapital, Arbeit und Staat...“11

Der Umsetzungserfolg hängt von dem kontinuierlichen Konsens zwischen Gewerkschaften und Unternehmerverbänden, bzw. Verbänden und dem Staat, ab. Konfliktregelung passiert nicht nur auf der Ebene Staat- Verband, sondern auch innerhalb der jeweiligen Organisation.12

Durch die Monopolisierung der Interessensvertretung können die Verbände Problemlösungen aufgrund ihrer Machtstruktur realisieren. Voraussetzung ist eine hohe Mitgliederzahl, sowie ein hoher Organisationsgrad des Verbands, um die jeweiligen Positionen wirkungsvoll innerhalb, sowie auch außerhalb dessen, zu vertreten. Deshalb die zentralisierte und hierarchische Organisationsstruktur.1314

Nach Lehmbruch (vgl. Lehmbruch, 1984) sollen die Großverbände stabilisierend in die politischen Entscheidungsprozesse eingreifen. Verbände übernehmen in diesem Prozeß die Interessenaggregation.

Die beschriebenen Prozesse sind auf der Makroebene idealisiert. Korporatistische Vereinbarungen auf der Mesoebene sind Abmachungen in Industriesektoren. Auf Unternehmerebene werden die Vereinbarungen als Mikroebene aufgefaßt.15

II.3 Die Akteure im Korporatismus

II.3.1 Staat:

Der Staat hat im Korporatismus die Aufgabe des Vertrauensaufbaus.16 Die Gruppen von Kapital und Arbeit werden am staatlichen Entscheidungprozeß beteiligt. Es besteht jedoch der Versuch von gegenseitiger Beeinflussung bei Staat und Verbänden.17

Die Rolle des Staates im Prozeß der Verhandlung zwischen den Tarifparteien ist variabel.18

II.3.2 Großverbände:

Großverbände sind nicht nur Interessensgemeinschaften sondern auch „(...)Teil einer öffentlichen Verhandlungspolitik mit staatlichen Institutionen (...)“19, deren Entscheidungen verbindlich sind.20

Die Verhandlungsmacht der Verbände hängt von den Fähigkeiten der Schlüsselfiguren ab.21

Die Schwierigkeit, gerade bei Gewerkschaften, liegt in der Frage, nach der Verfolgung langfristiger Interessen, oder der Ausnutzung politischer Macht für kurzfristige Erfolge.22

[...]


1 vgl.: Rucht, Dieter: Parteien, Verbände und Bewegungen als Systeme politischer Interessenvermittlung

2 Zit. aus Weber, Jürgen: Politikvermittlung als Interessenvermittlung durch Verbände, in: Sarcinelli, Politikervermittlung, S. 213

3 vgl.: Beck, 1996

4 vgl.: Beck, 1996

5 vgl.: Beck, 1996

6 vgl.: Rudzio, 1996

7 Lehmbruch, 1988: 13

8 vgl.: Beck, 1996

9 Lehmbruch, 1979: 55

10 vgl. Beck, 1996

11 Zit. aus Beck, Claudia: Korporatismus als Konfliktregulierungsmodell für Südafrika

Hans-Böckler-Stiftung (Hg), Düsseldorf 1996

12 vgl.: Beck, 1996

13 Anmerkung d. Autors: wenig demokratisch- Verbände müssen über ein korporatives Bewußtsein verfügen, um Einzelaktionen und Streitfälle zu vermeiden.

14 vgl.: Beck, 1996

15 vgl. diesen Abschnitt mit Lehmbruch, 1984

16 vgl.: Beck, 1996

17 vgl.: Lehmbruch, 1979

18 vgl.: Beck, 1996

19 Zit. aus Beck, 1996

20 vgl.: Beck, 1996

21 vgl.: Beck, 1996

22 vgl.: Groser, Manfred: Pluralismus, Korporatismus und Neue Politische Ökonomie. In: Alemann, Ulrich von; 1981: Neokorporatismus. Campus Verlag, Frankfurt am Main

Ende der Leseprobe aus 18 Seiten

Details

Titel
Südafrikas Korporatismus im Reformprozeß nach der Apartheid
Hochschule
Universität Konstanz  (FB Politik und Verwaltung)
Veranstaltung
Zivilgesellschaft der 3.Welt
Note
2,3
Autor
Jahr
2000
Seiten
18
Katalognummer
V14942
ISBN (eBook)
9783638202114
Dateigröße
526 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Diese Arbeit widmet sich dem Wandel und den Aufgaben der korporatistischen Akteure im neuen Südafrika.
Schlagworte
Südafrikas, Korporatismus, Reformprozeß, Apartheid, Zivilgesellschaft, Welt
Arbeit zitieren
Andreas Biesinger (Autor:in), 2000, Südafrikas Korporatismus im Reformprozeß nach der Apartheid, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/14942

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